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Erzgebirgischer Volksfreund : 17.04.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192104177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19210417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19210417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-04
- Tag 1921-04-17
-
Monat
1921-04
-
Jahr
1921
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 17.04.1921
- Autor
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Niemals wieder? —Der bisherige Bovsitzettb« d« K. P. D., Dr. Paul k«»i, »«tvffrniUcht «I« Broschüre ia'd« er sich ^gr» Anarchismus bukunistischer Farbe*, wie er i» dem voaunnntstischen Märzputfch Mn Ausdruck gekommen sei, wendet Er verlangt, idass di» kommunistische Partei «!««»!» wioder Lies« Methoden amoend». Wir wissen nickst, ob und inwieweit Herm Levi ein« direkte Mitschuld trifft. Das ein« aber wissen wir, daß er im Gegensatz gu etnigen seiner Führevkollege« da« Joch Moskau» auf sich und seine Partei genommen hat. Und « wird wohl niemand be streiten, daß das, was in den letzten Wock>en vor sich gegangen ist, mit Billigung und höchst wahrscheinlich auch mit materieller Untevstützung Sowsetrußlands geschehen ist. Es berührt einiger maßen eigentümlich, wenn ein so überzeugter Jünger Moskau« sich von terroristischen DHrSnchen abwendet, ohne zugleich dem bolschewistischen Gedanken überhaupt valet zu sagm. Da« Nie- mal» wieder! erscheint deshalb in einem besonderen Lichte. Der Zweck heiligt das Mittel, das ist ein Hauptlehrsaß der Moskowitischeu Moralisten von heute. Man wird es uns nicht verdenken können, wenn uns Herr Levi verdächtig erscheint, daß er mit seinem Niemals wieder! den 99 von, wundert Deutschen, die nicht der K. P. D. angehören, nur eine Portion Sand in die Augen streiten will, und daß da« Niemals wieder! in Wahrheit bin: Auf ein ander Mal irnd dann mit mehr Glück! bedeutet. Diejenigen, dir den inneren Frieden in Deutschland wollen und damit die erste Bedingung für eine Wiedererstarkung des Reichs, werden sich durch den Levischen Schwur nicht einschlafern lassen. Eie werden auf der Hist sein. And sie weiden für ein« Ent- wickolrmg der Dinge nicht durch rohe Gewalt und blutigen Terror, sondern durch den Stimmzettel eintrcten. Wenn es der sozialistischen Part«! Deutschlands ernst wäre Mit ihrer Verurteilung aller Geschehnisse der letzte» Wochen, dann Müßte sie sich für die Teilnahme an einer solchen Ordnung s- sront bereit erklären. Tatsächlich strebt st« aber nach demselben Ziel Wie die kommunistische Partei, wenn auch mit anderen Mitteln. Zm «Grunde sind sich aber die beiden Weg« verteufelt ähnlich. Ob man dafür eiistritt, unliebsame Volksgenossen mit der Handgranate oder dadurch um die Ecke zu bringen, daß man sie verhungern oder sonst «mkommen läßt, ist doch Jacke wie Hose. Anter Umständen ßst sogar da der Handgranatentod zu bevorzugen. Solange also siegend jemand die Bestreitung lebenswichtiger Betriebe als er- L Uebernahm« der alliierten Kriegsschulden an Stelle einer Re parationszahlung, wobei eine international« Riesenanleihe als Ver rechnungskammer errichtet werden soll. Die skandinavische, holländische, Schweizer, spanische und die sv-amerikanischen Negierungen sollen bereit sein, sich zu bete ligen, aber deutjchamerikamsche Bankgruppen in den Bereinigten Staaten werden, wie man erwartet, die Hauptmasse des nötigen Fonds zeichnen. Wahrend der Schweizer Reise erlangte Simons Schiitheiß' Ver sprechen, als Zwischenträger zu dienen, und die italienische Zustim mung zu den Vorschlägen. Krie-rrat dl Paris. Pari», 1k. April. Heut« findet im Elysee eine ausserordentliche Sitzung unter dein Vorsitz Millerands statt. Daran werden haupt sächlich reilnehmen: Briand. Bartho», Louchcur, Doumer, Foch und WeyMnü. Di« Pläne der Einkreisung des Ruhrgebietes und viel leicht auch der Blockade von Hamburg unter alliiertem Beistand, «ut den man gegebenenfalls rechnen könnte, werden geprüft wer den, sowie alle wirtschaftlichen Zwangsmassnahmen, um zu Zahlungen zu gelangen. Außerdem ist für Anfang Mai eine interalliierte Konferenz in Paris geplant. Man hofft, daß Lloyd George daran teittuchmen werde. » Paris, 15. April. Die französische Dcputiertenkammcr hat mit gegen 59 Stimmen den Gesetzentwurf betreffend die Erhebung einer Laxe von 50 v. H. auf die aus Deutschland cinacführten Waren angenommen. Orga«, da, sich »w L P» D. -Shit, Malich fltr d« englischen Streik in« Zeug legt». E» heißt da Ke eine« Artikrl » «u Sttu»rekmahmr« eingestellt sind. Zur Deckuqa der Mrhrauagade» im mißerordentlichen Etat ist ein murr Anlelhekreüit von 1V,S Mil- Harden erforderlich. Zuzüglich des bl»her!arn Kredit» ergibt sich für 1920 insgesamt «la -«Metra- voll MS Milliarde». Grubenarbeiter «vrrf« dl« Hartz, an» dir Lotzomotivfllhrrr verlassen ihren Stand an der Maschine, di« Elektrizitätsarbeiter ziehen di« Hand vom Sck)alt«rhebel und di« Schiffroerlader stehen untätig mbeu dm» Darrndallen — di« Bourgeoisie England» floht dem Hunger in» Ang». Da» kst di« Situation Aber tm prächtigem Elon, in eiserner Solidarität skhen die Proletarier i« Abwehrkampf zusammen, der im richtigen Zeit- Punkt begonnen, mit dem gewerkschaftlichen Mittel de» Streiks durchgeflihrt, voraussichtlich einen Sieg der Arbeiterschaft dringen wird. Wenn es in England wirklich soweit kommen sollte, wo» zur Stund« noch nicht grsagt ist, dann würden dort vor der »Bourgeoisie* die Arbeiter mit ihren Frauen und Kindern »dem Hunger ins Auge* sehen. Er werden Tausend« zu Grund« gehen, viel mehr al, während der Revolution in Mitteldeutschland, di« in dem Artikel eine »blind«, irrsinnige, verbrecherische* genannt ist. Wie wenig sich gewisse Leute, die sich Mchrheitssozialisten nennen, von den Verfechtern des »Anarchismus bakunistlscher Farbe" unter scheiden, sicht man auch darin, daß in dem gleichen Artikel das Ersmlfcnlnssen der Schächte al« Dat gepriesen wird lmd -aß de» Urhebern solchen Irrsinns »unsere Synrpathie, unser Herz" dar- gebracht wird. Die Zerstörung der Schächte würde hunderttausend« in dauernde Arbeitslosigkeit und damit ins Elend bringen, das sieht jeder ein, der nicht mit bolschewistischer Blindheit geschlagen ist. Di« deutsche Mehrheitssozialdemokratie hat sich bisher mit aller Energie gegen solche bolschewistischen Methoden gewendet. Es blieb der Zeitung des Herrn Fellifch Vorbehalten, sich zirr Verfechterin solchen Frevels zu machen, desselben Herrn Fellifch, von dessen »ihm eigenen Volkstümlichkeit" die gleiche Nummer in einem anderen Artikel schreibt. Wir glauben nicht, daß sich die Volks tümlichkeit auf solche bolschewistisch« Ansicksten erstreckt und möchten annehmen, daß Herrn Fellifch auch aus den Reihen seiner Partei genossen ein kräftiges Niemals wieder! entgegentönt. Die wirk- lichen Sozialdemokraten können und müssen «» sich verbitten, -aß Führer mit dem Sozialismus umgehen, »wie Schweine mit den Edelst«inen", welchen Dorivurf im pr«ußischen Landtage vor kurzem ein Unabhängiger den Kommu nisten machte. Un- wir möchten hinzufügen, was in dem Chemnitzer Fall« noch besonders nötig erscheint: mit der Demokratie. Di« schwarzen Banden kl der Pfalz. Mannheim, 15. April. Zn der ganzen Pfalz sind am Dienstag und Mittwoch neu« schwarze Truppen ei-ngerückt. Da die Truppen provisorische Quartiere beziehen und zum TeU reich mit Artillerie ausgerüstet sind, erhebt sich die Annahme, baß die neuen Truppen zu Eventualmaßnahmen rechts des Rheins Verwendung finden sollen. Südamerika gibt den Völkerbund preis. Bern, l5. April. »Ncwyvrt Herald" veröfscntUchi ein Washingtoner Telegramm, wonach Hardings Absage an den Völker bund den Rücktritt der siidamerikanischen Staaten vom Völkerbund bedeute. Der argentinische Gesandte in Wafhnigton habe bereits erklärt, ohne Nordamerika verliere der Völkerbund mich für Süd amerika jeden Wert. Ein Etat von 1S4 Milliarden. Berlin, 15. April. Der Reichsrat genehmigte den Nachtragsetat für 1920, der im wesentlichen nur die Neueinstufung der Beainten ent- sprechend dem Gesetz vom Dezember 1920 enthält. Im Etat für die Ausführung des Versailler Vertrag's sind 1000 Millionen mehr er forderlich zur Befriedigung der Ansprüche der Interalliierten Nhe'n- landkommission und des Besatzungshceres im besetzten rheinischen Ge biet. Der Etat für 1920, -er bisher im orüenlluhcn Etat mit 39,S Milliarden, im außerordentlichen mtt 69,6 Milliarden abschloß, er fährt durch den Nachttagsetat eine Erhöhung im ordentlichen Etat auf 44Z Milliarden und im außerordentlichen Etat auf 89,6 Milliarden. Insgesamt erreicht der Etat für 1920 die Summe von >34 Milliarden Mark gegenüber 3,4 Milliarden im Jahr« 1914. Zm ordentlichen Etat Zm« Hinsche ll>e» der Kafferki. Berlin, 1V. April. Au» Anlaß der Ableben» der frühere« Kaiserin gibt der preußische Kultusminister im Einverständnis mit dem Staatomlnisterium einen bereit» im Dezember v. Z. m, dir Nachgeordneten Behörden gerichteten Erlaß bekannt, welcher darauf hinweist, daß nach Aenderung -er Staatsverfassung alle politisch zu werteu-ru Veranstaltungen, wie offiziell« Trauerfeiern, Schul schluß, Halbstockflaggungen, zu unterlassen sind. Anstalten, zu welche» die verstorbene Persönlichkeit in besonderen Beziehungen gestanden hat, soll es unbenommen bleiben, ihrer Protektor!» oder Wohltäterin in schlichten, unpolitischen Trauerstiern zu gedenken, doch darf auf Lehrer und Schüler keinerlei Nötigung zur Teil nahme au diesen Veranstaltungen ausgeWt werden. Ne Hnngerpeitsch« für Oesterreich. Wien, 14. April. Der französisch« Gesandte gab heule beim Bim- dcskanzler folgend« Erklärung ab: Falls die österreichische Regierung nicht imstande sein sollte, die gegenwärtig auf den Anschluß an da» Deutsche Reich hinzielen-en Umtriebe wirkungslos zu machen, st würde die französische Regierung die Hilfsaktion für Oesterreich ei» stellen und die Reparationskommission würbe in ihrer Befugnis voll ständig wiederherg.-stellt werden. Die Vertreter -er englischen und -er italienischen Regierung schlossen sich dieser Erklärung des fran zösischen Vertreters mit dem Bemerken an, daß ein Znriicktreten Frank reichs von der Hilfsaktion für Oesterreich das Ende dieser Aktion und das FaNenlaffen aller hierauf bezüglichen Projekte jetzt bedeute. Wie -er „E. B." schon gestern meldete, kam es in Wien zu gro ßen Demonstrationen, als die französische Note gegen den Anschluß ar Deutschland durch Extraausgaben der Zeitungen bckamrt wurde. DK Zeitungen veröffentlichen Aufrufe mit -er Überschrift: »Es gibt kein Zurück!" Oerttiche Angelegenheiten. * Ium Kampf um den Religionsunterricht. Lin« stark besuchte Versammlung der christlichen Eltern aller Schulen Dresdens nahm folgende Entschließung an- Gegen 2000 Väter und Mütter von Kindern aus Dresdner Schulen erklären: „Nie und nimmer werden wir dulden, daß unseren Kindern der planmäßige Religionsunterricht in der Schirle genommen wird. Wir lehnen die weltliche Schule' ohne christlichen Religionsunterricht ab und be- trachlen sie als eine vorübergehende materialistische Zeit erscheinung. Wir legen den in verschiedenen Eiternder- sammlnngen gefaßten Entschließungen für die weltlich« Schule keinen Wert bei, weil sie nicht die Meinung der gesamten Elternschaft, sondern nur die eines Teiles der selben und oft nur die der Lehrergewerkschaft zum Ausdruck »ringen. Wir verurteilen die häßlichen Formen deS Kampfes um die weltlich« Schule und die für sie sogar in den Schulen getriebene Agitation. Wir verlangen vielmehr auf Grund ve fassungsmäßiger Rechte die deutsche christ liche Schule und fordern alle Volksgenossen, alle Parteien und die Presse auf, mit unS für die Erhaltung deS so wich- tigen religiösen Kulturgutes in unserm. Volke mit zäher Energie einzutreten. Wir stimmen Wilhelm Mundt zu, der den Ruf nach Abschaffung des Religionsunterrichts Als eine der größten Kulturbarbareien der Gegenwart be zeichnete." * Abgabefrefhekt deutscher Waren bei Durchführung der Sanktionen. Durch unzulängliche Information seitens des Auswärtigen Amtes war bisher die Mitteilung ver breitet worden, daß bei Durchführung der Sanktionen solch« Waren abgabenfrei bleiben, von deren Wert mindestens 25 Prozeut auf ausländische Rohstoffe entfallen. Wie der Verband Sächj. Industrieller inzwischen durch seine eige nen Informationsstellen in Berlin festgestellt hat, bleiben nach dem nunmehr maßgebenden Tert deS englischen Ge setzes nur solch« Waren von d«r Abgao« befreit, deren Werl nach Verlassen der deutschen Grenz« durch weiter« Be arbeitung oder Veredlung im Auslande um mindestens 25 Prozent des endgültigen Verkaufspreises erhöht worden ist. Es handelt sich also um etne wesentlich andere Fassung, die für unser« gesamt« Lxport-Industri« daS Gesetz noch Das Währungselend. In „Zwölf Briefen eine» Bankdirektor« an seine» Sohn" fBank-Verlag, Berlin W.) schreibt d«r unter dem Pseudonym iArgcntarius sich verbergende bekannte Finanzpolitikcr Alfred Lansbnrgh, -er Herausgeber der Zeitschrift »Die Bank", über das ,Probelm des Geldes. Zn gemeinverständlicher Form stellt er «in« neu« Lehr« vom Geld« auf, wobei er sich auf den Gel-begriff und d-c Wirksamkeit des Geldes im Binnenverkehr beschränkt. Im Gelds erblickt er die Verkörperung eines Güternnspruches, dec dadurch ent standen ist, daß man etwas geleistet, die Gegenleistung aber noch nicht «halten hat. Hieraus folgert er. daß wirkliches Geld, das eine Ver mehrung der ehrlich erworbenen Güterbczugsrechte, einem tatsächlichen Zuwachs von Kaufkraft darstellt, vom Staate nicht geschaffen werden kann. Der Staat habe keine andere Ausgabe, als die Entstehung des Goldes aus der Leistung durch sein Siegel zu bestätigen. Nachdem der Verfasser dann das Wesen des Kredits, die Kredithoheik der Danken, das Prinzip der Notenbank, den bargeldlosen Zahlungsverkehr, die Inflation und viel« andere mit dem Gelds zusammenhängende Fragen in ungemein klarer, anschaubchcr Form behandelt hat, schildert er im tttztcn seiner Briefe die Wirkungen der Geldverschlecht-rung und die »crhiingnisvollo Bahn, auf die der Staat eine Wirtschaft führt, wenn er hierzu die Zand bietet. Er übertrage damit den weitaus größten Teil der Kaufkraft von dem alten Geld« zwangswe-se auf neue Pro dukte der Notenprcsse und enteigne hierdurch Güterbczugsrechte, schasse aber niemals neue. In diesem letzt«» Briefe heisst cs n. a.: „Es ist eine altbekannte Erscheinung, daß in einem Hause, in dem ein Schwerkranker liegb, meist ^ine c'nzige Person den ganze» Ernst der Krankheit nicht er kennt, nämlich -er Kranke selbst. Er glaubt sich leidlich wohl zu be finden, sobald er etwas Appetit hat. Wie diesem Kranken, so geht cs auch dcn Völkern, die am G.lde krank sind, am Verfall ihrer Wäh rung leiden: Weil sie essen, trinken und Geschäfte machen wie früher, Klaube» sic, es könne nicht so schlimm um sie bestellt sem: der Nieder gang des Geldwertes sei aber freilich unangenehm und habe manche üblen Folgen, aber schließlich gebe es ernstere Krankheiten für ein Volt. Besetze man nämlich die Sache bei Licht, so sei die ganze WLH- rungsfrage i n Grunde nur ein harmloses Multiplikat ons-Exempcl. Man müsse eüsach oll seine Ausgaben mit 5 oder 10 oder 20 multi- pttz.nem cmsprechend der Geldentwertung bczw. der Steigerung der Preise. Sachlich habe das gar nicbts zu bedeuten, denn jede Ausgabe -es einen sei eine Einnahme des anderen, und demnach stiegen auch die Einnahme» auf das Fünf-, Zehn- oder Zwanzigfache. Man müsse stch nur darau gewöhnen, allen Zahle» in: Vcrkchrslcbcn eine Null anzn- himgcm Dies.- harmlose Auffassung kann man v clfuch äußer» hören. And in der Tal: Schadet cs «'nem Volk» vicl, wenn cs mit dem großen statt mit dem kleinen Einmotz-ns rechnet, und wenn alle se'ne Um sätze sich verzehnfachen? Sch' »blich ist doch auch zef-mal so viel Geld im Lo >de wie früher, um r Umsatz» zu bewältigen. D - Aus- I'läbung Ziffern ist ja i-' . Fvla--<»!»» n -a»» Gcldzmm.,. . Dttsei Znrmlost-keit lärm «um -»»-««» »ach-rLLllck genug ent- gegentretcn, denn die Unkenntnis, di« sich in ihr äußert, grenzt ans Verbrecherische. Es ist schlimm genug, wenn ein Volk in ahnungs losem Leichtsinn di« schiefe Ebene der Inflation hinunlergkitet. Wenn es dann aber die Folgen, die dieses Hinabgleiten mit sich bringt, ge flissentlich ignoriert o-er ihnen die beste Seit« abzugewinnen sucht, statt dem Staat in ü'c Zügel zu sahen und rechtzeitig zn bremsen, so eilt das Volk seinem Verhängnis entgegen. Denn um es in dürren Wort?» zu sagen: Der Verfall seiner Währung ist wohl das größt« Un glück, das ein Volk tressen kann. Selbst ein verlorener Krieg bringt ihm nicht so schweren unmittelbaren Schaden, wie der Ruin seines Geldwesens. Die Leute, die in der ganze» Frage nur ei» belangloses Nechcmxempel erblicken, übersehen nämlich einig« begleitende Mo mente -cs Währungsverfalles. Sie übersetzen vor allem dcn einen, bedcutmigsvallen Umstand: Die Entwertung des Geldes, also die Mul tiplikation der Ausgaben, trifft die Gesamtheit. Das Gegenstück hier zu, die Steigerung der Einnahmen, kommt aber nur einem Bruchteil der Bevölkerung zugute, diesem freilich in solchem Maße, daß das Verhältnis zwischen Einnahme und Ausgabe sich bei ihm ganz außer- ordentlich verbessert. Und zwar ist cs in der HauptsacG das- Kapital, soweit cs Sachmette besitzt, das in dieser Weise profitiert. Au, der anderen Seite, die von der Geldentwertung lediglich das Moment der Ausgabcnsteigerung kennen lernt, befinden sich aber, abgesehen von den Rentnern, die besonders schwer geschädigt werden, in der Hauptsache die geistig und körperlich arbeitenden Klaffen, die Beamten und die Staats-pensionäre. Die es kommt, daß d-e einen di« Inflation als einen nie wiÄcr- kchrendcn Glücksfall, die anderen dagegen dieselbe Inflation als eine Katastrophe empfinden, läßt sich rückst in wenig Worten darlegeu. Der Mechanismus, -er das bewirkt, ist ziemlich kompliziert. Aber wenn man do» Vorgang roh skizzieren will, so kann man wohl sagm: Jeder, der in Ec Id äusgedrücktc Ansprüche, wie Zins, Rente, Gehalt, Lohn, Pension n. dgl. besitzt, wird in dem Maße der Geldentwcrtrmg ge schädigt. Jeder, -er gewiffe Realwerte, wie Grundbesitz, Vieh, Mobi liar, Lagervorräte u. -gl. besitzt, wird normalerweise weder geschädigt, noch begünstigt, weil die Realwerte nm ungefähr so vicl im Preise steigen, wie das Geld, in dem der Preis ausgedrückt wird, an Kauf- wert verliert. (Gewaltsame Schädigungen, wie die der Hausbesitzer durch die Wohnungspolitik des Staates, bleiben hier außer Betracht.) Jeder endlich, der werbende Werte, also Fabrikanlagen und Maschi nen, besitzt und mit ihnen Realwerte erzeugt, sowie jeder, der diese Erzeugnisse vertreibt, profiliert von der Inflnt'on; und zwar des halb, weil die Verkaufspreise seiner Produkte, also seine E nnahmen, sich dem sink-nden Geldwerte schneller anpasscn, d. h. schneller steigen, als seine Ausgaben für Lohn, Miete, Zms, Abgaben usw., und weil dieses günstige Verhältnis nicht einmal, sondern viele Male, mit jedem Verkauisakt von neuem, in Erscheinung tr-tt. Kurz gesagt: Die c-ste Klass« wird durch die Inslot-on zugunsten der dritten Klasse enteignet. Nun könnte man sich auf den Standpunkt stellen, Mitke'd c-j nicht Sache der Volkswirtschaft, und man dürfe den Vorgang nickst ' u^ch die Brille der Sentimentalität arischen. Der eine steige hoch, dcr ander« sinke hcrob, das sei numcinmal M'nsebeiüch'cksal. Es komme nicht auf Sc» einzelne», sondern u»f die Gemmthei: ua. Aber gerade hier sitzt der Haleru Die Grsamtheit nimmt nämlich bei -lesen Vorgängen, ob- wohl sie nirr bestimmt« Dolksklassen anzugehm scheinen, den alle» schM-rsteu Schaden. Zunächst in moralischer Hinsicht: Im ganzen Volk», selbst wenn es die Geradheit un- Ehrlichkeit selbst ist, schwindet all mählich jedes Gefühl für Recht und Billigkeit. Nämlich deshalb, weil alle Klaffen, sogar die Inflationsgewinnler, sich vom Staat betröge» glauben. Und in der Tat, wir wissen, daß das Geld ein Recht ist nämlich ein Neckst zum Bezüge von Gütern ganz bestimmten Wertes Und was Recht ist, muß bekanntlich in einem Ordnungsstaat auck Recht bleiben. Kein Recht aber muß sicherer stehen und längeren Be stand haben, als das Besitzrecht, das im Gelbe verkörpert ist, denn in Vertromm auf seinen Bestand schlichen Staaten und Völker helligi Vertrüge ab, die 100 Jahr« und mehr Gültigkeit haben. Dieses Recht, dieses Recht aller Rechte, hat der Siaat, der den Geldwert durch Iw flation dezimiert hat, auf das gröblichste verletzt. Jeder Arbeiter, jeder Beamte, jeder Rentner, jeder Pensionär fühlt stch durch den Staat, -ei doch das Recht schützen soll, um das Seinige geprellt. Aber auch di, Nutznießer der Eeldverschlechterung, di« sozusagen vom Fett der All gemeinheit zehren, fühlen sich durch den Staat in ihren. Rechten be droht, denn von ihnen fordert dcr Staat di« Steuern, die er braucht um das von ihm leibst vcrschuidctc Elend wenigst ns einigermaßen zr lindern. Da nun mir wenige dcr Nutznießer den wirklichen Zusan» menhang zwischen ihren Einnahmen und dem Unglück der anderen ken nen, die meisten v clmehr ihrer eigenen Tüchtigkeit zuschreiben, war nur die Wirkung der Inflation ist, so betrachten sie cs als einen Ge waltakt und eine Entrechtung, wenn dcr Staat ihnen einen Teil ihrer Gewinns fortsteuern will. Daher die allgemein« „Steuerslucht", k der die Rechlsverw-rrung der Inflat'oimgrwkmler zum Ausdrur kommt. Die Rechtsvcrwirrung der Inflationsopfcr gelangt in Unbot mmkeit, Gesetzesverletzung, Arbeitsverweigerung, Diebstahl, schließ'ick Revolution und Mor- zum Aus duck. Es kommt zu einem Kamp aller ggen alle, der dcn Staat erschüttert und oft genug zum Auscin- anderfallen bringt. Denn, wenn wir heute sehen, daß das Unrecht, dar die Inflation dcn Arbeitern, den Beamten, den Angestellten usw. zu- gefügt hat, zu einem größeren oder kleineren Teil durch Lohn- und Gehälteaufbesserung'n wieder gutgemacht worden ist, — wodurch ist das erreicht worden? Nur durch Kämpfe, durch unausgesetzte, erbit tert«, rücksichtslose Kämpfe. Freiwillig findet ein Ausgleich zwischen -en Nutznießern und dm Opfern der Inflation niemals statt. Da» ist die sozial« und politisch« Seit« der Geldv-rschlechterung. Schlechtes Geld ist so ziemlich das größte Unglück, das ein Volt treffen kann. Der für Deutschland so unglücklich« Ausgang des Welt krieges stellt gewiß eine Katastrophe dar, wie sie ein Volk nur alle paar hundert Jahre einmal erlebt. Und doch weiß Ich nicht, war Im Moment verhängnisvoller für Deutschland ist, die Kricgstragödie oder die Geldkomödie. Freilich, die unheilvollen politischen > nd wirtschaft lichen Kricgsfolgeu bleiben für lange, lange Zeit bestehe», die Geldent wertung und ihre Wirkungen dagegen gehm vorbei oder werden we nigstens in einigen Jahrzehnten nicht mehr in ihrer ganzen Schwer« empfunden: dcr Enk«! de» Mannes, dcr heute enteiqnet worden ist, wächst a>s Proletarier auf und meint, cs müsse so sein. Aber heute ist -as Währungscl-md Deutschlands furchtbarste Ge'ßcl. wobei es vielleicht einigen Trost gewährt, daß auch andere Länder dies« Geißel spür««, «Krige sogar noch schwer«, al» da» Deutch«
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