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Tagungen in Sachsen. Sächsischer Sängertag. Der ordentliche Sängsrtag des Kreises Sachsen rm Deut schen Sängerbund wurde in Plauen abaehalten und stand unter Leitung des Bundesvorstandes, des Sächsischen Sänger bundes, Bürgermeisters Rotb aus Leipzig. Vornehmlich diente er der Beratung organisatorischer und allgemeiner tragen zum Besten des Bundes und des deutschen Liedes, iiuch dem Deutschen Sängerfeft in Wien, bei dem der Kreis Lachsen im Deutschen Sängerbund die größte Teitnebmerzahl üellen wird, galten die Beratungen, die im „Ratskeller" be gannen. Ihnen ging eine Sitzung des -Oauptansschusses vor aus. Besonders wichtig für den Bund ist die folgende Ver ordnung des Ministeriums des Innern vom 7. März 1928, die der Tagung vorlag. „Die Veranstaltungen der dem Bunde augeschlossenen Ge sangvereine, die ohne Absicht der Gewinnerzielung ausschließ lich zum Zwecke der Kunstpflege oder der Volksbildung unter nommen werden, werden insoweit als gemeinnützig im Sinne von Artikel 2 Paragraph 2 Ziffer 7 der Reichsrats- bestimmnngen über die Vergnügungssteuer vom 12. Juli !926 anerkannt, als sie der Allgemeinheit und nach den Ein trittsbedingungen insbesondere nach der -Höhe der Eintritts preise, allen Voltskreisen, also auch weniger Bemittelten, zu gängig sind. Ausgenommen sind jedenfalls Veranstaltungen, mit denen Tanzvergnügungcn oder andere vergntt- gungsstcuerpflichtige Veranstaltungen verbunden sind. Es wird anhcimgestellt, den dem Bunde angeschloffenen Vereinen einen Abdruck dieser Verordnung zuzufertigen und ihnen an- heimzugeben, den Steuerbehörden gegenüber von ihr Gebrauch zu machen." Kreistag des Rsichsverdomdes Deutscher Kriegsbeschädigter und Krieger- Hinterbliebener — Kreis Dresden. Der Kreis Dresden des Reichsverbandes Deutscher Kriegs beschädigter und iKriegerhmteMrebener, umfassend den Bezirk der KreichanPtMmrnfchaft Dresden mit rund 9000 Mitgliedern und A)000 zu betreuenden Versorgunasber-echligten hielt am Sonnabend den 3. und Sonntag den 4. März dieses Sahres -in Großenhain seine ordnungsgemähe diesjährige Kreistagung ab. Nach einer Sitzung der erweiterten Kreisleitung -unter Hinzu- giehung der Vorsitzenden der amtchauptmannschäftlichen Bezirke dor Kreishauptmannschäft Dresden wurde am Sonnabend nach mittag die geschlossene.Kreistagung zur Abwicklung gebracht. Die Neuwahlen der ^Kreisleitung ergaben keine Aenderunz, geschloffen -wurden die bisherigen Funktionäre durch einstimmigen Dor- trauenszufpruch wiederum an ihre Posten berufen. Als Tagungs ort des Kreistages 1029 wurde einstimmig Dippoldiswalde be stimmt. Am Wend gab die gastgebende Ortsgruppe Großen hain den erschienenen Delegierten einen Begrüßungs- und -Fest- iommers. Am Sonntag den 4. März vormittags 10 «Ahr konnte die eingesetzte VerhamdkungSleitung durch ihren Vorsitzenden Kame raden Schulze-Dresden Mr öffentlichen Kreistagung eine weit aus -größere Zähl erschienener geladener Gäste und Delegierte de- grüßen. , , .... Im Namen aller -geladenen und erschienenen- Gaste -dankte Herr ReMrungsrat Härtel. Es folgten nunmehr die HaupNeferate. -Herr ProvinzN- icndtagsabgeordneter, R-eaierungsmcdizinalrat Dr. Kuhnlein, Merseburg-Berlin, sprach über gesundheitliche Wohlfahrtspflege und Ausblick in die Zukunft. Waren die Ausführungen dieses Referenten rein praktischer Art -und Natur, so gi-nUen die Dar stellungen des zweiten Redners, .Herrn Dr. Günther Kaiser vom Statistischen Reichsarbeitsamt Berlin mehr auf wissenschaftlichem. Gebiete tiefschürfend vor, ange-fangen von der Entstehung der Gemeinwesen, der -Familie, Dörfer, -Städte -und Staaten- von der Vorzeit bis zur Jetztzeit behandelte er die leitenden Ideen der WrMchasts- und Sozialpolitik und ihr Ringen miteinander. Beiden Rednern wurde durch die Versammelten, wie durch das Verhandlungsbüro Tank und Anerkennung zum Ausdruck ge bracht. Die von der Krcisleitng -erstatteten Berichte lagen ge druckt -vor, Kreisleiter Müller, Kreislsiterin Döhnert, Geschäfts führer Lange, -Dresden, gaben zu dens-eichen noch eingehende Er läuterungen. Sie befaßten sich in ihren Ausführungen mit organi st-torischen und sozialpolitischen! Strestfra-zen danken für -die Mit arbeit und Unterstützung und fordern zum weiteren treuen Au- jamm-enstehen und tatkräftiger Weiterarbeit für die gesamte Ka meradschaft -des zu betreuenden Kreises und des deutschen Vater landes auf. Die sich hieran -anschließende Diskussion bewegte sich im Rahmen der gemachten Ausführungen. Nachstehende Entschließungen sanden dementsprechende einstimmige Annahme der gesamten Tagung: 4. Der am 4. März -1928 in Großenhain versammelte KrÄs- wg des Reichsverbandes Deutscher -Kriegsbeschädigter -und Krie- rerhi-ntorbliebener bringt -mit Bebauern Mm Ausdruck, -daß die lürKch verabschiedete 5. Novelle zum Röichsversorgungsgesttz -nur ei-nen geringen Teil der berechtigten Forderungen der deutschen Kriegsopfer zur Erfüllung gebracht hat. Der Kreistag erwartet in Anbetracht der Versprechungen, wie sie von allen 'Parteien bei -der Beratung der 5. Novelle wiederum gemacht -worden sind, daß die Versorgung der Kriegsopfer unter Beachtung -der vorliegen den Wünsche baldigst zum -endgültigen Abschluß .gebracht wird. 2. Der am 4. März 1928 in -Grvßer.hain versammelte Kreis tag -des Re-ichsverdandes Deutscher Kriegsbeschädigter und Kri-e- gerhinterb-li-ebener weist den in der Schieck,chen Denkschrift zur säcMchen V-rrwaltungsreform gemachten Versuch, einschneidende Aenderungen in der für die sächsischen Kriegsopfer in Frage kom menden Behördenorganisati-onen vorzunehmen, mit aller Ent- jchiedenhöi-t zurück. Der Kreistag lehnt vielmehr -die Auflösung -es Sächsischen Ardelts- und Wohlfahrtsminfsteriums, die Auf hebung -der Sächsischen Versvrgungsgerichte als selbständige Mitt lere Staatsbehörden, die Beseitigung der selbständigen Schwer- deschädistenadteklungen und -die Auflösung der Fürsorgeausschüsse bei den Bezirkss-ürsorgeverbänden -ab, -und spricht die Erwartung aus, daß der Sächsischs Landtag eine solche Berwaltungsreform ebenfalls -ab lehnt. Nach -erschöpfender Aussprache tomcke die äußerst interessante verlaufene zweitägige -Arbeit -des Kreisparlaments der Kriegs opfer mit anerkennenden und dankenden -Worten -an alle Beteilig ten -durch den Kreisleiter Müller nachmittags 5 Ahr geschloffen werden. Die Wirtschaftslage Hannovers. Eine Rede Aoskcs auf dem Provinziallandtag. Bei der Erösiuuna des Provinziallandtagcs der Provinz Hannover hielt Oberpräsidenl Roske eine Ansprache, in der er auf die Hochwasserkatastrophcn hinwies, die die Provinz Hannover im letzten Jahre betrofscn haben. Weiter führte der Oberpräsidenl u. a. aus: „Die allgemeine Wirtschaftslage ist wie in ganz Deutschland so auch in der Provinz Hannover noch keineswegs rosig. Zehnlausende von Familien leben in bitterer Not und gehen der völligen Verelendung entgegen, wenn das Wirtschaftsleben sich nicht bessert. Durch das ganze Land uns auch durch unsere Provinz hallten in den letzten Wochen Klagen Zehnlausende von Land wirren haben in einer Reihe von Städten sich zu Demonstralionen zusam- mengefunden. Ich will noch darauf Hinweisen, daß leider noch immer In der Provinz völlig Besitzlose, die nur ihre Arbeitskraft anzubieten haben, zu Zehntausenden vergeblich auf Arbeit warten. Die Demonstralionen des hannoverschen Landvolks verdienen ernstliche Beachtung. Unzweifelhaft haben wesentlich erhöhte steuerliche Belastung in Verbindung mit unbefriedigenden Ernten viele Landwirte in arge Schwie rigkeiten gebracht. Agitatorische Übertreibungen, dlc in Pro testversammlungen in den letzten Wochen laut geworden sind, müssen so bewertet werden, wie sie cs verdiene». Mit der Frühjahrsbestellung und der hoffentlich bald ein- setzenden Wirksamkeit der in Aussicht gestellten Hilfsmaß nahmen, wird die Stimmung in den landwirtschaftlichen Kreisen ruhiger werden. Weitere Beruhigung würde ein treten, wenn wahrheitsgemäß besprochen würde, was die preußische Slaatsregierung in den letzten Jahren schon getan hat und in de» nächsten Jahren tu» wird Im benach barten Gebieten ist von dem Anschluß an Hannover gesprochen worden. Das hört man hier nicht ungern. Aber es sind auch Wünsche nach haiinoverschen Gebieten laut geworden. Dabei handelt es sich um ganz unverbindliche Meinungsäußerungen." Beseitigung von Exklaven und Enklaven, Anschluß nicht mehr voll leistungsfähiger kleiner Länder an die sie einschließenden großen Wirtschaftsgebiete werden die nächsten Aufgaben einer mit nüchternem Verstand betriebenen Reformarbeit sein. Ermordmrg eines Faschisten in Paris. Ein politisches Verbrechen. In Paris wurde ein Italiener namens Savorelli in der Wohnung eines seiner Freunde mit drei Schuß wunden tot aufgefnnden. Man nimmt an, daß Savorelli, der in der Faschistischen Partei in Paris großes Ansehen genossen und sich politisch stark betätigt haben soll, einem politischen Moro zum Opfer gefallen ist. Eitrige Blätter behaupten, Savorelli habe im Dienste Mussolinis gestanden. Er habe die Verteilung der Fonds der faschistischen Polizeiorganisation in Frankreich, deren Chef der italienische Vizekonsul sei, unter sich gehabt. Savorelli war, ehe er vor einigen Jahren zum Faschis mus übertrat, Sekretär einer äußerst linksstehenden italie nischen Zeitung. Er soll sich auch faschistischer Spionage in Belgien befleißigt haben. Der Mord ruft in Italien großes Aufsehen hervor. Vom Mörder fehlen alle Spuren. Wellen Sie das Wilsdruffer Tageblatt veutsches Vollentschädigung bis 5000 Mark für Kriegsgeschäd'^t Das Kriegsschädenschlußgesetz dürfte in den nächsten Lagen vom Reichstag verabschiedet werden. Im Ausschuß ist beschlossen worden, die 100prozentige Entschädigung von 4500 auf 5000 Mark zu erhöhen. Der nötige Betrag wird dadurch cingespart, daß der Zinfendienst für Schuld- buchcintragungen um ein Vierteljahr hinausgeschoben wird. Ein Betrag von sieben Millionen Mark, der außer dem durch die Hinausschiebung des Zinsendienstes frei wird, wird als Sonderfonds dem Billigkeitsfonds zum Ausgleich besonderer Härten ungegliedert. Für das besetzte Gebiet. Der Haushaltsausschutz des Reichstages nahm eine Reihe von Entschließungen zugunsten der besetzten Ge biete an. Danach soll das Reich die Polizeilasten über nehmen, die den Gemeinden durch Maßnahmen der Be satzung entstehen. Die Saargängerunterstützung von monatlich 14 Mark für Verheiratete und 7 Mark für Ledige soll vom 1. Februar an wieder gewährt werden. Dieselbe Unterstützung sollen die Luxemburg- nnd Elsaß Lothringengänger erbalten. Das neue Preustcnkassengesetz. Das preußische Staatsministerkum hat dem vom Finanzminister vorgelegten Entwurf eines Gesetzes über die Preußische Zentralgenossenschaftskasse und über eine Erhöhung der Kapitalbeteiligung des Preußischen Staates zugestimmt. Die Kapitalbeteiligung des Preußische« Staates bei der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse wird von 45 Millionen Mark um 130 Millionen auf 175 Millionen Mark erhöht. Die Preußische Zentralgenossen schaftslasse wird gleichzeitig zu einer Körperschaft des öffentlichen Rechts gestaltet, deren Träger die Genossen schaften und der Staat sind. Vus Hn- und Airsland Berlin. Im Sozialpolitischen Ausschuß des Retchslages wurde das einen Teil des Noiprogramms bildende Gesetz über Erhöhung ver Invaliden- und Angestellten- reuren im wesentlichen nach der Regierungsvorlage ange nommen Neu eingeführt wurde nur eine Erhöhung der Kinderznlagen auf 1» Mark Berlin. Der Regierungspräsident von Köln als Landes polizeibehörde hat dem Vernehmen nach Alexander Znb- ? ow, den Gatten der Prinzessin Viktorra von Preußen, nach dem er wegen Patzvergehens rechtskräftig verurteilt worden ist, aus dem deutschen Reichsgebiet ausgewiesen. Wilhelmshaven. Aus der Wilhelmshavener Marinewerft fand die Taufe der vier Zerstörer der „Jltts"klasse statt. Die Taufrede hielt der Flottenchef Vizeadmiral Oldekop. Die ein zelnen Boote wurden nacheinander von dem ehemaligen Kom mandanten der Traditionsschisfe getauft; sie erhielten die Namen „Tiger". „Lux". „Leopard" und „Jaguar". Paris. Nach einer* Meldung aus London soll Lord Cbik- ston, ehemaliger englischer Gesandter in Wien und gegen- wärliger Gesandter in Kopenhagen, zum Nachfolger des ver storbenen englischen Delegierten bei der Rh einlanvkom- Mission ernannt werden. i Neues aus aller Welt j Am Führerstand vom Tode ereilt. Der Triebwagen zwischen Niederlahnstein und Neuwied fuhr wie immer fahrplanmäßig in den Bahnhof Ehrenbreitstein ein. Ms nach Abfertigung des Zuges der Fahrdienstleiter nochmals das Zeichen zur Abfahrt gab, setzte sich der Triebwagen nicht in Bewegung. Als man in den Führerstand des Wagens trat, stand der Führer vorschriftsmäßig an seinem Platz, die Hand am Schalthebel. Gleich darauf fiel er indessen um und die hinzuspringenden Beamten konnten nur uoch seinen Tod feststellen. Deutsche Segelflieger nach Amerika berufen. Die ost- preußische Segelflugbewegung hat einen neuen großen Erfolg zu verzeichnen. Rittmeister a. D. Röhr, der Leiter der Segelfliegcrschule Rossttten, ist als Leiter einer deutschen Segelflugexpedition berufen worden. In den Vereinigten Staaten, wo die Segelflugbewequng noch in den Anfängen steckt, hat sich der Amac (Amerikanischer Klub zur Förderung des motorlosen Fluges) gebildet, der mit den verschiedenen aroßen Luktsvortverbänden des Frau Ngnes und ihre Kinder ver Koman einer IVlutter Von Krit2 Hermann Olüser Martin keuclitwanger, tiAUe (LskUo) (54 Mag drautzen der Krieg lärmen und toben, hier wird die Sonne auf deu Beeten liegen, Sträucher und Blumen blühen und duften, und in dem riesigen Geäst der Linde werden die Vögel zwitschern und singen, als wäre überall nur Sommer und Friede aus dieser schönen Gotteswelt. Man wird schwatzen und lachen rund um das Haus; ein Ktndlein, erst an der Hand der Mutter, wird über den Kies des Hofplatzes trippeln, im Sande spielen, und im Spiegel des Baches sein liebes, rundes Krausköpfchen er blicken. Und nach dem Winter wird es Frühling und Sommer werden; sein Weib wird dem Kindlein vom Pa ter erzählen, der gar so weit weg ist und immer noch drau- tzen im Kriege, wird es die heimlichen Tränen nicht sehen und merken lassen, sich mit ihm freuen auf Frieden und endliche Heimkehr. Es zieht sich doch leichter hinaus in den Krieg, wenn man sein Weib und Kind geborgen unter eigenem Dache weiß . . . Als Frau Agnes, aufgeschreckt durch einen bösen Traum, nach kurzem Schlafe erwacht, da ist es allerhöchste Zeit, ein letztes Mahl Wegzehrung, letzte, liebe Mitgabe für ihren Mann zu richten. Die Stunden seit ver Mobil- machung sind schneller als ein Atemzug vergangen. Der bitterwehe Abschied drängt sich unbarmherzig in den Vor dergrund. So ist es Frau Agnes' Sache, Glück und Freude so viel als möglich iu dieses letzte Zusammensein hinein zutragen. Und sic kann gar nicht genug Liebe und Dank barkeit finden, um dem Manne immer und immer wieder zu zeigen, wie reich und glücklich er sie in den kurzen Jahren dieser Ehe gemacht bat. Wie froh und zufrieden! Wenn es doch so bleiben könnte! Immer und immer! Da gehen viele Schritte auf der Straße. Männer aus dem Dorfe, jung und gesund wie er, folgen dem Rufe ihres Regiments. Und vor dem Haufe warten sie. Der Hüb ner-Oswald schließt sich ihnen an. Ein letzter Kutz von seinem Weibe, ein letztes, liebes Wort, dann tritt er in der Kameraden Kreis. Tücher Winken, Grüße hallen und wol len trösten; und die Männer gehen schon in weiter Ferne; das ganze Dorf grüßt sie und winkt ihnen zu: Kommt wieder! Kommt bald wieder! Kinder und Burschen begleiten sie weit hinters Dorf. Mancher Vater läßt es sich nicht nehmen, seinen Sohn, manche Braut ihren Herz liebsten nach der Stadt zu bringen. Nur die Frauen wen den sich still ab und weinen. Frau Agnes meint, noch nie mals sei die Welt so trostlos grau und trübe, das Leben gar so schwer und hoffnungsarm gewesen... Neunundzwanzig st es Kapitel. Ein Taumel geht durchs Dorf und durch das ganze Land. Siege! Siege auf allen Fronten! Jeder möchte mittun, und jeder möchte dabet sein. Groß, unendlich groß ist die Zahl derer, die täglich einberufen werden. Doch fast noch größer die jener anderen, die freiwillig zu den Fahnen strömen. Arm und reich und alt und jung! Die Bauern vergessen die Frucht auf dem Halme und das Vieh in den Ställen; würden die Frauen nicht rackern und schaffen, es möchte bald schlimm um Feld und Wirtschaft stehen. In allen Werkstätten und Fabriken, Lehrzimmern und Kanzleien spricht man nur vom Kriege, von diesem und jenem, der, vor einigen Tagen noch mitten unter ihnen, jetzt im fernen Feindesland ein Held geworden ist. Am meisten aber spukt es in den Köpfen der jungen Burschen. Sie versäumen Pflicht und Recht, sind ständig zusammen und auf der Straße, besprechen und ereifern sich. Sie fiebern vor Aufregung, hungern nach Tatendrang und Mittundürfen. Plötzlich ist einer verschwunden bei Nacht und Nebel und läßt nach Wochen erst wieder von sich hören: vom Ausbildungsbataillon, von der Fahrt zur Front oder vom — Feldlazarett. Und eines Tages wird es bekannt: ein junges, stilles, verbissenes Bürschchen aus dem Dorfe hat das „Eiserne" erhalten. Da ist des Haltens nicht mehr! Meistern, Lehrern und Eltern laufen sie davon, schlagen sich schlecht und recht bis zum nächsten Regiment oder Kommando und stellen sich als Freiwillige zur Verfügung. Die meisten kommen dann nach einiger Zeit wohl wieder, hungrig, enttäuscht und als zu schwach oder zu jung zurückgestellt. Doch ab und zu wird einer eingestellt ... Und unter diesen sind Frau Agnes' beide Jungens .. Gleich alle beide. Der blonde Walter ist vom ersten Mobilmachungstage an aus Rand und Band. Er hat für nichts anderes als Krieg und Kämpfen mehr Interesse. Arbeit und Lehre sind ihm gleichgültig geworden. Selbst der Anbau des Gartens und das neue Haus, an dem es dies und jenes noch zu schaffen gibt, können ihm keine Freude machen. Nun hat er doch den älteren Bruder, der seit Ostern bereits als Gehilfe tätig ist, überredet, und beide sind heimlich davsngegangen. Ohne Frau Agnes' Wissen und ohne jedes Abschiedswort. Die erforderliche Einwilligung ihres Vormundes, des alten Englers, haben sie sich listig zu verschaffen gewußt. Dem Engler geht das ganz nach Wunsch. Der alte Krieger ist begeistert; er möchte sich am liebsten selbst freiwillig stellen. So bat er seine größte Freude an der Sache. Er hätte den beiden Enkelkindern gar nicht so viel Atul zugetraut und ist nuu doppelt stolz auf sie. (Fortsetzung folg,.'