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Ju den letzten Wochen Kat sich im panzeu Elbtal die außerordentliche Kohlenknappheit immer mehr zu einer Kaiamllät für Judustric, Handel and Gewerbe herauShrftallet. Sind bock im Monat Oktober etwa 20000 Waggons böhmische Braunkohle weniger über die östcrreichi che Grenze hierher cu-gesührt worben, als im gleiche,! Monat des Vorjahres. Einen großen Teil Schuld an dieser .Kohlennot trägt der Wagenmavgel, der im nordwchböhm schen Kohkurever immer mehr zunimmt. Die Dresdner Handelskammer ist deshalb von den Dresdner Kohlengroßhäodlern ersucht wurden, bei dem k. k. EisenbahnmiMrnum in Wien geeignete Schritte zu tun, nm dem außcrordcrül chm Wagenmanzel zu steuern. Ju der letzten Woche ereigneten sich in Markers dorf Nicht weniger als fünf Brände, als deren Ent- stchmigsursoche sofort Wandstislung angenommen wurde. Die „CH. A. Z." sch^ibi: Der absolute geschäftliche Mißerfolg des Dr Frrdinandfchcn Unternehmens (einer jener vielen Berliner Wandert,-pp u. dre zur Propagierung des Sensationsstückes die Provinz bereisen) hat zum Zusammenbruch desselben g^ührt. In letzter Zeit fanden in der Umgegend von Chemnitz noch einige Vorstellungen „auf Teilung" statt, jedoch ohne irgend- welches nennenswerte Ergebnis. Die Mitglieder hoben noch einen großen Teil der Gage vom Leiter der Gast- spieltoulvee zu fordern md befinden sich in prekärer Lage, die sich durch die Tatsache boonders verschärft, daß jetzt mitten in der Saison kaum noch Engagements zu finden sein dürsten. Herr Direktor Richard Jesse hat sich in anerkennenswerter Weise bereit ci klärt, den bedrängten Künstlern durch Gewährung einer Bcnefizvorsiellung zu helfen. Die am 15. d. M. abgebrannte Scheune des Guts besitzers Rothe in Langcnreinsdorf ist von dem bei Rothe als Kindermavchm in Stellung befindlichen zwölf jährigen Schulmädchen Kehre aus Schweinsvurg vor sätzlich angezündet worden. Das Mädchen hat er klärt, sie Hütte gern einmal Feuer sehen wollen, weshalb sie das in der Scheune liegende Stroh angebrannt habe. Das Mädchen wurde am Montag inS Amtsgericht Crim mitschau eingeliefert, von diesem aber wieder in Freiheit gesetzt. Ja dem Personenzuge von Hnlasgm- nach Falken stein, der abends 6,58 Uhr hier cintnfft, ist im Wmter- fahrplan die vierte Wagen klasse tu Wegfall gebracht worden. In der bekannten Heilstätte Carolagrün (Post Reibolvsgrüu i. V.) ist seit dem 15 Oktober eine Ad° tcilung für tuberkulöse Kinder eingerichtet. Es ist damit einem dringenden Bedürfnis entsprochen, da die moderne Wissenschaft die Gefahr der Tudntulose, die die Kinder befällt, besonders hoch einschätzt und den Kampf gegen die Kiudertubcrkulosc für äußerst wichtig hält. Er krankte Kinder sollten möglichst früh der neuen Heilstätte zugeführt werden, wo bis jetzt roch eine größere Reihe von Plätzen frei ist. Auskunft über Aufnahmebedingungen und Vermittlung etwaiger Freistellengesuche übernimmt Herr San -Rat Dr. Gebser in Carolagrün und der Schatz meister Les Vereins, Herr Amtshauptmann Michel in Auerbach i V. Als Leiche aufgefunden wurde am Bußtag morgen in der Elster der seit Sonnabend abend vermißte Steuerbote der Stadtstemreinnahme Plauen i. V., Herr Robert Seidel. Der Verunglückte ist jedenfalls in der Dunkelyüt vom Fußwege abgeratcn und in die Elster gefallen. Der stets vflichtgctreue Beamte hatte alles noch bei sich, selbst die Msppe mit den Stenerzetteln, die er krampfhaft unter dem Arme hielt. Die Kurzsichtigkeit und das Alter dürften ein gut Teil Schuld an dem Unglück tragen. In einer Eingabe an die Plauener Stadtver ordneten betonten die Schutzleute, daß sie nach erfolgtem Nachtdienst ost als Zeugen vor Gericht ers einen müßten; es falle ihnen dort oft sehr schwer, der Verhandlung ordentlich za folgen, weil sie zu sehr ermüdet leien. Da es ihnen niht möglich sei, sich genügend auf die.Ver handlung vorzubereilm, könnten sie nicht immer die Aussagen dem Suchv rhalt gemäß erstatt-n. Zu dieser Eingabe führte Rechr-anwalt Dr- Petzoldt aus, er wisse aus seiner Praxis m aus, seine Kollegen wie auch die Gerichte hätten oft den Eindruck, daß sich die Schutzleute tatsächlich des Sachmchalts nicht mehr genau erinnern könnten, weil sic noch nicht ausgeschlafen hätten. Sie seien in ihren Aussagen nicht taktfest und widerriefen später oft, was sie anfangs ausgesag! Härten. Trotzdem seien an Gerichtsstell' viele Leute von den Aussagen der Schutzleute abhängig, von denen cs abdinge, ob eine Geld- oder Freiheitsstrafe verhängt werden solle. Ober bürgermeister Dr. Schmid meinte, die Schutzleute hätten sich selbst einen schlechten Dienst erwlt'en, ein Wchugm-isn sei Beamter; als lolch.r erfordere es seine Beamtenpflicht, vor Gericht streng nach der Wahrheit ausmsagrn, ob er müde oder schläfrig s i oder nicht. Nichtraucher. Unter der Mbers-Mist „Nichtraucher" veröffentlicht die „Deutsche Volksw. Korr." folgende Betrachtungen: „Die Morgenländer wissen eine gar liebliche Sage von der Entstehung des Tabakrauchens zu erzählen. In Mekka lebte einst ein reicher junger Mann, der höher als alle seine Schätze sein schönes, tugendhaftes Weib hielt. Ader sie erkrankte und starb trotz der sorgfältigsten Pflege. Kein Mittel wollte anschlagen, um dm trostlosen Jüng- lmg wieder Miznheittn, dis er schließlich einen frommen Einsiedler aufsuchte und ihn um seinen Rat bat. Der Gottesmann wies ihn an das Grab seines verstorbenen Weides. Dort würde er ein Kraut finden, das er an zünden und dessen Rauch er einsaugen sollte. Dieses Krrut war der Tabak. Er verfehlte seine Wirkung auf den Jüngling nicht, ebensowenig auf die vielen anderen, die ihn seitdem genossen haben und noch genießen, ob sie nun ihre Weiber verloren haben oder sie noch besitzen. Die Königl. Preuß. Etsenbahnverwaltung scheint andere Ansichten von der Wirkung des narkotischen Duftkrautes zu haben. Sie scheint sich mehr dem Standpunkt der Päpste zu nähern, die beinahe während des ganzen 17. Jahrhunderts den Bannfluch gegen dis Verbraucher von Tabak ausgesprochen haben. Auch an den Sonder ling auf dem englischen Throne, der über einen Wust von Gelehrsamkeit, aber über keinen vernünftigen Gedanken verfügte, an Jakob l, dürfen wir erinnern, der ein eigen händiges Werk gegen den Tabak geschrieben hat, den MIsokapnos. Freilich, so weit wie die russischen Herrscher geht die Preußische Eisenbahnverwaltung nicht, die den Tabakrauchern und Tabaktrinkern, wie man sie damals nannte, Nase und Zunge durchstechen liegen. Wenn sie dies nicht tut, so ist es wahrscheinlich nur der Fall, weil sie nicht die Macht dazu hat Denn das st-ht außer aller Frage: der Tabakraucher ist auf allen preußischen Eisen bahnen geächtet. In den meisten gemischten Wagen finden sich heute vor: ein Abteil erster Klasse, in dem an sich nicht geraucht werden darf, ein Frauenabteil, zwfi Abteile für Nichtraucher und ein Raucherabteil. In dieses werden alle diejenigen Reisenden zusammengepfercht, die nun ein mal von der fluchwürdigen Angewohnheit des Tabak- genusses nicht lassen können und wollen. In den Speise- wagen, die früher je ein Abteil für Raucher und für Nichtraucher enthielten, ist das Rauchen vollstäadig ver boten worden. Der Raucher muß sich in sein Abteil zu- rückzieheu, wenn er dem Genüsse einer Zigarre fröhnen will, vorausgesetzt, daß er in einem O.Zuge führt. Ist dies nicht der Fall, so muß er bis zur nächsten Station warten, wo er umsteigen kann. Dabet gibt cs doch gerade auf der Reise keinen besseren Zeitvertreib ais dis Zigarre oder noch besser nach dem Beispiele der Engländer die Pfeife. Die Zigarette wird von manchen tür vornehmer gehalten. Wir geben sie preis. Wenn der Zug durch die Gegend dahinflicgt, so schimmem die Tabukwölkchen lustig tm Glanze der Sonne. Bei schlechtem Wetter, bei Regen oder Sturm, erheitern sie bas Gemüt des Rauchers und heben ihn über den Trübsinn des Augenblicks hin weg. Mag er nun denken oder dämmern, immer wird ihm die Zigarre eine treue Gefährtin sein. Wie schön war früher die Zigarre zum Kaffee im Spcisewagm, an die wir nur noch mit Wehmut zurückdenken Sie hat niemals jemand gestört. Ihr Wegfall hat manchem den Speisewagen überhaupt verleidet. Es ist nicht mehr als Recht und billig, wenn auf Damen und solche Personen in unserem Eisenbahnverkehr Rücksicht genommen wird, die vom Tabakrauch nicht belästigt zu werden wünschen. Ader schließlich ist der Tabakraucher auch ein Mensch und hat ein Recht, eine menschenwürdige Behandlung zu ver langen. Diese wird ihm aber augenblicklich nicht zu stil. ir fordern sie hiermit nachdrücklichst im Sinne des rauchenden Teils unserer Eisenbahn fahren den Bevölkerung, und zwar sowohl für das CoupL als auch für den Speisewagen. DerHerr Minister und seine nichtrauchenden Räte können ja deswegen immer noch „Für Nicht- räucher" fahren" — 142 — Eide stehen und nicht aussehen, als ob du uns verlassen und in den Himmel siegen ivolltcst", sagte er, sie in die Arme schließend. Seine sonst so rauhe, harte Stimme hatte einen herzgewinnenden Klang voll überströmender Zärtlichkeit. „O nein, jetzt gefällt es mir gar zu wohl hier unten", erwiderte das Mädchen, während ein an die frühere Schadhaftigkeit mahnender Zug um ihre Lippen spielte. „Das Morgenrot einer glücklichen Zu kunft glänzt mir entgegen." „lind wird hoffentlich bald den Schnee deiner Wangen färben", riei die Großmutter näher tretend. Ihr gutmütiges Gesicht drückte Freude und tiefe Rührung aus. 44 Die Zimmer des Edelhofes, in welche sich die Schloßbewohner geflüchtet hatten, wurden unterdessen zum Schauplatz erregter Vor gänge. Der schnell herbeigerufene Arzt erklärte, die schwerverletzte Frau von Arnheim könne nicht nach Gut Schönborn, wohin man sich vorläufig begeben wollte, gebracht werden Sie rang mit dem Tode. In "dem Nebengemache standen sich Herr und Frau von Hohenfels, die Dombrowsky, welche mit dem Frühzuge angekommen war, und Prisca gegenüber. Letztere schien wie zu Boden geschmet tert. Sie weinte und klagte, während Alexandra's Blick finster und strafend auf ihr ruhte. „So hast du mich belogen!" sagte das alte Fräulein mit uner bittlicher Strenge. „In jener Nacht, wo der Pavillon abbrannte, vergaßest du die gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln zu beobachten Der unseligen Frau gelang es nicht, wie du behauptetest, in der ersten, durch den plötzlichen Feuerlärm geschaffenen Verwirrung zu ent fliehen, — sie war längst fort, als du erwachtest. Mil eigener Hand, in dem Wahn, eine gottgefällige Tat zu vollbringen, stiftete sie das furchtbare Unheil, setzte sie den Pavillon in Brand. Versuche nun nicht mehr zu leugnen!" „Es ist so!" jammerte die Dienerin. „Ich hatte mich doch erboten, an deiner Stelle zu wachen, da du dich leider schon einmal unzuverlässig gezeigt hattest." „Aber sie schien so ruhig, daß ich gar keine Besorgnisse hegte, und da vergaß ich den Schlüssel abzuziehen und schlief ein. Unter dessen schlich -.sie sich in den Park. Als ich ihre Abwesenheit be merkte, eilte ich ihr nach, aber es war zu spät. Ich sah sie eben noch aus dem Pavillon huschen, in welchem es gleich darauf furcht bar hell wurde." „Warum gestandest du mir die Wahrheit nicht ein?" „Ich hab's nicht gewagt." „Und so wurde ein ehrbarer Mann des schändlichen Vergehens beschuldigt!" fiel Gisbert ein, und sich zu Alexandra wendend, fuhr er mit dem Tone schärfsten Vorwurfs fort: Wie soll ich mir aber — 143 — ihr eigenes Verhalten erklären Fräulein? Indem sie die unglückliche Frau von aller Welt isolierten und niemand in ihre Nähe ließen, konnten sie uns wohl über ihren Zustand täuschen, aber daß sie es taten, muß ich gewissenlos und unverantwortlich nennen." „Die> gräßliche Erscheinung, die in jener Nacht, an welche ich nur mit Schaudern zurückdcnke, an mein Lager kam, erklärtest du für ein Gebilde des Fieberwahns!" rief Constanze mit tiefer Bitter keit. „Lüge häuftest du auf Lüge und wagtest es dennoch, mehr als einmal zu mir zu sagen: Ich handle, wie ich muß und wie es recht ist." „Ja, so sagte ich!" erwiderte die Dombrowsky, den Kopf stolz in den Stacken werfend und ihre Nichte mit furchtlosem, herausfor dernden Blicke messend. „Ich tat, was ich mußte, und könnte ich die vergangenen Zeiten zurückrufen, so würde ich wieder so und nicht anders handeln. Den Grund aber mögt ihr jetzt erfahren." Sie forderte Prisca auf, das Zimmer zu verlassen, und fuhr sodann fort: „Ich war nur wenig Jahre älter, als meine Stief schwester, und doch fiel es eigentlich nie jemand ein, mich für ein junges Mädchen zu halten: Meine robuste, reizlose Erscheinung, mein ernster Sinn und mein energisches Auftreten hatten so gar nichts Jugendliches. Ich verschmähte alle Toilettenkünste, denn weit davon entfernt, mich zu verschönen, machten sie mich grotesk aus sehend, und ich haßte öffentliche Vergnügen, weil niemals ein wohl gefälliger Blick auf mir ruhte. An der Seite Olga's, die sich da mals noch zu schmücken liebte, glich ich fast einer Matrone und man behandelte mich auch so; dennoch wußte ich nichts von Eifersucht, sondern freute mich der holden Anmut immer Schwester. In meine Empfindungen für sie mischte sich etwas von dem Stolze einer Mutter. Sie war es gewohnt, auch alle Last des Lebens auf mich zu wälzen, und ich gönnte ihr dieses sonnige Schmetterlingsdasein. Da kam der erste schwerste Schlag: unser Vater gab sich mit eigener Hand den Tod. Der Schreck wirkte furchtbar auf Olga. Ein heftiges Nervenfieber brachte sie an den Rand des Grabes. Durch treueste und aufopferndste Pflege wurde sie mir zwar erhalten, aber eine außerordentliche, nervöse Gereiztheit und zeitweilige Verstimmung war zurückgeblieben. Von schwärzester Melancholie ergriffen, hörte sie wochenlang nicht auf, sich mit bangen Sorgen zu quälen, die bald grundlos, bald übertrieben waren, und dabei begann die früher un befangen Fröhliche einen an Schwärmerei grenzenden Hang zur Frömmigkeit zu zeigen. Das sind Nachwirkungen der schweren Krank heit. beruhigte mich der Arzt. Sie denkt auch noch zu viel an das traurige Ende des Vaters; wenn erst ein neues Interesse sie fesselt, dann wird auch ihr Gemüt wieder heiser werden. Da kam Gregor von Arnheim nach Moskau. — Auf dem Heimgang von der Kirche war es, als er uns zum ersten Mal entgegentrat. Seitdem trafen