Volltext Seite (XML)
MdmfferTageblatt Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend »«SNUn,, °dkr«ÜI,»», d„ B«i°g«prris». -«ückkndmi, ri,««s-Nl»ter echriststS»« «rs»l,t »-r, »nn-P-rto bün-g«. für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. «n,ei,m»r«i,: »i« «»»»,««« r»«ps,., »«4«espolt«« SNle »tramMchen «et«nnt»ach»»aoi ««Mch» »f«rni,, di» r,»sp«It»»r «»kl-»»z»ile i« t«r«»che» Teile 1 «Nch.mar». Machiveilungesebvhr ro Reich«Pse»»i«e. »«» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 Kk-nahmebiLvorm.lOUHr. — ' > -— > - Für die Richtt-Krit V« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Nabattansvruch «^lischt, wenn der Betrag Karch Klage eiugezogen werden mutz odrrderAufttaggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alleDermittlungestellen eutgeG«. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr, 35. — 87. Jahrgang Teiegr.-Adr.: „Amtsblatt" W il » d r « ff s D r e s d en Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den Ist Februar 1«28 Aber Herr Schätzel! Der moderne Mensch ist zum Nervenbündel gewor den; dafür gibt es einen ganzen Haufen Gründe. Manche Übelwollenden behaupten, unter diesen Gründen spiele die Hauptsache das — Telephon. Daß man sozu sagen niemals davor sicher ist, plötzlich angernfen zu werden; daß man aber auch die Möglichkeit hat, Mit menschen sofort anzurufen, habe verhängnisvollste Wir kungen für das menschliche Nervensystem. In Deutsch land äußert sich dies in der Hauptsache darin, daß der Telephonbesitzer sich beschwert, ihm würden von der Post viel zuviel Gespräche angerechnet. Mit all der Autorität, von der eine hohe Behörde umkleidet ist (oder sich um kleidet glaubt), wird „so etwas von der zuständigen Ober postdirektion" bestritten, daß ihr jemals ein Irrtum passieren könne. Trotzdem rebelliert hier und da jemand und dann kommt es zum Prozeß. Wie jetzt in Breslau. Da handelt es sich um die „veruntreuten" Kosten eines einzigen Ortsgesprächs; Kostenpunkt 15 Pfennige. Aber der „Betroffene" läßt sich „grundsätzlich" nichts gefallen. Meistens rutschen dann noch ein paar Beleidigun gen mit unter. Also los mit dem Prozeß, Schöffen gericht, Staatsanwalt, Verteidiger, Zeugen, zu Dutzenden, Sachverständige! Tagelange Verhandlungen! Wie sagt der Franzose? „So viel Donner nur wegen eines Eier kuchens!" Aber die Post schneidet dabei so schlecht ab, allerhand „Versehen" ihrerseits beim Fern sprechverkehr werden aufgedeckt — so z. B. sind Anmeldungen von Ferngesprächen erwiesenermaßen einfach verlorengegangen —, daß nun schleunigst die „Be trugs" anzeige zurückgezogen wird und man sich auch wegen der „Beleidigungen" einigen will. Vorher hat man aber allerhand Anstrengungen ge macht, den Angeklagten, der sich nicht unbedingt der Autorität einer hohen Postbehörde beugte, als „Queru- lauten" hmzustcllen. Durch Sachverständige. Als mehr oder minder verrückt, dem der berühmte Paragraph 51 „zur Seite stünde". Aber er ist ein Großkaufmann, der sich — trotz der Sachverständigen — nicht als verrückt hin stellen lassen will. Er sei durchaus bei klaren Sinnen. „Gerade aber der Umstand, daß sich der Angeklagte geistig für durchaus gesund hält, ist ein besonders verdächtiges Moment!" — so einer dieser Sachverständigen mit sehr bekanntem Namen. Eine für jeden, der glaubt, geistig gesund zu sein, wenig erfreuliche Aussicht! Das ist also schon ein sehr gewichtiges Zeichen beginnender Paralyse! Aber so etwas kann jedem passieren, der sich den Kosten berechnungen der Post nicht ohne weiteres fügt oder gar noch „aufmuckt", wie der Berliner sagt. Man wird dann gleich für verrückt erklärt! Die Oberpostdirektion Breslau war Übel be raten, als sie diesen Prozeß anstrengen ließ; denn un fehlbar ist sie schließlich nicht und sie soll immer daran denken, da sie dazu da ist — besonders da sic Inhaberin eines überaus ängstlich gehüteten und selbst in Kleinig keiten erbittert verteidigten Monopols ist —, den sie in Anspruch Nehmenden zu diene n und nicht umgekehrt. Gerade diese Zusammenstöße im Tagesverkehr erbittern noch mehr, als die fortdauernden Preiserhöhungen es bisher schon getan haben. Aber — drehen wir das Sprichwort einmal um und lagen: Wo viel Schatten ist, da ist auch viel Licht. Gewiß haben wir keinen Postminister Stephan mehr, dessen Ruhm um den Erdball ging, aber man bemüht sich doch auch heute, den steigenden Erfordernissen des modernen Verkehrs gerecht zu werden. Gerade ist der Fern sprechverkehr zwischen Deutschland und Amerika offiziell eröffnet und zurzeit tagt auch eine Konferenz deutscher, französischer, englischer, holländischer, italienischer, amerikanischer und schwedischer Vertreter, Um Fragen technischer und betrieblicher Art für den ge meinsamen zwischenstaatlichen Verkehr zu regeln. Also man gibt sich Mühe, macht Anstrengungen, vorwärtszu kommen. Aber man sollte doch nicht gleich gegen jedes Wort des Tadels allzu empfindlich sein und zum Kadi rennen! ArMimsdesWiilMtS . London, 9. Februar. Im Unterhaus wurde heute die Re- Aerung gefragt, ob sie angesichts der Tatsache, daß die französisch- Atsche Grenze durch den Locorncvertreg garantiert werde, die .^ge Zurückziehung der britischen Truppen aus dem Rheinland wolle. Der Unterslaatsselretär im Auswärtigen Amt, der bril-^widerte, daß von einer isolierten Zurückziehung ner Meinem kuppen nicht die Rede sein könne. Das würde, sei- wm Vorteil 0^' unter den gegenwärtigen Umständen niemand vor dem im Vertrage Die allgemein» Räumung des Rh-mlandes m, L Lg-d»-.lmr I-nn- Abkcmmeu möglich sei, wurde die E^ung hA Ar begrüßen. In diesem Zusammenhang n^w beziehen, die kürzlich von dem deutschen Außenminister gehalten worden seien. Gespannte innere Lage Sesährdong der Regierungsmehrheit Zentrum und Volkspartei. Je länger der Kampf um das Zustandekommen des Reichsschulgesetzentwurfes dauert, desto mehr scheinen sich die Schwierigkeiten zu türmen, die das Ziel zur Vollendung des Gesetzes verbauen. Augenblicklich sind die Aussichten auf eine Lösung wieder stark verdunkelt. Die so oft behandelte Frage des Zwiespalts zwischen den zwei sich gegenüberstehenden Regierungsparteien steht auf dem gleichen Fleck: Zentrum gegen, Deutsche Volks partei für Simultanschulen. Auf beiden Seiten wird der entschlossene Witte verkündet, nicht zurückzuweichcn. Bleibt es dabei, so bedeutet das die Sprengung der Koalition und eine Regierungskrise. Der Vorstand der Zentrumsfraktion des Reichstages hat Mittwoch eine Sitzung abgehaltcn und ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß eine Eiuigungsmöglichkcit namentlich in der Frage der Simultanfchule kaum noch besteht. Es soll der Donnerstag abend zusammentreten- den Fraktion überlassen bleiben, endgültig Stellung zu nehmen. Das offizielle Zeutrumsorgan, die Germania, schreibt bereits: „In den maßgebenden Kreisen des Zentrums ist man der Auffassung, daß das Reichsschul gesetz als gescheitert angesehen werden muß, nachdem die seit einiger Zeit schwebenden Zwischenverhandlungen ergebnislos verlaufen sind. Daß die von der Deutschen Bolkspartei herbeigeführten, für das Zentrum unan nehmbaren Veränderungen des Regierungsentwurfs nicht ohne politische Rückwirkung bleiben können, dar über wird man sich doch wohl in den beiden Rechts parteien nicht im Zweifel sein. Die Fraktion wird sich darüber schlüssig werden müssen, welchen Zeitpunkt und welchen Weg sie für ihre notwendige politische Initiative als geeignet anfiehl." Die Deutsche Bolkspartei schiebt die Schuld auf die Hartnäckigkeit des Zentrums und be ruft sich, wie es Abgeordneter Dr. Scholz soeben wieder in einer Hamburger Rede getan hat, auf ihre fortschrittlichen Anschauungen, die zumindest ein erheb licher Teil der Deutschen Bolkspartei der Aufrechterhal- tung-des Rechtsblocks nicht zu opfern bereit sei. Französische Sozialisten für Aheinlandräumung. Erklärung des Parteivorstandes. Im Anschluß an die Äußerungen des französischen, den Sozialdemokraten zugerechneten Politikers Paul- Bo ncour, der sich gegen baldige Rheinlandräumung ausgesprochen hatte, wandte sich die deutsche Sozial demokratische Partei an den Vorstand ihrer Gesinnungs genossen mit Protest und Anfrage. Der Vorstand der Sozialistischen Partei hat nun beschlossen, auf den Protest der deutschen Sozialistischen Partei mit dem Hinweis aus das offizielle Wahlpro gramm der Partei zu antworten, in dem die sofortige Rämung des Nheinlandes ohne jeden Vorbehalt ge fordert wird. Gleichzeitig will die französische Sozia listische Partei den deutschen Sozialdemokraten die Ein berufung einer besonderen Internationalen Kon ferenz Vorschlägen, bei der auch die belgischen Sozia listen vertreten sein sollen und die endgültig die Haltung der Sozialistischen Parteien von Deutschland, Frankreich und Belgien zum Rheinlandproblem fest legen soll. Neue polnische Sewsllmstz- nshmen in Oberfchlelien Beschlagnahme deutscher Zeitungen Kattowitz,9. Februar. Die heutigen Ausgaben der deut schen Zeitungen in Ost-Oherschlesicn, der „Oberschlesische Kurier" in Königshütte, die „Katttvwitzer Zeitung" und der „Volkswille" in Kottewitz, sowie das Organ Korfantys, die „Polonia" in Kat- Wwitz sind sämtlich wegen der Veröffentlchung der Ausführungen Korfantys in der gestrigen Sitzung des Schlesischen Sejms be schlagnahmt worden. Verschlechterung der russisch-Mnischen Beziehungen. Warschau, 10. Februar. Wie jetzt bekannt wird, haben sich entgegen anderen Presseäußerungen die polnisch-russischen Beziehungen in der letzten Zeit eher verschlechtert als gebessert. Es wird davon gesprochen, daß von englischer Seite ein Druck ge- aen das Zustandekommen der polnisch-russischen Verhandlungen eusMibt sem soll. Die polnische Presse sucht den ganzen Fragen komplex Möglichkeit zu verschleiern und der öffentlichen Dis- -E Permmiungsveriucye werden natürlich fort gesetzt und besonders die Deutschnationalen, die andere Rechtspartei der Regierung, bemühen sich in dieser Richtung. Die Deutschnatiouale Volkspartei hält nach wie vor die Erledigung des ReichsschulgesetzcS nicht nur für politisch notwendig, sondern die Beseitigung der Differenzpunkte für durchaus möglich. Einem Aufschub der Entscheidung werden die Deutschnationalen nicht zu st im men. Der deutschnationale Graf Westarp hat für Freitag den Interfraktionellen Ausschuß einberufen, um endgültige Klärung herbeizuführen. Man sieht bei den Deutschnationalen die Lage für sehr ernst, wenn auch nicht hoffnungslos, an. Siehen Neuwahlen bevor? In den Wandelhallen des Reichstages gab es am Donnerstag, während drinnen im Saale die Redner vor leeren Bänken über Mieterschutz sprachen, nur ein Ge spräch: Kommt es zum Bruch? Werden die Zentrums minister aus dem Kabinett scheiden und damit eine Ka binettskrise herbeiführen? Besonders Hellhörige wollten schon wissen, daß Reichstagsneuwahlen für April im gegebenen Falle ge plant seien. Man sprach auch von der Möglichkeit, die Re gierung werde das ganze Gesetz zurückziehen, um den Etat und andere wichtige Dinge unter Dach und Fach zu bringen, also die jetzige Koalition auf diese Weise einst weilen zusammenhalten und dann erst weiter sehen. Für ein solches abwartendes Verhalten sind aber die D e u tsch n a t i 0 n a l e n, wie gesagt, nicht eingenom men. Sie sollen es — immer nach dem Hörensagen — vorziehen, in offener Feldschlacht im Reichstage die Ent scheidung durch Abstimmung zu erzielen. Zur Stunde ist tatsächlich noch alles in der Schwebe. Die Zentrums, frakti 0 n berät sich nochmals. Der Schulausschuß der Deutschen Volkspartei versammelt sich am kom menden Sonntag zu einschlägigen Beratungen. Vielleicht bringt die neue Woche endlich den Zeitpunkt, in dem sich die gespannte Atmosphäre gewaltsam entlädt oder zu dem die drohenden Wollen sich gemächlich verziehen. kufsion zu entziehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürste sich aber das Moskauer Fiasko als eine Angelegenheit herausstellen, die weit über den Rahmen angeblicher persönlicher Differenzen hinausgehl. Wie man in unterrichteten Kreisen annimmt, war der Schritt, der aus diesem Grunde bei der Sowjctregierung Ver stimmung erregt und somit die Anknüpfung von polnisch-russischen Verhandlungen eher verzögert als beschleunigt hat. Die kommende Genfer Raisiagung. Bevorstehende Aufgaben. Am 5. März beginnt die Frühjahrstagung des Völker bundrates. Dagegen ist das Sicherheitskomitee auf den 20. Februar einberufen, das die Vorarbeiten für die Abrüstungskommission betreibt. Diese selbst soll etwa um den 15. März zusammentreten. Auf der Tagesordnung der Ratstagung stehen zwei große poli tische Fragen. Beide betreffen Ungarn, nämlich der ungarisch-rumänische sogenannte Optantenstreit, der sich um die Forderungen der ungarischen Grundbesitzer gegen über der rumänischen Agrarreform dreht, und die Ma. sch i u e n g e w e h r a ff ä r e von St. Gotthard. Es scheint, daß man nicht nur auf seilen der Kleinen Entente, sondern infolge des gleichmäßigen Druckes der Rechts- uud Linksparteien auch bei der französischen Re gierung fest entschlossen ist, in dieser Frage trotz aller Widerstände energisch vorzugehen, nachdem nuu die An träge der drei Staaten der Kleinen Entente vorliegen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Neuernen- nung der Saarkommission. Es liegen für den vakant gewordenen Posten des Belgiers Lambert eine Reihe Kandidaturen vor, doch steht im Augenblick noch immer nicht fest, ob der Rat sich für den skandinavischen Kandidaten entscheiden wird. In einer oberschle sischen Schulfrage, die durch eine neue Eingabe des Oberschlesischen Volksbundes wegen Eröffnung einer deutschen Minderheitenschule auf Grund der deutsch-pol nischen Konvention aufgeworfen wird, ist es nicht ans geschlossen, daß der Rat Vertagung beschließt, bis die große oüerschlesische Schulfrage vom Jnternatioualen Gerichtshof im Haag entschieden sein wird. Llnsere Reichswehr. Beratungen im Haushaltsausschuß des Reichstages. Der Etat des Reichswehrministeriums steht jetzt im Haushaltsausschuß des Reichstages zur Beratung. Den Aus führungen des Berichterstatters Hünlich (So;.) ist zu ent nehmen, oaß im letzten Etatsjahr 87 Selbstmorde und 48 Selbstmordversuche