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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Nr. 104 Dienstag, den LS. Dezember 1-U Schoenaich-Larslath Gib den Aanzelherrn zumeist Aurze predigt voll Frühlingsaelft, Gib den Herzen der Hörer ringsum Tätiges Evangelium. Durch Gefängnis und Rrankenräume Trage silberne Lichterbäume, Zünde dem ärmsten, verlorensten Mann Helle Hoffnungszeichen an; Gib uns das höchste rveihnachtsglück, Gib unserm Volke den Glauben zurück. Neber Giebel und Gaffen fern Läutet ihr Glocken: Lobt Gott den Herrn, Neber den Dächern tief verschneit Läutet dem Leben zur Ewigkeit. Von Prinz Emil von Neber dem Brausen der großen Stadt Schwingen die Glocken voll und matt, Hier mit dröhnendem dumpfen Schlagen, Dort vom winde verwirrt, vertragen; Neber Giebel und Gassen fern Nufen die Alänge: Lobt Gott den Herrn. Flutet herab von Dach und Turm, Heilige Weihnacht, im Gebersturm. Treuer Arbeit gib allerwegen Trotziges Trauen auf Gottes Segen; wolle des Lebens häßlichste Lücken, Willkür und Sehnsucht, mild überbrücken. Männer gib uns und Wahrheitszeugen, Die vor Gott nur den Nacken beugen. »er Gast auf EGtotz Korff Roman von Wolfgang Marken Urheberrechtsschutz durch Verlag von Oskar Meister in Werdau. 27 Nachdruck verbalen Anton war mit Edward zusammen in den Weinkeller ge stiegen. Hinter einem Berg von alten Flaschen hatten sie sich ein Versteck gesucht und warteten. Stockdunkel war es im Raume. Feuchte, modrige Keller- kift umwehte sie, daß es sie fröstelte. Eine Viertelstunde nach der anderen verging, ohne daß der Erwartete kam. Das Warten wurde zur Qual. Aber sie saßen still gekauert und rührten sich nicht. Endlich! Ein Laut von oben. Antons feines Ohr hörte, daß der Mechanismus in Be wegung gesetzt wurde. Ihre Herzen begannen erregter zu schlagen. , Jemand stieg die Stufen herab. Trat in den Weinkeller. Ein mattes Licht flammte auf. Eine Gestalt huschte den Gang herunter. § Wieder fuhr den Gesellen ein Oelgeruch in die Nase. Sie dachten an das Erlebnis vor dem Bibliothekszimmer, s Da! Zwischen dem achten und neunten Faß trat eine ge spenstische Gestalt hervor. Ein Mensch im schwarzen Trikot. Sie konnten nicht erkennen, wer es war, denn die Gestalt hatte auch das Haupt verhüllt. Voll größter Spannung harrten die Gesellen auf das, was da kommen sollte. Der vermummte Mann arbeitete mit der größten Ruhe und Sicherheit. Er betastete die Rückwand des neunten Sasses. Zoll für Zoll untersuchte er. Minute um Minute verging, ohne daß sich im Bilde etwas geändert hätte. Bis mit einem Male die Rückwand des Fasses sich lang sam öffnete. Der Vermummte hatte den Schlüssel zum Ge heimnis gefunden. Wit angehaltenem Atem sahen die Gesellen zu. ' Ungestüm schlugen ihre Herzen, aber sie bewegten flch nicht, denn sie wußten, was auf dem Spiele stand. Jetzt stieg das gespenstisch« Wesen in das Faß und ver schwand. Stockdunkel wurde es wieder im Keller. Und die Gesellen warteten. Warteten und warteten. Sprachen kein Wort. Sie spürten, wie ihnen die Glieder einschliefen. Wenn er doch endlich zurückkämel Endlich. . . Nach etwa einer halben Stunde kam er zurück. Anschei nend war er sehr erschöpft, denn er ruhte eine Welle aus. Deutlich hörten sie seinen Atem. Nach kurzer Zeit, als er sich wieder erholt hatte, schloß er die Geheimtür am Faß und verschwand geräuschlos wie er gekommen war. Die Gesellen warteten noch etwa zehn Minuten, dann verließen auch sie ihr Versteck. Anton eilte lautlos durch das Schloß zu Hanno und Ian. i „Nun, Anton?" fragte Hanno erregh s „Es ist so weit, Hanno!" „War ... er da?" „Das weiß ich nicht, ob er es war. Ich nehme es an. Eine vermummte Gestalt war im Weinkeller und hat den geheimen Mechanismus des neunten Faßes gefunden." Ueberrascht sahen sich die beiden an. Hanno atmete tief aus. „Hat ihn gefunden? Gut! Ian, bist du so weit!" „Ja!" Nach wenigen Augenblicken verließen sie vorsichtig das Zimmer. Schlichen unhörbar den Korridor entlang und ver schwanden lautlos im Keller. Unten wartete Edward, der sich mit der Rückwand des Fasses beschäftigte. „Ich hab's noch nicht gefunden, Anton," rief er feinem Kameraden zu, als die drei im Keller erschienen. Hanno, Jan pnü Anton traten an da^ Faß.