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MM für MM Beilage zu Nr. SS. Sonnabend, den 12. Mai 1917. Ins Lotäalenkeim I Das Rote Kreuz sammelt am 11. und 12. Mai auch für die Soldatenheime in Rumänien, Galizien und Mazedonien. „He, Kamerad! 's ist Ruhetag! das tut den Knochen gut. Nur wer im Schützengraben lag, der weiß, wie wohl das tut! Komm mit, ich kenn ein schmuckes Haus, da lebt es sich gar fein! Da geht der Landser ein und aus, viel lieber aber: ein. Fast wie bei Muttern ist es dort und wie im Frieden schon. Ich bring dich gar nicht wieder fort, so nett ist's dort, mein Sohn! Dort hast du, was dein Herz begehrt und was den Sinn erfrischt. Und mancherlei wird dir gewährt und freundlich aufgetischt. Zur Feder greifst du dann im Nu, Das ist mal was Gescheut's: ein Briefchen heim und Dank dazu an unser Rotes Kreuz!" Georg Müller-Heim. MMW str dm Smlag «Wie. Röm. 12, 12: Haltet an am Gebet. Wenn ich fühle, daß ich durch fremde Geschäfte oder Gedanken kalt und unlustig, zu beten geworden bin — wie denn das Fleisch und der Teufel allewege das Gebet wehren und hindern — dann nehme ich mein Psälterlein, laufe in die Kammer oder, wenn Tag und Zeit dazu ist, in die Kirche zur Gemeine und hebe an, die zehn Gebote, den Glauben und, je nach dem ich Zeit habe, etliche Sprüche von Christus, Paulus oder dem Psalter mündlich für mich zu sprechen, genau so, wie die Kinder tun. Darum ist's gut, daß man das Gebet früh morgens das erste und des Abends das letzte Werk sein lasse und sich mit Fleiß vor falschen, betrüglichen Gedanken hüte, wie folgenden: Harre ein wenig, über eine Stunde will ich beten, ich muß dies oder das zuvor fertig machen. Denn mit solchen Gedanken kommt man vom Gebet in die Geschäfte, die halten und umfangen einen dann, daß an dem Tage aus dem Gebete nichts wird. Indes können etliche Werke vorfallen, die so gut oder- besser als das Gebet sind, besonders wenn die Not sie fordert. So geht ein Spruch unter St. Hieronymus' Namen: alles Werk der Gläubigen ist Gebet,- und ein Sprichwort: wer treu arbeitet, der betet doppelt. Das ist darum gesagt, weil ein gläubiger Mensch in seiner Arbeit Gott fürchtet und ehrt und an sein Gebot denkt, damit er niemand unrecht tue noch stehle oder übergreife oder ver untreue. Solche Gedanken und Glaube machen ohne Zweifel aus seinem Werk ein Gebet oder ein Lobopfer obendrein. Umgekehrt aber ist das auch die Wahrheit, daß eines Un gläubigen Werk nichts als Fluchen ist, und: wer untreu arbeitet, der flucht doppelt. Denn seines Herzens Gedanken stehen bei seiner Arbeit, daß er Gott verachtet und sein Gebot zu übertreten, seinem Nächsten unrecht zu tun, zu stehlen und zu veruntreuen gedenkt. Was sind solche Ge danken anders als lauter Flüche wider Gott und den Menschen, durch die sein Werk und seine Arbeit auch doppelter Fluch wird, durch den er sich selbst verflucht: und das bleiben schließlich auch Bettler und Humpler. Von diesem stetigen Gebet sagt freilich Christus, man soll ohne Unterlaß beten. Denn man soll ohne Unterlaß sich vor Sünde und Unrecht hüten, was nicht geschehen kann, wenn man Gott nicht fürchtet und sein Gebot nicht vor Augen hat. Doch muß man auch darauf sehen, daß wir uns nicht vom rechten Gebet entwöhnen und zuletzt uns selbst Werke, die doch nicht zur Seligkeit nötig sind, als nötige ausdeuten und dadurch zuletzt laß und faul, kalt und überdrüssig zum Gebet werden. Denn der Teufel uns her ist nicht laß und faul; auch ist unser Fleisch zur Sünde noch allzu lebendig und frisch und dem Geist des Gebets entgegen gesetzt. Wenn nun das Herz durch solches mündliche Gespräch erwärmt und zu sich selbst gekommen ist, so knie nieder oder stehe mit gefaltenen Händen und gen Himmel gerich teten Augen und sprich oder denke in möglichster Kürze: Ach himmlischer Vater, du lieber Gott, ich bin ein unwürdiger, armer Sünder, nicht wert, daß ich meine Augen oder Hände zu dir aufhebe oder bete. Aber weil du uns allen zu beten geboten und auch Erhörung verheißen hast und obendrein selbst uns beides, Wort und Weise, durch deinen lieben Sohn, unsern Herrn Jesum Christ, gelehrt hast, so komme ich auf dieses dein Gebot hin, um dir gehorsam zu sein. Ich verlaffe mich auf deine gnädige Verheißung und bete im Namen meines Herrn Jesu Christi, bete mit allen deinen heiligen Christen auf Erden, wie er mich gelehrt hat: „Vater unser, der du bist im Himmel." Airs Staät unä Lanä. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. — Roter Kreuz-Opfertag, 11. und 12. Mai 1917. Dem Landesausschuß der Vereine vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen ist es gelungen, weitere Broschen und Nadeln zu erhalten, die anläßlich des Opfertages im ganzen Lande zum Andenken und zum Preise von Mk. 2,— bezw. Mk. 1,— durch die Sammler und Sammlerinnen verkauft werden sollen. Er ist daher in der Lage, den zahlreich an ihn ergangenen Wünschen zu entsprechen, auch eine größere Anzahl Broschen und Nadeln an solche abzugeben, die selbst ihre Verteilung, sei es an Angestellte, Schüler usw., vor zunehmen wünschen. Die Abgabe von Broschen und Na deln erfolgt in der Geschäftsstelle des Landesausschusses, Dresden, Zinzendorfstraße 17 (Vereinshaus). — Unteroffizier Wilhelm Rode aus Grumbach er hielt die Friedrich August-Medaille in Silber. — Herr Pfarrer Wolks teilt uns mit: Die Glocken der Jakobikirche werden dem Gutachten des Direktors des Königlichen Kunstgewerbemuseums, Herrn Professor Dr. Berling in Dresden, gemäß wegen ihres hohen geschichtlichen Wertes erhalten bleiben. Die große Glocke des ehrwürdi gen Geläutes stammt aus dem 13. Jahrhundert, die beiden anderen sind im Jahre 1447 gegossen. Das Geläut hat einen unschätzbaren Wert. — Bezugsscheine betr. Die Ausfüllung und Aus fertigung der Bezugsscheinvordrucke und Abgabebescheinigun gen hat mit Tinte oder Tintenstift zu erfolgen; Scheine, die mit Bleistift geschrieben sind, müssen von den Ausgabe stellen zurückgewiesen werden. Jeder Zentner Getreide ernährt 280 Menschen täglich! Landwirte, helft «ns siegen! Liefert Getreide ab. Die Lage dnldet keinen Aufschub. Wir brauche« jedes Kor«, auf daß der Feinde Hnngerplan zerschellt: Trotz Bestellzeit müßt Ihr liefern! — (8.6.K.) Zur Rogate-Kollekte. Der bekannte Kirchenhistoriker Hauck hat in einem Vortrag geäußert, man könne heute das Wort „Evangelische Mission und deutsches Christentum" als Inschrift auf manchen Leichen stein setzen. In der Tat drückt auf die deutsche Mission das Kriegsleid schwer. Aber es sind doch nur einzelne Gebiete von ihr so hart getroffen. Im ganzen steht sie noch unerschüttert da. Zu den Unternehmungen, welche verhältnismäßig noch am wenigsten gelitten haben, gehört das Werk unserer Leipziger Mission. Drei Lichtpunkte kennzeichnen ihre Lage nach fast dreijähriger Kriegszeit: Die Möglichkeit der Fortsetzung ihrer Arbeit in Uebersee, die Bewährung ihrer Gemeinden auf den Missionsfesdern und die Treue ihrer Freunde in der Heimat. Ihre beiden Arbeitsgebiete, das indiscbe, wie das deutsch-ostafrikanische sind in der Gewalt der Feinde. Aber auf beiden nimmt das Werk seinen geregelten Fortgang. In Indien liegt die Leitung in den Händen der schwedischen Freunde, die an die Stelle der vertriebenen Deutschen traten. In Deutsch- Ostafrika durften die Misstonsleute in ihrer Tätigkeit bleiben. Nur vier Stationen sind unbesetzt, weil eine größere Zahl der jüngeren Missionare Kriegsdienste tun. Das Werk ist vor allem durch Einschränkung der Bewegungsfreiheit der in der Arbeit Stehenden gehemmt, die Zahl der Schüler ist von 9000 auf 6000 zurückgegangen, aber die Pflege der Gemeinden ist so weit möglich, daß diese auch während des Krieges durch Zuzug aus den Heiden wachsen. Be sonders erfreulich ist die Tüchtigkeit der schwarzen Lehr gehilfen. Trotz ihres kärglichen Gehaltes tun sie unverdrossen ihren Dienst und treten vielfach für den Europäer ein. Auch die Opferwilligkeit der Gemeinden ist rühmlich. So hören wir von einer Gemeinde, die Dezember 1915 bei einer Kollekte so reichlich gab, daß auf den Kopf fast 2/3 Rupies (1 Mk.) trafen. Die getroste Zuversicht der Mission gründet sich endlich vor allem auf die Treue ihrer Freunde in der Heimat. Trotz des zunehmenden Druckes, der auf dem wirtschaftlichen Leben unseres Volkes liegt, übertraf die Einnahme, welche die Leipziger Mission 1916 aus Sachsen hatte, die des Vorjahres um 35000 Mk. Es werden frei lich nach Eintritt normaler Zeiten außerordentliche Aufgaben und Ausgaben kommen, nicht am wenigsten durch not wendige Neubauten und Baureparaturen auf den Misstons feldern. Aber wenn die Liebe der Freunde des Werkes nicht müde wird, behält von Mackensen mit seiner Prophe zeiung recht: „Das deutsche Misstonswerk wird nicht unter gehen. Es wird nach dem Kriege kräftiger aufblühen als zuvor." Die Kollekte am Rogate-Sonntag gibt von neuem Gelegenheit, die Teilnahme am Werk zu bekunden. — Landwirte, Achtung! Unter dieser Ueberschrift berichtet die Peiner „Tagespost": „Es gelangte ein Fall zur Anzeige, wonach kleine Nägel, Nadeln und Metallteile in Kleie oder Viehfutter gefunden nmrden. Kriegsgefangene scheinen der Aufforderung ihrer Regierung nachkommend, hier am Werke zu sein." — Die Aufhebung des Pfingstmontags 1917 als Festtag, die in Berlin geplant ist, wird in Sachsen nicht stattfinden, da die maßgebende Behörde in den sächsischen Städten keinen zwingenden Grund für diese Maßnahme steht. — Bekämpfung der Fremdtümelei im Geschäfts leben durch das Ministerium des Innern. Im amt lichen Teil der „Sächsischen Staatszeitung" wird eiüe Bekanntmachung veröffentlicht, in der es heißt: „Das Mini sterium des Innern hat sich nach dem Vorgänge anderer deutscher Staaten (Preußen, Bayern und Baden) auch seiner seits entschlossen, für die von Volk und Presse einhellig be gehrte Bekämpfung des Gebrauchs von entbehrlichen Fremd wörtern im äußeren Geschäftsleben, insbesondere an Firmen schildern, Schaufenstern und an öffentlichen Aushängen amtlich einzutreten." Die hocherfreuliche, echt vaterländische Bekannt machung des Ministeriums endet mit den Sätzen: „Die Ver waltungsbehörden werden sich auch der Erwägung nicht ver schließen, daß ihre Tätigkeii auf dem hier in Frage kom menden Gebiete nicht auf die Bekämpfung der Fremdtümelei im äußeren Geschäftsleben beschränken kann, sondern daß sie nach Kräften alle Bestrebungen auf Reinigung der deut schen Sprache überhaupt zu stützen und zu fördern haben. Vor allem werden sie selbst mit dem guten Beispiel voran zugehen und hierbei auch gegen den in der Bevölkerung und besonders in den gebildeten Kreisen immer noch viel verbreiteten Wahn anzukämpfen haben, daß sich im Ge brauche von Fremdwörtern Bildung oder Vornehmheit zeige. Und überall, wo diese Gewohnheit auf Gleichgültigkeit oder Gedankenlosigkeit zurückzuführen ist, heißt es den Kampf aufnehmen. Ueber die getroffenen Maßnahmen haben die unteren Verwaltungsbehörden bis zum 1. Juli 1917 kurz zu berichten." Das Ministerium veröffentlicht hierzu zwei Verdeutschungslisten Die Liste I ist von der Gewerbekam mer Dresden auf Grund von Vorschlägen des Dresdner Zweigvereins des Allg. Deutschen Sprachvereins aufgestellt und von der Buchdruckerei C. Heinrich in Dresden-N., Kl. Meißner Gasse 4, zu beziehen (Stuck 10 Pfg). Die Liste II, vom Berliner Polizeipräsidium zusammengestellt, ist im Ver lage des Allg. Deutschen Sprachvereins) Berlin 'W 30, Nollendorfstr. 13/14) erschienen (1 Stück zu 35 Pfg., 50 Stück zu 15 Mk., 100 Stück zu 25 Mk. der Reinertrag wird zu vaterländischen Zwecken verwertet. Außerdem werden die Behörden und Beteiligten auf die vielfach von den Fach verbänden, z. B. für das Webstoffach, fürs Gastwirtsge werbe, fürs Bühnenwesen ausgestellten Listen verwiesen. — Die von der Presse geleistete kostenlose Werbe arbeit für die 6. Kriegsanleihe stellt einen Geldwert von etwa elf Millionen Mark dar. — Eine erfreuliche Erscheinung kommt jetzt während des Krieges durch die amtliche Statistik zum Ausdruck. Es ist dies das Verschwinden der Blinddarmentzündung und damit im Zusammenhang stehend das fast vollständige Auf hören von Operationen und Slerbefällen an Blinddarmerkran kungen. Dazu kommt noch der Rückfall der Sterbefälle an Darmkatarrhen um 60 r>. H., der an Magenkatarrhen et wa 15 v. H.. der an Brechdurchfällen um fast 30 v. H. Die Zuckerkrankheiten sind ebenfalls während des Krieges erheblich zurückgegangen, und zwar anscheinend dauernd Nicht unwahrscheinlich ist es, daß die schmale Kriegskost zu diesem Ergebnis nicht unwesentlich beigetragen hat. — (8.s.K.) Ein Heim für Munitionsarbeiterinnen hat der Landesverband der sächsischen Jungfrauenvereine in Dresden am 16. April eröffnet. Es ist in erster Linie für solche Arbeiterinnen gedacht, welche von auswärts zu gezogen sind und soll ihnen für die arbeitsfreien Stunden des Tages Erholung und Unterhaltung bieten und sie vor dem Untertauchen im Großstadtleben bewahren. Das Heim steht unter der Leitung einer Diakonissin und liegt in der Nähe der großen Munitionsfabrik des Dresdner Arsenals, Königsbrückerstraße 81. — Kesselsdorf, 9. Mai. Das hiesige Gemeindeamt hat Fernsprechanschluß Wilsdruff 32 erhalten. — Dresden. (Erhöhung des Straßenbahntarifs.) Wie die „Dr. N. Nachr." erfahren, steht eine Erhöhung des Straßenbahntarifs von 10 auf 15 Pfennig unmittel bar bevor. Für den Umsteigeverkehr sollen neue Fahrscheine zu 20 Pfennig ausgegeben werden. — Mehren bei Meißen. Bei einem hiesigen Gutsbe sitzer wurde in der Nacht zum Sonntag ein schwerer Ein bruch in die Fleischkammer verübt. Der Einbrecher stieg von außerhalb des Gutes mittelst einer vorgefundenen Leiter auf das Dach eines niedrigen Anbaues. Von diesem aus gelang es ihm, durch Verbiegen der vor dem offenstehenden Fleischkammerfenster eingelassenen Eisenstäbe in die Kammer einzudringen und aus ihr etwa einen halben Zentner frische Wurst zu stehlen. Der Einbrecher mag wohl rasch die Erfahrung gemacht haben, daß allzu reichlich genossene Wurst ohne Zubrot für den entwöhnten Magen doch recht unbekömmliche Mahlzeiten sind, denn schon in der Nacht darauf wurde aus einer Feime desselben Gutsbesitzers eine größere Menge Kartoffeln gestohlen, für welchen Diebstahl derselbe Einbrecher in Frage zu kommen scheint. — Radebeul. Gestern nachmittag gegen 2 Uhr wurde unterhalb der Landungsbrücke in Radebeul von der Schiffs besatzung des auf der Fahrt nach Dresden begriffenen Per sonendampfers „Bodenbach" der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft eine im Elbstrom treibende etwa 20 Jahre alte Frauenperson bemerkt. Die Steuer leute dieses Dampfers, Wenzel Stolz aus Topkowitz, Gustav Schneider aus Posta und Reinhold Füssel aus Krippen, machten rasch entschlossen das Rettungsboot klar und ge lang es den Genannten, dieselbe noch lebend an Land zu bringen, wo sie einem hinzukommenden Manne übergeben wurde. — Löbau, 9. Mai. Als neue Garnison wird anstatt der in der vorigen Woche abgerückten Kriegsgarnison vom 7, Mai ab das Ersatzbataillon eines Landwehr-Regiments aus einer großen schlesischen Stadt hier einquartiert.