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Erzgebirgischer Volksfreund : 03.04.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192104031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19210403
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19210403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-04
- Tag 1921-04-03
-
Monat
1921-04
-
Jahr
1921
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 03.04.1921
- Autor
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MSMpWVWr'HMWffrNM^ 2»tuch m« «mb versetzt« dem neben ihm gehend«» BeaLrftn einen St»4 »« di» vrufll ft bat brr Beamt» zurücktarnnelte, während «tzik s^» di« r«pM hiaouffpvcmq. DavlmMn «ft machte der DOV EchttOWDssO ^O^DDOch» 2' ' * * Haft«, 1. April. Trotz de» verschärften Belagerungszustandes t» Lalle aelaaa es der Koomumtstischen Partei gestern abend» zwei »MmmqmWaLuv« bbznhal.ien^ die von ungefähr 4000 bi» V000 Parftnen besucht waren. Ada« hatte Gewerkschaftsversammlung angiülndtgt, in beiren drei Gewerkschaftsführer sprechen sollten. Die Reden hielten aber der Hallesche kommunistische Stadtverord nete Kiliaa und der Berliner Redakteur Werner Scholem. Man beschlaft de» Generalstreik in verschärft« Form ftrtzusetzen. Dfts« Beschluß hat tu der Praxi, nicht» M bedeuten, da in Hall« säst sämtliche Betrieb» di« Arbeit mied ^ausgenommen haben. Die Element«, di« den Streik fortsetz«» wollen, sind meistens Leute, die dies« Hetzervi wegen au» den Mir leben ausgeschlossen wurden. — Di« koemmmistische Stadtverordnete Hedwig Krüger, di« al» Gama- riteriu b« Roten Arm«« tu Eisleben fungierte, ist verhaftet wor be» — Der Arbeiter Lubi vevfuchde mit drei anderen Arbeitern do, Mauevwerk de» sogenannten Silo im Seunawerk, in welchem ungefähr 2000 Gefangen« unievgebracht find, zu sprengen, um die Gesängen«» zu -«freien. Er wurde überrasH und « und seine drei Hüfte währrnd der Flucht von den Bewachungsmannschaften «rivderaeschossen. Die roten Banden, di« gestern Betti» besetzten und dort ^requirierten", find abends nach Beesenstedt weitgezogen. Dort besetzten st« die Kretssparkaff« und raubten gegen 18000 Mark. Bei Beesenstedt ist gegenwärtig ein Gefecht mit Reichswehr im Gange. Die anderen Banden^ di« sich gegen Löbejürr gesammelt haben, haben den Ort angesichts des Vordringen« der anhaltischen Schutzpolizei geräumt, halben dann in Wallwitz geplündert und liegen jetzt in Verschanzungen um den Petersberg herum. Hallt, 1. April. Zn Eisleben sind neu« Unruhe» ausgebrochen, wie verlautet, soll da» Lantwatsamt in die Luft gesprengt und ein Gendarm von Kommunisten erschossen worden sein. Liebemverba, 1 April. Di« Lage hat sich seit gestern erheblich verschärft. Die zum Teil bereits al»gegebene» Waffen wurden bei den Behörden wieder Herausgehmr. Die nunmehr Bowaffneten stehe» zmn größten Teil unter Führung landfremder Verbrecher. Mehrere Gutsbesitzer wurden von den Airftühvern neuerdings ver haftet und di« Arbeitswilligen au» den Gruben vertrieben. Bring, i. April. Vin« schwere Meuterei entstand heute früh in der Strafanstalt, wo einige hundert Gefangene auszubrechen versuchten, während sie aus den Schlassälen m die Arbeitssäle ge- führt wurden. Sie überwältigten den Hauptwachtmeister un- drangten nach dem Harrptausgang. Dort nahmen sie einem Be amten den Revolver wog und feuerten gegen Li« ihnen entgegen- tretenden arideren Beamten. Diese erwiderten das Feuer, tötete» 2 und verwundeten ungefähr 18 Gefangen«. Beamte sind nich ver letzt. Die Gefangenen wurden in die Arbeitssäle zurückgadrüngt, wö sie Lie Fensterscheiben zerschlugen und Lie Gitter herausz::brc^n versuchten. Sin Fug Reichswehr schaffte wieder Ordnung. Da, Milliardendefizit der Post. Berlin, 1. April. Das Defizit der Rcichspost wird in einer mai lichen Denkschrift im ordentlichen Haushalt für 1920 auf etwa orei Milliarden Mark geschätzt. Die Ursache dieses Fehlbetrages liegt in d« außerordrntliche» Steigerung aller Ausgaben. Breslau, 1. April. Am Ostennontag warf in Miechowitz ein Pole ein« Handgranate zur Beunruhigung und Einschüchterung der Bevölkerung, traf aber em gerade vorüberfahrendes englisches Auto. Auf englische Veranlassung wurde der llebeltäter innerhalb 24 Stun den standrechtlich «schossen. * Helfferich über die Monarchie. München, 1. Aprtl. Staatsminister a. D. Dr. Helfferich sprach in Nürnberg bei einer Msmarckfeier auch über die Wiedererrichtung der Monarchie in Deutschland. Er führte u. a. aus: Um den Trümmerhaufen, vor dem wir heute stehen, zu beseiti gen und einen Neubau zu schaffen, haben wir alle aelunden Kräfte, die mr deutschen Volke noch lebendig sind, zusammenzufassen und dafür zu sorgen, daß die Illusionen, die heute noch wuchern, ausgeräuchert wer ben, und an den Wiederaufbau mit der klaren Bismarck-Auffassung heranzugehen. Es erneut sich jetzt wieder das Schauspiel, daß in dem Augenblick, wo uns schwere Schmach vom Auslande zugefügt wird, cs Deutsche gibt, die das Vaterland innen zu zerreißen suchen. Da kann man allerdings nicht mehr von Illusionen sprechen, da gibt cs nur noch eine Bezeichnung: Verbrecher. Parallel zu dieser Bewegung im Innern steht die Bewegung von außen. Wenn wir nach außen wieder etwas bedeuten wollen, müssen wir vor allem im Innern Ordnung schassen, und da« mit eiserner Faust. Wir wollen, daß der gegenwär tige Aufstand unterdrückt wird, und zwar so rasch wie möglich, daß nicht wieder Straffreiheit gewährt wird und daß endlich gezeigt wird, daß es eine Regierung gibt, die auch zugreist. Wir wünschen, daß die Staatsautorität wieder ausgebaut und stchergcstellt werde. Für uns ist die beste Gewähr für die Ltaatsautontät die monarchistische Staats- verfaffung. Da» deutsch« Volk hat, so lange es besteht, von seinem Kaiser geträumt, alle Traditionen de« deutschen Volkes verlangen nach dies« Verfassung. Ich weiß, daß auch in diesem Punkte durch die Verwüstungen, die während der Revolution anaerichtct worden sind, wir nicht von heute auf morqen den Weg zur Monarchie finden kön nen. Wir lehnen es ab, auf dem Wege der Gewalt die Monarchie Deutschland aufzuzwingen. Wir werden auf dem Boden der Gesetz mäßigkeit arbeiten, bis im deutschen Volke in seiner Mehrheit Klarheit geschaffen ist, was es an der Monarchie verloren hat und an der Repu blik nie gewinnen wird. Dann wird die Zeit gekommen sein, daß wir das Kaisertum wieder ansrichten, nicht gegen das Volk, sondern für und durch dar Volk. Die Tschechoslowcckri gegen Sanktionen Prag, 1. April. Das „Prager Tageblatt" schreibt: Wer sich in den wirtschaftlichen Verhältnissen unserer Republik nur einigermaßen aus- tennt, muß der Regierung dringend nahelegen, die Straszölle gegen Deutschland ohne langer Ueberlcgen abzulehnen. Derartige Zölle von 80 Prozent würden nur bedeuten, daß der tschechische Konsument einen Teil der deutschen Kriegsentschädigung an die Entente zu bezahlen hätte. Die deutsche Einfuhr ist für uns unentbehrlich und unersetzlich. Unsere größte Industrie, die Textilindustrie, befindet sich In einer schweren Ab- satzkrisi», weil ihr durch die äußere Politik der große ungarische Absatz aanz und gar, der Ssterre'chische Msatz nahezu ganz verschlossen ist. Un- ser Staat hat also angesichts der zunehmenden Arbeiterentlassunoen ein dringendes Interesse daran, sich mit den größten Abnehmern seiner Ausfuhr nicht endgültig zu verfeinden. D« Brrgarbeittrstrest st» England. London, 1. April. Der BergarVeiterstreik hat heute begonnen. In Wales legten 48000 Bergleute die Arbeit nieder. 04 Gruben feiern. Au» Sowjet-Rußland. Au Sowjet-Rußland gibt es bekanntlich keine Pressefreiheit. Ave Zeitungen stehen im Dienste der herrschenden kommunistischen Partei und verfolgen in erster Linie Propagandazwecke. So ist daher ie'bsiw'r- ständlich, daß die Schilderungen, die sic von dcn russische» DcrMtiüs- sen geben, mehr oder weniger tendenziös gefärbt sind. Um so bemer kenswerter ist nach der,Sägl. Rundschau" folgender, sich der Wahrheit nähernd«! Bericht über di« Verhältnisse in der russischen Textilfabrik jemals Bachruschin, der sich in einer Zuschrift an die Lchriftleitung der Moskauer „Prawda" in der Nummer 209 vom 28. November IS20 findet: m- Die Erziehung der deutsch?» Arbeiterklasse zur realistischen Auf fassung der weltpolitischen Probleme wird jedoch, so schließt Lensch, unter dcn aufklärend!»: Fußtritten der „westlichen Demokratien" ein schnelles Tempo einschlagen. Sie ist ja auch leider keineswegs die ein zige Klasse der deutschen Gesellschaft, di« einer politischen Erziehung bedarf. " Die Verteuerung de» geltung-papier». Auch die sozial- denwkrarische Presse schließt sich Lem Protest gegen Lie Ver teuerung der Zkitungspapiers an. So nimmt Ler am 31. März in Berlin rersammeltr Beirat der Geschäftsführer der sozialLomo- klvtischen Presse mit Empörung von der abermaligen ungeheure» Verteuerung des Zeitungspapiers vom 1. April d. I. ab Kenntnis. Er ist Ler Auffassung, daß Lie Regierung unter völliger Ver kennung der Aufgabe» und du schwierigen Stellung des Zeitungs- gewevbes in ganz unberechtigter Weise Lurch diese Preiserhöhung Len Papierfabrikanten auf Kasten du Feitungskser und Inserenten neue Millionen zugoschanzt hat. Du Beirat spricht deshalb Len vom Zeitungsverlogervevein in dieser Richtung am SO. März zu Hannover ausgestellten Forderungen seine voll« Zustimmung au« und macht sich Liese in jeder Form zu eigen. , Bern», 1. April. Die ungarische NakiomSverfamvlmig Hot am Freitag sich in einer überraschend scharfen Form gegen Karl gewandt und «'»stimmig einen Befchlußantrag des Wg. Karl Hentz, Mitglied der Partei der Kleinen Landwirte, angenommen, in welchem die Nationalversammlung den unerwarteten Besuch Karls al- Ruhestörung schäfstens verurteilt. Gleichzeitig wurde dem Rcichsverwesu Horthy einstimmig das Vertrauen ausge sprochen. Paris, 1. April, Eine Anzahl Pariser Blatt« drücken ihre Sym pathie für den Exkaiser Karl und sein Unternehmen aus. „Figaro" sagt, es sei die Angelegenheit der Ungarn, ihrm König zu wählen, es sei aber keine französische Angelegenheit, einen Fürsten niederzudrücken, der immer ein Freund Frankreichs und des Friedens gewesen sei. Aehn- lich drückt-sich „Gaulois" aus. Frankreich werde, weil es unvermeidlich sei, der Bewegung folgen, obzwar es eine Unterscheidung zwischen den tzohenzollcrn und den Habsburgern gemacht habe und ihm nicht unbe kannt sei, daß Kaiser Karl und besonders Kaiserin Zita, niemals seine Degner gewesen seien. Aber die Politik setze sich ja stets aus Wider sprüchen und Unlogik zusammen. Man dulde Konstantin, widersetze stch aber der Thronbesteigung Kaiser Karls. Man verhandle mit dem Bolschewismus in Rußland, versöhne sich mit dem Nationalismus in der Türkei, gestatte aber den Ungarn nicht, das Regime zu wählen, das ihnen gefalle, und ihren König zurückzurufen. Fabrik wlw »ft gesäubert; Staub, Evinneng«w«b« überall. Die Fensterscheiben sind zerbrochen. Mau spürt da» »««lud« Inftrrsft kur d« Betrieb. Die Arbeiter wohn« in unmittelbar« Näh« von der Fabrik, da» gemeinsame Wohnbau» ist kucht und läßt sich schlecht Heizen. Da» Hau, des früheren Besitzer» in von den Arbeitern ein genommen; die Räumlichkeiten sind prächtig, ab« dir gemeinsamen Schlafzimmer werden sehr schlecht gehalten, der Fußboden strotzt von Schmutz. Die Arbeiter haben wenig Interessen; ein Auditorium ist vorhanden, ab« seit dem vorigen Iah, hat kein« Vorlesung, kein Konzert stattgefunden. Unt« dm SOO Arbeitern gibt e» nur elue Kommunistin. Alle» leitet der Verwalt«, der übrigens sieben gim- mer bewohnt, in denen nur vier Personen leben. Der Betriebsrat ordnet stch dem Verwalt« unter und zeigt sehr wenig Interesse für dft Lage der Arbeit«. Auf meine Frage, weshalb d«r Betriebsrat denn nicht acht gibt und di« Arbeit« einfach zwingt, ihre Räumlich keiten sauber zu halten, wurde mir geantwortet, daß die Mitglieder de» Betriebsrates fürchten, baß man an ihre Stelle andere wählen würde, sie seien ab« von der Arbeit entwöhnt, mell sie schon lange lm Betriebsrat sitzen ... So fleht es in ein« sozialisierten Fabrik in Rußland aus. Dit Arbeiter haben kein Interesse für den Betrieb, der Betriebsrat ft'n Interesse für die Arbeit«. Und die Fabrik, da» Werk eine» strebsamen Einzelnen, de» verjagten „Ausbeuters", geht dar« zugrunde. In dies« Tatsache offenbart sich tine höchst wichtig» Aendening in der Psychologie des deutschen Volkes im allgemeinen wie dis: Ar beiterklasse im besondere». Es hat freilich noch einen le'se kowss^ Beigeschmack, wenn die Sozialdemokratie in ihren Entschließ:» gegen die Ententepolitik jedesmal fürsorglich hinzuaefügt, daß sie mit nicht etwa gemeinsame Sache mit den rechtsstehenden Parteien mache. Das wird man ihr zugute halten müssen nnd ist nur ein Beweis für die innere Befangenheit, mit der die Partei ein Gebiet betritt, auf dem sie sich noch ne« fühlt und wo sie fürchtet, von weitcm wohl gar für eine nationalistische Bewegung angesehen zu werden. Dft Weltfremdheit, mit dcx die Partei machtpolitische Probleme br- handelt, wird ihr noch lange anhaften. Sie stammt au» der unglück lichen Zeit, in der man systematisch jeden Sozialdemokraten vom Staatsdienst fernhielt. Ser »erWe ölMsWch In Mm. s» stellt stch immer mehr heraus, Laß L« Exkaiser Karl im Einvernehmen mit Ler Entente gehandelt hat, als er den Staatsstreich in Ungarn versucht«. Ür» bis zu einem gewisse» Grade auch mit den maßgebenden Personen tn Beidapest, Lie ja bekanntermaßen immer im französischen Fahrwasser plätscherten. Ob Ler Plan gelingt, ist heute noch nicht seftzustell«». Das eine ist gewiß, daß er, wa» dft Person Karl« anlangt, nicht im Interesse Le« Deutschen Reichs ist. Karl war ^a schon lang« während Le« Krieges Ler Liebling Ler Entente, ihm haben wir zum Teil Len unglücklichen Ausgang de» Ringens zu verdanken, ihm und feinen Freunden in Deutschland, unter denen der Ver derber Erzberger «ine Roll« spielte, auf Lie immer hingowiesen werden muß. Wenn jetzt die Entente ihre Dankesschuld gegenüber Karl obtvagen will, so verfolgt sie damit den Hauptzweck, Deutsch land zu schädigen. Man hat so etwas wie ein Wiederaufleben Ler österreichisch-ungarischen Union im Auge, durch die einmal der An schluß Oesterreuhs an Deutschland unmöglich gemackt und dann oft Lücke im Ringe um Deutschland ausgefüllt wüvo«. All« Nachrichten, Lie au, Ungarn kommen, sind mit großer Vorsicht aufzunehmen. Northcliffe ist am Werk, Las sagt genug. I OerUlche Angelegenhetlea. Derkehrsverteuerung. Am 1. April ist di« Erhöhung der Portofätz« tn Kraft getreten Die des Personenverkehr« auf de» Etsenbah««» wird nm 1. Juni soft aen. Gewiß, jede Erhöhung wird von der Wirtschaft als Last cuip, funden. E» ist aber nicht «gängig, zum Vergleich die Sätze der Vor kriegszeit heranzuziehtn. Wu: müssen un» erinnern, daß inzwischen der Geldwert in» Bodenlose gesunken ist, daß gewaltige Einkommens Verschiebungen einaetreten sind, die auch die Kaufkraft der einzelne« Schickten der Bevölkerung beeinflußt haben. Allgemein rechnen wir, daß die Kaufkraft der Goldmark nur noch 10 Pfg. in Papier beträgt. So angesehen, gewinnt die D«kehr»ftuerung «in andere» Gesicht. Poft und Lisenoahnen decken durch dft Einnahme nicht mehr die Betrieb» kosten. Das Ist auch unmöglich, wenn auf der einen Seite die Aus gaben in Papiermark entsprechend der Geldentwertung steigen, auf der «deren Seite dft Einnahmen sich noch an den Geldwert der Vor, krieg»zeit klammern. Rein rechnerisch mühte also die Verkehrst«»« rung sich der Geldentwertung anpassen, also bas Zehnfach« betragen. Allerding« würde sich der Fehlbetrag der Verkehrs«sialtrn dadurch nicht beseitigen lassen. Der Erfolg wäre vielmehr der, daß der Ver kehr zurückginge, weil die hohen Kosten von der Masse nicht getragen werden könnten. Da» ist ein Beweis von der Verarmung unsere« Volke», an die wlr wegen der Papieraeldüberflutung noch immer nicht so recht glauben. Trotzdem der Eisenbahnverkehr stch gebessert hcch monatlich neue Züge eingelegt werden, sind die Abteile nicht so belegt und besetzt wie m der Vorkriegszeit. Das Problem ist aber nicht ein fach so zu lösen, dah wir uns mit der Verteuerung als Folge der Geld entwertung schlechthin abfinüen. Unser Sinnen und Trachten richtet sich doch darauf, den Geldwert wieder zu heben, oder, »m es volks tümlich zu sagen, die Preise abzubauen. Zwangsmittel taugen dazu nicht. Dom grünen Tisch läßt sich der Prersabbau nicht durchführen. Hebung des Geldwertes, also Abbau der Preise ist nur zu erreichen, wenn oie Erzeugung von Waren steigt, wenn mehr Arbeit geleistet wird. Msdann ist es auch möglich, die Derkehrskoste» und die Ver- kehrsgebllhrcn abzubauen. Unsere Wirtschaft wirb aber jedenfalls «f Jahre hinaus noch starken Schwankungen ausgesetzt bleiben. ' Missionsnothilft. Wie umfangreich und bedeutungsvoll Li« Arbeit Ler Inneren Mission in Sachsen geworden ist, mögen folgend« Zahle» -eigen» Lie auf rin« in den letzt«» Wochen ver anstaltet«» Erhebung beruhen. Darnach unterhält die Inner« Mission Sachsens folgend« Li«besw«rke: 4 Dicckcmisseuansbaltea mit etwa 1300 Schwestern» 1 BrüLevanstalt, 10 Bethlehem stifte, in denen etwa 80000 echalungsbodürftigen Kindern ein Landaufent halt gewährt wovden itstl fern« SO Heim« für heimatlose Kinder» 37 Erziehungsheim« für gefähvdete Kück« unL Jugendlich«» 14 Martyaheime und Hausholtsschule»^ 40 Herbergen zur Heimat» 13 Anstalten für Krüppel, Epileptisch«, Siech«, Kränke u. a. Die 3 Diakonissenanstalten in Dresden, Leipzig und Borsdorf hatten im Jahre 1920 eine Gesamtausgabe von rund 4 800 000 Mark. Davon sind 3 030 000 Mark Lurch ordentliche Lin nahmen gedeckt, der Rest muß anderweitig aufgebracht werden. Der Rechnungsabschluß der 10 Bethlehemstifte weist ein« Ausgab« von 009104 Diart auf, wo von 80 000 Mark Lurch freiwillige Gaben aufzubringen waren. Dft Iahresausgabe für Lie Arbeitstakten der Inneren Mission für Erwerbslose im Jahve 1920 betrug 1 770 000 Riark. Dazu komme» noch Lie 40 Herbevgen mit einem Rechnungsabschluß von zusammen ungefähr 1 Million Mark. Bei den Kinderheimen war bei einem DesamtbÄmrf von rund 060 000 Mark «in Fehlbetrag von 330 000 Mark zu Lecken. Nur durch Lie bedeutenden Liebesgaben ameri kanischen GlaubensbrüLer war es möglich, viele L« Anstalten der Inneren Mission vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Doch sinh bedeutende Fehlbeträge mit in das neue Jahr hinübergenommen wovden, wozu noch kommt, Laß manche Anstalt ihr Grundstück mit weiteren Hypotheken belassen mußte. Dadurch ist auch di« Zinscn- last wesentlich erhöht wovdem Nur wenn die jetzt im Lande ge- ammelte Speick« für di« Liebeswerke der Inneren Mission den er hofften Erfolg bringt, wird es möglich fein, die Arbeit Ler Innere» Mission in ihrem bisherigen Umfang fortzufttzeu. Sch« dies« Fahlen lassen erkennen, welch große Lücke durch Len Fortfall Lieser Anstalten entstehen würde. Viel großer ab« wird der Verlust'« inneren Werten sein. Hat dock) d:e Inner« Mission von jeher mit zu Len wirtungsvollsten Mächten der Bolkserziehung und Volks, gesundung gehört. * Verlängerung der Slnkommensteueverklärungs-Frist. Wie die Landesfinanzämter Leipzig und Dresden bekanntgeben, ist die Frist zur Abgabe Ler Linlommensteuererklärungeu bft 30. April 1921 ver längert. Aue, 2. April. Die diesjährig« Gesellenprüfung der Maler- und Lackierer-Innung fand am Freitag vor d« Prüfungskommission und Vertretern der Stadt und Ler Gewerbekammer statt. Es haben sich ihr zwei Prüflinge unterzogen, die die Prüfung praktisch und mündlich mit „Gut" bestanden. Die feit 2. November 1920 bestehende Malerfach« chulc zeigt schon giüe Erfolge m den praktischen Arbeiten der Lehr- inge. Di» Lossprechung zu Gesellen «folgte in herkömmlicher Weis«. Unter drm Geleit gutgemeinter und trefflicher Worte durch Obermeister Baumann und Stadtrat Schubert wurden dft neuen Gehilfe» entlassen. Schneeberg, 1. April. In der Iahresversannnlung des Schnee berger Gustav. Adolf-Vereins «stattete der Vorsitzende, Hr. Oberkirchenrat Thomas, den Bericht auf 1920, im besonLeren über das schön verlaufene Iahresfcst in Wildbach. Auf der Versammlung des Hauptvereins am 28. und 29. Juni in Annaberg war der Zwng- verein durch Hrn. Pfr. Flade-Wildbach vertreten, der einen anschau lichen Bericht von den Verhandlungen gab, während Hr. Past. Börner über die Versammlung des gentralverems in Wernigerode eingehend berichtete. Der Schatzmeister, Hr. Kaufmann Eckel, legte die Rech nung vor, die eine Einnahme von 2903 Mark und eine Ausgabe von 810 Mark aufwie». Zur Verteilung wurden 1900 Mark bestimmt. Ein Drittel davon erhält der Hanptverein, für das zweit« Drittel werden demselben die Ostlande in Vorschlag gebracht. Don den ver» bleibenden 000 Mark wurden 00 Mark einer Dred'gerswitwe, 350 Mark der evangelischen Gemeinde In Weipert, 260 Mark dem Luther verein zugesprochen. Das Iahresfcst fall 1921 in Deutha gefeiert wer den. Die Rechnung wurde richtig gesprochen und dem Schatzmeister Dank und Entlastung erteilt. Im Anschluß fand ebenfalls unter dem Norsitz de» Hrn. Obcrkirchenrats Thomas die Jahresversammlung des Schneeberger Zweigmissionsvereins statt. Hr. Kassierer Heilfurth-Neu- stäütcl berichtete über die Kassenverhältnisse. Di« Einnahmen wie sen 1920 eine erfreuliche Steigerung von über 800 Mark auf und be liefen sich auf 2942 Mark. Die Rechnung wurde richtig gesprochen und dem Kassierer für seine Mühewaltungen herzlich gedankt. Am 17. Oktober feierte der gweiaverein sein Iahresfcst in Niederschlema. Sr. Pfr. Märker berichtete über die Hauptversammlung ln Leipzig. Nach Psinvsten wird Missionsinspektor Jasper in einer Reihe von Ge meinden Dorträgr halten. Ein Mission-fest soll in Aue - Klösterftln- gelle gefeiert werden. Schneeberg, 2. April. Am kommenden Mittwoch, den 6. April, abend 8 Uhr veranstaltet der Zweigverei» des Lvangelb. Die Krise in -er Sozialdemokratie. lieber die Krise in der Sozialdemokratie macht der sozialistische Politiker Prof. Paul Lensch in der „D. A. Ztg." folgende 'Angaben: Das Schuldgcschrel macht im Jahre 1921 nicht mehr den gleichen Eindruck wie 1919, selbst Im Auslände nicht, wo man doch im allge meinen die deutsche Schuld am Kriege als Axom behandelt. Damals war es das Triumphgeschrei der „Gerechtigkeit", heute bildet sie die theoretische Rechtfertigung einer Gewaltpolitik, die dein Wirtschaft- lichcn Aufbau der Welt von neuem weiter hinausschiebt. Dor allem aber macht das Schuldgeschrei ln Deutschland heute einen anderen Eindruck wie vor zwei Jahren. Damals waren tn der Tat gewisse Kreise des deutschen Volkes bereit, auch das schlimmste Fricdensdiktat als eine gerechte Sühne entgegcnzunehmen. War doch die Entente die Verkörperung der Demokratie und damit der Gerechtigkeit, und war doch kein Zweifel, daß dies« gerechte Demokratie uns a:w Hmz driick.'n würde, sobald wir nur offen unsere Sünden eingestanden und Beweise sür unsere Besserung erbracht hätten. Aber In den verflosse nen zwei Jahren ist es auch diesen erleuchtctcpi Politikern wie Schup pen von den Augen gefallen. Besonders in den Kreisen d« deutschen Arbeiterklasse ist dies« Wandlung festzustellen. Der Gedanke Inter- nationaler Solidarität, zu deren Wiederbelebung die intqrnationalen Organisationen von Genf (2), Wien (2f4) und Moskau (3) gebildet sind, macht zurzeit innerhalb der deutsche» Arbeiterklasse cine schwere Krisis durch. Die Sozialdemokratie als politische Partei macht jetzt die Entdeckung, daß sie viel zu lange die bewußt« Vertretung und De- tommg nationaler Interessen den rechtsstehend«: Parteien überlassen hat. Sie hat Angst vor dem Patriotismus^ und da ihre Presse ae- wohnheitsmäßtg und aus Agitationsbsdürsnis jeden Patrioten als Hakenkreuz«, näselnden Monokelträger oder Wen Schieber hirige stellt hatte und niemals ein anerkennendes Wort für die Tätigkeit selbstlos« Patrioten übrig hatte, falls diese in einem anderen politi- scheu Lager standen, so ist jetzt ihre Stellung nicht ohne Schwierigkeit. In der Tat ist das Deutschland von 1921 nicht mehr das gleiche, wie das von 1919. Damals hielt man die Zurückweisung der feind lichen Forderungen für praktisch unmöglich, weil man die Auflösung Deutschlands fürchtete, und ein Sozialdemokrat unterzeichnete den Dersaillcr Frieden. Heute bat die Ablehnung der Tntenteforderun- ;cn cmch d:e Zustimmung c>M deutschen Sozialdemokratie gefunden, >ic lieber d'e Verantwortung für die Ausdehnung der feindlichen Be- ctzung auf sich nahm, als daß sie dem Diktat der bankrotten Sieger ich gefügt hätte.
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