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pchwM gegen die Wand Hopfte, zur Explosion. Bei einer besonders starken Ladung zersprang der Schlüssel und de» Gnaden wurden durch die Eisensplitter beide Hande zerrissen. Ei» Schwerverbrecher ausgebrochen. Der seinerzeit verhaftete 19jährige Schwerverbrecher Willi Adomeit, der in Schimmerwalde eine Räuberhöhle unterhielt und von dort aus die ganze Harzgegend unsicher machte, ist aus dem Goslarer Gerichtsgefängnis in Anstalts- klcidung entwichen. Der Polizei gelang es bisher nicht, Adomeit wieder zu verhaften. Zwei Kinder im Dorfteich ertrunken. In Zickra in Thüringen spielte das 3jährige Söhnchen eines Guts besitzers mit dem 2jährigen Töchterchen eines anderen Gutsbesitzers am Rande des Dorfteiches. In einem un bewachten Augenblick fielen beide Kinder in den Teich und ertranken, da keine Hilfe zugegen war. Tod eines Milliardärs. Wie aus Cannes gemeldet wird, ist dort der Kanadier Sir Mortimer Barnett Davis, einer der reichsten Männer der Welt, dessen Vermögen auf über eine Milliarde geschätzt wird, im Alter von siebzig Zohren in seiner Villa in Cannes einem Schlaganfall er- legen. Der Verstorbene hatte sich sein Vermögen haupt sächlich als Mitglied des Alkoholtruftes ver schafft. Tas Telegramm des Toten. Der in der Berliner Universitätsklinik vou einem Polizisten erschossene Geistes kranke, der den Portier und einen Angestellten der Klinik mit einem Revolver bedroht hatte, ist identifiziert worden. Es handelt sich um den 26jährigen Kohlenträger Neu kamm. Er telegraphierte au seinen Bruder nach Neu- Ruppin, er möchte nach Berlin kommet«, w e i l e r t o t s e i, und schickte ihm 10 Mark Reisegeld. Im Leichenschau hause, wohin der Erschossene gebracht worden war, er kannte der Bruder den Toten bestimmt wieder. Großer Waldbrand bei Neustettin. In den Waldun gen südöstlich von Ratzebur entstand ein Waldbrand, der große Ausdehnung annahm. Zahlreiche Rettungsmann schaften aus den umliegenden Dörfern und 50 Reichs wehrsoldaten beteiligten sich an den Arbeiten zur Eindämmung des Brandes. Nach den bisherigen Schätzungen sind über 1000 Morgen Wald von den Flammen erfaßt worden. Ein hundertjähriger Zeitungsleser. Am 26. März vollendet der Hausbesitzer Johann La Romee inAhlbecl (Kreis Ückermünde) sein 100. Lebensjahr. Seine Vor fahren waren einst aus Frankreich in die Löcknitzer Gegend eingewandert. In seinem langen Leben hat La Romee viele Ehrenämter bekleidet. So war er der erste Standes beamte des Amtsbezirks Seegrund. Im Kriegerverem, Lessen Ehrenmitglied er heute noch ist, war der Jubilar Vorsitzender. Körperlich und geistig ist er noch rüstig, so daß er noch täglich seine Zeitung liest und auch leichte Arbeiter! im Freien nicht scheut. Ehrenpromotion des Königs Aman Ullah in Ox ford. Der König von Afghanistan wurde in Oxford zum Doktor des Zivilrechts ehrenhalber promoviert. In einer Rede wies der Staatssekretär für Indien, Lord Birken head, darauf hin, daß der König von Afghanistan in der neuen Stadt Kabul eine Universität zu gründen beab- sichtige, die den Mittelpunkt der Kultur und der Gelehr samkeit jener Gegend Asiens bilden und den Ruhm einer glorreichen Vergangenheit wiedererwecken werde. Kampf zwischen Adler und Flugzeug. Ein Flug zeug der Linie Aerolith wurde in Polen von einem Adler angegriffen. Während der mächtige Raubvogel nach dem Anprall tot abstürzte, konnte das Flugzeug nach einigen heftigen Schwankungen seine Luftreise fortsetzen. Ein her Tragflächen ist indessen stark eingebeult worden. Trümmer von Hinchcliffes Flugzeug gefunden. Der französische Generalkonsul in Halifax hat von dem Gon- verneur der Insel St. Pierre eine Mitteilung erhalten, wonach Teile eines Flugzeuges gefunden wurden, die, wie man annimmt, von dem Wrack eines Transatlantik- flngzeuges stammen. Die Trümmer waren an der Insel Miquelon angeschwemmt worden. Bunke Tageschronik Berlin. In der Nähe des Flugplatzes Staaken stürzte ein Schüler der Fliegerschule mit seinem Flugzeug ab und war sofort tot. Paris. Die Polizei verhaftete ein 16jähriges jungeZ Mädchen, das an der Spitze gleichaltriger Jungen zahlreich- Einbrüche verübl hat. Becslerek. Die Reparaturwcrkstätte der jugoslawischen Staatsbahnen, die 800 Arbeiter beschäftig;, ist vollständig ab gebrannt. Der Säraden beträgt 300 Millionen Dinar. SerbMiHMsttträrung des BuchdruckerWedSsNNtches. 3^0 Mark Lohnerhöhung bleiben. Entgegen den Erwartungen ist doch noch der Buch druckerschiedsspruch der tariflichen Schlichtungsstelle vom 19. März vom Neichsarbeitsminister für verbindlich er klärt worden. Die Verbindlichkeitserklärung hat folgende Begründung: „Die in dem Schiedsspruch vorgesehene Regelung sieht eine Erhöhung der tariflichen Wochenlöhne in der Orts klasse von 53,50 ans 56 Mark und in den übrigen Orts klassen eine entsprechende Lohnerhöhung vor. Aus der gesamten Lohntage, wie sie tatsächlich im BuchdruS- gewerbe besteht, kann nicht gefolgert werden, datz dieser Vorschlag die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse ungenügend berücksichtige. Dies gilt um so «lehr, als es . sich auf Arbeitgeberserts um einen Verband handelt, der sich ans das ganze Reich erstreckt und der neben großen und leistungsfähigen Betrieben auch eine große Anzahl von mittleren und kleinen,- in ihrer Finanzkraft beschränkten Betrieben umfasst. Bei einheitlicher Beurteilung des gesauste,! Ge werbes mns; daher berücksichtigt werden, das? schon die im Schiedsspruch vorgeschlagenr Lohnerhöhung für viele dieser mittleren und kleinen Betriebe eine Belastung ist, die die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit übersteigt. Es ist zu erwarten, daß ein tarifloser Zustand im Buchdruckgewerbe zu Schwierigkeiten führen wird, deren Auswirkungen sowohl für das Buchdruckgewerbe selbst wie für die Allgemeinheit und besonders in der jetzigen Zeit unerträglich wäre;«. Die Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruchs war daher erforderlich." Die NHöhusmüersuchurig. Bericht des Ausschusses. Der Ausschuß zur Untersuchung der Lohmann-Unter nehmungen (Phöbusangelegenheit) hielt seine Schlußsitzung ab. Der Berichterstatter, Abg. Heinig (Soz.), legte seinen Bericht vor, der vom Ausschuß gebilligt wurde. Der Bericht ging an den Haushaltsausschuß des Reichstages. Der Untersuchungsausschuß hat sich mit drei Fragen be schäftigt, den Geldquellen der Lohmannschen Unternehmungen, den Vollmachten des Kapitäns Lohmann und den Funktionen der Lohmannschen Unternehmungen Es wurde sestgestellt, daß die Mittel für die Unternehmungen flossen aus dem Ruhr fonds und den Restbeträgen aus dem „Tokm-Fonds" für Kriegs gefangenentransporte sowie den Erlösen von Prisenschiffen und Geräten, aus dem Marineetat, aus Mitteln, die Lohmann aus denl Kreditwege ausbrachte. Diese Mittel betragen ins gesamt 19,7 Millionen. Zur Frage der Vollmachten wurde fest- gestellt, daß Lohmann in der Tat für die Durchführung der ihm übertragenen Maßnahmen Handlungsfreiheit hatte, ebenso, daß Kapitän Lohmann niemals eine Abrechnung er stattet oder gar etwa einen parlamentarischen Beirat für die Verwendung seiner Mittel gewünscht hat; es ist auch niemals eine Revision erfolgt. Eine Rohbilanz ergibt pro 20. März 1928 eine Gesamt- Passiva von 35,161 Millionen, davon zu Lasten des Reiches 25,9 Millionen Hiervon 12,7 Millionen aus dem Ruhrfonds, siebe«! Millionen durch Nachtragsetat, drei Millionen au See handlungskrediten. Der Rest des Defizits in Höhe von drei Millionen soll nach Möglichkeit dadurch gedeckt werden, daß diejenigen Positionen, aus denen die Reichsmarine einen Nutzen gezogen hat oder noch ziehen wird, aus den Marineetat übernommen werden. Der Untersuchungsausschuß ist der Ansicht, daß mit Aus nahme der dem Nuhrsonds entstammenden Mittel die Ver wendung der übrigen Gelder eine schwere Verletzung des Etalsrechtcs bedeutet habe. Es wird gefordert, daß die völlige Liquidation aller Lohmann-Unternehmuugen erfolgt, wobei alle Möglichkeiten zu Regreßansprüchen gegen Treuhänder, zu Ersparnissen durch Ablehnung von Verpflichtungen aus Bürgschaftsversprechen des Kapitäns Lohmann, ferner alle Möglichkeiten zur Abwehr übermäßiger Zins- und sonstiger Forderungen wahrgenommen werden sollen. Barmat-Llntersuchung -es Reichstages Schlußbericht. Der Barmat-Untersuchungsausschuß des Reichstages hat seine Untersuchung mit einem abschließenden Bericht beendet. Als Endergebnis der Unterschung kam der Aus schuß einstimmig zu folgendem Beschluß: 1. Die bevorstehende Auflösung des Reichstages macht einen Fortgang der Arbeiten des Ausschusses unmöglich. Der noch laufende Strafprozeß gegen Barmat und Ge nossen entzieht ihm auch weiterhin das für die ab schließende Stellungnahme des Ausschusses benötigte Ma terial. Eine Ausnahme hiervon macht lediglich der Kom plex der Fragen, die das Verhalten des verstorbenen Reichspräsidenten E bert betrafen und schon vor längerer Zeit völlig geklärt werden konnten. 2. Der Ausschuß stellt hinsichtlich dieser Frage« fest; Die gegen den verstorbenen Reichspräsidenten wegen seiner Beziehungen zu Julins Barmat erhobenen Bor würfe haben sich als unbegründet erwiesen. Das Bec halten des Reichspräsidenten Ebert gegenüber Julins Barmat und dessen Familienangehörige war völlig ein wandfrei. Henry Barmaös Schwur. Freitag Urteilsverkündung. In der letzten Verhandlung des Barmat-Prozesses, in derer« Verlauf sämtliche Angeklagten bis auf Julius Barmat das letzte Wort sprachen, erklärte Land gerichtsdirektor Dr. Neumann, daß das Urteil am nächsten Freitag verkündet werden wird. Am Mittwoch findet noch eine Zwischenverhandlung statt, in der der Haupt angeklagte Julius Varmat das letzte Wort sprechen wird. Henry Barmat betonte in seinem letzten Wort, er habe das Qualvollste durchkostet, was ein Mensch erleben kann. Er schwöre bei«» Leben seiner Kinder, daß die fraglichen 15 000 Mark im Fall Höfle von ihm selbst verbraucht und nicht an Höfle gezahlt worden seien. Er appelliere an die Gerechtigkeit des Gerichtes, das ihm zu seiner Rehabili tierung und zum Wiederaufbau seiner Existenz verhelfen möge. Der angeklagte Reichstagsabgeordnete Lange- Hegermann erklärte, daß er unter keinen Umständen vou seiner Immunität Gebrauch machen werde. Auch er bat um Freisprechung. ( ^unMunst-programml Rundfunk Leipzig (Welle 365,8), Dresden (Welle W4). Ed. Witzmann (Flöte), A. Nestmann m: A. Simon. » 18.05: Referendar : Familiengestaltung und Eelellschaftsentwicklung ch: Der Wasserhaushalt der Pflanzen. » 19.45: Dienstag, 27. März. 16.30: Die Familie Bach. Mitw.: Käthe Welzel (Gesang), Ed. - (Klavier). Klavierbegleitung: A. Hildegard Berthold: "—" » 19.15: Dr. Ulrich: — —— Marim Gorki-Abend, lgeb. am 14./27. März 1868 ) Dr. Luther: Marim Gorkij. « 20.15: Aus seinen Werken. G. Hermann (Nez.). Ein Absatz aus dem aukobiographischen Werke ..Meine Hochschub fahre". Die Ausfahrt, Skizze. Soziale Prosadlchtungem Das Lied voin Falken. Vor dem Antlitz des Lebens. Der Sturmvogel. Der Khan und sein Sohn, Novelle. Stratzenbahnerstreik m Neapel aus „Märchen der Wirklichkeit". Der Teufel und der rote Schrift steiler, literarische Groteske. » 21.15: Russische Volksmusik. BaMIaika Orchester russische Studenten., « 22: Pressebericht. « 22.30: Erfurt. Tanzmusik. Dienstag, 27. März. Berlin Welle 484 und ab 20.30 Welle 1250. 1 2.30: Mitteilungen u. vrakt. Winke für d. Landwirt. ><2 15.30: Rud. Paulsen: Deutsche Dichter im Spiegel deutscher Dichtung, -tz 16.00: Stunde mit Büchern. 4- 16.30: Maxim Gorki in Briefen und Auszeichnungen. Vortrag und Leseprobe« Gerhard Pohl. 4- 17.00—18.00: Kapelle Gerhard Hoffmann. —- Anschl.: Werbenachrichten. 4- 18.30: Kirchenmusikdirektor Pros. Biehle, Bautzen, Vorsteher des Jnstit. für Raumakustik an d. Techn. Hochschule Berlin: Die Akustik des Raumes, sic 1S.M Aus dem Leben der höheren Schule. Vortragsreihe f. Eltern. Studienrat Oppenheim: Aus dem mathematisch-natnrwiffen- schastl. Unterricht. 4- 19.30: Arnold Zweig: Einführung in da- Sendespiel .Nachtasyl" von Maxim Gorki. 4- 20.00: Sendespiek. Zum 60. Geburtstag von Maxim Gorki. „Nachtasyl". Szenen aus der Tiefe in vier Auszügen. Deutsche Welle 1250. 12 .00—12.30: Französisch für Schüler. 4- 14.30—1SEi Ktnderstunde. Was ich im Filmatelier erlebte. 4- 15LL bi» 15.40: Wetter- und Börsenbericht. 41 16.00—16.30: DaS Er ziehungswesen im klassischen Altertum * 16.30—17.00: Bilder vom Leben im Meere: Leben der Tiefsee. 4- 17.00—18.00: Nachmittagskonzett, Leipzig. 4- 18.00—18.30: Techn. Lehrgang für Facharbeiter u. Werkmeister: Techn. Flächenrechnung, sic 18.30—18.55: Spanisch für Anfänger. 4- 18.55—19.20: Frauen arbeit im Völkerbund, sic 19.30: Einführung in das Sende spiel von Maxim Gorki: „Nachtasyl." 4- 20.00: Sendespicle: „Nachtasyl." Vom Maxim Gorki. — Anschlietz.: Pressenach richten. Stettin Welle 236. Berliner Programm bis 18.30. 4° 18L0: Postdir. Schindler: Vom Tauschmittcl bis zum Postscheck im Zahlungsverkehr. 4- Ab 19.00: Berliner Programm. » Fördert die Ortsprefsel» Frau Agnes und ihre Kinder Oer ftomon einer butter Von knt? Hermann Olüser Oopvrisdt dx Martin keucbtvangvr, »alle <8ssle> f72 „Hanna! Wie siehst du aus! Du armes Mädel! Ist es so schlimm gewesen?!" Der Bruder ruft es ganz er schrocken aus, Mitleid klingt aus seiner Stimme. Nun des Mädchens dumpfe, tränenschwere Antwort: „Ich bin lange weggeblieben. Erst heute wagte ich mich Wieder auf die Straße. Die letzten Rosen, Walter, der Wind sollte sie nicht ungepflückt verwehen. Bring' sie Werner! Nun wird er sie wohl von mir nehmen, jetzt, da wir Leidensgenossen geworden sind ... Ist denn die Mutter nicht zu Hause?" „Sie muß bald wiederkommen, Hanna! Willst du im Garten auf sie warten?" Aengstltch, abwehrend sagt das Mädchen: „Nein, nein! Ich habe Angst vor jedem Menschen; alle sehen mich so komisch an, fragen, bedauern mich. Und immer höre ich wieder: Wie siehst du aus! Du armes, armes Mädchen! Das tut so weh und macht mich noch ganz krank und menschenscheu ... Ich könnte sie Haffen — alle hassenI" Laut und hemmungslos schluchzt sie auf und flieht, ohne Gruß, ohne Erwiderung. Der Blinde hört das alles. Muß es hören! Diese irren, unverständlichen Worte. Des Bruders Bestürzung, sein Fragen, sein Mitleid. Und dann das Weinen! Was hat das alles zu bedeuten? Was soll das heißen? Um Gottes willen, was ist denn hier vorgefallen? Mil ein paar Schritten ist er an der Tür. .Walter! Walter!" Der Bruder steht noch an des Hauses Schwelle, wo er soeben mit dem Mädchen sprach. Fassungslos. Als könnte er das alles nicht begreifen. „Was ist Hanna zugestoßen?" Des Blinden Worte klingen brüchig, aufgewühlt, reißen den jüngeren Bruder in die Wirklichkeit zurück. „Traurig, unendlich traurig! Das arme, liebe Ding!" „Was ist Hanna zugestoßen? Antworte! Sage mir alles!" „Komm! Ich erzähle es dir schon!" Er saßt den Bruder an« Arm, führt ihu fürsorglich ins Zimmer zurück. Hart an der Tür bleibt der Blinde stehen, als wollte er ihm jeden Weg zur Flucht versperren. „Was ist Hanna zugestoßen?" „Durchaus nichts Schlimmes! Eine dumme, alberne Sache, die aber doch unheilvolle Folgen für sie hinterließ. Das ganze Dorf spricht ja davon, doch weiß noch niemand, daß es gar so nachhaltig auf sie gewirkt hat." „Keine langen Wege! Was ist Hanna zugestoßen!" „Run, eitel wie die Mädels einmal sind, versucht sie's eines Tages mit Lockenschere und Spiritusbrenner. Eine Ungeschicklichkeit der Hand, der Apparat kippt um, ein Schrei, eine Flamme, und Hanna schlägt die Hände vors Gesicht! Doch das Schlimmste scheint der Schreck zu bleiben. Ein paar verbrannte Strähnen, versengte Augen brauen und ein abscheuliches Brennen der Haut geben die Quittung für die Ungeschicklichkeit. Nun, die Locken reißen keine Lücke, die Brauen wachsen nach, das Brennen geht wohl bald vorüber! Aber der Schmerz will doch nicht weichen. Und der Spiegel — großer Gott! — zeigt das sonst so zarte Gesicht brennend rot gebrannt. Das ist dte Farbe des Blutes nicht allein, das ihr der Schreck in alle Poren jagte. Tie holt Tücher, Wasser, kühlt und tupft —, aber die Röte will und will nicht weichen! Sie versucht ein Hausmittel, probiert eine Salbe und tröstet sich mit dem Gedanken: ein oder zwei Tage, dann wird der Schmerz gelindert, wird das entstellte Gesicht wieder geheilt und abgeblaßt sein. Nun sind Wochen seitdem vergangen —, die abscheuliche, flammende Röte ist geblieben. So ist Hanna, das schönste Mädchen des ganzen Dorfes, auf ein mal häßlich, entstellt..." „Hanna entstellt?! Häßlich und entstellt?!" „Die Flamme hat die Haut verletzt. Sie ist brüchig und spröde und von einer entstellenden Röte. Das Mäd chen ist nicht wtederzuerkennen." „Das alles ist ja ganz unfaßbar! Und nicht ein Wort habe ich davon gewußt!" Verschmitzt lacht hier der „Kleine" vor sich hin, der Schalk springt aus den Winkeln seiner Augen. Wenn der Blinde wüßte, daß er und das Mädchen diese Geschichte erfunden hatten zu einem besonderen Zweck! Die Stimme des „Kleinen" klingt noch ernster als zuvor: „Du wolltest ja nichts wieder von dem Mädchen wissen, sie nicht sprechen, nicht einmal ihren Namen nennen. Außerdem habe ich ihre Verletzung weit harmloser er wartet." „Hanna häßlich und entstellt!" Der Blinde spricht es fiebernd vor sich hin. Sein Ge sicht ist krankhaft bleich vor Aufregung geworden, die Hände greifen zitternd ineinander. Der Bruder hilft und tröstet nicht. Es ist zwar grau sam, was er jenem antun muß, doch er weiß, datz diese Lüge endlich des Bruders Sehnsucht nach dem Mädchen, nach einem jungen, frohen Lebensglück, wie es doch jedem zugedacht ist, erfüllen wird. Es ist die einzige Möglich keit, den Blinden von seinem törichten Verzicht, seinem Beharren und Selbstzerfletschen abzubringen. K?ortl.