Volltext Seite (XML)
1. Veilcrge znnr Fvnnkenbevgev TtHgeblntt Nr. 286 Sonnabend, den 8. Dezember IttÄH 87. Tlabrqnn^ < u,«»»», uc -re"»" v>-->^. ,1 IUIM,»I^!R^c»WM»MWIi«<W'>IiNIVIr>«IWIUrN' "I'm "U um II » »" m,'1l! >s» »! i» WpsM»ne«ir^«iri-7iANs^ l 1 I« IM^r^NIUl! rrrumm Dresdner Plaudereien Traulich; Ab.nö- — In« Advent — Knusp.'r- PäusH;» und Weihnacbtsbaum — Ntanuein- plinft der Deutsch? , Mssrnkchaft — Sächlicher Ecmkln!h«tag — Zn ei in'ere'sant' Vortrage:d? — Ein kaum g!a ib'i her Vorgang. Dle beiden Monate Oktober und November haben dem Großstadtmenschen und wohl auch Manchem (Stadter" draußen in Lande bereits deut'lch zu Gemüte genihrt. das, e; reichst h > iel gesellschaft'iHs Pflichten gibt. Vereine entfalten eine emsige Tätigkeit in der Vg anstoltung ran Vorträgen und Bällen, Gesang- und Musiivcrein« erscheinen mit wohlvorbereiteten'Konzerte i aus! dem Plan, Klubs und Gesellschaften rufen zu den regelmäs,iq miede lehrenden Zusammenkünf ten und die Theater und Kinos möchten natürlich auch nicht zu kurz kommen. So ist man nach erledigtem Tageswerl reichlich in Anspruch ge nommen und wenn man eine erkleckliche Reibe von Abenden außerhalb der Wohnung verbracht hat, dann drängt sich der Gedanke auf, das; es doch auch einmal abends daheim in der warmen Stube recht hübsch sein müsse. Und in der Tat! Man versuche es einmal, eine Pfeife Tabak und, zur Vorbeugung von E-kältungsanfL'^n. e'n damp fender Grog mit nicht zu viel Wasser, machen das Zuhausebleiben noch angenehmer. Meistens freut sich auch die nimmermüde Hausfrau über derart solide Anwandlungen ihres Mannes. Sind inm gar noch ein paar muntere Kinder vor handen, dann kämen di? vorweihnacbtlichsn Abende im trauten Heim erst recht angenehm ae- § staltet werden. Wie viele Mütter in der Groß stadt hängen ihren Kindern noch einen Adueuts- zweig oder einen Adventsstern auf? Wer zündet noch das Adventsliht an? In diesen Gebräuchen in der vorweihnachtlichen Zeit steckt dach ein tiefer Sinn, vielleicht auch ein Stück Volkstum. In vielen Kleinstädten und auf dem Lande hat man solches noch bewahrt, aber auch im Hasten und Jagen der Großstadt gibt; doch zuweilen noch stimmungsvolle Oasen. So hörte ich erst kürzlich aus einem der engen düsteren Höfe in dem die altehrwürdige Frauenkirche umgebenden Straßengewirr von Kinderstimmen ein Weih nachtslied singen. Und mitten im brandenden Verkehr, auf dem Pkrnaischen Platz, umbraust von Auto- und Straßenbahnlärm, hat sich ein Märchen aufgetan. Hier steht seit einigen Tagen, umgeben von Tannenbäumen, „in Lebensgröße" das von Groh und Klein bewunderte Knusper häuschen aus „Hänsel und Gretel". Drinnen verkauft eine leibhaftig« Here leckeres Zuckerwerk und duftenden Honig- und Lebkuchen. Das Knusperhäuschen wurde von der Krüppel hflfe errichtet und ihr fließt auch unverkürzt! der Reingewinn des Warenverkaufs zu. Ein guter Gedanke, Stimmungsvolles mit Wohl tätigkeit zu verbinden. Einen ähnlichen Zweck verfolgt auch der Ehr ist bau m für Alle, der wieder pünkt lich aus dem Tharandter Walde seinen Weg nacki Dresden nahm und dessen Li l te- allabendlich Mithin über den Bnniarcknlrb eralänzen. In dem grdßstädtißbcn Lärm d r Straßen e.klinaen tagst b Weihnachtschoräle und -Li'de ', von star en Mufi iäpellep dargeboten, oder ein Gesangverein! läßt lier festliche Weisen ertönen. Zwei am Baum aufgestellte Opferitöcke huren freiwi'liqer Sal den für das edle Werk der Jugend Hilfe. Im vo i en Jahre war ein recht stattlicher Be- t-ag dafür zusammengekommen. Gern läßt man sich im Vorübergehen an diesem Lichtcralanz weihnachtlich« Gedanken durch den Kopf gehen, aber es bleist doch der Wunsch offen, daß auch dem Aermsten das Weihnacht-licht unter einem schützenden Dach strahle und niemand genötigt ich den Ehristbaum auf der Straße als Ersatz dafür zu betrachten. Uebrizen; ist der allgemeine Weßnacl tsbaum auch anderwärts ausgestellt und damit ein menschenfreundlichac Zweck verbunden worden. Zwci grobe Tagungen in der Landeshaupt stadt haben in dieser Woche das allgemeine In teresse in Anspruch genommen. Da war; zunächst! der Kongreß du Notgemeinschaft der D e u ts chen W i ss en s chaft, der Hunde te von Gelehrten aus ganz Deutschland, darunter Trägers der berübmtcsten Namen, in Dresden Zusammen kommen ließ. Auch das geistige Deutschland hat unter dem Krieg und seinen Folgen entsetzlich ge'itten, ja es ließ sich sogar von schwerster Bedrohung deutscher Kultur reden. Erfreulicher weise hat jedoch wieder eine Höharbewertunri acistiger Produkten eingesetzt, wenngleich noch immer sehr viel zu wünschen übrig bleibt. In der Technischen Hochschule und im größten und schönsten Lichts "ie'thrater D e den;, im„Kapi ol", wurden Versammlunacn und Kundgebungen abge halten und über Mittel und Wew beraten, der deutschen Wissenschaft ihre führende Stellung zu sichern. Die Stadt Dresden bereitete ihren gelehrten Gästen einen herzlichen Empfang in den Rcr-räsentatiemsräumen des Ne on Rathauses. An den nächstfolaenden Tagen wellten die Nb- geordnetm des Sächsischen Gemeinde tages in Dresden zu langwährenden Beratun gen. Auch ihnen erwies sich die Stadt als freundster Gastgeberin und in den Feträumen des Rathauses mochten zum Empfangsabend wert über IMO Personen versammelt gewesen 'ein. Noch stärker war dis Beteiligung an den Ver handlungen im AusstellungUalast, wo es eine reichhaltige Tagesordnung zu erledigen gab und die verschiedenen Fragen der Gemeindeverwaltung nach Darbietung größerer Fachvorträge bespro chen wurden. Allerdings ver'ie'en die Beratungen um das Wohl von Staat und Gemeinden weniger gemütlich als der gesellige Abend im Rathaufe und der I. Vorsitzende de- Eemeindetages, der in allen Sätteln sichere Dresdner Oberbürger meister Dr. Blüher mußte am Dienstag, als die Wogen gar zu hoch gingen, sogar eine halb stündige Beruhigungspause cintreten lassen. Ja, es i t etwas Eigenes um den heutigen Parla mentarismus! Noch ist in aller Ecinnering die abenteuerst he Fahrt de- Luftschiff; „Graf Zeopelin" vonFried- ribshafe» nach Neunork. An ihr hatte als Ver- tre'er einer bekannten illustrierten Zeitschrift der Zeichner Matejko teilgenommen und was er unterwegs zu Pa' i.r gebracht hatte, war jeden- sals sehr beachtenswert. Nach berühmten Mustern wollte nun Herr Matejko aus seiner Fahrt Ka pital schlagen und begab sich ans Vortragspult, Das sollten allerdings nur diejenigen tun, denen einigermaßen die Gabe der Bcredtfamteit ver liehen ist. Davon hat aber der sonst so ge wandte Zeichner nichts abbekomme i, denn die Hun derte, die zu seinem Vortragsabend den großen Eewerbehaussaal füllten, erlebten eine ziemlichet Enttäuschung. Man erwartete eine lebendige Schilderung des Selbsterlebten und die Wieder gabe persönstcher Eindrücke von der kühnen Fahrt, die die Welt tagelang in Spannung hielt. Aber Mateiko ist weder Schriftsteller noch Redner und außerdem reichte seine Stimme für den geräu migen Saal nicht aus. Man sah nur auf dem Podium einen mit Vorlesen beschäftigten Herrn und die vorgesührtsn Lichtbilder boten auch nickj. gerade etwas Neue-: Da kam man — rein rednerisch — beim Vor trag der bekannten Berliner Schauspielerin Hed wig Mangel schon eher auf die Kosten. Hed wig Wangels Name hat in der Theatorwelt einen guten Klang. Sie gehörte Jahre hin durch den ersten Bühnen der Reichshauptstadt als hervorragende Charakterspielerin an. Gan^ plötzlich verließ sie dann — einer inneren Ein gebung folgend — die weltbe^eutenden Bretter und wandte sich gänzlich der Mitarbeit in christ lichen Liebeswerken, besonders der Inneren Mis sion, zu. Ihr Interesse galt und gilt heute Noch vornehmlich jenen unglücklichen weiblichen Per-' sonen, die aus irgend einem Grunde mit dem Strafgesetz in Konflikt kamen und ihre Fehl tritte mit Gefängnis büßen mußten. Die von hohen Idealen und wahrer Nächstenliebe erfüllte Künstlerin hat nun in der Nähe Berlins unter dem Namen „Das Tor der Hoffnung" ein Heim für weibliche Strafentlassene gegründet, das f gewissermaßen eine Uebergangsstation jener An- > glücklichen in das Erwerbsleben und damit in eine geordnete Lebensbahn darstellen soll. Es! ist wahr, für manchen Insassen einer Besserungs-l anstatt beginnt die Strafe erst nach seiner Ent- lassung kn die Freiheit. D»r Entlassungsschein einer Strafanstalt wirkt nie empfehlend und wenn die Betreffenden auch den redlichsten Willen haben, wieder nützliche Mitglieder der mensch lichen Gesellschaft werden zu wollen, so reicht man ihnen doch selten die Hand dazu. Hedwig Mangel hat vor einer den neuen Nathaussaal' vollständig füllenden Zuhörerschaft in fließender Rede brldnt, daß eine noch viel intensivere Für sorge an Gefangenen und Strafentlassenen geübt werden müst-, wenn sich das Heer der Berufs verbrecher nicht vergrößern solle. Aus den Dar legungen war erkenntlich, daß sich die Rednerin eingehend mit dem Problem der Strafentlassene i- Betrcuung befaßt hat. Hierfür svricht auch dl« Einrichtung und Leitung de- von ihr geschaffenen Heims am Dolgensee von dessen Bewohnerinnen ihr manche wohl Enttäuschungen, viele aber auch große Freude bereitet haben. Es wurde keines wegs einer sentimentalen Gefühlsduselei das Wort geredet und dabei Besserungsfähiges von Un verbesserlichem unterschieden. Aus rein mensch lichen Gründen darf der Hedwig Wange! Hilf« tatkräftigste Unterstützung gewünscht werden. Auf andere Gedanken kommt man allerdings ange sichts eine- kaum glaublichenVorganges, der sich, wie schon gemeldet, nachts auf der Dresdner! Carokabrücke abgespk.'lt hat. Etwa zehn anschei nend betrunkene Bauhandwerker in der auffälli gen bekannten Hamburgs? Bekleidung schrittet über die Brücke und gröhlten die Internationale. Als ihnen ein Neichsmehrsoldat entgegenlam, wurde er von den Leuten umringt und beleidigt. Der Soldat war nun vielleicht der Meinung, daß es sich nur um einen Scherz handele und forderts die Gruppe auf, doch einmal das Deutschland lied zu singen. Sofort erhielt er einen Fußtritt ^und stürzte zu Boden. Nun folgte aber das s Unglaubliche: die Kerle packten den Mann und warfen ihn über das Brückengelän der in den Elb ström! Glücklicherweise war der Angefallene des Schwimmens kundig und vermochte sich aus der kalten Flut auf das Alt städter Ufer zu retten, während dis Burschen schleunigst das Weite suchten. So weit der Poli- > zeibericht. Was hätte sich nun für ein Skandal i erhoben, wenn der bedrohte Soldat in die Lags s gekommen wäre, in der Notwehr von seine« i Waffe Gebrauch zu machen? Hoffentlich gelingt es, die Täter zu ermitteln und sie einer, erempka« rischen Bestrafung zuzuführcn. Leider haben solche Individuen vor dem heutigen Gefängnis keine Angst mehr. Wenn man dem Verbrecher, der aus Not das Gesetz übertrat, einen milden Strafvollzug wünschen kann, so müßte für solche Rohlinge doch ein Strafsystem bestehen, das sie mit einigem Schrecken daran denken läßt. Ge wiß, es soll niemand durch verdiente Strafe an Geist und Körper geschädigt werden, aber in solchen Fällen dürfte das Vergeltungsprinzip noch nicht gänzlich auszufchalten sein. In dieser Hin sicht stimmen gewiß viele überein mit Emil. Chlorodont» Zahnbürste ermöglicht das Reinigen und Weihputzen dir Zähne auch an den Seitenflächen. Nur echt in blau weih-grüner Originalpackung in allen CHIorodont-Ver- kaufsstcllc». I . MM MU 5ie können sicft ftas Herr einer jeften ftrau im bin erobern, wenn Sie lol^enften Kst- k MM SMW MHh M-M MM W scblaZ befolgen: Ug lösen 8okort eine Karte nach Lbemnitr, ftolsterßiasse öfter MWWWME MM WWWW MEM M tstolrstlasse Mnr Aleicbgülti^, pesten ftort 8c1iIeuttiZst naeb fter lstauptstralie, Köni§- WW Strafe 30, ins Kristallhaus fticbte, unft schon haben Lie ftas bierr einer jeften flau 8 »IRWRM W im Sturmschritt genommen. Vfteslialb, wieso, wofturck? VEeii ein Oescbenlr von luchte fünfter tut, weil luchte beirannt ist für §anr grolle Klasse in echten 2LH I Neikristallen, weil ein ficbte-OeschenIr eben alle frauenberren öffnet. »MU UAMU>DZLS«iT»SLLWZLU,^R,USR,LIISMLA-MvNöUNAM »ÄV »ie «rUver oMMae» Roman von Wolfgang Marken Urheber-Rechtsschutz durch Verlag Osk. Meister, Werdau. 7 Nachdruck verboten 4. Als der Berliner Finanzier, Kommerzienrat Andreas Michael gerade ausgehen wollte, kam seine Tochter Annette in sein Herrenzimmer. Sie trug eine Zeitung in der Hand und fragte den Vater: „Du hast doch noch eins Anzahl Brüder? Sind davon zwei in Berlin?" „Warum?" „Ich finde hier in der „B. Z. am Mittag" einen ausführlichen Artikel über ein sportliches Ereignis im Deutschmeister-Sportklub." „Sport interessiert mich herzlich wenig, Annette." „Leider! — Aber es wird dich gewiß interes sieren, daß zwei Studierende der Universität, stud. jur. Werner und stud. med. Klaus Michael den Weltrekord über zweihundert Meter geschlagen haben." „Werner und Klaus? Las sind Brüder von mir, Stiefbrüder, wohl über zwanzig Jahr« jünger als ich. Allo den Weltrekord haben sie geschlagen? Tscha, di« Jungens sind Rasse. Läßt Nin nicht anders sagen. Mer ich bin fertig mit beiden." „Ich wollte dich bitten, sie zu unserer Mchsten Gesellschaft eb^uladen." ^Ausgeschlossen, Kind! Erstens habe ich mich mit beiden überworfen — und zweitens empfehle ich dir, kein Interesse an ihnen zu nehmen, denn es sind beide bildhübsche Kerle, die, da sie auch einiges Vermögen besitzen, an jeden, Finger zehn haben „können — und gute Partien zum Raus- Annette zuckte unter des Vaters Worten zu sammen wie ein geschlagenes Kind, „Bin ich denn so häßlich, Vater?" Der Kommerzienrat wurde ärgerlich. „Frag' nicht so, Annette. Sieh dich im Spiegel an. Ich will dir damit nicht weh tun, aber — die Natur hat dich nicht besonders ausgestattet." Bitter entgegnete die Tochter: „Das weiß ich, Vater. Ich bin darin leider nach dir, geraten. Schade! — Aber glaubst du denn, daß ich immer nur Pläne im Kopfe habe, dis aufs Heiraten Hinauslaufon? Ich will es nie! Du hast es nicht nötig, dich anzustrengen, mich gegen dein gutes Geld an den Mann zu bringen. Bitte, sprich da her über den Punkt nicht mehr mit mir. Ge stattest du, daß ich deine Stiefbrüder einlads?" „Nein, ich will es nicht!" „Dann werde ich Frau von Hoyhm bitten, daß sie es tut." „Meinetwegen! — Noch ein« Frage: ist rs dir wirklich emst damit, nicht zu heiraten?" „Völlig, Vater. Wem du für mich etwa zum Zweck« der Mitgift Summen flüssig machen willst, dam bemühe dich nicht." Kommerzienrat Michael schwieg dazu, knurrte einen Gruß und verließ das Zimmer. In ihrem Stübchen stellt« sich das Mädchen vor den Spiegel. Sie betrachtete sich genau, mit kühlen, kritischen Augen. Ja, der Vater hatte recht. Sie war viel zu groß und mager, das Gesicht war schmal md un gesund im Aussehen. Ihrs Figur war eckig md ihr Gang schwerfällig. Cie war häßlich. Nur als sie sich in dis eigenen Augen sah, über- kam sie ein Staunen. Die waren zumindest nicht häßlich. Darüber empfand sie ein wenig Frmbe. Am Nachmittag besucht« sie Frau von Hoyhm. Die sagte ihr gern zu, den Brüdern bei nächster Gelegenheit emo Einladung zu übersenden. Am Abend sprach sie den Bnider und fragte ihn, ob er Mitglied im Deutschmeister-Sportklub sei ' Erich Michael, ein junger Lebemann mit hübschen, aber ausdruckslosen Zügen, schistielte den Kopf. „Nee, warum?" Annette erzählte ihm von der Leistung der Brüder Michael und gestand ihm, daß sie Inter esse hätte, die Brüder kennen zu lernen. Erich lachte. „Originelle Geschichte. Kind, Annetts, unsere Onkels schlagen den Weltrekord!" „Onkels?" „Na, selbstverständlich. Aeberleg' dir doch. Vaters Stiefbrüder sind auf alle Fälle unsere Onkels, und dabei sind sie gewiß nicht älter als wir. Also, die möchtest du kennen lernen? Bon, mache ich. Aber unter einer Bedingung." „Kam mir schon denken. Wieviel brauchst du?" „Na, ein Mill« genügt mir." Sie versprach ihm das Geld und fragte ihn dam weiter: „Durch wen willst du mich im D eutschmeister-Sportllub einfüh. on?" „Durch Frau Maya von Syrtinghall." „Wer ist das?" „Hochfeudale Dame. Rassewsib. Hat einen Spitznamen, wird „Sportpatronin" genannt, weil sie mit Vorliebe Sportleute zu sich lädt. Im Teutschmeister-Sportklub soll sie auch eine große Rolle spielen. Natürlich nicht öffentlich. Aber sie ist mit Professor Schwabe gut befremdet. Die macht es schon, wenn ich sie bitte." Annette überlegte einen Augenblick, dann fragte sio zögernd: „Was ist das für eine Frau, Erich?" „Einwandfrei, meins Liebe. Hat einen ausge zeichneten Ruf. Brauchst dich nicht zu sorgen, mein« Taube. Also gut, ich mairage die Sache schon." * Hama war von jetzt ab ständiger Mittagsgast im „Gambrinus". Vater Effler freute sich des lustigen Mädels, das doch immer unnahbar blieb und trotz aller losen Einfälle ihre; spru delnden Wesens sich nie das Geringste vergab. Sie mar durchaus Dame und jeder Situation gewachsen. Die anderen sahen das kameradschaftliche Ver hältnis zu den Brüdern md schütte'ten den Kopf. War es möglich, daß drei so bildhübsche Mensaon- kinder nur Kameraden waren? Aber beim Kopf schütteln blieb es und keinem fiel cs ein, auch nur ein Wort darüber zu sagen. Hanna hatte nach jenem unglückseligen Be such im Deutschmeister-Sportklub zunächst ge schwiegen. Sie wagte nicht, die Brüder erneut einzuladen, und so sehr man sio auch im Deutsch meister-Sportklub drängte, sie schwieg. Schließlich ließ ihr Kerpen aber keine Ruhe mehr und nahm sie ernstlich ins Gebet. „Fräulein Eschler tun Sie doch einmal den Mund auf, den Brüdern Michael gegenüber." Sie schüttelte den Kopf. „Ich traue mir's wirk lich nicht, Herr Kerpen." „Ach was!" Fast unwillig war Kerpen. „Be greifen Sie denn nicht: die Brüder Michael sind Laufphänomene, die geschähe« sind. Deutschland die Spitze in der Leichtathletik zu sichern. Darauf komini es an." „Bitte reden Cie doch einmal mit Ihnen." Kerpen überlegte, dann stimmte er zu. „Gut! Wo treffe ich sie'am ehesten?" „Mittags von zwölf bis eins im„Gambrftms". „Gut! Werd' ich ihnen mal mrf den Pelz rücken." Und er tat's. Bereits ain nächsten Mittag war er im ..Gambrinus" und harrte der Brüder. Als sie ihn sahen, begrüßten sie ihn herzliche Cie hatten ihn in guter Erinnerung. „Ich bin Ihnen ernstlich böse, meine Herren!" leitete Kerpen das Gesnräch ein. Die Brüder setzten sich. „Warum, Herr Kerpen?" fragte Werner. „Weil Cie unse em Deutschmeister-Sportklub untreu geworden sind." (Fortj. folgt.)