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für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter W Nr,45. — 87.Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt- Wtlsdrnff- Dresden Postscheck: Dresden 2646 Mittwoch, den22. Februar 1828 Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »» .W««»*??« E» «So« Werkt»,« »»chLitt««, s «hr. Br«,Kprri«: »rt Ldh»I>«, kl r«M.i»«»»,1, dki fl>qklk«, »xch »kV»«« r,R«M., c-«I P-ftdeftrllrn, »NM. «"jEjnich «», . r.» . »edühr. Et«,«I«u»»merii Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend P»ftd°i«^ >-«»»»,m««». »»»« «d «r<chSsl»»rll« -- 2—2 nchn.« ,» j«dc« ?Z-il Br. e»t§ege». I» Falle höher« Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch ans Lieferung wa Kennug »d«KSr,Mlg der Berngrpreises. — Nückfendnng eingesandt« Schriftstücke «folgt nnr, wen» Porto deittegt. Dizcl«-!q>rr«,: »>« «««»,«,1« » «p?,. »i« « I««« »« «»tNchrn B«I«,m<t»«chu«s« « ««t». -n»« »-ch M«,iich»«k Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 Asenchn'^'« «-n°om«b„»-rm.I0Uhr. — -i— Für di« «ichli.tr!, k» durch Fernruf übermittelteuAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Sia daN Anspruch -rlischt, wenn der Betrag dn^i ,, Klage eingerogen w«den mntz od«derAuftraggeb«in Konkurs g«St. Anzeigen nehmen alle Vermtttlu?lüvstellrn e»tge«r^ Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Vmtshauptmannschaft Meisten, des Amts ¬ gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Amerikanische Wiedergutmachung. Im Amerikanischen Senat wurde die Freigabe- öill, die die Rückgabe von etwa 70Ü Millionen Mark deutschen Eigentums vorsieht, angenommen. Man hat sich lange genug in Amerika dagegen ge sträubt, endlich Ernst zu machen mit der Freigabe im st rieg beschlagnahmter deutscher Werte, ebwohl die Vereinigten Staaten mit Deutschland schon ,or langer Zeit einen dahingehenden Vertrag abgeschlossen, yatten. Endlich scheinen die letzten Klippen überwunden zu sein, da der Amerikanische Senat, der bisher den heftig sten Widerstand leistete, sich nun doch endlich dazu ent- chlossen hat, die Rückgabebill so anzunehmen, wie das Ne- oräsentantenhaus sie festgelegt hatte. Es bleiben nur noch Trotzdem handelt es sich immer noch um sehr betracht, liche Entschädigungssummen, die von Amerika an Deutschi land zurückgegeben werden. Vorläufig berechnet man s-^ auf 160 Millionen Dollar, angeblich 80 Prozent des be- schlagnahmten deutschen Eigentums. Daß dies aber nic^ die Summe ist, die in deutschem Geld bei Kriegsausbru 1 in Nordamerika investiert war, längst nicht den Wert dcl dortigen deutschen Patente und Anlagen darstellt, ij selbstverständlich, aber cs bleibt uns nichts anderes übrig,' als uns mit dem zufrieden zu geben, was man uns vvj Amerika her bewilligt. Die 760 Millionen also, die na t Deutschland zurücksließen sollen, sind trotzdem eine überaus fr e u d i g z u b e g r ü ß e n d e u n t e r st u tz u n g unsere! finanziellen Lage, besonders, da anzunehmen ist, daß die.« Summe bis etwa Jahresende nach Deutschland überwiese i sein wird. Da aber ein Teil der Forderungen, namentlich die Entschädigung für die beschlagnahmten deutsche« schiffe, erst noch durch einen Unparteiischen festgelegt wer! den muß, so wird auch innerhalb der nächsten Jahre einH wenn auch natürlich viel kleinere, .Summe fortdauernd Deutschland zufließen. Die 160 Millionen Dollar sind nämlich nur solch« Entschädigungen, die für beschlagnahmte deutsche Iw dustriewerte, Forderungen und dergleichen wieder her gegeben werden sollen. Bei den Schiffen ist es anders ebenso wie bei den Anlagen der Schiffahrtsgesellschaften Hier werden besondere Entschädigungen gewährt, die fick bestenfalls auf 50 Millionen Dollar belaufen werden Schließlich wird allmählich auch noch der Restteil des be schlagnahmten Eigentums, also die noch fehlenden 20 Pro zent entschädigt werden, allerdings erst im Laufe von 26 Jahren. Die näheren Bestimmungen müssen natürlich abgewartet werden, bis das fertige Gesetz vorliegt. Die amerikanische Entschädigung stellt also alles iv allem eine gewaltige Summe dar, wobei aber, wie gesagt nicht vergessen werden darf, daß sie nicht eine Vollent schädigung für die Beschlagnahme deutschen Privateigen- ursprünglichen deutschen Besitzer aber '^cht mehr in der Lage, Anspruch auf Enb Zu können, weil sie diese Forderungen natürlich -u Unsicherheit der ganzen Sachlägc -cÄ? böben seringem Preis - an die Großbanken ^lär?cinc Grn?^ Kredite zu bekommen So ^llart eine Großbank, saß sie jetzt nur an ein Fünftel der urspnm^ F°rv^ aus den ameri ¬ kanischen Millionen Auszahlungen erfolgen lassen könne weil die weitaus größte Mehrzahl nicht mehr im Besitz der Konten ist. Sehr wohltuend wird sich die Freiaab« selbstverständlich auch an der Börse äuße7n und - di deutschen Börsen haben eine solche Anregung überaus dringend notwendig, -^abel wird vielfach überschätzt wie hoch die Forderungen einzelner Gesellschaften sind die schon in den letzten Wochen nach dieser Richtung hin als „Favorit"papiere galten. Selbst die gesamte deutsche chemische Industrie, die ja in einem großen Konzern zu sammengeschlossen ist, soll nach einer amerikanischen Mel dung nur etwa 15 Millionen Mark zu fordern haben. Und doch — trotz aller Einschränkungen bleibt die Rück gabe für uns Deutsche eine erfreuliche Sache, weil wir ein Recht erst dann darauf hatten, als es uns von Amerika her zugestanden wurde. inige unbedeutendere Differenzen zwischen den Beschlüssen beider Häuser und man rechnet damit, daß diese letzten Schwierigkeiten in kurzer Zeit überwunden werden. Die Leidensgeschichte ist also recht lang, die die Er- edigung dieser die deutschen Interessen sehr wesentlich bei rührende Angelegenheit zurücklegen mußte. Immer wiedei rauchte die Hoffnung auf, daß endlich die Rückgabe wenigs ltens eines Teiles des beschlagnahmten Eigentums er- wlgen würde, und immer wieder wurde diese Hoffnung die sich namentlich an den deutschen Börsen geltend machst grimmig enttäuscht. Dafür tauchten neue Skandal, inAmerika auf, die bewiesen, wie rücksichtslos man in Kriege das deutsche liquidierte Eigentum verschleudec hatte, und nur ein Teil dieser Skandale führte dazu, da' die jetzigen Eigentümer deutscher Werte, Patente un: sonstiger Besitztümer doch noch etwas mehr zahlen mußten als ihnen im Kriege abgefordert worden war. Oie Arbeit am Noiprogramm. Beratungen des Kabinetts. Das Reichskabinett befaßte sich wiederholt mit dem Arbeitsnotprogramm und insbesondere mit der Vorberei tung und Sicherstellung der parlamentarischen Erledi- MW WWIW zur Sicherheilssrage Simson spricht in Gens. Deutschlands Standpunkt. Die zweite Sitzung des Sicherheitskomitees in Genf brachte eine vielbeachtete Rede des deutschen Vertreters, Staatssekretärs z. D. von Simson. Die Rede wurde von allen Seiten als das Bemerkenswerteste bezeichnet, was die Verhandlungen bisher gezeitigt hatten. Sie entsprach den Gedankengängen, welche die deutsche Regierung bis her schon entwickelt hat, erweiterte diese aber noch und ergänzte sie durch bestimmte Vorschläge. Herr von Sim son begründete in der Hauptsache folgende Anregungen: 1. Ein Abkommen, in dem sich die Staaten verpflich- len, einstweilige Verfügungen des Völkerbundratcs aus- zuführen, nach denen im Konfliktfalle alle vorgreifenden Massnahmen hinsichtlich des Streitgegenstandes verhindert werden sollen, 2. ein Abkommen, nach dem die Staaten sich vcr- Mchten, im Falle einer Krise die Aufrechterhaltung des militärischen Standes wie bisher zu sichern, 3. ein Abkommen, nach dem im Falle des Ausbruches son Feindseligkeiten die Empfehlungen des Rates zum Abschluß eines Waffenstillstandes angenommen werden, wobei die bereits in das Gebiet eines anderen Staates eingedrungenen Truppen zurückgezogen und eine neutrale Zone zivischeu den beiden streitenden Staaten geschaffen werde. Dem Gedanken der regionalen Pakte steht der deutsche Vertreter wenig erwartend gegenüber. Nach dem deut schen Delegierten sprachen der japanische Vertreter Sato und der polnische Vertreter Sokal, die beide die deutschen Anregungen als sehr interessant bezeichneten. Ins besondere forderte Sokal eine gründliche Prüfung der Anregung über den militärischen Stand beim Ausbruch son Feindseligkeiten. Oer Moskauer plan. Nach einer amtlichen Meldung steht der von der russischen Delegation in Gens überreichte Emwassnungsvorschlag folgende Punkte vor: 1. Völlige Abrüstung innerhalb von vier Jahren. Bereits !m ersten Jahre soll eine Herabsetzung der Heeresstärke um ,0 Prozent durchgeführl, alle Wassenvoriäte sollen vernichtet, rlle Kriegsinstitute ausgelöst und die Luft- und Kriegsflotte als Kampfmittel nicht mehr verwendet werden. 2 Für die folgenden drei Jahre schlägt der Entwurf eine vollkommene Demobilisierung der Armeen, die Zerstörung der bei den Druppemeilen noch vorhandenen Wassen sowie die Umstellung »er Kriegs- und Luftflotte und auch der Kriegsindustrie aus Friedenszwccke vor 3 Die Budgets der Kriegs- und Marine- ninisterien sollen anderen Ministerien zur Durchführung der Abrüstung überwiesen und nur als Unterstützungen für die »emobilisierien Soldaten verwende! werden, bis diese,ander- veitige Beschäftigung gesunden yaven 4 Die Koniroue uoer sie Durchführung der Abrüstungskonventicn in den einzelnen Ländern sollen ständige internationale Kontrollkommissionen ibernehmen, denen Vertreter der gesetzgebenden Körperschaften, ter Öffentlichkeit und der arbeitenden Klasse angehören sollen. Französische Meinungen. In der Dienstagsitzung des Sicherheitskomitces nahm ,er französische Vertreter Paul - Bonconr das Work, ser die deutschen Anregungen als außerordentlich inter essant bezeichnete, jedoch hinzufügte, daß sie nach seiner Auffassung nichts wesentlich Neues bringen. Er betonte, wie stark Sicherheit und Abrüstung miteinander verknüpft seien. Für eine fühlbare Herabsetzung der Rüstungen seien meßbare und greifbare Sicherheiten als Ergänzung der durch den Pakt geschaffenen Sicherheit notwendig. Weiter warnte er vor einer weiteren Unter suchung des Artikels 16 über die wirtschaftlichen, finan ziellen und militärischen Sanktionen, da eine solche Unter suchung zurzeit aussichtslos wäre und vielleicht vas Gegenteil der gewollten Wirkung zur Folge haben könnte, wohl aber unterstütze er die Aufforderung, den Artikel 11 über die dem Völkerbundrat gegebenen Vermittlungs- »nd Schlichtungsmöglichkeiten weiter zu durchforschen. Für den Fall militärischer Vorbereitungen zweier Staaten Irat er für die Einsetzung einer internationalen Kon trolle ein. Rach einigen Bemerkungen des finnischen Delegierten leilte der Präsident des Ausschusses, Benesch, mit, daß vie Generaldebatte wahrscheinlich am Mittwoch abend zu Ende gehen würde. Die nächste Sitzung ist für Mittwoch vormittag einberufen worden. Auffassung in Berlin. In Berliner politischen Kreisen rechnet man damit, daß die Verhandlungen des Sicherheitskomitees in Genf bis kurz vor dem Beginn der Tagung des Völkerbnnd- rates dauern werden, die am 5. März beginnt. Nach der Generaldebatte werden die Verhandlungen in der Konr° missionsarbeit fortgesetzt werden. Man erklärt sich mit den Anregungen Simsons in Genf vollständig einver standen. Im Anschluß an die Ratstagung des Völker bundes wird am 15. März die Vorbereitende Ab rüstungskonferenz ihre Verhandlungen fortsetzen. Deutsch land bleibt bei der stets vertretenen Auffasiung, wie auch Simson in Genf sagte, daß die Abrüstung eines der wesentlichsten Elemente der Sicherheit darstelle. Nicht zu billigen so: der Gedanke, daß auf dem Gebiete der Ab rüstung nur Fortschritte ecfolgen könnten, wenn das Sicherheitskomitee zu ganz bestimmten praktischen Ergeb nissen gelange. Man hofft, daß cs dickem Komitee ge- lmgen wird, positive und vrattisch branckbare Arbeit zu leisten. Hieran werde Deutschland bereitwillig Mit arbeiten. gung. Außerdem wurden neben der Behandlung laufen der Angelegenheiten die Kabinettsberatungen über die Zusammensetzung der Kommission zur Verfassungs- und Vsrwaltungsrcform zu Ende geführt. Sobald nunmehr die auf der Länderkonferenz in Aussicht genommene Füh lungnahme mit den Länderregierungen hinsichtlich der personellen Zusammensetzung durchgeführt ist, wird die Reichsregierung die Gemischte Kommission alsbald zur Aufnahme ihrer Reformarbeiten nach Berlin einberufen. Das Reichskabinett beabsichtigt, die Gesetze über das Arbeitsprogramm dem Reichsrat so schnell wie möglich zuzuleiten, damit die parlamentarische Erledigung mög lichst beschleunigt werden kann. Die Einbringung der Entwürfe beim Reichsrat wird zum Teil voraussichtlich schon Mitte dieser Woche erfolgen. Dem Reichsrat gehen sie einzeln zu, die Absicht aber, für die parlamentarische Behandlung die Maßnahmen in ein Rahmengesetz einzu kleiden, wird dadurch nicht aufgehoben. * Reichskanzler Dr. Marx ist durch seine Krankheit weiter an das Bett gefesselt, so daß er nicht in der Lage ist, aw den Veranstaltungen teilzunehmen, die zu Ehren des Königs von Afghanistan geplant sind. An seiner Stelle wird Vizekanzler Hergt die Reichsregierung ver treten. Es ist auch wahrscheinlich, daß der Kanzler die Regierungserklärung am 27. Februar nicht selbst im Reichstag wird abgeben können. Im Anschluß an die Krankheit wird Dr. Marx zunächst einen Erholungs urlaub nehmen müssen, um sich einer Kur zu unterziehen. Wahrscheinlich wird Vizekanzler Hergt die Regierungs erklärung am 27. Februar an Stelle des Kanzlers ab geben. Ser Schiedsspruch für verbindlich erklärt. Achtzig Pfennige Stundenloh.r für die Metallarbeiter. In dem Lohnstrcit der mitteldeutschen Metallindustrie hat der Neichsarbeitsminikter die Schiedssprüche vom 18. Februar 1028 im öffentlichen Interesse fttr verbindlich erklärt. Als es sich zeigte, daß eine gütliche Einigung nicht er reicht werden konnte, wurde die Sachlage dem Reichs arbeitsminister Dr. Brauns vorgetragen, der daraufhin den am Sonnabend gefällten Schiedsspruch, der eine durchschnittliche Lohnerhöhung von fünf Pfennigen für die Stunde und eine Geltungsdauer dieser Regelung bis 31. Dezember vorsah, für verbindlich erklärte. Infolge der Verbindlichkeitserklärung wird nicht nur die Arbeit in Mitteldeutschland wieder ausgenommen, sondern auch die von den Industriellen angedrohte Gcsamtaus- sperrung von 800000 Arbeitern ver mieden werden. Der Gesamtverband Deutscher Metalliudustrieller teilt mit: Die Schiedssprüche im Arbeftsstreft der mitteldeut schen Metallindustrie sind gegen den Willen beider Par teien vom Neichsarbeitsminister im öffentlichen Jnteresie von Amts wegen für verbindlich erklärt worden. Die Arbeitgeberschaft wird selbstverständlich alle juristischen Konsequenzen aus der Verbindlichkeitserklärung ziehen und, soweit dies technisch möglich ist, die Arbeitneh mer, ohne Maßregelungen v o r z u n e h m e n, wieder ei »stellen. Da mehrfach von Gewerk schaftsseite und in der Arbeitnehmerpresse zum Ausdruck gekommen ist, daß möglicherweise der Kampf durch oie Verbindlichkeitserklärung noch nicht beendet würde, und infolgedessen damit zu rechnen ist, daß die Arbeit im mitteldeutschen Strcikgebict nicht oder nicht in vollem Um fang wieder ausgenommen wird, hat der Gesamtverbans deutscher Metalliudustrieller beschlossen, den Ausspcr- rungstermin auf Mittwoch, den 29. Februar d. I., d. h. mit Arbeitsschluß, zu verschieben. Sollte sich die Notwen digkeit ergeben, zu diesem späteren Zeitpunkt die Aussper rung in Wirksamkeit zu setzen, so würde sie nicht die Be kämpfung der für verbindlich erklärten Schiedssprüche, sondern lediglich die Abwehr der rechtswidrigen Fort setzung des Kampfes durch die Arbeiter zum ue!e bnben. Dabei wird aber ausdrücklich bemerkt, daß d'« Aufn-wn-w der Aussperrung sofort erfolgen wird, sobald sie Arbeiter zur Arbeit wieder zurückqekchrt sind-