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ff n n A«r Sachsen. Wilsdruff, den 10. Mai 1907. Eine Familientragödie spielte sich gestern mittag der zwölften Stunde im Grundstück Dresdner Straße 45 beliebten Lehrers, wurde aus dem unterhalb des Hohen Steins befindlichen Baffin gezogen, worin fie allem An schein nach bereits seit mindestens acht Tagen gelegen hat Was die Aermste zu diesem unglückseligen Schritte be- wogen hat, ist noch unaufgeklärt. Der Familie bringt man aufrichtigstes Bedauern entgegen. — Die Stadtverordneten in Tharandt faßten eine wissenswerte Entschließung in Krankenverstcherungs- fachen Bürgermeister Vogt hat sich hierzu einer um fassenden Arbeit insofern unterzogen, als er einen genauen Auszug über die Summen zur Verlesung brachte, welche einzelne Gemeinten seit 21 jährigem Verbandsbestehen zu Gunsten der Schwestcrgemeinden geopfert haben. Das Bild, welches in dieser Sache entrollt wurde und das der Bürgermeister auf Grund seiner früheren Beabeitung und Erfahrungen der gemeinsamen Gemeindckrankenkassen zu Tharandt zu geben vermochte, gab den Stadtverordneten Anlaß , einstimmig zu beschließen, mit dem 31. Dezember ans dem jetzigen Krankenverficherungsvcrbande auszutreten. Hierzu ist oie amtshauptmaunschaftliche Genehmigung etnzuholcn. — Die Gemeinde Hainsberg ist kürzlich zu einem gleichen Entschluß gekommen, sowie vor Jahren die Gemeinde Somsdorf. — Der letzte Jahrmarkt erzielte für den Stadtsäckel einen Ertrag von 321 Mark 90 Pfg.; davon wurden für Budenaufbauen und Weg räumen derselben 130 Mark verausgabt, so daß ein Reingewinn von 191 Mark 90 Pfg. verbleibt. — Dre Pächter des Stadtbad-Hotels beabsichtigt zwei Kähne zum Gondeln auf dem Schloßteiche unter der Bedingung anzuschaffen, daß ihm dieselben bei etwaigem Pachtrücktritt zum zeitgemäßen Preise abgenommen werden. Der Vor schlag ist von den Stadtverordneten akzeptiert worden. — In Tharandt hat sich eine Ortsgruppe des Luthervereins zur Erhaltung der deutschen evangelischen Schulen in Oesterreich gebildet. Die Gruppe ist die 36. in Sachsen. — Einen dummen Streich, den mancher schlimme Junge kaum wagen würde, führte ein etwa zehnjähriges Mädchen auf der Chausseebrücke in Meitze« aus. Das Mädchen ging mit drei ungefähr im gleichen Alter stehenden Kameradinnen, von denen die eine ein Säckchen mit Kohlen trug, vom Bahnhöfe kommend, über die Brücke. Aus nicht näher bekannter Ursache nahm sie plötzlich den Sack ihrer Eigentümerin weg und warf ihn über das Brücken geländer auf den Vorsprung des einen Brückenpfeilers. — Das seit zirka 14 Lagen von DreSden-Plaue« verschwundene Mädchen, die Tochter eines allgemein Ta das ihrer Kohlen beraubte Mädchen über ihren Ver lust heftig zu weinen anfing, mochte die Uebeltäterin wohl das Gewissen rühren, und ehe sie noch daran ge hindert werden konnte, kletterte der kleine Wagehals selbst über das Brückengeländer, sprang von da auf den Pfeiler- Vorsprung und wollte nun den Sack dem anderen Mäd chen zureichen. Zu spät wurde sie gewahr, daß ihre kleine Person von ihrem nunmehrigen Standorte aus das Geländer nicht mehr erreichen konnte und daß sie allein weder den Kohlensack noch sich selbst herauf bringen konnte, daß auch ihre Lage, in die sie sich so leichtsinnig gebracht hatte, keineswegs ungefährlich war. Von ihrem kaum metergroßen, außerdem auch noch schrägen Stand orte aus konnte sic jeden Augenblick ausrutschcn und in das darunter fließende, gegenwärtig immer noch tiefe Wasser der sogenannten Grube stürzen, aus dem sie wohl kaum zu retten gewesen wäre. Von dem sich an- sammelnden Publikum brachte ein Eisenbahnbedievsteter dem gefährdeten Kinde rasche Hilfe. Auf dem Fußsteige liegend, reichte er durch das Brückengeländer dem Mäd chen die Hände, mit deren Hilfe cs ihr gelang, sich wieder in Sicherheit zu bringen. Ein tüchtiger Denkzettel in Gestalt „etwas Warmen" auf den dazu geeignetsten Körperteil wäre nach der Hilfeleistung recht am Platze gewesen. — Vor dem Tharandter Schöffengericht hatte sich wegen schwerer Körperverletzung mittels gefährlichen Werk zeuges und wegen unbefugten Waffentragens der 16jährig- Sattlerlehrling Carl Johann Anke zu verantworten. Sein Lehrmeister, Saitlerweister Büttner in Braunsdorf, hatte ein Teschin frei in der Werkstelle stehen und war um die immerhin gefährliche Schußwaffe um so unbesorgter, als er keine Munition im Hause hatte. Doch sein Lehr- bube, dem wohl unverfälschtes Jägerblut in den Adern rollte, wußte Rat, ging nach Wilsdruff, kaufte sich Munition und hing die Flinte über die Schulter. Sein Weg führte ihn an der Wohnung des Tischlrrgehilfen Sachse und deS Lehrlings Kunze vorüber; er trat dort ein und erklärte den kunstvollen Mechanismus. Bald übten sich alle drei durch Schießen aus dem — Fenster. Beim Weggehen warf der Ttschlerlehrling dem Anke als Lohn einen Pantoffel nach. Umdrehen und seinen undankbaren Freunden zurufend: „Achtungl ich schieße", anlegen und losknallen war das Werk des nächsten Augenblicks; zu gleich sank der in der Türe stehende Sachse ins Kreuz getroffen zusammen und mußte ins Bett getragen werden, rm am andern Morgen gesund wieder aufzustehen. Wahr- cheinlich hatte der Schreck und der Anschlag der Kugel, >ie auf der Haut einen schwarzen Fleck hinterlassen hatte, die Ohnmachtsanwandlung hervorgerufe». Wegen un- erlaubten Waffentragens wurde Anke mit 6 Mark Geld oder 2 Tagen Haft, wegen Körperverletzung mit 60 Mark Geldstrafe oder 20 Tagen Gefängnis bestraft. nach Helbigsdorf oderHcrzogswalde und daun nach dem Triebischtal. — Die Reinhaltung der Betten. Bei einigem Nachdenken über die häusliche Gesundheitspflege wird mancher einsehrn, daß auch in seiner Behausung die Lager- stälte, auf der der Mensch einen mehr oder weniger großen Teil, gewöhnlich ein Drittel des Tages, zubrtngt, be- züglich der Reinlichkeit nicht mit der nötigen Sorgfalt be- handelt wird. Selbst Leute, die ihren Körper tadellos sauber halten — es gibt deren leider noch immer nicht allzu viele — legen sich allabendlich in ein Bett, das monatelang, ja oft jahrelang nicht gelüftet und gesonnt worden ist. In den Blättern für VolksgesundheitSpflege wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, wie wenig ein frischer Bezug zu bedeuten hat, wenn für die Entfernung der namentlich in de« Federbetten angesammelten Un- reinlichkeiten nicht gesorgt wird. Wenn die Betten morgens bet geöffneten Fenstern gemacht werden und dann tagsüber chön zugedeckt bleiben, so können die Ausdünstungen des kör Pers nicht daraus entweichen. Es ist vielmehr not- wendig, die Betten während der Mittagsstunden dem reinigenden Einfluß des Sonnenlichtes, das auch bei be decktem Himmel wirksam ist, auszusetzcn. Wenn dies in >er Großstadt etwa nicht möglich ist, so sollten die Betten sffters einer Reinigungsanstalt zugeführt werden, wo- durch fie durchaus nicht gefährdet werden, souderu im Gegenteil besser erhalten bleiben. Leipzig ab. Der 45 Jahre alte Schuhmacher Heinrich Gustav Joppig aus Nicolstadt, der seit einem Vierteljahre von seiner Familie getrennt lebte, brachte seiner Ehefrau, darauf verstarb. Hieran erinnert das Kreuz an ein samer Stelle. — Dank deS Königs. Herr Amtshavptmam Krug v Nidda veröffentlicht folgenden Dank: „Se. Majestät der König, von dem ihm bei seiner Rundfahrt durch die Wesivorortschaste» Dresdens gewordenen Empfang au das angenehmste berührt, haben den Unterzeichneten be auftragt, den Gemeinden und olle», die ihn mit Zeichen der Liebe, Anhänglichkeit und Verehrung erfreut haben, seinen besten, herzlichsten Dank auszusprechen." — In Meißen, das sich gegenwärtig im prächtigen Frühlingskleid präsentiert, fand gestern die zweite La«desversammlu«g der Sächsische« Rabatt- SparVerei«e statt. Mit der Veranstaltung solcher — Begünstigt vom herrlichsten Maien- und Baum- blutwetter hatte sich zur Feier des Missionsfestes deS Bezirksvereins von Wilsdrnff «nd Umgegend eine große Schar Festgäste von nah und rern im Sor ae Gotteshause eingefunden. In dem durch Lied, Chorgcsang, festliche Liturgie und das „Herr Gott dich loben wir" ausgezeichneten Gottesdienste Uhr prdigte Pfarrer Keller aus TÜbeln im Anschluß an Mark. 16, 15 16. über die Mission als eine freudenreiche Arbeit, zu der aber der nur mit Freuden beitrage, der selbst wahre Freude an und Lebenskraft in seinem Glauben habe; dann se er auch bereit Opfer zu bringen. Denn die freudenvolle Arbeit der Mission erfordere das. Tie Festkollckte er gab 89 Mark. In der NaLversammlung im Gastho leitete der Ortspfarrer ein durch Hinweis auf die Ver- solgung, dir jetzt über die Heiderchristen in Madagaskar ausgebrochen sei und auf die Bedeutung der Judenmission, welche ebenso wie die Hcidenmission gepflegt werden müsse Herr Weber, Limbach, gab dann den Kassenbericht und konnte mit Freuden von ca. 1400 M- Einnahme berichten, woran die Festgemrinde mit über 200 M. be- teiligt war. Missionar Große, Nicderlößnitz, erzählte dann viel Lehrreiches nvd Erbauliches aus seinen Er fahrungen im Tamulenland und veranschaulichte vieles durch Andenken, die er aus Indien mitgebracht hatte. DaS Festopser der Nachversammlung für die Judevmission ergab noch 26 M., der Schriflenverkauf 9.25 M. So konnte am Schluß des Festes im Gebet gar nicht genug zedankt werden für reichenFcstslgen. Mit Gottes Hilfe bringt das Feit eine Frucht, die da bleibet. — Als eine herrliche Baumbl«1partie, die noch viel zu wenig unternommen wird, empiehten Dresdner Blätter die folgende: Mit der Bahn ab Dresden über Potschappel nach Wilsdruff und daun zu Fuß nach Hühndorf—Weistropp—Niederwartha oder Huhndorf— Oberwartha-Osterberberg—Cossebaude oder von WilS- druff durch das Saubachtal nach Gauernitz, eventuell nach der Prinzeumühle, von der Neudeckmühle ab- zweigen. Viel zu wenige kennen das Saubachtal, und doch ist es in Dresdens Umgebung eines der schönsten Täler. Eine lohnende Partie ist auch die, mit der Bahn eboren 1862 zu Trachenau, einen Revolverschuß in die uke Brustseite bei. Hierauf schoß der Mann sich selbst me Kugel iu den Kopf. Joppig lauerte seiner Frau, die ich in ihrem Garten befand, auf, und verfolgte sie von wrt. Als er mit in die Wohnung zu gehen beabsichtigte, nd die Frau dies nicht zulasten wollte, beging er die >at. Sie geschah auf der Treppenflur der erste» Etage, Jedenfalls trug der Mann sich schon längere Zeit mit >em Gedanken, seine Frau und sich zu töten. Die beiden Serletzten wurden nach dem Krankenhause St. Jakob ge wacht, wo der Mann am Nachmittage verstarb. Die Ver- etzung der Frau soll nicht lebensgefährlich sein. Aus der Ehe find drei Kinder hervorgegangen, welche im Alter von 17,18 und 20 Jahren stehen. Joppig hatte im Grund- ück Dresdner Straße 45 ein offenes Geschäft, das er im Dezember vorigen Jahres aufgab. Dir Frau blieb dort wohnen. - An den ehelichen Zerwürfnissen, welche die Ursachen des Dramas sind, scheint der Mann die Hauptschuld getragen zu haben. — Von anderer Seite wird hierzu noch ge schrieben: Der genannte Schuhmacher hatte früher im Hause Dresdner Straße 45 zwei Läden inne, in denen er ein Schuhwaren- und ein Zigarrengeschäft betrieb. Anfangs März verkaufte er das Schuhwartngeschäft. Mit dem Erlöse reiste er nach der Schweiz und ließ seine Frau und seine Kinder mittellos zurück. Die Frau, eine sehr resolute Dame, ernährte sich durch verschiedene Arbeiten. Vor einigen Wochen kam ihr Mann aus der Schweiz zurück, wurde jedoch von seiner Gattin nicht mehr aus genommen. Trotzdem versuchte er mehrmals sich mit seiner Familie wiever zu vereinigen. Er scheint Eifersucht auf einen bei seiner Familie zu Mittag speisenden 67 Jahre alten Rentier gehabt zu haben. Der Eiker- süchtige dachte, daß entweder er oder seine Frau, oder beide zusammen sterben müßten. Die Eheleute lebten schon einmal früher getrennt, sie versöhnten sich aber dann später wieder. Jesko v. Knttkamers „Cousine". Frau Mary v. Germar geborene Ecke veröffentlicht zum Fall Puttkamer in der „Neuen Gesellschaftlichen Korrespondenz" eine Erklärung, in der sie sich gegen die Ausführungen wendet, die der Kammergerichtsrat Kleine als Staatsanwalt im Disziplinarprozeß gegen Jesko v. Puttkammer über sie gemacht hat. Es heißt in dieser Erklärung: „Als Herr v. Puttkamer mich veranlaßte, ihn nach Kamerum zu begleiten, hat er allein sich ausgedacht, mich auf dem Schiff und iu der Kolonie als seine Cousine und als ein Fräulein v. Eckardstein auszugeben. Das Schiff, mit dem wir zusammen nach Afrika fuhren, um auf dem er mich schon bei ihm bekannten Familien als seine Ver wandte einführte, der „Wittekind", hielt überhaupt gar Lanbesversammiungen entspricht mein vor allem einem Wunsch des Wilsdruffer Rabatt-Spar-Verei«s, der zu der Erkenntnis kam, daß die Beratungen einer sächsischen Organisation für die sächsischen Vereine oft nutz- bringender sein müßten als die Beratungen auf den deutschen Verbandstagen, die die Vertretung spezifisch sächsischer Fragen naturgemäß ausschließen. Mehr noch als der erste bewies der zweite sächsische Verbandstag, daß den Landes Versammlungen ein hoher Wert innewohnt; man dar mit Recht erwarten, daß die Fülle der Anregungen und praktisch verwertbaren Gedanken, denen die Delegierten in Meißen begegneten, auf daS gesamte Rabattsparvereins- Wesen Sachsens befruchtend wirken und so an der Ge sundung der wirtschaftlichen Lage weiter Kreise unseres erwerbstätigen Mittelstandes hervorragenden Anteil nehmen wird. Den allgemeinen Verhandlungen ging eine Vor- standssitzung voraus. Die Beratungen, in denen vor allem Vertreter aus Dresden, Chemnitz, Plauen, Meißen, Glauchau, Pirua und Wilsdruff das Wort nahmen, dauerten fast 6 Stunden, und die Delegierten gingen mit der Ucberzeugung auseinander, im Interesse des sächsischen Rabattsparvereinswesens ein gut Stück Arbeit geleistet zu haben. Wir kommen auf die Verhandlungen noch ausführlich zurück. — Die Mitglieder derSektion Wilsdruff vom Bezirksobstbauverei« Tharandt besuchten am Mitt- woch mit ihren Angehörigen und Obstbaufreunden die dritte internationale Gartenbau-Ausstellung in Dresden. Die Ausstellung trägt internationalen Charakter. Das Ausland ist zwar nicht allzusehr vertreten, aber was es ge sandt hat, ist außerordentlich lehrreich und läßt sehr inter essante Vergleiche zu; Vergleiche, die, vom deutschen Stand- punkte aus angestellt, ein befriedigendes Resultat liefern. Alles in allem genommen, ist die dritte internationale Garten- iauausstellung allen ihren Vorgängerinnen nach dem ein- timmigen Urteile alter erfahrener Fachmänner weit über- egen. Wendet man sich den einzelnen Abteilungen zu, so allen vor allen Dingen in der neuartigen Gruppierung m engen Anschluß an dir Natur die fünf Hauptobjekte: eine Landschaft im Kaukasus, ein geräumiger Schloß- park in italienischer Renaissance, ein japanischer Garten, ein Klostergarten au» der Zeit Karls de» Großen und eine Darstellung des brasilianischen Urwalde» auf. Das räumlich großartigste Werk ist die Kaukasus- landschaft, die den Rahmen zu wundervollen blütenschweren Rhododendron bildet, welcher in jener Gegend seine Heimat hat, hier aber aus den einzig dastehenden Gärten Rudolph Seidel» in Grüngräbcheu bei Kamenz in Sachsen stammt. DaS Schaustück ist so arrangiert, baß man zwischen mächtigen Nadelholzbäumrn vorbei an MooSbänken mit Gebirgspflanzen und Wiesenfläche« mit Rhododendron ein Tal emporsteigt, um schließlich eine» herrlichen Blick bis hinauf auf die Zinnen des Gebirges zu genieße«. Freunden der Mannigfaltigkeit und des kunstvollen Garten- baucs bittet der italienische Garten ein Meer des Schönen. > Zwischen hohen dunkelgrünen Hecken mit Nischen für I wertvolle Skulpturen und Laubengängen mit reizvollen < Ausblicken zeigen wunderbare Azaleen von teil» er staunlicher Größe, Rhododendron, zarter Flieder in duf- ! tigen Farben, Hortensien, Maiglöckchen, Vergißmeinnicht und Belargonien aus Beeten verschiedenster Form ihre i Schönheit. Der japanische Garte« gruppiert sich um einen Buddhatempel. Hier falle« die eigenartig schönen japanischen Gehölze aus und an den sauber gehaltenen Wegen steht man Hortensie«, Jrisarten, Goldregen und Azaleen. Von dem etwas erhöht stehenden Tempel aus blickt man in den Hintere» Garteuteil, dessen Mitte ein klarer Weiher bildet. Wenige Augenblicke später umfängt einem die stille Beschaulichkeit des Klostergarten» aus der Zeit um 800, der einen Teil der wissenschaftliche« Abteilung bildet. Viel zu sehen ist hier freilich nicht, desto mehr aber zu lernen. Der geringe Inhalt des Gartens, seine Ein teilung sind auf Grund wertvoller historischer Dokumente gebildet worden. Welch ein Bild kolossaler Kulturentwick lung entrollt ein Vergleich dieser alten Klostergärten mit den Gartenanlagen unserer Zeit. Originell und lehrreich im höchsten Grade ist das von der bekannten Gärtnerei von O. Beyrodt in Marienfelde bei Berlin geschaffene Urwaldidyll. In feierlicher Größe umgibt den in einer offenen Hütte stehenden Beschauer ein großartiges Stück ewiger Natur, die Heimat der jetzt so beliebten Orchidee. Im Hintergründe strebt das Hochgebirge zu den Wolken empor. Von den Höhen steht ma« Wasserfälle zu Tal stürzen und auch das Tal deS amerikanischen Urwaldes bewässern, das zur Darstellung gebracht ist. Ungepflegte Palmen und Musen von wilder Schönheit, eigenartige Schlingpflanzen, Farren und andere Wasserpflanzen füllen die ganze Szenerie, in welcher überall in allen Farben Orchideen sichtbar find. Die Ideen zu diesen großartigen Masienbildern, bei denen neben der natürlichen Gestaltung auch die Malerei zu Hilfe gerufen werden mußte im Interesse der Erhöhung der Wirkung, gab der Kgl. Gartenbaudirektor und Direktor der Gartenbauschule des Gartenbauverbandes im König reich Sachsen Max Bertram in Dresden, dessen Ruf weit über die Grenzen Deutschlands geht. Bei der Ausführung der Ideen leisteten bedeutende Künstler, Gelehrte und Praktiker tatkräftige Hilfe. Ein glänzender Erfolg, der noch nach Jahrzehnten weilerwirken wird, ist ihr Lohn.