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Erzgebirgischer Volksfreund : 26.11.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192011267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19201126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19201126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-11
- Tag 1920-11-26
-
Monat
1920-11
-
Jahr
1920
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 26.11.1920
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Erzgebtrgifcher Dolksfreund Lr» t74» tt. Novemb« lvro. Verlag L. M. Gärtner, Aue. Beiblatt. rensteln 400 Mitgliedern. Richard ter Mädler, Kalfeehausbesitzer gegangen. * Planen i. B. Wegen wehr, begangen durch eine eine sind Chemnitz 1220, 450, Freiberg mit 610, Schwarzenberg 310, Vberhohndorf. Der Meyersche Gasthof, bisher von Weichert bewirtschaftet, ist in den Besitz von Wal» dler, Kalfeehausbesitzer in Schwarzenberg, über« den hier wieder verbleit und gehen im Durchgangsverkehr bis an die russische Grenze. Beim Ueberschreiten dieser sollte für die Seide Zoll an di« russisch« Negierung gezahlt werden. Seit Jahrzehnten war das „Geschäft^ so gemacht worden, Laß der Kammerdirektor die Hülste des Zolles, den eigentlich die Nogierung bekommen sollte, in sein« Tasche steckt«. Dafür gingen di« plombierten Wagen unrevi diert nach Rußland hinein; die andere Hülste verdiente da» Selden haus und einen Leit davon natürlich auch b«r Vertreter, der in Lsaß. Diese Seidentransporte kamen gewiß nicht täglich, sondern in wochenlangen Zwischenräumen. Ms nun der erst« Transport unter dem neuen Beamten wieder in L. angekommen war und über die Grenze gehen sollte, fuhr der Franzos« hinüber -um unbekannten Kammerdirektor, um mit ihm die Sach« ins Rein« zu bringen. Der Franzmann wurde sehr liebenswürdig empfangene, drr Russe bot seinem Besuche auch «ine gute Papirosse an und während man nun rauchte, unlechielt man sich über da, Wetter, über Politik und an der« interessant« Ding«. Dann zog d«r Franzos« auch sein Etui und präsentierte srin«m Geyeniibrr auch «ine Zigarette; dabei legte er gan» zufällig zwei Taüsendrubelschein« auf den Schreibtisch. Der uniformiert« Herr lobte zwar di« Zigarette, Ignoriert« aber di« schönen Scheine ollstävndig. „Wir importieren sehr viel Seid« nach Rußland*, m«int« «nd- lich der Franzose. ,Lch hab« davon gehört*, entgegnete der Steuer mann. „Es kommt jetzt wieder «in größerer Tvansvort: drei g«- schlossene Waggons. Ich gedenke, dies« morgen über di« Grenz« zu schicken.* „Das freut mich, da werd« ich hübsch« Zollgebühren bu chen können*, antwortet« der H«rr Dir«ktor. Er sagte da» in «rnstem Tone. Diese Art und Weise, geschäftlicke Dinge zu behandeln, miß fiel dem Franzosen; «r griff nochmal» in seine Drusttasche, legte zu den Rubelscheinen noch fünf deutsch« Hundertmarkschein« und er klärt«, daß «r beim besten Willen nicht m«hr tun könne. „Mein Herr*, sagte mit schneidender Betonung der Kammerblrek- tor, „Sie gehören zu einer Nation, für welche wir Russen besondere Sympathien haben. Ihrer Nationalität verdanken Sie r», daß ich Sie nicht augenblicklich wegen Bsamtenboslvchung verhaften und Ihnen den Prozeß machen lasse. Stecken Sie Ihr Geld «in und ver zollen Sie morgen auf der Dahnhofszolllammer di« Seid« nach Dor- schrlft. Weiter haben wir wohl nichts miteinander zu tun!' Der Franzos« war ganz verblüfft, steckt« sein G«l- «in, ging hinaus, fuhr kopfschüttelnd nach t«r guten preußischen Stadt L. zu rück, öfters seine Handgelenke befühlend und erzählt« «» jedem, daß der neue Kammerdirektor den Verstand verloren hab«, wirklich irr sinnig, v«rrückt geworden sei. Eigentlich war j«tzt di« Roll« de» französischen v«rtret«r» au»- gespie't; denn zum vorschriftsmäßigen Verzollen der Waren seiner Firma konnte man jeden Spediteur in Eiclawiee beauftragen. So wuchs der Mißmut auch in den Kressen der Geschäftsleute. Dieser verrückte Kammerdlrektor wurd« «In Unglück für Handel und Wan- del, «In Hindernis allen flotten Verkehr». Beschweren könnt, man sich nicht über ihn; denn man hätte dann sagen müssen, daß «» «in Fehler sei, ehrlich zu sein. So kam der treue Beamt» in argen Miß kredit. _ Ein halbe» Jahr hatt« Nee weiße Rabe in Lielawie« sein Wesen «trieben; da er«ilt« ihn endlich da» Schicksal. Ein Revisor au, Petersburg war angemeldet worden und -war von guten Freunden; man könnte sich also vorbereiten. Seit Jahrzehnten hatte der Brauch geherrscht, daß der Zolldirek tor am Tag» vor d«r Ankunft seine« Borgrfttztt» dl» Wick«» in Irin E Oerlttche Angelegenheiten, Seift den deutschen Situ-ern! Schwer« Kri«g»z«it liegt hinter un» und di« Fotzen dieser f» mgllicklichen Zeit vrrspüren insbesondere unser» deutschen Kinder. Di, fahr«lang« Unterernöhruna fordert zahlreich« Opfer. Di« Säua- linassterblichkeit und Kinderkrankheiten all«« Ari, besonder» di« Tuberkulös« baden einen erschreckenden Umfang onaenommen. In der Ert«nntm» dieser Tatsache nun ist auch da« Wohlfahrtspflege- aesetz vom SO. Mai 1918 grschaffen worden, da» vorschreibt, daß da» Land in Pflegrbe^rk» «ingrteilt wtvd, di» da» Gesetz praktisch durch« führen soll«». Di« Wohlfahrtspflege erstreckt sich in der Hauptfach« aus di« Säugling»- und KleinktnL«rpsl«ge einschließlich v«» wtutterschutzr», dl« Wobnungspfleg«, di« Krüppechilf» und di« Bekämpfung de« Luberkutos«. E» wird mm hier der ein« oder ander« sage« „Wozu die« «V«»l* „Es ging doch früher auch!* Diejenigen, di« dies sagen, wissen noch immer nicht, worum «» geht. Di» Fiirsorg» für den Säugling und für di« kleinen Kinder ist di» wichtigste Beoölle- rungspolitik, die getrieben werden kann. E» ist «in« alt« Er fahrung, daß sich nur das Volk dauernd auf der Höh« seiner poli- tischen und wirtschaftlichen Macht erhalten kann, da» einen zahl reichen, kräftigen und gesunden Nachwuchs hat. Dl» Kinder sind nicht nur da» kostbarst» Gut der Eltern, sondern de» ganzen Volk«». Darum brauchen wir ein« gut ausgebaut» Fürsorgeeinrichtung. Und es ist hier wi« auch bei feder ander«» Sach«, daß Geld und immer Geld gebraucht wird. Liner näheren'Begründung be darf es wohl nicht. Die finanziellen Kräfte von Reich» Staat, Ge meinden und Krankenkassen reichen aber bet weitem nicht au», ihr* Pflichten auf dem Gebiet» der Wohlfahrtspflege zu erfüllen. Di« Not d«» Winter» steht vor der Lür. ÄrbeitslosiKeit nimmt überhand. Aber di« schlimmst» ist doch di» Not unsere« Kinder, tn denen di« Zukunft unsere» Volke» bedroht ist. Dies» sichtbare und unsichtbar« Not unserer Kinder, di« all» Kress« unsere» un glücklichen Vaterlandes umfaßt, müßt» jedem in» Herz gebrannt sein, damit «r hilft, si« zu lindern. Zn Kürz« wird nun eine Bolkssannnkung für di* notleidenden Kinder stattfinden. Darum, wenn der Sammler kommt: Offene Händel Gebt reichlich!, denn di« Sammlung Deutsche Kinderhilf« soll allen bestehenden Erholungsheimen neu« Kräst« zuführen, st« soll di« Mittrl für di« Ermöglichung von Erholungsaufenthalt sächsischer Kinder an der Se« erbringen, sie soll allen Anstalten, Kinderheimen, Krippen, Kindergärten, Horten dl« Möglichkeit geben, die Pflog« un- Erziehung der Kinder fortzusetzen, st« soll auch all« Organ« der Kinderfürsorge stärken und dieser drlngeudsten Aufgabe der Wohlfahrtspflege neu« Kräfte zuführen, Darum hört den Hilferuf de» deutschen Kind«»» „Ihr lieben Leute, gebt recht viel — Die Not ist groß, und der Hunger tut weh' —, Auch frieren wir sehr und der dünn« Roch Er taugt nicht» mehr, — Und sirw wir Kinder auch schwach und kleim Wollen dankbar, brav, gut Deutsch immer sein!* . w. Lauckn»«, Lauter. O * Die übermäßig« Z-chl der Gnadengesuch«. Fu diesem Kapitel, zu dem im „E. v/ schon vevschiedenllch Stellung genommen worden ist, äußert sich die Nachricht«nst«lk» d«« sächsisch«» Staat»kanzl«i folgendermaßen» Durch einen Teil der Press« liefen in letzter Zelt schwer« Angriff« gegendie Rechtspflege und den Richterstand. E» wurde schlankweg behauptet, die groß« Zahl der während der letzten Jahre eingelaufenen Gnadengesuche (24 OVO) bewies« nicht nur da» Sinken der Moral im sächsischen Volle, sondern auch das „geradezu hand werksmäßig« Arbeit* der Gericht« und den „Mangel an Verständ nis für di« Notl<m«* in unserem voll«. Wie ganz ander» liegen di« Dingel Au» Gründen mannigfacher Art, ost unglaublich leicht fertig, meist aber unter ausdrücklichster Anerkennung der «igensn Schuld und -er Richtigkeit de» Urteil», nur mit der Bitte oben um Gnade trotz Schuld werden Gnadengesuch« eingereicht. Fast immer sind dl« angeführten Gründ« bereit» bei dem Ausmaß der * Der Erzgeb irgShauptvereln veröffentlicht in d« neuen Nummer seiner Zeitschrift „Glückauf" eine Zusam menstellung seines Mitgliederbestandes. Er umfaßt 123 Ortsgruppen mit 163000 Mitgliedern. Die stärksten Der» —--- Leipzig mit 930, Dresden mit Olbernhau 570, Zwickau 72g, Zschopau 310, Aue 450, DL- Don einem Sammer-lreklor, -er ehrlich sein un- bleiben rvvllle. Stn« ergötzlich« Geschichte au» Oberschlestrn; nacherzähl» von D-ESßnitz. „Wenn man «ine Reis« tut, so kann man was erzählen*, wi« Hrrr H«tnrlch Hein» dl« Güt« hat zu behaupten; ja, wem der Herr- »ott sein« Wunder weisen will, den schickt er in die weit«, weit« Welt; denn in ber Städte quetschender Enge verkümmert der Ra- diu» menschlich«, Fernsicht. Darum hinaus und hinein, hinauf und hinunter, da steht, hört, schmeckt, riecht und fühlt man «twa» anders al» in der ewigen Tretmühle des Alltags. So zog auch ich der Sonne entgegen und sand gastliche Aufnahme zwischen Franzosen und Polen in Kreuzberg O.-Schl., wo ich fünf Woch«n Gelegenheit hatte, über Freud und Leid des Abstimmungsgebiete» di« Augen aus und zu zu machen. Wa» ich da unerquickliches sah, hab« ich vor kur zem an dieser Stell« in zwei Berichten gebeichtet; heut« nun will ich ein heiteres, aber wahres Geschichtchen zum besten geben, da» ich au» Freunde» Mund vernahm. Ich wähle die humoristisch« Form, will dadurch di« Tatsachen nicht so brutal in Erscheinung treten; auch di» Orts- und Personennamen sind etwas verstümmelt, da ber leidtragend« Herr noch lebt. Also, man höre! Den Schlagbaum zwischen Schlesien und Rußland hütete ein neuer Kammerdirektor; wir würden Zolleinnehmer sagen. Er war direkt au» Petersburg gekommen, hatt« also hohe Gönner; war j.mg, gebildet, ehrgeizig und verheiratet. Solch «In Mann kann den Leuten -lesselt» und jenseits der Grenzpfähl« das Leben oft sauer machen; er braucht nur die Vorschriften über den Grenzverkehr recht peinlich zu handhaben. Handel und Wand«! kann dadurch schwer ««schädigt wevden. L» war immer Brauch gewesen, -aß di« link« Hand nicht zu wissen braucht«, wa» di« recht« empfing und — ein- steckte. Als der neue Mann vier Wochen im Amt« gewesen war, ver breitete sich an beiden Ufern -es Grenzflüsse» ein Gerücht, da» mehr und mehr anschwoll; Kopfschüttelu, Erstaunen, sogar Er- schr«cken auslöste: der neue Finanzier war verrückt, total verrückt! Sein« Geistesstörung äußerte sich darin, -aß «r unzugänglich für all« — Bestechungen war. Erst hielt man diese Nachricht für »inen guten Witz, dann taxiert« man st« auf «inen schlechten Witz und endlich erregte sie eine Art Panik. E» sollte aber noch schlimmer kommen. Drr wahnsinnige Kam merdirektor wollt« es durchsetzen, daß sein« Angestellten: vom ersten parfümierten Gehilfen bis hinunter »um schädigen Grenzwächter, sich nicht mehr schmieren, bestechen ließen. „Ich bitte Ele, Herr Wohltäter* —- «in vi«l tn der Anrede dort hinten gebrauchtes Wort — sagte Daturskt, ,chat man je so «twa« gehört? Können wir alle von dem G«l-« l«ben, da» un» der Staat gibt? Der Staat hat uns hierhergesetzt, damit wir unser Leben fri- st«n können; wi« kann dieser Hundesohn neue Moden rtnführenl Er zahlt uns sogar das Gehalt aus, da, all« sein« Vorgänger in ihr« Welten Taschen vrrschwinden ließen! Eine unerhört« Sach« da»! Dch sag« Ihnen, dieser weiße Rabe wird «in böse« End« nehmen.* Da»s«lb« prophezeien ihm all« Eingeweihten und wünschten «» baldigst herbei. Noch aber war da» letzte Wort nicht gesprochen. In der preußischen Stadt L. wohnt« der Vertreter einer großen französischen Seidenfirma, di« jährlich Millionen Rubel S«id« übe» »le Drenzstelle Llclavic« mit der Eisenbahn nach Rußland über führt. Le Le zahlt einen sehr hohen Zoll. Die Eisenbahnwaggono «nun«» vlombier» V Frankreich über die deuUL« Gren»«, w^- Zimmer nahm und da Banknoten zwischen die Blätter legte, je nach dem er sich selbst einschätzte. Der Revisor verlangte Ehrlichkeit, d. h. er wollte di« reichliche Hälfte der Destechungsgelder haben. Deshalb blättert» der Revisor nicht nur die Bücher sorgfältig durch, um einen Nubelschein nach dem andern herauszunshmen und in sein« Tasche zu stecken, sondern auch um zu sehen, ob der Kammerdirektor nicht gar zu wenig von der Beute, die er im Laufe der verflossenen Zeit gemacht hatte, für seine Vorgesetzten abgab. War die Revision dann beendet, hatt« der Revisor alles Gel-, das zwischen den Blät tern der Kontobücher und Register lag, eingeheimst, so bestätigte er, daß er Lie Zollkammer in glanzender Verfassung und Ordnung ge funden habe; nahm würdevoll ein ihm dargebotenes Frühstück «in und fuhr dann zur Ausübung seiner segensreichen Tätigkeit nach dem nächsten Grenzübergang, um dort mit demselben Eifer tätig zu sein. Man soll alte, ehrwürdige Bräuche nicht ^nachlässigen, mrch nicht, wenn es sich um Revisoren handelt. Der geistesgestört« Kam, merdircktor hatte aber beschlossen, nicht «inen Rubel zu opfern; da» könnt« ja gut werden; aber er hatte «in reines Gewissen! Der Tag der Revision kam heran; di« Sonn« stieg heiter un- goldig empor und der Herr Revisor traf pünktlich mit dem Achtuhr zug vormittags ein. Als Ler Kammerdirektor in das Büro trat, fand «r dort «in« namenlose Verwirrung: in der Nacht war eingebrochen worden und sämtliche Bücher waren weg. Von den Einbrechern fehlte jed« Spur. Die Posten der Grenzwache schwuren di« gräßlichsten Et«, daß si« nichts von einem Einbruch gehört hätten. Der Kammerdirektor saß an seinem Schreibtisch: «r war «v- nicht«t, zerschmettert, verloren, verloren! Zwei groß« Tranen flossen langsam über sein« blassen Wangen. Warum war er ein solch ungeheurer Esel gewesen, gegen den Strom zu schwimmen! Er erhob sich, verließ sein Büro un- ging in seine Wohnung, lud den Revolver un- wollte den letzten verzweifelten Schritt tun; er wollte als ehrlicher Mann sterben; doch sein« Frau hatte ihn b«- obachtet, entriß ihm die Waffe und rief um Hilfe. Sosuchin, -er erste Gehilfe kam herbeigrsprungrn «nd redete ihm gut zu. Er machte ihm klar, wieviel Unheil er über die ganz« Gogend gebracht hab«, wie ihn kein Mensch achte un- wie wahnsin nig un- gefährlich es sei, gegen den Strom zu schwimmen usw. Der gequälte Kammerdirektor gelobt« mit heiligem Schwur Besserung und kurze Zeit darauf meldet« Sosuchin, daß sich di« Bü cher gefunden* hätten. Der Revisor fand di« Banknoten und alle» in schönster Ork» nung. Dal- verbreitete sich diesseits un- jenseits des „Strowe* (Grenzfluß) das erfreuliche Gerücht, daß d«r Kammerdirektor in Cielawice den Verstand wieder erlangt habe. Er „nahm* anfang» zwar «rrötcnd und schüchtern; aber bald hatt« «r di« nötige G» schicklichkeit. Der Vertreter der französischen Seidensirma, -er sein« Seide» ballen unter den Kohlen der Lokomotive hatte nach Rußland schmug geln müsse, erzählt« es jedem, -aß er Kammerdirektor von Eiei» wie- nicht nur «in« feine, liebenswürdige, sondern auch «tn« P«r- sönlichkeit von wahrhaft vornehmer Gesinnung sei. Za, es war ein geachteter- sehr verehrter Mann geworden, der den Grundsatz b» folgte: „Leben un- leben lassen!' Und wenn er nicht kürzlich g» storoen ist, so lebt er heute noch als wohlhaben-«r Rentner in ein«» IntNstriqtandj Oberschlesten». Straft schon berücksichtigt, und a» fthlt ftd«, Anlaß, «u» d«r großen Zahl der Gnadengesuch« Angriff« gegen dA Rechtspfleg« herzuleiten, ja « ist geradezu gemeingefährlich durch so arundlos«, vaa« De- Häuptlingen «nd Verallgemeinerungen da, Anschen der Justiz zu untergraben. Hn Wahrheit «klärt sich di« Höh« drr Gnadengesuch« ganz andre». Einmal ist durch d«n Krieg un- sein, Folge- «vscheinungen di« Not aewachs««, di« Moral «funken, di« Sek-st. zucht und da» verständnt» für da, Allgemeinwohl haben «bae- nommen, Freiheit «nd Willkür w«rd«n verwechselt, di« Notwendig keit ein«, geordneten Staatswesens, ruhiger Entwicklung de, Wirtschaftsleben» und streng«« Schutze» -er Recht* sowohl de, Staate» al» der Staatsbürger Ern unsinnig« Gewalt werden noch immer nicht «rkannt, und all« dies* bedauerlichen Ursachen haben zu einem erschreckenden Steigen der Kriminalität glichet. Vom 1. August 1017 bi» LI. Juli 1S1S sind 1V7 v. H. mehr Straf- fachen anhängig geworden, al» in der gleich«, Zeit 1014, 1S1S. Dan» naturgemäß wuchs damit auch di« Zahl der Gnadengesuche. Ebensosehr aber stillt «in weiterer Grund in, Gewicht, di« zahl- rrichen und mnsass«nden politischen Amnestien de» letzten Jahr« haben di« Hoffnung auf immer neu» Amnestien geweckt und da» Einreichen von Einzelgnodengesuchen tn so hohem Braß« angeregt, daß drr Iustizminister schließlich durch sein* Verordnung vom 24. September 1V2V dieser Hochflut entgegenwirken mußt«. Ganz im Gegensatz zu den erwähnten Beschuldigungen tn der Presse stellt« er dabei fest, daß dt« Urteile der Gerichte bereit« weitgehend.all« Mil-erungsaründ« berücksichtigen, und daß daher Gnadengesuche Aussicht auf Erfolg im allgemeinen höchsten» dann haben können, wenn sie au» b« sonderen Gründen von Gerichten oder Staat»an«altschaft«n selbst befürwortet werden oder wenn neu« Tatsachen den Fall wrsentltch milder be urteilen lassen. Und um da» Rechtsgefuhl und dt, Erkennt- ni» der Pflichten aller gegen den Nächsten und darum die Notwendigkeit einer Heilung angrrichtetrr Schäden zu stärken, hat jener Erlaß erneut darauf yingewiesen, daß insbesondere auch dann auf Gnad« nl« gerechnet werden tonn«, wenn -er Will« zur Heilung de» ungerichteten Schadens nicht durch dt« Tat, insbesondere Ersatzleistung und Einigung mit dem Verletzten, dar getan werd«, ohne -aß damit natürlich jeder auf Gnad« rechnen könne, wenn er lediglich Ersatz grlristet habe. Bet der leider immer noch steigenden Kriminalität wtvd tm allgemein«, Volksintereffe so dringend nötig* Abwehr des Ver brechertum» unendlich erschwert, wenn so sinnlose und ungerecht fertigte Behauptungen verbreitet werden, wi« dt» übe« gekenn zeichneten. E» sei -ei dieser Gelegenheit gegenüber immer neu auftauchen den Verlangen nach ri,ner abermaligen allgemeinen Amnestie nach- drllcklichst darairf hin'ewiesen, -aß »in« solche in der Jetztzeit schlechterdings nicht erwartet werden kann, die Erfahrungen, die mit fricheren Amnestien gemacht worden sind, imd di« das Derbrechtevum eher verstärkt al» gemindert haben, stecken vor Wiederholungen ab. ' Der Dresdner Dürgerrat hat an La- Staatsministerium das folgende Schreiben gerichtet: „Zeitungsnachrichten zufolge befindet sich der Hr. Wirsschaftsministtr Schwarz zurzeit in der Tschecho-SIowakei, um Verhandlungen wirtschaftlicher Art zu pflegen. Dies» Reise trifft in ein« Zett, wo all« Deutschen empört sind über die Vergewaltigung unserer in der Tschecho slowakei auf Grun- des Versailler Vertrage» gebliebenen deutschen Brüder. Da dies» wirtschaftlichen Verhandlungen nicht nur tm Interesse Sachsens, sondern ganz besonder» «mch in dem der Tschechoslowakei liegen- ist es national« Pflicht -er Sächsischen Staatsrcgierung, daß si« den Hrn. Minister Schwarz bearrftragt, bei diesen Verhandlungen auf «in« menschenwürdige Behandlung der Derrtschen mit aller Energie binzuwirken. Hier bietet sich die Gelegenheit, den Deutschen in der Tschecho-SIowakei tn ihrem Kampf um ihre nationalen und völkischen Rechte von feiten einer deutschen Regierung hilfreich« Hand zu bieten. Wir ersuchen die Sächsische Regierung, diese günstige Gelegenheit nicht außer Acht zu «assen*. * RuhestandSbestlmmnngen Mr Lehrer usw. An einer neuen Verordnung deS Kultusminsteriums über die Ver setzung älterer Lehrer und Beamten in den Ruhestand wird auSgeführt: Da der Bedarf an Lehrkräften an den Volksschulen vtS Ostern 1021 nicht ganz gedeckt werden kann, können Lehrer, die das 65. Lebensjahr überschritt ten haben, auf Wunsch noch bis dahin tm Amt» belassen werden, wenn st« noch die volle Dtenstfähtakett besitzen. Beamten und Lehrern, dte zwar ein« vierzigjährig« Dienst zeit, aber noch nicht vaS 63. Lebensjahr vollendet haben, braucht di« Einreichung eines Gesuches um Versetzung tn den Ruhestand noch nicht aufgegeben zu werden. * Beschäftigung Schwerbeschädigter. Di« Nachrichtenstell» d« Staatskanzlei verbeitel folgende Ausführungen: Zu dem Reich», gosetz über -I« Beschäftigung Schwerbeschädigt« vom G April 1S20 und zu den AusWrungsverordnungen de« Reichsarbeitsmtnist«. rium» haben das Ministerium -. I. Ausfllhrungramv«ism"»n er lassen^ Hiernach hat das Landesamt für Kriogerfürsorae a! »aupt. jllvsorgestelle im Sinne -es Rrichsgesetze» die Durchführung o« ge setzlichen Vorschriften im allgemeinen zu überwachen un- zur Ge währleistung einer möglichst gleichmäßigen Haivdhabung der vor» schriften für da» ganze Land in bestimmten Fällen Entscheidungen m treffen. Im übrigen liegt im Freistaat Sachsen die Durch führung de» Gesetzes im einzelne^ insbesondere der umnittelbavz Verkehr mit den Schwerbeschädigten Arbeitgebern, Schlichtungvau», schlissen usw. -en Abteilungen durch Schwerbeschä-igtm-Fursorg« bei den Kreis ämtern für Krieger-Fürsorge ob, di« bei den fünf Kreishauptmannscl-aften errichtet sind. Die Ausführung««». Weisung hebt hervor, -ag alle Arbeitgeber verpflichtet sind, de» LanLesamt und den genannten Abteilungen für Schwerbeschädigten. Fürsorge die verlangten Auskünfte zu erteilen. Auch find die go- nannten Stellen nach dem Reichsgesetz ermächtigt, Anordnungen zu» Durchführung der Schwerbcschädigten-Fürsorg« zu treffen. Schuld haft« Auskunftsverweigerung oder sonstige vorsätzliche Zuwid«v- verordnungen sind unter Strafe gestellt. Es darf erwartet werden, daß alle Arbeitgeber un- Arbeitnehmer dem Landesamt für Krieg«- Fiirsorg« in seinen Abteilungen für Schwerbeschädigten-Fürsorg« bei den Kreisämtern die unter den gegenwärtigen wirtsAftlichen Verhältnissen besonders schwierigen Durchführung ihrer Aufgaben erleichtern. Jeder Arbeitgeber und Arbeitnehmer muß dt« U«b«r- zeugung gewinnen, -aß -ie im Gesetz vorgesehenen Vergünstigungen für Schwerbeschädigte das Mindestmaß dessen darstellen, wa» vi« Gesamtheit des deutschen Volke» den Kriegsbeschädigten, Unfallver letzten un- Schwerevwerbsbeschrärckten zugute kommen lasse« «uft Um von vornherein etwa bestehenden Zweifeln zu begegnen, wird noch besonders darauf hingewiesen, -aß sich die gesetzlichen Bor schristen und di« Tätigkeit -er genannten Fürsorgestellen nicht nur auf -ie Schwerkriegsbeschädigten, sondern auch auf -ie Gchwerun. sallvcrletzten und Schwererwerbsbeschränkten erstrecken. Di« Ge schäftsstelle der Abteilungen für Schwerbeschäd-igten-Fürsorg, b»- findet sich in Dresden, Friesengasse 8. * Frachtermäßigung für Kartoffeln. Mit Wirkung ab 1. Dezember soll, wie verlautet, ein neuer Gütertarif eingeführt werden, der die Kartoffeln der niedrigsten Ta- rifklasse zuweist, was eine erheblich« Verbilligung für di« Transporte bedeuten würde. Beleidigung -er Reich»- , .. , Notiz in der unabhängigen Volks ¬ zeitung, wurde deren verantwortlicher Schriftsteller Fritz Bielgk vom Schöffengericht zu 1000 Mark Geldstrafe oder hundert Tagen Go- ängnis verurteilt. Auch wurde Publikationsbefrnmis -«» Urteil» ausgesprochen. Bieligk hatt« in einem Gerichtsbericht di« Be zeichnung der Reichswehr als Mövdcrzentral« gutgcheißen.
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