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Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft M eiste, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzcile 2V Axfg., die t gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 10 Reichs, psennig, die Sgespaltene Redlamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgcbnhr 20 Rcichspsennige. Poc- geschriebene Erscheinung-. und Platzuarschristen werden »ach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b b-rücksrchtigi. Anzeigen, annahmedis rorm.lv Ubr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf ich ermittelter Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatlansprn c! eriischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden muß oderderAustraggedcr in Konkurs gerüt. Anzeigen nehmen g Ue De rmittlun gsfiellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, D«, .Wilsdrusjer Tageblatt' erscheint an allen Werktagen nachmittag- b Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der BeschastsÜeüe und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, de> Zustellung durch die Boten 2,3V RM., bei Postdestellung k AM. zuzüglich Abtrag, . gebühr. Einzelnummern ILRpch.AlleP-s'anstal en Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend Postboten und unsereAus. trögerund DeschSstsslellen —— — !2 2-2 nehmen zu jeder Zeil Be. heUrnpcu kntgegeri. FmFalle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Rr 1S7. — 87. Jahrgang Teiegr.-Adr.: .Amtsblatt« Wilsdruff - Dek » dLN Postscheck: Dresden 2640 Domnerstag. den IN Juli 1SZ8 Vleibt Ealler Mexikos Präsident? Calles verhört den Mörder. Der Präsident Calles hat den Mörder, dessen Name Juan Escapnlario sein soll, selbst verhört, ohne aber von diesem zu ersahren, welche Beweggründe ihn zu der Tat veranlaßt haben. Selbstverständlich sind alle Theater und Kinos geschlossen. Zurzeit forscht man eisrig danach, ob der Mord nur die Tat eines einzelnen ist oder »b hinter ihr eine politische Verschwörung ausgedehnterer Art steht. Die Amtszeit des jetzigen Präsidenten Calles läuft am 1. Dezember ab; da die mexikanische Versüssung das Amt eines Vizepräsidenten nicht vorsieht, sondern vielmehr be stimmt, daß bei Verhinderung oder Tod des Staatspräsi denten der Innenminister an seine Stelle tritt, so wird die spätestens am 1. September sich versammelnde Volksver tretung eine Entscheidung darüber zu fällen haben, ob dieser Verfassungsbestimmung stattgegeben werden soll »der ob man einen anderen Weg einschlagen will. Gespannte Lage. Da die Folge des Attentats selbstverständlich eine tiefgehende politische Unruhe ist, rechnet man damit, daß durch Verfassungsänderung die Amtszeit des jetzigen Präsidenten Calles so lange verlängert wird, bis unter ruhigeren Verhältnissen eine zweite Präsidentenwahl er folgen kann. Man betrachtet dieses als den einzigen Weg, uni zunächst ans den Schwierigkeiten herauszukommen, da tatsächlich Calles der einzige Mann ist, der über die not wendige Autorität und die nicht minder notwendige starke Hand verfügt. Der deutsche Gesandte in Mexiko hat unmittelbar nach Bekanntwerden des Mordes dem Präsidenten Calles das Beileid der deutschen Reichsregierung ausgesprochen. Auch die Regierungen vieler anderen Staaten drückten ihr Bei leid aus. -i- „Schnell tritt der Tod den Menschen an ..." — und ganz besonders schnell dann, wenn man in den mittel oder südamerikanischen Staaten sich mit Politik beschäf tigt oder gar führender Staatsmann ist. Dort wird seit hundertfünfzig Jahren die politische Geschichte mit Blut geschrieben, sind politische Morde ebenso an der Tages ordnung wie Revolutionen. Nun ist in Mexiko wieder einmal eine Persönlichkeit von großem politischen Gewicht einem Attentat zum Opfer gefallen, der General Obregon, kurz nachdem er zum künftigen Präsidenten gewählt worden war. Damit hat sich die Reihe der hingemordeten mexikanischen Staatsmänner wieder einmal nm einen Mann vermehrt und gerade dort haben sich jetzt die politischen Verhältnisse so zngespitzt, ist der innenpolitische Kampf — man kann ihn auch ruhig Bürgerkrieg nennen — zu einer solchen Siedehitze emporgelodert, daß eigentlich als einzige poli tische Waffe überhaupt nur noch Revolver, Gewehr oder Handgranate gelten. Längst sind die Zeiten eines Por firio Diaz vorbei, der mehr als zwei Jahrzehnte hin durch, allerdings oft mit eiserner Hand, für Ordnung in dem innerlich zerwühlten Lande sorgte, es einer wirt schaftlichen Blüte entgegenführtc, die ihm das Vertrauen der Welt erwarb. Die s,Mexikaner" waren an den Börsen ein beliebtes Papier. Nach dem Weltkrieg aber, in dem Mexiko trotz allen nordamerikanischen Drängens neutral geblieben ist, haben unablässig Unruhen das Land zer fleischt. Dazu kamen die wiederholten, sogar militäri schen Eingriffe von feiten des großen Nachbarn im Nor den, der den wertvollsten mexikanischen Besitz, nämlich die Rohölgruben, zu gern ebenso okkupiert hätte, wie er, auch durch eine Revolution, sich des ehemals zu Mexiko ge hörenden Texas bemächtigte. Da ist es gerade Obregon amerikanischen Absichten einen bisher erfolgreichen Widerstand entgegengesetzt hat und immer i geblieben ist. Sein wäre.zu einem Entgegenkom men eher bereu Obregon genoß in Mexiko eine §anz außerordentlich große Popularität. Zahllos sind — baher- Versuche seiner innenpolitischen Gegner gewesen, ren unbequemen Mann zu beseitigen; immer wieder erfolgten Attentate, immer wieder ver suchte man, etwa den Cnenbahnzug, den er benutzte in die Luft zu sprengen, wurden Revolutionen, Verschwö rungen unternommen, nicht bloß Calles, sondern auch Obregon zu stürzen. Bisher mißlang beides, bis jetzt die Kugeln des Attentäters ihr Ziel trafen und damit dem etwas seltsam „wilden" politischen Lebenslauf Obregons ein Ende setzten. . Noch läßt sich»ncht bestimmt lagen, welches die Beweg gründe des Mörders für seine Tat gewesen sind. Die Innenpolitik des bisherigen Präsidenten Calles, dessen Amtszeit nun wohl einfach durch eine Verfassungsände rung — man kennt in Mexiko keine ^lzeprasidenicn — verlängert wird, bezweckt die Aufteilung des Großgrund besitzes zugunsten der Peons, also der unbmuttelten Land- arbeiter weißen oder gemischten Blutes. Das hat schlreß- Lu einem Kulturkampf geführt, der bei den beiden Gegnern die Anwendung schärfster Mittel veran.aßt hat. Ablichtungen von der einen, Gegenattacken von der an- en Seite her waren und sind an der Tagesordnung, WUMmimg lind RkMNtmeli Chamberlain für vorzeitige Rheinlandräumung London, 18. Juli. Im Unterhaus stellt heute das Mit glied der Arbeiterpartei, Wellock, die Anfrage, ob die Regierung das vor kurzem gestellte Ersuchen des deutschen Reichskanzlers be züglich der Rheinlandräumung erwogen habe und ob sie bereit sei, in wohlwollender Erwägung dieses Ersuchens zu handeln. Chamberlain erwiderte, der deutsche Reichskanzler habe in seiner Reichstagsrede keine ausdrückliche Forderung bezüglich der Räu mung des Rhcmlondes gestellt, sondern lediglich der Ansicht Aus druck verliehen, daß das besetzte Rheinland in Anbetracht des be stehenden Verhältnisses noch vor Ablauf des durch den Vertrag von Versailles festgesetzten Zeitpunktes geräumt werden solle. Die britische Regierung stehe dieser Ansicht wohlwollend gegenüber. Aber eine vorzeitige Räumung des Rheinländer könne nur auf Grund einer besonderen Vereinbarung zwischen den Besatzungs mächten und Deutschland erfolgen, bei der neben den Besatzungs- Mächten auch andere Mächte befragt werden müßten. Die britische Regierung sei jedenfalls bereit, etwaige Vorschläge, die von einer an dieser Frage stärker interssierten Seite ausgingen, in wohl wollende Erwägung zu ziehen. Wellock stellte sodann die wettere Frage, ob Chamberlain irgendwelche Initiative ergriffen habe. Chamberlain erwiderte: Ich glaube nicht, daß ich zurzeit mit irgendwelchem Nutzen eine Initiative ergreifen kann. Der Abgeordnete Kirkwood stellte die Frage: Ist es nicht für uns an der Zeit, der Welt unseren Friedenswillen zu beweisen, indem wir alle unsere Truppen vom Rhein zurückziehen. Chon.bei lein erwiderte: Die Zurückziehung der britischen Truppen allein würde die Frage der Rhemlandräu- mung weder lösen, noch sie einer Lösung nähsrbringe». Churchill für Endregelung der Dawes-Zahlungen. London, 18. Juli. Im weiteren Verlause der Unter haussitzung wurde au die Regierung die Anfrage gerichtet, ob in Anbetracht der kürzlichen Erklärungen des Reparationsagenten und des deutschen Reichskanzlers irgendwelche Schritte unter nommen worden seien, um eine Konserenz der beteiligten Mächte zur endgültigen Regelung der deutschen Reparationsverpflichtun gen herbeizuführen. Churchill erwiderte, die Regierung habe mit Interrsse von den angeführten Erklärungen Kenntnis genommen. Sie fei selbstverständlich bereit, jeden Vorschlag zur Regelung der deutschen Reparationen, der ihr unterbreitet werde, mit größter Ausmrrkscmkeit zu prüfen, vorausgesetzt, daß derartige Vorschläge sc gehalten seien, daß sie direkte Interessen des britischen Reiches sichrrstellen und sich mit den Richtlinien der britischen Politik in Einklang befänden. Soweit er wisse, seien bisher in dieser Frage noch keine konkreten Vorschläge irgendwelcher Art sormuliert worden, und für die britische Regierung sei es nicht möglich oder ratsam, von sich aus in dieser Sache irgend etwas zu unternehmen. Parker Gilbert unterhDdelt mit Pomare. Berlin, 18. Juli. Leber den gestrigen Vortrag des Re- pawücnsegenten vor der Reparationskommission und dem Trcnsserkomttee wird nur ein kurzes Kommunique veröffentlicht. Die Pariser Presse fügt dem hinzu, daß dieser Tage wichtige Verhandlungen zwischen Parker Gilbert und dem Ministerpräsi denten PomcavL stottsinden wurden. Parker Gilbert soll nach An sicht des „Cxcelsior" entschlossen sein, crncut auf die Revision des Dawes-Planes und die endgültige Festsetzung der deutschen Ver pflichtungen zu drängen. besonders da sich Calles durch seine wirtschaftlichen Pläne natürlich auch großer Popularität erfreut und auf un bedingt fanatische Anhänger rechnen kann, die mit der südlichen Heißblütigkeit des Mexikaners vorgehen. Ob hier die Hintergründe zu der Tat des Mörders liegen, ist denkbar und würde im Hinblick auf alles das, was bisher geschehen ist, auch nicht übermäßig auffallen. Präsident Obregon P. Daß nun ein neues Schreckensregiment in Mexiko ein setzen wird, ist ohne weiteres zu erwarten; zu bedauern ist aber, daß dieses reiche, durch unendlich große Natur schätze ausgezeichnete Land nun schon feit Jahren durch die inneren Unruhen gehemmt, ja zurückgeworfen wird. Schließlich läßt sich der Terror nicht als einzige Regir rungsmethode anwenden. Aber Cakes und die Seinen, darunter nicht zuletzt Obregon, sind Fanatiker ihrer Ideen. Denn gewiß rechneten und rechnen sie immer damit, daß etwas Derartiges geschieht wie jetzt auf dem Bankett in der Kleinstadt St. Angel, in der Nähe der Haupt stadt, wo Obregon von seinen Anhängern gefeiert und von einem seiner Gegner erschossen wurde. Gewiß ist eine eiserne Hand notwendig, um in diesem von politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Leidenschaften durchtobten Lande Ordnung zu schaffen; aber dieses neue Attentat scheint zu beweisen, daß die Wogen schon zu hoch gestiegen sind, als daß in absehbarer Zeit politische Ruhe, kulturelle Versöhnung und wirtschaftlicher Frieden eintreten. Mix Hölz m der Hast entlasse«. Berlin, 18. Juli. Wie die T.-U. von zuständiger Stelle erfährt, ist Max Hölz gemäß dem Haftunterbrechungsantrag der Verteidigung aus der Hast entlassen worden. „Malygin" sM Amundsen suchen. Die Gerüchte ü ber d'i e „L a t h a m". Wie aus Moskau gemeldet wird, hat der allrussische Hilfsausschuß dem Eisbrecher „Malygin" den Befehl er- leilt, nach der Sprengung der ihn zurzeit einschließendcn Eismassen noch einmal den Versuch zu machen, Amundscu aufzufinden und erst dann nach Archangelsk zurüüzukehren. Ferner soll er vor seiner Rückkehr aus dem Karl-Land ein Lcbensmittellager für Amundsen und die Ballongruppe cinrichten, damit diese, falls sic das Karl-Land erreichen sollten, dort Lebensmittel vorfinden. Auch der Eisbrecher „Krassin" soll die Suche nach Amundsen und der Ballvn- gruppe fortsetzen. Die wieder verbreiteten Gerüchte, Fischer hätten auf der Bäreninsel Spuren der „Latham" entdeckt, beziehen sich auf die alte Geschichte, die bereits vor einiger Zeit von zwei Fischern erzählt wurde, sie hätten auf der Bäreninsel Räderspuren und die Reste einer Pelzmütze gefunden. Diese Schilderung ist sehr unbestimmt; jedenfalls kann ein Wasserflugzeug wie die „Latham" keine Räderspuren auf dem Eise hinterlassen. Ml und v. Klinefeld in Budapest. Begrüßung durch den deutschen Gesandten. Zum Empfang der „Brcmen"-Flieger Köhl und v. Hünefeld hatte sich auf dem Budapester Flug platz eine große Menge eingefunden. Die Tribünen waren mit den ungarischen und den deutschen Fahnen geschmückt. Zur Begrüßung waren u. a. erschienen: Vertreter der Re gierung, der Hauptstadt, des Ungarischen Aeroklubs und der deutsche Gesandte v. Schön. Nach der Landung der „Europa" wurden die deutschen Flieger vom Publikum niit brausenden Eljenrufen begrüßt. Als erster hieß sie im Namen der Regierung der Staatssekretär im Minister präsidium, v. Darany, willkommen. Sodann hielt na mens der Hauptstadt Budapest Magistratsrat Dr. Be- rezel eine deutsche Ansprache. Er würdigte den Erfolg der Ozeanflieger, der in Ungarn nicht nur als ein Sieg menschlichen Könnens, sondern als eine ruhmvolle Tat der einstigen Verbündeten Begeisterung erweckte. Ihr kühner Flug sei nicht bloß ein deutscher Triumph, sondern ein Erfolg der gesamten Menschheit. Zu Ehren der Ozean flieger gab die Stadt Budapest ein Bankett. Nach der Be grüßungsansprache eines Vertreters der Stadt begrüßte der deutsche Gesandte Dr. v. Schön die Flieger und gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Budapester Besuch der deutschen Ozeanflieger, der die Sympathie Deutschlands für Ungarn zum Ausdruck bringe,