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Wilsdruffer Tageblatt 3. Blatt Nr 11k - Sonnabend, den 19 Mai 1927. Leu iogar von längerer Dauer und größerem Ausmaß erlebt, aber nach kurzem Streit kam man doch überall bald wieder zur Verständigung, und der Arbeitsprozeß in dem gewaltigen Mechanismus unserer Wirtschaft läuft ohne Unterbrechung weiter, so daß der soziale Frie den für die Dauer des neuen Vertragszustandes wohl als gesichert gelten darf. * Die Erhöhungen des Lohnniveaus beginnen ihre un vermeidliche Kehrseite schon jetzt zu zeigen. Auf den neuen Tarifabschluß in der rheinisch-westfälischen Gruben industrie folgte sehr bald eine teilweise Erhöhung der K o h l e n p r e i s e, ein Beispiel, das unverzüglich von der Eisenindustrie nachgeahmt wurde, und jetzt ist die Reichsbahnverwaltung zur Stelle mit Anträgen auf Er höhung der Personen- und Gütertarife, die sie durch die Verbindung mit allerlei Verkehrsreformen volkstümlicher Art schmackhaft zu machen sucht. Die Reichsregierung ist damit vor eine folgenreiche Ent scheidung gestellt, die letzte, die zu fällen ihr wohl noch Vor behalten ist. Die sachliche Notwendigkeit für „Reformen", die der Reichsbahn abermals einige hundert Millionen Mehreinnahmen stcherstellen, kann sie nach den durch greifenden Veränderungen der Lohn- und Preishöhe, die in den letzten Wochen eingetreten sind, nicht mehr be streiten. Stimmt sie zu, dann nimmt der Kreislauf von Lohnerhöhungen zur Warenverteuerung und von dieser wieder zu neuen Steigerungen des Kaufpreises für die Ware Arbeitskraft seinen unheimlichen Fortgang, und wenn sich heute auch niemand mehr so leicht zu düsteren Ankündigungen einer neuen Inflation entschließen wird, so ist doch andererseits kaum abzusehen, wie unsere kaum einigermaßen ins Gleichgewicht gekommene Volks- und Geldwirtschaft diesen neuen Ansturm auf die Grundlagen ihrer mühsam genug bewirkten Stabilisierung aushalten i soll. Die Reichsregierung sträubt sich nach Kräften und sucht nach Auswegen aus der Zwangslage. Man denki — wieder einmal — an die M ö g l i ch k e it e i n e r Aus ländsanleihe, in Verbindung mit anderen Maß nahmen, um die mit Recht gefürchteten nachteiligen Wir kungen einer abermaligen Verteuerung des Reise- und Warenverkehrs abzuschwächen. Herr Dorpmüller aber, der Generalgewaltige der Reichsbahn, steht wohl auf dem Standpunkt, daß Eile geboten sei, sogar sehr geboten sei, und wird wenig Lust verspüren, sich mit Ber- tröstungen abspeisen zu lassen, während zu gleicher Zeit seine Kassen immer leerer werden. Den Konflikt zu lösen, wird vielleicht erst die neue Reichsregierung berufen sein Man sieht aber auch an diesem Beispiel wieder, daß wir eigentlich immer noch bloß von der Hand in den Mund leben. Hier wird ein Loch zugestopft und sofort öffnei sich an anderer Stelle ein neues. Dazu kommt, daß uns nur noch ein Vierteljahr von dem Zeitpunkt trennt, an dem die volle Höhe der Entschädigungsleistungen an die ehemaligen Feindstaaten aufzubringen ist. Es wird da wieder — kaum, daß der Sommer vorüber ist — viel Kopfzerbrechen geben in deutschen Landen. * Die Ausländer aber, die in diesem Jahre nach Deutschland kommen, werden in Köln die Wunder der internationalen Presse-Ausstellung genießen, werden in Dresden eine gleichfalls ganz hervorragend gestaltete technische Ausstellung, die „Technische Stadt" betitelt, zu bewundern Gelegenheit haben und von dieser schließlich nach Hamburg pilgern können, um dort noch eine Aus- Wahlrecht iß WahWcht! Am Sonntag muß gewählt werden! Niemand darf an der Wahlurne fehlen! Wer nicht wählt, hat hinterher kein Recht zur Kritik an Zu ständen, die ihm nicht gefallen! stellung für Reise, Verkehr und Erholung zu genehmigen, die neben der Elbstadt selbst und ihren großartigen mari timen, kommerziellen und sozialen Einrichtungen besonders die vielfältigen landschaftlichen Schönheiten der engeren und weiteren Umgebung der Niederelbe und der Wasser kante bis hinauf nach Schleswig-Holstein sowie der Ost- und Nordseeküste umfaßt. Mein Liebchen, was willst du noch mehr? Auch hier überall ein Kreislauf, ein gedachter wenigstens: es wird Geld, sehr viel Geld ausgegeben in der Hoffnung, daß es durch die vielen Ausstellungs besucher, die man anzulocken die Absicht hat, wieder in die städtischen Kassen zurückfließen werde, und auf das Aus land werden bei all diesen Ver staltungen von Jahr zu Jahr steigende Erwartungen gefetzt. Hoffentlich gibt es wenigstens in dieser Beziehung keine allzu großen Ent täuschungen. Dr. Sy. 673 Lorschläge zur Wahl. 6208 Mandatsbewerber. Nach Feststellungen des Neichswahlleiters sind zu den Reichstagswahlen 642 Kreiswahlvorschläge und 31 Reichs wahlvorschläge, insgesamt 673 Wahlvorschläge zugelassen, gegenüber 485 Kreiswahlvorschlägen und 22 Reichswahl vorschlägen — 507 Wahlvorschlägen insgesamt bei den Reichstagswahlen am 7. Dezember 1924. Die Zahl der Wahlvorschläge ist mithin um fast ein Drittel gestiegen. Die Zahl der Bewerber beträgt auf den Kreiswahl vorschlägen 5672 (5224 männliche und 448 weibliche Be werber), auf den Reichswahlvorschlägen 536 (493 männ liche und 43 weibliche Bewerber); insgesamt 6208 (5717 männliche und 491 weibliche Bewerber). Zur Reichstags wahl am 7. Dezember 1924 waren 4716 Bewerber zuge lassen, davon 4203 männliche und 513 weibliche Bewerber. Die Zahl der Bewerber insgesamt ist mithin um 1492 (— 32 Prozent), die der männlichen Bewerber um 1514 z— 36 Prozent) gestiegen, hingegen die Zahl der weib lichen Bewerber um 22 (— 4,3 Prozent) zurückgegangen. Die „Lialia" wieder in Kingsbay. Zeppelinflug zur Arktis geplant. Nobiles Luftschiff „Italia" ist nach kurzem Fluge nach Kingsbay zurückgekehrt, ohne bisher den Nord pol überflogen zu haben. Wertvolle Observationen sind während dieses Erkundungsfluges nicht gemacht worden. Man hat darum auch von einer Landung auf Nikolaus-Il.- Land Abstand genommen. Frithjof Nansen teilte vor der Washingtoner Akademie der Wissenschaften mit, daß geplant sei, mit dem jetzt in Friedrichshafen im Bau befindlichen Zeppelin- Luftschiff eine wissenschaftliche Forschungsfahrt in die Arktis vorzunehmen. Dr. Hugo Eckener hat seine Bereitschaft erklärt, Nansens Expedition zu- begleiten. Beide beabsichtigen, die Arktis zu erforschen, wobei es gleichgültig ist, ob sie den Nordpol überfliegen. Ser erste Entlastungszeuge im Autonomiffenprozeß. Kolmar, im Alai. Nach den fünf Belastungszeugen des Generalstaarsanwalts wurde als erster Zeuge der Verteidigung der Senator Prof. Eugen Müller-Straßburg vernommen. Der alte Herr, der im geistlichen Ornat erscheint, antwortet aus die Frage der Verteidigung, was er von der autonomistischen Bewegung halte, mit längeren Ausführungen, in denen er darlegt, daß er von einem Komplott keine Spur entdeckt habe. Er schildert dann die ersten Beschlüsse des Elsässischen Nationalstes nach dem Waffenstillstand, gehl aus die Geschehnisse der letzten Zeit ein und sagt, indem er sich an die Geschworenen wendet, zum Schluß: „Sie sehen aus allem, daß die regionalistische Be wegung eine durchaus französische Bewegung war." Aus Fragen der Verteidigung erklärt Senator Müller dann noch, daß er Nickl in für einen ehrenwerten Mann und den früheren Pastor Heil für onen Idealisten halte. Tagesspruch. Wer seine Aung' nicht zügeln kann, sind übel red't von jedermann, Derselbig wiß zu dieser Frist- Daß ihm mein Haus verboten ist. Zur Wahl. - Sprüche Sal. 11, 14: Wo nicht Rat ist, da geht das Volk nnter; wo aber viel Ratgeber sind, da geht es wohl zu. Der Wahltag ist da. Allgemein ist die Klage, daß diesmal so geringes Interesse für die Wahl im Volke vorhanden ist. Das ist schlimm. Wer in einem Staate lebt und verlangt, daß ihm in seinem Volke sein Recht wird, der hat auch die Pflicht, nicht bloß privatim zu. schelten, sondern mitzuhelsen, daß alles besser werden kann. Das Mittel dazu ist der WahlzrLtel. Das ist dei Rat, den jeder einzelne durch Abgabe seiner Stimme gibt, daß er kundtut: nach meiner Überzeugung muß es so gemacht werden, wie der verspricht, den ich wähle. Die Auffassung, die er durch seinen Wahlzettel vertritt, stärkt er so im öffentlichen Leben. Das ist doch gerade auch vom Standpunkt der Religion aus selbstverständlich. Man darf sich nicht zurückziehen auf den bequemen Stand punkt: Gott wird's schon machen. Gewiß; aber durch uns Menschen will er's machen. Sicher ist es nicht leicht, sich in diesem Wust von Parteilisten zurechtzufinden. Aber so viel Mühe sind doch Wohl das Schicksal unseres Volkes und die Zukunft unserer Kinder wert, daß man sich Ein sicht zu verschaffen sucht, welche Partei das am besten ver tritt, was man selbst für das Beste hält. Gewiß, es ist nicht immer leicht, denn bei allen ist Wahrheit und bei allen ist Irrtum. Aber schließlich zeigt doch jeder in seinen privaten Klagen, was er für Wahrheit und was er für Irrtum hält: so soll er's auch durch die Abgabe seines Wahlzettels öffentlich zur Geltung bringen. Es nicht zu tun, ist gewissenlos. Die G e w i s s e n h a f t i g - keit aber, daß man wenigstens zeigt, was man möchte, schon die ist ein großer Gewinn. Mit gewissenlosen Leuten kann Gott nichts anfangen. Aus pflichtbewußten Leuten aber läßt sich immer was gestalten. Und wer so seine Pflicht am Wahltag getan hat, der kann mit der Ruhe des guten Gewissens mit Recht das sagen, was sonst faule Ausflucht ist, nämlich: Gott sitzt im Regiments und führet alles wohl! k. H. P. Oer Kreislauf. Die Reichsbahnreformen — Dorpmüllers leere Kassen — Ausstellungshochflut. Der Wahlkampf ist zu Ende und wir stehen unmittel, bar vor dem Gang zur Wahlurne, der uns eine neue Volksvertretung und damit einen neuen Abschnitt unserer innenpolitischen Geschichte bringen soll. Man erinnert sich Noch, welche gewichtige Rolle vor der Auflösung des alten Reichstages die Tatsache gespielt hat, daß für die Monate April und Mai mit der Kündigung einer großen Anzahl gewerblicher Tarifverträge zu rechnen war, mit deren Aus wirkung man die damals für sicher gehaltene Erregung der Wahlzeit nicht gern zusammenfallen lassen wollte. Es ist auch diesmal anders gekommen. Der Wahlkampf hat sich, von einzelnen Zwischenfällen abgesehen, im wesent lichen ohne jede größere Erregung der Wählermassen ab gespielt und die Arbeiterschaft ist von dem Ablauf dieser alten Tarifverträge zu neuen Abmachungen gekommen, ohne daß das Wirtschaftsleben besonderen sozialen Er schütterungen ausgefetzt war. Hier und da haben wir allerdings Streiks und Aussperrungen, zum flomsn von faul Hsin Urdeder-Necütrrckutr Verlos Orltar klelrier, Verllou Z». < Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) - Er sah wohl ernster, nachdenklicher aus, als sie ihn in der Erinnerung hatte, und die weißen Haare an den Schläfen gefielen ihr nicht recht. Aber fein Wesen war doch frisch, männlich, und Therese hatte Helle Augen. Sie freute sich „riesig" — wie sie erklärte, auf die mancherlei Unterhaft tungen die ihrer hier in Wien warteten. Ferdi seinerseits war nicht minder froh, Heimatluft zu genießen. Natürlich interessierte ihn auch die Entwicklung seiner Kinderklinik, und er war oft mit Dr. Hillermann, dem jetzigen Leiter der selben, zusammen. Es waren schöne, klare Frosttage in Wien- Einmal, da Karl Ferdinand die Klinik nachmittgas verließ, war das Wetter so sonnig klar, die Luft so wundervoll rein, daß er noch einen Spaziergang zu machen beschloß. Dr. Hiller mann schloß sich ihm gerne an. , Und da erlebte er denn eine Begegnung, die ihn im In nersten aufrührte. Eine Begegnung mit — der Vergangen heit. Eine Begegnung, die in ihren Folgen geheimnisvoll Und zwingend wieder in sein ferneres Leben eingreifen sollte. Doch davon ahnte er noch nichts — jetzt noch nicht. Sie kamen auf ihrem Spaziergang am Vurgtheater vor bei, der alten, historischen Stätte Wiener Theaterlebens. Plakate klebten da — Anzeigen — wie stets. In roten Lettern war die heutige Vorstellung angekündigt: „Hoff manns Erzählung. Mit Anita Wielandt!" Karl Ferdinand war es, als setze sein Herzschlag aus. Er blieb mit einem Ruck stehen. Seine Augen hingen an dem Plakat. Cr las weiter: „Morgen Premiörei Massenet: Monon Lescaut. Mit Anita Wielandt." Dr. Hillermann war mit stehen geblieben. s ' „Anita Wielandt," murmelte der Prinz. Gedankenfetzen taumelten durch sein Hirn. Blitzschnell! Musik! Wie lange nicht gehört! Seit Therese seine Gat tin war, hatten die gemeinsamen musikalischen Abende auf gehört. Therese hatte andere Unterhaltungen. Und nun — „Anita Wielandt!" Er hatte nie nach ihr geforscht. Sie hatte es nicht gtz» wtmscht. Und ihr Wunsch war ihm heilig gewesen. -- Doch nun - da stand es in leuchtenden Buchstaben: „Mit Anita Wielandt!" L Herrgott! Dr. Hillermann fragte: , ss „Haben Sie schon die Wielandt singen hören, Hoheit?" ' Er hatte sich gefaßt. Bewahrte äußerlich krampfhaft Ruhe. „Nein — noch nicht- Ich bin ja erst seit einer Woche hier. Zu Hause, in der kleinen Stadt, haben wir kein Theater —" „Sie müßten Sie unbedingt hören, Hoheit. Sie ist ein seltenes Wunder —" „Ach — was Sie sagen —" „Die Tochter des großen Anton Wielandt — Sse erinnern sich vielleicht, Hoheit „Ja — ja —" — Man ging weiter. Dr. Hillermann schien ein großer Ver ehrer Anita Wielandts zu sein. Lebhaft fuhr er fort: „Ein junges Geschöpf noch, diese Sängerin. Von Gott begnadet. Denken Sie, vor einem Jahr studierte sie noch. Achtzehn- oder neunzehnjährig. Irgendwie soll ein alter Kapellmeister ihre Stimme entdeckt haben. Die Münchener Siaatsoper engagierte sie im vorigen Herbst vom Fleck weg, als sie Probe sang. Wunderbar, wie manchmal kunstbe gnadete Menschenkinder über Nacht aus dem Nichts empor steigen. Sie soll da eine fabelhafte Gage bekommen haben. Trotzdem hat sie den Vertrag, wie man sich erzählt, plötzlich gelöst. Vor etwa zwei Wochen hat die Staatsoper sie ge fischt- Zu einem Gastspiel allerdings nur — auf einige Wochen —" „Sie sind gut orientiert, Doktor —" Die Stimme war heiser. Der lachte leicht auf. „Kunststück! Die Journale wären hier sä voll von" ihrer Biographie. Ich habe sie schon zweimal singen hören. Ein Meisterinstrument, diese Stimme! Und — ein Meisterwerk auch äußerlich, diese Anita Wielandt. Nun, Sie werden sie gewiß sehen, Hoheit —" „Wenn Sie selbst so begeistert von ihr sind, werde ich sie allerdings hören müssen, Doktor," sagte Karl Ferdinand mit mühsamem Lächeln. — Bald darauf verabschiedete er sich von Hillermann. In ihm war wilder Aufruhr. Anita Wielandt in Wien! Seltsame Schicksalsfäden. Als der Prinz nach Hause kam, schloß er sich in seinem Zimmer ein. Er konnte jetzt niemanden sehen und hören, Ja^— seltsame Schicksalssädenl Anita wußte selbst nicht recht, wie sie diesen Vertrag nach Wien annehmen konnte. Gerade diesen — da selbst die Metropolitan Oper in Newyork ihr einen dringenden und finanziell natürlich ungleich besser dotierten Vertrag geschickt hatte, als bekannt wurde, daß sie nicht länger in München bleiben wollte, trotz aller begeisterten Kritik, aller Publikums, erfolge. Ihr Agent hatte sie ausgelacht, als sie sich zu die- sem Wiener Gastspiel entschloß. „Verrückt — Wielandt — verrückt! Nur gut, daß es we nigstens ein Gastspielvertrag ist! Der geht wenigstens zu Endel" Und er hatte gelacht, als sie mit München brach. „Gott — sind Sie empfindlich, Fräulein Wielandt! S i e haben's doch gar nicht nötig, sich zu nahe treten zu lassen! Schmeißen Sie doch den Kammacher raus, wenn er Sie nicht in Ruhe läßt! Und all die andern! Sie können's sich doch leisten!" Ach — was wußte der von ihrem Herzen. Nein, Anita hatte keinen andern Ausweg gewußt, als sich von München zu lösen. — Sie verdankte ja Kammacher unendlich viel. Das konnte sie ihm nie vergessen. Wenn sie jetzt mit absoluter Mühe losigkeit ihre Stimmittel in allen Registern beherrschte und ihre schauspielerischen Leistungen ihrer Stimme ebenbürtig waren, so dankte sie das eben zum großen Teil dem weite ren Unterricht Kammachers. Mit seiner Hilfe war sie vor die große Oeffentlichkeit getreten und hatte den ersten Schritt in bas Land des Ruhmes getan. ( Aber — lieben, nein — lieben konnte sie ihn nicht! ! Sie hatte es geahnt, daß aus seiner herzlichen Kamerad schaft mehr für sie werden würde. Oft genug hatte er sich verraten. Die Huldigungen der vielen anderen, die nach ihrer Schön heit dursteten, die ihr täglich Blumen ins Haus schickten, Brillanten zu Füßen legten — ach, d i e hatte sie mit lächeln der Ueberlegenheit ertragen. Sie wußte ja, daß diese Dinge nicht ausbleiben würden. Sie hatte es nicht nötig, die sen Huldigungen entgegenzukommen — sie hatte ja ihr Ziel erreicht! Sie brauchte keine Protektion mehr. Sie brauchte das alles nur mit lächelnder Dankbarkeit annehmen und die Hand zum Kuß ausstrecken. Jeder fühlte sich be schenkt genug dadurch. Aber Julius Kammacher — ihr ständiger Partner auf der Bühne — der hakte nicht genug daran. Den hatte eine törichte, verzehrende Leidenschaft gepackt. Und er selbst wußte nur, wie schwer es ihm gewesen war, diese Leiden schaft nicht allzu früh zu verraten. . , , , . — (Fortsetzung folgt.)