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Wer sind die Geschädigten? Der Reifende Willy Guth «us Radebeul hat bis Februar d. I. in Kesselsdorf und f den umliegenden Gemeinden sür die Firma Börner de Müller > in Dresden, Pfotenhauerstrabe, Hüte und Pelzfachen zur Um- arbeit adgeholt und Anzahlung verlangt. Guth ist bei der ge nannten Firma entlassen morden. Er hat einen grossen Teil der Sachen, deren Besitzer nicht bekannt sind, als Handgepäck im Lahnhof Dresden - Trachau aufdewahrt. Etwaige Geschädigte wollen sich bei ihrem Bürgermeister oder bei der ^Gendarmerie melden. Sonderzüge Mohorn—Nossen. Sonntag, am 10. -Juni d. I. verkehren anlässlich des Vogelschiessens in Reinsberg Berwal- lungsfonberzüge zwischen Mohorn und Nossen in nachstehendem Fahrplan: Ad Mohorn 13.15, -ab Obevdittmannsdors 13.30, ab Ritterdittmannsdorf 13.38, ab 'Oberreinsberg 13.45, ab N-ieber- reinÄberg 13ch2, ab Obergruna-Bieberstein 14.02, ad SieLen- lehn 14.10, ab Noflen-Haltep. 14.19, an Nossen 14.23 Ahr. — Nach Mohorn: Ab Nossen 15.15, ab Nossen-Haltep. 15.21, ab Sicbenlehn 15 31, ab Obergruna-Bieberstein 15.39, ab N-ieder- r-einsberg 16.04, ab Oberreinsberg 16)11, ab Niederdittmanns dorf 16,18, ab Oberdittmannsdorf 17)27, an Mohorn 16.40 Uhr. Es gelten die Fahrkarten des gewöhnlichen Verkehrs. Sächsischer Sängerbund (D. S. B.). Die Mitgliederbe- standserhebung ist nun geschlossen und hat folgendes Ergebnis: Aktive (zahlende) Sänger: Dresdner Sängerbund 330, Elbgau- Sängerbund 10840, Erzgebirgifcher Sängerbund 8570, Iulius- OttoEund 1510, Leipziger Gau-^Sängerbund 9732, Sänger bund Meissner Land 2435, Mittelerzgebirgischer Sängerbund 593, Mittelmuldentaler Sängerbund 849, Obererzgebi-rgischer Sängerbund 3296, Sängerbund der sächsischen Oberlausitz 5990, Rödertal-Sängerbund 300, Sängerbund Saxonia 1267, Vogt- ländischer Sängerbund 5755, West-sächsischer Sängerbund „Ca non" 1400, Zwickauer Gau-Sängerbund 1476, 'Sängerbund Zwömtz-Auertal 648; zusammen 54 991, hinzu 312 beitragssreie Sänger, ergibt zusammen 55 303 aktive Sänger. Der Film als Werbemittel der deutschen Sängerbewegung. Die „SBK." teilt mit: Seit Wochen raunt es im deutschen Sängerwald geheimnisvoll von einem i-m Entstehen begriffenen Film, der das deutsche Lied verherrlichen, der weöben soll für die Ausbreitung der idealen Gedanken, von denen die Sänger bewegung getragen wird. Die -Sänger selbst wissen, was sie am deutschen Liede haben. Der Deutsche Sängerbund kann seine Auf gabe aber erst dann als erfüllt anfehen, worin das deutsche Lied die Seele des ganzen Volkes gewonnen hat. Darum kann man es nur freudig begrüßen, daß auch der Film als modernes Wer bemittel in den Dienst dieser hohen Aufgabe gestellt werden soll. Den Anstoß dazu hat das kommende 10. Deutsche Sän gerbundesfest in Wien gegeben. -Wie vor vier Nähren in Han nover, sollten auch Wilder von dem Fest in Wien hinterher im Film gezeigt werden, um -auf diese Weise auch denen, die nicht daran teilnehinen können, einen Eindruck -von dem Erlebnis die ser gewaltigen Kundgebung zu vermitteln. Auf Anregung von Bundesschatzmeister Redkin ist -der Plan dann aber erweitert worden, und allmählich ist man dazu gekommen, ein großes Film- werk zu schaffen, das in drei Teilen die Entstehung und Ent- wicklung des deutschen Volksliedes zur Darstellung bringt, -und dann ausklingen soll mit der grossen Kundgebung in -Wien. Die beiden ersten Teile sollen in Wien schon während des Festes in mehreren Theatern zur Aufführung kommen. Der dritte Teil soll gleich nach dem Feste folgen, und die erste Gesamtausführung soll dann in Hannover stattsinden. Steuerermäßigung beim Unterhalt mittelloser Angehöriger. Es liegt auf der Hand, daß ein Steuerpflichtiger, der a-uf -Grund gesetzlicher oder sittlicher Verpflichtung mittellose Angehörige zu unterhalten hat und dadurch in seiner wirtschaftlichen Leistungs fähigkeit wesentlich beeinträchtigt wird, eine Ermäßigung seiner Einkommensteuer beanspruchen darf. Dagegen war der Begriff der MittellvMeit bisher -vielfach sehr umstritten. 6hn hat ein Urteil des Reichsfinanzhofs nun dahin definiert, -daß -er nicht identisch ist mit dem -der Erwerbsunfähigkeit. Die Erwerbs fähigkeit, -so heißt es dort u. -a. schließt die Mittellosigkeit keines falls aus, wenn entweder keine Gelegenheit zum Erwerb vorhan den ist oder die Tätigkeit im -Geschäft eines Dritten ohne wei teres Entgelt und nur gegen Anterhaltungsgewährun-g geleistet wird. Entscheidend ist vielmehr, wenn die Angehörigen — die übrigens gar nicht zum -Haushalt des Steuerpflichtigen zu ge hören brauchen — keine Einkünfte beziehen und kein Vermögen zur Bestreitung des eigenen Lebensunterhaltes besitzen. Die Er- mäßigungsvorschnst soll sogar auch dann anwendbar sein, wenn die Einkünfte des unterstützten oder zu unterstützenden Ange hörigen so gering sind, dass sein vorhandenes Vermögen zur Be streitung des Lebensunterhalts in kurzer Zeit -aufgezehrt fein müßte. Das Wort „mittellos" ist also im steuertechnischen Sinne nicht wörtlich zu nehmen. Keine 25-Psennigslücke! Von einem wirtschaftlichen Spitzen oerband war die Ausprägung eines 25-Pfennigstücks vorge schlagen worden. Die Dresdner Handelskammer stellte darauf durch Umfrage fest, -dass dieser Vorschlag vom Einzelhandel, den Banken und der Industrie fast durchweg abglehnt werde, weil kein Bedürfnis dafür vorhanden sei und durch Vermehrung der Münzen nur Verwechslungsm-ögiichkeiten entstünden. Nm üb rigen macht die Handelskammer -darauf aufmerksam, -daß in den Antworten auf -die Umfrage von allen -Seiten unaufgefordert über das neue !5O-Psennigstück -geklagt werde, weil es -häßlich und -unpraktisch sei. Die Kammer forderte erneut, daß das Reichs finanzministerium für bessere Gestaltung der Reichsmünzen sor gen möge! Der Landesverbandstog selbständiger Sattler und Polsterer findet am 10. 6uni in Riesa statt. Nicht musizieren bei offenem Fenster! Mit Eintritt der wär meren Jahreszeit mehren sich die Beschwerden über Belästigun gen durch Musizieren bei offenem -Fenster, insbesondere über Aufstellung von Lautsprechern, Klavier- und Grammophonfpielen. Ost werden Lautsprecher direkt an das offene Fenster gestellt und der Schalltrichter nach der -Strasse oder den Höfen gerichtet. Die daraus entstehenden Belästigungen find unerträglich, nicht nur, für ruhebedürstige, sondern auch für alle geistig arbeitenden Per sonen. Kranke Personen -können, wenn die Belästigungen längere Zeit anhalten, dadurch schwere -gesundheitliche -Schäden erleiben- Hierbei ist weiter zu beachten, daß gegen das Musizieren -bei -offe nem Fenster gegebenenfalls noch auf Grund von 8 360, 11 des Reichsstr-afgefetzbuches eingeschri-tten werden kann. Jedem Musi zierenden ist daher anzuraten, beim Musizieren in Rücksicht auf die Anwohnenden die Fenster zu schließen. Wann ist ein Platz im Zuge belegt? Immer wieder zeigt es sich, daß -das reisende Publikum nicht genau darüber unter richtet ist, wann ein Platz im Abteil als belegt gilt oder unter welchen Umständen der Reisende das Anrecht cuf den bereits innegehabten Platz verliert. Wer eine Reise antr' t, der belege ulso feinen P'ah — es ist in allen vier Wagenklassen möglich ordnungsgemäß. Er lege ein Kleidungsstück, Hut oder Mantel, oder auch ein Gepäckstück aus den Sitzplatz, — nicht etwa in -das - über dem Platze befindliche Gepäcknetz, denn das gilt nicht — dann kann er getrost das Abteil für einige Zeit vrrl.ffen. Zum Belegen des Platzes -genügen jedoch nicht Zeitungen, leere Zi- Lrettenichachteln, Pappteller und dergleichen. Derartige Gegen stände werden ost von den Reifenden nach Beendigung her Fahrt zurückgeiassen, so daß eine Platzbelegung baust nicht genügend kenntlich gemacht wäre. In der gleichen Art muß auch, w'e wir den Deutschen Berkehrsblättern entnehmen, rin Platz :n -den D- Zügen be.eg: werden. Die an der Nummerntustl neben de: Ab teiltür als ..belegt" kenntlich gemachten Plätze werden -den In- habcrn der dazugehörigen Platzkarten, die 50 Pfg. in der dritten und 1 Mark m der zweiten Klasse -kosten, nur bis zur Abfahrt des Auges stechehalten. Auch hier muß also der Reisende feinen Platz in der oben beschriebenen- Art belegen, um den Anspruch nicht zu verlieren. Bei jedem Verlassen des Zuges unterwegs auf der Reise ist der Platz durch ein Gepäckstück zu belegen. Sonst kann -es vorkommen, dass der Reisende seinen Platz besetzt findet -und er sich einen neuen suchen muß. Das Umpsropfen schlechttragender Obstbäume, das jetzt viel fach zur Hebung unserer Obsterträge und zur Vereinheitlichung der Marstsorten durchgeführt wird, -hat nur dann Erfolg, wenn jode Möglichkeit zur Erkrankung der Pfropsstelle vermieden wird. Werden nicht alle Vorsichtsmaßregeln beachtet, z. B. der recht zeitige sorgfältige Verschluß der großen Astwu-nde, dann wächst nicht nur das Reis der neuen Sorte nicht an, sondern es treten auch mitunter schwere Defekte an -den Anterlagsästen ein. Diese -je nach -dem Alter müssen vermieden werden, soll nicht das Am- pfropfen unseren Obstbestand mehr schaden als nützen. Da cs sich um die Erhaltung großer Wirtschastswerte handelt, und da die Maßnahme des Ämpsropfens in Zukunft in steigendem Maße zur Anwendung kommen wird, bearbeitet die 'Abteilung für gärt nerische Botanik und Manzenzüchtung -der Höheren St-aatsleh-r- anstait für Gartenbau in Pillnitz a. d. Elbe die Ampfropfkr-an-k- ,hosten. Nicht oder schlecht verwachsene, sowie scheinbar gut ver wachsene, aber später eingehende Pfropfköpfe werden zur Fest stellung des Döföktes -untersucht. Für die -Untersuchung werden die Pfropfköpfe, die aus der Praxis eingesandt werden, derart vom Baum -abgesagt, daß je 15 bis 20 Zentimeter des Pfropf astes und Pfropfreises von -der Pfropsstelle aus -erhalten bleiben, da sie für die Untersuchung notwendig sind. Unterlags- und Reis sorte müssen bei der Einsendung bezeichnet sein, ebenso muß der Pfropftermin mitgeteilt werden. Die Einsender erhalten kosten lose Auskunft über das Untersuchungsergebnis. Lehrgänge im Bepacken von Allgäuer Heuhüüen. Wie die Pressestelle der Landwirtschaftskammer mitteilt, sind aus Mitteln des Grenzlandsonds in den Gemeinden des sächsischen Grenz gebietes -und einer Anzahl Ortschaften der übrigen Oberlausitz Heuhütten zur Verteilung gelangt, um dieses wertvolle Trocken- g-erüst der Allgemeinheit bekannt zu machen. Zunächst finden in dem Bezirk Ostsachsen und -der Amtshauptm-annsch-aft Pirn-a vom 29. Mai bis 2. -Juni in -einer Reihe von Ortschaften Lehr gänge -statt. Interessenten -erteilt Auskunft die Aweilsgemeinschaft für Grünland-wirtschaft im -Freistaat Sachsen e. V. in der Lanö- wirtschastkamm-er, DresdewA., -Sidonienstvaße 14. Vorsicht mit Kunstdünger. Einen quälvollen Tod erlist in R-eussen-dorf b. Waldenburg in Schlesien der -Gutsbesitzer Tscher sich. Er hatte auf seinem Felde Kunstdünger ausgest-reut und es war ihm dabei -von dem verwendeten Material -ein kleines Quan tum in eine -gang geringfügige Wunde ins Gesicht geraten. Nach -kurzer Zeit schwoll der Kopf -über und -über an und eine Ge- fchwürbildung an der wunden Stelle zeigte eine Blu-tvergiftun-g, von der der erst 53 Jahre alte Mann nicht mehr -gerettet werden konnte. Trotz hinzugerufener ärztlicher Hilfe verstarb er unter schrecklichen Leiden. Grund. (-U n-g lü ck ss-a ll.) Der im Steinbruch Tharandt beschäftigte Schmied Erich Meißner verunglückte -am Dienstag in seinem Dienst. Beim Fahren -einer Zugmaschine -löste sich ein Rad los, und M. kam zu Fall und erlitt eine schwere Zer quetschung des Ellenbogengelenkes. Der Zweiun-dzwanzigjähri-ge wurde nach dem Krankenhaus gebracht, wo er sich -einer Opera tion unterziehen mußte. Mohorn. sF uhre nv-ergeb u ng.) Die Fuhren für die -diesjährigen Str-aßenbauarbeiten werden am Montag abends 6 Ahr öffentlich -im Gemeindesteinbruch -vergeben. Der Gemeinde rat behält sich Ablehnung oder Annahme der Angebote aus drücklich -vor. Vereiaskalender. Turnverein D. T. Donnerstag nach der Turnstunde Mv- natsversammlung in der „Tonhalle". — Sonntag den 10. Juni -Schauturnen. Wetterbericht Allgemein sommerlich warme Witterung, voraussichtlich ge wittrige Störungen nicht ausgeschlossen. Oie christlichen Ettern zum Reichsschulgesetz. Vorstand und Verbandsausschüsse der christlichen Eltern- Vereine Sachsens haben bei ihrer Tagung in Dresden zwei Entschließungen zum Reichsschulgesetz und zum Landeslehr plan gefaßt. In der ersten Entschließung wird das Fest- Ha l t e n an der Forderung nach dem in der Reichsverfassung verbürgten Reichsschul .setz betont und erklärt, daß die christliche Elternschaft sich unbedingt zzur Erreichung christlicher Schulen aller reichsvcrfassungsmäßigen Rechte bedienen werde. In der zweiten Entschließung wird erklärt, daß der Landes lehrplan auf die berechtigten Forderungen der christlichen: Eltern nach möglichst gesteigerter und vertiefter Ausbildung ihrer Kinder keinerlei Bedacht genommen und in der Nichtberücksichtigung der in der März-, iagung der Evangelisch-Lutherischen Landessynode und vom. Landeskonsistorium ausgesprochenen Wünsche wesentliche For derungen des evangelischen sächsischen Volkes unbeachtet ge lassen habe. Die sächsischen evangelischen Eltern, die das sächsische Übergangsschulgesetz aus oft dargelegten Gründen nach wie vor ablehnten, müßten aus den gleichen Gründen auch dem neuen Lehrplan die Anerkennung versagen. * Dresden. (Austritte aus der Kommunisti schen Partei.) Der kommunistische Landtagsabge ordnete Hermann Flammiger hat seinen Austritt aus der Partei erklärt und dürste sich wahrscheinlich den Links- fozialisten anschließen. Auch der Leiter der Arbeits invalidenorganisation Kurt Gäbler ist aus der K. P. D. ausgetreten. Chemnitz. (Große ErzgebirgischeBlumen- s ch a u.) Die Verbandsgruppe Sächsisches Erzgebirge im Reichsverband für den deutschen Gartenbau, der Verein ver Blumengeschäftsinhaber für Chemnitz und Umgebung und die Ortsgruppe der Deutschen Kakteengesellschaft be schlossen, im Herbst dieses Jahres eine große Blumenschau zu veranstalten. Die Ausstellung soll vom 21. bis 26. No vember, also vom Bußtag bis Totensonntag, in den Räu men von Meyers Feldschlößchen stattfinden und den glei chen Charakter tragen wie die im Jahre 1905 stattge fundene Blumenschau. Crimmitschau. (Verschüttet.) Am Montag sprangen im Gelände der Koberbach-Talspene -einige Bauwagen in un gefähr vierzehn -Meter Höhe aus dem Fekdgl-eise und kippten -um. Die in einer -geringen Vertiefung stehenden Arbeiter wur den durch die Erdm-assen verschüttet -und kamen zum Teil -auch unter die schweren Kipploren zu siegen. Dabei wurde der 37- jährige Notstandsarbeiter Walter Lippold aus Leubnitz sofort getötet, während ein anderer Arbeiter schwere Bein-verletzungen !davontrug. Frankenyausen bei Crimmitschau. (Tödlicyerün- fall auf dem Schieß stände.) Beim Scheiben schießen der Schützengesellschaft in Gosel prallte ein Ge schoß ab, das einen 65jährigen pensionierten Eisenbahner so unglücklich traf, daß bald danach der Tod eintrat. Grünhain. (Kreuzotterplage.) Auf dem hiesi gen Rathause sind in diesem Jahre bereits 59 Kreuzottern gegen die übliche Fangprämie abgeliefert. Warnsdorf. (Kinder vom Rehbock aufge spießt.) Im Pampferhütte im Böhmerwalde ging dem Förster Bohacet ein zahmer Rehbock durch. Er lief nach oem Dorfe Eisenstein und spießte ein dort spielendes Kind mit seinem Gehörn auf und verletzte ein zweites schwer. Das Rehbockgehörn war so tief in den Leib des Kindes gedrungen, daß herbeigeeitte Männer Mühe hatten, es herauszubekommen. (Rin neues Museum Lu Dresden. Dresden, die Stadt der großen Bauwerke uud Kunst galerien, ist in diesen Tagen um ein neues Museum be reichert worden. In den Räumen des Marstalls und der Rüstkammer, in denen sich auch früher eine kleine historische Sammlung befand, ist das neue Historische Museum entstanden. Dieses gibt eine Übersicht über die Hofkultur der sächsischen Kurfürsten und Könige namentlich im 16. bis 18. Jahrhundert. Eine andere Welt umfängt den Besucher bereits, wenn er das große Portal des Stallhofes durchschritten hat, wenn er sich in mitten der hohen efeu- und weinlaubumrankten Mauern befindet. Im Museum selbst betritt man zuerst einen hohen Lichthof, der angefüllt ist von einem riesigen türkischen Zelt aus dem 17. Jahrhundert, das — 17 Meter lang, 7 Meter breit und 6)4 Meter hoch — Naum für mehr als dreihundert Personen bietet und innen mit kost barer, reich ornamentierter Seide ausgeschlagcn ist. An den Lichthof schließt sich eine weite Halle, in der der alte Marstall wieder zu neuem Leben erweckt ist. Pracht volle Galawagen, zierliche Jagd- und Reisewagen füllen ven.Raum. Besondere Aufmerksamkeit erregen ein sechs spänniges Gefährt aus königlichem Besitz, eine Pillnitzer Prachtgondel aus dem Jahre 1780, die an der Spitze einen phantastischen Drachenkopf trägt, und ein riesiger Leichenwagen, überdeckt mit schwarzem, hermelin besetztem Samt. Herrliche Schätze alter Kultur birgt die Kunstkammer, u. a. eine Orgel aus dem 16. Jahr hundert, deren Äußeres ganz aus Marmor ist, und kost bare geschnitzte und eingelegte Möbel. Die Rüst kammer enthält Turnierrüstungen für Mann und Roß, oft in blendender Ausführung, in Silber und Gold. Viele dieser Rüstungen sind Zeugnisse höchster Goldschmiede kunst, wie z. Ä. der Prachtharnisch für Mann und Roß, den Kurfürst Christiau II. (1583—1611) von einem Nürn berger Goldschmied für 8800 Gulden erworben und der Darstellungen aus dem Trojanischen Krieg trägt. Reiche Sammlungen von Pistolen uud Schwertern ergänzen das Bild kriegerischer Zeiten. Das Schönste in diesem Museum aber ist die Kostümsammlung, in der uns das höfische Leben früherer Jahrhunderte plastisch und greifbar in seinen Prunk- und Festgewän dern, in all den Kostbarkeiten seiner Zeremonien entgcgen- tritt. Im Mittelpunkt dieser Abteilung steht die Vitrine mit dem polnischen KrönungsornatAugusts des Starken, der hermelinverbrämte Mantel, die Krone, Zepter und Apfel und als Geschenke des Papstes an den König anläßlich seines Übertritts zur katholischen Kirche das geweihte Schwert, der Gürtel und Hut. Als Kurio sität sei eine Schuhsammlung erwähnt, in der sich neben den Schuhen von Prinzessinnen und berühmten Tänze rinnen auch die des großen Philosophen Immanuel Kant befinden. Mit stärkstem Interesse durchschreitet mau die hohen, lichten Säle dieses neuen Museums, deren Raumgestaltung vorbildlich und von erlesener Vornehmheit ist. Dresden freut sich über den Besitz dieses bedeutenden neuen Museums, vas nicht nur einen Gewinn für die Stadt, sondern für zanz Deutschland darstellt. A. H.