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Erzgebirgischer Volksfreund : 23.06.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192106236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19210623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19210623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-06
- Tag 1921-06-23
-
Monat
1921-06
-
Jahr
1921
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 23.06.1921
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vahcrlsch« Krim a« Vr. WirchD NeichNagrrrd«. , Münch»«, 21. Juni. Ueber die Rede des ReichS- kanzler» zur Interpellation der Unabhängigen sozial demokratischen Partei wegen der Ermordung des Landtags- abgeordneten Garet« äußert sich di« parteioffiztös« Kor respondenz der Bayerischen Dolkspartet r «Die Rede Dr. WtrthS wird in Bayern wohl in soztaltstischen Kreisen mit Befriedigung ausgenommen werden, um so größere Verstimmung aber bet den übrigen Volks- kreisen auSlösen. Wir möchten nur daS auSsprechen, daß auf diese Weise ein freundschaftltcheS Zusammen- arbetten mit dem Süden, soweit Bayern in Frage kommt, und wie es Herr Dr. Wirth anstrebt, auf kei nen Falt gefördert, sondern geradezu untergra ben wird. Obwohl über die politisch« Grundsteinlegung Dr. WtrthS ketn Zwetfel bestehen konnte, so berührt es doch peinlich und auffällig, daß gerade nach der uner hörten Rede UnterlettnerS, die von Lügen, Beletdtgungen und Entstellung über dt« bayerischen Verhältnisse nur so strotzt, der doch einer nicht soztaltsttschen Partei zugehörige Reichskanzler es für notwendig halt, eine Rede zu halten, die den Eindruck verstärken muß, daß der gegenwärtige deutsche Reichskanzler in erster Linie Vertrauensmann der Linken ist." (Die Bayerische Dolkspartet ist, was die Kritik, besonders bemerkenswert macht, das bayerische Zentrum. E. D.) Zu den Bestrebungen, diebayerische Reichswehr in ihrer obersten Führung zu „reformieren", bemerkt der „Bayerische Kurier": „Oberst Epp sollte „vorübergehend" außerhalb Bayerns verwendet werden, um dem Nachfol ger des bisherigen Landeshauptmanns zur Einarbeitung in die Truppenführung den Platz zu räumen. Der Zweck des Manövers ist durchsichtig. Wir dürfen bestimmt hof fen, daß Oberst Epp in München blewen wird, sei es als aktiver oder verabschiedeter Offizier. Das Reichswehrmini sterium möge es sich überlegen, einen neuen Beitrag zu dem angehäuften Zündstoff zu liefern!" Di« Berlin«» Sowjet-Enklave. Senf, 21. Juni. „Tempo" meldet aus Berlin: Mit Lem kölsche- wistischen Vertreter Kopp sind 132 Mann seiner Gesandtschaft in Ber lin eingetroffen. Der Moskauer Sowejet hat nach einer Petersburger Prawda-Meldung vom 13. Juni der russischen Vertretung in Berlin Sie Asylpflicht gegenüber allen verfolgten deutschen Kommunisten zur Pflicht gemacht. O - Die Stadt Nordhausen und ihr Ehrenbürger. Berlin, 21. Juni. Generalfeldmarschall v. Hindenburg wollte am »ergangenen Sonnabend nachmittag von Nordhausen aus im Auto die Fahrt zur 25 jährigen Kysfhäuserfeier antreten. Einige Stunden vor dem Eintreffen des Feldmarschalls erschienen bei dem Oberbürgermeister Dr. Contag in Nordhausen einige Arbeiter führer und erklärten, daß sie die Verantwortung nicht übernehmen könnten, wenn bei der Durchfahrt durch Nordhausen dem Feld- marschall durch ihre Anhänger etwas zustieße. Der Oberbürger meister ließ im letzten Augenblick dem bereits auf der Zureise nach Nordhausen in Northeim befindlichen Generalfeldmarschall, dem Ehrenbürger vog Nordhausen, nahelegen, von dem Besuch von Nordhausen Abstand zu nehmen. Di« Verehrer Hindenburgs, voran die zur Spalierbiidung erschienen« Schuljugend, hat es sich nicht nehmen lassen, bei der nunmehr nicht ün Auto, sondern mit der Eisenbahn erfolgten Durchfahrt des Feldmarschalls den auf Ge heiß des Oberbürgermeisters von Nordhausen abgeschlossenen Dahn- Hof von Nordhausen zu stürmen und dem großen Helden begeisterte Huldigungen darzubringen. Drei Milliarden Mark Schien! Berlin, 21. Juni. Wie die Blätter aus Oppeln melden, belaufen sich nach amtlichen Feststellungen der zuständigen Handelskammern die bis jetzt durch den Insurgentenaufstand hervorgerufenen Schäden aus mindesten» drei Milliarden Mark. Engländer in Myslowitz. Berlin, 21. Juni. Aus Oppeln wird gemeldet: Die Engländer sind in Myslowitz eingerückt. Sie haben die Stadt darauf dem fran zösischen Wachtkommando übergeben. Wer es glaubt. London, 21. Juni. Don autoritativer Seite wird erklärt, daß an den Meldungen über die Absicht Lovd Curzons, mit Ober schlesien Kuhhandel zu treiben, kein wahres Wort ist. Oberschlesien ist für die englische Regierung ein« Prinzipienfrage und kein Gegen stand el»«« möglichen Tauschgeschäftes. O London, 21. Juni. Reuter erfährt, daß von der Interalliierten Kommission rin Plan für die progressiv« Zurückziehung der Polen und der Deutschen in Oberschlesien entworfen worden ist, der zur zeit mit beiden Parteien erörtert wird. Berlin, 21. Juni. Di« Reichsregieruna hat zur Linderung der dringendsten Not in Merschlesten 100 Millionen Mark zur Ver- fügung aestell, di« durch einen besonderen Staatslommiffiar verteilt werden sollen. Beüthen, 21. Juni. In verschiedenen Orten hat sich di« auf den Holden lagernde Staubkohle entzündet. Die Gefahr, daß die Halüen- bränd« sich zu einer Katastrophe auswachsen, wird von Tag zu Tag größer. Sim Friedrnsrede Lloyd George». London, 21. Juni. In der heutigen ersten Sitzung der britischen Reichskonferenz, auf der die Premierminister der Dominien an wesend waren, hielt Lloyd Georges eine Rede, in der er aussührte: Die Fragen der Entwaffnung Deutschlands und der Reparationen keinen gelöst, aber der Weltfrieden wird erst wieder hergestellt sein, wenn di« Grenzen Polen» festständen und der Frieden mit der Türkei geschlossen sei. Freundschaftliches Zusammenwirken mit den Vereinigen Staaten sei der Hauptgrundsatz. Di« britischen Minister könnten niemals ivgdwelche Unterschiede zwischen Rasse und Zivili sation, »wischen Osten und Westen machen. Das britische Reich gründe sich nicht auf Gewalt, sondern auf den guten Willen und gemeinsam« Interim. Jahre würden vergehen, bis die Folgen de» Krioges überwunden seien. E» gebe europäisch« Länder, wo die Armut und di« Not furchtbar sei. Trotz vieler entmutigender Dinge glaube er jedoch zuverstchtlich, daß sich di« Welt langsam durch alle Schwierigkeiten hindurcharbeiten werde. Line überaus ermutigend« Tatsache in der interalliierten Lag« sei es, daß eine wachsende Un geduld gegen diejenigen bestehe, die aus irgend welchen Bewsg- aründen versuchen, die Wett in einem Zustande der Unruh« und der Empörung zu erhalten. Es sei eine immer größer werdende Ueberzeugung vorhanden, daß di« Welt Freden haben müsse, wenn si» j« wieder gesunden soll. Der Kamps um die Beute. Pari», 21. Juni. Wie »Petit Parisien" mitteilt, haben eine ganz« Reihe kleinerer Staaten Anpruch auf einen Teil der von Deutschland zu leistenden ersten Reparationszahlungen gemacht. Die Repavationskommission hat folgend« Staaten mit ihren Forde rungen obgewiesen: Bolivien, China, Peru, Polen. In ^Berück sichtigung gezogen worben sind die Forderungen folgender Staaten: Brasilien, Kuba, Griechenland, Liberia, Rumänien» Serbien Siam «ad Tschtcho-Slawakti, «lUkktmf dacksch«» GM», - Die Hamburger Schtff«maklerfirma Richard M. Lohmann jun. hat für deutsche, namentltch Hamburger Roeder«!«^ u. a. auch für di« -amburg-Amerika-Lini«, von dm chemal» deutschen Dampfern, dt« nach England «»»geliefert wurden, in öffentlicher Devsteigerung 1V Schiff« erworben. Co handelt sich um Dampfer von 1500-7000 Tonnen Tragfähigkeit. Di« Schmach am Rhein. Frankfurt a. M., SO. Juni. Zu dm zahlreichen Fällen schwerer Verbrechen von Angehörigen der französischen Desatzungstruppen kommen fortgesetzt neu«. Heut« wird folgender bekannt, der sich in der Nacht vom 15. auf den 16. Mai im der Näh« der Kaiscvbrücke in Mainz zugetragm hat. Gin Schwesternpaar Zorn befand sich von einer Hochzeitsreis, auf dem Heimwege. In der Bisbricher Straße wurd« ihm von zwei Franzosen der Weg versperrt. Während sich dt« jünger« Schwester in Sicherheit bringen konnte, wurde di« ältere, di« 21 jährig« Dorothea von dm beiden Franzosen ergriffen, zu Boden geworfen und schwer mißhandelt. Der Versuch, st« zu vergewaltigen, scheitert« an dem Widerstand der Ueberfallenen. Da durch gereizt, schlißen und traten di« beiden Franzosen auf das Mädchen ein. Unter anderen wurde ihr der StahlhÄhm über das Gesteht gedrückt, sodaß st« am Schreien verhindert war. Ms sich ein deutscher Polizeiwachtmeister näherte, ergriffen die beiden Wüstlinge die Flucht. Dein Polizeiwachtmeister gelang es schließ lich, mit Unterstützung eines Kameraden, die beiden Soldaten, die sich mit dem Seitel^owehr zur Wehr setzten, zu überwältigen und zur französischen Wache zu bringen, wo sie von zwei französischen Soldaten in Empfang genommen wurden. Am Tor des Wahllokals gelang es jedoch den beiden Verhafteten, sich ihrer Begleiter zu entledigen, die keinen ernstlichen Versuch machten, ihrer wieder hab haft zu werden. Den beiden deutschen Polizeibeomten gelang es bald darauf, einen der Uebeltäter erneut zu verhaften und in das Wachlokal zu briwM. Es wurde der Nam« des Soldaten fest- gostellt. Die Angabe des Truppenteiles wurde jedoch verweigert. Bisher ist nicht bekannt geworden, ob die beiden Soldaten für das Verbrechen bestraft worden sind, obwohl dem Oberbefehlshaber der französischen Rheinavme« der Vorfall mit allen seinen Einzelheiten gemeldet worden ist. Zn letzter Zeit sind insgesamt 137 Fälle von Sittlich- keitsver brechen bekannt geworden, die von französischen Truppen im besetzten Gebiet verübt worden sind. Unter diesen Fällen handelt es sich in 40 um Notzucht, in 70 um Notzuchtver- such und in 27 um sonstige sexuelle Ausschreitungen gegen Frauen und Männer. Don sämtlichen den alliierten Behörden zur Kennt nis gebrachten Fällen liegen Mitteilungen über das Ergebnis der Untersuchung nur in 42 Fällen vor, von denen in vier Fällen eine Bestrafung, in 35 kein« erfolgt ist, während drei Fälle noch schweben. * Millionenaufwand für Besatzungsofsiz'err. Andernach (Rhein), 21. Juni. Die Reichsvermögsnsverwaftuna hat 2 640 OVO Mk. zum Dau von zwölf Offizierswohnungen für die hiesigen Besatzungstruppen bewilligt. Mit dem Bau soll sofort begonnen werden. Annahme des Mlelssreuergesetz es. Berlin, 21. Juni. Im Reichstag wurde heute das Mietssteuer gesetz beraten. Reichsarbeitsminister Brann begründet den Gesetz entwurf: Die llebcrzeugung von der Notwendigkeit einer Woh- nulUsabgabe sei jetzt Allgemeingut geworden. Eine solche Steuer sei zwar ein Usbel, aber das kleinere Uebel unter dsn vielen Uebeln. Wir folgen nur dem Zwang« der Verhältnisse, wenn wir die vor dem 1. Juli 1818 sertiggc,.eMen Wohnungen mit einer Abgabe be legen. Mit dem Notgesetz über di« vorläufige Förderung war die Wohnungsabgabe schon gegeben, und der vorläufige Entwurf ist eine Verbesserung dieses Notgesetzes. Der private Wohnungsbau kann nicht durch Freigabe des Wohnungsmarktes gefördert werden, denn sonst würden die Mieten auf das Zehn- bis Zwölffache steigen. Nur wenige könnten so hohe Mieten bezahlen. Wir würden also ein« große Wertsteigerung der Grundstücke haben, aber keine wesentliche Förderung der privaten Bautätigkeit. Die Neubau tätigkeit würde sich hauptsächlich dem Bau vornehmer Villen zu- wenden. Teuerungszuschüfle aus öffentlichen Mitteln sind nicht zu umgehen. Wir müssen dafür aber Deckung schaffen. Ohne Steigerung der Mieten ist ein Wohnungsneubau praktisch unmög lich, selbst wenn man zur Sozialisierung des Wohnungswesens übergehen wollte. Daß die unvermeidliche Mietssteigerung restlos den Hausbesitzern zufließen soll, hat niemand zu fordern gewagt. Die Mieter haben auch keinen Grund zu Beschwerden gegen diese sozial« Vorlage. Si« verwenden heute einen viel geringeren Teil ihre, Eftrkommen» sür Wohnungsmiet« als früher. Di« leistungs schwachen Bevölkerungsschichten will di« Regierung möglichst von oer Steuer freilasirn. Es soll für gewiss« Fälle «in Erstattung«- anspruch gegeben sein, besonders bei Krankheit und Erwevbslosig- leit. Die Regierung stimmt dem Anträge in dieser Richtung zu, andererseits dem sozialdemokratischen Antrag, der verhindern will, daß di« mit öffentlichen Mitteln gebauten Wohnungen dem iiber- nohmenden Bauherrn einen übermäßigen Gewinn abwerfm. Di« übrigen Anträge lehnen wir ab, besonders die deutsch-nationalen Anträge, die di« Wirtschaftsgebäude steuerfrei lassen wollen» Abg. Gutknecht (Dntl.) begründet den Antrag seiner Fraktion, wonach die Steuer nur erhoben werden soll von solchen Gebäuden, die zu Wohnzwecken dienen, also nicht von Wirtschaftsgebäuden. Der Redner befürchtet, daß di« Bosteu«vunq der Wirtschaftsgebäude zu einer Verteuerung der Produkte von Landwirtschaft, Industrie und Gowerbe führen müßten. Wir fordern Baufreiheit unter Ge währung von staatlichen Zuschüssen. Abg. Stlberschmidt (Soz.) empfiehlt den sozialdemokratischen Antrag, wonach di« bezuschußten Gebäude nur dann in Privateigen tum übergehen dürften, wenn durch geeignete Maßnahmen verhin dert wird, daß der Bauherr (Eigentümer) aus der Dermietimg oder dem Verkauf« einen übermäßigen Gewinn erzielt. Wir stimmen der Vorlage zu, obgleich sie uns nicht befriedigt. Abg. Dr. Maretzky (D. Dp ) begründet eine Entschließung seiner Fraktion, wonach die Gemeinden das Recht haben sollen, di« zu ihrer Verfügung stehenden Mietsteucrerträgnisse zur Hälfte für Zu- schliss« bet Um- und Erweiterungsbauten zu verwenden. Die nach dem 21. Januar 1921 bogonnsuen bezuschußten Bauten sollen von der Wohnungszwangswirtschaft und jeder Miet- und Wohnsteirer frei sein. Ein weiterer Antrag will solcl-e öffentliche Gebäude von der Steuerfreiheit ausnehmen, die einen Gewerbebetrieb zum Dogenstand haben. Abg. Bahr (Dem.): Dem Gesetz mögen noch manche Mängel anhaflen; aber es ist notwendig. 'Die Wohnungsnot kann durch das Gesetz nicht beseitigt werden. Dazu werden wir andere Mittel suchen, di« nicht auf d«m Wege der Sozialisierung liegen. Die Vorlage wird angenommen. Ebenso wird ein Kompromiß anivag der Koalitionsparteien und der Deutschen Dsbkspartei an genommen, wonach di« obersten Landesbehörden an Stell« der Miet steuer ent'prechende Zuschüsse für die Gnmö^euer ergeben können. Oerlttche Angelegenheiten. " Der Landtag beriet gestern den Gesetzentwurf über das Steuerrecht der Religionsgesellschaften. Die Min derheitsanträge der bürgerlichen Fraktionen, den Religionsgesellschaf- t«n auch das Recht zur Erhebung von Zuschlägen zur Körper- schäft» st euer, sowie zur Steuer von: Grundvermögen und vom Grunderwerb zuzubilligen wird mit 47 Stimmen der Lin sen gegen 46 Stimmen der Rechten abgciehnt. Der Gesetzentwurf fin- bet darauf nach den Anträgen des Rcchtsausichujses Annahme. Mit dem obigen Stimmenverhältnis werben auch dr« übrigen Abstimmun- LM «rlsbtat. Der Antrag de» Abgeordneten Barthel lUnadU, betr. An«, 22. Juni. Der Schleifer Anton Mehlhorn beging heute das Jubiläum seiner 25jährigen Tätigkeit bei der Firma Erdmann Kircheis. Der Jubilar wurde von den Firmen Inhabern und von sei- uen Mitarbeitern geehrt und beschenkt. Schneeberg, 21. Juni. 489. Sitzung des wissenschaftlichen Verein». (Verspätet ausgenommen.) Hr. Studienvat Schwärig spricht über Jntelliyenzforschung uud Intel! igenzpvüfung: Intelligenz ist die allgemein« Fähigkeit eines Individuums, sein Denken bewußt auf neu« Forderungen des Lobens einzustellen. Si« ist zweifellos eine aivgeborene. Angeboren aber ist sie nur al» Anlage, d. h. ein« noch nicht fest abgezirkelte Betätigungsmöglichkert mit breitem Spielraum. Ze mehr Betätigungsweisen sich heraus kristallisieren, um so mehr wird sie zur Eigenschaft. Erblichkeit, Geschlecht und Alter spielen bei ihrer Entwicklung ein« bedeutende Noll«, als äußere Faktoren wirken richtunggebend mit Schule und Milieu. Nun ist bi« Intelligenz von Mensch zu Mensch nicht nur dem Grade, sondern auch der Art nach verschieden. So unter scheidet die Forschung den reaktiven Intelligenztyp, der, behaftet mit einer gewissen inneren Trägheit, erst des Anstoßes von außen bedarf, um sich zu regen. Die spotanen Intelligenzen warten nicht, bis ihr« Arbeit hevausgefordert wird, sondern neigen dazu, sich selbst aufs Spiel zu setzen; si« erleben Problem«, leiden unter ihnen und suchen mit ihnen fertig zu werden. Der objektive Typ z«ichn«t sich au» durch straffe Selbstzucht gegenüber subjektiven Ein gebungen und Launen, durch Ehrfurcht vor dm Tatsachen und De setzen der Natirr. Der subjektive Zntelligenztyp weist starke inner« Aktivität auf, er sucht das Aeußere zu bewältigen, in dem er es mit seiner eigenen Farl« durchtränkt. Ms letzte Gliederung sei die der theoretischen und praktischen Intelligenz erwähnt. Der Typ des Gelehrten verkörpert die erste. Praktisch gerichtete Intelligenz im hohen Maß« tritt zu Tage beim Wanderer, der im Augenblick« der Gefahr sich selbst y«lfen muß, beim Handwerker, der bei einem neuen Auftrag schnell und geschickt die geeigneten Handgriff« und Handwerkszeug« wählt, bei einer Hausfrau, di« während des Kriege« trotz des Fehlens bestimmter Nährmittel durch Hevanziehu:^ von Ersatzstoffen und durch neue Kombinationen die Familie schmack haft Und gut zu versorgen wußte. Die Entwicklung der kindliche» Intelligenz durchläuft drei Stadien: di« geistig« Eroberung der Welt beginnt mit den Dingen, dann werden die Handlungen Ziel der Beobachtung und endlich beschäftigt sich das Denken mit den Merknmlcn und Beziehungen. Mit dem Zeitalter Ler Pubertät setzt ein« neue Wendung Ler Intelligenz ein, Lie von außen nach innen führt: Ler junge Mensch entdeckt sich selbst. Die Wissenschaft hat nun eine Meng« Systeme ausgestellt: Arten, Grad und Gntwick- lungshöh« der Intelligenz zu messen. Die erste Zusammenstellung von Prüfmitteln zur Feststellung der Intelligenz ging von den Franzosen Binet und Simon'aus. Mit ihrer Methode schiede» sie von normalen Kindern die unternormalen zwecks Aufnahme in Hilfsschulen. Mold« und Pierkowski, zwei Berliner Psychologen, gingen einen Schritt weiter und fanden Tafts (Stichproben) zur Fcftstellwrg von Begabten, die in Äufbauschulen Las Ziel der höheren Schule in sechs Jahren erreichen sollten. Geprüft werden an einer Reihe von Versuchen: analytisch« und synthetische, ein fache und zusammengesetzte Funktionen, seiner Anschauung und ^Be- obachlungsfähigkeit, Aufmerksamkeit und Konzentration, Gedächt nis und Kombination, Begriffs- und Urteilsfähigkeit. Di« Pvüftmgen sind also nicht mehr Kenntnisprllfungen wie «Hedem, soirdern Fähigkeitsprüfungen. In Hamburg, wo solche Prüfungen in noch größerem Umfange vorgenommen wurden, betrugen die Versager unter den Ausgelesenen nur 1)4 v. H. Zn Dresden wur den Ostern 1921 an der neuen Landesfchul« (ehemaligen Kadetten- anftalt) ähnlich« Aufnahmeprüfungen abgehalten. Zur Feststellung des Wertes wurden st« am Schneeberger Seminar an drei Klasse» wiederholt und ergaben hier ein« Ü«b«reiusttmmung mit de« Lehrerurteil von 78,21 bezw. 75,5 v. H. Intelligenzprüfungen wer den ein entscheidendes Wort mitzusprechen haben in Ler Differen zierung der Einheitsschule. Kurz gestreift wurde die Bedeutung der neuen Prüfungsakt für die Frage der Derufseignung und für in dustrielle Zwecks. Eine lebhafte Aussprache schloß sich dem Dov trage an. Maßnahme» der Reglnung g«grn A«»nahmkh«sttmm»na»» L«r Fri«ühof»v«rwaltung,n gegenüber Andersdenkenden, wird angenommen. Damit hat der Landtag beschlossen, dl, Regierung zu «suchen, «in, Verordnung zu erlassen, nach der die Verwaltungen Ler Bestattungsanlaaen nicht mehr berechtigt sind ,für Lie Verstorbenen der verschiedenen vekenntniss« oder Weltanschauungen besonder, Be- stattungszriten festzusetzen oder ihnen besonder, Plätz, anzuweisen, ferner dir Verordnung Übn da» Verhalten der Leichenbegleitungen bei Beerdigungen aufruheben E» handelt sich in dieser Verordnung na. mentlich Laraum, daß Reden nicht ohne Zustimmung de» Geistlichen gehalten werden dürfen. — Für da» Blaufarbenwerk Oberschlema wer den 4 Millionen Mark bewilligt. * Zur vrt»klasseneinstufung in Sachse» hat der 2. Derbanbatag de» Gewerkschaft deutscher Eisenbahner, Landesverband Sachsen, folgende Entschließung angenommen: Der Abstand in der Besoldung der in den gleichen Besoldungsgruppen, aber in verschie denen Ortsklassen eingerrihten Beamten ist durch das nou» R.-G.B. größer al» er j« war mü> entspricht in keiner Weise Len Teuerung». Verhältnissen in Stadt und Land. Die vorläufig« Ortsklasseminstufung ist völlig ungleichmäßig und berücksichtigt in keiner Weis« die im in dustriellen Sachsen in Stadt und Land gleichmäßige Teuerung. Der Verbandstag der D. d. E. fordert daher: 1. Die Anzahl der Ortskassen ist für Beamte und Arbeiter auf höchstens 3 zu verringern; zusam menhängende Wirtschaftsgebiet« sind einheitlich zu behandeln. 2. Di« Teuerungszuschläge zu den Grundgehältern der Beamten und zu dm Löhnen der Arbettrr, sowie di» Kinderzuschläg« sind in allen Orts klassen einheitlich zu gewähren. ' 12 Millionen Reichszuschnß für die Leipziger Mess«. Der Reichs rock hat beschlossen, den Beitrag des Reiches sür Las Meß amt für di« Mustermesse in Leipzig auf 12 Millionen Mark festzusetzen. Für 1921 sind bereits fünf Millionen bewilligt; e» treten also noch sieben Millionen hinzu. " Rochlitz. Wir entnehmen der „Volksstimme": Durch, eine An frage des Elternrates an die Schulleitung ist es möglich geworden, fül dis vom Religionsunterricht abgemeldetrn Kinder eine, Lrsatz - Unterrichi in Form von „L e b c n s k u n d e" zu schaffen Leider ist Lie Zahl der Kinder zunächst so gering, daß mir in zwei Ab teilungen unterrichtet werden kann, von denen die eine die Kind« vom 3. bis 5. Schuljahre, die anders die vom 6. bis 8. Schuljahre um« faßt. Daß dies, vom pädagogischen Standpunkte beurteilt, nicht ideell ist, leuchtet wohl «in. Don rund 800 Kindern sind 37 für die Lebens- künde angemeldet, di« anderen 763 eenießen nach wie vor konfessionel len Religionsunterricht und werden Sonntags noch in Kindergottes dienst und Sonntagsschule geschickt! Es muß festgestM werden, daß die Bestrebungen einer fortschrittlichen Lehrerschaft in Rochlitz keiv Verständnis finden. Neukirchen b. Crimmitschau. Beim Spiesen fiel das 2)4 jäh rige Töchierchen d-s Gärlnsrs Dörnhöfsr in einen Zementwasserbottich und fand, da der Vorfall nicht rechtzeitig bemerkt wurde, darin durch Ertrinken dm Tod. Ll«rs Lru Auf der Tagung de« deutsch-nationalen Parteiausschusses in Dresden hielt Ler Führer ber Deutschnationalen Dolkspartet Graf v. Westarp einen Vortrag über Li« politischen Folgen d«» Ultt- matimis. Nach der Rede des Grafen Westarp, die mit stürmischem Beifall ausgenommen wurde, gelangte folgende Entschließung zur Annahme: »Der Landesverband Sachs«» Ler Deutschnattonatm Volk»» part«i spricht sein« volle Usbersinstimmung mit Ler Haltung Le» Rmch-fgossr-akts«» und mit dsn Ausführungen Ler FrakNousredner in der Frage Les Ultimatums aus und begrüßt es mit besonderer Gemmtuung, Laß Lie Partei geschlossen und ohne Ausnahme gegen da« Ultimatum gestimmt vm, E, «vwartM «Ä kl dt» ZutunO
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