Volltext Seite (XML)
ilsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ »0, ra,k»la«- erscheint an alcn Wer»«,««» n-chmitta,- s Uhr. B«,»,.?>««>»: Bei Abholung i» h«, «eich«s>»ftcile und den AnogabtfteAen L RM.im M»u»t, »et gnstellun, durch 2,^ RM„ de, PoftdcstrUung 2 AM. z„zLgUch Adt«-F- .... . ,. erdühr. Ltnzeiuummrrn N»»««.«a-A»b»nft»llen Woawnvlatt für Wlisvrun u. Umaenend Pl>ftb°icnuud-»,rreAus. «Zgrr»»»»e,chäsi»brl!en — — H !— »choien z» jrder Zeit Be, Aekungen entgegen. höherer Gemalt, Krieg »der sonstiger Setrrebsstörungen besteh' bcin Anspruch aus Liesernng brr Keinen, »her Kürprng den De^igepeeii««. — Aüchseudnn, eingrsaubter Schreslststche «rsolgt »nr, wenn Porto beiliegt. für Sürgertuni/ Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die «gespaltene Aaumzeilc 20 Apsg., die < gespalten« Keil« »er snrUicher Aebaxnimachungen 4* Achchs. pf-rnig, Li« »gespaltene Redlamezri!« in> tezllichtn Teil« I Rrichsmard. Slachrpet nugsgrtiihr 2» Acichsps«nni^. G«. grs-trieven-Lrsch-ianngs. , log« und Platz» rschchchen werden nach Mo,lich»«tt Fernsprecher: ?lmt Wilsdruff Nr. v »"»-isichttgi. Anzelc», anpabmebis orm.lOUHr. Mir Li« Rich1igd.it brr durch Fernruf über mittelten Anzeigen üdernedmrn wir deine Garantie. -rederAabat anspri ch er ischt, wenn »er Vereng »«ach Klage eingezo,en wer den muß ober der Austraggeber in Kondor» gerat. Anzeigen nr hrnen ast e Dermierinp gepesten «ndgagarr. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauplmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 98. — 87 Jahrgang Telegr Adr: .Amtsblatt« Wilsdruff * Dresden Postscheck Dresden 2640 Donnerstag, de« 26 April 1V28 Geheimnisvolle Reise. Lord Birkenhead, Mitglied des englischen Kabi netts, ist Staatssekretär für Indien. Nicht gerade, um sich nur den Spielplatz des Berliner Golfklubs anzusehen, kam er vor kurzem nach Deutschland, sondern es haben hier schon kaum noch geleugnete Politische Verhand lungen zwischen ihm und den Leitern der deutschen Außenpolitik stattgefunden; trotz seiner Eigenschaft als Mitglied dieses Kabinetts konnte sr dabei sozusagen nur offiziös austreten. Gerade in den deutsch-englischen Be ziehungen sind auch vor dem Kriege solche offiziösen Be suche vorgekommen, die außenpolitische Neuregelungen be zweckten, aber nur indirekt vom Leiter der englischen Außenpolitik veranlaßt waren. So auch jetzt — vielleicht. Birkenhead ist nämlich im Gegensatz zu Chamberlain, der auf dem linken Flügel der Konservativen steht, der Vertreter einer schärferen Tonart, namentlich mit Bezug auf das Verhältnis zu Rußland; Chamberlain hat es immer vermieden, den Bruch mit diesem Lande allzu tief gehend werden zu lassen, und denkt gar nicht daran, nun etwa eine antirussische Front etwa von England, Frank reich, Deutschland, Italien und Polen aufzubauen. Aber nicht alle im englischen Kabinett stehen hierin auf seiner Seite, vielmehr sind dort Tendenzen zu verspüren, die tatsächlich eine solche anti russische Front schaffen sollen. In den englischen politischen Klubs ist es außer dem ein offenes Geheimnis, daß Lord Birkenheads Wünsche sehr stark in Richtung auf den Ministersessel des Auswärtigen gehen. Der Ministerpräsident Baldwin selbst scheint sich aber doch nicht so recht klar zu sein, ob er sich in das antirussische Abenteuer stürzen soll oder klcht, aber selbstverständlich ist Lord Birkenhead nicht ohne seine Einwilligung nach Berlin gegangen; auffallender weise hat er ihn jetzt aber in ziemlich schroffer' Form getadelt, weil dieser sein Staatssekretär es für zweckmäßig hielt, ohne des Ministerpräsidenten Geneh migung in einem Zeitungsartikel sich mit den Fragen der englischen Außenpolitik in einem Sinne zu befassen, der sich mit Baldwins Ansichten offenbar doch wohl nicht ganz deckt. England hat nämlich jetzt wirklich dringendere Sorgen, über die der Schatzkanzlcr Winston Churchil l soeben in seiner Etatsrede eingehende Ausführungen machte. Und man muß staunen, mit welcher Energie England var angeht, seine internationalen Schulden, in der Haupt sache nach außen hin die Zahlungsverpflichtungen an Amerika, dann aber auch eine sehr große innere Schuld, den Vereinbarungen gemäß baldigst abzudecken. Dabei geht es England wirtschaftlich längst nicht mehr so gut wie einstens vor dem Kriege, auch die Nach wehendes großen Bergarbeiter st reiks sind alles andere als überwunden. Die englische Staatsschuld beträgt 7,5 Milliarden Pfund, also gerade 150 Milliarden Mark, und um diese abzubauen, wird man in Zukunft jährlich regel mäßig 355 Millionen Pfund, das sind also nicht weniger als sieben Milliarden Mark, in den Haushalt einsetzen. Auf diese Art und Weise will England in 50 Jahren seine gesamte innere und äußere Schuld tilgen. Das ist imposant, — wenn diese gewaltige Ver schuldung auch eine nicht gerade angenehme Frucht des Krieges ist. Aber sie verhindert, daß sich England in gewagte außenpolitische Experimente einläßt, vielmehr seine ganze Politik auf eine möglichst ungestörte Erhal tung des jetzigen Zustandes in der Welt und namentlich auf dem europäischen Kontinent eingestellt hat, infolge- dessen doch wohl nur in recht Keinen Kreisen derartige Ahsichten bestehen, wie man sie Lord Birkenhead und den Seinen zuschreibt. Außerdem sind in sehr naher Zeit die Wahlen zum englischen Parlament fällig. Die letzten Wahlen haben zwar erst im Oktober 1924 stattgefunden und die Wahlzeit beträgt fünf Jahre, aber trotzdem ist mit Neuwahlen wohl noch im Jahre 1928 zu rechnen, weil das Unterhaus es wohl noch nie zu einem „natür lichen" Tove gebracht hat, sondern stets vorher aufgelöst wurde. Folgenschwere außenpolitische Schritte verbieten sich auch deswegen, weil man in England natürlich den Ausgang der Wahlen abwarten muß, die vielleicht eine Verschiebung des parteipolitischen Schwergewichts herbei- sühren können. Ist doch gerade, wie Churchill bereits ausführte, die soziale Lage großer Teile der Bergarbeiter schaft katastrophal, weil sie nicht damit rechnen können, in absehbarer Zeit überhaupt wieder Lohn und Brot zu finden, und der englische Schatzkanzler will die ungeheuer, lichen Belastungen, die durch die Erwerbslosenfürsorge gerade den wirtschaftlich schwächeren Gemeinden auferlegt worden sind, durch eine gründliche Steuerreform wenig stens etwas mildern. Ob also Lord Birkenhead mit seiner Reise nach Berlin irgend etwas erreicht hat, dürfte recht unwahr scheinlich sein; und wir sind auch gar nicht in der Lage, uns einseitig „für" oder „gegen" Rußland politisch zu entscheiden, — solange Rußland selbst uns nicht dazu zwingt. Das wird allerdings wesentlich von der Weiter entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen uns und Rußland abhängen. Vie SiMebinelen bedrohen Peking General Zengs Vormarsch. Tsinanfu genommen. Die Hauptstadt der chinesischen Provinz Schantung, Tsinanfu, wurde von den siegreich vordringenden Trup pen des sog. christlichen Generals Feng ohne Kampf be setzt. Die geschlagenen Nordtruppen des Marschalls Tschangtsolin fluten in Unordnung zurück. Die Süd truppen sollen teilweise in Tsinanfu geplündert haben. Nach der vor kurzem gemeldeten Frühjahrsschlacht zwischen den nationalistischen Südtruppen und der Streitmacht des Beherrschers der Mandschurei, Tschang tsolin, in der dieser unter großen Verlusten geschlagen wurde, erklärten Sachkenner sofort die Eroberung der Hauptstadt Schantungs nur noch für eine Frage der Zeit. Als weitere Folge dieses Vorstoßes droht aber die Eroberung Pekings, wo sich Marschall Tschangtsolin bisher unangefochten als Herrscher aufgetan hatte. Um fangreiche Maßnahmen zur Verteidigung Tientsins und Pekings werden getroffen. Die Erfolge Fengs haben auch die Negierung in Wuhan (Hankau) veranlaßt, sich an dem Feldzug gegen Tschangtsolin zu beteiligen. Unter dem General Lischungtschen rückt eine 50 000 Mann starke Abteilung zur Unterstützung der in Schantung stehenden verbündeten Streitkräfte der Südregierung in Nanking und General Fengs vor. Französisches Abkommen mit Nanking. Zwischen Frankreich und der chinesischen Rational regierung in Nanking ist eine Verständigung erfolgt, die den Differenzen, die durch die am 24. März 1927 gegen die französische Kolonie in Nanking verübten A^rs- Iwrenungen cnipanoen waren, ein Viioe macyr. ^er chinesische Minister Huangschu spricht in dem Abkomme» sein Bedauern über den Zwischenfall aus, sagt zu, daß die Unruhestifter bestraft werden sollen, und übernimmt die Verpflichtung, die fremden Kolonien vor Bedrohun gen zu schützen. Frankreich erklärt sich bereit, die Mög lichkeit einer Revision der Verträge mit China zu unter suchen, sobald die Ruhe wiederhergestellt sei. Eine Kom mission von zwei Franzosen und zwei Chinesen soll über die Entschädigungen für die Verletzung der französische» Interessen verhandeln. Die Verständigung gewinnt i» diesem Augenblick, wo die Nankingregierung erfolgreich gegen den Norden vorgeht, besondere Bedeutung. * Protest gegen japanisches Eingreifen. In Nanking dauern die Kundgebungen gegen die kürzliche Entsendung japanischer Truppen nach d Pro vinz Schantung an. Es wird zum Boykott japanischer Waren aufgefordert. Die Nankingregierung hat an alle Mitglieder der Kuomintang (Nationalbolschewistische Partei) eine Erklärung gesandt, in der voller Schutz des Lebens und Eigentums der Ausländer — ohne Rück sicht, ob innerhalb oder außerhalb der Kriegszone — zu gesichert wird. Die Entsendung japanischer Truppe« wird in dieser Erklärung als vollständig ungerechtfertigt bezeichnet. Sie verstoße gegen die Unabhängigkeit Chinas und stelle eine Verletzung der internationalen Rechte dar. Das japanische Volk könne nicht für diese Handlungsweise verantwortlich gemacht werden. Die Nankingregierung hoffe, daß die politischen Partcie» Japans den Ministerpräsidenten von weiteren über stürzten Truppenentsendungen abhalten würden. Jie Jem" fliegt Ml Neuyork wartet in Ungeduld. Berlin, 25. April. Nach hier «getroffenen Meldungen wer den die deutschen Ozeanflieger morgen mit dem. vom Neuyorker Oberbürgermeister Walker zur Verfügung gestellten Fordslugzeug von Greenly Island nach Neuyork starten, um die Empfangs- feierlichkc ten nicht weiter zu verzögern. Nach diesen Nachrichten werden also die deutschen Flieger nicht mit der „Bremen" nach dem Kontingent kommen. Ihr Zwischenlandungsplatz Lake St. Ag nes dürste jetzt für eine Landung kaum in Frage kommen, da d e Witterungsverhällnisss, Regen nach Schnee, sehr ungünstig sind. Der Entschluß Köhls wird darauf zurückgeführt, daß es sehr schwer sein würde, die „Bremen" von dem- an der Oberfläche ge tauten Eis hochzubringen und daß ebenso de Eisverhältnisse für eine Landung bei Benutzung der „Bremen" nicht günstig sind. Halbmost für Bennet Quebeck, 25. April. Flieger Bennet, der mit Balchen Ersatz teile nach Greenly Island br ngen wollte, aber durch Erkrankung an Lungenentzündung verhindert wurde, ist gestorben. Neuyork, 25. April. In der 5. Avenue und in anderen Straßen, die schon ihren aus amerikanischen, deutschen und loschen Flamen, dem Neuyorker Stadtwapprn und den Namen der „Bremen"-Flieger zusammengesetzten Festschmuck tragen, wurden heute anläßlich des plötzlichen Todes des Fliegers Bennet die amer konischen Flaggen auf Halbmast gesetzt. Das von den städtischen Behörden aus Sonnabend angesetzte Festesten zu Ehren der „Bremen"-Besatzung ist auf Montag verschoben worden. Vor einem zweite» deMen Szeonsln«? Berlin, 25. April. Zu dem Plan Risticz, einen zweiten brutschen Ozeanflug zu unternehmen, wird noch milgete lt: Der neue Ost-West-Ozeanflug soll aus der „Europa", einer Schwestermaschine der siegreichen „Bremen", unternommen wer- d-n, wenn es Frau Dillenz, die die Verhandlungen mit Junkers führt, gelingen sollte, sie zu erwerben. Gesteuert werden soll d e Maschine (wie bereits gemeldet) von dem bekannten Piloten Ri sticz. Auch Eitzard will mau für d enPlan gew nnen. Risticz und Edzard haben seinerzeit bekanntlich den Dauerflugrekord mit 52 Stunden für Deutschland erobert, starteten darauf mit der „Euro pa" nach Amerika, mußten aber n der Nordsee wegen schwerer Gewitterstürme umkehren. Hinter Frau Dillenz sollen, wie es heißt, österreichische Kreise stehen, die .hr Geld für den Ankauf der Maschine zur Verfügung stellen wollen. Oer Nole Kronikämpferbund. Die Verbotsfrage vor dem Reichstagsausschuß. Die Sitzung, in der sich der Reichstagsausschuß zur Wahrung der Volksrechte mit dem vom Reichsminister des Innern von Keudell geplanten Verbot des Rot- frontkämpferbundes beschäftigte, dauerte ungefähr vier Stunden. Dennoch kam es zu keinem greifbaren Resultat, »uch zu keiner Beschlußfassung. Neichsinnenministcr von Keudell hatte bekanntlich an die deutschen Länder eine Denkschrift über das beabsichtigte Verbot des Rotfrontkämpferbundes gerichtet. Darauf lehnten 16 Länder die Zustimmung ab, während Bayern einverstanden war und Württemberg sich abwartend verhielt. Die übrigen Länder teilten mit, daß sie gegebenenfalls die Entscheidung des Staats- gerichtshofes anrufen würden. Bei der Verhandlung im Reichstagsausschuß lehnte Herr v. Keudell es ab, dem Antrag nachzugeben, seine Denkschrift an die Länder dem Ausschuß vorzulegen. In Erwiderung aus die Ausführungen verschiedener Redner erklärte der Minister, der Rotfrontkämpferbund sei eine staatsgefährdende Organisation. Es handele sich bei seiner Maßnahme um eine reine Restortangelegenheit. Keine Stellungnahme des Kabinetts, auch wenn sie statt-- gefunden hätte, hätte den zuständigen Minister in diesem Falle von der ihm vom Nepublikschutzgesetz auserlegten Verpflichtung befreien können. Er suche auch keine Deckung hinter dem Kabinett. Er würde es für eine Außerachtlassung seiner Pflichten als Reichsinnenminister gehalten haben, wenn er das Verbot nicht erlassen hätte. Die anwesenden Minister im Kabinett seien durchaus unterrichtet gewesen; das Kabinett habe aber einen Be schluß nicht gefaßt. Die anderen Kabinettsmitglieder hätten lediglich Bedenken wegen des Zeitpunktes der Maßnahme geäußert. Zu einem Anträge der Sozialdemokraten, den Reichs kanzler zu ersuchen, unverzüglich die Zurücknahme des oom Innenminister an die Länderregierungen gerichteten Antrages herbeizuführen, erklärte Dr. v. Keudell, wenn ver Ausschuß ein solchen Beschluß fassen würde, so würde dieser der staatsrechtlichen Grundlage entbehren. Fast durchgängig wurde die Nechtsbefugnis des Reichsinnen ministers zum Erlab solcher Ersuchen anerkannt. Der kommunistische Antrag auf Aufhebung des Er lasses wurde abgelehnt, ebenso der Antrag Emminger! (Bayer. Pp.), der Ausschuß solle seine Entscheidung bis nach dem Spruch des Staatsgerichtshofes zurückstellen. Abg. Schulte (Ztr.) stellte dann namens seiner poli tischen Freunde und für den Abg. Koch-Weser (Dem.) folgenden Antrag: „Ohne zu der Frage, ob die gesetzlichen und tatsächlichen Voraussetzungen für das Vorgehen des Reichsinnenministers gegeben waren, Stellung zu nehmen, hält der Ausschuß diese Maßnahme für den gegenwär tigen Zeitpunkt nicht für zweckmäßig." Auch dieser Antrag verfiel der Ablehnung, so daß es tatsächlich überhaupt zu keinem Beschluß kam. Reue Erdstöße in Griechenland. Durch die immer noch anhaltenden Erdstöße sind in Korinth auch die letzten Mauern noch eingestürzt. Nach den vorläufigen Schätzungen beträgt der Schaden in Korinth und Umgebung 600 Millionen Drach men. Ob die Stadt wieder aufgebaut wird, ist noch ungewiß; jedenfalls hat eine Massenflucht der Bevölke- rung eingesetzt. In Bulgarien hat man mit der Schätzung der Erdbebenschäden begonnen. Der Schaden beträgt allein in Philippopel rund 1,5 Millionen Lewa.