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Erzgebirgischer Volksfreund : 09.06.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192106092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19210609
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19210609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-06
- Tag 1921-06-09
-
Monat
1921-06
-
Jahr
1921
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 09.06.1921
- Autor
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Wetz 8a» VHiHal ihrer Helmak «nd fßr*r ffamM» Gratz ist dk» stahl d« Erschlag«»«». UngrzLhlte sind verschleppt oder schmachten la Aoimntwtiantzlaarrn, den entsetzlichsten Mißhandlunar» und Entbeh rungen preiagegeven. Hunger, Krankheit und Seuchen bedrohen di« «samt« V«völkerung. Auf dem Land« herrscht schrankenloser Terror. In den von Lebensmittel- und Wafferzusuhr abgeschnittenrn Städten M da» Wirtschaftsleben »usamme»gebrochen, wodurch dl« Leiden der veoSlkerung in» Unendlich, gesteigert stnd. In feiner entsetzlichen Notlage hat sich da, oberschlcstsche voll mit einem bringenden Hilferuf an da» In'- nationale Rote Kreuz ge wandt, da» sofort die Wege für ein umfassende» Hllfowerk geebnet hat. Da» Deutsch« Rot« Kreuz hat sich zu diesem Zweck mit L n Vereinig- ten verbänden Heimattreue« Oberschlesier und dem Bund der deutschen Vrenzmarkrnschutzverbänüe vereint und da» Oberschlesicr-Hiifswerk in» Leben gerufen. Die Durchführung disses großen Hilfswerkcs ist nur möglich, wenn alle Deutschen ohne Unterschied der Partei, des Bekenntnisse» und de» Stande» ihre Unterstützung gewähren. Daher «geht an die gelamt« Bevölkerung in Stadt und Land der Ruf: Helft de« OberschUsieral Große Mittel stnd notwendig. Dor allem Veld, Wäsche, Kleidung und unvcrberblich« Leben», und Stärkungs mittel. Gelder nehmen alle Banken, Sparkaffen und Postanstalten an auf da» Konto „Oberschlester-Hiifswerl". Auch die Geschäftsstellen de» „E. VI in Aue, Lößnitz, Schneeberg und Schwarzenberg stnd »ur Annahme von Spenden — event. auf Postscheckkonto Leipzig 12 22S oder Gemeinde-Girokonto Aue, Srzss-b., Nr. 70 — gern bereit. Sammelstellen für Lebensmittel und Bedarfsgegenstände stnd bei allen Ortsgruppen der unterzeichneten Verbände zu erfragen, hierzu gehören auch die Männer- und Fraucnvers'ne des Noten Krenns. Die Hauptgeschäftsstelle des ,^)berschlest«r-Hilfswerks" ist: Berlin NW. 7, Unter den Linden 78, Gartenhaus. Deutsche» Volk, e» ist Menschen- und Ehrmpfficht, der Unsäa- Och«, duldenden oberschlestschen Bevölkerung bciznstehen. Deshalb Gebt sofort! Um di« Beschaffung von Mitteln für die Unterstützung der Vertriebenen aus den übrigen Grenzgebieten nicht Ins Stocken ge raten zu lasten, haben die unterzeichneten Verbände im Einvernehmen mit dem zuständigen Staatskommiffar beschlosten, ein Viertel d»r ein- gehenden Gelder für die Flüchtlingsfürsorge zurück-»stellen. Alle an- deren Sammlungen für Oberschlesien sind vom Stao'skommillar un tersagt. Behördlich erlaubt ist lediglich das Oberichlesier-Hilfsuerk. Jeder, der Oberschlesien helfen will, gehe nicht selbständig vor. son- Lern unterstütze un» bei unserer Sammlung. Eintracht und Geschlos senheit tut notl Die Entwaffnung in Bayern. München, 7. Juni. Wie von zuverlässiger Seite ver lautet, ist die Entwaffnung in ganz Bayern im vol len Gange. Allein in München sind gestern 600 Ma schinengewehre abgeliesert worden. 20 große von der Reichs- Treuhandgesellschaft errtcl ^e Sammellager sind über das ganz« Land verteilt und ein großer Transportapparat ist in Bewegung gesetzt, um die Waffen von überall her so rasch wie möglich dem nächsten Sammellager zuzuleiten, di« unter scharfer politischer Bewachung stehen. Die Auf lösung der Einwohnerwehren erfolgt, sobald die Entwaff nung bei den einzelnen Organisationen beendigt ist. Eine vorzeitige Auflösung würde die ordnungsmäßige Durch führung der Aktion in Frage stellen. »Dl« gefährdete Entente.* London, 7. Juni. „Daily Ehronicle' schreibt: Di« nächste Zu- famMentunft des Oberste» Rates sei noch nicht festgesetzt worden. Dabet häuften sich die Fragen an, mit denen er sich beschäftige» muffe. Oberschlesten bleibe das Hauptproblem. In der Ver schleppung der Behandlung dieser Frag« lägen ernste Gesohren. Außerdem seien jedoch noch vorhanden das P roblem des nahm Osten», das der Aburteilung der Kriegsbeschuldigreu, über das nach der Travestie der Gerechtigkeit in Leipzig zum mindestens gesagt werden muss«, daß sie eine weitere Erörterung erfordere. Schließ lich müßten noch eine oder zwei Reparatioussrag«» vor dem Obersten Rate erörtert werden. „Daily Ehroniole" erklärt, ein end gültige» interalliierte» Abkommen über ein« gleiche Politik in Oberschlesten durch Frankreich und England sei für den europäischen Frieden unentbehrlich. Der Grundsatz der beiden Länder, sich frei« Hand zu bewahren, so weit das unter den Friedensvertrögcn mög lich set, und alle paar Wochen eine Konferenz des Obersten Rates abzuyaltcn, führe in der Praxis zu Untrüqlichkeiten. Doan brauche nur di« Roden zu lesen, die während der letzten französischen Kammerdebatte gehalten wurde», um sich zu vergegenwärtigen, daß «in Fortschritt auf dieser Grundlage den Tod der Entente bedeuten würde. (Die „Travestie der Gerechtigkeit* ist ein Vorwurf, der lediglich di« Entente selbst trifft. E. P.) * ?WWWM>st - Oberst House über Deutschland. Berlin, 7. Juni. Oberst Horste, der, wie im „G. V/ gestern mllgeteilt, einige Tage in Berlin verweilt«, hat dem Vertreter des Phiwdelphta-„Pnblic-Ledger" in einer Unterredung seine Eindrücke über Deutschlands politische und wirtschaftliche Lag« geschildert. Der Kern der wirtschaftlichen und finanziellen Fragen, der aus dem Weltkrieg entstanden sei, sei in Deutschland zu suchen. Von Deutschlands Fähigkeit, solvent zu bleiben, häng« die Zufriedenheit und der Wohlstand vieler Völker ab. Ueber diese Fähigkeit Deutsch lands herrsche im Lande selbst weitgehende Meinungsverschicdsn- heit. Diele, glaubten, daß Deutschland durch den Kriog und die Friedensbodingungen soweit verkrüppelt worden sei, daß es den gestellten Anforderungen nicht genügen könne. Die politischen Kreis«, die der gegenwärtigen Regierung nahe stünden, betrachteten dagegen die an Deutschland gestellten Ausgaben nicht als unlösbar, wenn Deutschland Oberschlssien behalte, keine weiteren Gebictsbe- setzungen erfolge» und die Entente auf dem Gebiete der Ausfuhr abgabe entgegeirkommt. Die Tatsache, daß Walter Rathenau bereit gewesen ist, den Posten des Wiedcraufbauministcrs anzunehmen, be weise, daß diese Regierung die Absicht habe, zu za''len, sofern es nur innerhalb der Möglichkeit liege. In vieler Hinsicht sei die jetzige Regierung Lie gründest« und sicherst«, die Deutschland seit dem Krieg gehaot habe, und es wäre für alle Beteiligten gut, könnte sie mit einer möglichst tatkräftigen Unterstützung des Reichstages bestehen bleiben. Zum Schluß hob Oberst House die Bereitwillig- leit Les Kabinetts Wirch hervor, mit Frankreich zu einem politischen und wirtsckzaftlichcn Ausgleich zu kommen. In diesem Znammen- hang wird er für Len Beitritt Amerikas zu einem Garantiovertrag für Frankreich werben. Es gäbe, so sagte er, „weitsichtige Deutsch", die es begrüßen würden, „wenn die Vereinigten Staaten und Groß britannien Frankreich ihr« Hilf« garantieren für den Fall eines un billigen Angriffes von Seiten Deutschlands". Das wiird« Frank reich die Sicherheit geben, di« es bis fetzt auf eine Weise zu er reich«» versuche, die jeden wirtschaftlichen und politischen Fristen umnöglich macht. Di« Vernichtung der russischen Wirtschaft. Pari», 7. Juni. Auf Lem nationalisti"en Kongreß, der seit Sonntag in Pari» obgohalten wird, erklärte ein Vertreter, di» Kommunisten hätten Lie russisch« Industrie dermaßen vernichtet, daß beispielsweise nur ein Viertel Ler normalen Kohlenförderung jetzt erzielt werd« und daß die Erzeugung fabrizierter Produkte nur ein Zehntel bis ein Zwanzigstel der normalen Produktion be- trog«. So sei 1926 an Bokleidungsstoffen nur ein Me^er für jaden russischen Büvger hergestellt worden. Nur die MaanesirmUager i" Georgien und die Petroleumquell«» in Baku seien in Betrieb und intakt. Di« Verkehrsmittel seien vollkommen desorganisiert. Selbst. di« Eisenbahnschienen verkämen. Die Kanäle und Schleusen fmck- tioniertcn nicht mehr. ! „Die sittliche Forderung." Man schreibt un»: Wir woll«n un« an dieser Stelle nicht mit dem Berliner Tageblatt ausetnanderfttzen, da, tu verschiedenen langatmigen Leitaufsätzen mit dem neuen Mod«raufbaumtntster Walter Rathenau einen Personenkultu, sondergleichen treibt und seinem Held«« vor- schußlorbeerkränzt von wahrhaft heldenhaftem Umfang windet. Aber ein« Stelle au» einem Aufsatz von Bernhard Dernourg darf doch nicht unwidersprochen bleiben. E» heißt da: .Ku ihnen (den Interessen Deutschland») aber gehört auch die Durchführung einer sittlichen Forderung, die un» unsere Selbstachtung auferlegt, nämlich das jenige gutzumachen, was in zweckwidriger, aufgeregter und verbitterter Stimmung bei unserer Niederlage und durch unsere Kriegsmaßregeln unnütz zerstört worden ist.' Da finden wir wieder einen Rückfall in Len schier unausrottbaren Fehler so vieler Deutschen, sich selbst zu bezichtigen und da» eigene Volk vor aller Welt bloßzustcllen. Mit aller Entschiedenheit sei hier be tont, daß wir garnichts gut zu machen hab.», wa» in zweckwidriger, aufgeregter und verbitterter Stimmung bei unserer Niederlage und durch unsere Kriegsmaßnahmen unnütz zerstört worden sein soll. Don uns ist nichts zweckwidrig oder unnütz zerstört worden. Wo Zer- störungen vorgenommen worden stnd, waren es Kriegsmaßnahmen, die tm Interesse der Kriegführung von den leitenden Männern in den höchsten Stellen der Armee für notwendig erachtet wurden. Das gilt ganz besonders für Nordfrankreich und Belgien, wo es bei unserem Rückzug geboten war, durch Zerstörung aller vorhandenen Einrichtun gen usw. dem Feind da» Nachrücken so sehr wie irgend möglich zu erschweren. Im übrigen aber sind namentlich die Ortschaften in Nordfrankreich und Belgien hauptsächlich durch englisches, französisches und belgisches Geschlltzfeuer in Trümmer gelegt worden, nicht von den Deutschen, — das sollte vor allen Dingen von deutscher Seite den Feinden immer wieder entgegm gehalten werden. Was die Entfer nung und Heimschaffung von Maschinen usw. au« Fabriken auf feind lichem Gebiet betrifft, so könnten sich Herr Dernburg und andere Auf satzschreiber derselben Richtung bei ihrem Freund Rathenau und dessen Nachfolger in der kiiegsrohstvffabt.ilung nach näherem erkundigen. Sie würden dort erfahren, daß diese Maßnahmen im Interesse unse rer Kriegsindustrie, also im Interesse der Kriegführung selbst infolge der Abschnürung Deutschlands von aller Welt für unbedingt not wendig eracht»t wurden. Es ist also nichts zweckwidrig unü unnütz zerstört wurden, sondern »ur in notwendiger, sinnvoller unü zweckent sprechender Meise. Wenn uns der Friedensvertrag 00» Versailles das Schuldbekenntnis am Ausbruch des Krieges und die Verpflichtung aufgezwungen hat, die angerichteten Schäden wieder gutzumachen, so mag das für unsere Feind: ein bewußt herbeigeführter Vorwand sei», von uns fortgesetzt Unsummen zu erpressen. Deutsche aber sollten sich hüten, uns durch solche Aeußerungcn der Selbstbezichtigung noch darüber hinaus vor aller Welt moralisch zu schädigen. Der Mal Les Völkerbundes. In unserem Wirtschaftsleben häuften sich bi» vor kurzem die Neu- grllndungen von Gesellschaften und Unternehmungen, die eine organi- satorisck)e Umstellung der Wirtschaft nach Lem Kriege und eine Anpas- fung an die veränderten Verhältnisse bezweckten. Die Rentabilität war aber angesichts der nun bereite über ein Jahr anhaltenden Krisen in außerordentlich vielen Fällen mehr als zweifelhaft. Es ist bekannt, daß diese Neugründungen sich nicht nur auf das volkswirtschaftliche Gebiet erstreckte», sondern daß sie auch fast die gesamten übrigen Ge biete Ler Kultur ergriffen hatten unü daß nicht zum wenigsten hierbei die politischen Gebilde mit betroffen wurden. Die modernsten Republiken unü politischen Institutionen, bei denen es noch nicht klar ist, ob es sich um willkürlich hcrbeigezwungene und destruktive, oder um produktive Anlagen handelt, gehören in dieser Hinsicht zu den kostspieligsten Unternehmungen. Ferner gehören auch die neuen großen internationalen und zwischenstaatlichen Organi sationen, mit denen der durch den Krieg unterbrochene Weltverkehr fortgesetzt werden soll, hierzu. Auch hier kann man in vielen Fällen zweifelhaft sein, ob es sich um produktive oder unfruchtbare Ausgaben handelt. In diesem Zusammenhänge ist es von Interesse, einmal den Etat des Völkerbundes für 1921 zu übersehen. Er weist Ausgaben tm Ge samtbetrags von 21,2 Millionen Goldfranken auf, ist also innerhalb von drei Jahren auf das vierfache gestiegen. 1918 begann es mit Ausgaben in Höhe von ö Millionen. Wenn man die Arbeit des Völkerbundes in diesen drei Jahren überblickt, kann man vorläufig jedoch noch nicht zu dem Eindruck ge langen, daß es sich hier »cm werbende Ausgaben handelt. Auf Bc- fotdung und Reisespes n, Einrichtung und Bürounkosten entfallen allein 6,6 Millionen Goldsranken, auf Finanz unü Statistik IP Millionen, auf ein internationales Arbeitsamt 7 Millionen. Die Unkosten solle» auf di« einzelnen Staaten, unter Berücksichtigung ihres Reichtums unü der Bovölkerungszahl, sowie der Staatseinkünfte verteilt werde». Wenn man bed nkt, daß Staaien ersten Ranges, wie dis Vereinigte» Elaaten, vorläufig dem Völkerbünde noch nicht angehören, andere Staaten wie Deutschland und Rußland noch abseits stehen, und daß, falls diese Reiche künftig an dem Völkerbund teilnehmen wollen, di« Organisation eine vollkommene Acnüerung erfahren muß und dabei die bisherigen Grundlagen zum Teil verschoben werden müssen, so wird man die ganze Gründung vorläufig nicht als eine produktive an- sehen können. Auch der Schweiz selbst beginnt bei Ler Stellungnahme Frankreichs eher eine Gefahr als ein Ruhm aus diesem Bund» zu entstehen, wenigstens sprachen sich in letzter Zeit weite Bevölkerungs- kcesse in der Schweiz gegen den Völkerbund, seine Maßnahmen und die Behandlung der Schweiz seitens der Lntenteregierunaen aus. Wir können uns den Völkerbund als eine Schisüsstelle für ernste Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Regierung überhaupt nicht denken. Es scheint uns eine Utopie zu sein, ähnlich wie die heilige Alliance, die nach den napoleonischen Kriegen in gewisser Hinsicht gleiche Ziele verfolgte. Letzten Endes muß ein solcher Bund, wenn in ihm die Staaten sämtlich entsprechend ihrer Bedeutung vertreten sind, an dem Mangel einer Exekutivoewalt kranken. Als gesunde Or ganisation können wir «ns den Völkerbund nur dann denken, wenn er die Spitze und Vereinigung zwischenstaatlicher Korporationen ist, wie sie vor dem Kriege auf den verschieden»!! Gebieten wie der Hygiene, >"s Arbeitsrrechts, der Versicherung und des MeckCelrechts, des Vor- lehrsrechts oder auf verschiedene» Gebieten der Wissenschaft bestanden. Nur als Zusammenfassung dieser Teilgebiete, die der äußeren Politik an sich ziemlich fernst'hen, könnte dem Völkerbünde eine gewisse Zu kunft zugssprochen werden. Zur Zeit aber fehlen diese Voraussetzungen, denn d-e meisten der internationalen Vereinigungen sind durch den Krieg zerstört worden und nur die wenigsten von ihnen werden setzt wieder erstehen, denn wir können uns nicht denken, daß sich deutsche Ee'ehrte oder deutsche Staatsmänner an dens'lben Tisch mit den Der- tretern der Entente setze», die sie wäbrsnd des Krieges ?nm Teil in der unglaubl''ästen Wesse per^önl'ch beimpft haben. Nicht nur die internationale, sonder» auch die indinidu»lle Gleichberechtigung sind Voraussetzungen für derartige zwsschcnstaatlichs Gründungen. Immer Wieder 48 r 4S. Dresden, 7. Juni. Der Landtag verhandelt« heute Über den Be- richt des Nechteausschusses, betreffen- Strafverfolgung von Abgeord- neten. Anträge auf Strafverfolgung bezw. auf Genehmigung zur Fort- fühnmg schon schwebender Strafv'rsahren l'eaen vor g'gen Le» Ab geordneten Heßlcin (Zentrum) wegen Be'eidiaung einer Kriegswirt- schaftsstslle, gegen den Abgeordneten Bethke (Soz.) wegen Bel idioung de« Freiberger Oberbürgermeister«, gegen den Abgeordneten Müller- Ebrnmitz (Soz.) wegen Beamt nbelst-lgung. gegen den Abgeordneten Schneller (Kam.) wegen Aufforderung zum Hochverrat und gegen Le» Abgeordneten Renne« (Kom) wogen gl-icher Verbrechen. Im Falle d » Abgeordneten Heflekn lag der Antrag vor, das schon lchwebentn De'sahr»y aufzuheben. Diesem Antrag wurde gegen d'c Stimmen der Dentfch"at'onalcu. der Dol'svarici und einiger Dem»kraten entsprochen Mit d»n Sozialisten stimmten die dcmo- ''Ntsschsn Abgeordneten Claus, Dr. Seyfert, Dr. Reinhold, Jähnig und Frau Sossnaer. Im Falle des Abg'ordneten Be lffc wurde d's Genebmiaung zur Strafverfügung versagt gep«.n di» Stimmen der Bürgerlichen. Mit« r«n BozsaNften fflmmkn N« KmolnFssch«, AdgeorLneltn Nau« «nd Frau Salinger. * U«b»r den Aall de» Abgeordnete» Müffer-Chemnitz entspann sich «in« teilweise erregte Aussprache. Abgeordneter Beutler (Deutsch- natl.) führt au», daß man, wenn »in Abgeordneter «inest Beamten beleidigt, diesem die Möglichkeit geben muss«, vor Gericht sich zu rechtfertigen. Wenn verantwortliche Redakteure sich hinter Lie Im munität de» Abgeordneten verschanzen, um straflo» Beleidigungen be» gehen zu können, so sei das ein» Feigheit. Da» könne dazu führen, daß dem Beleidigten nicht» anderes übrig bleibt, al» sich selbst Ge nugtuung zu verschaffen. Redner beantragt namentlich, Abstimmung. Abg. Dr. Wagner (Deutschnat.) hält Ler Linken vor, daß sie sich früher über die Straffreiheit der.Fürsten beschwert habe und daß sie nunmehr für viele Hunderte von Leuten diese selbe Straffreiheit ge schaffen habe. Wenn ein Abgeordneter beleiüigt werde, dann solle nach den Wünschen Ler Linken der Staatsanwalt ohne weitere» im öffent lichen Interesse ein Strafverfahren einleiten, der Abgeordnete selbst aber solle »ach den Wünschen der Linken ohne Einschränkung straffrei bleiben. Dieser Zustand sei entschieden unhaltbar, um so mehr, als ja auch die Linke in dem Gesetz über di« Wahldauer des Landtage« dafür gesorgt habe, daß im Frieden zu den Gepflogenheiten früherer Zeiten gegen cin.n Al'geordneten überhaupt niemals »in Zugreifen der Strafverfahren möal'ch wird. Abg. Graupe (Soz.) verteidigt demgegenüber den Standpunkt bei absoluten Immunität. Abg. Müller (unabh.) spricht sich im gleiche« Sinne aus. ...... Abg. Dr. Seyfert (Dem.) stellt fest, daß die Linke des sächsischen Landtag s für die 'Abgeordneten ein Recht proklamiere, das weit über das Recht der Reichstagsnlmeordneten Hinausgehe. Bei der namentlichen Abstimmung wird mit 46 sozialistische« ge» ge« 45 bürgerlich« Stimmen der Antrag auf Strafverfolgung des Ab geordneten Müller abgelehnt. Die beiden demokratischen Abgeordne ten Claus und Frau Salinger stimmen fetzt mit den Bürgerlich»».) Der Antrag auf Genehmigung zur Strafverfolgung der kommuni stischen Abgeordneten Renner und Schneller wird ebenfalls mit 46 ge- gen 45 Stinnnen abgelehnt. (In diesen beiden Fällen, wo es sich um Strafverfahren weg n Hochverrats handelt, stimmen auch die beiden Minister Heldt und Fellisch mit für die Straffreiheit. Dann wurde der Antrag'des Rechtsausschusses, betreffend die Neuregelung des Hebammenwefens, in Schlußberatung genommen. Es lagen vor ein Antrag Ler Kommunisten auf Einführung der unent geltlich n Geburtslsslfe und ein Antrag der Deutschnationalen auf Verbesserung der Wirtschaftslage der Hebammen. Der Antrag auf Verstaatlichung d«» Kcbammenrvesen« wird mit 4« sozialistischen gegen 45 bürgerliche Stimmen angenommen. Sodann wird e'n Antrag des Nechtsausscbuffes angenommen, bei Vergebung der Obstnutzungen an den Staatsstraßen zuerst dis Ge meinden aufzuforLern, ibren Bedarf bei der Negierung anzumelden und wenn diese das Obst nicht beanspruchen, die Nutzungen öffentlich Oerttiche Angelegenheiten. Dsuksche FeiLstimmungen. Helstngfors, 31. Mai 1S21. „Der Wanderer zwischen beiden Welten" von Walter Fl ex ist in Finnland ins Schwedische und Finnische über setzt worden. Die beste Feder, die Finnland für äußer« Politik besitzt, schreibt dazu in „Svenska Lidningen": . . . Für «inen Augenblick werden wir der Gegenwart mit ihrem Eekeif, ihrer Bitterkeit und Nichtswürdigkeit entrückt rurd in eine Welt geführt, wo alles ein großer und einiger Wille war, ein stolzes und strammes Pflichtgefühl, frohe Opferwilligkeit, singender Mut und schimmernd^ Ehre. . . Wird sind überzeugt, daß dieser Geist wiederauferstehen wird, daß das mächtige Heldengedicht, das er geschaffen hat, gelesen und geiieot werden wird von Deutschlands Volk, bis es gleich stolz, gehärtet und tatkräftig dastehen wird wie nur irgend jemals. . . Die Vorrede der schwe dischen Rebersetzung ist von einem Bruder des Verfassers geschrieben und gibt in ihrer kurzen, einfachen Sachlichkeit ein ergreifendes Bild von dem, was eins einzige deutsche Familie auf dem Altar des Vaterlandes opferte: „Wir waren 4 Brüder, von den 3 den Heldentod erlitten haben. Auch unsre Eltern wurden mittelbare Opfer des Krieges und der Blockade. Zuletzt starb unsre Mutter. Der Tod ihrer Lieben und der Schmerz über die Erniedrigung unsres Volks hatte ihr tapferes Herz gebrochen. Doch hat sie bis zuletzt den Glauben an Deutschlands Zukunft bewahrt." — Aber trotz dieses tragischen Hintergrundes — wieviel trotzig Lichtes und Frohes, jugendlich Ausgelassenes und Uebermütiges enthält dieses Buch! Wenn der Verfasser in seinem Graben an der Westfront liegt und mit der Empfänglichkeit des Dichters die bunten Eindrücke eines Kampfes in modernen Dimensionen auffängt, da steht er vor allem den Trupp Wildgänse, die hoch über dem Schlacht feld nach Norden steuern, und mitten im Getöse schreibt er darüber ein Gedicht . . . Aber überall herrscht die Gestalt vor, deren Gedächtnis das Buch gewidmet ist, der junge Leutnant Ernst Wurche, Student der Theologie und Kriegsfreiwilliger: das ist eine strahlende, Hannonische Offenbarung, denkend und gottesfürchtig, stark und heroisch, froh und scherzend, ein Vorbild, Sporn und Trost für die Kameraden — kurz ge- sagt, eine Zusammenfassung von all dem Freibeschwtngten, Biegsamen und Lichten, was man sich unter dem Begriff Germanisch denkt. Er sie! bei einer Erkundung 1913 in Kurland. Und Walter Fler fiel 1917 auf Oesei. - Das kleine Buch gehört zu denen, die unsre Neberzsugung von Deutschlands Zukunft stärken." — Soweit der Finn, ländsr! Ist cs nicht wundervoll, daß noch jetzt, nach un- so lang erscheinender Zeit, diese zarten Dichterblumen au- ' wilder Zeit, in fremden Ländern bewundert und geliebt werden? G « ' ErMbirgifcher SSiMrbmid. Am 4. und 5. Juni hielt Ler 1862 gegründete Erzgebivgischs Eängsrbwiid in Len Mauern feine« Vorortes Chemnitz sein 49. Sängerfest ab. Las unter regster An teilnahme Ler für den deutschen Mänucvqefang sehr empfänglichen Chemnitzer Bevölkerung einen glänzenden Verlauf nahm. Ein »Akt dankbarer Pietät wurde am Sonntag vormittag auf Lem Nikolaifriodhof mit Ler Weihe des Grabmals für den elxnnal. hoch verdienten 1. Bundeschormeister, Kircl-eumUsiLdireltor Emil Winkle« vollzogen. * Rückgang der Heimarbeit. Einen außer ordentlich starken Rückgang hat die Heimarbeit in Sachsen in der letzten Jahren zu verzeichnen. Nach dem soeben erschie nenen Jahresbericht der sächsischen GewerbeaufstchtSbeam- teil wurden 1929 417S Ausgeber von Heimarbeit gezählt (gegen 11149 im Jahre 1913) und 67 780 Heimarbeiter (gegen 186964 tm Jahr« 1913). ES ist sowohl bet den Ausgebern wie bei den Heimarbeitern ein Rückgang der Zahl auf «twa ein Drittel gegenüber dem letzten Friedens- jahre zu verzeichnen. * Die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen betrug am 1. Mai d. I. S6472 männliche und 22 633 weibliche, zu sammen 79104 Personen. Dazu kommen noch 86000 Zu schlagsempfänger. Die Aufwendungen tm Monat April zur Lnverbslosenunterstützung betrugen 3l-/s Millionen Mk. Diese Zahl bedcutct c'.ne Besserung um mehr als 10 000 Arbeitslose gegen die letzten Vormonate-
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