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MMusserTageblatt für Bürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. annabme bis rorm.lOUbr. —— — - " — ' "" " " Für die Nichtigkeit der durch Fernruf üdermitteltenAnzeigen übernehmen : lcGarantte. ^ederAadatranjprvcv erlischt,wenn derBetrayd«r<L Klage eingezvtzen werdrnmuh oder der Auftrag geder: Konkursgerör. Anzeigen nehmen alle Vermiltlurgsftclleu entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, an allen Werklacen nachmittags sUhr, Bezugspreis: «ei Abholung in »« »elchLsisstelle und den Ansgadrslellen 2 AM. im Monat, d«: Zustellung durch di« Bolen 2,Zu RM., bei Postdeftellung - ,, r« . gebühr. Einzelnummern Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeadnd Poftd°:-nundnn,.r-«us. U^gernndEelchSslsbellen ———- .... 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Mussolini rief und alle, alle kamen — die Außen minister von Ungarn und von Rumänien, von der Türkei und von Griechenland, und wenn setzt sogar auch Herr Zaleski nach Rom pilgert, so gilt auch dieser Besuch dem Gründer des neuen Italiens, der nach langen Jahren des Suchens und Tastens auf dem Gebiete der auswärtigen Politik nun zu gestalten beginnt, was ihm, dem offen kundigen Gegner der Verträge von Versailles und Tria non, dem spöttischen Beobachter der Bemühungen des Völkerbundes um eine wirklich endgültige Beruhigung der europäischen Verhältnisse, als ernsthaft tragfähiges und dauerndes Staatengefüge der alten Welt vorschwebt. Daß sein Respett vor den Männern in Genf nicht allzu groß ist, daraus hat der italienische Diktator niemals ein Hehl gemacht. Aber jetzt scheint er die Zeit für ge kommen zu halten, um der Welt eine Staatskunst zu zeigen, die es besser zu machen versteht als die Völker bund- und Abrüstungsdiplomatie. Ms bald nach dem Kriege die Mächte der Kleinen Entente sich verbündeten, um dem schmählich niedergetretenen Ungarn die Kandare anzulegen, war Italien sozusagen mit von der Partie. Heute aber scheint Mussolini die Initiative zugunsten eben dieses zerstückelten Ungarns ergreifen zu wollen. Es kommt ihm auch gar nicht darauf an, zu diesem Zweck sogar die Polnische Republik an sich heranzuziehen, in der Frankreich den zuverlässigsten Bundesgenossen im Kampf für die „unverbrüchliche Heiligkeit" der berüchtigten Ver träge zu besitzen glaubt. Freilich befinden wir uns augenblicklich erst noch im Anfang einer Bewegung, die vielleicht den europäischen Nachkriegsgestaltungen ein völlig verändertes Gesicht geben wird. Aber man entfaltet schließlich nicht eine so ungeheure Geschäftigkeit, wenn nachher alles unverändert beim alten bleiben soll, und Mussolini ist wohl auch nicht der Mann dazu, alle seine lieben Ostergäste, die gläubigen Herzens zu ihm nach Rom gewallfahrtet sind, unver richteter Sache nach Hause zurückkehrcn zu lassen. * Auch Deutschland befindet sich unter den Romfahrern dieses Frühlings. Unser Reichsfinanzminister Dr. Köhler weilt in der Ewigen Stadt, wo „zufällig" auch Herr Parker Gilbert gerade seine Osterferien ver bringt. Aber kann man sich einen amerikanischen Ge schäftsmann vorstellen, der nur zu seinem Vergnügen in Europa herumreist? Zumal einen solchen wie den groß mächtigen Herrn Reparationsagenten, von dem doch die schon einigermaßen begründete Sage geht, daß er die großen finanziellen Probleme, die auf Europa lasten, im Laufe dieses Jahres irgendwie zu einer neuen, zu einer besseren und für alle Beteiligten einigermaßen tragbaren Lösung bringen wolle. Wenn also Herr Mussolini aus der einen Seite am politischen Webstuhl der Zeit, und Herr Parker Gilbert auf der anderen Seite am gor dischen finanziellen Knoten Versailler Angedenkens her umdoktert, dann könnte man ja beinahe hoffnungsfreudig in die Zukunft blicken. Sollte der italienische Früh ling Blütenträume reifen lassen, die bisher immer noch unter kühleren nördlichen Luftströmungen kläglich zer- slattert sind? Aber schon künden die Höllenmaschine von der Mailänder Ausstellung, der verbrecherische Anschlag gegen den Eisenbahnzug, mit dem Mussolini von dort nach Rom zurückkehrte, von neuem die Hin fälligkeit allen menschlichen Wesens und Trachtens, die Erdverbundenheit aller hochfliegenden Pläne, mit denen ideenreiche und tatenfreudige Einzelmenschen ihr Zeit alter überraschen wollen. Wer weiß, welche neuen Er schütterungen Italien entgegengeht, gerade in dem Augenblick, da sein Herr und Meister sich anschicken wollte, den Völkern Europas einen neuen Weg ins Freie zu zeigen? Dr. Sy. MW PW ilm »m sranMWo MMHG MWis- ig Wn MsirM m»iW. Mainz, 14. April. In dem Berufung--prozeß gegen 15 deut sche Pfadfinder aus Prümm (Eifel), der heute vor dem hiesigen französischen Kriegsgericht stattsand, stellte der Militärstaotsanwalt den Antrag, den 21 Jahre ölten Hauptführer zu 3V Tagen Ge fängnis ohne Strafaufschub und 1V0 Mark Geldstrafe zu verur- te.len. Er beantragte weiter gegen den zweiten Führer und zwei Unterführer je 100 Mark Geldstrafe; demgegenüber verurteilte das Berufungsgericht den Hauptsührer zu 15 Tagen Gefängnis ohne Strafaufschub bei sofortiger Verhaftung, den 2. Führer zu 500 Mark Geldstrafe und die übrigen Angeklagten zu 150 Mark Geldstrafe. Ein Polizeibeamter wurde fre gesprochen. Die Pfad finder wurden seinerzeit von der französischen Behörde bei einem Nachtmarsch beobachtet und unter Anklage gestellt, verbotene mi- lstär.sche Uebungen im besetzten Gebiet abzuhalten. Jie,Bremen' bei NlOMM gelandet Notlandung wegen Benzinmangel Zm Flugzeug über den Ozean. Große Vorbereitungen in Amerika. Alle Nachrichten, die im Laufe des Freitags über der Ozeanflug der „Bremen" eintrasen, erwiesen sich zunächst als sehr unsicher und zum großen Teil auf Hoffnungen, Vermutungen und Kombinationen beruhend. Bis zum späten Nachmittag war man über das Schicksal des Flug zeuges durchaus im ungewissen und es wurden allerlei Befürchtungen laut, zumal da die Nachrichten über das Wetter nicht besonders günstig lauteten. Dann aber löste sich die allgemeine Spannung, denn es traf die überall mit höchster Freude begrüßte Meldung der kanadischen Nachrichtenagentur „Canadian Preß" ein, daß die „Bremen" ungefähr um 16.30 Uhr deutscher Zeit über Kingsport in Neuschottland gesichtet worden sei, so daß man, wenn in den letzten Stunden den kühnen Fliegern nicht noch Gefahren drohen, damit rechnen kann, daß das Flugzeug sein Ziel, den Flugplatz Mitchellfield bei Newyork, erreicht. Hier sind für den Empfang der Ozean fliegergroßartigcVorbereitungen getroffen worden. Die gesamten Militärkräfte Mitchellfields und zahlreiche Pvlizeimannschaftcn wurden bereitgcstellt, da mit ungeheurem Andrang zum Flugplatz gerechnet wird Natürlich werden die amtlichen deutschen Stel len und die Vertreter der deutschen Verbände in Amerika beider Landung des Flugzeuges zugegen sein Der deutsche Konsul Dr. Heuser war schon in aller Frühe in Mitchellfield eingetroffen und es hieß, daß auch der deutsche Botschafter v. Prittwitz kommen werde, um die Flieger persönlich zu begrüßen. Die Flieger sollen bei dem Kommandanten dcs Flug platzes, Major Reynolds, Wohnung nehmen. Für den Sonnabend hat man einen Empfang in der Newyorker Stadthalle vorgesehen, wo außer dem Bürgermeister Walker noch andere führende Persönlichkeiten, vor allem auch aus deutsch-amerikanischen Kreisen, Be grüßungsansprachen halten sollen. Der Kommandant der irischen Luststrcitkräfte Fitzmaurice, der den Ozcanflug milmacht. Mt M m MlhmldUWN. Entgegen einer Anzahl von Meldungen, die in den späten Abendstunden des Freitag von der Ankunft der „Bremen" über Ncuyork und sogar von ihrer Landung w sie» wollten, war bis 2 Uhr nachts über das Schicksal des Flugzeuges und der deutschen Ozeanflieger Nichts Sicheres bekannt geworden. Die mit Spannung erwartete Meldung von der Landung blieb aus. Allmählich verbreitete sich auch bei der aus dem Neuyorker Flugplätze ungeduldig wartenden Menge die Ucberzeugung, dah die verschiedenen Nachrichten über die Sichtung der „Bremen" un- zutrefferch waren. Km 11 Uhr abends wurde von Neuyork geka belt, daß die Ankündgung der „Associated Preß", die „Bremen" habe Neuschottland überflogen, einfach erfunden sei. Tatsächlich lagen bis zu dieser Stunde in Neuyvrk keine absolut beglaubigten Meldungen über die Beobachtung der erfliegenden „Bremen" vor. Auch dis erste Meldung von dem Kapitän eines kanadischen Regierungsdampfers, Borlhoufe, hat keine andere Beglaubigung erfahren. Man war deshalb in Neuyork wegen des Ausbleibens positiver Nachrichten etwas beunruhigt. Nach Norden betrieben ' Neuyork, 13. April. Associated Preß m-rl-et aus St. Föhns (Neufundland): Eine Meldung, daß die Bremen sich in Greenly Island befinde, ging hier um 6 30 Uhr abends amerikanischer Zeit (-41) von dem Funker in Point Arrow (Labrador) ein. (Point Arrow liegt etwa 500 Meilen nördlich von Neuyvrk). Jie „Bremen" Wischen MM und NellsüMM Wtgclmldet. Neuyvrk, 14. April. Nachdem bereits gegen 3 Uhr mittel europäischer Zeit von verschiedenen Seite» Meldungen erngetrofte» waren, daß die „Bremen" südlich Labrador, Kanada un- Neu fundland gesichtet worden sei, wird jetzt gemeldet, daß die deut schen Flieger aus der Greenly Island Saant Lawrence Bay not- gelcndrt sind. Das Flugzeug wurde bei der Landung leicht beschä digt. Die 3 Flieger sind wohlauf. WIMM wegen Beuzinmangel. Neuyork, 14. April. Direktor Schröder vom Norddeutschen Lloyd erhell folgendes Telegramm: „Machten sichere Zwischen- landung auf Greenly Island Strait os Belle Isle, notwendig ge worden durch Brennstosfmangel, der infolge strenger Ecgeruoinde verursacht, die während des Fluges einjetzten. Baron v. Hünefeld." Berlin, 14. April In einem 37flü>chigem Fluge bei Sturm und Nebel ist es den deutschen Ozeanfliegern gelungen, den At lant scheu Ozean zum ersten Male von Osten nach Westen im Flugzeug zu überqueren. Die Flieger hatten nicht die gewöhnliche Dompferrcwi» nach Amcrika geflogen. Aus Wetlergriinden hatten sie eine nördlichere Route vorgezogen. Deshalb konnten sie auch von keinem der gerade aus der Ueberfcchrt befind! chen 26 Ozsan- dE.pfern auf hoher See gesichtet werden. Kurze Zeit nach ihrem Ab,lug von Irland hatte sich das Wetter in der Mitte des Ozeans sehr verschlechtert. Durch Sturm und Nebel müssen die Flieger nach Noldwestes, 400 Kilometer von ihrer Route entfernt, abge- tr.eben worden sein. AiMbUlicht Lage der deuWv Mm. Neuyork, 14. April. Die letzte» Meldungen besagen, daß die „Bremen" abmontiert werden soll, um aus dem kanadischrn Eisbrecher verladen zu werden. Die drei Flieger wohnen im Leuchtturm und schlafen in diesem. Sie haben scheinbar an per sönlichen Dingen keinen Mangel. Sie sind über den Flugausgang nicht sehr verärgert. Der E.sbrecher ist bereits mit Volldampf un terwegs. Der Kapitän des Dampfers glaubt, am Sonnabend, wenn die Wetterverhältnisfe nicht zu schwierig sind, Point Arrow zu erreichen, so -aß die Fl eger das kanadische Festland Soniüag betreten würden. Das Flugzeug erlitt bei -er Notlandung schein bar zuerst einen Fahrgestellbruch un- stellte sich dabei auf den Kopf, wodurch -er Propeller brach. Auf Greenly Island leben 7 Fischerfamilien. D e Insel ist ohne Vegetation. Eine Reparatur des Flugzeuges ist bett unmöglich. Hertha Junkers ist mit dem Schwesterschiff der „Bremen" mit dem Piloten Melchor als Führer zum Abhvlen -er Flieger heute morgen von Mitchellfield aufgesliegen. GWmiinsche des RciikMWenttn und dkl ReichrregittW. Reichspräsident von Hinderburg hat an Hauptmann Köhl folgendes Telegramm gerichtet: Den kühnen Ozeanfl egern herz lichste Glückwünsche zu ihrem schönen Erfolge. Auch der Reichs kanzler Dr. Marx und Reichsaußenen-inister Dr. Stresemann Haden die Flieger telegraphisch beglückwünsch. Zur deutsch-englische Verständigung. Ansprache Lord Birkenheads. Dem in Berlin weilenden englischen Staatssekretär für Indien, Lord Birkenhead, und seinen Beglei tern gab der Präsident des Golf- und Landklubs Berlin- Wannsee ein Essen, an dem auch der englische Botschafter und verschiedene Persönlichkeiten der deutschen Politik und Wirtschaft teilnahmen. Auf die Begrüßungsansprache wies Lord Birkenhead in seiner Erwiderung auf die deutsch-englischen Beziehungen hin. Auch während des Krieges, führte er aus, habe in England für Deutsch lands Leistungen wahre Hochachtung geherrscht. Diese habe sich noch gesteigert, als Deutschland die schwere Kriegs- und Jnflationskrise erfolgreich zu bekämpfen verstand. Wie Engländer und Deutsche heute als Sportskameradcn zusammengekommen seien, so müßten sie auch in der Politik als große und mächtige Nationen zusammen,arbeiten. Europas Zukunft gebiete dies