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Athener Käuze. Von Julius Rud. Käim - Athen. Athen: von jeher Stadt der Eulen und der Käuze. Man »raucht sie nicht erst hinzutragen. — Unleugbar haben Käuze mimer zwei Beine; gleichviel welche und wo. Also auch die Athener Käuze. Aber diese außerdem noch zwei Hände. 1. Im Frühling, Sommer oder Herbst sitzt in Griechenlands »eißer Hauptstadt kaum jemand im muffigen Restaurant. Desto lieber und länger davor, auf der Straße, Tisch neben Lisch. Da sitzt man; stundenlang. Und wird in einer Stunde stveiundsiebzig Mal behelligt. Dies ist der Durchschnitt der Frühjahrsleistung: es erscheinen zwölf Zigarettenverkäufer and fünfzehn Bettler; achtzehn Männer preisen geröstete Pistazien an und tun solches durch den Ruf „Fistik, Fistik!" kund; es folgen zehn Stiefelputzerbengels, vierzehn Blumen- oerkäufer und nochmals drei Bettler, die aber nichts mehr erhalten, weil die ersten fünfzehn ihnen schon alles fort genommen haben. Manche Wesen ernähren sich von den kleinen Gabelbissen, sie der Kellner zu Bier und Anisschnaps dem hoffentlich zahlenden Gaste auf den Tisch stellt. Meist Straßenjungen, . .mnützes Volk. Manchmal aber erscheint Er. E r ist an die fünfzig Jahre alt. Elend, dürr, abgerissen schleicht er an den Tischen vorbei. Er blickt habgierig wie der Sonntagsjäger, Er ist auf dem Anstand der Gabelbissen. Sieht er geeignetes Wild, so ist er da. Hält er den Heger für einen Landsmann, so wird er klein uns kriechend; er bittet. Hält er ihn für einen Fremden, so wird er demütig-vornehm: ,Vous Permettez, Monsieur?" und die unsauberen Kauzkrallen haben schon ihr Opfer erreicht. Ein armseliger Kauz. Den ganzen Abend auf kümmerlicher Jagd; von dem einen leeren Teller zum andern leeren Teller. Und dann endlich der Blick, sie vornehme Demut und die feine Geste: „Sie erlauben, mein Herr?" Schon ist der Bissen fort. Aber nie auch die Gabel. Du lieber Gott, was sollte er auch mit einer Gabel? Den Reis essen, den er nicht hat? 2. » Heute abend war die ganze Durchschnittsrechnung über Sen Haufen geworfen. Statt zwölf Zigarettenverkäufern haben wir es heute in zwei Stunden auf sechzehn gebracht, einschließ lich des zwei Mal erschienenen „Ssss". Verdreht. Gewiß ist er verdreht, dieser alte Kerl mit der lächerlich traurigen Physiognomie. Man kann ihn nur fünf Minuten ansehen; in der sechsten platzt man vor Lachen oder heult wie ein Schloßhund; das ist experimentell festgestellt. Er ruft keine Zigaretten aus. Er hält sie nur in der Hand. Ein halbes Dutzend bunter Kartons, voll köstlichen Inhalts. Und seine ewig lange Unterlippe sabbert immer wieder, die Zahnreihen schließen sich und zischen „Ssss". Und irgendeiner, der sich für einen Spaßmacher hält, winkt und zischt „Ssss", ohne je die herzzerreißende Melodie dieses ver rückten Zischtones herauszubekommen. Ein Verdrehter; man kennt so viele Quellen seiner Verdrehtheit: Frauen, Kriegs unglück, ein scheußliches Erlebnis im letzten Türkenkrieg, der mißratene Sohn — ach, wieviele Geschichten weiß man. Ssss, und seine gebleckte Unterlippe scheint Dir ins Gesicht zu springen, und seine unsagbar leidvollen Augen veranlassen Dich, jenem Lümmel zu drohen, der zum hundertsten Male vergeblich versucht, die Melodie dieses lächerlichen Zischens nachzuahmen. Um es zu erreichen, müßte er verdreht sein Wie jener. Und ebenso unglücklich. — 3. Hin und wieder erscheint der Chaplin. Schwarzes steifes Hütchen, ein Schnurrbärtchen wie Charlie; irgend etwas im Gesicht sogar erinnert an den echten Chaplin, vielleicht der urkomische Zug endloser Trauer. Der Chaplin zittert am ganzen Körper; Arme und Beine irren in der Luft umher. Der Kasten mit den geheimnisvollen Flugblättern, die er ver kauft, wackelt hin und her, wird von den konvulsivischen Zuckungen seines Trägers von rechts nach links geschleudert. Der zuckende, geschüttelte Chaplin lächelt; er lacht, als ob er sich selbst iromsiere. Oder über die in Sicherheit gewiegten Herren grinse, die glauben, ihn hänseln zu müssen. Der Chaplin schüttelt sich von Tisch zu Tisch. Manche lachen schon, sehen sie ihn nur von weitem, andere wollen heulen, kommt er so daher geschlenkert. Zuckenden Armes lüftet er das Chavlinhütchen, trommelt auf seinem Flugzettel kasten, grinst, redet, grinst wieder, redet wieder und wird geschüttelt, als säßen ihm drei geladene Batterien im Leib. Woher hat er das, der Chaplin? Was hat er in seinem Kasten an Druckschriften? — Ich weiß es nicht. Ich gebe ihm etwas und lause davon. Das Schütteln, das Lächeln, der Lhaplinhut — das alles kann einen zum Schütteln bringen. 4. Verzeihen Sie, Tribun, wenn ich Sie als Vierten nenne. Sie gehören nicht zu den ersten Dreien, gewiß nicht. Richt nur wegen des Monokels, das sie tragen, oder wegen der langen Künstlermähne oder wegen des bei weitem anständigen Anzuges (Wer zahlt Ihnen das, Tribun?). Sie sind ein Apostel und ein Tribun; wenn Sie auf dem großen Platz erscheinen, muß die Musik die Pause verlängern, weil man Ihnen zubrüllt, eine Rede zu halten. Und Sie können redeü, Pastoren könnten bei Ihnen in die Schule gehen. Auch was sie reden, wird erst durch die Hörer zum Unsinn. Sie wollen die absolute Wiederherstellung der Familie. Sie bekämpfen den Charleston. Sie sind für das Ideale. Sie haben sich herrliche Koteletten wachsen lassen, und alt ich Sie das erste Mal sah, glaubte ich, Sie seien aus dem Romanischen Cafs in Berlin oder dem Stefanie in München entsprungen. Hätten Sie einen langen Bart, so könnte mar Sie sür den verwandelten Propheten Häußer halten. Aber Sie sind eine ehrliche Haut. Um so erstaunlicher, woher Sie Ihre Kleider bezahlen und wer Ihnen die Aktentasche immer auffärben läßt. Gewiß: Ihr Augenausdruck ist für den Psychiater inter essant und Ihre Demosthenesreden vielleicht auch. Aber Sie dienen zur Erheiterung der Menge mit Ihren ernsten Reden gegen die Charlestonisierung der Welt. Ich glaube übrigens, wir sind über den Charleston hinweg, mein lieber Della- Vatridas. wir sind jetzt bei irgendeiner anderen Verrenkuna rngelangt. Sie sind stadtbekannt. Sie sind das humoristische Gewissen der Stadt. Sie könnten ein zweiter Abraham a Santa Clara sein, wenn Sie eben nicht der verdrehte Della- Vatridas wären und Monokel, Koteletten und unsere Jahr hundert-Aktentasche trügen. Wenn Sie gegen die Unmoral wettern, gegen die Industrie, die uns der Scholle entzieht, gegen heute und morgen und für gesterrn, so kämpfen Sie gewiß nicht gegen Windmühlen, und Sie haben dann nur zwei Dinge mit dem spanischen Granden gemein:.die lauten Lacher und Anfeuerer und, mein lieber Tribun, die traurige Gestalt. Trotz Monokels und Aktentasche. Und Sie werden gewiß nie oerraten, wer Ihnen die prächtigen Anzüge bezahlt. Sonst kämen morgen der Permettez, der Ssss und der Chaplin und die vielen anderen Kollegen und wollten auch neu eingekleidet werden. Und das kann Athen sich nicht leisten. Das Glück. Skizze von Carl de Riz. Zärtlich nickte er seiner jungen Frau zu, die sich in der Tür noch mit einem liebevollen Lächeln ihm zuwandte. Rührend war die hoffende Unbeholfenheit der sonst so zarten, schlanken Gestalt, fein wie ein Gemälde aus Porzellan das etwas blasse Gesichtchen mit umschatteten, tiefdunklen Augen. Er lehnte sich in den Korbsessel zurück und zündete eine Zigarre an. Die Nachmittagssonne stahl sich durch das auf leuchtende Grün, huschte über den Tisch und das blumige Kaffeegeschirr und zeichnete lustige Flecke auf die Fliefen der kleinen Gartenterrasse. Die blauen Rauchringe fingen Licht bündel ein; wohlige Ruhe und ein sommerliches Summen lagen in der Luft. Hillger schloß die Augen, ihm war so Wohl ums Herz, er fühlte sich restlos zusrieden und glücklich. Schwer hatte das Leben ihn einst angepackt. Seine Ellern, arme, brave Tischlersleute, gaben ihr Letztes dahin. Trotzdem konnte er nur mit eiserner Energie, mit Hungern, Frieren und Stundengeben seine Studien beenden. Am ärgsten war es, als die lieben, alten Leute die Augen für immer schlossen. Wie zu einem unerreichbaren Stern blickte er damals zu Erna, der schönen Tochter des Forstrats, auf. Kaum träumen durfte der arme Student von solchem Glück. Heute saß er wirklich im „Doktorhäuschen" (so nannte man die kleine Billa des Gemeindearztes), Erna war die Seinige, sein Alles, sein Heiligstes. Bald, in wenigen Wochen würden sie zu Dritt sein; die Lebensarbeit hatte Ziel und Zweck, das Glück schüttete sein Füllhorn über ihn aus. Nebenan schrillte das Telephon. „Herr Doktor werden dringend von Gut Auhof verlangt." Die alte Resi glättete die Schürze und blieb im Bewußtsein ihrer alten Rechte , ruhig neben Anton stehen, als er den Hörer nahm. Sein Gesicht wurde immer ernster. Etwas hastig schloß er: „— gewiß, ich breche sofort auf, in spätestens fünfzig Minuten bin ich da — bitte inzwischen Doktor Bollmann in Kranstadt ebenfalls zu verständigen." „Herr Alfred von Auhof ist plötzlich schwer erkrankt. Bitte, bestellen Sie meiner Frau, daß sie nicht auf mich warten soll. Mem Anschein nach handelt es sich um eine höchst gefährliche Unterleibsgeschichte —. Anspannen! In fünf Minuten bin ich mit dem Besteckkosfer unten." — Auhof traf er in Hellem Aufruhr. Alfred, ein Schul kamerad Hillgers, krümmte sich unter den furchtbarsten Schmerzen, und Anton konnte feststellen, daß es auf Leben und Tod ging, daß sofort eine Operation vorgenommen wer den mußte, wenn es nicht schon zu spät war. Er zitterte vor Ungeduld bis zum Eintreffen Doktor Bollmanns, da er ohne geschulte Assistenz unmöglich den schweren Eingriff wagen konnte. Endlich hörte er das Rattern eines Motorrades. Nur wenige Worte wurden gewechselt, alle Vor bereitungen waren getroffen, mit Mühe konnte man die Eltern Alfreds aus dem Zimmer bringen. Eine der schlimmsten Stunden ihres langen Lebens brach an, und sie mußten in qualvoller Untätigkeit warten. — „Herr Doktor, Ihre Haushälterin ist am Telephon — es scheint etwas passiert zu sein —", meldete aufgeregt ein Stubenmädchen. Anton erschrak. Erna — um Gottes Willen — er stürzte dem Mädchen nach —. „— etwas Furchtbares — die gnädige Frau —" Anton fühlte sein Herz zucken, „über die Gartenstufen gestrauchelt, gestürzt — ein Schrei — ohnmächtig — ich fand sie im Blute schwimmend — kommen Sie sofort, lieber Herr Doktor." Ein Aufschluchzen, das Gespräch war unterbrochen. Anton starrte wie im Wahnsinn vor sich hin, den Hörer noch krampfhaft in der Faust. Langsam wurde es klar, nieder schmetternd klar. Erna — ein Blutsturz — höchste Lebens gefahr — er mußte fort, fort. Eine Tür ging auf, und Doktor Bollmann rief nach ihm, erschrak beim Anblick des Kollegen: „Was —?" „— fort, ich muß nach Hause, sofort, meine Erna — mein Kind —." „Und hier? Auhof? Ich kann unmöglich allein operieren; der Kranke ist dem sicheren Tode, binnen wenigen Stunden unbedingt dem Tode preisgegeben." Verzweifelt packte Anton den andern an den Schultern und schrie ihm ganz nah ins Gesicht: „Erna, wissen Sw, was mir Erna ist? Vielleicht stirbt sie jetzt, vielleicht sch' ich sie nie wieder — alles, alles war umsonst —." „Vielleicht — Herr Kollege — vielleicht! Hier, da drinnen ist es aber sicher — ich kann Sie ja nicht mit Gewalt halten. Ich begreife alles. Aber bedenken Sie — hier Ihr Freund — sicherer Tod —." Antons Arme fielen schlaff herab. Ein todtrauriger Blick, der Blick des gehetzten Wildes traf den Sprecher. Mit unmenschlicher Anstrengung hielt er sich aufrecht, sein Mund stammelte automatisch den geliebten Namen. Wie ein Schlaf wandler, wie ein Betrunkener wankte er zum Fernsprecher zurück. Abgehackt, mit einer Zunge wie aus Blei verlangte er dringende Verbindung mit der großen Kreisstadt. „Professor Glany — Doktor Hillger — um alles in der Welt, Herr Professor — ich habe einen Sterbenden unter dem Messer — meine Frau — sieben Monate — gestürzt — Blutungen.— ich siehe Sie an — in einer Stunde kann Ihr Auto die achtzig Kilometer vewänigen — ich danke, danke —." Doktor Bollmann mußte ihn stützen: „Herr Kollege, können wir —? Oder, sind Sie doch zu zittrig —?" Wie mit leidige Ironie klang es. In Antons Gesicht trat ein harter, scharfer Zug, er straffte alle Muskeln. Der Blick bohrte sich fremd und wie durch Glas sehend auf den Arzt. .Dann schritt Hillger stumm an ihm voroei ins Krankenzimmer. Instrumente klirrten. Weiche Stoffe, Bandagen, Aether- luft. Antons Hände waren sicher wie eine Präzisionsmaschine; sein Auge blickte hart, fremd, kalt. Ueber eine Stunde — wenige Worte — Anton packte seine Instrumente, reichte. stumm dem Kollegen die Hand. „Alfred wird leben." — Jede Antwort war unmöglich. Er stand beim Wagen. Mit einer Handbewegung zwang er den Kutscher vom Platze und ergriff die Zügel. Fremd, kalt sah er in die Ferne — hieb blutige Striemen auf die rasenden Pferde. Gespenstisch jagten Bäume und Sträucher vorbei. Der Wagen schleuderte über die ganze Straßenbreite. Antons Peitsche Pflügte die armen Rucken. In der Tor einfahrt streifte ein Pferd den Pfeiler, stürzte, die Deichsel brach. Wüstes Durcheinander. Anton sprang vom Wagen — die Treppe hinauf —. „Lieber Hillger, ich gratuliere — etwas früh und zart — aber ein Junge — alles lebt und wird leben — Sie haben Unmenschliches geleistet —." Der Professor stockte. Anton nickte nur und ging mit steifen, schweren Schritten gegen Ernas Zimmer. Ihre Augen suchten ihn. „Anton, was mußt Du gelitten haben — —." Da schloß er wieder leise die Tür und sank ruf der Schwelle nieder. „Das Glück — ich ertrag's nicht ." Heimkehr. Von Heinrich Eisen. Vaterstadt — so oft ich dich wiedersehe, es ist immer eine Feierstunde. Ich gehe durch die Straßen und sehe die Straßen an. Und sehe die Häuser an. Bleibe stehen vor alten, die ich kenne, bleibe stehen vor neuen — grüße sie alle. Lasse den Verkehr wie einen Film an mir vorüber rollen. An keinem Schaufenster gehe ich vorbei, betrachte mir alle Dinge in allen Schaufenstern. Und die Menschen. Keiner kennt mich. Ich bin ihnen Irgendeiner, fremd wie sie unter sich selbst sind, Weil sie nicht daran denken, daß sie alle denselben Stamm vater haben. Sie wissen nicht, daß ich sie ansehe mit den Augen Eines, der heimgekehrt ist. Mit Augen der Liebe. Sie Wissen nicht, daß sie alle mir Freunde sind, Brüder, Schwestern, Mütter, Väter. Sie können das nicht wissen. Sie sind im Alltag. Ich aber bin wie in einem Fest: Ich bin ein Heimkehrer. Vielleicht wird irgend jemand von meinem Glückstrahl gestreift, getroffen — weiß er warum? Wo sie zusammen reden, Frauen, Männer, Kinder, lausche ich in heimlicher Freude, empfinde jeden Laut der Mundart wie eine Liebkosung. Heimatsprache, Muttersprache — wie arm ist der deutsche Mensch im deutschen Volke, der nicht mit Stam- mesgenossen eine ganz besondere, eine allerheiligste Sprache spricht, eine Sprache, deren Eigenlaut ihm allenthalben, wo er sein Ohr treffen mag, wie ein Freudenschreck durch die Seele zuckt. Ihr, die ihr je und je daheim wart, wißt das nicht, Weil ihr's nicht erleben konntet. Wohl find wir allzu mal Menschen auf einer Erde, aber tiefer noch sind wir Deutsche, und noch ein Stückchen tiefer sind wir die Nach fahren einzelner germanischer Stämme, „Landsleute" im engeren Sinne — Partikularismus? Seltsames Wort. Stammesart — daß Gott sie uns erhalte! So ist der Mensch, in Sonderheit der deutsche Mensch (muß man sagen voll Zwiespalt oder voll Vielfältigkeit?): Träumt den D-Zügen, den Flugzeugen, den Ozeanriesen nach, trägt Sehnsucht nach allen Fernen, trägt brennende Wünsche im Herzen, die Welt zu durchwandern von einem Ende zum andern, und ist doch nie seliger, als wenn er nach Jahren des Ferneseins wieder daheim ist, daheim, wo die Wiege stand, wo man Kind war, jung war, wo man Vater und Mutter... Man muß seine Heimat, man muß seine Vaterstadt ver lieren, um sie ganz zu finden. Vermischtes Abschraubbare Köpfe und zwcihundertjährigc Mäd chen. Professor Low, der bedeutendste amerikanische Astronom, hat endlich herausbekommen, wie die Mars bewohner aussehen. Daß der Mars bewohnt ist, stand für ihn von vornherein fest und es blieb nur noch festzustellen, was für Leute es sind, die dort oben herumwimmeln. Low meint, daß auf dem Mars zweihundertjährige Frauen als blutjunge Mädchen gelten. Im übrigen haben die Mars bewohner einen nach unseren Begriffen grotesken Riesen kopf, einen schlanken Leib und — keine Beine und Füße. Mit dem schlanken Leib würden sie, da ja „Linie" noch immer modern ist, auch bei uns gute Figur machen, aber ganz ohne Beine — das ist unangenehm. Was den dicken Kopf angeht, so hält Low es durchaus nicht für unmöglich, daß er abgeschraubt und auf einen anderen Körper über tragen werden kann. Auf dem Mars kann also kein Ehe mann zu seiner Frau sagen: „Leider kann ich dir nicht meinen Kopf aussetzen!" Er kann ihn ihr ja sehr gut auf setzen! Low ist ferner der Meinung, daß die Mars bewohner Augen besitzen, mit denen sie elektrische Wellen sehen. Was sie davon schon haben! Und nun kommt der Haupttrumpf: Die Mehrzahl der Marsbewohner gehört höchstwahrscheinlich dem weiblichen Geschlecht an, wäh rend das männliche Geschlecht nur in einigen wenigen Exemplaren vertreten sein dürfte. Das müssen aber dann wirklich schon wahre Prachtexemplare sein, weil sie sonst unter den vielen zweihundertjährigen Mädchen kauw ordentlich bestehen dürften. MMsMMMWR