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WMalt fiir WilskH und Amgegend Amtsblatt No. 8«. 1 66. Jahrg Donnerstag, de« 2S. Jnli 1967 »7« Der Bürgermeister. Kahlenberger. bach gewiesen. Wilsdruff, am 24. Juli 1907. Mit Gemehmigung der Königlichen Amtshauptmannschaft zu Meißen bleibt der Kommunikation-Weg von Wilsdruff «ach Hühudorf innerhalb Wilsdruffer Flur und zwar von seiner Abzweigung von der Dresdnerstraße ab bis au den Sachs» dorfer Kommunikationsweg in der Zett vom 29. d. Mts. bis 2. n. Mts. wegen rNassenschüttung gesperrt. Der Fährverkehr wird für diese Zeil auf den Kommunikationsweg über Kauf Der Bürgermeister Kahlenberger. Freitag, den 26. Juli d. I., nachmittags 6 Uhr öffentl. Stadtgemeinderatssitzung Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Wilsdruff, am 24. Juli 1907. Erlcheiat wöchentlich dreimal und zwar DimStagS, DoweerStagr und Soauabeudr. Bezugspreis vierteljährlich IM. 30 Pfg., dich die Post bezog« 1 Ml. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt WilSdrufs. Inserate werd« Montags, Mittwochs und Freitags bi» spätestens 12 Uhr angenommen. FasertionSprets 15 Psg. pw viergespaltene KorPuSzeile. Außerhalb des Amtsgettchtsbezirks Wilsdmff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Aufschlag. Mr die Kgl. Amtshauptrnannsckast Meißen, Mr das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat ru Wilsdruff, sowie Mr das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, " . Alttanueberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, HerzogSwalde mit Landberg, Höhndorf, Kaufbach, Keffelsdorf, Kletnschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf Pohrsdorf, Röhrsdorf bet Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmtedewalde, Sora, Steinbach bet Keffelsdorf, Steinbach bet Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Druck oud Berlag vou Zschunke S- Friedrich, Mlsdruff. Für die Redaktion und den amtlichen Teil verantwortlich: Hugo Friedrich, sür den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. » politische Rundschau. Wilsdruff, 24. Juli 1907. Deutsches Reich. Den Spietz umgedreht. Bei dem Wirt Meinhardt in Herne erschien seiner zeit der Arbeiter Baak und verlangte, daß der Wirt das sozialdemokratische Preßorgan halte. Meinhardt lehnte ab und setzte Baak, als dieser mit Gegenmaßnahmen von sozialdemokratischer Seite drohte, etwas unsanft vor die Lür. Da Baak den Fall zur Anzeige brachte, hatte sich der Wirt vor dem Schöffengericht zu verantworten, das ihn mit einer Geldbuße von fünf Mark belegte. Nun aber die Kehrseite der Medaille. Bei dem Studium der Akten fand der Amtsanwalt, daß die Handlungsweise des Baak auch nicht ganz einwandfrei sei. Es wurde gegen ihn die Anklage wegen Nötigung erhoben. Am 18. d M. stand Baak vor der Bochumer Strafkammer, die ihn zu Vierzehn Tagen Gefängnis verurteilte. Ueber einen erschütternde» Vorgang aus dem südwestafrikanischen Feldzuge werden jetzt durch den Bericht des Unterkapttäns der Bondelzwarts Josef Christian an den Pater Malinowski nähere Einzelheiten bekannt, die aufs neue den Heldenmut der deutschen Krieger im hellsten Lichte zeigen. Wie erinnerlich, wurden am 25. Mai v. I. bei Tsamab am Ham-Revier Leut nant Fürbringer und 11 Reiter tot aufgefunden, der Offizier mit einem HalSschuß und durchschossenen Armen. Anscheinend war die kleine Schar bei Errichtung ... einer Heliographenstation überfallenundüberwältigtworden. Joseph Christian hat jetzt über den Kampf, in dem die deutschen Reiter fielen, nachstehende Mitteilungen gemacht: „Am 24. Mai v. I. nachmittags traf ich mit 30 Mann auf die frische Spur FürbringerS, die auf Tsamab führte. Etwa 2 Kilometer von dieser Wasserstelle wurde durch einen Beobachtungsposten von einem Baume herab fest- gestellt, daß Fürbringer mit seinen Leuten bei Tsamab lagerte. Ich beschloß, die deutsche Abteilung anzugreifen, und es gelang mir, gedeckt durch das zerklüftete Gelände, bis auf etwa 100 Meter an den Lagerplatz heranzukommen. Die Reiter waren mit dem Abkochen beschäftigt und saßen um die Kochstelle herum, der Offizier lag etwa 20 Meter entfernt. Wir eröffneten überraschend das Feuer. Die Hälfte der Deutschen fiel sofort, der Rest griff nach den Gewehren und erwiderte das Feuer. Doch nach kurzer Zeit waren nur noch Fürbringer und zwei bis drei Reiter am Leben. Ich rief ihnen zu: „Uanäs up", doch der Offizier antwortete: „Nein, wir ergeben uns nicht, wir verteidigen uns bis zum letzten Atemzuge!* Nach wenigen Minuten war auch der Rest erschossen, Fürbringer fiel als letzter." Joseph Christian schloß seine Erzählung mit den Worten: „Dieser Leutnant liegt in Ehren." Der Fischreichtum der Küste Südwestafrikas. Schon feit 20 Jahren wird auf den Fischreichtum der Küste Südwestafrikas und dessen Einwirkungen aus die Ernährung der dortigen Bewohnerschaft hingewiesen. Jetzt liegt ein neues Zeugnis dafür vor. Das Kommando des kleinen Kreuzers „Sperber" hat einen Bericht darüber erstattet. Darin heißt es: Walfischbai, Sandwichsinseln und bis vor kurzem auch Lüderitzbucht wiesen einen großen Fischreichtum auf. Anzunehmen ist, daß es sich in der Lüderitzbucht nur um eine vorübergehende Erscheinung handelt, wie sie gelegentlich auch an der französischen Küste beobachtet wird. Auch die Hottentottenbucht zwischen Lüderitzbucht und Sandwichhafen soll viele Fische auf« weist«. In Walfischbat sind zwei deutsche Fischer ansässig, die ihren Fang mit sehr gutem Verdienst nach Swakop- münd absetzen. Von der Besatzung des „Sperber" wurden bei einem Ftschzuge etwa 4000 Pfund eßbare Fische, hauptsächlich Steenbrassen, gefangen, so daß das Netz zerriß. Eine besondere Beachtung verdient der Fisch- reichtum von Sandwichhafen. Persönlich tonnte ich darüber keine Gewißheit schaffen, das ist jedoch schon früher durch das Kononenboot „Habicht" geschehen. Dieses fing dort mit einem kleinen Zugnetze in kurzer Zeit 700 Pfund große eßbare Fische. Die Tatsache wurde in Swakop- mund von verschiedenen Seiten bestätigt von Leuten, die dort gefischt hatten. Der Ausnutzung des Fischbestandes steht in der Hauptsache nur die erschwerte Zugänglichkeit der Bucht während des größten Teiles des Jahres ent gegen. In den guten Monaten Januar bis März scheint der Zugang nicht weiter schwierig zu sein, wie die wieder» holte Ein» nnd Ausfahrt der Schiffsboote des „Habicht" gezeigt hat. Wahrscheinlich ist, daß die Zugänglichkeit durch Baggerung in der Einfahrt wesentlich verbessert werden kann, da vom „Habicht" ein Strom, der aus- und einläuft, dort festgestellt worden ist, der einer erneuten Versandung der Einfahrt Vorbeugen wird. Wenn diese Bedingung — Vertiefung der Einfahrt — erfüllt ist, wird die Anlage eines Fischereibetriebes in der Art, wie in Angola, Aussicht auf guten Erfolg haben. Ausland. Präsident Fälliges ist ein guter Bürger und als solcher auch ein wenig sparsam. Darüber erzählt der „Cri de Paris" eine hübsche Geschichte. Als er noch Senatsprästdent war, sah Falliöres einmal im Schaufenster einer kleinen Buch handlung einen kleinen Band von Parcals „Penskes" in schönem, mit dem Wappen Ludwig Philipps gezierten Einband. Es lockte ihn, den Band zu besitzen. Sechzig Frank verlangte der Buchhändler. Zwanzig bot FaMres. Man handelte hin und her — vergebens. Oester ging der Senatspräsident an dem Schaufenster vorbei, ging hinein, nahm den Band in die Hand, bot wieder zwanzig Frank. Sechzig, keinen Sou weniger, war immer die Antwort. Präsident der Republick geworden, kam Fälliges wieder einmal vorbei. Er faßte sich ein Herz. Vierzig Frank wollte er bieten, und schon aus Gefälligkeit für den Präsidenten der Republick würde der Händler, dachte er, diesmal gewiß von den sechzig lassen, die er immer gefordert. „Nun", sagte er eintretend, „hier sind vierzig Frank und geben Sie mir den Parcal." „Un möglich, Herr Präsident," entgegnete der Buchhändler, „ich habe achtzig Frank gesagt, und bet achtzig Frank muß es bleiben, keinen Sou weniger, Herr Präsident." Ehescheidungen in Frankreich. Die soeben veröffentlichte amtliche Statistikt der Ehe scheidungen in Frankreich zeigt, daß seit der Einführung des Schetdungsgesetzes von 1884 die Zahl der Ehetren nungen riesenhaft angewachsen ist. 1884 wurden 1879 Ehescheidungen vollzogen; im Jahre 1904,20 Jahre später, wurden dagegen nicht weniger als 14 692 Ehen aufgelöst. Die meisten Scheidungen, 10597, gehen übrigens auf Gewalttätigkeiten, Mißhandlungen usw. zurück. Wegen Ehebruch wurden insgesamt 3811 Ehen geschieden; die Frauen marschieren mit 2304 obenan, während die Männer in 1507 Fällen sich der Untreue schuldig gemacht haben. Zu diesen Zahlen treten aber noch die Trennungen von Ehegatten, da die katholische Kirche bekanntlich Scheidungen nicht anerkennt. Ueber die kirchlichen Trennungen werden Zahlen nicht angegeben. Der Thronwechsel t« Korea. Aus Söul wird berichtet: Infolge der Entdeckung eines Komplotts sind die älteren Staatsmänner, der kürzlich ernannte Minister des kaiserlichen Hauses, der Kammerherr des früheren Kaisers und vier koreanische Offiziere verhaftet worden. Es sind zahlreiche Anzeichen dafür vorhanden, daß der frühere Kaiser sich noch in die Verwaltung einmischt und den jetzigen Kaiser veranlaßt, die Unterzeichnung einer vom Kabinett ausgearbeiteten Proklamation zu verweigern, die den Zweck hat, die Be völkerung zu beruhigen und die Ordnung wiederherzu» stellen. Die Ernennung Pakyonghos als Minister des kaiserlichen Hauses ist ein weiterer Beweis dafür, daß der frühere Kaiser sich weigert, seine Macht zu übergeben. Der Kriegsminister hat Ito mitgeteilt, daß er keine Macht über die Armee habe und mit ihr nicht in Verbindung stehe. Der Kriegsminister beschuldigt den früheren Kaiser, dec kaiserlichen Garde den Befehl erteilt zu haben, in der Nacht des 19. d. M. zum Palaste zu stürmen. Der Minister erklärt ferner den früheren Kaiser für verant wortlich für den Ungehorsam der Armee gegenüber dem Kriegsminister und sür den Angriff auf die Polizei, bezüglich dessen die Japaner oen Beweis haben, daß er von einem Offizier der Armee geleitet wurde. Schließlich versichert der Kriegsminister, daß der frühere Kaiser in direkt die Befugnisse des jetzigen Kaisers ausübe. Zwei Villen, die früheren Ministern gehören, sind nieder- gebrannt worden. Aus Stadt und Land. Mitteilung« auS dem Leserkreise für diese Rubrik nehm« wir jederzeit dankbar entgegen. Wil 8 druff, den 24. Juli 1907. — Für Ferienreisende nicht unwichtig ist der Hinweis auf einige ttefeinschneidende Bestimmungen der Kgl. Eisenbahndirektion. Es sind Zweifel darüber entstanden, wie lange eine Fahrkarte jetztnachdem neuen Tarif giltig ist. Die Generalbestimmung lautet dahin, daß eine Fahrkarte nur für den Lösungstag und den folgenden Tag gilt. Setzt indessen der Passagier seine Fahrt aus, so wird ohne weiteres die Gültigkeisdauer seiner Karte um einen Tag verlängert. Wird also eine Karte am 23. Juli gelöst und die Fahrt erst am 24. Juli angetreten, wobei der Karteninhaber seine Fahrt unter bricht, gilt die Karte eben bis zum nächstfolgenden Tage, also dem 25. Juli. — Viehzählung irr Sachse«. In der Zeitschrift des Kgl. Statistischen Landesamtes, 52. Jahrgang 2. Heft, werden die endgiltigen Ergebnisse der Viehzählung vom 1. Dezember 1906 unter gletchzeitger Gegenüber stellung der Ergebnisse früherer Zählungen veröffentlicht. Danach waren im Königreich Sachsen vorhanden: 1906 1904 1900 Pferde 169832 167972 166730 Rinder 707436 683771 688953 Schweine 707365 639818 576953 Schafe 63669 61863 74628 Ziegen 138493 128711z 139796 — Schlechte Heuernte. Infolge des regnerischen Wetters ist im mittleren und oberen Erzgebirge ein nicht geringer Teil der Heuernte als verloren anzusehen. Es liegt nicht nur gemähtes, ganz ausgebleichtes Gras auf den Wiesen, sondern es bedarf noch an vielen Stellen des Schnittes. Auch im Vogtlande ist man auf einem größeren Teil höher gelegener Wiesen noch mit der Heuernte im Rückstände. Das Heu hat gänzlich seine natürliche Farbe verloren und steht ausgebleicht ans; auch dürfte das Heu an Nährgehalt verloren haben.