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nicht in Kamerun, sondern nur in Las Palmas, auf der Fahrt nach Montevideo und Buenos Aires. Von Las Palmas fuhr Herr v Puttkamer verabredetermaßen auf der „Gertrud Wörmann" nach Kamerun voran, und ich folgte ihm seinem Wunsche gemäß, um Aufsehen zu ver- meiben, erst einige Wochen später auf der „Adolf Wör- mann". Als ich dann von Kamerun fortmußte, stellte mir Herr v. Puttkamer notgedrungen einen Paß auf den Namen v. Eckardstcin aus, weit ich auf der Rückfahrt nach Europa mit Personen zusammen zu fahren hatte, die mich durch ihn unter diesem Namen kannten. Es war ein regelrechter Paß von zweijähriger Dauer. Ich habe diesen Paß nach meiner Ankunft in Europa niemals be nutzt. Später nahm ich in Dresden in eie er Familien pension Wohnung. Das Unglück wollte es, daß in die selbe Pension gleichzeitig eine Engländerin einzog, Mrs. S., die mich von Kammerun her als „Miß v. Eckardstcin" kannte und so begrüßte. Um einen Eklat zu vermeiden, der schließlich auf Herrn v Putkamer zurückgefallen wäre, nannte ich mich nun dieser Dame wegen in Dresden vor- läufig Eckardstcin. Hieriür bin ich in eine polizeiliche Ordnungsstrafe von 250 Mk. genommen worden, wegen Führung eines falschen Namens. Diese Polizeistrafe, für die indirekt und moralisch Herr v. Putkamer verantwortlich ist, ist die einzige, die ich je erlitten habe. Die Polizei. Präsidien von Dresden und Berlin werden dies bezeugen. Gerichtlich vorbestraft bin ich also überhaupt nicht, auch nicht wegen Wechseliälschung. So bin ich auch niemals eine Hochstaplerin gewesen, die sich in „Bädern an Männer Heranmachle". Niemand hat das Recht, mich eine „reifende Dirne" zu nennen. Ich habe niemals Trauer wegen des angeblichen Todes unseres Kindes angelegt. Ich habe unser Kind nie verleugnet, und es ist ein glücklicher Zu- fall meines Lebens gewesen, daß ich überhaupt noch nie Trauerkleidcr zu tragen gebraucht habe. Als ich mich, direkt von Kamerun kommend, in der Magaretenstraße cinmietete, selbstverständlich unter meinem richtigen Namen Ecke, verlangte die Polizei von mir ein Abmelde-Attest aus Kamerun. Ich schrieb deswegen an Herrn, v. Putkamer und erhielt es postwendend von ihm unter meinem richtigen Namen, den er von Anfang an gewußt hat. Herr Kammergerichtsrat Straehler selbst hat mir bei meiner Vernehmung bezeugt, daß dieses Attest auf dem Polizeirevier, Königin Augustastraße, regt- striert sei- Nachdem das Disziplinarverfahren gegen Herrn v Putkammer eingeleitet worden war, suchte er mich auf und erklärte, sich eine Kugel vor den Kopf schießen zu müssen, wenn ich ihm nicht hülfe und die Paß- fälschung aus meine Veranlassung zurückführte. Natürlich hatte ich die lebhaftesten Bedenken, diesem Ansuchen nach, zukommen. Erst nachdem Herr v Puttkamer mich unaus- gesetzt, beinahe täglich, mit Bitten bestürmte, deren ich mich schließlich kaum mehr erwehren konnte, sagte ich ihm meine Hilfe zu. Er skizzierte mir nun einen Bries in diesem Sinne; ich schrieb ihn und übergab ihn ihm einige Tage später, gegen sein Versprechen, den Brief nur dem Erbprinzen Hohenlohe und seiner im Hotel Bristol befindlichen alten, leidenden Mutter zu zeigen und ihn mir dann nach spätestens vierundzwanzig Stunden zurück. zugeben. Nachdem ich ihn trotz mehrfachen Drängens nicht zurückbekommen konnte, schrieb ich an den Prinzen Hohenlohe wahrheitsgetreu, daß der Brief bestellte Arbeit gewesen sei. Ich bin in der Voruntersuchung dreimal vernommen worden. Das erste Mal, im Auswärtigen Amte, verweigerte ich dem Geheimen Lcgationsrat Rose, um Puttkamer zu schonen, die Auskunft. Mehrere Monate lagen zwischen dieser und meiner zweiten und dritten Vernehmung, die je dreiundeinehalbe Stunde dauerten und durch Herrn Kammergerichtsrat Straehler geschahen, die zweite wieder im Auswärtigen Amte, die dritte in meiner Wohnung. Bei der dritten Vernehmung in meiner Wohnung erklärte Herr Straehler, meine Briefe von Puttkamer beschlagnahmen zu müssen. In diesen Briefen steht mit deutlichen Worten, daß Herr von Puttkamer mich bat, meine Aussagen schonend einzurichten und mich darauf zu berufen, daß ich nach so langer Zeit nichts Genaues mehr wisse. Diese Briefe habe ich bis zum heutigen Tage nicht wtederbekommen, und kein einziger von ihnen ist anscheinend in Potsdam verlesen worden. Herr v. Puttkamer hat sich jahrelang, als es mir schlecht ging, nicht um mich gekümmert. Das war sein Recht. Er hat sich meiner aber erst wieder erinnert, als ich ihm helfen sollte und ich, wie er immer wieder ver sicherte, seine einzige Rettung war. Ich habe nie das ge- ringste Interesse daran aehabt, ihm zu schaden. Ich habe ihn geschont, solange ich es konnte. Wenn ich je in meinem Leben gelogen habe, so geschah es, weil ich es wollte. Aber unter dem Eide mußte ich die Wahrheit sagen, und ieder- hole ich öffentlich. Meine eidlichen Aussagen sind in Pots, dam als unglaubwürdig bezeichnet und nicht einmal zur Verlesung gebracht worden, obwohl mir Herr Straehler meine Vernehmung für unvermeidlich erklärt hatte. Bin ich wirklich unglaubwürdig, so soll man mich für meine in der Voruntersuchung beschworenen Aussagen zur Ver antwortung ziehen. Zur Kennzeichnung bemerke ich noch, daß kurz vor der Verhandlung neue Versuche sehr zweifel hafter Natur gemacht worden sind, um mich zu einer Aus- landsretse über den Zeitpunkt der Verhandlung hinaus zu bewegen, da man annehmen mußte, daß ich persönlich vor geladen werden würde." Vermischtes. * Dte bekleideten Antiken. In South Nor- walk, Conn wurde kürzlich die von Daubury errichtete Hochschule, die beiden Geschlechter zugänglich ist, ein- geweiht. Verschiedene Bildwerke schmücken die Aula des Prachtbaues und unter diesen befinden sich auch die Stand- btldcr des Apollo und des bekannten Diskuswerfers, die sich selbstverständlich durch jeden Mangel an Bekleidung auszeichncten. Der Stifter des Universttätsgebäudes hatte sich von der Aufstellung dieser prächtigen Stand- btldcr eme große Wirkung versprochen, leioer aber nicht mit den amerikanischen Studentinnen gerechnet, die sich zu einer gemeinsamen Eingabe an die Leiter der Hoch- schule ausschwangen, worin diese aufgefordert wurden, irgend welche Abhilfe gegen diese Nacktheiten zu treffen, widrigen- falls sie insgesamt die Vorlesungen meiden würden. Der akademische Senat beriet dann auch lange, wie dem An- sinnen Genüge geschehen könnte, und die Herren einigten sich schließlich dahin, sowohl den Apollo wie den Diskus werfer mit Bcinkleide rn und Toga zu schmücken. So geschehen im Jahre 1907 im Lande der „unbegrenzten Möglichkeiten*. ' Der Helfer im Automobil. Vom Prinzen Albert von Belgien wirb aus Brüssel ein schöner Zug ge meldet: Ein ärmlich gekleideter Mann geht im BoiS de la Cambe spazieren. Plötzlich stürzt er, von epileptischen Krämpfen erfaßt, zusammen. Eine neugierige, teilnahms lose Menge umsteht den Unglücklichen, ohne ihm Hilfe zu bringen. Da saust ein Automobil heran — stoppt ab — der Führer läßt sein Gefährt im Stich und eilt zu dem Kranken hin, nm ihn mit Hilfe einiger Passanten in daS Automobil zu schaffen. Rasch nimmt der Chauffeur seine» Lenksitz wieder ein und — töff, töff, geht es in rasender Geschwindigkeit zur nächstgelegeven Apotheke hin, wo der Chauffeur den Aermsten in der Obhut des Provisors läßt, und eilt in Sturmeseile zu einem Arzt, den er flugs zu dem Leidenden hiufährt. Er bezahlt Apotheker und Arzt, läßt Geld für den Erkrankten zurück und will eilend daS Weite suchen. Da mischt sich dte löbliche Obrigkeit voll Neugierde drein — der Chauffeur sieht sich gezwungen, seine Automobilmaske abzulegen, und die angesammelte Menge erkennt den Prinzen, den sie mit brausenden Hoch rufen für seine edle Tat lohnt. Airchennachrichterr für den Sonntag Exaudi. Wilsdruff. Vorm. ^9 Uhr Prcdigtgottesdimst (Text: Apostelgesch. 1, 15—26). Nachm. 1 Uhr Christenlehre mit der konfirm. weiblichen Jugend. Nachm. 2 Uhr Tausgoltesdienst. Grumbach. Vorm. '/z9 Uhr Vorlesen einer Predigt durch Herm Kantor Kranz' Nachm. 1 Uhr Kindergottcsdienst. Nachm. 2 Uhr Taufgottesdienst. Kesselsdorf. Vorm. '/,9 Uhr Predigtgottesdienst: Hilfsgeistlicher Junge. Nachm. 1 Uhr Christenlehre s. d. Jungfrauen: Pfarrer I_ic. üi. Leßmüller Nachm. 2 Uhr Taufgottesdienst. Limbach. Vorm. 8 Uhr Gottesdienst. Sora. Vorm. 8 Uhr Hauptgottesdienst. Nachm. '/rl Uhr Christenlehre mit den Jünglingen. Nachm. '/r2 Uhr Christenlehre mit deu Jungfrauen. Röhrsdorf. Vonn. 8 Uhr Predigtgottcsdienst. Nachm. 1/21 Uhr Unterredung mit der konfirmierten Jugend. Blankenstein. Vorm. 8 Uhr Lesegottesdienst. (Pfarrer in Tannebcrg.) Kath. Gottesdienst iu der Schlotzkapelle zu Wilsdruff: Vorm. V-0 Uhr. Markt-Vericht. Freitag, den 10 Mai 1907. Am heutigen Markttage wurden 252 Stück Ferkel eingebracht. Preis pro Stück je nach der Grötze und Qualität 7-14 Mark. wsrohbsr, in «Men Lrössvn, von 1,80 sn. kennen- und Knaben - Kardorobe - Zperia! 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