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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da» .Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in »er Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 NM. im Monat,'bei Zustellung durch die Boten 2,30 NM., bei Postbestellung 2 NM. zuzüglich Abtrag- . gebühr. Einzelnummern Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Poftbotenundunl-r-Bus. träger und Geschäftsstellen --- ...... nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. —Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. f für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. E Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeilc 20 Rpfg., die 1 gespaltene Zeile der cmtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile I Reichsmark. Nachweisungsgct t hr 20 Reichspsennige. Do.^ geschriebene Erscheinung-- rage und Platzvorjchriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. nnnahmebisvorm.10Uhr. — -- — Für die Richtigkeit der durch FernrufübermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanfprr cl eriifcht, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werdenmuß oderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Bl nnittlun gsficllen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupimannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. 174. — 87. Jahrgang Tetegr.-Adr.: .Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 27 Juli 1928 Geist von gestern. Rückfall in den Geist von gestern und vorgestern — anders kann man das Echo leider nicht bezeichnen, das namentlich in der Pariser Presse durch den Deut- schen Sängertag in Wien, die dort gehaltenen Reden und die Betonung des Anschlußwillens hervor gerufen wurde. Man muß dabei auch das zweite fest stellen: die zum Teil sehr scharfen Erklärungen in dieser Presse beschränken sich nicht etwa auf die politisch rechts stehenden Boulevardblätter, sondern die unbedingte Ab lehnung jedes Anschlusses Deutsch-Osterreichs an Deutsch land geht bis tief in die Kreise der Linken, ja bis zur radikalen Linken hinüber. Im Grunde genommen ist man sich eben in Frankreich zwischen rechts und links darüber völlig einig, die Verträge von 1919 unbedingt und bis zum letzten Buchstaben hin aufrechterhalten zu wissen, keinen Stein, auch den geringsten nicht, aus ihnen Heraus brechen zu lassen. Das ist das A und O der ganzen fran zösischen Politik. Bemerkenswert ist es, wie gerade die Rede Löbes, also eines deutschen Sozialdemokraten, schärfste Angriffe auch von der Pariser Linkspresse erfährt, wie man dort alles nur unter dem einen Gesichtspunkt be trachtet: Was in Wien geschah und gesprochen wurde, das richtet sich lediglich „gegen die Friedensverträge und den durch die politische Neuordnung Europas geschaffenen Zustand". Man sieht überall nur das Werk „alldeutscher Propa ganda". Man sieht aber nicht, daß hier eine geschichtliche Entwicklung im Gange ist, die ja gar nicht neuesten Datums ist. Wenn man im Ausland die deutsche Ge schichte besser kennen würde, so wüßte man dort, daß vor achtzig Jahren, in der deutschen Revolution 1848, schon einmal die Gründung eines Großdeutschlands unmittel bar vor der Türe stand, ein Großdeutschland, das das Ziel der Sehnsucht bester deutscher Männer war. Man kann also auch hier nur wieder die Berechtigung des Works unterstreichen, das Löbe in Wien sagte: „So wenig wie die Einigung Italiens, sowenig wie die Selbständigkeit der slawischen Völker verhindert werden konnte, ebensowenig wird man auf die Dauer einem 70-Millionen-Volk verbieten können, was jedem anderen Volke gewährt wird." Richtig mag es auch sein, wenn die französische Presse in ihrer Gesamtheit behauptet, die Haltung der Entente mächte zur Frage des Anschlusses sei „für immer unver änderlich und ablehnend". Im politischen Leben und noch mehr im geschichtlichen gilt aber der bekannte Satz, daß man niemals „Niemals" sagen soll. Kein Bündnis hält auf ewig und die politische Lage ändert sich oft über raschend schnell. Deutschland und Deutsch-Osterreich können warten; beide werden aber in dieser Wartezeit den Aus bau des innigen Zusammenschlusses immer weiter fort setzen, bis das äußere Zusammenfinden nur noch mehr Mr Selbstverständlichkeit geworden ist, als wir das jetzt schon sehen. Daß hierfür eine andere außenpolitische Lage notwendig ist als heute, wissen wir, aber — wir hoffen darauf, daß sie einmal kommt. Auch Polen hat über hundert Jahre auf die Neugründung seines Reiches ge hofft und Italien mußte eine ganze Reihe von Jahr- lehnten warten, ehe es seine Einigung vollziehen konnte; luch hier war Frankreich der letzte Hemmschuh, der erst onrch das Ereignis des Deutsch-Französischen Krieges und durch die deutschen Siege beseitigt wurde. Freilich sträubt sich Italien jetzt genau fs gegen die großdeutsche Einigung wie es die französische Politik tut. Trotzdem: man kann sie verzögern, man kann sie hemmen, aber man kann sie niemals für die Ewigkeit verbieten; aber dieses Blicken aach rückwärts, dieser Geist von gestern und vorgestern ist vorläufig noch da und sein Vorhandensein konnte nur po litisch Blinde überraschen. In England ist man viel weniger aufgeregt, be trachtet man die Wiener Ereignisse sehr viel kühler und in der liberalen Presse fehlt es dort nicht an Hinweisen dar auf, daß den großdcutschen Zusammenschlußwillen durch aus nicht der „Pangermanismus" oder der „deutsche Nationalismus" zum Ausdruck bringe. Es kommt sogar Kun Ausdruck, daß die Nichterfüllung dieses deutschen Sehnens eine fortdauernde Friedensstörung für Europa bedeute. Denu die gemeinsame Zivilisation und die ge meinsamen materiellen Interessen zwingen einfach Deutschland und Deutsch-Osterreich zusammen. „Der Zu sammenschluß beider Länder sollte schließlich nur eine For malität werden, die der Völkerbundrat aus^llgemeiner Höflichkeit nicht ablehnen kann." Das darf überhaupt nicht verschwiegen werden: dieser ivilde Ansturm der öffentlichen Meinung in Frankreich gegen das, was in Wien zum Ausdruck kam, wirft zweifel los einen Schatten aus die sich langsam bessernden deutsch- stanzösischen Beziehungen. Und diesen wurde dadurch ein überaus schlechter Dienst erwiesen. Jedenfalls haben alle diese Enlrüstungsrufe es nicht vermocht, im Osten Deutsch- Dsterreichs, eben im B u r g e n l a n d , ebenso wie in seiner Äußersten Südccke, in Klagenfurt, bei dem Besuch deutscher Reichstagsabgeordneter die Kundgebungen des Zufam- ^enschlußwillens weniger deutlich und weniger begeistert »u machen. Denn darin sind sich alle einig, gleichgültig, ^ Sozialdemokraten, Christlichsoziale oder Großdeutsche, W mit den gleichen Parteien in Deutschland. Es ist '«llch, wenn die französische Presse aus der Zurückhaltung " deutschen Regierung entsprechende Schlußfolgerungen StreseMM M mH Park gehe« Der Reichsaußenulinifler bei der Merzeichnllng des Kellogg-Pakts Am 2 7. August. Nach einer Besprechung zwischen dem Pariser ameri kanischen Botschafter und dem französischen Außenminister wird die Unterzeichnung des Kellogg-Paktes über die Kriegsächtung am 27. August im Uhrensaal des franzö sischen Außenministeriums erfolgen. Daher sind von der französischen Regierung an die neun Mächte, die dem Palt zugestimmt haben, Einladungen zur feierlichen Unter zeichnung ergangen und von den betreffenden Regie rungen angenommen worden. Nicht weniger als sechs Außenminister der verschiedenen Staaten werden in Paris diese Unterzeichnung vornehmen, für Deutschland wird Dr. Stresemann als Reichsaußen minister sich nach Paris begeben, sofern sich sein Gesundheitszustand bis dahin soweit gebessert hat, daß er die Regierungsgeschäfte wieder aufnehmen kann. Die französische Regierung ist über diese Absicht Dr. Stresemanns bereits unterrichtet worden. Man rechnet in Paris sicher damit, daß der Pakt durch l die Außenminister Englands, Frankreichs, Belgiens, der I Tschechoslowakei, Deutschlands und natürlich Ame rikas selbst unterzeichnet wird, während Mussolini als Vertreter Italiens selbst wohl nicht erscheint, sondern seinen Unterstaatssekretär als Stellvertreter entsendet, Japan durch seinen Pariser Gesandten unterzeichnen läßt, über Polens Vertretung ist vorläufig Genaueres noch nicht bekannt. Keine Abrüstung. Natürlich werden in d^r Pariser Presse gewisse Ver gleiche mit der Feierlichkeit bei der Unterzeichnung des Versailler Vertrages gezogen, was nicht gerade sehr ge schmackvoll wirkt. Als gleichfalls nicht erfreuliche Begleit erscheinung ist eine anscheinend offiziös beeinflußte Aus führung des „Excelsior" zu betrachten, der sich gegen an gebliche Gerüchte über eine unmittelbar an die Unter zeichnung des Kellogg-Paktes anschließende Abrüstungs konferenz der Außenminister wendet. „Es ist ratsam," so schreibt das Blatt, „wesentlich ver schiedene Fragen nicht zu verquicken. Der neue, von Ame rika unterzeichnete Pakt wird nur eine rein psychologische Verbindung mit der vorbereiteten Abrüstungskonferenz haben. Sie wird zu ihrer Stunde kommen. Die Stunde kann nicht wegen des Abschlusses einer moralischen Ver pflichtung beschleunigt werden, die den Völkerbundpakt er gänzen, nicht aber die in ihm enthaltenen Garantien und Sanktionen ersetzen soll. Man kann die öffentliche Mei nung nicht genug davor warnen, den neuen Pakt als Ersatz für die früheren Verpflichtungen anzusehen." JentWM mtz Meiern! Eine Forderung Frankreichs. Nach dem Artikel 4 des R h e i n l a n d a b k o m m e n s und der Ordonnanz 2 hat die französische Besatzungs- bchörde an die deutsche Negierung das Verlangen gc- slellt, die am 11. Juli dieses Jahres vom französischen Kriegsgericht in Landau unter der Anschuldigung, die französische Fahne von dem Osfizierskasino in Zweibrücken herabgerissen zu haben, in Abwesenheit zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilten drei deutschen Staats angehörigen Bäcker Weiß und die Arbeiter Schimmel und Lutz anszuliefcrn. Die drei Angeschuldigten hatten sich der ihnen drohenden Verhaftung dadurch entzogen, das; sie sich auf unbesetztes Gebiet begaben. Weiterhin ist von der französischen Besatzungsbehörde die Auslieferung des vom französischen Kriegsgericht in Landau am 16. Juli ebenfalls im Abwesenheitsverfahrsn wegen des sogenannten Maximiliansaner Zwi schenfalles am 3. Juni unter der Anklage der Ge walttätigkeit gegenüber einem französischen Offizier zu zwei Jahren Gefängnis und 200 Frank Geldstrafe verur teilten Arbeiters Merz aus Neupfotz verlangt worden. Zu diesem Auslieferungsbegehren der französischen Militärbehörden wird von zuständiger deutscher Stelle er klärt, daß Deutschland diefrm Begehren Folge leisten wird. Deutschland habe sich an. die vertraglichen Be dingungen zu halten, die ihm auferlegt worden seien. Trotzdem ist selbstverständlich, daß das Auslieferungs begehren Frankreichs in Deutschland größte Empörung auslösen mutz, zumal die französischen Übergriffe jeder Art im besetzten Gebiet meist Agr keine oder nur eine völlig un zureichende Sühne zu finden pflegen. Nur auf Deutsch land ist die sonst für jede andere Macht unerträgliche Ver pflichtung gelegt, eigene Bürger, deren Verurteilung zu barbarischen Strafen unkontrolliert durch ein fremdes Ge richt erfolgt ist, einem fremden Staat ausliefern zu müssen. zieht; diese Regierung hat eben praktische Politik zu treiben und auf den Augenblick nicht bloß zu harren, son- oern ihn zu nutzen, wenn es möglich sein wird, den Willen der beiden Völker zur Durchführung zu bringen. Hindenburgs Gruß an die Turner. Feierliche Überreichung des Bundesbanners. Am Mittwoch abend um sechs Uhr wurde das Bundesbanner der Deutschen Turner- schäft, das seit dem letzten Deutschen Turnfest die Stadt M ünchc u in Verwahrung hatte, der Stadt Köln auf dem Neumarkt feierlich zu treuen Händen übergeben. Schon lange vor Beginn der Feier waren der Neumarkt und die Zugangsstratze von einer »ach Tausenden zählenden Menge besetzt. Der Vorsitzende der Deutschen Turnerschaft, Pro fessor Dr. Berger, bat den Kölner Oberbürger meister, das Banner der Deutschen Turuerschaft für die Dauer des Turnfestes in die Obhut der Stadt zu über nehmen. Darauf überbrachte Oberbürgermeister Dr. Scharnagl die Grüße und Wünsche der Stadt München. Oberbürgermeister Dr. Adenauer wies im Anschluß daran aus die reichen Beziehungen zwi schen Köln und München hin und befestigte ein seidenes Fahnenband an dem das Bundcsbanner zierenden Adler. Im Anschluß daran ergriff Prof. Dr. Verger das Wort zu einer Festrede, in der er sagte, daß man mit aller Kraft darangehen müsse, das Fest durchzuführen als eine würdige Erinnerungsfeier an die 150. Wie derkehr des Geburtstages Friedrich LudwigJahns. Wie die ganze Arbeit seit ihrem Be stehen, so stelle die Deutsche Turnerschaft das 14. Deutsche Turnfest in den Dienst des Volkes und des Vaterlandes. Der Redner verlas sodann das Begrüßungstelegramm des Reichspräsidenten, des Schutzherrn des Turnfestes, der den Wunsch aus- spricht, daß das Fest nicht nur die Pflege körperlicher Übungen, sondern auch das Gefühl der Zusammengehörig keit aller Deutschen und die Liebe zum Vaterlaude ver tiefen möge. Dr. Berger schlug die Absendung eines Danktelegramms an den Reichspräsidenten vor, in dem festgestellt wird, daß das Fest und alle künftige Arbeit der Deutschen Turnerschaft der Einigung des deutschen Volkes und der Stärkung des deutschen Volkstums gelte. Mit einem „Gut Heil" auf Volk und Vaterland, auf den Zu sammenhalt des Deutschtums aller Länder und auf Hindenburg schloß der Redner. Darauf marschierten die Turner unter den Klängen des neuen Turnfestmarsches oom Festplatz ab. * Begrüßungsfeier in der Festhalle der „Pressa". Nach der Bannerüberreichung fand in der großen Fcsthalle der „Pressa" unter großer Beteiligung eine Begrüßungsfeier der Deutschen Turuerschaft statt. Nachdem Dr. Adenauer and Pros. Dr.-Berger den Turnern und Turnerinnen ein herzliches Willkommen zugerufcn hatten, überbrachte der Vor sitzende des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen, Lewald, der zur Eröffnungsfeier des 14. Deutschen Turn festes mit einem Flugzeug von Amsterdam nach Köln ge kommen War, herzliche Grüße von den deutschen Sportlern. Nach ihm überbrachte der preußische Minister für Volkswohl- sahrt, Dr. Hirtsiefer, die besten Wünsche der Neichs- regierung, der preußischen Staatsregierung, der Länder- regiernngen usw., für das gute Gelingen des Turnfestes. Nach Vorführungen der Turnerinnen des Kölner Turn gaues fand die Aufführung des Festspieles des 14. Deutschen Turnfestes „Feuer am Rhein" von E. Reinacher durch den Sprechchor von 300 Turnern und Turnerinnen sowie 100 Knaben und Mädchen statt. Das Deutschlandlied beschloß den Abend. Die Kölner Studenten schaft brachte dann den Turnern einen Fackelzug, der mit dem Zusammenwerfen der Fackeln auf der Festwiese der „Pressa" endete. Litauen und die Mächte. Der englische Drilck. z Der englische Außenminister Chamberlain erklärte auf eine Anfrage im Unterhause, der britische Gesandte in Riga, der gleichzeitig in Kowno akkreditiert ist, sei an gewiesen worden, dem litauischen Außenminister gegen über nachdrücklichst zu betonen, es sei wünschenswert, daß Litauen den Empfehlungen des Völkerbundrates bezüglich der polnisch-litauischen Streitfälle stattgebe. Wie er unterrichtet sei, wären ähnliche Vorstellungen erfolgt oder würden noch erfolgen durch die Gesandten Frankreichs und Deutschlands. Hierzu wird deutscherseits amtlich erklärt, daß Deutschland keinen Kollektivschritt unternommen hat,