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MsdmfferTagebla für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, WLLNLL Wochenblatt für Wilsdruff u Umn-«md „ .... nehmen zu jeder Zeit Be- Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung de, Zeitung oder Kürzung Les Bezugspreises. — Stücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Naumzeile 2V Npfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reichs pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweijungsgebühr 20 Reichsp seimige. Äor- geschricbeneErscheinungs- tage und Platzvnrschrtften werden nach Möglichkeit Kernspremer: Amt Wrlsorusf Nr. 6 berücksichtigt. Anzet-en- annabme bis oorm.lOUHr. — ' ------- —— - Für die Richtigkeit der durch FernrufübermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Raballanspruch erlischt, wenn der Betrag durch . - . - Klage eingezogenwerdenmußoderderAuftraggeberinKonkursgerät. AnzeigennehmenalleDermittlungsstelleneutgegen. Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. 91^.113— 87.IahrZKNg Lelegr.-Adr.: „Amtsblatt" 2Vilsdruss- DreKdeu ' ' —— - WUl I«!!! bl !I> «in». Postscheck: Dresden 2840 Dienstag, den 15. Mai 1928 N»M«!U M! !!!«!!!! !!!l IIIMMb!,»! «MWÜI!! WWW lingen wird, den König zum Abschluß eines Vertrages mir Rußland zu bewegen. Nach seinem Wiedereintreffen in Kabul sollen die russisch-afghanischen Besprechungen fort gesetzt werden. Aman Ullah wird am 18. Mai von Sewastovel aus auf einem ihm von der türkischen Regierung zur Ver fügung gestellten Passagierdampfer in Begleitung des tür kischen Botschafters in Moskau, Tewfik Bei, d>e Fahrt nach Konstantinopel antreten. König Aman Ullah wird zunächst keinen Aufenthalt in Konstantinopel nehmen, son dern direkt von Haidar Pascha nach Angora fahren, wo er mehrere Tage als Gast Mustavha Kemals weilen wird. Märungen der Parteien zur Schulsrage. Auf die seitens des Ev. Reichselternbundes an die Parteien gerichtete Anfrage über ihre Stellung jun» Reichsschulgesetz und zu den anderen kulturpolitischen For- derungen evangel. Wählerschaft haben bisher geantwortet: die'Deutschnationale Volkspartei, die Deutsche Volks partei, die Deutsche Demokratische Partei und auch die Sozialdemokratische Partei. Die Deutschnationale Partei teilt mit, -aß sie der Stellungnahme des Reichselternbundes zustimme und die sämtlichen Fragen mit Ja beantwortet. „Unsere Reichstagsfraktion hat in diesem Sinne gewirkt und wird in diesem Sinne wirken." Die Deutsche Volkspartei erklärt: „Wir wer den dabei, wie bisher, dafür eintreten, daß der evan gelischen Schule im Rahmen der durch die Verfassung ge gebenen Möglichkeiten volle Entfaltungsfreiheit und Gleichberechtigung mit den übrigen durch die Reichsver fassung ermöglichten Schularten — auch bei der Feststel lung des Charakters der bestehenden und bei der Ein richtung neuer Schulen — gewährleistet wird." Die Deutsche Demokratische Partei ver tritt die Auffassung, „daß die Gemeinschaftsschule nach der Neichsvcrfassung eine andere Rechtsstellung hat als die. Bekenntnisschule, insofern die Gemeinschaftsschule von Amts wegen eingerichtet wird und die Bekenntnisschule einen Antrag der Erziehungsberechtigten erfordert. Nach dieser rechtlich unwiderleglichen Auffassung kann von einem gleichen Recht der dnrch die Verfassung ermöglichten Schularten nicht die Rede sein. Dagegen ist es auch für die Deutsche Demokratische Partei selbstverständlich, daß eine evangelische Schule, die auf Grund der verfassnngs- mäßigen Vorbedingungen errichtet worden ist, auch die Der „goldene Wahlsonntag^. Wie vor Weihnachten an dem Sonntag, der dem Feste oorangeht, die Geschäftsinhaber besondere Anstrengungen machen, um Käufer heranzulocken, und sie auf diese : „goldenen" Sonntag die größten Hoffnungen setzen, so war es auch diesmal beim Wahl-„Geschäft". Nicht blor in Berlin, wo zum erstenmal eigentlich der Wahl kamps in des Wortes eigentlichster Bedeutung ebenso hohe wie unerfreuliche Wellen schlug. Allzuoft verzichtete man dabei leider auf geistige Waffen und griff zu ganz aude'i:- gearteten, die zwar nicht überzeugende, aber „schlagende" Gründe darstelltcn. Die Polizei hatte infolgedessen übel- Hand zu tun und es fehlte nicht an Opfern dieser „Wahl schlacht". Die Parteien haben ihre Schwerter gewetzt — mau nehme das aber bitte nicht wörtlich! — und treten zum letzten, zum entscheidenden Waffengang an. überall dröhnen die Fanfaren, die zu Versammlungen einladen, manchmal und nicht gerade selten allerdings ohne rechten Erfolg. Wie auf dem Jahrmarkt schreien die Plakate, tönen die Sprechchöre, schnarren die Grammo phonplatten mit den mehr oder minder geistreichen und prägnanten Programmreden der Parteiführer, dröhnen die Lautsprecher durch die Straßen in Stadt und Land. Man sucht das, was bisher an sogenannter politischer Aufklärung fehlte, eifrigst nachzuholen und dem Wähler möglichst viel an politischer — lies: parteipolitischer — Weisheit einzutrichtern. Die große Masse nimmt das überaus gefaßt auf. Viel Neues kommt nämlich dabei nicht zum Vorschein und man ist aus den nicht gerade seltenen Wahlkämpfen der letzten vier Jahre schon an aller hand scharfe Kost gewöhnt, so daß es schon sehr pi kant e r B i s s e n bedarf, um den Wahlappetit zu reizen. Die Prophezeiungen über den 20. Mai lauten hin sichtlich der Wahlbeteiligung recht düster nud so ist's kein Wunder, daß man den „goldenen" Wahlsonntag eifrig nutzte, um den Wähler auf den 20. Mai aufmerksam zu machen. Vielleicht haben die Propheten recht, die da orakeln, es käme in der Hauptsache am nächsten Sonntag darauf an, o b, nicht aber zu allererst, w i e gewählt wird. In allen Kalkulationen über den Wahlausgang ist nämlich gerade die Wahlbeteiligung die große unbekannte Zahl die vorläufig jede Voraussage als reine Illusion hinstellcn muß, völlig unmöglich macht. Und noch eine zweite, aber recht einflußreiche unbekannte Größe ist in dieser Rech nung: wie werden sich die über 2,5 Millionen neue: Wähler, die Jugendlichen also, entscheiden, die be^ der vorigen Neichstagswahl ein Stimmrecht noch nicht bc saßen, weil sie damals am Wahltag das vorgeschriebem 20. Lebensjahr noch nicht erreicht hatten? Es ist das Ge schlecht, das den Weltkrieg geistig noch nicht, nur körperlich leidend erlebte, wohl aber zum Teil schon begriff, wa alles sich hernach ereignete. Wie mag sich das auswirren am 20. Mai? An der Wahlbewegung haben sie sich in: allgemeinen doch recht eifrig, und zwar bei allen Parteien beteiligt und gewöhnlich sind es gerade die Jugendlichen der verschiedenen Parteien und Verbände gewesen, zwi sehen denen die recht ungeistigen „Wahlschlachten" aus gefochten werden. In schneller Steigerung wird Tempo und Musik dei Wahlpropaganda jetzt in dieser Woche sich emporschrauben bis zum Furioso des Wahltages selbst. Wieder wird es zum Jahrmarkt, wo ein Ausrufer den anderen zu über schreien versucht, wo es an Grotesken sicherlich nicht fehlen wird, auch nicht, wie der Berliner sagt, an „Keilerei und Tanzvergnügen". Aber das soll doch nicht das Ernsthafte, das dahinter steht, zum Verschwinden und Vergessen brin gen. Es geht um Wichtigeres, um Entscheidendes. Und man braucht die Marktschreiereien und Wahlkampf- grotesken nicht ernsthafter zu nehmen als sie gemeint sind. Klappern gehört auch hier zum „Handwerk" und wie der Kaufmann seine Ware anpreist, so die Parteien ihre poli tischen Ansichten und Absichten Der verständige Käufer freilich prüft die Ware erst sehr genau, ehe er seine Wahl trifft; hoffentlich tut dies auch der deutsche Wähler. Oer August soll Nationalfeiertag werden. Anträge im Reichs rat. Im Verein mit Preußen haben mehrere Bundes staaten im Reichsrat den erneuten Antrag eingebracht, den 11. August, den Tag, an dem die geltende Verfassung des Deutschen Reiches in Weimar durch die National versammlung angenommen wurde, zum Nationalfeiertag zu erklären. Der Antrag sott noch in dieser Woche zur Be ratung kommen. * Im vorigen Jahre wurde der gleiche Antrag im Reichsrat mit 42 gegen 25 Stimmen angenommen. Da mals hatten dafür gestimmt neben dem Staat Preußen die preußischen Provinzen Posen, Westpreußen, Schlss- Wig-Holsteln, Hannover, Hessen-Nassau, Westfalen, Rhein- tand, ferner die Stadt Berlin und die Länder Baden, Sachsen, Hessen, Hamburg, Mecklenburg-Schwerin, An halt, Bremen, Lippe, Lübeck, Waldeck. Die letzte Entschei- i duna verblieb den: Reichstag, der aber die Angelegenheit I Jie WMirekWW dei der Reichsbahn Sm noch zwei Kaffen auf der Eisenbahn. Verdoppelung der Zuschläge. Die von der Deutschen Reichsbahngesellschaft verfaßte Denkschrift zur Begründung der geplanten Tariferhöhung ist veröffentlicht worden. Die Reichsbahn will ihre Ein nahmen um 250 Millionen erhöhen. Der Personenverkehr sott 55 Millionen oder 4 Prozent mehr als bisher bringen, für den Güterverkehr ist eine Mehreinnahmc von 195 Mi! lionen oder 6 Prozent des bisherigen Aufkommens vor gesehen. Bei der Neugestaltung der Personentarife ist beabsichtigt, die bisherige Unterscheidung zwischen dritter und vierter Klasse auszuheben nnd beide in eine sogenannte Holzklassc zusammenznzichen. Dieser soll eine einzige Polsterklasse, entsprechend der jetzigen zweiten, folgen, während die bisherige erste Klasse wegfallen, d. h. nur b i den internationalen Zügen erhalten bleiben soll. Dabei wird eine Erhöhung der für die vierte Klasse augenblicklich geltenden Fahrpreise vorausgesetzt für die neue Holzklasse, die etwas billiger sein soll als die bis herige dritte Klasse. Auch die Polsterklasse soll scheinbar Verbilligung erfahren gegen die jetzigen Preise. Diese Verbilligung wird aber in Wirklichkeit illusorisch durch die starke Heraussetzung und Neueinrichtung aller möglichen Zuschläge für Schnell- und Eilzüge, die zurzeit keinen Zuschlag erheben. Die neuen Forderungen. Die Änderung würde bedeuten bei der vierten Klass: eine Steigerung des Kilometerpreiscs mn einen halben Pfennig, für die dritte Klasse eine Senkung des Preises um 1,3 Pfennig. Der Preis für die Polsterklasse ist gegen über dem Dritte-Klafse-Preis 1,7 Pf. billiger. Bei den internationalen Zügen soll der Preis für die erste Klasse 9,3 Pf. betragen, also 1,5 Pf. weniger. Die Schnell zugszuschläge werden verdoppelt. Für dw Eilzügc wird neu ebenfalls ein Zuschlag eingcführt, der sich in der Holzklasse bis auf 2,50 Mark für Entfernungen über 300 Kilometer und in der Polsterklasse auf 5 Mart stellt. Die Schnellzugszuschläge betragen in der Holzklass: bei Entfernungen von über 300 Kilometer 5 Mark und in der Polsterklasse 10 Mark, bei der Luxusklasse, die also im wesentlichen der bisherigen ersten Klasse entspricht, 15 Mark. Sollten die Änderungen nicht durchgehen, so schlägt die Reichsbahn eine durchgängige Erhöhung der Preise für alle vier Fahrklassen von 15 Prozent vor. Bei den Gütertarifen werden alle Tarife mit Ausnahme der Wettbewerbstarife (und Seehäfenausnahme- tarise) gleichmäßig erhöht. Es ergibt sich eine Durchschnitts- steigeruug um 10 Prozent. Eine Sonderbehandlung er fahren die Kohlentarife, die bei der letzten Senkung der Normaltarife nicht berücksichtigt worden sind. Sie wer den zunächst um 2 Mark gesenkt und dann im allgemeinen Ausmaß erhöht. Die Reichsbahn führt in ihrer Denkschrift aus, daß sie nur durch eine Erhöhung der Tarife die dringend notwendigen Mehreinnahmen erzielen könne. Eine Mög lichkeit, die zur Erneuerung und Unterhaltung notwen digen Mittel durch Einschränkung Herauszuwirtschaften, sei nicht gegeben. Aus der Tariferhöhung etwa eine „allgemeine Teuerungswelle" herleiten zu wollen, wäre nach Ansicht der Reichsbahn ungerechtfertigt. Es sei zu hoffen, daß der Mehraufwand an Fracht wenigstens zum größeren Teil vom Hersteller und Händler getragen und ver Nurverbraucher von der Mehrbelastung weniger be troffen werde. * Die Untersuchung im Neichsbahnskandal. Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft gegen verschiedene Beamte der Deutschen RerchsbabngefsL- schaft ist soweit abgeschlossen, daß gegen den Reichsbahn oberrat Schulze Anklage wegen einfacher passiver Be stechung erhoben worden ist. Schulze wird beschuldigt, daß er von dem Berliner Vertreter der Firma Retsert in Köln, Gältzner, mehrfach Geldbeträge als Geschenk erhalten hat, nachdem er die Firma Reisert zu Lieferungen und Arbeiten herangezogen hatte. Soweit sich bisher über sehen läßt, hat die Deutsche Reichsbahngesellschaft keinen Vermögensschaden erlitten. Das Verfahren gegen Schulze soll so gefördert werden, daß noch Ende dieses oder An fang nächsten Monats der Termin stattsinden kann. Das Ermittlungsverfahren gegen den Reichsbahndirektor Wil helm Neumann, Abteilungsleiter beim Reichsbahnzentral amt, ist abgetrennt morden. Der Abschluß auch sieses Verfahrens steht in Kürze bevor. Gegen mehrere weiters Beamte ist das Verfahren eingestellt worden. »»MW»»»»»»»»»»»»»»«»«! bis zu seiner Auflösung nicht erledigte. Durch den Wechsel in einigen Länderregierungen könnten einige kleim Stimmverschiebungen im Reichsrat eintreten, im allge meinen wird aber das Resultat das gleiche wie 1927 sein Der am 20. Mai zu wähleude Reichstag müßte danr den Ausschlag geben. Großer Wirischastsrai in Genf. Die erste Sitzung. Der Große Wirtschaftsrat des Völkerbundes ist unter dem Vorsitz des ehemaligen belgischen Ministerpräsidenten Theunis zu seiner ersten Tagung zusammengetreten. Man sah die Regierungsvertreter: Trendelenburg- Deutschland, Serruys-Frankreich, Chapman-Eng land; die deutschen Vertreter der Wirtschaft: Reichs minister a. D. Hamm, Reichstagsabgeordneter Lam mers, Peyrimhof-Frankreich; die Vertreter der Land wirtschaft: Reichsminister a. D. Hermes-Deutsch land, Gautier-Frankreich, Laur-Schweiz; die Arbeiter führer, Jouhaux-Frankreich, Oudegeest-Hollend, Müller- Deutschland; Vertreter der christlichen und der faschistischen Arbeiter. Präsident Theunis eröffnete die Tagung. Die erste Tagung des Wirtschaftsrates solle die Grundsätze für die kommende Arbeit festlegen. Theunis empfahl Objektivität, keine allzu große Strenge und auch keine verfrühte Aner kennung. Mehrere Negierungen hätten den Beschlüssen der Wirtschaftstagung zwar zugestimmt, befolgten sie aber nicht. Die gegenwärtige Session müsse bis Ende der Woche beendigt werden. Aman Allahs Abschied von Moskau. Kein Vertrag mit Rußland. König Aman Ullah ist nach viertägigem Aufenthalt in Leningrad, wo er einer Flottenschau beiwohnte und die Akademie der Wissenschaften besuchte, von Moskau nach der Krim abgereist. , Der König soll abgcreist sein, ohne irgendeinen Ver trag mit Rußland zu unterzeichnen. Rußland sollte eine ganze Reihe von Verträgen vorbereitet haben. Der König habe alle Vorschläge abgelehnt und erklärt, daß seine Politik auch weiterhin auf Erhaltung der Unabhängigkeit Afghanistans gerichtet bleibe. In Moskauer Kreisen gibt man die Hoffnung jedoch nicht auf, daß es doch noch ge