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51m heimlichen fierö st - UntervsttungsdeNsge rum „wilrümNer Tageblatt" — Kmtsdlstt. i Wundersehnsucht. Glosse von A. v. Gleichen-Rußwurm. Wunder — das Wort begreift Andacht, aber auch gleich zeitig eine Ablehnung in sich, eine Kritik, ein Achselzucken des Zweifels. Der Sprachgebrauch drückt diesen Doppelsinn aus, ein holdes Wunder, ein hohes Wunder — Andachtsmotiv, anderseits: „das sollte Wunder nehmen", das ist verwunder lich, wunderbar gleich bewundernswert, wunderlich gleich Ab lehnung heischend. Der Mensch hätte unter anderem dahin gekennzeichnet werden können: ein Wesen, das sich selbst ein Wunder ist, und ein Wesen, das nach Wundern verlangt, und auch ein Wesen, das sich an Wunder schnell gewöhnt. Wir wollen alles ver menschlichen, nach unserem Maßstab geordnet, gewogen und gemessen haben. Für den alltäglichen Gebrauch genügt der Verstand. Er versagt aber bekanntlich, sobald er irgendwie aus seiner Gewöhnung aufgeschreckt wird. Nichts ist ihm so teuer wie die Gewohnheit, nichts wirkt so unliebsam, so frevelhaft auf ihn wie eine Störung derselben. Aus diesem Grunde haben die technischen Wissenschaften mit plötzlichem Ruck überhand genommen und herrschen. Einst ihren Wundern gegenüber ängstlich und abhold, gewöhnte sich der Mensch eines schönen Tages daran und wurde mit ihnen vertraut, wie man längst von Kind auf mit den Wundern des bereits bekannten Daseins vertraut war. Von jeher sehnte sich der Mensch nach Wundern, hörte Wundermären hingerissen an und war doch geneigt, was er sich nicht erklären, nicht in die tägliche Erfahrung einreihen konnte, als feindlich zu bekämpfen, „Hexen", das heißt Medien, Zauberer, das heißt Gelehrte zu verbrennen, das Schneiderlein von Ulm, das fliegen wollte, grausam auszulachen. Durch die Macht der Technik hat das Wunder voll kommen Besitz vom Menschen ergriffen, wurde zum Herrn seines Lebens, zum Element des Daseins, ja zum Alb, der auf jeder Brust Tag wie Nacht rittlings sitzt. Keins der großen technischen Wunder, die als segensreich gepriesen werden, das nicht sein tragisches Moment hat. Was das technische Wunder einerseits gibt, nimmt es anderseits, entwendet uralten Menschheitsbesitz und steht im Begriff, den Menschen von Grund aus zu ändern. Welchen Mord begeht die unheimliche Eile, in die alles eingespannt ist, wie wird die Phantasie erwürgt durch den Lautsprecher, man ist gezwungen filmmäßig statt selbständig zu denken. Jetzt, da eine große Lebenssicherheit hätte ent stehen können, da Hygiene und Polizei uns gouvernantenhaft bewachen, da man unbewaffnet ausgehen kann, führt doch jeder Schritt einer Todesgefahr entgegen, jede Fahrt wird zum Abenteuer, und nie war das Leben so wenig sicher, wie es heute ist. Und nie War das Eigentum so wenig sicher, so abhängig vom Zufall und von unbegreiflichen Strömungen, von scham losem Schwindel fortwährend bedroht, so daß die altbewährten Begriffe versagen. Nach früheren Regeln, nach einstiger Art läßt sich weder Leben, Ehre, noch Besitz hüten, sie werden von unbegreiflichen Katastrophen verfolgt, haben nirgends Schutz noch Schirm, denn was einst einen Wall bildete, ist entweder geschleift oder wird umgebaut, neugebaut, wobei es die schützende Wirkung verliert, ja manchmal gewaltsam um gestürzt eine neue Bedrohung darstellt. Uns zu verteidigen, zu schützen, zu retten, brauchen wir das Wunder! Darum war die Sehnsucht nach dem Wunder nie so groß wie heute. Wir sind überfüttert mit technischen Wundern, hungern aber nach anderer Speise, nach Wundern, die nicht vom Intellekt abhängen, nach Wundern, die von okkulten Mächten ausgehen und beweisen, daß wir nicht verlassen sind inmitten der reichen, aber die Seele in entsetzliche Verarmung stoßenden, technischen Wunderwelt. Wir verlangen etwas, was darüber steht, was in das gewaltigste Rad fällt, was das böseste, maschinenähnliche, grausame Konsortium von blöd sinnigen Pedanten oder Raubmenschen zur Ohnmacht ver urteilt. — Aber vor allem verlangen wir vom Wunder mit paradoxem Wunsch, daß es in die ungeheuere Sinnlosigkeit des Geschehens einen Sinn, einen höheren Sinn hineinstrahlt. Tiefste Qual ist von der Sinnlosigkeit, von der Grausamkeit, von der Tücke des Objekts verhängt, vom Alb idiotischen Ab laufs idiotischer Zwangslagen. Hebt das Wunder solchen Zwang auf, zeigt es eine gött liche Fürsorge, offenbart es eine waltende Umsicht, die zwar langsam, aber sicher Erlösung bringt, dann ist gerade das unerwartet Erlösende eines Durchbrechens der Erdgebunden heil das Wunder. — Ein Ordnungsruf gegenüber den Alles besserwissern, die uns versklaven, em Freiheitsruf mitten in furchtbarer Verknechtung, mitten im Grinsen geistiger Störung, im sinnlosen Schwarm von Narren und Affen deutet das Wunder hinaus ins Freie, ins Vernünftige. Es führt den Verzweifelnden aus dem Irrgarten der Sinnlosig keit zur Erkenntnis, daß es einen Sinn der Welt geben muß. Das Testament. Skizze von Bessy 3t el. Samuel Plunberry saß vor seinem Schreibtisch, dick, groß und gewaltig. Er diktierte sein Testament. Notar Pergament mußte es eigenhändig, ohne Zeugen, schreiben. Eigentlich eine Zumutung, aber Plunberrys verdammt hohes Honorar und überhaupt, — daß er, der gewaltige „Schweinekönig", ihn, den kleinen Notar, gewählt hatte. Es würde ein Aufsehen geben. Haha-, Notar Pergament als Testamentsvollstrecker des großen Plunberry. Das heißt, — er warf einen schellen Seiten blick auf den Riesen im Schreibsessel — solch ein Kerl — und sterben? Aber wozu heute plötzlich das Testament? Samuel Plunberry klatschte seine dicke Weiße Hand auf die Sessellehne. „Also, haben Sie? Sämtliche Schlachthöfe, Gefrieranlagen, Pökeleien, Konservenfabriken, Schweine farmen mit allen Einnahmen, Anlagen, Forderungen vermache ich " Pergament sah auf. Plunberry lachte breit und behaglich „Vermache ich dem Vegetarischen Klub von 1899 unter der Bedingung, daß jedes Klubmitglied nebst Familie täglich eine Portion Fleisch, Kon serven und Wurstwaren aus den Betrieben zu sich nimmt. Menge und Art der Portion ist nach der dem Testament bei gefügten Tabelle zu berechnen. Der Vorsitzende des Klubs, Harry Stone, hat sür die gewissenhafte Ausführung meiner Wünsche die Bürgschaft zu übernehmen und am Jahresende einer Dreierkommission von vereidigten Sachverständigen über die pro Kopf verbrauchten Fleischmengen genauesten Bericht zu erstatten." Wieder sah Notar Pergament auf. Aus dem Körper des Riesen donnerte ein gewaltiges Lachen. „Haben Sie auch richtig geschrieben — Stone — S — t — o — n — e. Wie? Sie kennen ihn nicht? Aber natürlich kennen Sie ihn, Harry Stone, den Grünzeugapostel, den berühmtesten Vegetarier der Staaten." Der Notar erhob sich würdevoll. „Sie belieben zu scher zen, Mr. Plunberry, und zu einem Scherze dünke ich mich —" Das Gesicht des Schweinekönigs verlor sofort seine breite Behaglichkeit, wurde eng, grausam und hart. „Sie haben bereits Ihr Honorar, Mr. Pergament, und ich habe Ihr Wort. Plunberry zahlt und wünscht keine Kritik." Der kleine, magere Notar setzte sich wieder. Der Mann mußte über Nacht verrückt geworden sein. Denn noch gestern hatte er mit einer seiner kühnen Transaktionen die Börse in Unruhe versetzt. Er wagte nicht mehr aufzusehen. Es war acht Uhr geworden, als das Testament zur Unter schrift fertig lag. Plunberry las es noch einmal durch, setzte hier und da ein kleines Wort ein und schrieb seinen millionen schweren Namen darunter. Es zeigte sich, daß Plunberry, der kühne Disponent, auch sein Testament rechtzeitig errichtet hatte. Die prächtig erhaltene Fassade seines mächtigen Körpers, die bereits in der vorigen Nacht erschüttert worden war, konnte einem zweiten Ansturm des aufbegehrenden Herzens nicht mehr standhalten und stürzte in der nächsten Nacht plötzlich zusammen. Notar Pergament konnte in Tätigkeit treten. Harry Stone stellte den Jdealtyp des Vegetariers dar, schlank, vollhaarig und von sanfter Gemütsart. Sanft war er allerdings nicht immer gewesen. Er entsann sich mancher Heftigkeit aus seiner Jugend, die er jedoch mit Spinat, Kopfsalat, Artischocken und sehr viel Milch so lange bekämpfte, bis die vegetarische Kost allmählich die Heftigkeit seines Blutes zu milchiger Sanftmut filtriert hatte. Darauf gründete er den vegetarischen Klub von 1899 und heiratete Nelly Blair. Nelly Blair war als junges Mädchen der Star der Ko lonie Greenfield gewesen. Jeder junge Mann zwischen 20 und 25 verliebte sich leidenschaftlich in sie. Diese Leidenschaft gehörte einfach zu einem jungen Greenfielder. um 1899 wie seine Uhr, sein Browning und seine Prahlerei. Nelly war schön, temperamentvoll und höllisch klug. "Sie bevorzugte jeden Vor jedem und entschloß sich für keinen. — Der Sommer war sehr heiß. Der kleine, rasche Fluß hinter Greenfield hatte kaum Wasser genug für die badende Jugend. Er plätscherte, spritzte, rauschte den ganzen Tag um die erhitzten Körper. Nelly hielt Hof in einer kleinen Bucht. Harry Stone schwamm um sie herum, rasch, hell und lachend. Plunberry sonnte seinen gewaltigen Körper am Ufer. Nelly blinzelte zwischen beiden hin und her. Eine schwierige Wahl. Plunberry gab die unumstößliche Gewißheit künftigen Reich tums. Er war groß, stark, ein Riese, der einen beschützen oder zermalmen konnte. Aber von ihm geliebt zu werden? Ein Schauer rann durch ihren Körper. Harry Stone oagegen ... Da sprang er aus dem Wasser, hell und geschmeidig, und Wie zum Spaß stellte er sich vor Plunberry und schüttelte sich das Wasser von seinen Gliedern. Plunberrys Augen wurden klein und heimtückisch. Lang sam richtete er seinen bespritzten Körper auf, langsam strich er sich die Tropfen von der Haut. „Wicht", sagte er und blickte verächtlich auf Harrys schmale Gestalt, „aber das kommt von dem vielen Grünzeug". „Nein", sagte Harry Stone und knallte ihm eine Ohrfeige in das Gesicht, „d a s kommt vom vielen Grünzeug." Dies geschah so rasch und so unerwartet, und Stone glitt wie ein Aal, naß nnd glatt, aus Plunberrys zupackender Mus kulatur, daß ihm die zugedachte Gegenohrfeige erspart, Nellys aufgespartes Herz dagegen zugedacht wurde. — Später, im Laufe der Ehe, dachte Nelly zuweilen an Plunberry. Das geschah besonders, wenn wieder einmal eine größere Anschaffung nötig, das erforderliche Geld aber nicht zu beschaffen war: Vier Kinder schließlich und ein mittleres Einkommen! Aber Harry Stone, der seit 1899 unerbittliche Vegetarier, verstand immer wieder, ihre materiell gerichteten Gedankengänge durch delikate Salütrezepte oder himmlische Tunken in das ideelle Gebiet zurückzuführen, und allmählich entschwand Plunberry aus dem Horizont der Stoneschen Ehe. Die Sensation war gewaltig, nicht nur an der Börse. Die besonders Klugen wollten das "Testament nicht gelten lassen. Beginnende Geistesverwirrung, meinten sie. Aber üe dran gen nicht durch, denn noch einige Stunden nach der Nieder schrift hatte Plunberry überaus geschickte Börsenaufträge ge geben. Das Testament bestand also zu Recht. Der Klub von 1899 war zuerst wie gelähmt, dann aber von einem wahren Fieber besessen. Eine" Vollversammlung wurde einberufen. Harry Stone stand blaß, aber aufrecht am Vortragstisch des Klubsaales. „Es sind Schweine, meine Herren, Schweine, von denen der Reichtum kommt. Unschul dige Tiere, die für das Raubtier Mensch hingemordet wurden. Aus ihrem Blut, ihrem Fleisch und ihrem Fett wurden die Wertpapiere hergestellt, die Sie zu erben gedenken. Meine Herren, Schmach und Schande, wenn wir diese Erbschaft an- nehmen." Die Mitglieder murrten. Alle die hübschen kleinen Land häuser am River oder in den Rockies, alle die lustigen Dachten und Autos verschwanden bei den Worten des Vorsitzenden, und der Alltag, grau, mürrisch und sorgenvoll, stieg grinsend wieder aus der Versenkung, wohin ihn das Testament ver bannt hatte. Harry Stone sah in die unruhigen Gesichter der Versam melten. Er wußte, was sie dachten. Denn daheim hatte schon Nelly mit ihm gekämpft. „Bist Du wahnsinnig, Mann? Um ein bißchen Grünzeug und Obst Millionen auf die Straße werfen? Deine Kinder kleine Angestellte werden lassen, Deine Frau eine kümmerliche Wirtschafterin, nur weil täglich ein bißchen Schweinefleisch ? In allen Zeitungen wird matt Dein Bild dringen: Das ist der Mann, der für Grün zeug und Obst Millionen ausgeschlagen hat, der größte Narr des Jahrhunderts." Der kleine Tumult, den Nelly daheim entfacht hatte, war nur ein Vorspiel zu dem großen, der sich in der Ver sammlung erhob. Die sanften Vegetarier waren schon jetzt von den Erzeugnissen der Plunberryschen Betriebe wild ge worden, noch ehe sie einen Bissen Fleisch gekostet hatten. „Än- nehmen!" schrien sie. „Annehmen!" Harry Stone hob die Hände. Er erbat sich Bedenkzeit, schritt blaß, aber aufrecht die Rednertribüne hinab, stieg in seinen Wagen und legte sich zu Hause ins Bett. Sieben Stun den lang grübelte er. Nach der siebenten stand er auf und verkündete Nelly: „Gut, wir werden Fleisch essen und Dollars schaufeln, aber —" und hier machte er eine so temperamentvolle Hand bewegung, daß diese selbst den gewaltigen Plunberry, wenn er noch unter den Lebenden gewesen wäre, um das Gleich gewicht gebracht hätte, — „ich werde die Hälfte des Geldes dazu benutzen, um in den Südstaaten eine Riesenpropaganda für den Vegetarismus zu machen." Alte deutsche Kunstuhren. Von Waldemar Draugelattes. Sehr zahlreich waren früher in Deutschland die Kunst uhren, von denen sich eine Reihe, wenn auch in veränderter Form, bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Man fügte zu dem eigentlichen Zeitmesser allerlei mechanisches Beiwerk: dis Bewegungen der Himmelskörper wurden nachgeahmt: zu be stimmten Zetten bewegten sich Figuren, meist Personen auS der kirchlichen oder biblischen Geschichte, entsprechend dem Geschmack des Mittelalters; Glockenspiele ließen Choräle hören. Die berühmte erste Straßburger Münsteruhr wurde 1352 vollendet, an ihr war ein unbekannter Meister zwei volle Jahre tätig. Die Uhr besaß ein Glockenspiel und setzte einen krähenden Hahn sowie die sich verbeugenden heiligen drei Könige in Bewegung. Weiter war auch ein „Astrolabium" vorhanden, ein Instrument zur Bestimmung der Stellungen von Gestirnen. Als diese Uhr nach 1500 außer Betrieb gesetzt und Versalien war, ließ der Magistrat von mehreren Meistern eine neue Kunstuhr bauen, die während der französischen Revolution zerstört wurde. Heute befindet sich dort eine dritte Kunstuhr; sie stammt von dem Uhrmacher SchilguS, der das alte Gehäuse verwendet hat. Ein Genius mit Zepter, ein Greis mit Krummstab, der Tod mit einem Knochen in der Hand und eine weitere Figur mit einer Sanduhr geben die Zeit an. Um zwölf Uhr erscheinen nach dem letzten Glockenschlag Vie zwölf Apostel, die sich vor dem segnenden Heiland verneigens Das „Männleinlaufen" an der Liebsrauenkirche zu Nürn berg, ein technisches Wahrzeichen der Stadt, ist um 1360 ent standen. Es verherrlicht den Erlaß der „Goldenen Bulle" durch Kaiser Karl IV. aus dem Reichstage zu Metz im Jahre 1356 und wurde an dem ersten Geburtstags des ältesten Sohnes des Kaisers, des nachherigen Königs Wenzel, im Jahre 1365 zum ersten Male vorgesührt. Mittags um zwölf Uhr führten zwei Posaunenbläser, ein Pfeifer und ein Trommler unter der Leitung eines Musikmeisters ein Konzert aus. Darauf traten aus einer Seitentür die sieben Kursürsten und zogen mit einer Verneigung an dem Kaiser vorüber, der auf seinem Throne saß und mit dem Zepter grüßte. Mit dem Bau der großen Kunstuhr in der Marienkirche zu Lübeck wurde 1405 begonnen. Diese zeigte den Laus der Planeten an, und in der Mittagsstunde schritten der Kaiser und die sieben Kurfürsten vor einer Christusfigur vorbei. Der sächsische Uhrmachermeister Anton Pohl baute 1420 eine umfangreiche, durch mehrere Stockwerke reichende Kunst uhr in das Rathaus zu Olmütz ein. Dieses Kunstwerk zeigte auf mehreren Ziffernblättern außer den Tagesstunden auch Ven Namen des jeweiligen Tagesheiligen sowie die "Mond phasen und den Sonnenstand, sogar Tag, Wochentag, Monat und Jahreszeit an. Alle Stunde ertönte ein sechzehnstimmiges Glockenspiel, die Viertelstunden schlug ein Jüngling, die vollen Siunden ein Mann mit Hämmern. Um zwölf Uhr mittags erschienen Rudolf von Habsburg auf dem Pferde sitzend, Priester und Mesner, Adam und Eva, die heiligen drei Könige und die heilige Familie. Für die Marienkirche in Danzig wurde 1464 eine Kunst uhr hergestellt, die der- Lübecker sehr ähnlich war, und 1525 eine sehr umfangreiche in Heilbronn. In der Münchener Frauenkirche befindet sich noch heute eine sehr einfach aussehende Uhr, die auf das ehrwürdige Alter von über 400 Jahren zurückblicken kann. Heute ist ihr nichts Besonderes mehr anzumerken, da das mechanische Bei werk im Lause der Jahrhunderte verschwand. Ursprünglich sah man alle Stunde vier Bußprediger in kleinen Türmchen Mund und Arme bewegen, Petrus enteilte zerknirscht vor dem ihm milde nachsehenden Jesus, und ein Hahn schlug mit den Flügeln und krähte. Auch der Lauf der Gestirne war hier zu ersehen, während die Stunden von zwei Wappenlöwen geschlagen wurden. Im Dom zu Osnabrück stellte der Vikar Jost Bödeker im Jahre 1578 eine sehr verwickelt gebaute Kunstuhr auf. Diese besaß bereits ein Zentrifugalpendel und gilt als die älteste bekannte Pendeluhr. Der Mensch in der Zeit. Aphorismen von Rudolf Naujok. Viele Menschen der Gegenwart erscheinen wie wuchernde Schlinggewächse. Sie betrachten alle Dinge ausschließlich von dem Gesichtspunkt, ob sie sich nicht an ihnen empor ranken können. * Trotz allen Fortschrittes gibt es auch heute nur sehr wenig Menschen, die jenseits von Lebensklugheit und Eigennutz wahren Seelenadel besitzen. Und es ist vielleicht gut so, denn wir wünschen keine Inflation dessen, was uns heilig ist.