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ix vieler Erinnerung sein. Im Juli 1925 verschwand auf »Stselhaftt Weise der Magdeburger Buchhalter Helling. Lin Jahr später wurde seine Leiche im Hause eines gewissen Schröder entdeckt. Schröder wurde verhaftet, gab die Mordtat, deren man ihn bezichtigte, zu, behauptete aber, daß Her Magdeburger Fabrikant Haas ihn zum Morde angestiftet Habe, worauf auch Haas verhaftet wurde. Der Untersuchungs richter Kölling soll nun die an sich nicht ganz unklare Sache durch verschiedene Maßnahme» und Unterlassungen verwirrt and durch Veröffentlichungen in der Presse immer wieder aus die wahrscheinliche Mitschuld des Haas hingewiesen haben. Landgerichtsdircktor Hoffmann aber, der in Magdeburg eine Große Rolle spielte, hatte in einem »Recht in Not* über- «hriebenen Artikel behauptet, daß von Berlin aus auf die Untersuchung des Falles Schröder-Haas unzulässige Einflüsse ausgeübt worden seien, und hatte dann erklärt, daß er dem Untersuchungsrichter Kölling seine Flucht in die Öffentlichkeit angeraten und die Hauptveröffentlichung auch entworfen habe. Ls sei noch daran erinnert, daß Haas schließlich freigelassen und Schröder zum Tode verurteilt, aber zu lebenslänglichem Knchthaus begnadigt wurde. Der Stand dcS Disziplinarverfahrens. Nach Eröffnung der Verhandlung vor dem Großen Disziplinarsenat nahm Senatspräsidcm Kray das Wort zur Berichterstattung über den Stand des Verfahrens. Kölling und Hoffmann werde zur Last gelegt, in mehreren Veröffentlichun gen nicht erweislich wahre Vorwürfe gegen andere Behörden und Beamte erhoben und die Pflicht der Amtsverschwiegenheit verletzt zu haben. Kölling werde darüber hinaus vorgcworfen, daß er sich bei seinen Maßnahmen nicht lediglich von seiner lichterlichen Überzeugung habe leiten lassen. Hoffmann werde vorgcworfen, Kölling beratend beeinflußt und einer Anordnung desLandgerichtspräslbemen bewußt zuwidergchandelt zu haben. Landgerichtsrat Kölling suchte dann bei seiner Vernehmung darzulegen, daß nach seiner Meinung die von Berlin nach Magdeburg geschickten Polizeibcamten zugunsten des Haas parteiisch gewesen seien und daß er sic deshalb abgelehnt habe, über seinen in der Presse veröffentlichten Brief befragt, er klärte Kölling, daß Hoffmann die Sache ausgearbcitet und den Bericht entworfen habe. Nachher habe er, Kölling, die An gelegenheit mit Hoffmann durchgcsprochcn und es seien Ände rungen erfolgt. Aus die Frage des Vorsitzenden, ob Kölling auch jetzt, nach dem Urteil des Magdeburger Schwurgerichts gegen Schröder, noch an die Möglichkeit einer Schuld des Haas glaube, erklärte Kölling, daß er sich dazu nicht äußern könne. Hofsmann dagegen betonte, daß er den Standpunkt vertrete, daß Schröder den Helling ermordet habe und mit Recht zum Tode verurteilt worden sei. Die Möglichkeit einer Mitschuld des Haas bleibe für ihn aber bestehen. Oer Giettiner Kememordprozeß. General v. Pawelsz verteidigt die Reichswehr. Im weiteren Verlauf des Stettiner Fememordprozesses stellte einer der Verteidiger einen neuen Beweisantrag Hier nach soll u. a der Ministerialdirektor z D. Spiecker ge laden werden. Der Beweisantrag behauptet, daß 1920 oder 1921 in Breslau eine Sonderpolizei organisiert worden sei, die aus Befehl Tötungenvon Verrätern vorgenommen habe. Auch die Ladung von G e n e r a l v. S e c ck t ist in Aus sicht genommen General v. Pawelsz erklärte dann, er müsse noch einige Ergänzungen zu seinen bisherigen Ausführungen geben. Die Reichswehr sei auf dem Wege zu ihrer inneren Festigung sort- «eschrftten, ohne sich um die Sympathien von rechts oder von nnks zu bekümmern. Der Zeuge fuhr dann fort: ^Niemals ist die Reichswehr verantwortlich für die in Rede stehenden Tötungen gewesen. Der Gedanke an Fememord ist in unserem Stabe nicht einmal gestreift worden. " Der General äußerte sich weiter über die von dem Zeugen v. Bodungen behauptete Mobilmachung der Reichswehr gegen Polen Es wären da mals lediglich Vorbereitungen zur Schaffung eines Greuz- kchutzcs beschlossen worden. Im Juni 1920 sei im Quartier des Oberleutnants Roßbach in Sabow bei Greisenhagen »in Operationsplan beschlagnahmt worden In diesem Opera- iionsplan sei im Falle von Unruhen m Stettin der Vormarsch der Roßbach-Truppen angeordnet gewesen. Für den Fall einer drohenden Haltung der Aufständischen sollten mehrere Rädels führer beseitigt werven Es habe sich hier also um die ge plante Tötung politischer Gegner und somit um krassen politischen Mord gehandelt Unter allgemeiner Span nung begann dann die Vernehmung des Oberleutnants Roßbach. Er schilderte die Entstehung seiner Sturmtruppe und seinen Zug nach. Kurland. Dann kam er aus die Zeit des Kapp- Putsches zu kvrechen und betonte, daß sich dort ähnliche »Lunge avgefpielt halten wie die, die letzt in Stettin zur Ver handlung ständen. Herr v. Bodungen habe ihm einmal gesagt: „Wir stehen in engster Fühlung mit der Reichswehr Ich mache Sie daraus ausmerksam, daß mir der Befehl gegeben worden ist, alle Waffenlager geheimzuhalten. Ich verlange von Ihnen, daß alle Verräter unbedingt unschädlich gemacht werden." Die Reichswehr habe Befehle ausgegeben, die von ihm und von Herrn von Bodungen in dem erörterten Sinne als unzweideutig ausgesatzt werden mußten. Deutsches Reich Deutscher Botschaftsrat Aschmann in Angora. Im Zusammenhang mit dem Diplomatenwechsel auf auswärtigen Posten des Deutschen Reiches wird bekannt, daß nunmehr auch die Versetzung des langjährigen Genfer deutschen Generalkonsuls Aschmann als Botschaftsrat an die deutsche Botschaft in Angora entschieden ist. Sein Abgang wird in den Kreisen des Völkerbundsekretariats, mit dem Aschmann in seiner Genfer Stellung seit Juli 1923 durch die Ausführung zahlreicher diplomatischer Auf- träge des Auswärtigen Amtes in engste Beziehungen ge kommen ist. sehr bedauert. Botschaftsrat Aschmann, dessen Nachfolger noch nicht bestimmt ist, wird im Jun! seinen neuen Posten antreten. Alldeutsche Verbandstagung. In Eisenach tagte der Gesamtvorstand des All deutschen Verbandes. Justizrat Claß fragte, was werden soll, wenn die Landwirtschaft keine Steuern mehr zahlen kann und die Staatsmaschine auf diese Weise zum Still stand kommt? Das deutsche Volk lebe im verschleierten Bürgerkrieg trotz allen Geredes von der „Konsolidation". Stärkstes Bedenken erwecke es, daß der Reichspräsident die Reichstagsauflösung gegen seine ausgesprochene Über zeugung verfügt und damit dem Willen der Parteiführer nachgegeben habe. Bei den Wahlen gelte es, nicht nach dem Parteiprogramm, sondern nach dem Charakter und der Fähigkeit der Wahlkandidaten zu wählen. Landrat v. Hertzberg sprach über „Landnot — Volksnot". Die Landwirtschaft werde zugrunde gerichtet durch Vernich tung ihrer Rentabilität. Falle die Landwirtschaft aus, so fehle der Industrie ihr wichtigstes Absatzgebiet und die Gefahr des industriellen Zusammenbruchs rücke bedrohlich heran. Deutsche Staatsrechtslehrer iu Wien. Bei einem aus Anlaß der Tagung der Vereinigung der deutschen Staatsrechtslehrer in Wien im Bundes kanzleramt veranstalteten Empfang begrüßte Bundes minister der Justiz Dr. Dinghofer die Gäste mit einer Ansprache, in der er u. a. ausführte, wenn irgend etwas geeignet sei, die geistigen Bande zu festigen, die das große Deutsche Reich mit dem deutschen Österreich vereinen, so sei es die Angleichung ihrer Rechtsordnungen, und dies könne durch nichts besser gefördert werden als durch die Gemeinsamkeit der rechtswissenschaftlichen Forschung. Frankreich. Die Ergebnisse des ersten Wahlgangs. Es liegen jetzt sämtliche Ergebnisse des ersten fran zösischen Wahltages vor. Definitiv besetzt sind 183 Sitze. Davon entfallen an Monarchisten und Legitimisten 13, an Rechtsstehende 13, Rechtsrepublikaner 72, Linksrepubli- käner 42, radikale Linke 15, Radikale 21, Sozialrepubli kaner 5, Sozialisten 15. In 429 Wahlkreisen ist am näch sten Sonntag eine Stichwahl erforderlich. Von den 183 Gewählten werden 136 als Anhänger Poincarös be zeichnet. Von den Stichwahlen erwartet man keine starke Änderung in der Zusammensetzung der bisherigen Kammer. Poincarö werde formell nach dem Zusammen tritt der neuen Kammer zurücktreten und wieder den Auftrag zur Kabinettsbildung erhalten. Aus In- und Ausland Berlin. Großadmiral v. Tirpitz ist nicht, wie am 21 April irrtümlich mitgcteilt wurde, zum Ehrenmitglied, son dern zum Gyreuvorfttzende» der Deutschnationalcn T ernannt worden. »'lspar.ec Berlin. Wie nunmehr amtlich bestätigt wird, h^. ägyptische Gesandte in Berlin, Seifulla Uusri seinen Abschied eingereicht. Das Scheiden des Gesandten war: in Berliner politischen Kreisen lebhaft bedauert. Rom. Der Unterstaatssekreiär für Inneres hat i» einem Rundschreiben die Präfekten angewiesen, täglich an die italie nischen Zeitungen die Namen der Verhafteten und die Namen der aus der Haft entlassenen Personen mitzutcilen unter Angabe der Verhaftungsgründe. Newyork. Nach einer Meldung aus Washington nahm das Repräsentantenhaus den Bericht des Budgctausschustes über die Beteiligung der Vereinigten Staaten an der 100-Millionen- Dollaranleihe für Osterrei ch entgegen, die vom Präsidenten Coolidge und vom Staatssekretär Kellogg empfohlen wird. > Und wieder der Autobus! In der Schönhauser Allee im Norden Berlins fuhr ein Autobus infolge Ver sagens der Steuerung auf den Bürgersteig und durchbrach das Gitter eines Vorgartens. Drei Personen wurden so schwer verletzt, daß sie ins Krankenhaus gebracht werden mußten. Schwerer Betriebsunfall. Im Betriebe der Chemi schen Werke in Gerthe bei Herne ereignete sich ein schwerer Betriebsunfall. Bei der Errichtung eines Säurcturmes riß beim Emporziehen eines 13 Tonnen schweren Steines eine Kette des Flaschenzuges und begrub einen An gestellten und zwei Arbeiter unter sich. Der Angestellte war sofort tot, während die beiden Arbeiter schwere Ver letzungen erlitten. Ein Anschlag auf einen deutschen Korridor-D-Zug. Wie aus Thorn gemeldet wird, stellten auf der Station Goßlershausen unbekannte Täter die Weiche des Gleises um, auf dem der deutsche Korridor-D-Zug einfahren sollte. Der Zugführer konnte den Zug noch rechtzeitig zum Halten bringen, wodurch ein größeres Unglück verhütet wurde. Deckeneinsturz in einer historischen Kirche. Nach einer Meldung aus Rom ist die Decke der kleinen Kirche San Angelo eingestürzt. Diese Kirche ist in der Geschichte Roms dadurch bekannt, daß von ihr aus Cola di Nienzi mit seinen Anhängern zum Kapitol zog, um die Republik auszurufen. Schiffsunglück. Das belgische Schiff „Graf von Flan dern", das von Neapel nach Barcelona mit einer Ladung von Mineralien und Getreide unterwegs war, ist an der Küste von Sardinien aus eine Untiefe aufgelaufen. Fünf undzwanzig Mann der Besatzung wurden gerettet, drei Mann sind ertrunken. 3V Personen bei spanischen Schiffskatastrophcn umS Leben gekommen. Bei einer Kesselexplosion an Bord des spanischen Fischdampfers „Amancia" wurden nach Mel dungen aus Vigo sieben Mann getötet, während 18 er tranken. — Der spanische Fischdampfer „Sobral" lief in der Nähe von San Sebastian auf Grund, wobei fünf Mann der Besatzung ertranken. Drei Tote bei einem Grubenunglück. Nach Berichten aus Brisbane (Australien) sind auf einer Grube in Ips wich die beiden leitenden Direktoren und ein Begleiter während eines Rundganges durch in Brand geratene Grubengase eingeschlossen worden. Nach mühseligen Net tungsarbeiten konnten die Verunglückten nur als Leichen geborgen werden. Bunte Tageschronik Amsterdam. Ein schwerer Orkan hat Celebes Helmgesucht. Drei Inländer sind ertrunken. Zwei Brücken sind weg- geschwemmt. Paris. Im Steinbruch von Legoubran bei Toulon ge rieten 12 000 Kubikmeter Gesteinsmasfen ins Nutschen. Vier Arbeiter sanden den Tod. Kairo. In Ober- und Unterägypten treten Heuschrecken- aus, die in die Baumwollpflanzungen einbrechen. Die Be hörden haben energische Maßnahmen zur Bekämpfung der Plage getroffen. ick nock?ri»r liomsn von ?sui tisin Urdeber-iresUs-ckmtr äurck Verlaß O-Kar Neisler, Verclsu, 5a. (5. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Da zuckte sie kaum merklich zusammen. Es war wie ein elektrischer Schlag, der sie durchfuhr. Ein Herr hatte sie ge grüßt. Hoch und schlank schritt er die Promenade zwischen den andern entlang — langsam, gemessen, mit der Sicherheit des Weltmanns. Und tief zog er den Hut, da jein Blick Anita gewahrte. Sie erkannte ihn sofort. Das — war der gleiche Herr, der gestern Abend zu Frau Haller gekommen war. Und plötzlich wurde es Ihr angstvoll bewußt, daß diese Be gegnung gestern nicht ausgelöscht war in ihrem Denken. Daß sie mit ihren Gedanken heimlich, sehr heimlich immer wieder diese Begegnung umspielt hatte. Er war schon vorüber. Aber nun saß die Unruhe in ihr. Wer mochte er sein? Eia Kurgast? Ganz gewiß. Sie hielt es für sicher. Gut, daß die Musik wieder zu spielen begann. So wurde ihre Aufmerksamkeit von den Spaziergängern abgelenkt. Ihr Blickziel war die Kapelle. Aher unbewußt irrten ihre Augen doch immer wieder ab — glitten über die Promenierenden — als suchten sie eine bestimmte Gestalt. Doch als sie nun wirklich wieder im Schwarm der andern auftauchte, wandte sie den Kopf energisch zur Seite. Dumme Gedankenspielerei! War sie nicht ein törichtes Mädchen? Was ging sie dieser Mann an? Sie war doch hergekommen, um Musik zu hören! Der Flirt — war wohl für andere da. Sie erhob sich vom Tisch. Sie wollte nicht mehr im Konzert aarten bleiben — auf diesem unglückseligen Platz, der ihrer Aufmerksamkeit doch nur hinderlich war. Sie wollte weiter in den Park gehen, sich dort auf eine Bank setzen. Dort war es stiller, friedlicher — kein Schwatz und Gläserklappcrn ringsum — und die Musik hörte sie dort ebenso gut, vielleicht noch besser und reiner. Der Gedanke stimmte sie ordentlich froh und trotzig zu gleich. Mit einem kleinen, entzückenden Ruck warf sie den Kops in bin Nacken. Ging zwischen den Tischen dahin, einen Seitenweg entlang, der aus dem Trubel hinausführte in die stillere Region der Anlagen. Einsam brannten die Lampen im Blattwerk der Bäunie, von Mückenschwärmen umflogen. Der Weg wurde stiller. Hier und da wanderten Pärchen Arm in Arm dahin. Ein Springbrunnen plätscherte irgend wo glucksend. Anita suchte nach einer Bank, die etwas abseits lag. Dort setzte sie sich. Deutlich klang die Musik bis zu ihr herüber. Hier war es gut zu lauschen. Sie schloß die Augen. Zwischen den Bäumen schimmerte hell und groß der leuch tende Abendstern — der Stern der Liebenden. — 4- „Verzeihen Sie, gnädiges Fräulein —" Anita schlug die Äugen auf. Heiß fuhr der Schrecken durch ihr Herz. Sie brachte kein Wort hervor. „O — ich habe Sie erschreckt — das tut mir leid. Wenn Sie wollen, strafen Sie den Missetäter mit Verachtung —" Der Prinz stand mit gesenktem Kops vor ihr, den Hut in der Hand. „Ich gestehe gleich ein, daß ich Ihnen einfach gefolgt bin, mein Fräulein — vielleicht spricht meine Ehrlichkeit für mich. In der Ringgasse habe ich Sie heute nämlich nicht treffen können — trotzdem ich lange genug gewartet habe —" Anita hatte sich gefaßt. „Wie? Sie haben — auf mich gewartet?" „Ja. Ganz einfach, weil ich Sie Wiedersehen wollte —" Die freimütige Art des Fremden berührte sie wohltuend. Sie war wohl keine Bekanntschaften „auf der Straße" ge wohnt, ihre frische, reine Jugend war viel zu spröde, um daraus zu reagieren — aber hier nahm das Halbdunkel ihr die Scheu — und — kannte sie den Herrn nicht schon? Ein Lächeln wagte sich auf ihre Lippen. „Ja — Frau Haller hat heute früher Schluß als sonst ge macht —" „Äch so — dann allerdings. Nun ist das ja aber gleich gültig. Ich habe Sie doch wiedergefunden und danke mei nem Dämonion, das mich hierhergetrieben hat. Sie gestat ten, daß ich Platz nehme Änita schoß Glut ins Gesicht. „Bitte —sagte sie verhalten. Das alles war ihr so neu, so ungewohnt — ihr Herz schlug ihr bis zum Halse. Schweigen war zwischen ihnen. Der Prinz preßte die Hände zusammen. Fast verlegen blickte er da» Mädchen von der Seite an, dessen holde« Bild ihm nicht au, dem Sinn kam, seit er sie gesehen. Da« war allerdings erst vierund- -wauzig Stunden her. Aber eine glühende Sehnsucht» sie noch einmal wiederzusehen, bevor er in wenigen Tagen »ach Hause fuhr, hatte ihn gequält. Und nun saß er neben ihr — dank dem wunderbaren Zu fall, der so oft Liebende segnet — und er fühlte mit ergrei fender Innigkeit die Nähe ihres keuschen Wesens, die Süße ihres knospenhaften Mädchentums, das voll so berückender Anmut war. Da brach er das Schweigen. „Sie lieben die Musik, nicht wahr?" - Sie nickte eifrig. „Sie ist meine Erholung." Schnell sprang sie davon ab. - ! „Sind Sie gestern auch noch zur rechten Zeit getKnmen?" Leise Schelmerei klang in ihren Worten. „O ja — ich hätte noch gut ein Weilchen in ihrem gemüt lichen Atelier bleiben können. Wissen Sie, große Gesellschaf ten sind eigentlich immer fade." " - — „Dars man fragen, wo Sie waren?" „Aber ja — nicht mehr und weniger war es als —" Aber da besann er sich noch rechtzeitig und fuhr fort: „Di« wöchentliche Reunion im Kurhaus. Als ich aus dem Aut» aussteigen wollte, blieb ich mit dem Frackschoh hängen —' hm —' „Ja, wenn Sie auch so nobel sind, im Auto zum Kurhaus zu fahren! So groß ist doch unsere Stadt nicht, daß man dazu ein Auto braucht —" Dem Prinzen fiel ein, daß es etwas außerhalb der eigent lichen Stadt, da wo schon der Wald begann und kleine Billen standen, ein bürgerlich-solides Hotel „Zum hohlen Stein" gab. Er gab an, daß er dort wohne, und der Weg bis zum Kurhaus zu Fuß im Gelellschaftsanzug doch zu unbeguem gewesen wäre. Anita nickte ernsthaft. „Ja — dann allerdings —" „Im übrigen müssen Sie einen Zauber in meinen Frgck mit eingenäht haben —" Anita blickte ihn groß an. „Einen Zauber?" Der Prinz lächelte fremd. . „ — „Ja — denken Sie nur, als ich — mit meiner Dam« tanzte» war mir immer, als wären Sie es, die ich im Arm hielt.^ „Ach — Sie wollen sich lustig machen —" „Gott bewahre — ich denke nicht daran. Es ist h». Wx Wiener lügen in solchen Dingen nicht „O, aus Wien sind Sier" „Ganz genau —" - — „Und sind hier Sommergast, nicht wahr?" (Forts.