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Erzgebirgischer Volksfreund : 21.06.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192106216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19210621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19210621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-06
- Tag 1921-06-21
-
Monat
1921-06
-
Jahr
1921
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 21.06.1921
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f>. IfTEMTUUri^ >EMU kTPUHlV WrvWIUU^VkTM " Genf, 1v. Juni. Der „Tempi* meldet über die Donnerikagiflt- duna der alliierten Sachverständigen, daß de, Preis für die deutsche Kohle auch dann nicht erhöht werden rönne, wenn Deutschland dm Preis für seinen Inlandsbedarf um da» Doppelte oder Dreifache hin- aufketze. Dem Sinne des Vertrage, widerspreche es, daß Deutsch land Kohlenpreiss für da» Inland nur darum erhöhe, um die Zahlun gen der Alliierten steigern zu können. Berlin, 10. Juni. Ein« konuuuntsttsche Interpellation ist dm preußischen Landtage »inaobracht worden. Darin heigt es: „Der rechtssoMlistische Polizeipräsident non Berlin Richter, hat am Sonntag, 12. I:mi, ohne jeden gesetzlichen Grund und im direkten Widerspruch mit der Verfassung Plakate und Flugblätter beschlag nahmen lassen, die zur Teilnahme an der Demonstration - egm den von der Reaktion an Gareis verübten Meuchelmord auffovderten. Er hat weiterhin am Montag, 13. Juni, auf dem Berliner Sekre tariat der Bereinigten komnnmistischen Partei auch noch einen vor handenen Rest ebensolcher Flugblätter beschlagnahmen lassen.* Berlin, 1S. Juni. Der frühere Vertreter der russischen Sowjet- rmierung in Berlin, Wigdor Kopp, ist in Berlin eingetroffen und wird in den nächsten Tagen die Geschäfte Ler Sowjetgesandtschaft wieder übernehmen. Seine Ankunft hat sowohl in diplomatischen wie auch in kommunistischen Kreisen große Uvberraschung hervor gerufen. Oerttiche Angelegenhetten. Kyfshüusertag der deutschen Kriegerverelue. Der Tag der Feier des 28 jährigen Bestehens des Kyffhäuser- Lenkmals ließ am Sonntim Tausende und aber Tausende von Krioaevveveinen, die im Kyffhäuserbund vereinigt sind, auf den Kyffhäuser wallfahrten. Lange vor 12 Uhr, Lem Beginn der Feier, stand die Menge der Erschienenen Kopf an Kopf, füllte den weiten Halbkreis vor Lom Denkmal bis auf das letzt« Plätzchen und hatte sich auf Len Stufen zum Aufgang festgekeilt, so daß ein Durckkommen slltt Nachzügler zur Unmöglichkeit wurde. Ungefähr 30 OVO Meirichen Hatton sich versammelt. In einer Ansprache betonte der Präsident des Kyffhäusevbundes der deutschen Landeskriegervevbände, General oberst von Heeringen, daß es -licht gelte, ein jubelndes Fest zu feiern. Ernstem, nationalem Empfinden sei die Stunde geweiht. Er schloß, nachdem er der Hoffnung Ausdruck gegeben hatte, daß Deutschland aus eigener Kraft wieder in die Höhe kommen werde, mit den Worten: „Deutschland über alles! ist und bleibt jederzeit di« Parole Ler deutschen Kriegervereine, zu deren Aufblühen wir rufen: Deutschland, unser liebes, liebes Vaterland: Hoch! hoch! hoch!* Jubelnd wurde das Hoch ausgenommen. Es folgte oann vie Rede des dritten Präsidenten des Kyffhäusevbundes, Geh. Re- gierungsvat Westphal, der die Bedeutung des Kyffhäuserdenkmals in Vergangenheit und Zukunft würdigte und sein« Red« in das begeisterte aufgenommene Lied: „Ich hab' mich ergehn" aus klingen ließ. Dann betrat der Ehrenpräsident des Kyffhäuserbimdes, Gcueral- feldmarschall von Hindenburg, die Rednertribüne, von Jubel begrüßt. In 'einen Gesangsvortrag des Thüringer Sängerbundes hinein brauste ununterbrochen der Jubel. Der Feldmarschall ergriff, nachdem sich die Begeisterung etwas gelegt hatte, das Wort zu folgender Ansprache: Kameraden. Zum ersten Male stehe ich an dieser Stelle als Ehrenpräsident Le» Kyfshäuserbundes der deutschen Landeskriegerverbände. Ich habe diese» Amt, das mir das Vertrauen meiner' Kameraden über tragen hat, gern in dem festen Glauben übernommen, daß die deut schen Kriegervereine auch unter den ganz andersgearteten politi- - sehen Verhältnissen das bleiben werden, was sie 5V Jahre hindurch -vwesen sind, di« Träger treuer, hingehender Vaterlandsliebe. Mit Befriedigung habe ich aus den Ansprachen, die wir gehört haben, ent- . nommen, daß ich mich hierin nicht geirrt habe. Die überaus zahl reiche Versammlung, die aus allen Gauen des Reiches zu der heutigen Gedenkfeier herbeigeeilt ist, gibt mir die Gewähr, daß der Kysshäu- sergeist, wie ich ihn nennen möchte, starke Wurzeln unter den Kriegervereinen des Reiches gefaßt hat und auch künftig sich bewäh ren wird zum Wohle des Vaterlandes. Es ist kein Fest der Freude, das wir heute begehen. Dor 25 Jahren schauten die um ihren Kaiser geschärten Veteranen von 1870/71 mit Genugtuung auf die Voll endung dieses herrlichen Denkmals, das sie errichtet hatten. Deutsch land stand auf dem Höhepunkt seines Ansehens, und die Veteranen waren stolz darauf, daß sie an der Schaffung der Größe des Vater- lande» hatten mittun dürfen. Heute erinnert uns das Denkmal an Len tiefsten Fall unseres Volkes, an all das, was wir verloren ha ben. Das Denkmal mahnt uns aber auch daran, daß wir trotzdem nicht verzweifeln dürfen, sondern in Treue im festen Glauben an - die Zukunft Deutschland und in ernster Pflichterfüllung ein jeder in seinem Berufe an der Wiederaufrichjung des Vaterlandes mitarbeiten müssen. Solcher Gesinnung Wahrzeichen soll das Kyffhäuserdenkmal immerdar sein, und als seine Hüter, als die Herolde solch vaterlän dischen Denkens sind die deutschen Kricgervereine berufen. Möge ein jeder der vielen Tausende der heutigen ernsten Versammlung diese Erkenntnis von hier nach Hause und in seine Familie tragen, möge der Anblick des Denkmals jeden seiner Besucher zu vaterländischer Empfindung anregen. Zum Kyffhäuserbund, seinen Landesverbän den und seinen vielen tausenden von Vereinen aber habe ich das Vertrauen, daß sie ihrem Bunde stets ein Mittelpunkt treuen deut- l schen Denkens und Handelns sein werden. Möge er in solcher Ar beit und Gesinnung dem ganzen Volke voranlenchtsn und dem Vater, land« Heil und Segen bringen. Und darum lassen Eie uns an dieser «weihten WW, und Heustam GedSLknftkag, grmstnfa» «kn- stimmen in den Ruf: Der KysshLuserbunL soll leben! Hurra! E» folgte der Vorbeimarsch sämtlicher Teilnehmer vor Hindenburg mit wehenden Fahnen, der anderthalb Stunden dauert«. Entblößten Haupte» zog di« lange Schar dahin, immer wieder in jubelnde Zu- rufe ausbrechend. Der Wald der Banner nahm im Rücken de» Feld marschall» Aufstellung. 500 Fahnen mußten e» mindesten» sein, di« ein überaus malerische» Bild boten. Den Vorbeimarsch eröffneten die sächsischen Militärverein, an der Spitze di« Kapell« des Leipziger In fanterie-Regiments Nr. 11. An den ehemaligen deutsch«« Kaiser ging ein Telegramm folgenden Wortlaut» ab: Eure Majestät ermahnt« bei der Einv^eiHungsfeier de» Kyffhäuserdenkmal» die deutschen Kriegerveveine, Deutschlands Ehre und Wohlfahrt stets höher zu stellen al» all«» irdische Gut. Ehrlich und treu sind wir Lem gefolgt. Am Fuße unseres Denkmals geloben 25 000 Vertreter aller Kriegervereine, ihr ganze» Können auch in Zu kunft dafür einzustellen. Vorstand des Kyfshäuserbundes. f «.Hindenburg, Ehrenpräsident. '' v. He « vingen, Präsident. * Da» Notgeld de» Bezirk-verbande» Zwickau verliert mit dem SO Juni 1921 seine Gültigkeit. * Erhöhung der Gerichtsgebührrn. Im Rechtsausschuß de» Reichs tages wurde ein Gesetzentwurf angenommen, der eine Erhöhung aller Gerichtsgebllhren vorsieht. Auch eine Aenderung der Gebührenordnung für Anwälte ist geplant. Ein dahingehender Gesetzentwurf liegt dem Reichsrat vor. * Der Ankauf von Gold für da« Reich durch die Reichsbank und die Post erfolgt in der Woche vom 20. bis 26. Juni zu denselben Prei sen wir in der Vorwoche, nämlich 280 N!k. für ein 20-Mk.-Stück, 140 Mk. für ein 1v-Mk.-Stück. Für ein Kilogramm Feingold zahlt die Rcichsbank 40 000 Mk. * Da» neue Fcrnsprec^ebührengesetz ist jetzt dem Reichstage zu- gegangen. Sein Inhalt ist bekannt. Bemerkenswert ist der Wort reichtum der Begründung, der sehr eingehend auf die Gründe der Tariferhöhung eingeht, die nur die Selbstkosten der Verwaltung bek- len soll und mit jährlich 2 018 524 000 Mk. Ertrag rechnet. Di« Ge spräche von öffentlichen Sprechstellen (Orts-Automaten) sollen 50 Pfg. kosten; cs ist geplant, solche Automaten in Läden und Gastwirtschaften einzurichten, nachdem sie für 50-Pfennig-Stllcke umgebaut sind. Ein Gebührennachlaß für Vielsprecher ist im Entwürfe nicht vorgesehen. * Fernsprechgebühr. Für weite geschifft! .che Kreis« bietet sich di« Möglichkeit, die durch Einführung Les Ortsgesprächsdarifs und der Einrichtunqsgobühr neben der Grundgebühr eintretend« Ver teuerung Les Fernsprechverkehrs erträglicher zu gestalten, da ab 1. Oktober d. I., dem Tag« des vormwsichtlichen Inkrafttretens des zurz«it dem Reichstage vorliegenden neuen Fernfprechgsbllihren- gosetzes, zitgelassen sein soll, das Entgelt für di «Benutz ung des Fernsprechers Lurch Dritte im Wege freier Vereinbarung festzusetzen. In der Begründung des Entwurfs wird dazu wusgeführt: „Schon jetzt ist es den Teilneh mern, welche Grund- und Gesprächsgebühren zahlen, gestattet, sich von Dritten, di« ihren Anschluß benutzen, die Gesprächsgebühr er statten zu lassen. Künftig wird man überhaupt davon absehen, die Frage, wieviel sich Ler Anschlußinhwber von Dritten für die Be nutzung seines Anschlusses erstatten lassen darf, zu veglen, sie viel- mehr Ler freien Vereinbarung zwischen den beiden Parteien über lassen, wie es trotz dem gesetzlichen Verbot vielfach schon jetzt ge schieht.* * Die Maul- und Klauenseuche in Sachsen wurde am 15. Juni in 43 Gemeinden und 108 Gehöften amtlich.festgestellt. Der Stand am 31. Mai war 43 Gemeinden und 126 Gehöfte. * Aufbewahrungsgebühr für Fahrräder. Vom 1. Juli an werden dis Aufbewahrungsgebühren für Fahrräder der Inhaber von Mo- nats- und Wochenkarten erhöht, und zwar der Preis der Monatskarten für Fahrradaufbswahrung von 12 Mk. auf 15 Mk., der Wochenkarte für Fahrradaufbewahrung von 3 Mk. auf 4 Dkk. * Ter Deutsche Städtctag wird am 23. und 24. Juni in Stutt gart abgehalten. * Wem gehören di« Friedhöfe? Zu der jetzt viel umstrittenen Frage der den Kirchcngemeinden gehörigen Friedhöfe, die Lieser Tage auch den Landtag beschäftigte, hat das Justizministerium in einem Gutachten Stellung genommen. Danach steht der Kirche grundsätzlich kraft ihres Eigentums an den Friedhöfen das Recht zu, sie zu verwalten und Anordnungen über ihre Benutzung zu treffen. Allerdings werden die Friedhöfe nur bis zu einem gewissen Grade von den Regeln des Privatrechtsoerkehrs beh rrfcht, denn sie sind dem öf fentlichen Gebrauch gewidmet. Allein diese Eigenschaft entzieht sie dem bürgerlichen Verkehr nicht schlechthin und beschränk das Privateigen, tum nur. Weiter sagt das Gutachten, daß alle, die die Friedhöfe be nutzen, den von der Kirche erlassenen Anordnungen sich zu unterwer fen haben, gleichviel, ob sie Mitglieder der Kirche sind oder nicht. Es dürfe jedoch nicht außer acht gelassen werden, daß das Bestattungs- wesen als solches ausschließlich dem öffentlichen Recht untersteht. Den Andersgläubigen steht nach dem Kirchensteuergesetz ein gesetzlicher An- sprach auf Mitbenutzung der kirchlichen Friedhöfe zu. Nicht unbestritten ist jedoch die Frage, ob die Kirche durch Polzeivorschriftsn gezwun gen werden kann, die mit den Beerdigungen Andersgläubiger verbun denen besonderen Feierlichkeiten zu dulden. Das Ministerium neigt dazu, Liese Frage zu bejahen, betont aber, es werde unzulässig sein, ein Leichenbegängnis zu kirchenfeindlichen oder politischen Kundgebungen zu mißbrauchen. Nach allem glaubt das sächsische Justizministerium, daß die Landesregierung befugt sei, Bestimmungen über die Benutzung der Friedhöfe auch im Widerspruch mit et- waigen kirchlichen Bestimmungen zu erlassen. * Gustav-Adolf-Iabresfest. Zu der Hauptversammlung in Frei berg waren zahlreiche Gäste von nah und sern erschienen. Oberhofpre- -l«r VDr. TWMn» «röffnek di« Versammlung «nd ffk-ch» » » baß drei Tön« au» Ltrdern Luthrr», in di« Versammlung und di« ganz« Gustav-ALolf-ArLeit hineinllingen möchten, zuerst der: Und wenn di« Welt voll Teufel mär', so fürchten wir un» nicht so sehr, so dann der -weite: Mr glauben all an einen Gott, und der dritte: Komm, heiliger Deist, Hem« Dottl Unter diesem Dreiklang wolle der Verein in» neu« Dereinsjakr hineingehen. Dann überbracht« im Auf trag Le» Gvang.-luth. Landeskonststorium» Geh. Konststorialrat Pach« der alten getreuen Bergstadt Freiberg die herzlichsten Grüße. Der Ge neralsekretär de» Zentralvorstande» der Dustav-Ädolf-Stiftung, Pastor Geißler au» Leipzig, hielt darauf den Festvortrag. Der Redner führt« seine Zuhörer in einem Rundgang durch den Teil Europa«, den Dott dem Gustav-Adolf-Dvrein al» einen armen Lazaru» vor di« Tür ge legt habe: durch den Osten. Er begann mit der Tschecho-Slowakei. Noch viele Hindernisse seien dort zu überwinden. Bei Deutsch-Oester- reich kam er auch auf die Frage de» Anschlusses an Deutschland zu sprechen und führte aus, Laß, so gewiß man auf der einen Seite den deutschen Brüdern dort freundlich die Hand entgegenstrecke, auf der anderen Seite gerade der Gustav-Adolf-Derein gegen den Anschluß die schwersten Bedenken tragen müsse, weil Lurch die Angliederung der Katholizismus im Reiche um Millionen verstärkt werd«. Ueber Ru mänen und Ungarn führte dann Ler Weg nach Rußland. Wie in je der Beziehung, so seien auch in kirchlicher Hinsicht die Verhältnisse dort ganz ungeheuerlich Weiter gewährte der Redner Einblicke in die kirchlichen Verhältnisse Ler Randgebiet«: Estland, Lettland und Li tauen. Zum Schlüsse kam er noch auf Polen und Oberschlosien zu spre chen. Das Herz blute einem, wenn man an die gegenwärtigen Zustände dort denke. Das ganze deutsche Volk müsse ausgerüttelt werden, daß es die Slot, die große Not der deutschen Llaubei^genossen in der Dia spora sehen lerne und ihnen zu Hilfe komme. Pfarrer Ziegenspeck au» Saaz in Böhmen berichtete von der Notlage seiner dortigen Gemeinde. Dann trat man in Lie Beratung und Beschlußfassung über di« große Dresdener Liebesgabe ein. Sie fiel an Rawitsch in Polen, Zum Ort der nächsten Hauptversammlung wurde Meißen bestimmt. * Der Verband der Arbeitgeber des Töpfer- und Ofenbaugewerbes in Sachsen hielt in Chemnitz sein« 17. ordentliche Hauvtversammlung ab. In dem zunächst vorgetragencn Geschäftsbericht nahmen die statt gefundenen Tarisverhandlungen einen breiten Naum ein. Der Tarif wird am 25. Juni in Kraft treten. Dieser Geschäftsbericht, sowie der sich anschließende Kassenbericht fanden die Genehmigung der Versamm lung. Auch dem Haushaltplan wurde zugestimmt. Der Jahresbeitrag wurde von 15 auf 30 Mark erhöht. Die Vorstandswahlen ergaben die Wiederwahl der Herren Tübel und Gießmann, Dresden, Rähn, Oschatz, und Flügel, Chemnitz. Neugewählt wurde Hr. Räder, Gero. Als Ort für di« nächste Verbandstagunß wurde Bautzen gewählt. * Der Hilfsverein für Gersteskranke in Sachsen hielt sein« Haupt versammlung in Dresden ab. Der Vorsitzende gab den Jahresbericht auf 1020, der in den 32 Bezirken des Vereins eine kleine Zunahme der Mitgliedsrzahl (es sind jetzt rund 4200), eine Einnahme von über 14 000 Mk. und eine Ausgabe von über 10 000 Mk. auswies. Die Iahresvechnung wurde richtig gesprochen. Die ausscheidenden Aus schußmitglieder wurden wieder, für einzeln« Bezirke Ausschußmitglie der neu gewählt. * Frachtermäßigung für frische Seefische. Zur Verbilligung dn für die Volksernährung wichtigen Seefisch« ist im Bereich« der Reichs- eisenbahncn am 15. Juni ein Ausnahmctorif für frisch« und gefroren« Seefische einschl. frischer Heringe und Breitlinge, Seemuscheln und Krabben eingeführt worden. Die Frachtermäßigung betragt bei Ent fernungen von über 500 Kilometern etwa 24. Sie soll dem Verbrau cher zugute kommen. Die beteiligten Kreise werden dafür zu sorgen haben, daß die neuen Tarifmaßnahmen möglichst bald in einer ange messenen Senkung der Kleinhandelspreise Ausdruck finden. * Tollwut. In den letzten Wochen sind in unserer Gegend de» oberen Erzgebirges vier Fäll« von Tollwut vovgokonrmen, sodaß eine erhebliche Gefahr für Lie Gesundheit von Mensch und Tier -besteht. Di« bedenkliche Ausbreitung dieser heimtückischen Krank heit ist besonders darauf zuvückzuführen, daß die Hundobesitzer di« Bestimmungen der Hundesperre nicht genüq«nd beachten. Man scheint allenthalben die Gefahr zu unterschätzen. Gendarmerie und Polizei sind daher angewiesen worden, auf strengste Einhaltung der Bestimmungen zu achten und all« Fälle der Nachlässigkeit un- nachsichtlich anzuzeigen. Es sei noch davouf hingowi«sen, daß bei wissentlicher Verletzrmg der Bestimmungen Gefängnisstrafe ver hängt werden kann und verhängt werden muß, falls infolge der Verletzung ein Mensch oder Tier von der Tollwut befallen wird. * Die Sprechstunden de» Fürsorgers vom Kreisamt für Krieger fürsorge in Zwickau finden von jetzt ab nicht mehr Donners tag», sondern jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat« im Gemeinsamen Ortsamt für Kriegerfürsorg« m Aue (Stadthaus, Zimmer 26) statt. Ane, 20. Juni. Die Bszirksgruppe der „Neichsvsreinigunq ehem. Kriegsgefangener* für den Bqirk der Amtshauptmannschast Schwar zenberg, Sitz Aue, hielt kürzlich im „Wettiner Hof* eine sehr stark be suchte Bezirksvertretersitzung ab, in der von den insgesamt 18 Gruppen des Bezirks 15 durch Abordnungen vertreten waren, die insgesamt 1500 ehemalige Kriegsgefangen« vertraten. Fragen bezüglich Nachzah lung der erhöhten Derpflegungsgelder, sowie der durch 8 26 des Reichs- einkommcnsteuergesetzes vorgesehenen weitgehendsten Steuerermäßi gungen wurden eingehend behandelt. Weiter wurde beschlossen, den Mitte August abzuhaltenden Dcrtretertag noch Lößnitz einzuberufen. Alle der Reichsvereinigung noch nicht angeschloffenen Kameraden wer den gebeten, sich den Ortsvereinigunqen anzuschließen. Näher« Aus kunft erteilt die Bezirksleitung zu Händen des Hvn. Oskar Geidel in Aue, Wettinerstraße 30. Aue, 20. Juni. Di« im Anschluß an die im Bürgergartensaal« stattgefundme Avignon-Protestversammlung erfolgte Sammlung frei- Die Sisgerm. Roman von Hans Schulze-Sorau. (Nachdruck verboten.) (47. Fortsetzung.) ' 15. „Tag, Paul! Ditte nimm einstweilen Platz! Auf dem kleinen Tischchen an der Chaiselongue stehen Zigarren. Ich bin im Augen blick fertig!' In raschem Zuge setzte Harry seinen Namen unter das letzte Ler Schriftstücke, die ihm sein Privatsekretär zur Unterschrift vor- legte, und wandte sich dann dem Freunde zu. „Nett, Laß du gleich gekommen bist, Paull. Jaroszinski fragte heute nachmittag be' mir an, ob ich ihm um 6 Uhr zur Lnlge^cn- nohme feiner Recherchen empfangen wollte! Ich bin zu neugierig, was der „Helios* üb«r diesen Herrn Rasmus heransgebr^t hat. Darf ich dir übrigens etwas Trinkbares anbicten, Daul? Einen Kognak oder ein Glas Portwein?* „Gib mir einen Kognak, Harry. Ich bin mit meinen Nerven ^was herunter.* „Aber Paul! Ist dir etwa» Unangenehmes zugestoßen?* Paul zuckte di« Achseln. „Die man es nimmt! Ich komme soeben von der Steglitzer Straße! Meine Schwester Käthe lieg: sehr schwer krank am Typhus!* „Am Typhus!* In erschrecktem Erstaunen war Harry nähe: zur Ehaifelongu« hevangetmten „Da» Kit mir wirklich aufrichtig leid! Und Fräulein Lotte?* „Lotte ist vorläufig noch von einer Infektion verschont ge blieben! Wer weiß aber, wie lang« sie «, durchhaltrn wird! Da- Heinl ist La» reinst, Lazarett. Und zu all dem Unglück ist den armen Mädels noch ihr« Haupteriverbs<uelle, da» Pensionat, von Ler Kchörd« ^schlossen worüeui' „Das sind sehr betrübende Nachrichten,* versetzte Harry in etwas affektiert-mitleidigem Ton, während er im Geist« bereits blitzschnell überschlug, wie er dies« neueste Wendung in Lottes Ge schick vielleicht zu seinen Gunsten ausnützen könnte. „Du weißt Loch, Paul, daß ich selbstverständlich, schon um Fräulein Lottes willen, gern bereit bin, mit allem, was ich besitze, für die Deinen einzutreten!* Mit einem melancholischen Mcheln drehte Paul seine Zigarette zwischen Len Fingern hin und her. „Bemühe dich nicht unnütz, Harry: Ich glaube, du kennst meine Schwester! Lotte wüvd« lieber verhungern, ehe sie von Lir auch nur einen Pfennig Unterstützung annähme.* „Doch lassen wir jetzt Lies traurige Thema!* schloß er, sich aus seiner liegenden Stellung von der Chaiselongue aufrichtenL. „Ich habe von Ler Familienmisere heut« wirklich genug! Wo bleibt übrigens Jaroszinski? Um 6 Uhr wollt« er kommen und jetzt ist es bereits halb stoben vorbei!* — Er hatte kaum ausgesprochen, als Harrys Kammerdiener Li« Korridortür« öffnete und Len Detektivdirektor «intreten ließ. „Ich muß tausendmal um Entschuldigung bitten, daß ich mich so verspätet hob«!* sagt« Herr von Iavoszinski. „Aber ein schwerer Einbruch »dies stahl in Schöneberg nahm mich bi» zu dieser Minute in Anspruch!' Man gruppiert« sich um den großen Sofatisch Le» Hinter grundes; Harry reichte Zigaretten herum, Laun nahm Jaroszinski sein Portefeuille zur Hc.nL und faltete einen umfangreichen Notiz bogen mit feierlicher Umständlichkeit Luseinander. „Meine Ermittlungen,' begann er, „erstrecken sich auf die beiden letzten Tage! Ich habe meinen intelligensten Mann mit den Recherchen betraut, di« also auf absolute Zuverlässigkeit Anspruch macken dürfen! Ich möchte dies ausdrücklich hervorheben, weil eine Lain« dadurch stark kourpromitti«rt werden dürfte!' „Eiin Dame,' In atemloser Spannung hingen Li« Auyenpaove L«r beiden Freund« an Lem glattrasierten Gesichte des Detektivs. „Jawohl, eine Dame!* wiederholt« Jaroszinski, mit der Routine eines alten Schauspieler» Absichtlich seine Sprachweis« verlang samend. „Und zwar ein« Dame, Lie sich, um mich möglichst unver fänglichen Ausdrucks zu bedienen, des ganz besonderen Interesse» unseres verehrten Hausherrn rühmen darf.' „Herr von Jaroszinski!* stieß Harry bleich vor Aufregung her vor. „Spannen Sie mich nicht auf Lie Folter! Nennen Sie mir den Namen Ler Dame!* Ein kaum merkliches Lächeln umspielte Li« schmalen Lippen de» Detektivs. Er lehnte sich weit in di« Rundung seines Sessels zurück und schlug die auffallend kleinen Füße mit den blitzenden Lack» stifeltten übereinander. „Herr Hausmann ist Zeuge,* sagte er dann, „daß ich Ihnen; Herr "Laudon, meine Mitteilungen so schonend wie möglich bei bringen wollt«! Der Name Ler betreffenden Dam« ist — Fräulein Ellen Walden!* „Fräulein Walden!* Aller Selbstbeherrschung ungeachtet war Harry mit einer solchen Heftigkeit aufgesprungen, daß Ler gmye Sojaumbau in» Wanken geriet. ' Gein Atom flog, mit zitternden Fingem tastet« er an Lem Rande Le» Tische» unsicher hin und her. ' Wie ausgelöscht war wieder plötzlich alles, was jemals zwischen ihm und Ellen gestanden. diesem Airgenblick fühlt« « sich nur al» Ler betrogen» N dem La» Weib, das er zu besitzen geglaubt, Li« Treue g» brocp>,u hatte. — - _ (Fortsetzung folgH
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