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Erzgebirgischer Volksfreund : 24.10.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192010242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19201024
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19201024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-10
- Tag 1920-10-24
-
Monat
1920-10
-
Jahr
1920
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 24.10.1920
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— T— ----- - - 7^ — vr. 243. 24. Oßkber Ivro. Erzgebirgischer Vollrsfreund. Verlag <k. M. Särlner, Au«. VeibkaF. Zur Landragswahl erläßt der Dolkskirchllck)« Laienbnnd für Dachsen im Verein mit den großen evangelischen Derbäicdcn Sachsen», denen weit über «in« Halde Million evangelische Mliniier und Frauen ange- hören, nachstehenden Aufruf an di« «oangellschen Wühler und Wählerinnen: Evangelisch« Männer und Frmien! Sin« ernste Entscheidungs stunde rückt heran! Am 14. Novembcr soll der erst« sächsisch» Land tag nach dein neuen Wahlgesetz gewühlt werden. Dieser neu« Land tag hat über die Zukunft der Landeskirche zu entscheiden. Die Kirche wird nun frei vom Staate, aller sie behält ihre große Aus gabe, da» Volksleben mit christlichem Geiste zu durchdringen. Sie muß auch weiterhin gegen Haß und Mißtrauen die heilenden und versöhnenden Krost« des Christentum» entsaiten. Ei« muß den zer setzenden Michten der Selbstsucht und der Zuchtlosigkeit wehren und sür den Wiederausbau de» Vaterlandes die sittliche Kräfte unsere» Volkes stärken. Wird die Kirch« im neuen Staate diese großen Aufgaben läsen rönnen? Sie kann es nur, wenn sie eine freie starke Vollskirche wird, und dies wiederum hängt davon ab, wie der Staat die Trennung von der Kirche vollzieht und welch« Stellung der Staat la Zukunft der Kirche einräumt. Was haben wir bisher in Sachsen erlebt? 1. Die neue deutsche Rcichsverfassung sichert auch für die Zu tunst evangelischen Religionsunterricht in den öffentlichen Sci/ulen. Di« sächsisch« Volkskammermehrheit hat sich einfach darüber hinweg- gesetzt; sie suchte sogar der Rcichsversassung zuvorzukommen und schasst« ln dem Usbcrgangsschulgcscg den Religionsunterricht in Sachten ab. Da» ist «In groker Verstoß gegen die Neichsverfassnng, eine offen« Vergewaltigung der evangelischen Eltern Sachsens mrd ihre» Rechte» auf christlick)« Erziehung ihrer Kinder! 2. Die sächsische Volkskammer hat in ihrer Mehrheit im Jahre 1919 ein Kirchenanstrittsgcsetz beschlossen, das der Viassenaustritts- agitalion freie Bahn verschaffen und die Kirche durch den Verlust breiter Dolksmassen zur Vedcutungslosigkcit herabdrücken soll. 8. Die neue Rcichsversassung schützt den Sonntag und die staat lich anerkannten Feiertage. Die Mehrheit der Volkskammer da gegen hob im Mürz 1920 die sächsisck-cn Sondersciertage auf und entzog der Sonntagsfeicr, den kirchlichen Festen und Dußtagcn den bisher gewährten staat!icl)«n Schutz. So wollen die Kirchcnfeinde planmäßig die christliche Sitte aus dem Volksleben ausrottcn! Wieder ein Bruch der Rcichsversassung. 4. Die sächsische Volkskammer hat der Kirche im Juli dieses Jahre» mit 88 gegen 85 Stimmen die von der Regierung geforderten Zuschüsse verweigert. Auch hier wieder ein Bruch der Rclchsver- saffunal Warum? Die Rcichsversassung bestimmt ausdrücklich, daß die Staatsleistringen an die Ncligionsgosellschasten durch Landcsgcsctzgcbung abzulöscn sind. Ebenso verpflichtet sie den Staat, der Kirche die notwendigen Zuschüsse bis zur endgültigen Trennung weiter zu gewähren. Nun wissen wir, was wir von einem Landtag zu erwarten haben, in dem die Kirchengcgner die Mehrheit hallen! Dieser Landtag würde die Trennung von Staat und Kirche so vollziehen, daß der Kircl>« nichts mehr zum Leben übrig bliebe. Der nötigsten Mittel entblößt und zur Ohnmacht verurteilt, könnte die Kirche unmöglich ihre Ausgabe am Dolksganzen erfüllen. Und doch haben wir bisher nur di« ersten Vorstöße der Feinde -riebt! Di« Mehrheit in der Volkskammer macht aus ihrem Kirchen haß keinen Hehl. Sie bekundet es offen bei jeder Gelcaenbeit, daß sie nicht eher ruhen wird, bis die Kirch: ans ihrer Stellung im Volksleben verdrängt, bis sie zertrümmert ist. Und wa'wlich, sie hat es bisher gezeigt, wie ernst es ihr mit diesem Entschluß ist! Darum kommt alles darauf an. daß ein neuer Landtag ge schaffen wird, der das verbriefte Recht der Kirche achtet und ibre Lebensnotw«ndigkcltcn berücksichtigt. An Euch, evangelisch: Volks genossen, liegt e» nun, einen solchen Landtag zu wählen. Was ist zu tun? Fordert mit Entschiedenheit, daß Eure Parteien Abgeordnete ausstcllen, die unsere Kirche schützen! Gebt nur solchen Parteien Eure Stimme, die unbedingt für Er- imltung der Volkskirche, für das Reibt christlicher Erziehung und für den Schutz der christlichen Sitte eintrctcn. Evangelische Männer und Frauen, erfüllt am Wahltage Eure Pflicht, wie es jeder vor seinem Gott verantworten kann! Es netzt um die Zu kunft unserer Kirche! Handelt als wahre evangelische Männer und Frauen! - Allgemein« Dienstpflicht. Der „Ehristenbote* brinat folgende sehr beachtenswerte Anregung: Wir möchten heute zur Einführung einer wichtigen Dienstpflicht raten. Mit Wassen hat die Sache nichts zu tun. Aber um einen Dienst handelt cs sich, der getan werden muß, wenn nicht viel Gutes in unserer evangelischen Kirche zu- gruud« gehen soll. Ein wesentliches Stück «mercs kirchlichen Lebens war von jeher das Werk der Inneren Mission. Eie ist gleichsam di« Kirche im Alltagsgewand. Nun hat man für die gegenwärtige Not der Anstalten und Vereine Inerer Mission umfassende Kollekten ,eingelcitct, und es ist manch reiche Gabe geflossen und manche drückende Schulden werden getilgt werden können. Aber was dann? Mrd bei den teuren Zeiten und den hoben Löhnen die Not nicht alsbald wieder da sein? Darum rin Vorschlag. Es gibt so manage Frau und so manches Fräulein, die von den Ausgaben einer An stalt, van der Arbeit, von den Freuden und Leiden einer solchen kaum eine Ahnung haben. Denn damit, daß man ein Iahcesfest mitfciert und cinen Jahresbericht liest, bat man noch keinen Ein blick in das Leben und Treiben einer Anstalt. Wie wäre cs, wenn die evangelische Kirche dazu aussordcrte, daß die Töchter evangelischer > Häuser, in dcncn christliches Leben herrscht, ein Dicnstjahr in irgend! ein«« Anstalt zubrächten ahn« Bezahlung, nur gegen frei« Station? Im Kriege hat so manch« Frau tue Segnung de, Dienste» erfahren, indem sie «inen freiwilligen Livberdirnft aus sich nahm. Heut« ist ein solcher Dienst in den Anstalten Innerer Mission vielleicht geradezu die Lösung der Schwierigkeiten, -ofsentlich bleibt es nickt beim bloßen Vorschlag, sondern kommt eine mite Frucht brra"«. OerMHe Angelegenheiten. - Neuer Voitskamm«r-Abg«ordnetcr. An Stell« de» aus der Volkskammer aucgcschiodenen Hrn. Hi^o Dressel tritt Dewerkschafto- bcamter Pöhlmann in Falkenstein in die Volkskammer ein. - Veber unsere Evnährungsaussichtcu macht« Ministerpräsident Duck in der Volkskammer folgens, Mitteilungen: Die Ausfuhr von Kartoffeln ist nach den reickisgeictzUchen Bestimmungen verboten und die sächsische Regienug hat streng über di« Befolgung di»er Verordnung gewacht. Die Preisfestsetzung von Kartoffeln im März 1920 Ist unter anderen Voraussetzungen erfolgt al» sie heute sind. Heute nach der Aufhebung der Zwangswirtschaft hat der da malige Preis von 25 Viark überhaupt keine Bedeutung mehr, und er ist deshalb auch von großen Kreisen der Verbraucher nicht an erkannt worden. Rücksichtslos sind jedoch Eingriffe in die Kartoffel- transporte erfolgt. Die sächsiscl)« Regierung steht auf dem Stand punkt, daß die Aufhebung der Zwangswirtschaft für Kartoffeln verfrüht war uns hat, nachdem sie mit ihren Anträgen nicht durchgedrungen ist, beim Neichswirtschafts- ministerium die Forderung auf Verbilligung der Kartoffelpreise ge stellt. Stellen sich bei der freien Wirtscizaft dieselben Folgen heraus, wie im Vorjahre bei der Hafcrbewirtschaftung, so wird man wieder die Zwangsbewirtsämstung der Kartoffeln vornehmen müssen. Be züglich der Fleisch Versorgung ist zu sagen, daß der sächsische Wirtschaftsministcr jetzt im Auslande f ür 125 Millionen Mark Fleisch und Fett gekauft hat, um der Bevölkerung über di« zukünftige Fleischnot Hinwegzuhelsen. In Getreide haben wir größer« Auslandszuschüsse nötig und Mehl zum Preise von 450 Blark pro Zentner ausschließlich Transportgebühren dürfte demnächst durch die Neichsstcllcn auch in Sachsen zur Verteilung kommen. Die sächsische Regierung wird nicht darum kommen, nochmals größere Summen für Ernährungszwccke des Dolles auszuwerfen. Auch Lar Einheitsbrot ist von der Regierung angeovdnet worden, um den unwürdigen Zustand zu beenden, daß in verschiedenen Orten verschiedenes Brot gebacken und gegessen wird. Solange sich An gebot und Nachfrage nicht ausglcichen, werden wir zu besseren Be hältnissen nicht kommen können. Eege» Plünderungen wird die Regierung mit aller Gewalt vorgehen. Sie erwartet aber auch vernünftige Preisstcllunaen der Erzeuger. Die Ausfuhrverbote ver schiedener Amtshauptmannschaftcn sind am 18. aufgehoben worden. * Die Außerkraftsetzung der Höchstpreise für Nährmittel. Dis bisher in Geltung gewesenen Höchstpreise für Nährmittel (Grieß, Tcigwaren, Graupen, Hafcrnährmittcl) sind außer Kraft gesetzt worden. Eine Festsetzung neuer Höchstpreise wird nicht mehr er folgen, vielmehr sollen all« Preise für Nährmittel nur durch ver tragliche Bindung Ler Erzeuger, sowie der Groß- und Kleinhändler sestgcsetzt werden. - Pctroleuniprcife. Für das auf Grund der Zuteilung für Oktober 1920 zur Verteilung gelangende Petroleum sind folgende Preise festgesetzt worden: Für je 100 Kilogramm Reingewicht bei Verkauf von 100 Kilogramm und mehr 6^3 für das Kilogramm in Kesselwagen frei jeder deutschen Station, bei Bezug von Eisen- fässcrn 6,48 Mark für je 1 Kilogramm ab Lager des Verkäufers, bei Bezug in Holzfässern 7,08 A!ark ab Lager des Verkäufers einschließ lich Holzfaß. Bei Lieferung von 100 Kilogramm und weniger darf der Preis für je 1 Liter Petroleum 5,05 Mark nicht übersteigen. Bei Lieferung aus Straßcntankwagcn ist Ler Verkäufer berechtigt, ohne Rücksicht aus die abgegebene Mengs sür je 1 Liter Petroleum bei Lieferung frei Haus Les Verkäufer» bi» zu 5,50 Mark, wenn der Straßcniankwagen oder Petroleum aus ihm vom Orte der Be füllung abgrholt wird, bis zu 6,45 Mk. zu fordern. Die Kleinhändler dürfen Las Petroleum ab Laden nicht höher als 6 Mark Las Liter und bei Lieferung frei Haus des Verbrauchers nicht höher als 6,15 Nlark berechnen. * Früher Dinter. Der starke Temperaturrückgang, -er mit dem Beginn dieser Woch: eingesetzt hat, gibt der Witterung trotz Be ständigkeit und vielfach herrschendem Hellem Sonnenschein bereits frühzeitig ein winterliches Gepräge. Maren bereits in den lstzt:n 14 Tagen im östlichen Deutschland wiederholt leichte Na htfröste vorackommen, so haben sich diese nunmehr, vom Süden und äußer n Westen abgesehen, auf das ganze Binnenland ausgebrcitet, und wätzrcnd der letzten Tage herrschten morgen» in weiten Teilen des Landes 1 bis 3 Grad Kälte. - Dl el-tzte Frist. Morgen Sonntag liegen die Mätzlerlisien zum letzten Alale aus. Wer die Einsicht in die Wählerlisten ver säumt, trägt selbst die Schuld, wenn er am Wahltage sein Stimm recht nicht ausübsn kann. * Tis neuen Titel der Gemeinds-PollzelbcaMten. Nach einer Verordnung des Ministeriums d. I. sicht Lie Dienstbezeichnung „P o l i z e i wa ch tm c i st e r" solchen Vollzugsbeamtcn zu, dis ausschließlich polizeilichen Sicherheitsdienst verrichten und den Zivilvevsorgunasfchcin für 12 jährige Dienstzeit besitzen oder wenigstens zwei Jahrs im Sicherheitsdienst« stehen. Für Vollzugs- beamte, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, stehen den Gemein den die Dienstbczeichnungen Schutzmann, Gsmcindediener oder Gc- mcindebote zu Gebote. Tie Dicnstbezcichnung „Oberschutzmann* soll nicht mehr onacwendct werden. Die Dienstbczeichnung „Po l i z e i wa ch t m e i st c r* darf geführt werden, wenn der Stellcninbabcr der Vorgesetzte einer aus mehreren Polizciwacht- ! meistern bestcbcudsn Machlabtcilung ist, oder wenn er eine leitend« ! Stellung im inneren VollzugsLicnste cinnimmt und ihm mehrere Poltzeiwachtmetster unterstellt sind. Di« Dienstbereich»«», ,^k r i m i na I ob er wach t me i ster* gilt für dl« Vollzug»« beamten der Kriminalpolizei. Sie darf jedoch nur ««führt w«rd«^ wenn der Betreffende ausschließlich im Krimiiwldienst« tätig ist und eine entsprechende Prüfung bestanden oder die persönlich«» Vorau»-, setzungen für die Verwendung al» Polizeioberwachtmeist«, erfüllt hat. Die Dienstbezeichnung „P o l tz«ii n sp« k tor* steht solche« Polizeibeamten zu, welch«» wenigsten» zwei Oberwachtmeistrr mit mehreren Wachtabteilungen einer Polizeuvach« unterstellt oder di« Leiter eines Polizeibureau» sind. * Laudeslotterie. Ziehung vom 22. Oktober. 18 000 Mark» 102442. — 10 0 0 0 Mark: 997. — 5000 Mart: 16803. — 3 0 0 0 68» 1955 2960 4194 5602 7118 7765 9165 9289 22505 2650» 31525 84799 85229 47934 48400 63790 56562 57110 57514 «0100 71709 72862 73532 83860 86550 87120 88580 9S489 99847 111190 113880 114374 117424. — 2 0 0 0 Mark: 8312 4104 «411 1148? 13024 22967 24968 26031 8665« 26799 27193 27777 88765 4372s 57619 58692 59603 60796 60848 «6630 72628 78704 83914 91241 92767 93828 9762S 106413 100993 101589 103839 108091. — 1000 Mark: 2989 84S0 8815 4762 8257 11231 12100 20205 20871 22560 23977 24155 LS162 26746 84484 85575 41458 45558 46819 47795 4967« 52247 62495 53331 63701 54025 55303 5853s «1151 «3795 66746 67707 S78«0 «9768 69824 71724 7893« 79209 80975 81229 827S1 83282 85047 86145 86766 89108 92405 99158 101033 101894 102393 10227« 104375 106S80 107660 112912 118817« u. Sch»t«berg, 23. Okt. Daß die Bolkshochschulkurs» In unserer Stadt bodenständig werden möchten- ist schon öfter an dieser Stell« ausgesprochen worden. Daß dieser Wunsch in Erfül lung zu gehen erscheint, bewies die Eröffnungsfeier für da» vorweihnachtliche Semester («in weiteres Semester soll nach Weih nachten stattfinden). Der geräumige Sonnensaal war aut besetzt, Und es waren wieder all« Kreise der Bevölkerung gleichstark ver treten, was ein« gute Vorbedeutung für den weiteren Bestand „un serer Volkshochschule* ist. Wenn etwas in unserem zerschlagene«! und zerklüffteten Volk die Gegensätze beseitigen kann und soll, dann dürfte das mit in erster Linie die Bolkshochschulbewegung sein, di« allen Schichten der Bevölkerung Wissen und Wissenschaft vermittel» will. Diesmal hatten sich zur Verschönerung des Abends zwei Ge sangvereine in den Dienst der guten Sache gestellt. Der Lhorgesang« verein Liederkranz eröffnete die Feier mit dem „Fastgesang* voa Gluck, der, wie alle anderen Vorträge des Verein» unter Mättigs Leitung in vollendeter Weise zu Gehör kam und recht« Fcierstimmung erzeugte. Die gleichfalls mitwirkend« ,/Sängerver einigung* hatte neben Lem kunstgeübtcn und -geleiteten Liederkrang cinen schweren Stand. Eie hat sich aber unter Leitung ihres Diri genten Sippach ihrer Aufgabe mit anerkennenswertem Eifer und voller Hingabe trefflich entledigt. Namens de» Haupt- und Arbeit»« ausschusscs begrüßte deren Vorsitzender Prof. Mrose, Lessen un eigennützigem Wirken wir in Ler Hauptsache das Zustandekommen! der Kurse verdanken, Lie Erschienenen und besprach die diesmal ge botenen Vorlesungen, dabei seiner Freude darüber Ausdruck gobend, daß sich sein« Wünsche und Hoffnungen auf Fortbestehen der Volks hochschule verwirNichten. Mchte sein Hinweis, daß sich au» de» verschiedenen Kursen Arbeitsgemeinschaften herausbilden möchte», auf fruchtbaren Boden fall. Dr. Gerlach In«; zwei inhaltreich« Gedichte „Schön Adelheid* und „Der grüne Frosch und der Natur kenner* vor. Frl. Klara Sieler hatte mit ihren vortrefflich ge sungenen Liedern zur Laut« sich schon b«im ersten Auftreten die Zu neigung der Zuhörer erfungen, was ganz besonder» beim letzte» Lied „Das Finkenpaar* zum Ausdruck kam. Die Ansprach« hatt« diesmal StaLtrat Dietzmann- Neustadt«! übernommen. Nach dem er auf die Notwendigkeit der Volkshochschule hingewiesen und das vortreffliche Wirken von Prosefsor Mrose um di« Bewegung in Schneeberg gebührend gekennzeichnet hatte, kam er auf den Ur sprung der Volkshochschulbewegung und ihren geistigen Schöpfer, sowie aus die verschiedenen Arten der Volkshochschulen zu sprechen. Wunderlich sei, daß bei uns konfessionelle, Stammes- und Klassen unterschiede ausgebildet seien, im Gegensatz zum Ursprungsland de» Dolkshochschulbewegung, Dänemark. Schlimm sei es, daß wir augenblicklich unsere ganze Krost zum Aufbau unserer Wirtschaft verwend:n müßten. In feingogliederten Ausführungen besprach er dann die Zukunftsmöglichkeiten Ler Volkshochschule, dabei wertvoll» Winke für ihren weiteren Ausbau gebend. Reicher Beifall lohnt« seine Ausführungen. Der Aufforderung von Professor Mrose, schon an diesem Abend recht viel Hörerkarten zu entnehmen, wurd« zahlreich entsprochen. Schließlich sei noch die Bitte Les Vorsitzende» hier wiederholt, die liebenswürdig zur Versüssung gestellten Unter richtsräume im Seminar und in Ler Zeichenschul« in schonrndster Weise zu behandeln. Und nun hinein in die am Montag beginnen den Kurse. Nur mit Len Wassen des Geistes und mit unerschütter lichem Millen zur Tat, zur Arbeit, können wir uns wieder Welt geltung verschossen. Bernsbach, 23. OI. Glockenweihel Ein sonnenüber» glnnzter Herbsttag! Gott, der Herr, hatte ihn uns wunderbar be reitet! Die ganze Kirchgemeinde hatte sich versammelt, mit ihre» Fahnen die Vereine, vor allem Lie liebe Schuljugend unter Führung der Lehrerschaft. Eie alle zogen in festlichen Reihen, voran ein« schmucke Neitcrgruppe Les landwirtschaftlichen Vereins um 1 Uhr zum Bahnhof! Unter den Klängen froher und ernster Weisen der Schcibner'schcn Kapelle, begrüßt von dem letzten Geläut der bis herigen einzig gebliebenen Glocke ward das neue As-Dur-Bronze- Geläut, gegossen von der Firma C. A. Bierling-Dresden, ringcholt. Liebevolle und kunstsinnige Hände hatten den Festwagen, der von einer hiesigen Firma zur Verfügung gestellt war, sowie die Glocken mit frischem Grün geschmückt. Dor der Kirche dann — «ine über große Zahl lauschender Hörer, als nach machtvollem „Ein' feste Burg- die W:iherede Les Ortspfarrers Hickmann erklang. Psalm 100 er öffnete sie: „Jauchzet dem Herr alle Lande; dienet dem Herrn mit Flammen. c Roman von Han» Schulz«. <62. ssoriletzung.) Jetzt stank» st« am Eingang des Rosengarten» and elß die Gattcrlür aus. Di« Fiiß« versagten ihr fast den Dienst. Da, Herz schlug ihr, als wollte es ihr zur Brust beranssprlngen. Und dann klangen die furchtbaren Schritte plötzlich wieder ganz In ihrer Nähe und hetzten sie von neuem in einer wahnsinnigen Jagd kreuz und quer durch die langen Spalicrwcge. Ihr Kleid hakte fest, die Dornen ritzten ihr dl« Hande. In weichen Ncgcnsällen sanken rechts nnd links die Rosenblätter von den Stämmen und ein seltsam schwüler, sinnvcrschlcierndcr Dust stieg ans dcn entblätterten Kelchen auf, wie der Atem einer fündlacn Lcidensck;aft. Da gellte auf ciumal ein Schrei hell und scharf wie der Angst ruf eines gefolterten Tiere» und flatterte wildzcrisscn in die Weite de» cinfamcn Parks. Ein mcnlchlicher Körper schlug dumpf an einem Lenttsolten- strauch zu Boden. Dann wieder Stille. Al» Axcl atemlos die Noscnbüsche auvelnandcrschkng, starrten ihm ln dem blassen Monülicht zwei glanzlose, gebrochene Augen c.ntgeaen. Axel hatte sich ncben der Toten auf die Kni« geworfrn und ihren Kopf In seine Hände genommen. Die Züge des geliebten, schönen Gesichts schienen ihm aus ein mal ganz schmal, wie die rincs armen, blassen, geschlagenen Kindes. Da, also war dar Endel Da, letzte Glied einer ehernen Kett« von Schänd« und Schuld. Die Hetzjagd in dcn Tod! » Verstört sah «r sich um, in jenem qualvollen Nichtglaubenwollen, da» angtsiA, »ja«« teuren Noten »ine» jede» erfaßt, -- - Und dann auf cinmal überfiel ihn ein Schluchzen hart und tränenlos, als sei in seiner Seele etwas zerrissen, zermalmt, ac- movdct wovdcn, daß er sich wie cin Mahnsinnicer über die Geliebte warf und sie mit beiden Armen umklammerte, al» ob er sie nie wieder lassen wollte. So verharrte er lange in dumpfer Dctäubung nnd dachte an das Leben, das nun vor ihm lag, und es schien ihm, als ob es über ihm zusammcnschlagen müßte in einer einzigen Woge hoffnungsloser Ver zweiflung. Rings rnn ibn her ging c« wie ein Flüstern, ein Singen, leise geheimnisvoll, bald wie cin Grabgesang, bald wie ein Frühlingsliod. Der Wind strich mit klagenden Lauten durch die hohen Hccken- wände und trug den süßen Duft von tausend sterbenden Rosen hinaus in dcn Traum Lcr Sommcrnacht. Da klang auf einmal cin Stimmengewirr durch die unablässig raunende Stille, Schritte nahten. Axel schreckte empor. Nur jetzt niemand mehr sebcn, mit niemand mehr sprechen! Im Schloß war cs lebendig geworden. Tie ganze Tcrrasscnfront log In Hellem Licht. Jetzt kamen di« Schritt« den großen Spolicrweg entlang. Fackelschein streifte über die dunklen Nosenbüsch«. lind dann stand eine klcincn Mcnschcnchar in tiefer Erschütterung um die Tote, deren blasses, stilles Gesicht der Mond mit seinem kalten, silbernen Lichte umrandete. Die Baronin stützte sich schwer auf Dr. Reinwaldts Arm. „Wer war diese Frau, Herr von Alsleben?* fragte sie leise. „Ich glaube, jetzt ist der Bann gebrochen, jetzt körnen Sie sprechen!* Da trat Alsleben ganz nah« zu Läupten der Toten und strich ihr mit einer sanften Bewegung über die erloschenen Augenstern«. „Ls war mein Wcibl* sagte er tonlo». „Cie hat einst schwer an mir gesehltl Nun aber löscht der Tod alles aus! Wir «ollen ein stille» Gebet iür ihr« Seel« sprechens* Dierundzwangiste» Kapitel. Die erste rotgolLcne Glut Lcr Sonne zitterte über dm weichen, grünen Linien Les erwachenden Parkes, als Tnrde Darkentin am anderen Morgen die Vorhänge des Schlafzimmers auseinandcrschlug. Hertha scklitf noch. Den blonden Kopf In den festen, runden Arm geschmiegt, ver träumte sie die Aufregung Les vergangenen Abend» In einem unerwecklichm Kindsrschlaf. Eine Flicae saß ibr in einem Augenwinkel. Die scheuchte Trude fort und machte dann, auf nackten Füße» leise umhrrschl sichend, ihre Toilette. Während sie vor Lem Ankleidespiegel ihr Haar bürstete, über dachte sie noch einmal die düstere Reih: Ler dramatischen Ereignisse, die in dem sähen Tode Hellas einen so furchtbaren Abschluß ge funden hatten. Die Leiche war noch in der Nacht nach dem Kavolierhau» ge schafft und dort in dem kleinen Vorsogl aufgcbahrt worden, währcnd Alsleben noch einer kurzen Aursprache mit der Baronin seine alt» Wohnung im Schlosse wieder bezogen hatte. Neben ihm war Graf EickstäLt untergebracht worden. Hertha, die gerade im Augenblick der Brandkatastrophe de» Lmtehause» in Greifenhagen cinoetrofscn war, hatte mit aller Ent- st'siodcnhsit daraus bestanden, daß der Bräutieam nicht der Psl'ge seiner Dienschnst überlassen, sonLcrn noch in Lcr Nacht nach Pahlo- witz mitgenommen wurde. Der frische Luftzug der raschen Autofahrt war dann von Io wohltätiger Wirkung gewesen, daß sich der Graf bei seinem Ein treffen im Schlosse bereits wieder sowsit crbolt batte, daß er an Alslebens Arm zu seinem Zimmer i:u crü en hinau'gehcn konnte. Dr. Rcinwabdt, der in seiner Sludicuzcit als Samarittcr at » gebildet worden war, hatte ihm über die Etirnwnvd« einen kuust- gerechten Verband angelegt und sich bereit erklärt, während d^r Nackt bei Ihm zu wachen, um bis -nm Eintreffen de« Wartenberaer Arztes für alle Zwl.cheufülle jotflcilh zur zu seiu.
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