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Wilsdruffer Tageblatt : 02.04.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192804029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19280402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19280402
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-04
- Tag 1928-04-02
-
Monat
1928-04
-
Jahr
1928
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 02.04.1928
- Autor
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Auslösung der HohcMohe-Lhcingenfchcn Fideikommisse. Berlin. Die in Deutsch-Oberschlesien sowie im Freistaat Thüringen belegenen Familien-Fideikommisse der Fürst zu Hohenlohe-Shringenschen Familie sind gemäß den Bestim mungen der Rcichsvsrsassung Anfang dieses Jahres ausgelöst worden. Durch einen zwischen der Preußischen und der thürin gischen Staatsregierung geschlossenen Staatsvertrag ist die „Hans Fürst zu Hohenlohe-Ohringensche Stiftung Sla- Wentzitz-Ujest-Oppurg" ins Leben gerufen, welche in erster Linie die zu den bisherigen Fideikommissen gehörigen Wal dungen unter Staatsaufsicht zu verwalten hat. Schwere Strafe für einen Brandstifter. Liegnitz. Das Liegnitzer Schwurgericht verurteilte den Landarbeiter Müller, der eine Feldscheune der Gröditzburg und ein Wohnhaus angezündet hat, zu sechs Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrenrechtsverlust. Müller ist schon vielfach mit Zuchthaus vorbestraft. Verbot der nichtsaschistischen Jugendorganisationen m Italien. Rom. Im Ministerrat legte Mussolini ein Dekret vor, durch das im Interesse der Verwirklichung der Ziele des Ralionalinstituts der Balillas jede auch nur vorläufige For mation oder Organisation verboten wird, die sich die Förde rung der Vorbildung aus einen Beruf oder der körperlichen, sittlichen oder geistigen Erziehung der Jugend zur Aufgabe macht. Von diesem Verbot werden nur diejenigen Forma tionen und Organisationen nicht betroffen, die dem National institut der Balillas unterstehen. Die Präfekten haben inner- balb von dreißig Tagen nach dem Inkrafttreten dieses Dekrets die Auflösung aller von ihm betroffenen Vereinigungen an- zuorsnen. Das Dekret wurde vom Ministerrat angenommen. s Körle - Kanae« - wirtledsN j Amtliche Berliner Notierungen vom 31. März. Börsenbericht. Tendenz: Behauptet. An der Sonnabend börse trat das Interesse sür Spezialwerle etwas zurück, da ein Teil der ausländischen Börsen (z. B. London mit seiner Polp- phonhausse) aussiel und somit eine Hauptanregung in Fortfall kam. Die Sätze für Tagesgeld, das gleichzeitig über den Ultimo lief, wurden zwar auf 8—9,'6 Prozent erhöht, doch kamen erste Firmen bereits mit 7^—814 Prozent an. In Mitte der zweiten Börsenstunde kam wieder eine einheitliche Besserung der Ten denz zum Durchbruch, da infolge der Nachfrage nach Prival- diskonten eine Ermäßigung des Satzes um '/, Prozent aus 65. Prozent nicht unmöglich erschien. Devisenbörse. Dollar -1,18—4,19; engl. Pfund 20,39—20,43; holl. Gulden 168,23—168,57; Danz. 81,56 bis 81,68; franz. Frank 16,44—16,48; schweiz. 80,47 bis 80,63; Belg. 58,31—58,43; Italien 22,07—22,11; schweb. K rone 112,11—112,33; d ä n. 111,98—112,20; vorweg. 111,51 bis 111,73; tschech. 12,38—12,40; österr. Schilling 58,77 bis 58,89; p o l n. Zloty (nichtamtl.) 46,90—47,10; Argen tinien 1,786—1,790; Spanien 70.33—70,47. Getreide und Olsaaten per 1000 Kilogramm, sollst per 100 Kilogramm in Reichsmark. Weiz.. mark. 31. 3. 247-250 30.3. 247-250 WeiZtl. s.Brl. 31. 3. 17,0 30.3. 17,0 pommersch. — Rogkl. s Brl. 17,0 17,0 Rogg., märt. 259 261 259-261 Raps —— —- pommersch. —- — Leinsaat —- westpreuß. —- — Vikt.-Ervsen 46-57 46-57 Braugerste 232-280 232-280 kl. Sperseerb. 35-3/ 35-37 Futtergerste — - Futterervsen 25-27 25-27 Hafer, märk. 234-242 235-243 Peluschken 24,0-25,0 24,0-25,0 pommersch. — — Ackerbohnen 28,0-24,0 23,0-24,0 westpreuß. — — Wicken 24-26,0 24-26 Weizenmehl Lupin., blau 14,0-14,7 14,0-14,7 p. lOOKxfr. Lupin., gelbe 15,2-16,0 15,2-16,0 Bln.br.inkl. Seradella 25,028,0 25,0-28,0 Sack (feinst. Rapskuchen 19,6 19,7 lv,6 19,7 Mrk. ü. Not. 31,2-35,3 31,2-35,0 Leinkuchen 24,0-24,2 24,0-24,2 Roagenmehl Trockenschtzl. 14.3 14,7 14,3-14.7 p. 100 kg. fr. Sopa-Schrvt 22,2-22,6 22.2-22,6 Berlin br. Torsml.30-70 ----- inkl. Sack 34,1-36,7 34,1-36,7 Kartoft'Mck. 25,9-26,6 25,9-26.6 Berliner Buttcrpreise. 1. Qualität 187 M., 2. Qualität 174 M. ver Zentner, abfallende 157 M. Tendenz: Stetig. Produktenbörse. Der Markt hatte außerordentlich ruhige Hauung. Die schwächeren amerikanischen Meldungen lösten im Cisbandel niedrigere Ossertrn der ersten Hand aus, die aber von der Zweiten noch merklich unterboten werden. Ledig lich die Poolangebote sind für Weizen unverändert genannt Geschäft hat sich in fremder Ware nicht entwickelt, und auch für inländischen Weizen befand kaum Interesse. Im Lieferungs handel zeigte sich schwache Haltung. Das Roggenangebot aus dem Lande bleibt klein, aber, abgesehen von einzelnen Deckun gen sür vorherige Verkäufe nach Polen, es bestand wenig Kaus- nsigung. Im Zeithandel entwickelte sich das Geschäft nur schwer. Die zu Ende gegangene Märzsicht zeigte noch eine leichte Aufbesserung, wogegen für spätere Monate Notierungen etwas nachgeben mußten. Für Gerste liegt das Geschäft seh, ruhig bei kleinem Handel in ausländischer Braugerste. Das Angebot von Hafer bleibt gering und die Forderungen sind sehr hoch, so daß verhältnismäßig gute Gebote Berlins nach Schlesien nur schwer zum Umsatz führten. Mais im Ausland« fest, hier ruhig; für Mehl hat sich das Geschäft nicht gebessert 4 Frankfurter Mittagsbörse. Auch bei Wochenschluß hieb die freundliche Stimmung der Börse au, wenn auch das Ge schäft nicht mehr ganz so lebhaft War wie am Vortage. Am Automobilmarkt regten die günstigen Ausführungen vor Daimler-Benz an. Auwaktien leicht befestigt. Die Karstadt aktie ini Verlaus 1'4 Prozent hoher. Amtliche sächsische Notierungen vom 31. März 1928. Dresden. Die Wochenschlußbörse zeigte aus allen Ge bieten eine recht feste Haltung, von der besonders photogra phische Werte profitierten, die teilweise um 30 Prozent an- zogen. Leipzig. Die hiesige Effektenbörse eröffnete zunächst freundlicher, verlief aber im weiteren Verkehr uneinheitlich. Stöhr befestigten sich um 7,5, Schubert u. Salzer um 5 und Schisfahrtswerte um 3—4 Prozent. Darmstädter Bank und Mitteldeutsche Kredit je 4 Prozent höher. Chemnitz. Die Börse schloß die Woche in einer recht freundlichen Haltung. Aus allen Marktgebieten überwogen die Kaufaufträge, so daß die Kurse ihre Aufwärts- bcwegung weiter fortsctzen konnten. Es ergaben sich bei den Maschinenwcrten Steigerungen bis zu 4,75 Prozent, bei Textilwerten solche bis zu 12 Prozent. Gieuerkalenöer sür April. Von Gustav Kimm, Neukölln. 5. April: Ablieferung der für die Zeit vom 16. bis 31. März 1928 einbehaltenen Steuerabzüge der Lohn-, Gehaltszah lungen, Tantiemen, Vorschüsse, Abschlagszahlungen usw., ferner der vom 1. bis 15. März einbehaltenen Beträge, so weit sie nicht schon am 20. März abzuführen waren, also wenn die Abzüge den Betrag von 200 Mark nicht über schritten haben. Keine Schonsnst. Gleichzeitig ist der Finanztasse die monatlich vorgrschriebene Bescheinigung (Muster 2) über die im März »rnbehaltenen Steuerabzüge einzusenden. Arbeitgeber, die am 1. Januar 1928 bis zu drei Arbeitnehmer beschäftigten, kleben das ganze Jahr hin durch Steuermarken. Als bekannt ist anzunehmen, daß die Arbeitgeber verpflichtet sind, für jeden Arbeitnehmer ein Lohntonto zu führen, das stets aus dem lausenden zu halten ist. Der steuerfreie Lohnbctrag beträgt monatlich 100 Mark, wovon 60 Mark aus den steuerfreien Lohnbetrag im engeren Sinne und je 20 Mark aus den Pauschalbetrag für Wer bungskosten und Sonderleistungen entfallen. 10. April: 1. Umsatzsteuervoranmeldungen und Umsatzsteuer vorauszahlungen für das letzte Vierteljahr (Vierteljahrs zahler) und derjenigen Steuerpflichtigen, die auf Grund des Vereinfachungserlasses vom 19. Februar 1927 von dem Recht der viertellährlichen Voranmeldung und Zahlung keinen Gebrauch machen wollen. Schonfrist bis zum 15. April. 2. Vorauszahlung auf die veranlagte Ein kommen- und Körperschaftssteuer aller Steuerpflichtigen mit Ausnahme derjenigen, deren Einkünfte hauptsächlich aus der Landwirtschaft stammen. Dagegen müssen Voraus zahlungen geleistet werden von Einkünften aus Miete und Pacht, dem Wert der Nutzung der eigenen Wohnung oder Einnahmen aus Grundrechten und grundstücksähnlichen Berechtigungen. 3. Fälligkeit der Börsenumsatzsteuer für März 1928 (Monatszahler) und pro 1. Quartal 1928 (Vierteljahrszahler) nebst Vorlegung einer Anmeldung der Abrechner zum Kapitalverkehrssteuergesetz in zwei Stücken. Finanzamt. 20. April: Ablieferung der sür die Zeit vom 1. bis 15. April 1928 einbehaltenen Steuerabzüge der Lohn- und Gehalts zahlungen, Tantiemen, Vorschüsse, Abschlagszahlungen usw., jedoch nur dann, wenn diese sür die sämtlichen in einem Betriebe beschäftigten Arbeitnehmer insgesamt den Betrag von 200 Mark übersteigen, übersteigen sic diesen Betrag nicht, so sind sie zusammen mit den in der zweiten Hälfte des Kalendermonats einbehaltencn Beträgen erst am 5. des folgenden Monats abruinbren. Keine Schonirut. Vermischtes. Briands Dokumente. Anläßlich der Genfer Rats tagung wird in eitlem französischen Blatt nachstehende Briand-Anekdote erzählt: Man weiß, daß Frankreichs Außenminister ein ausgezeichneter Redner ist und daß er fast immer frei und aus dem Stegreif redet, nur auf ein paar Notizen sich stützend. Einmal aber geschah etwas Unerwartetes. Briand, der damals noch Rechtsanwalt war, erschien mit einer dickgefüllten Mappe im Gerichts saal und erklärte dem Vorsitzenden des Gerichtshofes, der ihn erschrocken ansah, daß er die Dokumente, die er mit gebracht habe, vom Anfang bis zum Ende durchgehen werde. Es stand eine sehr einfache Sache zur Verhand lung und der Vorsitzende konnte sich diese Fülle von Dokumenten nicht erklären. Außerdem war es Essenszeit und das Gericht wollte gerade zu Tisch gehen, als Aristide Briand mit weit ausladenden Gesten zu reden begann und mit großer Emphase erklärte: Und nun beginne ich mit den Dokumenten." Der Vorsitzende aber sagte rasch: „Wir sehen die Sache als genügend geklärt an; das Ge richt zieht sich zur Beratung zurück!" Das Urteil lautete ganz im Sinne des Verteidigers. Als der Vorsitzende den Rechtsanwalt aber fragte, warum er für eine so un wesentliche Sache so viel Dokumente aufgewendet habe, öffnete Briand lächelnd die Aktenmappe und sagte: „Ra, da will ich Ihnen einmal meine Dokumente zeigen: es sind zwei Dutzend neue Socken und ich werde sie in der Tat von Anfang bis zu Ende durchgehen!" »»»»»»«»»»»»»»»»»»«»»»»«»»»»>»»»»« s Huncklunk-Programm ; Rundfunk Leipzig (Welle 365,8), Dresden (Welle 294). Dienstag, 3. April. 16.30: Dresdener Funkkapelle: Konzert. Dirigent: Th. Blumer. » 18.05: Referendar Hildegard Berthold: Familiengestaltung und Eefellfchaftsentwicklung. « 19: E. Euttgetreu- Themnitz: Entdeckungen auf Reporterrsifen. » 1S.3O: Prof. Dr. Sülze: Der Ursprung des Lebens. » 20.15: Leipziger Funkorchester: Konzert. Dirigent: Dr. F. K. Duske. Bruckner: Ouvertüre. — Mahler: Andante. — Bittner: Gebet. — Dvorak: Legende. — Brahms: Poco allegretto. — Ansrll: Drei irische Bilder. — Ravel: Pavane. — Foerster: Abendmusit. — Suk: Elegie. — Liszt: Con- folation. — Roren: Aria religiös«. — Grieg: Ases Tod. Peer Ennts Heimkehr. Solveigs Lied. » 22: Pressebericht. » 22.15: Tanzmusik. Dienstag, 3. April. Berlin Welle 484 und ab 20.30 Welle 1250. 12.30: Mitteil. u. Prakt. Winke für d. Landwirt. 15.30: Dr. Rudolf Wegner: Die Zeit- und Sturmsignale au den deut schen Küsten. 4- 16.00: Stunde mit Büchern. 4- 16.30—18.00: Dr. Becces Gloriapalast-Sinfoniker. — Anschl.: Werbcnach- richten. 4- 18.20: Dr. H. Boywidt, Synd. d. Arbeitsgemeiusch. v. Rcichsversicherungsträgeru Groß-Berlins: „Gesundheit ist Reichtum! Beiträge z. hygien. u. sozialhygien. Selbstschutz des Volkes (Die richtige Erholung als Selbstschutz). 4- 18.50: Hel mut Jaro Jaretzki: Kult und Kunst. 4- 19A5: Dr. Adolf Mar cuse, Pros. a. d. Univ. Berlin: Himmelskunde als Helferin im prakt. Leben (Astronomische Orientierung zur Sicherung von Luftfahrten). 4- 19.45: Dr. Kurt Pinthus: Einführung in das Seudespiel „Jedermann". — Atzschl.: Sendespiel „Jedermann". Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes, erneuert von Hugo v. Hosmannsthal. Deutsche Welle 1250. 12.00—12.30: Französisch für Schüler. 4- 14.30 -15.00: Kiudererlebuisse: Was ich im Filmatelier erlebte. 4- 15.35 bis 15.40: Wetter- und Börsenbericht. 4- 16.00—16.30: Die Grund lagen der Romantik und ihre Darstellung in der Schule. 4- 16.30—17.00: Österreichische Dichter: Franz Grillparzer. * 17.00—18.00: Nachmittngskvnzcrl Leipzig. 4- 18.00—18 30: Flächen- uud Raumrechnung (Einführungstursus für Fach arbeiter und Werkmeister). 4- 18.35—18.55: Französisch sür An fänger. 4- 1855—19.25: Vom Werden und Wesen der deutschen Hanse. 4- 19.45: Dr. K. Pinthus: Einleitung in das Sendespiel „Jedermann". — Anschließend: Scndespiel: „Jedermann", Vas Spiel vom Sterben dcS reichen Maunes. Stettin Welle 236. Berliner Programm bis 18.50. 4- 18.50: Magislratsra! Dr. Lingnau: Stettin und die nordischen Staaten (Eine wirt schaftliche Plauderei). 4- Ab 19.15: Berliner Programm. w- Fortsetzung.) „Die Scheidung ist eingeleitet, am 28. findet der Termin! statt " Egede stand auf. „Und nun lassen Sie uns oon etwas anderem reden, ich will Sie noch ein Stückchen begleiten und einen kleinen Bummel durchs Revier machen, bei so herrlichem Wetter ist es ja eine Sünde, in der Stube zu hocken!" Er trat an den Gewehrschrank, steckte eine Hand voll Patronen in die Joppentasche lind hängte den hahn- losen Drilling um. „Kommen Sie, vielleicht lauft mir doch noch mal der lauflahme Vierzehnender an, ehe er abwirft!" Der Oberförster war froh, einen anderen Gesprächsstoff zu haben. „Ach Gott, wer weiß, wo der jetzt steckt, an den Fütterungen haben wir ihn nie gespürt, aber jammerschade ist's um so einen Kapitalen!" Die beiden Herren traten in den Park, der hinter dem Schlosse begann und in die Fasanerie überging. — Bon dem blendenden Weiß des Neuschnees hoben sich die blau grünen, silbern überhauchten Douglastannen wirkungsvoll ab, und in den mit Ziersträuchern bepflanzten Rabatten tummelten sich Meisen, Hänflinge, Kleiber, Finken, Amseln und Goldhähnchen, die hier an den durch Fichtenzweigen windgeschützten Futterplätzen reichliche Nahrung sanden. Ein hechelndes Lappen, — mit langen Fluchten jagte ein Rauhbart den Weg hinab und sprang an Hubertus in die Höhe. , „Rino! Wo kommst du Lump denn her? Sicher hat er wieder ein Loch unter den Drahtzaun des Zwingers gedoppelt, — na ja, mein Alterchen, is' ja schon gut, du kannst mitkommen." Stephan liebelte den Hund und blieb dann stehen. „Herr Graf, ich möchte doch erst noch einmal nach dem Rentamt hinübergehen " „Aber bitte, ich will Sie uni Himmelswillen nicht auf halten; dann also morgen ein halb zehn Uhr — auf Wieder- leben, hoffentlich klappt es mit den Jagden!" „Auf Wiedersehen, Herr Graf!" Noch ein Händedruck, und nun schlug Egede den breiten, guterhaltenen Fahrweg ein, der nach der Herzogswalder Landstraße führte. — Ueber- all im Schnee stand wie zierliches Filigran das Geläuf der Fasanen, die träge und aufgeplustert neben den mit Mais, geringem Weizen und Spreu beschütteten Fütterungen saßen. — Quarrend strich eine Graukrähe ab, ein Mäusebussard, der in den Randfichten aufgebaumt war, schwebte langsam, mit sulenartig leisem Flug, das Gestell entlang, lind wie graue Pelzkugein flüchteten die Karnickel über die Schneise. — Hubertus schob drei Patronen in die Läufe und brannte sich eine Zigarette an. Glasklar lind rein, wie eine kristallene Glocke, blaute der Himmel, schneeigwsiße, braungefleckte Birkenstämme leuchteten durch das jatte Grün der Fichten, und gleich silbernen Rüstungen blitzten die Stämme der Weißbuchen. — Aus dem Unterholz kam ein leises, melodi sches Flöten; dort war ein Flug Dompfaffen eingefallen, deren rostrote Brüste und schwarzblaue Käppchen im Strahl der Sonne vor einem metallischen Schimmer überhaucht waren. Mit drolliger Wichtigkeit wendeten die Gimpel die dürren, auf dem Schnee liegenden Espenblätter um und ließen sich auch nicht stören, als ein Sprung Rehe trollend die Dickuna annahm. — Wie weiche, weiße Wattebausche lag es auf allen Zweigen, jedes Aestchen, jeder dürre Halm schien mit funkelnden, flimmernden Brillanten übersät zu sein. — Und überall Leben: Blauspechte und Kleiber, Kohlmeisen, Blaumeisen, Langschwanzmeisen und sogar zwei niedliche, kleine Hauben meisen turnten in den Wipfeln herum, machten Jagd auf die Larven und Eier der Frostspannsr, die sich, kaum dem schärfsten Auge sichtbar, fest an die rissige Rinds drückten. Egede atmete tief auf; wie das lebte und webte und sich des Daseins freute! Aber unter der Oberfläche dieses fried lichen Bildes spielte j h ein harter, unerbittlicher Kampf ab, ein Ringen, bei dem das Schwachs unterlag, um dem Starken Platz zu machen. „The survival of the fittest! „Grausam" nannten die einen die Natur, „allgütig" die anderen, — die Wahrheit lag wohl wie immer in der Mitte: alles Geschehen war wedsr gut noch böse, vollzog sich nach bestimmten, urewigen Gesetzen. Tausend Rätselfragen drängten sich auf: wo war die Kraft und Ler Wille, denen alles Leben entstammte? Die alles er hielt uud umfaßte: Sonnensystem und Sandkorn, Mensch und Mikrobe?! „Gott", „Allmacht", das waren nur Worte, leere nichtssagende Worte, denen die an das Materielle ge bundene Borstellung nicht zu folgen vermochte, hier ver sagte selbst die kühnste Phantasie, man mußte es fühlen, daß der Lenker dieser Ungeheuerlichkeit alles durchdrang, das Größte wie das Winzigste, jedes Geschöpf, daß es keinen Tod, keine Vernichtung gab, geben konnte, nur eins Weiter entwicklung zu einem unbekannten Ziel. Hubertus schreckte empor aus seinen Träumereien. Irgendwo, durch die Stille des Winterwaldes, klang ein Geräusch, — dumpfer, galoppierender Hufschlag, — ein halb erstickter Schrei . Und nun jagte es heran auf der Landstraße: in einer wirbelnden Wolke von stiebendem Schnee ein schleudernder Schlitten, der jeden Augenblick gegen einen Baumstamm prellen und zerschellen konnte. — Ohne sich eine Sekunde lang zu besinnen, sprang Egede über die Böschung, warf sich dem Gefährt entgegen, hing einen Herz schlag später an dem schleifenden Trensenzügel. Alle Sehnen und Muskeln spannten sich bis zum Zerreißen, ein kurzer Kampf, hoch aus stieg der Braune, dann stand er, zitternd, schweißbedeckt, mit fliegenden Flanken. Der Kutscher torkelte vom Bock, knickte zusammen: „Och Gott, Herr Graf, un' ich kann wirklich nichts dafür, awer der Gaul war ja rein wie verrückt, ein paar Wild schweine rannten über den Weg " Hubertus hörte schon nicht mehr, er mar an den Schlitten herangetreten, in dem hochaufgsrichtct eine ranke, schlanke Mädchengestalt stand. Goldig schimmerndes Blondhaar quoll unter dem weihen Wollmützchcn hervor, ein paar große, dunkelblaue Augensterne blickten feuchtschimmernd aus dem runden, feingeschnittenen Gesichtchen mit den Grübchen in Wangen und Kinn, und der kleine, kirschrote Mund, hinter dessen kurzer Oberlippe gleich einer Pen chnur spitze, schloh weiße Zähnchen blitzten, war wie bei einem furchtsamen Kind zum Weinen verzogen. (Fortsetzung wlgi.j
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