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ilsdmfferTageblatt W! Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupimannschaft Meißen, des Amts« gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr 9.—87. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt* W ilsd ruff " D re sd en Postscheck: Dresden 2646 für Bürgertum, Beamte, ^gestellte u. Arbeiter «n,ci,nipr«i»: »I« 8,«spalt«»« Raa»,«Ur 2» «Pf«., »l« 1,«spalt«»« 8«il« »r« »»«ichcn Srkanntmachu»,«» psrnni,, »te 8,rsp»ltr»e «rtl,»«,etlk I» 1-ktltch«» Teile l «<lch»mark. Nachweisiino-sedilhi ro Rcich,psk»»i,r. geschriebnieErschein»»,»« „ . , „ !a,r und PlatznorschrU». «erden nach M»,lichk.it kNsv k kÄLT: AMt WilSSrUN Nk. 6 derüEsichti,t. «»t«i,«> - «nnadmedirvorm.lvUhr. — Für di« Richtigkeit d« durch Fernruf üdermilleltr» Anjcigcn übernehmen wir keine 'bei UN Ne. Jeder Rabatian-pruch -rlijcht, wcnnderBetra, k»rch Klage eingezogen werden mns;oderderAuftraggcberinKonkurs gerät. Anzeigen nehmen alleDermitttuuflsstelltueutgegrn. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, «n»»e»st«r Tapeslatt» «eichet« an »Ken Werktagen n»ch»it1»,» b Lhr. «e,»,»prei,: «ei «dhalnng in »« »Ächättastrll- »nd »en A»»,»drst«Ir» r «M. im «»tuet, bei Zuftellnug »«ch »i« Raten r,3v RM., bet PaftbefteLnn, r»«. ,!!,«»lich Abtrag —, . ,, . gebühr. Lini-Inumniern i«ip;,.AllePos!-n^m Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend -»Zangen entgegen. I»Falle Hühner Dewalt, Krieg oder sonstige, Detrtebrstürungen besteht kkin «»sprich ans Lieserung « Fei tun g oder Kürz»», de» Be,»g»pretse». — RLcksrudn», eingesandter Schriftstürke ersolgt nur, wen» Port» beilicgl. Mittwoch, den 11 Januar 1928 Ein eleganter Sprung. Man muß in Deutschland einfach damit rechnen, daß Polen da ist und fürs erste auch dableibt; dafür sorgen schon England, Frankreich und die sonstigen Nutznießer des Versailler Vertrages. Und daß fürs erste auch die Grenzen so bleiben, wie sie vor neun Jahren und später festgelegt wurden. Freilich wird dies alles nicht genügen, um unsere nie erlöschende Hoffnung auszutilgen, daß es auch einstmals wieder anders wird. Es empfiehlt sich also, ein Verhältnis zwischen beiden Staaten herzustellen, das ein schiedlich-friedliches Nebeneinander ermöglicht. Würde es sich dabei bloß um rein wirtschaftliche Dinge und Beziehungen handeln, dann wäre ein solches Verhältnis herzustellen vielleicht gar nicht so schwierig. Wenn aber jetzt der polnische Außenminister Zaleski eine formell sehr liebenswürdige Rede hält — im War schauer „Institut zum Studium der internationalen Be ziehungen" —, so schlüpft er mit seinem Wunsch, daß die Fragen, in denen sich Polen und Deutschland gegenüber- treten mußten, in Zukunft Vie Völkerbundversammlun gen weniger beschäftigen würden als bisher, doch mit recht elegantem Sprung über Wesentliches hinweg. Es sind ^a nickt bloß Fragen, die die absurde Gründung des Freistaates Danzig auslösten, sondern es sind ja immer wieder — wie auch in jüngster Zeit — die Streitigkeiten im polnisch gewordenen Ostoberschlesien und fast immer Schnlstreitigkeiten. Hier stehen sich eben ser Wille zur Polonisicrung und die zähe Verteidi gung deutschen Volkstums in voller Schärfe gegenüber; dort kommt es nicht einmal zu einem Waffen stillstand, geschweige denn zu einem Frieden. Gar so einfach, wie es sich der polnische Minister Zaleski vorstcllt oder den Zuhörern vorstellen will, ist aber auch die Regelung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Staaten denn doch nicht. Die Handelsvertragsverhandlungen werden ja in dieser Woche wieder ausgenommen, aber schon die lange bis herige Dauer zeigt, daß Schwierigkeiten genug vorhanden sind. Zaleski selbst erkennt an, daß deutscherseits in Gens alles getan worden ist, um eine bessere Atmosphäre zwi schen beiden Staaten zu schaffen vor allem dadurch, daß Deutschland das Vorgehen der anderen Mächte gegen Litauen eifrig unterstützte. Es ist aber durchaus nicht so eindeutig klar, daß „niemand mehr in Deutschland an die Vorteile des Zollkrieges glaube"; die deutsche Landwirtschaft des Ostens ebenso wie große Teile der schlesischen Kohlenindustrie befürchten vielmehr, bei einem allzu weitgehenden deutschen Entgegenkommen den vorläufig noch sehr hohen Forderungen Polens gegenüber schwere Schädigungen zu erleiden. Immerhin ssi letzt die polnische Währung einigermaßen stabil ge worden, so daß die großen Benachteiligungen, die früher ^unseren Export nach dem Osten bestanden, doch all mählich in Wegfall kommen können. Erst bei Fertig stellung eines Handelsvertrages — oder zum mindesten eines Provisoriums, wie es angeblich vorläufig nur be absichtigt zu sein scheint — wird sich mithin sagen lassen können, wer aus dem nun schon fast drei Jahre währenden Zollkrieg als Sieger hervorgeht. , bleibt die einfache Tatsache der Rede ^alcikis Politisch bedeutungsvoll; was wir früher — auch von ihm — an Reden polnischer Politiker zu hören bekamen, klang meist ganz anders. Da aber der Reden nun genug gewechselt sind, wäre es erfreulicher, wenn wir endlich auch Taten sehen würden. Polen und Rußland. Minister Zaleski behandelte in seinen Ausführungen auch Polens Verhältnis zu Rußland. Er betonte dabei, daß die polnische Regierung froh sein werde, wenn sie einen Nichtangriffspakt mit Rußland schließen könnte. Bezüglich Litauens meinte der Minister, daß die litauische Presse sich in ihrer Haltung gegenüber Polen noch umstellen müßte. Aas Schicksal des MchsschulMsches. Berlin, 10. Januar. Die um das Weihnachtssest und den Jahresanfang ein- trctendc Pause in der politischen Arbeit ist beendet und unver weilt treten die Wichtigsten prägen wieder in den Vorder grund. Die allcrwichtigste für die innere Entwicklung ist dabei vielleicht diejenige nach dem Schicksal des Reichs- schulgesetzcs, das sobald als möglich an den Reichs- t a g gebracht werden soll, um endlich ans diesem so lange um strittenen Gebiet eine Lösung auzubahnen Reichskanzler Dr. Marx ist nach Berlin zuruckgekehrt und wird sofort an den Verhandlungen über die künftige Gestaltung unseres Schulwesens tcilnchmen. Dienstag nach mittag trat im Reichstag der interfraktionelle Ausschuß für das Schulgesetz zusammen. Reichsinneuministcr Dr. V.Keudcll hatte bereits vor einigen Tagen eine Vorbesprechung mit den volksparteilichen Vertretern und Einzelbesprechungen mit einigen Abgeordneten der Volksparlei. Diese Besprechungen trugen allerdings unverbindlichen Charakter. Am Mittwoch soll sich eine Besprechung des interfraktionellen Ausschusses an- schlietzen, am Donnerstag wird der Bildungsausschutz des Reickstaaes sich mit der Materie beschäftigen Als einer der Deutschland und Polen Mr deuffch-pslnische Verständigung. Eine Rede des polnischen Außenministers. Auf einem Bankett des Warschauer Instituts zum Studium der internationalen Beziehungen hat der pol nische Außenminister Zaleski eine bedeutungsvolle Rede über das Verhältnis Polens zu Deutschland gehalten. Er hoffe, daß in Zukunft häufiger als bisher eine Zusam menarbeit zwischen Polen und Deutschland in Genf mög lich sein werde lind daß Streitigkeiten, wie z. B. die Dan ziger Frage, nicht mehr so häufig den Völkerbund be schäftigen möchten. Es ist zweifellos, so fuhr der Außen minister fort, in Deutschland ein bemerkenswerter Um schwung der öffentlichen Meinung Polen gegenüber sest- zustellen. Es dürfte kaum einen ernsthaften Menschen in Deutschland geben, der nicht davon überzeugt wäre, daß die engere Gestaltung der deutsch-polnischen Wirtschafts beziehungen für Deutschland nnr von Nutzen sein kann. Immer stärker bricht sich offensichtlich in Deutschland die Überzeugung Bahn, daß Polen nun einmal auf dem Wege nach Osten liegt und nicht übergangen werden kann, und daß m Polen für Deutschland ganz wesentliche Entwick lungsmöglichkeiten liegen. Ich freue mich, l- schloß der Minister, jetzt sagen zu können, daß wir von amtlichen deutschen Stellen zahlreiche Beweise eines guten Willens erhalten haben, in der gleichen Richtung zu arbeiten. Auch in schwierigen Lagen hat man deutscherseits sich bestrebt gezeigt, nach Möglichkeit gute Beziehungen zu schaffen. Sie SMMhMlWen in Paris Paris, 10. Januar. In den Saarverhandlungrn, die zur Zeit in Paris stattfinden, hat man sich nunmehr bis zum heutigen Abend über die Liste X geeinigt. Das ist die Liste der aus Deutsche land nach dem Saargebiet auszusührenden Waren. Obgleich es zur Stunde noch nicht möglich ist, ein obiÄüiehcndes Urteil über dieses erste Stadium der Verhandlungen zu fällen, darf doch gesagt werden, daß das bisher erzielte Resultat im großen und ganzen nicht als negativ zu werten ist, wenn auch eine Reihe deutscher und saarländischer Wünsche unbrrücksichügt geblieben ist. Ein um fassendes Urteil wird sich erst in der nächsten Woche sällen lasse», sobald die Liste L, die als zweite morgen vorgenommen wird, abschließend vsrliegü Die Liste 0 umfaßt die Einfuhr von Waren in das Saargebiet, die einem besonderen Verfahren unterliegen und deren Einfuhr an eine Reihe von Kanteten geknüpft ist. Nach dem Abschluß, der für Ende der Woche erwartet wird, werden die Beratungen über die Liste v, d. h. die Einfuhr von Waren aus dem Samgrbiet nach Deutschland, beginnen. In unterrichteten deutschen Kreisen glaubt man, daß die Saa-Verhandlungen nächste Woche bereits in das kritische Stadium eintreten werden, doch gibt man sich nicht allzupessimistisch. Schärferer Ton bei der WAschen BesOWg. Mainz, 10, Januar. General Guilloumai hat auf Ver anlassung des Kriegsministeriuma in Paris an die französischen Truppenteile im besetzten Gebiet eine Verfügung gerichtet, in der gefordert wird, daß das Verhältnis zwischen Besatzung und Zi vilbevölkerung straffer gehalten werden müßte. Alle Vertraulich keiten und Nachsichtigkeiten hätten zu unterbleiben und das Pre stige der Besatzung müsse im äußeren Verhalten der Offiziere deut lich gewahrt werden. Por allem wird beanstandet, daß der Geist der Truppen durch den sreundschaftlichrn Verkehr mit der Zivil bevölkerung gelitten habe. Es sei zu fordern, daß eine größere Distanz einzunehmen sei. Hauptpunkte, über welche die Meinungen noch ziemlich ausein- niidergchen, ist dabei die Berechtigung der obersten Kirchen behörden zur Einsichtnahme in den Religionsunterricht zu betrachten. Dann aber sind auch die Schutzfrist für die Simul tanschulen und die Aufbringung der Kosten noch umstritten. In allen diesen Einzelheiten wird cs nach allgemeiner Auf fassung stark aus die Entscheidung der Deutschen Volks- Partei ankommen, die teilweise ihre Wünsche gegenüber den beiden anderen Regierungsparteien, den Deutschnationalen und dem Zentrum, noch aufrechterhalten soll. Die Linkspresse setzt ihre Hoffnungen auf ein Scheitern der Kompromißversuche zwischen den Regierungsparteien und matt dabei eine Kabinettskrise mit folgender Reichs- t a g s a u f l ö s u n g an die Wand Aber auch vom anderen Standpunkt aus wird die Lage nicht als ganz einfach an gesehen. So schreibt die Deutsche Allgemeine Zeitung, das Zentrum müsse seine unübersichtlich gewordene Stellung un bedingt klären. Unzweifelhaft hätten sich in der letzten Zeit bei der Führung des Reichstagszcntrums wahttaktische Er wägungen in den Vordergrund gedrängt Das würde be deuten, daß dasjenige Gesetzgebungswerk, das für das Zentrum bei der Gründung der gegenwärtigen Koalition die Hauptrolle gefpiett hatte, jetzt von der gleichen Partei preis- gegeben und zur wahlpolitischen Parole gemach! werden solle. Die nächsten Tage werden die dem innenpolitischen Sicher- heitsgesühl so notwendigen Richtungslinien voraussichtlich deutlicher hervortreten lassen. Abenteurer und GpLon. Dokumentenfälscher Schreck vor dem Reichsgericht. Vor dem 5. Strafsenat des Reichsgerichts begann ein größerer Laudesverratsprozeß. Es haben sich wegen Landes verrats, versuchter Spionage, Verrats militärischer Geheim nisse. Urkundenfälschung und Meineides der 48 Jahre alte Landwirt Johann Schreck, der 59 Jahre alte Kaufmann Karl Koch und der 29 Jahre alte Schlosser Gerhard Schulz, sämtlich aus Berlin, zu verantworten. Schreck wird zur Last gelegt, im Jahre 1925 vorsätzlich Schriften, Akten, Denkschriften und Dokumente angefertigt und gefälscht zu haben in der Absicht, sie einer fremden Macht auszuliesern. Desgleichen wird er be schuldigt, Nachrichten, die im Interesse des Reiches geheim zu halten waren, an Polen ausgeliefert zu haben. Schreck sitzt seit 27 Monaten in Untersuchungshaft. Die lange Untersuchung ist deshalb notwendig geworden, weil das Material, das gegen Schreck vorlag, außerordentlich umfang reich war und weil Schreck durch seine Winkelzüge und durch seine falschen Angaben die Untersuchung des Falles sehr er schwerte. Die Zahl der bisher schon vernommenen Zeugen geht weit in die Hunderte und auch die Zahl der geladenen Zeugen beträgt annähernd hundert. Schreck hat ein Abenteurerleben hinter sich. Er war Guts- vesitzer, trat aber als Anwalt in Berliner Hotels auf und hat sich unbefugterweise den Doktortitel zugclegt. Von Haus aus War er Maurer, hat sich aber durch Fleiß und Intelligenz emporgearbeitet. Seit dem Kriege befindet er sich auf ab schüssiger Bahn. Freispruch Badickes. Der Prozeß v. T r e s ck o w—B a d i ck e. Das Berliner Landgericht hat das Urteil der ersten Instanz gegen Major Badicke wegen Beleidigung des Herrn vor Tresckow aufgehoben und auf kostenlose Freisprechung des Be klagten Badicke erkannt. Die Kosten sind dem Privatkläge, von Tresckow auferlegt. Der Privaikläger Hasse von Tresckow wird Revision gegen das Urteil des Landgerichts einlegen. Zur Begründung des Urteils führte der Vorsitzende aus Wem, der Freispruch erfolgte, so müsse das Gericht jedoch aus drücklich betonen, daß durch diesen Freispruch keine moralisch! Verurteilung von Tresckows ausgesprochen werden soll Von Tresckow war zweifellos in einer schwierigen Lage. Ei hätte allerdings das, was er aus den vertraulichen Besprechun gen wußte, bei seinen Meldungen forttassen können. Das Gericht bedauert außerordentlich, daß die Vergleichsverhand lungen zu keinem Ergebnis geführt haben Es hat sich aber von der Schuld Badickes nicht überzeugen können und mußte deshalb zu ciuem Freispruch gelangen. Badicke habe berechtigte Interessen Wahrgenomnien, was nach § 193 des Strafgesetz buches criaubi sei. Verkauf Phoebus-Emelka. Z u st i m m u n g d e s R e i ch s w e h r in i n i ste r i u m s. Seit längerer Zeit gehen die Auseinandersetzungen hin und her über die P h o e b u s - F i l m - A. - G., an der sich das Reichswchrministerium zwecks Herstellung das Deutschtum pflegender Filme beteiligt hatte, die aber in Schwierigkeiten geraten war. Andere Filmgesellschaften bemühten sich um den Erwerb und es soll sich dabei kaum ein Unterschied zwischen den bekannten großen Gesell schaften gezeigt haben. Jetzt wurde sozusagen durch eine halbamtliche Mit teilung des W. T. B. folgendes bekanntgcgeben: „Das Reichswehrministerinm hat sich der „Emelka-Gruppc" gegenüber grundsätzlich zur Annahme ihres Angebots be treffend den Erwerb der Phoebus unter der Voraussetzung bereit erklärt, daß die Erhaltung des deutschen Charakters des Unternehmens auch für die Zuluust sichcrgestellt wird." Das Reich verliert dabei nach einigen Angaben sechs Millionen, die es vertragsmäßig durch das Reichswehr- ministerium eingeschossen hatte, doch sollen immerhin 4,2 Millionen Mark weiterer Verpflichtungen gerettet wordim sein. Die Verhältnisse waren dem Vernehmen nach so weit gediehen, daß das Reich sich entschließen mußte, die Phoebus auf eigene Kosten mit großem Verlust weiterzubetreiben oder aber dem Verkauf zuzustimmcn. Die Verhandlungen wurden vor Weihnachten abgebrochen, Werl das Reichsfinauzministerium feststellte, daß die Kauf- interessenten sich auf Grund einer Vereinbarung gegen seitig unterboten, um das Reich zu zwingen, um jeden Preis zu verkaufen. Vor etwa einer Woche wurden die Verhandlungen wieder ausgenommen, und der Endkampf nm den Verkauf war heftig. Neben der durch die Lmng-