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Erzgebirgischer Volksfreund : 04.03.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192103045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19210304
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19210304
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-03
- Tag 1921-03-04
-
Monat
1921-03
-
Jahr
1921
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 04.03.1921
- Autor
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Nr. SS. 4 Marz 1SS1. ErzgebirMcher VolkssreunS. Verlag T. M. SSkkner, Me. VelblaN. Dürgermeistereinweifung in Lößnitz an einstimmige Wahl von Leiden Kollegien fei Ihnen rin Zeichen, daß wir vertrauensvoll die Verwaltung unserer Stadt in Ihre Hand legen. Ich habe nicht nötig. Sie auf di« Schwierigkeiten der Der- waltung in der gegenwärtigen Feit hinzuweisen, da Sie schon während des Kriege» Bürgermeister einer Nachbarstodt waren und au» Erfahrung wissen, daß Ihr Amt kein leichtes ist. Der Krieg ist zu Emde, sein« schlimmen Folgen haben sich auch in unserer Stadt sehr bemerkbar gemacht, glücklicher Weise jedoch, nicht in dem Maße, wie in manchen Städten des Erzgebirge», deren In dustrie mir eine einseitige ist. Für Lößnitz war es rin Vorteil, daß verschiedene Industrien hier heimisch sind, es gab fast immer Beschäftigung, und wo dieselbe in der alten Branche seblte, ver standen die Fabrikanten, ihre Betriebe rechtzeitig umzustellen, so daß Arbeitslosigkeit nur vorübergehend in diesen Betrieben vor handen war. Nur das Baugewerbe lag saft darnieder und hin dern die hohen Baukosten auch jetzt noch iede nennenswerte Bau- tätigkeit. Unsere Stadt hatte daher verhältnismäßig wenig Ar beitslose, doch schafften di« städtischen Kollegien durch Notstands- arbeitcn auch hier nach Möglichkeit Abhilfe. Die dafür bereit zu stellenden Mittel konnten nicht aus laufenden Einnahmen gedeckt werden, durch Anleihen mußten sie beschafft werden. Die finan zielle Lage unserer Stadt ist dadurch immerhin etwas zu 1ln- gunsten berührt worden, zumal das Stcucrrecht der Gemeinden vom Nciche arg beschi elten wurde und man heute noch nicht genau weiß, welche Ueberweisungen von dieser Seite zu erwarten sind. Es wird Ihnen daher obliegen, Kerr Bürgermeister, Einnahmen und Ausgaben durch möglichste Sparsamkeit in ein rechtes Der- hältnis zil bringen. Damit soll jedoch nicht gesagt sein, daß diese Sparsamkeit etwa die Entwicklung unserer Stadt in irgend einer Weise hemmen darf. Die möglichst« Beseitigung der hier herrschenden Wohnungs not ist eine zwingende Notwendigkeit der nächsten Zeit und sei diese Frage Ihrer ganz besonderen Beachtung mit empfohlen. Wir kommen Ihnen mit Vertrauen entgegen und hoffen, daß «s Ihnen durch treu« Arbeit, unterstützt durch verständnisvolle Ltitarbeit der städtischen Kollegien und Angestellten gelingen möge, die Stadt in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht zu för dern. Wir bitten Sie aber auch weiter, der Einwohnerschaft «in bereitwilliger Berater zu sein, wenn Ei« um Nat gefragt werden. Ihr Amt bringt (Ne mit der Bevölkerung in vielseitige Berührung, es wird nicht ousbleiben, daß Sie öfters die Strenge des Gesetzes anwenden muffen, ein freundliches Wort, eine ein gehende Belehrung wird hier in vielen Fällen zur Aufklärung und Beruhigung beitragen Und nun, Herr Düraermeister, treten Si« mit Zuversicht Ihr neue» Amt an, der Mitarbeit der Natsmitglieder dürfen Sie sich versichert halten. Im Namen der Stadtverordneten begrüßte bann deren Vor steher, Lagerhalter Kuhnert den Bürgermeister. Er führte dabei aus: Ich begrüß« Si« namens des Stadtverordnetenkolleglums aufs herzlichst« und hoff«, daß das gut« Einvernehmen, welches uns mit Ihrem Vorgänger verband, fortbastehen möge. Sie kommen in ein« Stadt, die hauptsächlich Industrie hat, dl« in eigenem Emporblühen w«iter gediehen ist. Mit einem Stab tüchtiger Beamten wird es Ihnen Möglich sein, die Geschicke der Stadt erfolgreich zu leiten. Ich denke bei dieser Gelegenheit nachmals an Hrn. Bürgermeister Dr. Fabian, der jederzeit für die Bürgerschaft zu sprechen war. Ein Bürgermeister muß mit der Büraersckmft m gutem Einvernehmen leben. Ich darf wciter- pehend sagen, «in Bürgermeister muß über den Parteien stehen. So heiß« ich Sie denn nochmals herzlich willkommen in unserer Stadt und beglückwünsche Ei« zu Ihrem Amtsantritt. Namens der städtischen Beamtenschaft überbracht« Verwaltungs direktor Kaiser dem Bürgermeister Glückwünsch« mit folger den Worten: Fu Ihrer heutigem Amtsübernahme gestatten sich die städ tischen Beamten und Angestellten die herzlichen Glückwünsche aus- zusprechenl Wir wünschen, daß es Ihnen gelingen möge, die Stadt Lößnitz zu weiterer Entwicklung und zu fortaesetztem Auf- scknvung« zu führen. Möchte aber auch Ihnen selbst Ihr Amt recht« Befriedigung bringen. Wir dürfen, hochgeehrter Herr Bürgermeister, um Ilrr Wohlwollen bitten, indem wir versichern, unserer Acmter allezeit treu und gewissenhaft zu walten. Hierauf nahm Bürgermeister Tauscher selbst da» Wort zu folgender Ansprache: Hochverehrter Hr. Kvclshauptmannl Mein« sehr geehrten Herren! Als nunmehriger Bürgermeister von Lößnitz danke! sch Ihnen; sehr verehrter Hr. Kreishauplmann; für die > Bestätigung mein« Wahl und Si» «Mg-m-einten Wünsche mN denen Si« mich «be» tu mein neue» Wut «inzuführen di« Düte hatten. «. Lößnitz, N März. Gestern fand tm Sitzungssaal« des Nat- Hause» di« feierlich« Einweisung de» neuen Bürgermeisters Lauscher durch Kreishauptmann Dr. Morgenstern statt. Bürgermeister Tauscher war bi» jetzt Etadtoberhaupt in Thum im Erzgebirge und vordem in Schneevera als Ratsassessor tätig. Fu der Feier hatten sich di» beiden städtischen Kollegien, die statische Beamtenschaft, die Vertreter staatlicher und kirchlicher Dohövden, unter ihnen Amtshauptmann Dr. Kästner, Bezirksschulinspeklor Dr. Haupt, und zahlreich« Ehrengäste «ingefuidcn. Nach Ver lesung der Eidesformel, Abnahme de» Eides und Verpflichtung durch Handschlag führte der Kreishauptmann etwa folgendes aus: An einem Tage wi« dem heutigen gczlomt es sich, einen Aus- und Rückblick zu halten. Einen Rückblick aus Lie Vergangenheit. Da gilt es zunächst derjenigen Männer zu gedenken und ihnen zu danken, die ihr« Dienst« der Stadt Lößnitz gewidmet haben. Ich -cicke da zuerst an Hrn. Bürgermeister Dr. Fabian, der über 7 Jahr« hindurch erfolgreich an Ser Spitze der Stadt gestanden und in schwerer Kriegszeet die Geschicks geführt hat. Ich gedenke auch der Herren, dir ehrenamtlich ihre Dienst« der Stadt gewidmet haben in Vertretung des Bürgermeisters. Es waren besonders die Stadträt« Gottschald, Hammer, Schulz« und Krumbiegel, die ihre Dienst« der Stadt gewidmet haben. Auch den Herren Stadtverordneten, die während des Krieges -le schwere Ausgabe erfüllt haben, in einer Feit, die für uns alle schwer genug war, sei Dank ausgesprochen. Nun wende ich mich an die Gegenwart und an Si«, Herr Bürgermeister. Es ist ein« scizwere Feit, in der Sie Ihr Amt antreten. Heute, wo unsere Abgesandten in London Eintreffen. Morgen werden wahrscheinlich die Verhandlungen be- ! ginnen. Was si« dein deutscl-cn Vaterland bringen, wissen wir ; nicht. Daß st« uirs schwere Opfer bringen aber wissen wir. Ob 1 «s möglich ist, dies« Opfer soweit zu beschränken, oaß wir UN» l ihnen vertragsmäßig unterwerfen und si« erfüllen können od«r ob die Feindschaft fortgesetzt werden soll, das wissen wir nicht. Was im letzteren Falle eintritt, wissen wir auch nicht. Wir kennen auch nicht di« Sanktionen, von Lenen die Gegner sprechen. Daß diese Sanktionen uns neue schwere Opfer bringen urd große Ein wirkungen auf unser ganzes Laben haben werden, ist yowiß. Ob sie nicht «inen Teil unseres Vaterlandes besetzen wollen, wissen wir nicht. Wir sind bereit, das schwerste zu ertragen. Unter solchen Verhältnissen sind es ernste Gedanken, mit denen Sie, Herr Bürgermeister, Ihr neues Amt antreten müssen. Wir dürfen aber nicht verzweifeln. Unser d-utsckws Volk hatte schon schwere Niedergänge. Di« eigene rastlose Tätigkeit überwindet alles. Hoffen wir, -aß trotz aller Nöte dieser schweren Feit das deutsche Volk sich wieder emporarbeiten wird, in organisatorischem Aufbau seiner Volkswirtschaft und nationaler Einheit. Dazu mitzuwirken sind wir alle bereit. Da» ist auch Lie Aufgabe eine» Bürger meisters. Wenn ich so den Augenblick mit der Zukunft vergliche, glaub« ich, daß einig« Lkoment« vorhanden sind, dl« unser Ver trauen rechtfertigen. Zumeist ist in Lößnitz ein einträchtiges Zusammenarbeiten zum gemeinsamen Wohle der Stadt zu finden gewesen. Di« Lr- werbs-vechaltniffe sind nicht so ungünstig, wie anderwärts. Hier hat sich -ie Talsochs wohl belohnt gemacht, -aß die Industrie der Stadt nicht einseitig aufgebaut ist, wie in anderen Gemeinwesen des Erzgebirges, ganz besonders aber im Vogtland. Dadurch ist «s gekommen, -aß Sie jetzt nicht so unter Erwerbslosigkeit zu leiden Huben, wie es beispielsweise in Plauen mvd anderen Städten -er Fall ist. Dadurch haben Sie Ihre gemeindliche Kraft Zusammenhalten können. So sind hier nicht so schwierige Ver hältnisse entstanden, wi« wir sie dort zu bcklagen haben. Sie kennen die Verhältnisse de» Erzgebirge» ja auch «ms eigner Anschauung, sind Sie Loch selbst Erzgebirge!, haben Sie -och erzgebirgische Erziehung genossen und haben Ihr« Vermal- tungstätigkeit zum großen Teil im Erzgebirge ausgeübt. Das wird !Ihnen hier von großem Vorteil sein. Ich vertrau« fest, daß Eie, unterstützt von der hingebenden Mtarbeit -er städtisck-en Kolleaien, von einer arbeitsfreudigen bescheidenen Beamtenschaft, die Stadt ersprießlich wcitersllhren werden. Auf diesem Wege kommen wir zum Wiedcrauslxru, einem Ausbau, -er uns wieder verbt!ft zu alter Prosperität. Möge es Ihnen vergönnt sein; an diesem Wieder aufbau tatkräftig und erfolgreich mitzuarbeiten. Möge es Ihn^n vergönnt sein, in einträchtigem Zusammenarbeiten mit allen Schichten der Bevölkerung, zum Wohle -er Sta-t Lößnitz und Les ganzen Bezirks! Hicrarrf begrüßt« Stadtrat Gottschald den neuen Dürger- »eister mit folgender Asproche namens de» Gcsamtsiadtrat». Geehrter Herr Bürgermeister! Im Namen de» Gesam-vate» begrüß« ich Si? als Bün^rmeister unserer Stadt mit dem auf richtigen Wunsche, -aß Ihre Tätigkeit in unseren Mauern Ihnen Freude bereiten und segensreich für die Stadt sein möge. Ihre Dank auch Ihnen, mrin» Herren, -i« Sie al» Vertreter -er städtischen Körperschaften und der Beamten mir Willkommene- grüß und Wünsche für meine Amtsführung entboten. Dank auch Ihnen, meine Herren, -I« Si, al» Vertreter Ler Bchövden Lurch Teilnahme an dieser Feierlichkeit -er Stadt Lößnltz Ehr« erwie sen haben. Während der langen Vakanz hat Hr. Stadtvat Golt» schal- -i« Amtvgeschäfte in aufopfernder Weis« weit«vg«führt. E» ist mir Bedürfnis Ihnen, verehrter Hr. Stadtvat, auch dieser Stell« Len Dank dafür auszuspvechen. Mein« Lerreni Die schwere Feit, die mit Ausbruch de» Weltkrieges über' unser Vaterland gekommen ist, halt auch nach Fricdsnsfchluß noch unvermindert an, da unsere Feind« die im deutschen Volke trotz Ueberstehen« aller Kriegsnöt« noch schlum mernd« Kraft dauernd Niederhalten, unser wirtschaftliche» Wi» deraufblühcn durch all« erdenklichen Zwangsmaßnahmen verhin dern wollen. Wird doch gevade in diesen Tagen, wie Hr. Kr«i»- bauptmann Dr. Morgenstern bereit» «vwähnte, über da» Schick sal unsere, Volkes in einer Weise entschieden werden; di« un» Untergang oder Wiedevaufstiogsmöglichkeit bringt. Der Wille, aus dem Zusammenbruch herauszukommen und neuaufzubauen, lebt in unserem Volke wieder auf. All« Bolkskveise ohne Rück sicht auf politische Parteiung müssen an diesem Wiederaufbau Michelsen, wenn «In fester, allen Zeitstürmen trotzender Bau ent stehen soll. Die di« eigentlichste Volksgemeinschaft bilden-«» Gemeinwesen müssen an diesem Wiodevaufbau tatkräftig Mitar beiten, denn von ihnen ist ja mich jen« Entwicklung ausgegangen; -ie unserm Vaterland die frühere Welbmachtstellung verschafft hat. Handel, Gewerbe, Industrie, deren Aufblühen wir vor nehmlich unsere Wcltmackftslellung verdankten, und kulturell« Be strebungen hatten in den Gemeindeverwaltungen ihr« angele- gentlichsten Förderer. Die finanziellen Kräfte hierzu fanden üi» Städte in ihrem Selbstverwaltungsrecht«, das oie Bildung selb ständiger Wirtschaftskörper zulteß, di« ihr« Bedürfnisse au» eige nen, selbstbesäfafften Mitteln bestritten. Diese» vornehmste Siecht Ler Selbstverwaltung, Li« S teuer autonom!«, kst den Ge- meindcn durch di« Reform der Neichssinanzen genommen, di» Gemeinden sind zu Kostgängern von Reich und Staat herabge- ürückt worden. Wenn die Gemeinden sich in bisheriger Weis» weiter entwickeln und an der Neugestaltung unsere» Vaterland«» tatkräftig mithelfcn sollen, dann muß ihnen in der Beschaffung der nötigen Nüttel wieder freie Hand gelassen werden. Der so ge schaffene Zustand macht mir di« Entwicklung «ine» Arbeitspro grammes, wie es sonst bei dieser Gelegenheit üblich gewesen ist, nicht möglich, denn di« für die Stadt Wßnitz berechneten Anteil« an Len Reicheisteuern wevden selbst bei größter Sparsamkeit nicht ausreichen, nur die notwendigsten Aufwendungen im Gemeinde- Haushalt zu decken. Dagegen weiß ich bestimmt, wi« ich mein Amt zu sichren gedenke. Die Veränderungen im Reich und Staat sind auch an den Gemeindeverwaltungen nicht spurlo» vor- iibcrgegangen. Den neuen Verhältnissen glaube ich am basten dadurch gerecht zu werden, daß ich mix zum Leitsatz nehme, nur -er Allgemeinheit, nicht den Parteien zu -iencn. Don welch«« Seit« auch immer Anregungen kommen mögen, ich werd« sie ge wissenhaft pvüfen und ihnen nachgehen, wann ihr« praktische Ver wertung der Stadt zum Vorteile gereicht. Wenn ich so mein Amt führen will, dann muß ich auf Ihr« tatkräftige Mitarbeit und auf Ihr vollst«» Vertrauen, meine Herren Stadtrat« und Stadt- vevovd netzen, rechnen können. Mit meiner Wahl haben Si« mir Vertrauen entgegcngebvackit, schenken St« «» mir auch weiterhin, ich werde es mir durch eifrige Tätigkeit zu erhalten wissen. Di« Verhältnisse werd«n auch unter uns DLelnungsverschiedenheite» mit sich bringen. Lassen Sie uns diese in sachlicher Welse zum Austroq bringen und jede persönliche Schärfe dabei vermelden, su solcher SUntssührung brauche ich aber auch Ihre voll« Ilntev- tützung, meine Herren Beamten. Vertrauen und helfen Si« mir n trctier Mitarbeit, das Wohl der Stadt zu fördern, dafür werde ich Ihnen jederzeit «in verständnisvoller, wohlwollende« und gerechter Vorgesetzt«? sein. Wenn ich nunmehr mein Amt antvetr, so möchte ich « tun mit dem Wunsche: Möge mir Gott Kraft verleihen, daß meln Vorsatz, nur zum Vesten Ler Staüt zu wirken stet» auch werd« zur Tat. Der Einweisung schloß sich «in zwangloses Zusammensein tm Sächsischen Hof an. Der Kreishauptmann hatte die Anwesenbett in Lößnitz ^benutzt, die Fabrikanlagen der Firmen Gerber u. Müllen Ebert u. Kopp und Wilhelm Dietz zu besichtigen. Oerttiche Angelegenheiten hunderttausend« gibtl Mir stehen h:.»r vor der T>. sacho, daß von gemeind«» kl.P.rt werd : 'osten. Diese Lücke im Gesetz soü.c durch umsc' ^ä lt weiter. Es ist der H"nacrschvri -er Kinder, -ie Wahl -«> LVItwärtiüe» Aicüieruua das Lav-al aelchant wird, dir Wirt-teil!« Bestimmung ausaelüllt werden üi« Las Lr,a,ig.-lulh. Landes-! zwilchen Läden und Tod, welch« Los Herz verwundet. Wenn nicht Ellis spricht von der Hilfsorganisation für bi« Kinder ur- sagt, -aß si« vorzüglich ist und mit jeder finanziellen Hilf« unterstützt werden solle. Nach seiner Erzählung sind die Zustände letzt schlimmer als während des Krieges. Es liegen kein« neuen Ursachen vor, sondern es bandelt sich' nur um die Folgen -es Lurch den Krieg erz-ugten Ebaos. Armut, Beraubung, Leiden und Tod herrschen un- umftbrünlc weiter. Es ist der H"naerschvri -er K.ndrr. -ie Wahl schaftlkch Schwachen jedoch ungleich mehr belastet werde». Ist das sozial gedacht oder kapitalistisch? Genau so verhält es sich mit der Grundsteuer! Dies tritt besonders in bäuerlichen Landge meinden hervor. Bekanntlich bedeutet die Grundsteuer in solchen Gemeinden «inen gerechten Ausgleich dafür, daß da» bäuerliche Einkommen bet der Besteuerung nur schwer erfaßt werden kann. Dieser gerecht« Ausgleich soll nun für die künftigen Kirchensteuern nicht mehr möglich sein. Dann kann z. D. folgendes vorkommen: Der Rittergutsbesitzer, der bisher durch Entrichtung des Zuschlags zur Grundsteuer vielleicht 80 v. H. de» gesamten Steuerbedarfs einer Kirchgemeinde aufbrachte, wird künftig, »veil er, was oft der Fall ist, seinen Wohnsitz nicht selbst in Ler Kirchgemeinde hat und daher zur Einkommensteuer nicht herangezogen wevden kann, für-iä Kirchgemeinde keinen Pfennig Steuern zu zahlen haben, während die zum Teil wirtschaftlich schwache Bevölkerung des Orte» (Land- avbeiter) statt wie früher 20 v. H., nunmehr 100 v. H. aller Lasten zu tragen haben wird. Doch trifft das nicht nur Gemeinden mit Rittergütern, sondern ähnliche soziale Ungerechtigkeiten werden in allen ländlichen Gemeinden hervortreten. Welche prinzipiellen Bedenken können aber überhaupt dagegen bestehen, den Grundbesitz der Mitglieder der Neligiousgesellschaften zu den Lasten derselben heranzuzichcn? Oder besteht sonst in Ler Gegenwart ettva di« Tendenz, den Grundbesitz zu entlasten? Gewiß doch nicht! Nur wenn sich daraus ein Nachteil für di« Kirche er gibt, zeigt man sich plötzlich al» Beschützer Le» Grundbesitzes. Ein« Inkonsequenz ohnegleichen! konsistorium in Anlehnung an diesbezügliche Bestimmungen in an deren Ländern besonders gewünscht hatte. Ohn« zwingend« Gründ« ist dies jedoch von der Etaatsregicrung abgclehnt worden. Da durch wird aber «in« weiters Schädigung der Landeskirche und Ihrer Mitglieder hervorgerufen. Kein Wunder, daß stch gegen den vorliegenden Entwurf allenthalben in kirchlichen Kreisen Wider spruch regt; auch -ie bürgerlichen Parteien des Landtags hab«» sich In verschiedenen Punkten gegen ihn ausaesprochen. Möchte» auch die anderen Parteien ihr soziales Gewissen hier nicht verleugnen. Jedenfalls hoben alle Vertreter der Kirchoemeinden des Lande» vor ihrem eigenen Gewissen, wie von -en Gliern Ihrer Kirchgemein den die Pflicht, gegen die erwähnten verfassungswidrigen und sozial ungerecht wirkenden Bestimmungen dieses Gesetzentwurfs ihr« Stimme zu erbeben. Denn dir künftig« Volkskirche darf weder in ihren verfassungsrechtlichen Grundlagen bedroht, noch an ihrem künftigen inneren religiösen und ethisch-soziale» Ausbau gehindert wevden. stehen!' Nun gehören aber die Zuschläge zur Grund- und Grund- «rroerbs steuer, sowie zur Körperschastsstcuer zum geschichtlichen Be stände dieser landesrechtlichcn Vorschriften und sind Ler Kirche erst !m Vorjahre durch Laudesgesetz erneut gewährleistet worden, weil si« «den darauf als eine öffentlich-rechtliche Sieligionsgesellschaft verfassungsgeinäß Anspruch hat. Dem geplanten Wegfall dieser Steuern würde daher die Neichsverfassung entgegcnstehenl Dieser Wegfall bedeutet aber zugleich «ine soziale Härt« für die größere Mehrheit der Milz lieber -er Neligionsgcscüschasten; -enn es wer den dadurch ganz besonders dir wirtschaftlich Schwachen über Ge bühr belastet. Zwar betennt sich -i« gegenwärtig« Etaatsrcqlerung in -er Begründung zu -ein vorliegenden Gesetzentwurf selbst zu -em Grundsatz, da > -Ie „weniger zahlungskrästigcn Mitglieder Ler NeUaionsgcfellschnftcn nicht ül^r Gebühr' belastet werden dürfen. Zn Wirklichkeit würde bei Wegfall der ermähnten Steuern gerade -as Gegenteil erreichti Zum Beweise sei folgendes angeführt. Füllt z. B. di« Zörperschastssteuer für die Kirckzgcmeiuden weg, so wevden künftig sämtliche Aktiengesellschaften mit ihrem Einkommen nicht m«hr zu L.-n Laisten -er Kirä-en herangczogcn werden kön nen, obwohl gerade durch Bestehen solä-er Industrieun!«rnchmun- gen di« Kirche ! folge Vermehrung -er Bevölkerung der Orte vie lerlei Lasten, w Kirchcubauten, Friadhosserweitcrungen. Vermeh rung der geistliäzen Stellen usw. zu entstehen pflegen. Bon diesen Aktiengesellschaften wurden bisher selbstverständlich di« Steuern an die Religionsgesellschaften ganz mühelos aufgebracht. Cie bedeu teten aber zugleich eine erhoblicl)« Entlastung aller wcniger zah lungskräftiger Mitglieder der bctr. Kirckzgemcinden, vor allem also auch Ler kirchentrutt-' Arbeiter, dcwu es Loch auch bcntzu'oge noch 3« Sm Wims eines WUn Keleks Wer ins NeuerM isr WM-leidlichen AelMNSgesMWn. < Don Pfarrer Hickmann-Bernsbach. Durch den Entwurf «ine» Gesetzes über das Steuerrecht Ler -ffentlich-rechtlickzen Neligionsgesellsä-aften sinL weite Kreise der ev.-lu:h. Landeskirche lebhaft beunruhigt worden. Gemäß demsel ben sollen die bisher von der Landeskirche erhobenen Zuschlag« zur Grund- und Grunderwcrbsstcuer, sowie zur Körperschastssteuer künftig (vom 1. April 1921 an) in Wegfall kommen. Dies steht im Widerspruch zu Lom Gorst der Ncichsvcrfassung, insofern der Ab geordnete Gröber bei den Dcrfassungsberatuugen (17. Juli 1S1S) in Ler Nationalversammlung ausdrücklich erklärt hat, daß man es bei dem Bestände der landesrechMchen Vorschriften hab« belassen wollen, die über das Dastcucrungsrecht der Kirchen heutzutage be Die kmnZerndr» Kinde«. In «kner Unterredung mit dem amerikanischen Pressevertreter; A. S. Ellis, der von Deutschland nach Amerika zurückgekehrt ist wird mit mitleidsvollen Worten «in Bild der Zustand« in Deutsch« land durch einen Augenzeugen gcgoben. Elli» kurze; aber interessante und eindringliche Beschreibung der halbverhungerten Knaben unk Mädchen in Deutschland ist ergreifend. Er sagt: „Der Blick -er Verzweiflung <N -lesen kleinen Kiirdergesichtern rührt das Herz wahrhaft. Sie haben die Hofs- nung aufgegeben und ihre tränenvollen, trüben Augen blicken voll dankbarer Bewunderung auf den Fremden, der ihnen ein freund Uches Mort gibt oder sie in irgendeiner Weise zu trösten sucht. Bei vielen von ihnen herrscht eine schwache Hoffnung, daß eines Tage« und auf irgend eine Weise Hilfe von Amerika kommen wird. Si« setzen nach keiner anderen Quell«, -enn von keinem andereii Volt kann Hilfe erwartet werden. Ihre kleinen Hände scheinen starr vo» Kälte, ihre Mangen bleich und ihr gebrechlicher Körper ist in zu- sammeirgeflickte Kleidung gehüllt, welcher eher «in» Serie Lump«» von Kopf zu Füßen darstcllt". Noch auf ein« andere Ungerechtigkeit in dem Stcuergesctzent- wurf sei hingcwiescn. Diese besteht darin, daß er ohn« einer Be rechtigung für «in« groß« Anzahl Mitglieder -er Ncligionsgcsell- schäften Steuerfreiheit zur Folge hat. An sich hat auch die Kirche ein Interesse daran, gewisse Steuerfreiheiten ans sozialen Gründen zu schaffe», vor allem für die wirtschaftlich Schwachen und für kin- verreiche Familien. Liese Freiheiten sind auch genab so wie l>ei der Reich vinkommenstencr vorgesehen. Ter neue Gesetzentwurf aber enthält in einer Hinsickt «ine bedenkliche Lücke. Es konnnt z. B. heutzutage oft vor, daß Ehemänner ihren Austritt aus der Kirche erklären, um sich Freiheit an Ler Kirchensteuer zu sichern, während sie für Ihre der Kirche noch weiter a«gehörenden Fami- lienangehörigcn, Frau und Kinder, die kirchlichen Einrichtungen und Amtshandlungen ruhig weiter in Anspruch nehmen, ohne daß 'n vielen Fällen aus den belr. Familien bei der Kirckzgemcin.de auch nur ein Pfennig Kirchen steuer entrichtet wird, wenn nämlich die bctr. Ehefrau oder Lie Kinder selbst kein stuierpflichtiges Ein kommen haben. Weite Kreise, gerade auch Lu. christiich-gesinuie Arbeiterschaft empfinden cs als eine llngerechiiakelt, daß sie nun da durch zngunsttu einiger itt-erftei bleibender Mitglieder dr- Kirch
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