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WMWWWM Nr. 225. Sonntag, den 25. September 1921. 74. Iahrg. An»«!«»«-«»nahm« ftr U« am NachmMa, «rl-eianid« Namm« di, »ormitiag» - Uhr M d«> üauplggt««». ftellin. Sia, «mähr ist, di« Luknadw, d«r Anj„a«> am vorg^chN-dtnm Tose sov!« <m dasttmmiar Tillie wm> »ist» ««s«d««, auch »ichi Ist, di, stiichliadtil dar dm d flarn- Urech,-ai>tteü«b«nen An,m,n>. - ffstrRLtgadaiuaarlmillt «nnalandl« Schriststück« llbmrimmi di» SchrtiNritunu d»ia« V-ranimorimm. - llnterb»ch>mg«i d« SgcSilU- d»ri,b«, b^r»nd«n Kain, ?Iniprüche. Bei Iahiungrueezug und liondur, ailien RabaNe ais nichi »«ninbari. va«dl«<lchSU»ft«a«u in Aue, VSbnist, S^a^dar, mt Schwartender,, Taaeblatt » enlhaltend die amtlichen Bekanntmachungen der 5.« mmch ^»mir»«.! Amtshaupkmannschaflen Schwarzenberg und Zwickau, sowie «-r^N>o.^E -ex Skaaks- u. SlSdtischen Behörden in Aue, Grünhain, Kartenstein, Johann- L> georgenstadi, Löbnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg bzw. Wildenfels. Vertag von E. M. Gärtner, Aue, Erzgeb. vt« Giltigkeit d« vom unterzeichneten Bezirksoerband herausgegeben« Kleingeldgulscheine Ed« öS Psg. (blaugrün m>d grün). 25 Psg. lrolbraun) und 10 Pfg. (gelb) läuft bi» zum so. September 1921. BI» zu dieser Zelt find die genannten Gutschein« an sämtlich« Sassen im Bezirk« abzuführen. Li« werden sie zum Nennwert in Zahlung genommen. Die mit der Einlösung von Gutscheinen betraut« Allgemeine Deutsche Lredil-Anstalt, Zweigstelle Schwarzenberg, wird ebenfalls bis zu genanntem Zeitpunkt die Gutscheine weiterhin einlösen. Die Amtshauplmonnschast Schwarzenberg hat bis vn-e dieses Jahres die obenerwähnten Gutschein« in Zahlung zu nehmen und einzulösen. Schwarzenberg, am 1S. Sepiember 1921. Der Bezirk, vverband der «mlshauplmannschasl Schwarzenberg. Di« Bahnhofstraße in Johanngeorgensladl wird wegen Kerstellung von Pslaslerarbeilen vom 28. September 1921 ab aus etwa 2 Woche« gesperrt. La Vakchr wird auf dl« Vrtssiraßtn verwiesen. Di, «mtshauptmaunschast Schwarzenberg, den 84, September 1921. Neustädtel. Nacheichung. Vach «in« Mitteilung des Laupk-Ekchamtes Zwickau t. Sa. findet in Neustädtel wonlag, de« 2S. September 1921 vo» vor«. 10 bis nach«. 3 Uh» Dienstag, den 27. September 1921 von vor«. 9 bis nach«. 3 Uh» Mittwoch, den 28. September 1921 von vorn». 9 bis nach«. 3 Uh» Donnerstag, den 29. September 1921 von oorm. 9 bis nach«. 3 Uhr ckn« Vacheichung der Matze, Gewicht«, Wogen und Metzwerkzeuge statt. Als Lokal ist den Eichbeamlen di« hiesig« srithera Steuerelnuahm« — Nalhaus, Erdge- schotz, links, gegenüber der Polizeiwache — angewiesen. VN« Sewerbetretbend« «inschl. der Landwirte, di« Matze, Gewichte, Wagen und Metz- Werkzeuge im bssenillchen Verkehr benutzen, haben diese, soweit sie nicht am Gebrauchsorte beseitigt sind während der obenbezeichneten Tage in dem bezeichneten Raume den Eichbeamlen und den aus den besonderen christlichen Ladungen angegebenen Zeiten nur durch erwachsen« Personen,?üie sachdienliche Auskunft leben und Erklärungen entgegen u«)men können, zur Prüfung in reinlichem Zustand« vorzulegen, soweit i« ab« beseitigt sind, den Beamten anzumelüen. Die Vorlegung der Wagebalken hat mit den Wageschalen zu erfolgen. Werden Mähe usw., die das Nacheichungszeichen nicht tragen, nach Beendigung des Nach, elchungsgeschäsls bei einem Gewerbetreibenden ober Landwirt vorgssundrn, so erfolgt Deslrasung nach 8 22 der Matz- und Eewichlsordnung vom 30. Mai 1908. Außerdem wird die Nacheichung auf Kosten der Besitzer oder nach Tesinden die Beschlagnahm« und Einziehung der ungeeichten, nicht adge- stempellen oder unrichtigen Matze usw. versügt werden. Dl« Nachelchungsgebühren sind bet »er Aacheichung sofort zu entrichten. Neustädtel, den 20. September 1921. Der Sladtrat. Schwarzenberg. SlaSlbad. Das Stadlbad wird von Montag, den 29. September 1921 ab für dieses Jahr geschlossen. Schwarzenberg, am 23 September 1921, Der Bat »er Stadt. — Stodtbauamt — Pslichtseuerwehr Schneeberg. Mittwoch, den 28. September, abends pünktlich '/,? Ahr findet dl« 8. Aebung statt. Kierzu Haven sich alle Personen vom vollendeten 18. bis 24. Lebensjahre einzusinden. S eilen der Mannschaften mit dem Aniangsbuchstaven 1k—am Archidiakonat; diejenigen mit dem Aniangsbuchslaben kä—r an der Superintendentur. Alles Fehlen wird bestraft. Entschuldigungen werden nur dann berücksichtigt, wenn ärztliches Zeugnis oder Bescheinigung vom Arbeitgeber beigebracht ist. Schneeberg, den 23. September 1921. Dl« Dranddirektion. Gefährliche Finanzmelhoden. k Mau schveibt uns, Di« Steuevgesetze werden zur Feit im Reichswirtschaftsrak ein«r gründlichen Prüfling unt«rzogen. Aus den bisherigen Verhand lungen scheint hervorzugehen, daß sozialistische Kreise ihr« Zu- stümnung an eine bestimmte Bedingung knüpfen wollen, daß näm lich di« steuerliche Belastung der Goldwerte in den Grundlinien fest- gelegt sein soll, bevor das Wirtsche Steuerprogramm zur Ent- scheidung gestellt wird. Sollte es sich hierbei nur um eine Forde rung der sozialen Gerechtigkeit handeln, so ist zu prüfen, ob eine solche Maßnahme auch finanzpolitisch zweckmäßig wäre. In unserer kritischen Lage genügt es nicht, daß eine bestimmte Forderung populär ist. Di« Reichsreyierung und die Parteien wissen, daß di« kommend« Finanzveform, selbst wenn sie voll gelingen sollt«, nicht da» Gleichgewicht in den öffentlichen Finanzen herbeiführt. Es wär« aber in hohem Gvade bedenklich, wollte man die Erträge aus Ler Besteuerung der Gold- und Sachwert« wie das Reichsnot opfer zur Deckung laufender Ausgaben verwenden. Die Sachwerte haben nur verglichen mit unseren papiernen Geldscheinen, an Wert gewonnen. Di« Sachwerte, in Sonderheit di« Produktionsmittel, hätten die Stützen werden können, an denen sich die deutsche Wäh rung wieder aufzurichten vermöchte. Die Herabdrückung der Sach wert« bedeutet eine Festlegung unseres Geldes auf feine Untcr- wertigkcit, wenn auch nicht bis zu dem heutigen spekulativen Tief stand. Die Besteuerung der Saäcwette war in einer Denkschrift des Reick-swittschaftsministeriums insofern laufend gedacht, al» bei künftiger erneuter Geldentwertung selbsttätig »in« weiter« Be tastung mit einer öffentlichen Echuldfovderung eintreten sollte. Wenden die Eingänge aus der Besteuerung der Sachwette nicht benutzt, um unsere Währung, sei es auch nur auf einem bescheidenen Stand, zu befestigen, so wird es mit uns finanzell und wirtschaft lich unrettbar weiter bergab gehen. Zn der heutigen deutschen Finanz- und Wirtschaftspolitik droht «in Grundsatz in Vergessenheit zu geraten, der allen Regierenden sowie allen Finanz- und Wirtschaftspolitikern stets vor Augen stellen sollt«: daß die aufgewaudten Mittel zu den erstrebten Zwecken in einem bestimmten Verhältnis stehen müss-rm Das öffentliche Finanzwesen darf laufende Ausgaben nicht dauernd mit Teilen des Nationalvermögens decken. Unsere Gläubiger, di« noch vor wenigen Monaten auf die Zahlungsfähigkeit Deutschlands geschworen haben, erwögen heut« ernsthaft di« Möglichkeit eines deutschen Staats- bantrottes. Gewiß ist es vom Uebel, mit dem Gedanken de« Staats- bankrottes zu spielen. Ls bedeutet aber kein ,Spiel", wenn man festsdellt, daß di« Fortführung der bisherigen Finanzmethoden im Reich zmn Staatsbankrott sichren muh. Nur der Staatsmann hat bas moraliscl;« Neckst zu umfangreichen Eingriffen ins Volksver- «nögen. der klipp und klar zeigt, wie er sich di« durckMeifende Ord nung der deutschen Finanzen denkt. Die Pariser Zeitung „Figaro" erklärt* kürzlich, ein etwa deutscherseits erklärter Staatsbankrott w«rde „betrügerisch* sein. Sie wirft di« Frage auf, wie sich die Gläubiger zu einem Schuldner verhalten sollten, von dessen Ge- sck-äftssührung das sichere Eintreten des Bankrotts zu erwarten sei. Di» Pariser Blatt spielt natürlich auf eine Kontrolle der deutschen Finanzen durch die Reparationskommission oder durch einen be» sonders zu bildenden Dläubiger-Ausschuß der Dcrbandsmächte an. Es vergißt aber, daß auch der Schuldner gegenüber seinem Gläubiger «in« Pflicht erfüllen muß, die dem Gläubiger nicht gefällt: die rück haltslose und immer wiederholte Darlegung, daß die bestehenden Schulden ihn (den Schuldner erdrücken und dazu führen, daß die tinanztell«» Ansprüche der Gläubiger unerfüllt »leibe«. Neu« Wag« bei Erfassung de» Sachwertes BerNn, 23. September. In Negierungskreisen besteht die Ab- ficht, mit der Erfassung der Sachw.rt« neue Wege zu beschreiten. Ls heißt, die Lrwerbsgesellschaften sollen gegen den Verzicht auf «ine« Lett de» Gewinne« von Ler Körperschaftssteuer auf vierzig Iah» b«- freit werden. Di« hierfür ausgestellten Denußschelne sollen al» marktfähige Papiere gelten. Damit würde da, Reich gleichberechtigter Aktionär, soweit di« in seine» Besitz gelangten Anteil« nicht im In» oder Auslande verkauft werden. Die Unternehmungen sollen durch dl» Möglichkeit de» Verkaufs ihrer eigenen Anteile in die Lage versetzt werden, durch Zahlung einer bestimmten Dumm« für all« Zeiten von der KHrperlchaftisteuer zu befreiter. e ", « Mißtraue» t» Deutschlands Zahlungsfähigkeit. Parks, 22. September. Der Berliner Berichterstatter der Infor- mation berichtet über eine Unterredung mit einem Mitglied des in ternationalen Gavantiekomitees. Dieses soll sich sehr skepisch über di« deutsche Zahlungsfähigkeit geäußert und seine Zweifel darüber aus gedrückt haben, ob es Deutschland möglich sein wird, die nächsten Zahlungstermine, deren erster der 15. Dezember ist, einznhaltcn. Die von der Industrie der Regierung in Aussicht gestellte Finanzhilfe sei sehr problematischer Natur, sie schwebe noch völlig in der Luft und zeige keinen Weg zu einer Besserung. Genf, 23. September. Der Demps' meldet: Die deutsche Regie rung hat auf Anfrage der Reparationskommission erwidert, daß sie auch auf die am 15. November und 15. Januar fälligen weiteren Golü- zahlungen entsprechende Vorausteilzahlungen zu leisten gedenke. vor der Regierungsumbildung. Berlin, 23. September. Der Reichspräsident wird in den nächsten Tagen mit den Führern der Koalitionsparteien eine Befprechuirg ab halten, um die Frage der Umbildung des Reichskabinetts zu erörtern. Aus den Kreisen der Deutschen Dolkspartei wird erklärt, daß man in Heidelberg zwar nochmals die Zusammenfassung aller Kräfte betont habe, daß die Partei jedoch zunächst abwartm wolle, bis man an sie herantrete. Sie werde unter keinen Umständen etwa die Initiative er greifen. Man brauche wohl nicht zu betonen, daß die Deutsche Volks- Partei wenig Sehnsucht nach einem Eintritt in ein Kabinett Wirth hat. Der neue Rand. Berll», 23. September. Nach einer Meldung hat die Repora. tionskommission endgültig beschlossen, der deutschen Regierung für die Auslieferung von 2,15 Millionen Tonnen Schiffsraum den Wert von 745 Millionen Goldmark gutznschreiben, während der Feindbund tat sächlich 4,6 Millionen Tonne» im Werte von 7316 Millionen Goldmark uns genommen hat. Es handelt sich darum, Laß etwa 2 Millionen Tonnen Schiffsraum, die sich zu Kricgsbeginn in seindlick-en Häfen befanden, beschlagnahmt unü prisengerichtlich verurteilt worden sinü. Eine priscngcrichtiiche Verurteilung ist nach dem Haager Abkommen völkerrechtlich vollkom men unzulässig. Derartige Schiffe müssen unbedingt nach Kricgsbeendi- gung znrückgegcbcn werden, oder aber es muß der Wert dem Eigen tümer erstattet werden. Aufnahme de, deutsch-russischxn Beziehungen. Moskau. 23. Sept. Als Vorsitzender des Allrussischen Voll zugsausschusses hat Kalinin gestern in Moskau den Vertreter des Deutschen Reiches Professor Wiedenfeld empfangen, der ihm sein Beglaubigungsschreiben überreichte. In seiner Ansprache führte Professor Wicdenscld aus: Namens der deutschen Regierung möchte ich mein« Befriedigung darüber ansdrücken, daß nun von heute ab die Beziehungen zwischen Rußland neuerdings einen offiziellen Charakter in ihrem vollen Umfange angenommen haben. Die deutsche Regierung ist sich voll bewußt, daß beide Länder imstande sein werden, aus Lieser Zusammenarbeit bedeutenden und für ihr« Entwicklung wesentlichen Nutzen zu ziehen, und daß es im be sonderen Interesse beider Länder war«, lebhafte Beziehungen zwischen der russischen und der deutschen Volkswirtschaft aufrecht zu er halten. Als meine Hauptaufgabe in Moskau betrachte ich di« politische Verwirklichung der Entwicklung erfolgreicher Ausammen- avbcit. » Das Programm Lerchenfeld«. Der neue bayerische Ministerpräsident tritt sein Amt unter Um ständen an, die ihn kein allzu leichtes Arbeiten in Aussicht stellen. Die bayerische Mittelpartei, die Deutschnationale und Deutsche Dolkspartei- ler in Bayern zusammenfaßt, ist au» der Regierungekoalition ausgetre ten, und daher ist di» Mehrheit, aus die sich der neu« Ministerpräsident In allen Wechselfällen seiner Amt»führung stützen kann, »ur mehr eine beschränkte. Trotzdem da» Blatt Ler Rechten in Bayern, di« von Lic. Traub g«l«it«t« „Mllnchen-Aug»burg«r Abendzeitung" au» verständ lichen Gründen die Wahl Lerckenfclds nicht gerade überschwei^lich be grüßt, kann man sicher sein, daß Lie nationalen Kreise Bayerns den Nachfolger Kahr» mit allen Kräften unterstützen werden, wenn er sich angelegen sein läßt, Len Spuren Kahr» nachzuwandeln. Alle» da», wa» ma» vo» L« P^önlichkit da» Gras« LucheujtlL wiiß, «»acht «»s«hp wahrscheinlich, daß sein Programm von dem seines Vorgängers in kei nem wichtigen Punkte abweichen wird. Die Presse der tonangebenden Bayerischen Volkspartei betont diese Hoffnung ausdrücklich und ver langt von dem durch sie Gewählten, daß er die bayerische Politik in dem bisherigen Kurs streng christlich-sozial-nationaler Richtung wciter- fllhre. Wie Graf Lerchenfeld unter diesem Marschfeld die Verhandlun gen mit Berlin zu einem guten Ende bringen kann, muß die nächste Zeit erweisen. Der Kampfruf, der von oem Nürnberger Bürgermeister Treu auf dem Görliher Parteitag gegen Bayern ausgestoßen wurde,, de» hart den Tatbestand der Aufforderung zum Landesverrat streift, ver mehrt die Schmierigkeiten in der Auseinandersetzung zwischen Bayern und dem Reich um ein Bedeutendes und ist sicher nicht geeignet, den Bayern die Aufhebung de» Belagerungszustandes in ihrem Land« schmackhafter zu machen. Der in den Geheimbesprechungen zwischen Wirth unü einer führenden geistlichen Persönlichkeit Bayern» gefunden« Ausweg scheint dadurch fast nahezu wieder verrammelt. Man sagt nun dem Grafen Lerchenfeld nach, daß er schon des Oefteren ein außerordentliches diplomatisches Geschick bewiesen habe, und so wird es ihm wohl gelingen, den Reichskanzler an einem sanften Gängelband auf den Boden des Ausgleichs zu führen. Da Stresemann ja nun auch seine Koalitionsbereitschaft erklärt hat und man infolgedessen sicher mit einer bevorstehenden Umbildung der Neichsregieruna rechnen kann, so dürste Graf Lerchenfeld mit seinen Vorschlägen nicht mehr auf allzu starren Berliner Eigensinn stoßen. Seine Vorschläge werden sich selbst verständlich im Nahmen des föderalistischen Staatsgsdankens halten, wie überhaupt die „Währung und die Verteidigung der Eigenstaatlich keit Bayerns" den Hauptteil der ihm übertragenden Aufgabe sei« wird. » Richter Md Ministerpräsident. Das Braunschweiger Parteiblatt Ler Unabhängigen veröffent licht folgenden Briefwechsel: „Herrn Abgeordneten Oerter, Hierl Nach einem Bericht der „Oberwoser Volkszeitung" haben Sie in einer Versammlung in Holzminden am 1. d. Mts. gesagt: „Eine der stärksten Stützen Ler Reaktion ist di« Justiz. Man sehe sich jetzt wieder den Fall des Fähnrichs Oltwitz v. Hirschfeld« an. Nicht eins Derechtigkeitspflege ist unsere heutige Justiz, sondern «in» Dirne des Kapitalismus. Wir müssen endlich einmal Schluß da mit machen." Wir wünschen von Ihnen «ine Erklärung darüber zu erhalten, ob diese Wiedergabe der Zeitung zutreffend ist, Md scheu Ihrer Mitteilung darüber binnen zwei Tagen entgegen. Braunschweig, 6. Scpteinber 1921. Der Vorstand des Braun schweigischen Nichtcrvereins, gez. vberlandcsgerichtsrat Dr. Herbst." Di« Antwort des braunschweigischen Ministerpräsidenten lautet: „Herrn Oberlandesgerichtsrat Dr. Herbst. Mein Herri Ihr Schreiben vom 6. September 1921 ist bei mir eingelansen. Si« gestatten mir, Eie darauf aufmerksam zu machen, daß Ton und Form Ihrer Anschrift in keiner Weis« den Gepflogenheiten gesell schaftlichen Anstande» entsprechen. Mag fein, Herr Obcrlandes- gerichtsrat, daß Sie «ine schlechte Kinderstube gehabt haben. Sir hätten aber immerhin Gelegenheit nehmen können, den Mängeln Ihrer Erziehnng abzuhelfcn. Es mag auch sein, daß Sie geflissent lich di« Formen gesellso>aftlichen Anstandes außer acht liegen. In diesem Falle ist Lias« Ueberhebung ein Zeichen innerer stttticher Atäiurel. Wenn ich Ihnen tro^dem aus diesem Wege auf IHv Schreiben eine Antwort erteil«, so geschieht die» lediglich, weil ich hoffe, daß meine Nachsicht Sie zur Wahrnehmung gesellschaft- lick^r Formen in Ihrem Briefverkehr und zu dem einfachsten An stand erzieht. Ich erkläre Ihnen also, daß ich in der Versammlung in Holzminden gesagt hab«: „Uns»« heutige Justiz ist eine Dirn» de» Kapitalisnm»." Aus Lieser Aeußerung geht allerdings ein« besonder« Wertschätzung unserer heutigen Justiz nicht hervor. Ich muh Ihnen, Herr Oberlandeogertchtsvat, zugleich sagen, daß di« Art und Weise, wie Si« Ihre Anfrage an mich richteten, mir auch keine blondere Wertschäkung einzelner Richter, besonders de» H rrn Vorsitzenden des Braunschweigischen Richt«rverein», abnötige». Lr- gebenst Ihr Sepp Vetter." Wenn Herr Sepp Vetter sich herausntmmt, ein«« Obeotantn»- gettchtsrat über gise'ischastlichen Anstand »n bekehren, so Im« da» nur zwerchfellerschütternd wirken. Eine sehr ernste Sach« ist da gegen Li« schwer, Beschimpfung Ler deutsche» Justiz, M d«r sich Herr Oerter bekennt. Dies« Episode, in der von T«iti» d— ge nannten Richterverein, sicher noch nickst da» letzte Wort gesprochen ist, beleuchtet in greller Weise den nahezu al» Schutzlosigkeit zu be zeichnenden Zustand, in Lem sich Li, deutsch« Justiz und ihr« Der- t«kr zurzeit ,