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Der Fabrikbesitzer Georg Mallen war seil vier fahren ver- witwel unö hatte einen einzigen Sohn. den er mit aller Liebe umsorgte, den er den Weg bereitete, so gut er es mn ieinem guten Millen und seinen harten Talern vermochte Hans Malten, ein frischer slolter Bursche oon ivohl Srci- undzwanzia Wahlen, besuchte die Ingenieurschule die in einer reizvollen Kleinstadt Thüringens laa Die Briese oon Hans Malten, die er nacb Hause sandte, zeugten davon öaß es ihm in der Kleinstadt reckt gut gefiel und öaß er anscheinend ancb gute Fortschritte machte Aber eines Tages flatterten dem Later Malten anonyme Briefe ins Haus, über die er erst lachte, die ihn aber nach unö nach öocb beunruhigten In den anonymen Briefen wurde ge sagt daß Hans Malten in der Billa der verwitweten Frau Else Telmann wohne Die Frau, obwohl sie um Jahre ilter sei, als der junge Malten, habe den jungen Elkann in ihren Bann ge schlagen und wenn der Later nicht rasch eingreife, dann könne er damit rechnen, daß er einst die verwitwete Frau Else Telmann als Sckwieqertochler bekomme Malten überlegte sich lange, dann nahm er die Briefe seines jungen hervor und überlas ste noch einmal Dann war er sieb klar: Lein, das mußte Klatsch sein In den Kleinstädten gab es ja Klatsch in Hülle und Fülle Hans Valle in einem so respektvollen Tone oon seiner Bflegemutter — w nannte er sie scherzhaft — geschrieben, hatte ihm oon seiner xrcunösckatk mit den beiden jungen erzählt, wie er überhaupt ossen und verstirb in allein war Als aber nun das Weihnachrsest kam und plötzlich eine Ab sage Hans eintraf, der ihm mitteilte, daß er erst zum zweiten Teiertag komme unö bat öaß er mit öer WeihnachlSbescherung solange warten möchte, da kraute sich der Later doch in den Haaren und sagte strb: Die Sache hat einen Haken Lun Later Malten, öer trotz seiner fünfzig sichre immer noch ein stattlicher unö energievoller Mann war, überlegte nicht lange sondern fuhr ain Heiligabend gist zu seinem Sohne Als er mit seinem Auto in der Kleinstadt anlangte, die oer träumt im Schnee dalag, und vor öer Lilla Telmann hielt, öa qcstanö er sich, öaß die Dilla prachtvoll in Stand war, daß ste von einem kunstverständigen Baumeister erbaut worden war Der Garien, in dem die Lilla lag, mußte zur Sommerszeit köst lich sein Er stieg aus Dunkelheit umfing ihn Anscheinend hatte nie mand im Hause sein Kommen bemerkt Die Fenster waren erleuchtet Er verließ den Magen unö trat ins HauS Klingelte und sein Sohn Hans öffnete Sah ihn mit lachendem, aber etwas ver legenem Gesichte an -Du Later . öas ist aber fein!" Als Hans die Morte sprach, fiel öem Alten ein Stein vom Herzen Das kam so ohne Schuldgefühl, so voll innerer Freude heraus daß er wußte — — lein .ginge war gottlob der alte geblieben Hans führte ihn auf sein Zimmer Liebevoll, wie ein guter Sohn, kleidete er ihn aus, hängte sorgsam Hui und Mantel auf, rückte den Sessel zurecht, drückte ihn hinein, schnitt ihm die Zigarre ab — er wußte, daß der Vater es so liebte — und steckte sie in Brand Larer Malten sah sich um Behaglich, wundervoll behaglich und anheimelnd war der Laum „Du wohnst samos, Junge!" „Ja!" stimmte Hans zu „Ich habe mit dieser Wohnung das große Los gezogen " „Wie meinst du das Hans?" „Das wirst du nachher merken, wenn du der gemeinsamen Meibnacktsfeier nn Hause Telmann beiwohnen wirst. Aber , , . jetzt schenke mir einmal reinen Wein ein, Later Warum kommst du so plötzlich?" Later Malten wurde etwas verlegen Sein Junge sprach so sicher, so ohne jede Verlegenheit und Befangenheit, daß er sich fast schämte, jetzt von den lächerlichen anonymen Briefen zu erzählen Aber er mußte es doch iun „Hans nimm es mir nicht übel , . . ich habe alles Ver trauen zu dir und jetzt mehr denn je . . , aber ich mußte den anonymen Briefen auf die Spur gehen, die mir zugesandt worden sind." Hans lachte hell auf. „Ausgezeichnet! Du hast auch welche bekommen?" Erstaunt sah Georg Malten seinen Sohn an „Wer hat denn noch welche erhalten?" „Der Lektor unö verschiedene andere namhafte Persönlich keiten dieser Stadt. Man machte sie auf das Treiben aufmerk sam. Auf unser Treiben " Hans lachte hell auf. „Unser Treiben! D Vater, wir treiben S toll. Das wirst du nachher sehen Aber dir zur Be ruhigung man hat die Briefschreiberin entdeckt Cs ist eine nicht mehr ganz junge Dame, die anscheinend deinen jungen als eine gute Partie angesehen hat." Georg Malten fiel ein Stein vom Herzen Er atmete förm lich auf bei den Worten und wartete, daß sein Sohn wciter- spräche. „Vater," sagte Hans ernst „Ich bin in diesem Hause wie zu Hause Frau Else — ich darf sie so nennen — ist vierzig Jahre alt, ich dreiunözivanzig, das mag doch genug sagen Frau Else ist wie eine gute Mutter zu mir und ich bin mit ihren ;wei