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MsdmfferTageblatt IUI iin Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 2VRpfg.» die 4gespaltene Aelle der amtlichen Bekanntmachungen ^Reichs- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. geschriebeneErscheinungs- tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 bnücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.10 Uhr. - - ' Für die Richtigkeit der durch FernrufübermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden mutz oderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Dfrmittluv gsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, MZ8ZL W°chmblan für Wlkdruff u. Um,-,-nd —— — U „khmrn zu jeder Zeit Bk. »kllun,en kntgesnu JmFalle höherer «ewall, Krieg oder sonstiger Betriedostörungen besteht kein Anspruch au, Lteferuug »er ZUWn, oder Kürzung de- Bezug-preise-. — «üeksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto b-ilirgt. Nr. 188. — 87.Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 13 August 1S28 Kabinettsbeschlüffe. Bau des Panzerkreuzers „ä.". — Erhöhung der Ver- ficherungspflichtgrenze der Angestellten. — Deutsch-ru mänische Finanzverhandlungen. Erste Kabinettsitzung nach den Ferien. — Das ist ein Zeichen dafür, daß es mit den politischen Ferien so ziemlich vorbei ist. Und es waren diesmal auch wirklich politische Ferien, soweit die Innenpolitik in Frage kommt. So waren es infolgedessen nicht gerade bren nende Fragen, die in der Kabinettsitzung erörtert wurden, nicht Dinge, die schleunigste Lösung verlangen — aller dings mit einer Ausnahme. Es ist der Bau des Panzerkreuzers der nun einmal endlich seine Erledigung finden wird. Wie Hamlet sagt: „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage,' oder auf den Panzer kreuzer „L" angewendet, „Bauen oder Nichtbauen, das ist hier die Frage." Der Reichstag selbst hatte sich in feiner Mehrheit gegen die Stimmen der-Demokraten, Sozial demokraten und Kommunisten für den Bau entschieden, nachdem sich der Reichswehrminister Gröner, obwohl er politisch den Demokraten nahesteht, sich mit großer Energie für den Bau eingesetzt hatte. Dann war aber im Reichsrat Widerspruch erfolgt, und zwar durch die preußischen Vertreter, aber dieser Widerspruch war sozusagen von der Tagesordnung abgesetzt worden auf Grund einer Erklärung der damaligen Reichs regierung, man werde die ganze Frage bis zum 1. Sep tember noch einmal prüfen. Dieser Panzerkreuzer „H" War NUN, um ein naheliegendes Bild zu gebrauchen, durch den ganzen Wahlkampf geschwommen, aber er mußte nun, um jene Zusicherung der früheren Regierung zu erfüllen, noch vor dem 1. September vor Anker gebracht oder in die Luft gesprengt werden. Das Kabinett hat sich dazu entschlossen, ihn nun auf die Hellinge legen zu lassen, ob wohl ja die Mehrheit der Kabinettsmitglicdcr jenen Par teien angehört, die den Bau des Panzerkreuzers im März abgelehnt haben. Aber andererseits hatte sich der Reichs wehrminister für den Bau außerordentlich eingesetzt; und auch der Zentrumsminister v. Guerard, der damals Fraktionsvorsitzender seiner Partei war und als solcher sogar eine offizielle Erklärung für den Panzerkreuzerbau abgegeben hatte, mag auch jetzt einen scharfen Druck aus geübt haben. Da aber die Beschlußfassung im engsten Kreise des Kabinetts und selbstverständlich hinterher- schlossenen Türen erfolgte, wird man Genaueres über das Zustandekommen des Beschlusses kaum erfahren. Die Koftenfrage, die ja eine noch wichtigere Rolle gespielt hatte als die Auseinandersetzung darüber, ob es sich vom militärischen Gesichtspunkt aus für uns über haupt lohnt, ein solches Kriegsschiff zu bauen, soll dadurch behoben werden, daß im Heeresetat an anderen Stellen Ersparnisse gemacht werden. Die Summ- selbst, die im Laufe des Etatsjahres in Frage kommt, ist verhältnis mäßig gering; es handelt sich um etwa 9 Millionen. Aber selbstverständlich kann der Bau, wenn er erst einmal in Angriff genommen ist, wie das jetzt auf Grund des Kabinettsbeschlusses geschehen wird, später nicht ein gestellt werden. Doch dieser Panzerkreuzer soll nur der Anfang eincrSerie von weiteren fünf Nachfolgern sein. Der Bau dieses Geschwaders würde im Laufe der Zeit etwa 480 Millionen Mark erfordern. Diese weiteren Panzerkreuzer zu bauen ist vorläufig nur Absicht; es wird von vielerlei Dingen abhängen, ob und wie sie später auch verwirklicht wird. Noch einen anderen Beschluß hat das Kabinett gefaßt, der für viele von einer weit größeren Bedeutung sein wrrd: das ist die Heraufsetzung der Versiche rn n g s g r e n z e für Angestellte von 6000 auf 8400 Mark. Man wird dadurch einem Streit ein Ende haben machen wollen, der gerade jetzt bei der Beratung des Hauptver bandes der Deutschen Krankenkassen in Breslau wieder einmal stark in den Vordergrund getreten ist. Dort wurde nämlich eine Entschließung angenommen, daß diese Ver sicherungsgrenze auf 12 000 Mark erhöht werden sollte mit "uen Folgerungen, die sich daraus für die Kranken- und dre Arbeitslosenversicherung ergeben. Die Kassen rechnen damit, daß ihnen durch die Heraufsetzung dieser Grenze erhebliche Mittel zufließen, die weit hinausgeheu über die Ansprüche, die die Neuversicherten an sie stellen werden. Schließlich ist noch eine andere Frage im Kabinett be handelt worden, nämlich die deutsch-rumänischen A n l e r h e v e r h a n d l u u g e n. Diese schweben schon lange, aber die Besprechungen zwischen Dr. Stresemann und dem bisherigen rumänischen Außenminister Titulescu sind daran gescheitert, daß Rumänien verlangte, Deutsch land solle das Notgeld, das es während des Krieges in Rumänien ausgab und das viele Millionen beträgt, ein lösen. Darauf konnte sich Deutschland nicht ein- kassen, da seine gesamten Zahlungsverpflichtungen end- Hültig durch die Bestimmungen des Dawes-Planes festgelegt worden sind und Belgien sofort mit dem gleichen Ansinnen an die deutsche Regierung herangetreten wäre, wenn diese hierin Rumänien entgcgengekommen wäre. Diese Schwierigkeiten scheinen aber jetzt behoben zu sein, denn es befindet sich zurzeit eine r um ä n i s ch e A b o r d- nilng in Berlin, die die Anleihefrage endgültig kegeln wird. Es handelt sich dabei um eine Stabili - fierungsanleihe internationalen Cha- kalters, an der auch Deutschland mit einem Betrage bon etwa 100 Millionen beteiligt werden soll. In der Jas Ergebnis der LlWiade ix Amsterdam Deutsche Reitersiege in Amsterdam. Die 10. und 11. Goldene Medaille. Nachdem am Freitag die Ricmcnzwcier-Mannschaft des Berliner Ruderklubs „Hellas" als einzige deutsche Vertretung im Ruderwcttbcwcrb sich die Goldene Medaille erkämpft hatte, vermochte jetzt auch im Olympia-Reit turnier, und zwar in der Großen Dressur prüfung, der überall in Deutschland bekannte Frei herr von Langen sich die zehnte Goldene Medaille zu holen. Die Konkurrenz war außerordentlich schwer und es bedurfte der ganzen hochentwickelten Reitkunst Freiherr von Langens, um den Sieg für Deutschland zu erringen; die Schweden, die sich besonders für das Reitturnier vor bereitet hatten, wurden in dieser Dressurprüfung erst Dritte hinter Frankreich. Langen ritt seinen hervorragen- Die Ruderer Moeschter und Müller dom Ruderklub Hellas-Berlin, die im Riemenzweier ohne Steuermann in Amsterdam vor England durchs Ziel gingen. den Hannoveraner „Draufgänger". Allerdings hatten auch die anderen deutschen Reiter am Freitag bei dieser Dressurprüfung durch glänzende Leistungen eine beträcht liche Anzahl von Punkten vorgelegt. Bei den noch ausstehenden Vor- und Zwischenläufen im Freistilschwimmen gelangten die Deutschen nicht bis in die Endentscheidung, sondern mußten vor den viel stärkeren amerikanischen Vertretern die Waffen strecken; der amerikanische Sprinter Weißmüller schwamm schon jetzt einen neuen olympischen Rekord über die 100 Meter Freistil heraus, überlegen waren auch die Amerikanerinnen im 100-Meter-Freistil-Schwimmcn für Damen und im Turmspringen, wo sich je eine Deutsche Wenigstens für die weitere Entscheidung qualifizieren konnten. Ausgeschieden sind die deutschen Vertreterinnen im Damen-Rückenschwimmen über 100 Meter, wo die Holländerin Braun hervorragende Leistungen zeigte. Dagegen hat sich im Boxen der Berliner Halbschwer gewichtler Pistulla nun bis zur Endentscheidung durch gekämpft; ebenso brachten die Ausscheidungskämpfe im Säbeleinzelfechten den Deutschen C asmir, Moos und Thomson scyöne Erfolge, so daß alle drei in die End entscheidung kommen. Erfolge im Mannschafisreiten. Deutschland siegte auch in dem Mannschaftswett bewerb der Dressurprüfung, in dein unsere Mannschaft, Freiherr von Langen auf „Draufgänger (227,42 Punkte), Freiherr von Lotzbeck aus „Caracalla" (224,26 Punkte) und Rittmeister Linkenbach auf „Gimpel" (208,04 Punkte) be stand. Totalsumme: 659,72 Punkte. * Unsere Preisgekrönten in Amsterdam. Amsterdam, 13. August. Die letzte olympische Goldmedaille holte sich der Tscheche Ventura, der im Hochspringen über schwere Hindernisse gesiegt hatte. Im Mannschaftsklassement belegte Spa nien vor Polen und Schweden den ersten Platz. Nach der Ver teilung der Medaillen sank die olympische Flagge. Das Banner wurde dem Amsterdamer Bürgermeister übergeben, der es bis 1932 zu verwahren hat. Deutschland hat mit 11 ersten, 10 zweiten und 18 dritten Plätzen den zweite» Platz hinter Amerika mit 22 ersten, 17 zwei ten und 15 dritten Plätzen belegt. In der Abschlußtabelle stehen nicht weniger als 30 Nationen hinter Deutschland. Wir lassen nachstehend noch eine zusammenfassenHe Ueber- sicht über unsere Preisträger folgen: Goldene Medaillen: Lina Radtke, Breslau, im 800-Meter-Lausen; Helene Mayer, Ossenbach, im Florettfechten; Hilde Schrader, Magdeburg, im 200-Meter-Brustschwimmen; Kurt Helbig, Plauen, im Gewicht heben (Schwer); Kurt Leucht, Nürnbrg, im Ringen (Bantam); Bruno Müller—Kurt Möchter, Berlin, im Rudern (Zweier o. St.), Dressurprüfung Mannschaftssieg mit Freih. v. Langen, Ritt meister Linkenbach, Freiherr v. Lotzbeck; Wasserball mit Erich Rademacher, Joachim Rademacher, O. Kordes, W. Gunz, E. Benecke, K. Bähre, M. Amann. — Fritz Hensel, Nürnberg, städt. Architektur. Silberne Medaillen: Erich Rademacher, Magdeburg, im 200-Meter-Brustschwim- men; Eduard Sperling, Dortmund, im Ringen (Leicht), Abel Rie ger, Berlin, Ringen (Schwer); Erwin Casmier, Frankfurt a. M>, im Florettfechten; Ernst Pistulla, Berlin, im Boxen (Halbschwer); Viermal-100-Meter-Stafsel mit Lammers—Corts—Houben— Körnig; Viermal-1400-Meter-Staffel mit Neumann—Krebs— Storz^Rnd Engelhardt. — Binding: Lyrik, Weiß: Literarische Sammelwerke. Bronzene Medaillen: Georg Lammers, Oldenburg, im 100-Meter-Lauf; Helmut Körnig, Berlin, im 200-Meter-Lauf; Joachim Büchner, Ham burg, im 400-Meter-Lauj; Hermann Engelhardt, Darmstadt, im 800-Meter-Laus; Emil Hirschfeld, Allenstein, im Kugelstoßen; Viermal-100-Meter-Stasfel für Damen mit Kellner—Schmidt Holdm-ann Junker; Lotte Mühe, Hildesheim, im 200-Meter- Brustschwimmen; Leutnant Hellmut Kahl, Berlin, im modernen Fünfkampf; Hans Bernhardt-Karl Köter, Hannover in Vielseitig keitsprüfung, Georg Gehring, Ludwigshafen im Ringen (Schwer gewicht); Hans Welters im Gewichtheben (Feder); Olga Oelkers im Florettfechten; Langer, städtische Architektur; Klemm, Malerei, Feldbauer, Kupferstiche; Scharff Reliefs und Medaillen und Sintenis in Bildhauerei. Hauptsache werden es die großen deutschen Privatbanken sein, die hierfür eingesetzt werden sollen, während die Reichsbank wohl nur mit einem verhältnismäßig geringen Betrage beteiligt sein wird. Aber das Ganze ist eine politische Frage, weil auch hier genau wie in Polen immer noch jene unglückliche Bestimmung des Ver sailler Vertrages im Hintergrund steht, die Rumänien das Recht gibt, das dortige deutsche Eigentum zu liquidieren. Man darf wohl annehmen, daß dieses Recht Rumäniens jetzt endgültig in der Versenkung verschwindet, daß als Bedingung jeder deutschen Beteiligung der Verzicht auf dieses Recht verlangt wird. Deutsche Technik in Amerika. Pläne für amerikanische Luftschiffe. Der Amerikanische Bundeskongreß hat für den Ban zweier lenkbarer Luftschiffe des starren Systems von je 6,5 Millionen Kubikfutz die Summe von 8 Millionen bewilligt und das Marineministerium hat Ausschreibun gen für die Pläne und den Bau erlassen. Insgesamt sind zehn Angebote eingelaufen, die in Gegenwart eines Aus schusses von Sachverständigen geöffnet wurden. Sieben der Angebote enthielten lediglich die Pläne für die beiden Luftschiffe, darunter befanden sich drei deutsche Angebote, und zwar von Max Kastner in Apolda, Gustav Wilhelm Hagermann in Oschatz und der Firma Schütte in Berlin. Die übrigen drei Angebote enthielten Kostenvoranschläge für den Bau der Luftschiffe und waren von amerikanischen Firmen eingereicht worden. Unterstaatssekretär Robin son gab bekannt, daß die eingehende Prüfung der An gebote mehrere Wochen beanspruchen werde. Kellogg-Paki und Geeabrüstunf-. Keine Beschränkung des Kreuzerbaus. Präsident Coolidge, der sich über die bevorstehende Unterzeichnung des Kellogg-Paktes in längeren Ausfüh rungen äußerte, hat bei dieser Gelegenheit erklärt, daß der Pakt keinesfalls eine Heeres- und Flottenabrüstung für die Vereinigten Staaten bedeuten dürfe. In: übrigen werden von englisch-französischer Seite die bisherigen Mitteilungen über den Inhalt des Flotten abkommens bestätigt; sie zeigen, daß an eine Beschränkung im Bau von Kreuzern jeder Art gar nicht gedacht wird. Ebensowenig denkt die englische Admiralität daran, den Ausbau des Flottenstützpunktes von Singapore unter dem Einfluß des Kellogg-Paktes aufzugeben. Große MendiebMle bei der Aeparationskommission. Ein vertraulicher Brief Poincares. Ein früherer leitender Angestellter der Reparations kommission ist verhaftet worden, weil es sich herausgestellt hat, daß er dort Akten von größter politischer Wichtigkeit mit Hilfe einer Maschinenschreiberin gestohlen und sie einem gewissen Levy übergeben hat, der in einen großen Reparationsschiebungsskandal verwickelt, aber nach Hol land geflohen ist. Auch der jetzt verhaftete Dieb betätigte sich in Naturallieferungen an die Neparationskommission auf Grund des Dawes-Planes und ist dadurch sehr wohl habend geworden. Die Maschinenschreiberin erhielt von ihm sehr erhebliche Zuwendungen. Unter den gestohlenen Akten befindet sich ein strena vertraulicher Bries