Volltext Seite (XML)
L an r: SK-W s.-r o' 3 Z AF ^Z.3 s-^ s. 3 d'-d' N 2! i-> »L.» LZ 2 GK§. L^s 8-Z °ßß S'Z Z. Z Z Z- LS 8> !w 3 L"Z iS LZ» -Zr TZ'Z' Freitag, den 13 Juli 1928 Rr. 162. — 87.Iahrgailg Telegr.°Adr.: .Amtsblatt* W il » d r u ff B D re s d en Postscheck: Dresden 26M Pläne und Entwürfe. Das Sozialprogramm der neuen Regierung. Die Parteien melden im Reichstag nun auch schon ihre neuen sozialpolitischen Forderungen an, besonders, da in der Regierungserklärung nur Andeutungen nach dieser Richtung hin gemacht worden waren. Eigentlich war präzise nur gesagt worden, daß die Regierung ent schlossen sei, das Washingtoner Abkommen über den Nchtstundenarbeitstag zu unterzeichnen — nur steht es im Augenblick gar nicht fest, wie dies aussieht, weil man beim Internationalen Arbeitsamt in Genf gerade dabei ist, es abznändern. Nun ist der neue Reichsarbeitsminister Wissell etwas deutlicher geworden und hat seine Absichten und Pläne dargelegt. In der Hauptsache handelt es sich dabei um die Weiter- bzw. Durchführung von sozialpolitischen Ge setzentwürfen oder sonstigen Vorbereitungsarbeiten, die schon längere Zeit Vorlagen, aber infolge der Auflösung des Reichstages nicht mehr zur Erledigung kamen. Hier steht im Vordergrund eine Zusammenfassung der augenblicklich außerordentlich zersplitterten Arbeiter schutzgesetzgebung zu einem einheitlichen Gesetz, das im Entwuf übrigens schon fertiggestellt ist. Eine Ergänzung findet diese Kodifizierung durch eiue gleich artige auf dem Gebiete des Arbeits v e r t r a g s rechts, also besonders für allgemeine und Betriebstarife, wäh rend das Schutzgesetz vor allem Arbeitszeit und Auf sicht behandeln soll. Wichtiger als die Ankündigung dieser Zusammen fassungen ist die Äußerung des Ministers über das Schl ich tu ngs- und Schiedswese u. Wissell selbst ist ja langjähriger Schlichter gewesen; die Angriffe namentlich von Arbeitgeberseite auf das Schlichtungs wesen sind gerade in letzter Zeit immer stärker geworden, weil bei den Auseinandersetzungen zwischen Arbeit gebern und -nehmern von irgendwelcher Freiheit der Entschließungen überhaubpt nicht mehr gesprochen wer den könne, sondern die Regelung immer durch Zwangs eingriffe des Staates erfolgt, damit von vornherein ohne Weiteres gerechnet wird. Wissell erklärte kategorisch, daß daran nichts geändert werden würde, er sich nicht „der Ver pflichtung entziehen könne, die Regelung der Arbeitsver hältnisse durch Gesamtvereinbarung auch dort zu fördern, wo die Parteien allein mit dieser Aufgabe nicht fertig werden*. Das wissen aber beide Seiten und infolge dessen kommt es heutzutage nur in Ausnahmefällen zu einer wirklich freien Vereinbarung bei sozialen Ausein andersetzung, hängt meist alles einfach von dem Eingriff und der Entscheidung des Staates ab. Erfreulich ist dieser Zustand, wie er sich tatsächlich herausgebildet hat, denn doch nicht, weil das Verantwortlichkeitsgefühl der beiden Seiten zweifellos darunter leidet. Im letzten Reichstag war schon eine Revision des Arbeitslosen- und Arbeitsvcrmittlungsgesetzes beschlossen worden, weil sich in der Zeit seiner Wirksamkeit einige Mängel und Schwächen herausgestellt hatten. Dabei handelt es sich vor allem um die Frage der Unter stützung von Saisonarbeitern im Winter, die nach den Bestimmungen des Gesetzes sehr hohe Unter stützungssätze erhalten; das hat besonders auf dem flachen Lande zur Verweigerung sonst angenom mener Arbeit geführt und überaus zahlreiche Mißstände und Klagen verursacht. In diesem Sinne kündigt Wissell eine Revision des Gesetzes an, ebenso soll die Krisen unterstützung den längere Zeit arbeitslos gewordenen älteren Angestellten und Arbeitern zukommen, was gleich falls schon im letzten Reichstag angeregt war. Freilich sind die Kosten dafür nicht unerheblich und man sollte — auch der Minister sprach davon — doch endlich mehr daran denken, die ungeheuren Aufträge der öffentlichen Hand, die Mindestens acht Milliarden betragen, besser als bis- a^.Umutzen, daß man sie in Zeiten sinkender !^ÄE!°"1"Eur und damit steigender Arbeitslosig- würde als ein ziemlich kräftiger Auw die"s Ausgleich wirken. . Merckernnriäev«"" Zentner sollen nun — wie es in der ReErungseiklarttng angekündiqt war — endlich mit ihrer ein Versorgungsgesetz zu erhalten, durch emen O'E rechenden Entwurf Gehör finden. Da bei werden sA WM sicherlich wieder die Auseinander setzungen ^sshEw"' "b """ von einem solchen Versor gungsgesetz Nicht auch die Sozialrentner insge samt umfaßt werden ivllm oder nur die Kleinrentner allein. Schon werden auch Ausdehnung der Unfallver sicherung und Erhöhung ihrer Unterstützungssätze ange kündigt, das gleiche für dre Kriegshinterbliebenen. Aber wenn man schon Mehrausgaben für die Bedürftigen be schließen will, dann muß auf der anderen Seite auch das Versprechen des Ministers Wirklich in Erfüllung gehen, daß eine bis zum äußersten sparsame Verwaltung eine Vermehrung der sozialpolitischen Lasten Nicht emtreten zu lassen braucht, zumal die beabsichtigte E r h o h u n g der V e r s i ch e r u n q s p s l i ch t g r e n z e für Ange stellte sehr erhebliche Mehreinnahmen hereinbringen wird. Anr übrigen wird dies alles erst im Herbst spruch reif . rden. sind alles noch Pläne und Entwürfe — die bielleicht ganz anders aussehen, wenn sie erst einmal die bariamentarische Mühle passiert haben. Mariano. Zappi. Der Retter Tschuchnowski. Malmgren -j-. Zu der MerrMW Hoesch «.Wicare Paris, 12. Juli. Dem Besuch des deutschen Botschaf ters v. Hoesch beim Ministerpräsidenten Poincare ist sicherlich besondere Bedeutung beizumessen, da er auf den Wunsch der französischen Regierung zurückzuführen sein dürste über die neue deutsche Regierungsbildung und über das Regierungsprogramm nähere Einzelheiten von zuständiger Seite zu erfahren. Wie das von der Botschaft ausgegebrns amtliche Kommunique besagt, ha ben die diesbezüglichen Aufklärungen, die Herr v. Hoesch geben konnte, einen wesentlichen Teil der einstündigen Unterhaltung ausgemacht. Dem Kommunique ist ferner zu entnehmen, daß der allgemeine Stand der deutsch-französischen Beziehungen in ihrer Gesamtheit erörtert wurden. Dieser Teil der Unterhaltung dürste sich, wie der Vertreter der TU. zu wissen glaubt, auf alle Einzelheiten erstreckt haben, die in den deutsch-französischen Be ziehungen eine wichtige Rolle spielen, darunter vor allem auch die Frage des Dawes-Planes und der Rheinlandräumung. Doch soll mit aller Bestimmtheit festgestellt werden, daß positive Vor schläge in dieser Richtung von Herrn v. Hoesch nicht überbracht wurden, v. Hoeschs Ausgabe war es vielmehr, dem französi schen Ministerpräsidenten diejenigen Richtlinien der neuen deut schen Regierungspolitik zu entwickeln, die einer besonderen Er- die beiden Italiener Mariano und Zappi, die mit ihm aus den Eisschollen umhcrirrten und jetzt gerettet sind, Haber seine Leiche geborgen. Mariano hat durch Frost ein Bein eingebüßt, befindet sich aber trotzdem wohl, obwohl er und sein Kamerad seit 13 Tagen kaum noch etwas zu essen hatten. In sehr schwieriger, wenn auch vielleicht immer noch nicht ganz hoffnungsloser Lage befindet sich nach wie vor die Viglieri-Gruppe der Nobile-Expedition. Der Eisbrecher „Krassin* will zwar nach der Bergung der Malmaren-Gruvve seine Fahrt zur Rettung der bleibe als unvergänglicher Glanz in der Erinnerung des gesam ten Volkes. Vie siWeH-kruppe gerettet. London, 13. IM. Am Donnerstag abend um 9 Uhr ist es dem russischen Eisbrecher „Krassin" gelungen, die aus fünf (? d. Red.) Mann bestehende Viglieri-Gruppe zu retten. Die Viglieri-Gruppe ist bekanntlich zusammen mit General Nobile nach dem Absturz der „Italia" auf einer Eisscholle abgetrieben. Es ist anzunehmen, daß der „Krassin" nunmehr sofort die Ber gung der Alpenjäger versuchen wird, die am Donnerstag auf der Hinfahrt zur Viglieri-Gruppe bereits gesichtet wurde. i läuterung bedurften. Bei dem französischen Ministerpräsidenten ließ sich im Laufe der Unterhaltung der gute Wille der französi schen Regierung feststellen, auf dem einmal betretenen Wege der von Briand eingeleittten Verständigungspolitik fortzuschrei ten. So dürste denn die heutige Aussprache, wenn sie auch keine faßbaren Ergebnisse brachte, sicherlich zu einer Klärung der Beziehungen zwischen der neuen Regierung und dem französischen Ministerpräsidenten beigetragen haben. Großes Derkehrsunglück im Südharz. 4 Tote. Nordhausen, 12. Juli. Am Donnerstag nachmittag ereignete sich in der Nähe von Walkenried im Südharz ein schweres Autobusunglück, bei dem bisher vier Tote zu ver zeichnen sind. Zwei Autobusse, deren Teilnehmer einen Schul ausflug machten, kamen die Straße von Bad Sachsa nach Wal kemied gefahren. Im ersten Wage i befanden sich Schulkinder aus Cramme bei Wolsenbüttel, die mit ihren Eltern einen Auto- ausslug unternahmen. Im zweiten Wagen folgten die Angehöri gen selbst. In jedem der Autobusse befanden sich etwa zwan zig PeHonen. An der Stelle, wo die Chaussee von Bad Sachsa Vierzig Tage aus dem Eise. Malmgren tot. — Seine Begleiter gerettet. Große Freude erregte in ganz Norwegen und Schweden die überraschende Nachricht, daß es dem russischen Flieger Tschuchnowski gelungen sei, 25 Seemeilen von dem letzten Standort des russischen Eisbrechers „Krassin" entfernt, die aus drei Personen bestehende Malmgren-Gruppe der verunglückten Nobile- Expedition auszusiuden. überraschend mutzte die Nach richt wirken, weil nach Nobiles Angaben über Richtung und Ziel Malmgrens dessen Position dort, wo sie fest gestellt wurde — 80 Grad 42 Minuten nördlicher Breite, 25 Grad 45 Minuten östlicher Länge — gar nicht ver mutet werden konnte, mir besondere Freude mutzte sie auslösen, weil der schwedische Met-orologe Malmgren durch seine Teilnahme an Amund- sens Nordpolexpedition mit der „Maud" und an dem Polflug der „Norge" in ganz Skandinavien bekannt war Der Versuch Tschuchnowskis, zu der s ei 1 vierzig Tagen vermißten Gruppe zu gelangen, mißlang, weil der Flieger nach einem vierstündigen Flug infolge Nebels eine Notlandung vornehmen mußte, bei der das Flug zeug beschädigt wurde. Er erreichte mit seinen Be- gleitern unter Mitnahme der Sendestation und von Lebensmitteln, die für 14 Tage reichen, die Küste. Tei „Krassin* aber begann, kaum daß die Nachricht von der Auffindung der Malmgren-Gruppe eingetroffen war, mit Volldampf einen Vorstoß zu der Gruppe und es aelang ihm, obwohl er mit ungeheuren Eismassen zu kämpfen hatte, tatsächlich die Gruppe zu erreichen. Malmgrcn selbst weilte nicht mehr unter den Leben den. Seit einem Monat schon ist er tot unb Viglieri-Gruppe fortsetzen, aber man glaubt, daß er nickst mehr über genügend Kohlen verfügt, um auch dies« Gruppe zu erreichen; er müßte also, ehe er wieder vor stoßen könnte, einen Hafen anlanfen, um Kohlen einzn- nehmen. Aufs tiefste zu bedauern ist das Schicksal der alten Mutter Molmgrens. Auf die ersten Nachrichten von der Auffindung der Malmgren-Gruppe waren Zeitungsberichterstatter zu ihr geeilt, um ihr die Freudenbotschaft mitzuteilen. Sie sagte, sie habe die Hoffnung, ihren Sohn wiederzusehen, nie aufgegeben gehabt, aber die Ungewißheit der letzten Wochen sei dennoch schwer zu tragen gewesen. Kraft hätten ihr seit der Abfahrt ihres Sohnes die Worte ver liehen, die er beim Abschied gesprochen habe: sie solle nicht unruhig werden, wenn er auch ein halbes Jahr lang nichts von sich hören lassen würde. Und nun ist die ganz« Hoffnung der alten Frau zu Grabe getragen worden. SWcdens Timer um Malnigreli. Stockholm, 12. Juli. Der tragische Tod Malmgreens rief in Schweden allgemeine Landestrauer hervor. Alle Gesell- schastsschichten geben ihrem tiefen Schmerz Ausdruck. Malm- green, der trotz seiner Jugend schon Dozent an der Universität in Upsala war, erfreute sich außerordentlicher Beliebtheit. Die meteorologische Wissenschaft erfährt durch seinen Tod einen uner setzlichen Verlust. Malmgreen wurde im Jahre 1895 geboren. Das „Dagligd Allehanda" schreibt: Die ganze Kulturwelt fühle die Grausamkeit dieser Trauerbotschaft. Malmgreen sei ein Wis senschaftler gewesen, der sich durch seine Persönlichkeit und sein Wirken als mutiger Forscher ausgezeichnet habe. Sein Leben AeMlWM M M die NAeri-GiM MM MlsdmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft M eißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen ^Reichs- Pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweifuugsgcbühr 20 Reichsvfennige. Do^> geschriebeneErscheinungs- tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.10 Uhr. — —— Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattansprr c'. e riif cht, wenn der Beira g durch Klage eingezogen werden mutz oderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigeu nehmen alle Vi rmittluugsfiellenentgegen. Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da, .Wil.druffcr Tageblatt- erscheint an allen Werttagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in »er «eschäslnst-ll-und ben Ausgabestellen 2 AM. IM Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 AM., bei Postbestellung »R^.Äu-Post°nst-lt?n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und UN,e^Auo.' träger und W-schSstifl-IIen —— ——— u 2-2 nehmen zu jeder Feit Be. Stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt.