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Erscheint seit dem Jahre 4844. Blatt Amts Sonntag den 2. Dezember 1917 Nr. 178. 76. Jahrg Der amtliche Teil befindet sich in der Beilage Mr »je Königliche Amtshauptmannschafi Meißen, für das -a.sowie für das Königliche Wochenblatt für Wilsdruff und Ltmgegend. Vas .Mkdrufter Tageblatt" erscheint täglich, mit Ausnahme ^Mjage, abends S Uhr für den folgenden Lag. , ^Msprers bei ^elbstabhvlmig Z^i7r «rucker°i wöchentlich A> Pfg, monatlich 70 psg, m°a° lM »Mw unsere Austräger zugetragen monatlich 80 Pfg , vlertebährbch 7,40 Mk., bat den dcuhchcn Dostanstalten vierteljährlich 2,4« Ml- ohne Zustellungsgebühr, ülllc Voftanstaltcn, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nebmen jade,At Bestellungen entgegen. / Zm Falle höherer Gewalt — -Urieg oder lonst'gcr »««chwelchcr G«öruna-N der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der — hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreifes. 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Der neue Kanzler hat sich bei der Volksvertretung in grober Sitzung eingeführt, die vorausgegangene Verständigung über Richt linien für unser« innere und äußere Politik wurde kurz überprüft und bekräftigt, eine Klärung der inneren Lage ist in weitgehendem Maße erreicht, die Bereitschaft Ler inneren Front neu gestärkt und dieser Erfolg des Grafen Hertling noch vertieft durch den guten Eindruck seines gesamten Auftretens, das wohl geeignet ist, ihn rum Vertrauensmann einer wachsenden Mehrheit werden zu lassen. Ein zufälliger Zusammentreffen gab dieser Stunde aber noch einen ganz besonderen Inhalt, em Ereignis, das sich selbst alles andere überschattend in den Vordergrund stellte, das russische Friedensangebot, von dem der Graf dem Hause und der Öffentlichkeit Mitteilung machen konnte. So fügt es sich, daß Ler Reichskanzler, der eben das Steuer der Reichspolitik ergriffen hatte, gleich vor ver sammeltem Hause der Volksvertretung eine Amtshandlung von erster Tragweite vornehmen konnte. Er erklärtesich bereit, auf das Verlangen des russischen Gegners hin, der zum ersten Male, seitdem die Kanonen ihre eherne Sprache reden und keine andere neben sich dulden, den Weg zu unserm Ohre gesucht bat, für den Fall der Entsendung be vollmächtigter Vertreter aus Petersburg nach Berlin in vorbereitende Friedensverhanhlungen einzutreten. Um so besser, daß dieser Schritt eines der Gegner, der sich an schickte, sich aus dem Gestrüpp der englischen Umgarnung zu befreien, ehe er sich weißgeblutet hat, uns in dem Augenblick steigender innerer Festigkeit anirifft, die diese abgelaufene Woche vollendet hat. Von altem und-von neuem Frieden wurde sonach Be deutungsvolles gesprochen. Die Bereitwilligkeit der Reichs- regicrung über die Wiederheraufbringung der alten wirt- fchaftsfriedlichen Beziehungen zwischen den verbündeten Mittelmächten und dem russischen Reiche, findet landaus und landab im Reiche ebenso tiefes Verständnis als freudigen Widerhall. Die Befriedigung darüber, im Reichs tage stürmisch bekundet, ist eine um so vollkommenere, als Graf Hertling und seine neue Mitarbeiterschaft in der Regierung nach der belebenden parlamentarischen Blut übertragung die innerpolitische Kräfteverteilung nach den heute unentbehrlichen Gesichtspunkten einer gewissen Dul dung und voller nationaler Disziplin 'zu größtmöglicher Geschlossenheit und Schlagkraft nach außen neugeordnet hat. Vaterländische Mitwirkung der Parteien sichert ihr den Erfolg. Das war der Zusammenhang, in dem Ler neue Frieden auf den Wellen der Erörterung schwamm, Lie Wiederbelebung des vormaligen Burgfriedens bis zum Tage, an dem die eisernen Kriegswürfel ausgerollt find. Nach Gegenwarts- und Zukunftsforderungen ist Las innerpolitische Programm gesondert und eine Vereinigung für die Ausschaltung aller parteipolitischen Streitfragen bis auf wenige erzielt worden, Für diese Punkte: Lie Forderung eines Arbeitskammergesetzes, die Beseitigung deS 8 163 der Gewerbeordnung, der die Streikenden in ihrer Propaganda beschränkt, die Milderung der Zensur ist der Boden der Verständigung betteten, die sich zum Teil noch über die sog. Mehrheitsparteien, das Zentrum, Lie Nationalliberalen, die Fortschrittler und die Sozial demokraten in die konservative Parteien bineinerüreckt. ES ist zu bemerken und von großem Belang, Latz — ob viel oder wenig, wir wollen über das Maß nicht rechten — so doch immerhin eine ausgesprochene Zu stimmung auch in den Reihen der rechten Seite zu einigen Forderungen deS neuen Arbeitsprogramms hervortrat. Diese Erscheinung konnten auch die Zweifel nicht entwerten, die der konservative Redner nach seinem Gedankengange folgerichtig nun einmal an der Dauerhaftigkeit oder Durch führbarkeit des neuen Burgfriedens äußern mußte. Hält man dazu die äußerst verbindliche Form, in der nach der Verwerfung des behaupteten verfassungskrankenden Weges deS Zustandekommens der Kanzlerschaft deS Grafen Hertling, dennoch diesen als politische Persönlichkeit in seinen Jührereigenschaften auch aus konservativem Munde begrübt worden ist, dann erscheint die Schlußerklärung, man werde auch auf der rechten Seite bis an die oben gesteckten Grenze Mitarbeiten, doch als mehr denn als «ine wesenlose blutarme Rederanke. Es ist wahrlich nicht gleichgültig, ob eine Partei von den nationalen Qualitäten Ler Konservativen in ernster Schicksalsstunde des Reiches und Volke- in selbstgewählter oder betriebener Absonderung verharrt. Ihre Taktik ist ihre eigene Angelegenheit und Sorge. Aber in deren Beurteilung Ler Tragweite einer Wendung, die dazu führen - könnte, die nur» auf neue Grundlagen gestellte nationale Geschlossenheit der Bereitschaft restlos zu einer vollkommenen zu machen, Dürften die Politiker aller Richtungen einig sein. Dia Engländer gefangen. sammelnde Werberraft, die die Hertlingsche StaatSkunst schon bei ihrem Eintritt tn die politische Arena durch- fühlen ließ, kann einer solchen Entwicklung die Wege bereiten. Möge sie hier so leichten Sieg Lavontragen wie mit dem unwiderstehlichen Zauber einer auf den Herzton gestimmten Beredsamkeit, die auch in der gestrigen großen Stunde Leu einhelligen und unauslöschlichen Dank hinauStrug für unsere Männer im Waffenrock. Aus allen Gauen d-s Reiches ziehen die Gefühle mit, die Bewunde rung und Liebe! Der Eindruck der Kanzlerrede. Was die Presse sagt. Die erste Rede deS neuen Reichskanzlers' wird im allgemeinen von der Parteipresse mit höflicher Achtung und unverkennbarer Anerkennung der Person und der staatsmännischen Gewandtheit deS neuen Mannes aus genommen. Wenn auch an manchen Stellen die unbedingt« Zustimmung durch den Hinweis auf prinzipielle Meinungen und die Notwendigkeit des AbwartenS ersetzt wirb, so findet sich doch nirgends eine direkte Ablehnung. Nach folgend einige der Presfeäußerungen im Auszug: Kölnische Zeitung: Mit außerordentlicher Befriedigung werden alle im deutschen Vaterland die Rede gelesen haben, mit der Graf Hertling sich dem Reichstage gestern als Kan», ler vorgestellt hat. Wie ein Glücksstern stand über ihr. die einen neuen Abschnitt in Deutschlands innerer Geschichte ein leitet. die Kunde von dem amtlichen Friedensangebot eine» feindlichen Grobstaates, die der Kanzler dem Hause machte. Auch hier erwies sich Graf Hertling al» Sprecher de» besseren Denkens der Nation. .Zum Kampfe entschloßen, zum Frieden bereit!' da» mutz nach den Ausführungen des Kanzler» auch weiterhin unsere Losung sein. Berliner Tageblatt: Ganz besonders erfreulich ist, daß er so öffentlich erklärt hat, die Zukunft von Polen, Kurland und Livland solle .dem Selbstbestimmungsrecht ihrer Völker überlassen" sein. Hier begegnet sich der vornehme Zentrums- philosopb mit dem Denker Kant und mit all' denjenigen, die es als höchste, selbstverständliche Forderung der modernen Zeit betrachten, daß ein Volk ebenso wenig wie unter daS Joch eines fremden Glaubens jetzt noch an die Kette fremder Staatsgewalt gezwungen werden darf. Das ist der erste Grundsatz einer Nechtspolitik, die ihre Wege anderswo sucht, als in der Verhimmelung, in der stieren und starren Anbetung brutaler Macht. Vorwärts: Ist von dem neuen Reichskanzler jene frei heitliche Politik im Innern zu erwarten, die ansick heilsam und notwendig, auch zur Stütze des großen Werke» nach außen dient? Eine wirklich befriedigende Antwort auf diese Frage wird man aus seiner Rede nicht herauslesen können. Einstweilen wird man abwarten müßen, ob die tröstenden Versicherungen des neuen Reichskanzlers von der Praxis be stätigt werden, wie man ja überhaupt erst nach mannigfachen Erfahrungen wird sagen können, inwieweit sich an dem greisen Professor, der daS Ruder des Staats ergriffen hat. die Pro- vhezeiung Plato» bestätigen wird: .Nicht eher wird -in Auf hören der Übel in den Staaten, ja beim Menschengeschlecht überhaupt eintreten, als bis die Philosophen zur Regierung kommen." Vossische Zeitung: Es ist zweifellos ein Verdienst deS neuen Kanzlers, daß er unbeirrt durch alle Wenn» und Aber» klar seine Verhandlungsbereitschaft zum Ausdruck gebracht bat und datz er darüber hinaus dem russischen Volke durch herzliche Wort« der Teilnahme unsere Bereitschaft zum Frieden bezeugte. Daß diese Worte nicht mißdeutet werden können, dafür sorgte jener Teil der Kanzlerrede, der die Westmächte davor warnte, unsere Antwortnote an den Papst als Freibrief für eine straflose Verlängerung des Kriege» in» Unendliche anzusehen. In dieser Warnung muß auch das russische Volk ein Zeichen unseres Selbstbewußtseins und unserer Stärke sehen. Kreuzzeitung: Zum erstenmal ergab sich für eine der höchsten amtlichen Stellen im Rate der verbündeten Mittel mächte die Möglichkeit, Las Wort vom kommenden Frieden mir einer tatsächlichen Grundlage auszusprechen. Der Schwierig keiten, die sich noch entgegenstellen werden, gedachte Graf Hertling nicht, er gab nur seine Bereitwilligkeit kund, auf Grund der bisher ja schon bekanntgewordenen, ihm disku tabel erscheinenden russischen Vorschläge tn Verhandlungen einzutreten. Mit ihm hoffen und wünschen wir, datz die Be strebungen eine feste Gestalt annehmen möchten. Daß dabei das deutsche Interesse in dem vollen Umfange gewahrt wird, für Len unsere Waffenerfolge an der Ostfront die Grundlage geben, ist eine Voraussetzung, der.Graf Westarp im Namen seiner politischen Freunde im weiteren Verlaufe der Sitzung Ausdruck gab. Tägliche Rundschau: Die derzeitigen Machthaber tn Rußland haben Waffenstillstand und Friedensverhandlungen angeboten, und Graf Hertling» Regierung glaubt ihrerseits die Dinge so weit reif, daß sie eine diskutable Grundlage für Verhandlungen abgeben könnten. Sie ist bereit, bevollmäch tigte Unterhändler Rußlands zu empfangen. Nie noch, wenn man von diesem Platze au» während dieser KriegSiabre vom Frieden sprach, fühlte man seine Möglichkeit so wirklich ge geben. Jedesmal, wenn Herr v. Bethmann den Frieden an- dot hatte man da» peinliche der Meven seiner nickte, und die Folge bestätigte da» Gefühl. Heute liegen Lie Dinge anders. T^Szeitung: Dynach, war eS mit den bisherigen Zugeständnissen erreichen, ob es wenigsten« weiteren Pressionen widerstehen, und ob es willen» und imstande sein wird, sich die Hände für die Sicherung und AuSnützung des Sieges freizuhaken, wird man da» Ministerium Hertling erst abichließend beurteilen können. Wir müßen also seine weiteren Taten abwarten. Der Tag: Mit keinem Worte hat Graf Hertling merk- würdigerwelse denjenigen Mann in seiner Rede ermähnt, der vielleicht jetzt zu unseren erbittertsten Feinden gehört, den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Wahrscheinlich ist da» widerspruchsvolle Verhalten de» Kollegen von derselben Fakultät jenseits des Ozeans, dem gründlichen deutschen Forfcher auf dem Gebiete de» Staat»recht», so unverständlich, daß er gar keine Stellung dazu finden kann. * Krhr, v. Kühlmann im Hauptausschuß. Ergänzungen zur Kauzlerrede. — Berlin, 30. November. Im Hauptausschuß des Reichstages, der am Freitag in Berlin zusammentrat, machte Staatssekretär des Nutzeren Frhr. v. Kühlmann Mitteilungen zur Lage. Seine Aus führungen waren vertraulich, doch darf folgendes darüber mitgeteilt werden. An der Konferenz von Finanzmännern tn der Schweiz, fall» üe überharivt stattgefundcn Hai, haben deutsche Finanzicute nicht ietlgenommcn. Der von dem russischen BoikSkommisiar Trotzki veröffentlichte Geheimbericht der russische« Gesandtschaft tu Bern darüber beruht auf Klatsch und mangelhaften Informationen. — Rußland liegt in schwere« Wehen, au» denen der Wiederaufbau gewönne« werden soll. Wir werden un» von den Grundsätzen einer festen StaatSkunst tn unserem «erhalten zu Rußland nicht utfernen. Der Staatssekretär hob hervor, daß der Feldzug in Italien in vollem Gange sei und daß die Wirkungen der Niederlagen Italiens auch in Frankreich und England zu spüren seien. Mit scharfen Worten geißelte Herr v. Kühl mann die Versuche feindlicher Staatsmänner, unsere Ver hältnisse als trostlos hinzustellen und unsere Absichten m verdächtigen. Unsere Feinde bleiben bei dem Appell an die rohe Gewalt. Sie werden deshalb die Papstnote nicht beantworten. Die Redner der Parteien stimmten den Ausführungen des Staatssekretärs zu und begrüßten mit besonderer Ge nugtuung die Tatsache, daß die Regierung bereit sei, mit Rußland über den Frieden zu verhandeln. Der Krieg. Wien, 30. Nov. Der amtliche Heeresbericht meldet außer einem erfolgreichen Unternehmen an der-albanische» Front nichts Neues. Beschlagnahme deutscher Schiffe. Im Auftrage der Entente. Nach einer Meldung aus Rio de Janeiro hat Brasilien mit Frankreich ein Übereinkommen über Lie Verwendung von 30 deutschen Schiffen mit einer Gesamttonnage von 250 000 Tonnen für die Dauer eines Jahres unter brasilia- nischer Flagge zur Erleichterung der Lebensmittelbeschaffung der verbündeten Länder getroffen. Die Mittelmeersperre. Die deutsche Mitteilung, die Lie Schließung deS bisher im Mittelmeer freigelassenen Kanals nach Griechenland ankündigte, hat bei allen Griechen aller Richtungen ge waltigen Eindruick hervorgerufen. Man steht aber im all gemeinen in diesem Beschlusse keinen feindseligen Akt gegen das griechische Volk und man gibt offen zu, daß tatsächlich dieser Kanal von der venizelistischen Regierung nicht so sehr zur Versorgung der griechischen Bevölkerung mit Lebensmitteln als oielniehr zur Beförderung von Waffen und Munition verwendet worden ist. Übrigens betont man, daß auch diese neue strenge Maßnahme einen neuen Beweis dafür bringt, daß Griechenland kein Interesse daran hatte, die Politik des Friedens und der inneren Ruhe zu verlassen. * Fortschritte -er Maximalisten. Eine neue KoaütionSregieruug. Die Bolschewisten, die Jnternationaltsteu. die Minima-