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Erzgebirgischer Volksfreund : 30.11.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192011307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19201130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19201130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-11
- Tag 1920-11-30
-
Monat
1920-11
-
Jahr
1920
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 30.11.1920
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Ar. L77. so. November isra» -V"7 —-r-.-,««"' "^7".-^- -7. r- .-r^^ »E Trzgebkrgifcher Dolksfreund. Verla- L M. Gärtner, M» Oerttiche Angelegenheilen. Bleibe im Lande... MS. e» ist ziemlich sicher, Vak wir mit einem bösen vnb sHwcren Mntrr rechnen und uns tüchtig zufamm«nnehmen müssen, weim wir thq^ einigermaßen übers: chen wollen, viel» Bollig«« Lsssm sind von einer geradezu verzweielten Stimmung ersaßt, bi« K, allrrschwerst» Henunung für den Wiederaufbau und bi« Her- Silang einigermaßen normaler Verhältnisse bedeutet, und auch di« ^Ütisch-wtrffchastlich« Führung in -er deutschen Republik ist der- Lit, baß einem angst und bange werden kann. Es ist begreiflich, Has aus dieser Situation heraus, in Anbetracht der überaus Mschaftlichen Verhältnisse, die uns noch sehr, sehr lange begleiten perben, bei vielen Deutschen der alte Auswanderungstrieb wieder vach wird, und di« Hoffnung austaucht, in fernen Ländern da« Dlück <„ suchen, das daherm kaum noch zu erlangen ist. Atan kann es sehr wohl verstehen, daß zahlreich« Deutsche sich Mit der Absicht tragen, sich dem heimischen Elend zu entziehen und, kn deutschen Staub von ihren Füßen schüttelnd, sich in sremden, pun Teil noch unerschlossonen Ländern ein« neu« und bessere Menz zu gründen. In der Tat hat da» ost erwähnte Wort, nach km wir Deutsche Waren oder Menschen auc-sühven müssen, nicht, on seiner Richtigkeit eingebüßt. Es ist vielmehr, nachdem die ßrirgssolgen unser« Existenzgrundlagen zerrütttet und den zur Der- fM»g stehenden Nahrungsspiclraum so sehr verkleinert haben, noch sichtiger geworden. Trotz alledem aber dürfen wir zu dem Mittel, mit umfangreicher Auswanderung unserer Not Herr zu werden, nur denn greifen, wenn es einen anderen Ausweg nicht mehr gibt. So- veit sind wir aber vorläufig noch nicht, wenn auch nicht bostritten veidcn kann, daß es vielleicht dahin kommen mag. Aber auch in Uuswanderungsangelegenheiten haben sich di« Dinge durch den Wcükrieg gewaltig zu unseren Ungunsten verändert. Während vor km Krieg der Deutsche fast überall ein gerngesehener Auswanderer vor, ist das heut« erheblich anders geworden, und in all den ländern, di« während de» Weltkrieges mehr oder minder auf der sicindesscite standen, wird uns Deutschen vorläufig noch nicht all» srwlü freundliche Gesinnung entgegcngebracht. Da» wird sich vi«l- kicht wieder ändern, vorläufig aber ist es so. Als die wichtigsten Auswanderungsländer kommen für deutsch« Auswanderer di« verschiedenen Staaten de» südamerikanischen Kon- timnts in Betracht, und unter diesen vor allen Dingen Brasilien und Argentinien mit ihren großen der Kultur noch nicht er schlossenen Gebieten, Ülber auch von den in letzter Zeit dorthin eusgcwandcrten Deutschen sind nur sehr wenig« vom Glück be- Mtiat gewesen. Die meisten sind gar nicht an da» Ziel ihrer Dünsche gelangt; alles war schlecht organisiert, und si« haben be» reit» unterwegs unter großen Entbehrungen zu leiden gehabt. Es Ipüd sicherlich noch viel Zeit vergehen^ bis sich, auf Grund zuver lässiger Abmachungen, der deutsche Auswanderer wilder hinaus» ragen kann, ohne allzu groß« Enttäuschungen, die sein« Krafr von Ivornherein lähmen, gewärtigen zu müssen. In jedem Fall aber muss der Deutsche, der sich zur Auswanderung entschließt, damit IrciiMN, daß seiner in der Fremde sehr schwierig« Verhältnisse «arten. Lein Deutscher, der auswandcrt, soll sich (sofern er nicht hilfsbereit« und begüterte Verwandte oder Freunde drüben hat) Irrbilden, daß er dem deutschen Elend entfliehe und draußen in cuk Verhältnisse komme. Davon kann gar keine Ned« sein. Auch draußen wivd es der deutsche Auswanderer nur in härtester Arbeit mb unter großen Entbehrungen zu etwas bringen. Aber gerade I(Wenigen, di« Liber die Eigenschaften verfiigen, mit Venen sie sich, Icilon Hemmnissen zrnn Trotz, durchzufetzen vermögen, können wir hier zu Hauie aut gebrauchen, gerade sie sind auch daheim am Innigsten zu entbehren. Das gilt insbesondere für dis aus der I Landwirtschaft kommenden Menschen. Tiefs finden in den Agrar- Itt.rn Südamerikas natürlich (neben den qualifizierten Arbeitern leid Technikern) am leichtesten Eingang; denn es harren dort riesen- -Vle Ländcrftrscken der Urbarmachung und der landwirtschaftlichen Schließung. Auch wenn man einmal grnz davon absieht, daß mit Ikm entwerteten deirtschen Gelbe Land in genügender Größe selbst Iken erworben werden dann, wenn die fremden Negi ergingen weit- I Bundes Entgegenkommen zeigen, erwartet dieseuiaen, di« draußen leme Gebiete für landwirtschaftliche Zwecke erschließen wollen, ein I bbnr größter Entbehrungen und härtester Arbeit. Dessen muß sich * Abventszelk. Mt dem gestrigen 1. Adventsfonnßag ist die Weihnachtszeit offiziell rlngeleitet worden. Feierlicher gestimmt, geht di« Menschheit d«« bevorstehenden Woche entgegen. Der uralte Zauber d«» Christfeste, strahlt sein« Wirkungen in die Herzen und Seelen von jung und alt. lind ob auch Jahrhundert« schon die Men» schen da. Fest begehen, welche, an die Geburt Christi erinnert, es liegt nicht» veraltetes, nicht» überholtes in dem 24. Dezember. Sein großer, aewaltiger Gedanke der alles umspannenden Liebs hat nicht nachgelassen. Er ist ein Feuer geworden, das lodern- auch in die Nacht der deutschen Gegenwart leuchtet, lleberall wird man sich nun rüsten, in den Familien, in den Geschäften für di« kommende Christ- fefttzeit. Schwer wivd da» heutzutage vielfach ssin und mancher Wunsch wird hintanaestellt werden müssen. Di« Not der Zeit drückt auch hier ihren Stempel auf. Trotzdem wird des Schenkens und Gebens kein End« sein. Da« deutsch« Gemüt will am Heiligen Abend niemand unter der Tann« schen, der unbeschenkt geblieben ist. * Gründung einer Freien Dalkskirchlichen Vereinig-« »nq. Die am 22. November in Chemnitz aus allen Lan desteilen zahlreich versammelten Vertreter und Mitglieder der Sächsischen Evangelisch-sozialen Vereinigung, der Säch sischen Kirchlichen Konferenz, des Sächsischen Bundes für Gegenwartchristentum, des Pastorenbundes Gegenwartchri stentum und des Sächsischen LandcssverrinS des Evan gelischen Bundes sind übereingekommen, alS Gegengewicht zu den neuerdings erfolgten kirchenpolitischen Gründungen deS Bundes christusgläubtgcr Vereine und der Positiven volksktrchlichen Vereinigung unter voller Aufrechterhaltung der Selbständigkeit und Eigenart der einzelnen Verbände auf Grund des Programms der Freien Synodalen Ver einigung zur Wahrung gemeinsamer kirchlicher Interessen und zur Verfolgung gemeinsamer kirchlicher Ziels einen Zusammenschluß ihrer Organisationen zu einer „Freien Volksktrchlichen Vereinigung" in die Wege zu leiten. Die „Freie Volkskirchliche Vereinigung" tritt für die Anerken nung der verschiedenen geschichtlich gewordenen Pachtungen innerhalb der Kirche sowie für dis Aufrechterhaltung der auch jede» Landarbeiter, der sich zur Auswanderung «ntschltrßt, be wußt sein; «» wär« da. Dümmste, wa» «r machen könnt«, wollt, «r sich tiv«r dies» Ding« irgendwelchen Illusionen hlngotxn. Dies« Illusion, di» de» au-wandern-«n Deutschen nur allmost begleiten, sind selbst dort in nicht» zerronnrn, wo man so viel er wartet hatte — im gelobten Sowjet-Rußland. Au» den Aufsätzen, di« -er unabhängig« Rcichstagsabqtordntt, Dittmann seinerzeit in der »Freiheit* veröffentlicht hat, hat jeder, der sehen und hören will, die Tatsache entnehmen können, daß die nach Rußland au»- qewaruderten deutschen Arbeiter dem größten Elend pveisgeqeben sind und kein« höher» Sehnsucht mehr kennen, al» allerschnellsten, wieder in ihr« deutsche Heimat xurückzükehren. Don -en nach Nuß» land Ausgewanderten ist rund und nett ausgesprochen worden, daß sie belogen und betrogen wov-en seien, baß si« hungern und frieren mußten und wie das Dich untergebracht waren. Diese wirklichen Erlebnisse, di« von radikalen Arbeiters gemacht worben sind, -le mit tausend Hoffnungen in» »kommunistische* Rußland zogen, sollten allen Deirtschen, desonder» aber der -eulschen Arbeiterschaft, eine deutlich« Warnung und von größerer Bedeutung fein, al» die billigen R»den»arten, mit denen ihnen zu Haüs« di» Köpf« verdrcht w«vden. . — . Die Auswanderung ist also nicht ohne Weitere» «In Mittel, das geeignet wäre, die groß« -errtfche Not wirksam zu lindern. Gerade sie bedarf unter den heutigen, durch den Krieg hervorgenrfenen Zeitumständen der denkbar sorgfältigsten Vorbereitung, und' kein deutfrber Landsmann sollt« seine Heimat verlassen, obn« das diese Vorbedingung auch wirklich erfüllt ist. Denn sonst geht man draußen ebenso leicht oder nach leichter zugrunde wie zu Hause. Cs fei daher auf da. Dringendste davon gewarnt, Versprechungen von Auswanderungsagenten leichtfertig Glauben zu schenken. Der Deutsch« wird «s vorläufig überall scknoer haben: drinnen und draußem Wenn die Ding« drinnen aber richtig angepackt werden, so wivd ein« Auswanderung in großem Maßstabe, wie wir hoffen, nicht nötig sein; geschieht da, nicht, so ist si« kaum vermeidbar. Max Coh«». ^7-7 VkwlaN. politisch«» Neutralität der Kirche «in, und will all«, dl« auf dem Boden deS geschichtlich G«wordenen die Kirch« im Geist« der Reformation weiter entwickeln und ru «ine» wirklichen VolkStirche auSbauen möchten, t» gemeinsamem Handeln zusammenschließen. * Landeesynode. In thr«r lHten Sitzung behandelt, di« Synod« «in« Verordnung de» Lande»konsistoriums vom 12. November über di« Neuregelung -es Diensteinkommen, -er Kirchenbcamten und dir Bezllg« der tm Ruhestand befindlichen Kirchenbeamten, sowie de» Hinterlassenen der Kirchenbvamten. Der Berichterstatter de, Finanzausschüsse, wie, darauf hin, daß das Lan-eekonsistoriu« di» Verordnung einen Tag nach dem Zusammentritt -er Synode «r- össrntlicht habe. Dieses Domehen sei nicht zu billigen, -ad dadurch -er Synode «ine sachlich« Stellungnahm«, die vielleicht mancherlei Verbesserungen gebracht hätte, unmöglich gemacht wov-en sei. Di« Synode nahm schließlich -en Antrag -es Finanzausschuss«, an und erklärt« demgemäß: Synode nimmt Kenntnis von -er Verordnung, bedauert ab«, zu der bereit, veröffentlichten Verordnung «in« Er klärung obgeben zu können. Zuletzt enbot -t« Synode den soeben au» Lstafttka hetmgekehrten letzten deutschen Missionaren ihren Grriß, indem sie bet diesem Anlaß ihren Einspruch gegen die uner hörte Vergewaltigung erneuerte, durch die noch nach dem Friedens schlusse di« Voten des Evangelium» Christi rücksichtslos au» chrer Ardelt hevausgeriffen wovdeü sind. ' Polnische Kartoffel« für Sachsen. Mit Polen ist vom Reich, bekanntlich «in Vertrag Liber Kartoffellieferungen abgeschlossen wooden. Der Anteil Sachsens an diesen Kartoffeln soll, ww wir von zirständiger Stelle erfahren, 100 000 Zentner betvagen. Der Preis stellt sich auf SO Mark für den Zentner ab Grenze, wozu noch die Transportkosten und sonstigen Spesen kommen. Sachsen hat aber bisher noch keine Kartoffeln erhalten, weil Polen noch nicht geliefert hat. Wenn -i in Aussicht gestellten polnischen Kartoffeln rn Sack/sen wirklich in Erscheinung treten sollten, dann würden st« sicher nicht unter SO Mark für den Zentner zu kaufen sein, weil zu dem Erzeugerpreise von 80 Mkrk noch die Frachtkosten und di» Lündlergewinne hinzukommen müssen. Bemerkenswert ist, daß die selben behördlichen Stellen, die untätig zusahen, al, man di« sächsischen Landwirt« mit Gewalt zu einem Preis« von IS Mack pro Zentner ^wang, den polnischen Großgrundbesitzern, di« wirklich hundemäßige Löhnen zahlen und nichts für die sozial« Fürsorge für rhre Arbeiter aufwenden, 80 Mark pro Zentner 'bewilligten. * Dränd« in Sachsen. Die Landesbrandversichevungsanstalt berichtet, daß in Sachsen 1S1S 8850 Gebäud« durch Brand zerstört wurden. Kinder haben 118 Schadenfäll« angerichtet. Blitzschlag» fanden 230 statt. * Di« Heimkehr der Kriegsgefangenen ans Rußland. Wie di» Deutsche Fiirsorqekommission, die unter der Leitung de» Leutnant» Getzber in Wladiwostok arbeitet, mitteilt, sind bereit» acht größer» Transporte mit Kriegsgefangenen aus den Lagern Kaust, Krasno- jarsk, Tschita, Irtutfl, Mari inst in Wladiwostok «ingetrvffc». Zahlreiche Transport« sind noch rmterwegs und werden noch vor Eintritt des Winters in Wladiwostok erwartet. Der erste Trans port der Heimkehrern wird am 20. d. M. von Wladiwostok abfahrem Da mit einer FahriLauer von sechs bis acht Wochen gerechnet werden muß, können die Transporte nickst vor Mitte Januar in Deutschland eintveffen. Ort und Zeit der Ankunft werde» »och bekannt gegeben. * Nütze den Tag. Dl«« alte Sprichwort zeigt, daß, so alt wie die Arbeit, auch di« Mahnungen sind, die Zeit zu benutzen. Jetzt kann und sollte man das »Nütz« den Tag* aber auch ganz wörtlich nehmen, denn all« Arbeit bei Licht, die ebenso gut auch vorher bei Ta re zu leisten ist, wird heut« durch den Preis von Gas, Elektrizität und Petroleum sehr teuer. Die Lichtrechnunyen erwecken vielfach bald dieselben Empfindlingen, wie die Eteuerrechnungen, und di« Knappheit der Kohlen ist beim Gas und bet der Elektrizität noch besonders tn Betracht zu ziehen. Das schlimmst« ist nun freilich, durch Schreiben oder Lesen in der Dämmerung sich die Augen zu verdorben. Jedenfalls soll man Licht nicht unnötig brennen lassen, wie es auch ost genug aus Vergeßlichkeit vorkommt. Ei» Blick auf die Deleuchtungszühler wirkt oft sehr lehrreich. Bvb-Keil! Ein Wintersportroman aus St. Moritz von Anny Dothe. (Nachdruck verboten!) Amerikanisches-Topyright ISIS by Anny Woth«, Leipzig. (2S. Fortsetzung.) »Tie wollen mir doch nicht ausrücken, Baroness«)' droht« der Graf. Me ein wehmütiges Lächeln glitt es um Jutta» Lippen, als ße dm Sweater abwarf und mit Wolfsegg zum Tanz antrat. »Der letzt« Tanz, meins Herrschaften*, kü:id«t« Greifenstein, -die Schlitten warben". Dann sah «r mit zusammengekniffcnen Lippen, wie -er Erbprinz schon wieder mit der Gräfin Grünn« durch dm Saal flog. Nein, da» mußte ander, werden. Der Erbprinz machte ja aus Hiner Bewunderung für di« fungr Hofdame gar keinen Hehl und nicht einmal di» Gegenwart seiner Gemahlin hielt ihn ab, Gräfin Lfm zu huldigen. „Si« müssen mir heute Abend noch Gelegenheit zu einer önterrsdung gewähren, Daronesse*, flüstert« Graf Wolfsegg zu Zutta hernieder, während «r st« elegant und sicher im ,Two step" durch den Saal führt«. »Haben Si, Unannahmlichkiettm gehabt?' Einen Augenblick lang hatte er di« Empfindung: Du mußt ihr alles sagen, aber gleich darauf schüttelte «r mit leisem Lächeln das Haupt. »Nein, Jutta, ich möchte Di« nur etwas fragen". Juttas Herzschlag stockte «inen Moment, dann tat e» rin paar vahnfinnig« rasche Schläge. Unsicher irrten dl« blauen Augen mit banger Frag« zu ihm auf. Er mußte den Blick vor diesen reinen- Ai^enstrrnen senken. »Suchen Si« auf jeden Fall einen Schlitten zu bekommen, !>Mo. Ich höre, es sind noch einig« für die Lahmen und Kranken, vie Si« sagen, beordert worden, da es vielleicht -och zu kalt für Hiljöring ist. Wir fahren Hann wieder zusammen". Jutta konnte nur leise das Haupt neige». Di« Musik brach et. Alle» rüstete zum Aufbruch. Lachend kroch mo» in di« im Dchlttten mltgeführten Pelze. Nur einig« der Herre» wollten auf Cliern mit Pfevdcvorspann nach St. Moritz zurücklechrrn. Dor dem Hotel entwickelt« sich rege» Löben. Ja langer Reih« harrten dl« Schlitten mit dampfenden Pferden im blau«» Licht de» Mondes. Jeder sucht« -en besten Platz zu erobern. Di« Herren, (hon auf ihren Skiern, warteten ungeduldig, aus' da» Dorfllhren ihrer Pferde, um den Schlitten vouruszukommen. Hier und da jauchzen-er Nrrf, ein Helle« Lachen, eia verstohler« Flüstern, Peitschenknalle» und Schlittengeläut. Au» dem Saal -t» Paßwirthauses stahl sich noch «In sehn- llßdtiE -u l-azud Nachztlol« probiert». . „Los!" rief Greifenstein endlich, aber das Wort erstarb Ihm auf der Lippe, denn im Begriff ei zusteigen, sah er plötzlich, daß der Erbprinz im zweiten Schlitten bereits an -er Seite der Gräfin Grünn« Platz genommen hatte, während der Schlitten der Erb- Prinzessin — ihr zur Seite die Oberhosmeisterin, gegenüber -er Herzog von Vrogli« — schon die weiße Malojastraße entlang raste. „Liöber Greifenstein", rief ihm der Erbprinz leutselig zu, »Sie müssen schon schen, wo Sie unterkommen". Greifenstein trat mit einer Verbeugung zurück. Er hatte im ersten Augenblick gehofft, wenigsten» neben dem Kutscher einen Platz in dem «rbprinzlichen Schlitte:: zu finden, aber der Wink -es Erbprinzen war so deutlich, -aß Greifenstein sich zähneknirschend bescheiden mußt«. . Den hilfeflchenben Blick der blassen Hosdam» ignoriert» er voll Trotz und Zorn. Mochte sie -och schen wie st« mit dem Erbprinzen un- seinen Kurschneidereien fettig wurde. Da kein Schlitten mehr In Sicht war entschloß sich der Adjutant mtt Bolko Ncchberg auf Skiern heim zu gelangen. Wie gejagt sauste da» flinke Pferd vor ihm und Nechberg durch die weiße Nacht und durch den hochaufst!ebenden Schnee. Der Mn- pfiff eisig von Maloja her. Da» tat gut nach dem heißen Tanz und den heißen Gedanken. Graf Wolfsegg hatte Inzwischen den Freiherr» von Altenhausen nebst Gemahlin wohlverpackt in einem Schlitten verstaut. „Es ist doch ein Unglück", seufzte Frau von Altenhausen da bei, daß wir nur lauter Zweisitzer Schlitten haben. Das Kind, die Jutta, - i:d sich gewiß erkälten! Schen Sie doch mal nach, lieber Graf, oü auch ein« Wärmflasche im Schlitten liegt und passen Sie ein bißchen aus di« Jutta auf, damit si» lein« dummen Streiche macht*. „Jutta, hast du den Pelz?' rief sie dann laut. »Jawohl, Mama, mir ist ganz warm". „Na, denn in Gottes Namen", brrrmmte der Freiherr, indem er unter die Pelzdccke kroch, „«» Ist ja, al» reisten wir durch Sibirien. Scrvu», lieber Graf". Juttas Schlitten war der letzte. Dis über bi« Ohren in Pelze gehüllt, saß sie da und sah Krosft Eberhard bei dem Hellen Licht de, Mondes im heimlichen Forschen in sein tiefernstes Gesicht. Wolfsegg nahm an Jutta, Seit« Platz. Sorglich legte er die warmen Pelzdecken über Jutta, Schultern und er fühlte dabci, wir si« zitterte, -le jetzt so still In bangem Erwarten an seiner Seite saß. Wie anders di« Fahrt jetzt al, heut« Nachmittag, wo di« Sonn« alle Täler und Gipfel mit rotem Feuer durchglüht«. Ein« grünliche, kalte Bläss« thronte auf den Bergstirnen. Me eherne Unbarmherzigkeit empfand Wolfsegg das kält« Licht, -a» -er Mond in da, verschneit« Tal warf. .Vereist', ging e» ihm durch -i« Serie. „Alle Lebsnsquellcn rrstarrt, vernichtet. Aber r, muß sein. Ajest, letzte» Opfer, ab» da» höchst» und hriligst«'- Schomenhast flog der duukl« Schlitten mit seinen schweigenden Insassen durch -I« hell« Nacht. Die Leiber der Pferd« dampft«!, lieber und über bedeckten sie sich mit Reif, der Dart des Kutscher» bildete ein glitzernde» Eisyebilde. Wolfsegg fühlte, wie sich auch ihm an Wimpern und Braun«« die feinen Eiskristall« hingen. Der Huf -er Echlittenpfevd« schlug blitzende Funken. Leise klingelten di« Schlittenglocken. Wi« «in« Braut im Märchenkleid« schimmert« di« weit« Landschaft und wl« zitternd« Sehnsucht flirrt« da« Mondenlicht darüber hin. — — „Haben Sie «in« Ahnung, Jutta, wa» ich Si« fragen will?' forschte Wolfsegg und suchte unter der Pelzdecke nach der klein-n, warmen MA-chenhan-. Jutta schüttelt, stumm den Kopf, die Kehl« war ih» wi« W» geschnürt. Fast wi« Zorn zuckte es In Wolfsegg au.f Wamrm si« «, Ihm nur so schwer machte mit ihrer Schweigsamkeit. „Wir sprachen heut« Nachmittag von dem Glück, das in den weißen Bergen wohnt, Jutta', begann «r von neuem, und umschloß mit kräftigem Druck ihre Leb-ude Hand. „Auch ich bin ausgezogen, das Glück zu suchen. E, liegt in Ihrer Hand, Jutta, ob ich e» finden soll*. Jutta zuckt« schmerzhaft zusammen. Mit großen, erschreckte» Augen blickt« si« ihn an, der sein Gesicht dem ihren ganz nah« brachte. Trieb er Spott mit ihr? Wollte er sie quäle»? Am liobsten hätte si, laut aufgeweint. Wa» wollte er dem, von ihr? Zagend legt« Wolfsegg seinen Arm um di« bebend« Mä-che» gestalt. „Willst du mein« Frau werb««, Jutta?' fragt, er leis« an ihrem Ohr. . . Jutta zuckt« zurück, aber fester nur zog Krafft Eberhard si» an sich. „Du liebst mich -och', bat er weich, „sch weiß « ja lange, mein süßes Kin-, und nun soll hier in den weißcn Bergen das Dlück zu un» komme». Willst -u e» mir wehren?' Wieder schüttelt« Jutta stumm -en Kopf. Wi« befreit seufzt« Wolsscgg auf und Jutta an sich pressend, küßt» er si» auf den kalten Mund. Leise zuckende, weich« Mädchenlippen, die noch nie geküßt hatte». „Du bist nun mein« Braut", lachte er auf, und es war Jutta, al» klag« au« dem Lachen ein verborgene» Weh, do« ihr »in» fliegend« Angst durch die Seel« jagte. .Morgen nach dem Training stelle Ich mich bei -einem Dater «in', flüstert« er Jutta noch zu, ol» sie an -er kleine» Dorftirch» von St. Mori-, da» noch immer in einem Lichtmeer errstahlt«, beijagten, .morgen bricht «in schöner Tag an, mein« Jutta'. Gortfthu», fol-h) .... -
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