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Taqesspruch. Ein Segen mht in schwerem Werke; Dir wächst, w e du vvlldrinK, -die Stärke; Bescheiden zweifelnd fingst du's an, Und stöhst am Z^el, ein ganzer Mann. Emanual Geibel. Mit Gotte« Hilse. Psalm 33, 20: Unsere Seele harr aus den Herrn, er ist unsere Hilf, und Schild. Nun ist der Ozean auch im Flugzeug von Europa nacl Amerika überquert worden. Und wieder sind es Deutsche diese ersten Überwinder — wie vor einiger Zeit Eckenei mit dem Luftschiff. Mit Stolz dürfen wir Deutschen davor reden und im Geist die tapferen Männer grüßen, denen sc Großes gelungen ist. Wir danken ihnen aber noch füi etwas anderes. Ich weiß nicht, ob es vielen aufgefaller ist: ihr erstes Wort über ihre eigene Leistung enthält du Wendung „mit Gottes Hilfe". Es gehört ja heute fas schon so viel Mut wie zum Ozeanflug dazu, wenn Männe: der Tat sich vor aller Welt demütig vor Got beugen und ihm die Ehre geben. Um dieses stolzer Bekennermutes willen sollten sie uns doppelt lieb sein Man sagt uns ja so gern, der Glaube an Gott mache du Menschen unbrauchbar für das praktische Leben und de: Glaube sei etwas für Frauen und Kinder und zurück gebliebene Leute. Und nun sagen diese beiden Praktiker diese beiden Männer modernster Technik: mit Gottes Hilfe Und haben sie nicht recht? Ist nicht all unser Könner und Wissen, ist nicht alles Gelingen ein Geschenk? Uni ist nicht auch »as wahr, gerade für das praktische Leben: daß der, der mit ernster Überzeugung sich auf Gottes Hilst stellt, nichts versuchen wird, was seine Hilfe nicht finden kann, weil's schlecht ist? Und ob die, die so denken uni da:' mdeln, wirklich fürs Lek--» unbrauchbar sind, ob die irückbringen? U. H. P. König Alberis 100. Geburtstag. (23. April 1828.) Klarer Verstand, ausgesprochene Schlichtheit und ein tiefes Gefühl, das waren die drei hervorstechendsten Züge unrer den Charaktereigenschaften des Königs Albert von Sachsen, der vor hundert Jahren, am 23. April 1828, im Dresdener Königsschlosse das Licht der Welt erblickte. König Albert hat schon in seinen jungen Jahren als Prinz die Aufmerksamkeit bedeutender Zeitgenossen auf sich zu lenken gewußt. Der Freund Kaiser Franz Josephs, der mit seinen Sachsen den unheilvollen Rückzug der zer trümmerten österreichischen Armee nach der verlorenen Schlacht von Königgrätz bei Problus mit Erfolg deckte, und der spätere Sieger von Beaumont, der am Ende des Krieges von 1870/71 als Generalfeldmarschall in seine spätere Residenz einzieht, liebte es bis in seine späten Jahre hinein, schlicht zu leben. Er wohnte am liebsten in der königlichen Villa in Strehlen bei Dresden oder im heißen Sommer in seinem erzgebirgischen Jagdhaus Reh feld, einem persönlichen Geschenk seiner Gemahlin Carola, einer geborenen Prinzessin Wasa. König Alberts Erholung war die Jagd. Er war ein guter Anekdotenerzähler, und besonders nach einer günstig verlaufenen Jagd liebte es aer Herrscher, den Kreis seiner Jagdgäste durch in säch sischer Mundart kräftig wiedergegebene Jagd- und Skat- inekdoten zu erheitern. König Albert hatte die Gewohn heit, in den ausgedehnten Bergwäldern des Erzgebirges sich als einfacher Spaziergänger zu bewegen. Oft sah man chn auch schon in den zeitigen Morgenstunden im Dresdner Großen Garten in Lodenjoppe und steierischem Hütchen ich ergehen, wo er auf seinen Morgenspaziergangen gern hm begegnende Leute anzusprechen pflegte. Gerade im Herzen der einfachen Leute hat sich König Albert schon bei Lebzeiten durch seine Güte und einen schlichten und geraden Sinn ein unvergeßliches Denkmal gesetzt, woran uns auch heute noch nicht nur mancherlei Denkmäler aus Stein und ms Erz auf den Märkten und in den Anlagen von Sachsens Städten erinnern, sondern auch Straßen, Plätze, Krücken und öffentliche Nukbauten. wie r. N?iu Dresden zer „Albert Platz", die „Albert-Brücke", die „Albert- Stadt", das „Albert-Theater", und auch so manche Park- md Badeanlage in anderen Städten, wie auch die „Albert- Kahn" (Dresden—Tharandt). Als eines seiner schönsten Denkmäler grüßt noch heule den Dresdner Boden betreten den Fremden das Reiterstandbild vor dem Ständehans, hei dessen Betrachtung dis Dichterworte Felix Dahns ebendia werden: Wenige im Deutschen Reich Waren dir, Albert, gleich. Wortkarg, doch tatenreich, Stetig dir selber gleich! Schlaf' nun in Ruh: Dank deckt dich zu! SeuW-östemichischer GtsenbahnanWuß Vom 1. Oktober 1928 ab. Im Reichsverkehrsministerium fanden zwischen dem österreichischen Handels- und Vcrkehrsminister Dr. Schürsf und dem Reichsverkehrsminister Dr. Koch die Schlnßverhandluugcn über die Angleichung der Eisenbahnvcrkehrsordnungen statt. Diese Verordnungen werden sich vom 1. Oktober ab nach Form und Inhalt völlig gleichen. Es wurde beschlossen, dafür zu sorgen, das; auch die Ausführungsbestimmungen möglichst ein ander ««geglichen werden. Im Anschluß an diese Verhandlungen wurden zwi schen beiden Ministern Fragen der Binnenschiffahrt und des Luftverkehrs besprochen, ebenso die Frage der Er neuerung der Verträge über den Eisenbahnverkehr an der Grenze und über die Gemeinschaftsbahnhöfe. Das erzielte Übereinkommen wurde beendet mit einer Ansprache des Reichsverkehrsministers Dr. Koch, in der er daran erinnerte, daß die jetzt getroffenen Ver einbarungen an das gemeinsame Bctriebsreglement des Jahres 1874 anknüpfen. Die Zusammenarbeit fei aber nicht nur das Ergebnis technischer Erwägungen zur Er leichterung des Verkehrs zwischen den beiden benach barten Staaten, sondern in ihr.finde zugleich der Ge- vauks der engsten auf der S t a m m e s g e m e i n s ch.a f t beruhenden Jnteressenverflechtnng ihren Ausdruck. Bundesminister Dr. Schurjf betonte in feiner Ant wort, daß die seit langer Zeit zwischen beiden Re gierungen geführten Verhandlungen das Ziel weitest gehender Übereinstimmung der Perkehrsordnung er reicht Hütten. Die Vorteile einer solchen Übereinstim mung seien nicht nur in dem auf politischen, nationalen, kulturellen und wirtschaftlichen Gründen beruhenden Streben nach allgemeiner Rechtsgleichheit zwischen Deutschland und Österreich zu suchen, sondern lügen auch darin, daß für alle Bcförderungsfälls, die im inter nationalen Recht keine Regelung fänden, in beiden Staaten die- gleichen beförderungsrschtlicheu Bestim mungen zur Anwendung gelangten. Sie Arbeitgeber zum RuhrschiedMuch. Eingabe an den Reichsarbeitsminister. Die Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände hat an den Reichsarbeitsminister ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt: Auf die Schwierigkeit bei der Neu regelung der Arbeitszeit- und Lohnfrage im Steinkohlen bergbau des Ruhrgebiets haben wir als auf ein für die ganze deutsche Wirtschaft besonders bedeutsames Problem von Anfang an und zu wiederholten Malen hingewiesen. Wir bedauern, daß durch den jüngsten Schiedsspruch die bereits in den Auseinandersetzungen der letzten Lohn bewegungen kllar zutage getretene Krise des Schlichtungs wesens eine weitere Verschärfung erfahren muß. Tie Zahlen zeigen, daß eine Durchführung des Schiedsspruchs auf jeden Fall zu einer V e r l u st w i r t s ch a f t größten Umfanges im Ruhrbergbau führen müßte. Diese Folgen aber würden gerade die Arbeiterschaft auf das schwerste treffen, so daß der Schiedsspruch nicht allein wirtschaftlich der Billigkeit nicht entsprechen, sondern auch seine soziale Auswirkung äußerst beklagenswert sein müßte. Sie müßte dazu führen, daß eine eventuelle Lohnerhöhung eines Teiles der Arbeiterschaft auf Kosten der Arbeits losigkeit eines anderen Teiles gehen würde. Die Vereinigung deutscher Arbeitgeberverbände kann nicht annehmen, daß die im Schiedsspruch vorgesehene Regelung Wirklichkeit werden soll. Der verschobene „Bremen"-Abflug. L m p f a n g s v o r b e r e i t u n g e n i n W a s h i n g 1 o n. Nach neueren Meldungen dürfte die „Bremen" erst nach drei bis vier Tagen von Greenly Island abfliegen. Als Flugweg wird die Linie Greenly Island—St.-Lorenz Golf—Quebeck genannt; von hier würde der Flug direk: nach Newyork gehen. Edsel Ford, der Sohn des gegen wärtig in Europa weilenden „Automobilkönigs", hat die „Bremen"-Flieger zum Besuch der in Detroit veran äalteten Flugschau eingelaoen. Ob sie dieser Einladuna Folge leisten werden, steht dahin; ganz bestimmt aber werden sie nach W a sh i n g t o u kommen. Hier, in der Bundeshauptstadt, sind u. a. folgende Feierlichkeiten für den Empfang in Aussicht genommen: Entgegenflug eines Geschwaders von Armerflugzcugcn, Empfang auf dem Flugplatz Bottingfield durch Staats sekretär Kellogg sowie andere Mitglieder des Kabinetts, durch den deutschen Botschafter und den Gesandten des Irischen Freistaates, Bankette in der Deutschen Botschaft und in der Irischen Gesandtschaft usw. Außerdem sind ein Besuch der Flieger am Grabe des Unbekannten Sol daten und offizielle Begrüßungen in beiden Häusern deS Parlaments geplant. Der Aufenthalt der „Bremen" Flieger in Washington dürfte zwei Tage währen. Fitzmaurice und Hünefeld setzen inzwischen ihre Veröffentlichungen fort. Fitzmaurice singt das Lob der „Bremen" in hohen Tönen. „Der Motor," sagte er, „funk tiouierte die ganze Zeit vorzüglich. Das Flugzeug schwebte durch jede Sturmböe wie ein großer Vogel. Ich Hai . niemals eine Maschine gekannt, die der Kontrolle des Flugzeugführers so gut gehorchte." Auf die Frage, ob es richtig sei, daß Baron von Hünefeld im Falle einer Katastrophe seinen Revolver gebrauchen wollte, erwiderte Fitzmaurice, ihm sei nichts Derartiges bekannt. Freiherr Von Hünefeld hebt seinerseits hervor, daß es Fitzmaurices Fortsetzung.) Deiianes Hand, die das Blatt hielt, zitterte, eine jähe, heiße Röte flutete ihr in die Wangen, dann las sie stockend, mit halb verschleierter Stimme: „Zwanzig Enden — Zwanzig Lenze!" Ein Hirsch von zwanzig Enden zog durch das hohe Holz Hei Ho! Frisch auf, ihr Weidgefellen, Wir wollen ihn jagen und stellen Den ed'len Hirschen stolz Hei Ho! Wir zogen vor Tau und Tage wohl in den grünen Wald Hei Ho! Nun liegt der edle Recke Verendet auf der Strecke, Und durch den Forst das Hifthorn schallt: Horrido! Ein Mägdlein von zwanzig Lenzen ging durch den dunkeln Tann Hei Ho! Ihr Haar gleich Gold und Seide, Die Augen, ihr schönstes Geschmeide, Die haben mir's angetan Hei Ho! Wie weiter es gegangen, Mein Weidgeselle traut? Hei Ho! Noch eh' ein Jahr vergangen, Da — war ich selbst gefangen, Und sie — war meine Braut Horrido!" ! „Nun, gefällt es Ihnen?!" Doch ehe Lia noch antworten konnte, klang von draußen das scharfe Knattern eines Motors, das junge Mädchen : sprang auf. „Herrgott — Professor Osterroth, Herr Graf, ich muß noch die Binden " das Weitere blieb unverständlich, wie gejagt lief Deliane aus dem Zimmer, ihre Wangen brannten und das Herz hämmerte in wilden, zuckenden Schlägen , für eine Sekunde lehnte sich Lia gegen den Türpfosten — „Und sie — war meine Braut — Horrido!" Das — das konnte ja nicht sein, durfte nicht Wahrheit wer den, sie, das arme Mädel und er, einer der größten Grundbesitzer der Provinz, der Besitzer von Bergwerken und Erzgruben, der Herr über Millionen — Hubertus Wildgras zur Egede „Nanu, — ich glaube gar, — Tränen?!" Das junge Mädchen schreckte zusammen. Doktor Klemm stand neben ihr. „Aber, Fräulein Delius, Sie sind doch sonst so tapfer! Und nun mal rasch, holen Sie ein paar Schneeglöckchen, Sie sollen die Erste sein, die unserm Patien ten Glück wünscht!" „Glück wünscht?!" „Jawohl," der Professor trat heran, „der Herr Kollege hat mir täglich telefonisch über den Heilungsprozeß berichtet, wir haben die Gewißheit, daß der Eingriff geglückt ist, — jetzt kann ich es Ihnen ja sagen, diese Operation gelingt unter hundert Fällen kaum einmal, es war wie ein Wunder —" „Ein Wunder!" sagte sie leise und huschte^ur Tür hinaus. „Oho!" Lächelnd blickte ihr der Spezialist nach. „Können Sie sich einen Bers darauf machen, Herr Kollege?" „Ich denke schon, es wird wohl die alte, urewig neue Ge schichte sein, wie heißt es im „Zigeunerbaron?" Die Liebe, die Liebe ist eine Himmelsmacht!" „So — so, na, mir kommt's auch so vor, als ob Ihre Dia gnose stimmt, beiderseitiger guter Geschmack, ein schöneres Paar habe ich selten gesehen." Ganz atemlos kam der Forstmeister über den Flur. „Guten Tag, meine Herren, ich habe das Auto gar nicht vorfahren hören, dürfen wir denn nachher einmal den Herrn Grafen sehen?!" „Ja, gewiß, nur, ich möchte bitten, keine Aufregung, vor erst möchte ich bloß Fräulein Delius in das Krankenzimmer lassen, sie wollte, glaube ich, noch ein paar Schneeglöckchen holen —" „Lia! Mädel!" Der Baß des alten Herrn dröhnte. „Wo steckst du denn, — aha — meine Douglastanne hast du auch geplündert, nu' komm mal, der Herr Professor wartet schon!" Eqede versuchte aufzustehen, als er die Stimmen der Aerzte hörte, aber da drückte ihn Doktor Klemm in den Sessel zu rück. „Halt! Noch sind Sie Patient " In demselben Augenblick streifte er die Binde ab, und Hubertus sah sah wie Deliane vor ihm stand, in einem schlichten, dunklen Kleid, die goldene Flechtenkrone umwoben von flimmerndem, schimmerndem Sonnengold, ein Lächeln auf den Lippen und die tiefdunkelblauen Augensterne verschleiert von Tränen. „Gnädiges Fräulein! — Herr Professor!" Er wollte sprechen, aber dieser jähe Uebergang von Nacht zum Licht, von wochenlangem Zweifeln und Bangen zu einem neu ge schenkten Leben kam zu plötzlich. Der Berliner Arzt räusperte sich, um seine Bewegung zu verbergen. „Kommen Sie, Herr Kollege, ich glaube wir sind hier — überflüssig ," ganz leise zog er die Tür hinter sich zu, „Menschenglück ist etwas Heiliges, — die beiden werden sich wohl mancherlei zu sagen haben!" Dann trat er auf den Flur, wo Stephan, Anni, Gretel und die alte Minna warteten. „In einer Viertelstunde dürfen Sie hinein. Herr Forst meister, nicht eher! Und empfehlen Sie mich dem Herrn Grafen ich lasse ihm doppelt Glück wünschen!" Wie aus einem Traum erwachend sah Egede auf. „Wo wo sind denn?!" Doch dann begriff er. „Gnädiges Fräulein! — Lia! Liebe, liebe, kleine Lia!" Er zog das junge Mädchen an sich. „Du! Oh du!" Und nun ein Jubelruf: „Lia! Dir danke ich das Leben — dies Wunder, und ich — ich kann ja nicht sein ohne dich !" Todblaß, mit geschlossenen Augen, lehnte Deliane an seiner Brust, aber da fühlte sie ein Paar zuckende Lippen auf den ihren, schlang ihre Arme um seinen Hals „Hubertus! Du!!" Waren es Sekunden? Waren es Ewigkeiten? Die Tür nach dem Arbeitszimmer knarrte „Donnerwetter! — Mädel!" Wie zwei ertappte Sünder fuhren die beiden auseinander, unwillkürlich machte Deliane eine Bewegung, als wolle sie flüchten, doch Egede drückte sie nur fester an sich. „Herr Forstmeister meine Braut!" „Ach du lieber Gott!" Dem alten Herrn knickten die Knie ein vor Schreck und Ueberraschung, aber Hubertus zog ein kleines Päckchen aus seiner Tasche. „Lialieb, gib mal dein Patschhändchen her, — so," er knipste das rotlederne Kästchen auf, „unsere Verlobungsringe mit den Haken.von deinem — meinem Vierzehnender , und nun, Herr Forstmeister, Sie sind Delianes Vormund, — ich bitte um die Hand Ihrer Nichte!" (Schluß folgt.)