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— Ehrvergessene Weiber. Drei Kriegerwitwen und drei Ehefrauen, deren Männer im Felde stehen, und zwar die verw. Fabrikarbeiterin Scheer aus Türchau, die Fabrik arbeiterin Zettlitz aus Dittelsdorf, die landwirtschaftliche Arbeiterin Elsner aus Hirschfelde, die verw. Fabrikarbei' terin Krügler aus Hirschfelds, die Schuhmachersfrau Heid rich und die verw. Arbeiterin Zschsnka, ebendort, haben Verkehr mit russischen und französischen Kriegsgefangenen unterhalten, die Scheer und die Zettlitz einigen Kriegsge- I fangenen sogar Beihilfe zur Flucht geleistet und sich dafür bezahlen lassen. Die Zettlitz wurde dabei ertappt und da durch kam die Sache ans Licht. Die Scheer erhielt 1 Jahr Gefängnis und 7 Wochen Haft, die Zettlitz 10 Monate Gefängnis und 7 Wochen Haft, die Elsner 4 Monate Ge fängnis, die Zschonka, Krügler und Heidrich je 6 Monat* — Weinböhla. König Friedrich August besuchte am Montag Weinböhla. Gemeinderat, Kirchenvorstand, Schul vorstand, OrtSvereine und Schuljugend begrüßten ihn. In einer Ansprache gab Gemeindevorstand Glöckner bekannt, daß der Gemeinderat aus Anlaß des Königsbesuchs eine König Friedrich August-Stiftung von 10000 Mark für be dürftige Witwen und Waisen gefallener Einwohner be gründet habe. Der König besichtigte die Kriegsküche und hierauf die Champignonzüchterei und Spargel-, Gemüse- und Obstplantage der Firma Otto u. Schlosser, die eben falls eine König Friedrich August-Stiftung von 10000 Mk., und zwar zum Besten ihrer Arbeiterschaft, errichtet hat, und schließlich die Geflügelmastanstalt der Firma Brüder Kemeny, die eine König Friedrich August-Stiftung von 5000 Mark zugunsten ihrer Arbeiterschaft errichtet hat. — Nerchau. Ein Feldgrauer von hier verlor am 7. September 1914 in der Schlacht bei Vitry seinen Brust beutel mit Geld. Ein Franzose fand den Beutel und sandte ihn nach HAlin an das Nachweisebureau für Gefallenen- Hinterlassenschaften. Jetzt, also nach 3 Jahren, erhielt der Verlustträger das Geld von diesem Bureau nachgesandt. — Leipzig Ein ernst-heiterer Vorfall war am Sonn tag nachmittag am Hauptbahnhof zu beobachten. Eine Frau sprang von der in Fahrt befindlichen Straßenbahn ab -- aber in verkehrter Richtung. Dadurch stürzte die Abspringende mit voller Wucht zwischen mehrere dort stehende große Milchkannen. Die Milch ergoß sich auf die Frau und ihren Sonntagsstaal und gab demselben ein ganz eigenartiges Aussehen. Der schimpfende Milchmann und die zwischen den Kannen herumkrappelnde Frau, das war ein Bild zum Malen. — Leipzig. (Aus 30 Meter Höhe abgestürzt.) Der 30 jährige Schornsteinfeger Böttger, der mit Reinigungs arbeiten an der Esse der Naumannschen Brauerei in Leipzig- Plagwitz beschäftigt war, stürzte aus einer Höhe von 30 Meter ab. Er starb sofort an den erlittenen Ver letzungen. Rus Stack unä Land Milteilungen für diese Rubrik nehmen wir -^derzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, am 20. September. „Diesmal wird es nichts!" So kann man öfters hören, wenn man die Aussichten der jetzigen Kriegsanleihe bespricht. Man erinnere sich an die Zeit der letzten Anleihe. Wenn einer dis Aufgabe be kommen hätte, den ungünstigsten Zeitpunkt herauszusuchen, dann hätte er sie damals glänzend gelöst. „Draußen" passierte nichts. Es drehte sich alles um einen Schützen graben hier oder dort mehr oder weniger. „Daheim" kämpft- man mit Frieren und Hungern und wußte nicht recht, wie das weiter gehen soll. Und trotzdem gab das Volk, was es konnte. Und wir haben gut abgeschnitten. Daran wollen wir jetzt denken. Darum gebe ich gar nichts auf diese Vorhersagen heute. Die Fahnen wehen jenseits von Riga, da ist dem deutschen Volk doch wieder fein Herz aufgegangen. Und der Engländer konnte in der Türkei nicht weiter und Sarrail nicht in Macedonien und die Italiener mchr am Jsonzo. In grausam gleichmäßigem Takt werden die Schiffe versenkt. Das Zurückdrängen unserer Front in Frankreich geht so rasch vor sich, daß die Feinde 25 Jahre brauchen, 'bis sie uns am Rhein haben. Die Verbündeten am Jsonzo haben gestanden, fest und treu. Die Bulgaren hielten aus in der Hitze von 60 Grad und die Türken stehen heute noch so fest zum Bündnis wie vor drei Jahren. Das sollte keine Zeit fein für eine neue Kriegsanleihe! Unsere Anleihen sind eigentlich nichts als öffentlicher Dank. Denn alles kann man den einzelnen Tapferen doch nicht sagen, was man ihnen schuldet. So trägt man's zusammen und zeichnet. Das Geld hat auch seine Stimme und Gold klingt. Es kann krächzen wie Rabenschrei in der Hand des Geizigen und es kann singen wie eine Nachtigall in der Hand des Vaterlandsfreundes. Mit unseren Pfennigen danken wir. Es wird uns so leicht gemacht, dieses Danken. Darum glaube ich nicht an jene düstere Aussicht „Diesmal wird es nichts". Die Milliarden kommen aber nicht zustande ohne dich. Fange du an und sei dankbar und gib! — (K. M.) Einen Nachtrag zum Verzeichnis der zur Annahme beschlagnahmter Torffasern berechtigten Torf werke hat das Kriegsministerium in Dresden erlassen. — (K. M.) Am 20. September 1917 ist eine Bekannt machung I 1492/8. 17. K. R. A. — betreffend Aus führungsbestimmungen gemäß ß 12 der Bekanntmachung Nr. I. 1771/5. 17. K. R. A. vom 1. Juli 1917 —, betreffend Beschlagnahme und Bestandserhebung der deutschen Schafschur und des Wollgefälles bei den deutschen Gerhereien, in Kraft getreten. Der Wortlaut der Bekanntmachung ist bei den Polizeibehörden einzusehen. — Die Einführung der durchgehenden Arbeits zeit. Die Kohlenknappheit dürfte in den kommenden Wochen und Monaten zu allerhand ungewöhnlichen Maßnahmen füh ren. Es muß jedermann ohne weiteres verständlich sein, daß mit Heizung und Licht die größtmöglichsten Ersparnisse an zustreben sind. Sie werden vornehmlich erzielt mit der durchgehenden Arbeitszeit, einer Einrichtung, die man übri gens schon lange vor dem Kriege in vielen Ländern kannte und deren man sich mit gutem Erfolge bediente. Später kam man auch bei uns daziA bei Behörden, Verwaltungen, Banken und in den Kontoren vieler Industriebetriebe die durchgehende Arbeitszeit wenigstens an Sonnabenden und Tagen vor hohen Festen einzuführen. Soll sie zur täglichen Einrichtung werden, so müßte den Arbeitenden vielleicht um Mittag eine kurze Pause zur Einnahme eines zweiten Früh stücks gewährt werden. Die Vorteile der durchgehenden Arbeitszeit liegen klar auf der Hand. Abgesehen von be deutenden Licht, und Kohlenersparniffen — denn es braucht mittags nicht mehr 2 Stunden zwecklos geheizt zu werden — tritt für größere Städte eine bedeutende Entlastung des Straßenbahnverkehrs ein. Die Arbeitenden brauchen die I Fahrt zur und von der Arbeitsstätte nur einmal zurückzu legen. Ferner ist ihnen Gelegenheit gegeben, ihre Einkäufe für den täglichen Bedarf bereits in den Nachmitragsstunden zu bewirken. Dadurch sind die Geschäftsinhaber in der Lag?, ihre Läden ebenfalls früher zu schließen und Erspar nisse in angedeuteter Weise zu machen. Von Wichtigkeit bleibt allerdings, daß die durchgehende Arbeitszeit allgemein eingeführt wird, um Ungleichheiten und Vorteile für Ein zelne auszuschließsn. Sicherem Vernehmen nach werden militärische und Zivilbehörden mit gutem Beispiel voran gehen, und man darf erwarten, daß Industrie, Handel und Gewerbe diesem Beispiel einmütig folgen werden. — (M. I.) Süßstoff«-,abe in Sicht. In der Be völkerung sind viefach völlig unrichtige Ansichten über die Ursachen der gegenwärtigen Süßstoffknappheit verbreitet. Man wirft u. a. den für die Herstellung von Süßstoff maßgebenden Stellen vor, daß sie aus Rücksicht auf die Zuckerinteressenten die Süßstofferzeugung nicht in dem mög lichen Umfange zuließen. Demgegenüber ist darauf hinzu- weisen, daß die zur Herstellung des Süßstoffes erforderlichen Grundstoffe zurzeit dringend für Zwecke der Heeresverwal tung benötigt werden und aus diesem Grunde von der zu ständigen militärischen Stelle nicht freigegeben werden konnten. Lediglich deshalb mußte in der Süßstoffherstellung eine vorübergehende Stockung eintreten. Eine dauernde Einstellung der Süßstofferzeugung ist keineswegs beabsichtigt. Vielmehr wird es voraussichtlich schon in der nächsten Zeit möglich sein, den Kommunalverbänden wieder Süßstoff zur Verfügung zu stellen. — Die Verteuerung -er Drucksachen ist nicht allein auf die ansehnliche Preissteigerung der Materialien, wie Farbe, Druckwalzen, Metalle, Schmieröle, Waschmittel usw., sondern hauptsächlich auf die gewaltige und immer von neuem einsetzende Erhöhung der Papierpreise zurückzuführen. In allerletzer Zeit erfuhren verschiedene Papiersorten einen erneuten Preiszuschlag von über 150 v. H. Daß bei der artigen sprunghaften Verteuerungen die Papiererzeuger recht vorteilhaft abschließen, bezeugen die Jahresabschlüsse der Papiererzeuger. Die letzte Nummer der „Papierzeitung" be richtet über die Ammendorfer Papierfabrik A.-G. in Radewell bei Halle, daß sie aus dem Verkauf von Papier 6j8O1O4 Mark erzielte. Nach Abzug der Versicherungsbeträge, der Anleihezinsen und der Abschreibungen im Betrage von 250238 Mark verbleibt ihr ein Ueberschuß von 158 s OYS Mark. Neben Tantiemen in Höhe von 252 Y5Y Mark und 534139 Mark Vortrag kommen für die Aktionäre 36 v. H. Dividende zur Auszahlung. Der Unterstützungs- und Renten- kasse werden außerdem 1OOOOO Mark und den Ariegswohl- fahrtszwecken 50000 Mark zugewandt. Die Holzstoff- und Holzpappenfabrik Limmritz-Steina in Steina, Sachsen, ver teilt 22 v. H. Dividende. Die Schlesischen Zellulose-Papier fabriken Aktiengesellschaft zu Runnersdorf wird 1^ Prozent Dividende verteilen. Lin anderes Bild bietet die letzte Num mer des „Zeitungsverlags" (Verein Deutscher Zeitungs- verleger). Sie berichtet, daß die „A.-G. Bonndorfer Volks blatt" bei einem Aktienkapital von 16 000 Mark einen Reingewinn von 6st5 Mk., die „Mberelsäss. Verlagsanstalt Lolmar, Verlag des Llsäss. Aurier" (Aktienkapital 150 000 Mark) einen Reingewinn von 7^7 Mark, „Der Westpreuß. Verlag A -G. (Westpr. Volsblatt) in Danzig" (Aktienkapital 200000 Mark) keinen Reingewinn, der „Hohenzollersche Preßverein, Verlag von „Der Zoller" in Hechingen (Aktienkapital 77000 Mark) einen Reingewinn von 5098 Mark und „Der Westfale", Münster i. W. (Aktienkapital 130000 Mark) einen Reingewinn von 4229 Mark auf weisen. Derartige Beispiele werden sich in Zukunft noch in viel krasserer Form zeigen. — Die „Meggendorfer-Blatter" mit ihren humor vollen größeren und kleineren Geschichten, mit ihren schlag fertigen Witzen und heiteren Bildern sollten in keinem, auch dem kleinsten Familienkreise fehlen; sie werden zum dauern den lustigen Begleiter, sobald man darauf abonniert. Jede Postanstalt und jede Buchhandlung, auch Zeitungskolpor teure nehmen Bestellungen an, auch monatweise. Das Vierteljahr kostet nur 3 Mark ohne Porto. Verlustlisten Nr. 444 und 445 der Königlich Sächsischen Armee ausgegeben am 15. und 19. September 1917. Kittel, Otto, Vzfeldw., Wilsdruff — gefallen. Vogel, Otto, Taubenheim (?) — bish. vermißt, ist verw. i. Gefgsch. Weiie, Bruno, Utffz., Seeligstadt — l. v., b. d. Tr. Adam, Georg, Gefr., Wilsdruff — l. v. Beuchel, Max, Grund — l. v., d. d. Tr. Koch, Paul, Mohorn — gefallen. Lippert, Martin, Braunsdorf — l. v. Muster, Bruno, Neukirchen — gefallen. Thierbach, Max, Miltitz l. v. Troschke, Willy, Wilsdruff — l. v., b. d. Tr. Die heutige Nummer «msatzt 4 Seite« Herausgeber, Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlich für die Scbrifileitung: Oberlehrer i. X Gärtner, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. WmAn »hm Zocker. Das wichtigste Hausfrauen- u. Wirtschaftsproblem beim gegenwärtigen empfindlichen Zuckermangel. Frau Amtsrat Rose Stolles beliebtes Einmachebuch: Das Einmachen der Früchte und Gemüse sowie die Bereitung von Fruchtsäften, Gelees, Marmeladen, Obstweinen, Essig usw. nach neuzeitlichen Grundsätzen, vollständig neu be arbeitet von Johanna Schneider-Tonner, lehrt durch 320 Einmache-Rezepte wie man Früchte, Pilze, Gemüse usw. unter Berücksichtigung des derzeitigen Zuckermangels und der Erhaltung des na türlichen Fruchtgeschmacks bei wirklich unbegrenzter Haltbar keit einmachen soll und gibt auch zahlreiche erprobte Rat schläge zur billigen und einfachen SeWkmW m Wlbam SWu-PreluWH. Der beste Beweis für den Wert und die Unentbehrlichkeit des reichillustrierten Buches bietet wohl die Tatsache, daß bereits 44 «00 Exempl«re in 10 Auflagen verkauft sind. Der Preis des reichhaltigen Rezeptbuches beträgt nur 1 Mark; zu haben in der Geschäftsstelle -es Tageblattes. Bestellzettel. Ich bestelle hiermit das Wilsdruffer Tageblatt, Amts blatt, auf das 4. Vierteljahr 1917 und bitte um Zu stellung durch den Boten — durch die Post. Name Ort Straße Bringe alles Entbehrliche an getragenen Kleidungsstücke«, Wüsche und Schuhen in die Ankaufsstelle für getragene Kleider bei Kurt Plattner, Wilsdruff Dresdner Straße. 50 Mark Belohnung demjenigen, welcher mir den Kartoffeldieb so nachweist, daß ich denselben gerichtlich bestrafen lassen kann. 2«»7 Erwin Welz, Kaufbach. Osterjungen und Mädchen gesucht, MUMWofttkiUM, 34- und 25jährig, empfiehlt für I. Januar 1918 Vertha Döring, Stellen-Vermittierin, Weistrovp. MM«. MMgen, Hur- w AoWDe sowie 1mMrslti.MrMtt har anzubieten rsn Hermann Ben«ack, Stellenvermittl., Röhrsdors. Guterhaltene Hobelbank zu kaufen gesucht. Gefl. Offerten unter 2685 an die Geschästsst. d. W. Tgbl. erb. sucht für Neujahr 1018 24»7 LrorrmLjäe, MltelmLjcks LLemmL-üs Ledirrmeister, pkerckekaeedte, lkerüejimZea, LleiajaaZsa, Bernhard Pollack, Stellenvermittl. Wilsdruff. Markt 1S. Fernsprecher 512.