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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 28.04.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192804288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280428
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280428
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: Titelseite der 1.-3. Beilage enth. falsches Ausgabedatum.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-04
- Tag 1928-04-28
-
Monat
1928-04
-
Jahr
1928
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I.Berlage ;nin Frankenberger Tageblatt 87. Jahrgang Sonnabend, den 27. AprU 1928 Nr. 1<M X Neuzeitliche Volksschularbeit Das Opium. Der zur Familie der Papaoeraceen gehörig« Mohn ist eine in toxikologischer Hinsicht sehr wichtige Pflanze, die ander der wildwachsenden, rotbliihenden Art in vielen Ländern in der Art des bläulich blühenden Gartenmohns, P. somniferum, kultiviert wird. Aus seiner oierblätterigen Blüte mit vielen auf dem Fruchtboden freistehenden Staubgefätzen entwickelt sich der Mohnkopf, die viele Samenkörner enthaltende Frucht der Pflanze. Im grünen, noch unreifen Zustande werden dieser Kapsel Nitz« zugefügt, aus denen ein weißer, bitter schmeckender Milchsaft austritt, der an der Lust austrocknet und gesammelt wird und in dieser Form als Opium in den Handel kommt. Das Opium ist ein brauner Körper von der Härte des Gummi arabicum, der eine ganze Reihe von Alkaloiden ent hält, unter denen das 3 bis 30 Prozent betragende Morphin (Morphium) das am stärksten toxisch wirkende ist. Sowohl aus dem Opium wie aus dem Morphin werden pharmazeutisch« Produkte dargestellt, die in der Medizin als geschätzte Heilmittel vielfach Verwendung finden. Wegen ihrer Eiftwirkung müssen sie mit Vorsicht angewendet werden, in der Hand des unbe dachten Laien können sie Vergiftungen veranlassen, d«m Mörder und Selbstmörder sind sie Mittel zur Erreichung der verbreche- rischen Absicht. Was den verschiedenen Gistigkcitsgrad des unreifen Mohn- kopfes, der reifen Samen, des Opiums und des Morphins und seiner Salze betrifft, so lassen sich hierüber folgende Abstufungen- unterschciden: Das am intensivsten als Gift Wirkende ist selbst verständlich das Morphin, für welches die auf einen Erwachsenen tödlich wirkende Dosis durchschnittlich 0,4 Gramm beträgt. Bei einem Kinde von einem Jahre hat sich die Abkochung von drei grünen Mohnköpfen, ohne Samen, in zirka einem Fünftel Liters Wasser als tödlich erwiesen) reines Opium wirkt in der Dosis von 1 bis L Gramm in gleicher Weise auf einen Erwachsenen.' Auch die Mohnsamen besitzen Eiftwirkung, allerdings in be deutend geringerem Grade. Die akuten Vergiftungserscheinungen einer durch tödliche Dosis verursachten Vergiftung machen sich nach wenigen Minuten bemerkbar. Völlig Lewegungs, und empfindungslos liegt der Vergiftete da, weder laute Anrufe noch starke Hautreize ver. mögen ihn zu wecken. Das Gesicht ist verfallen, blaß, di« Augen sind halb oder ganz geschlossen, die Pupille bis zur Gröhe ein«s Stecknadelknopfes verkleinert, di« Haut mit kühlem, klebrigem Schweih bedeckt. Die Muskeln sind gelähmt, die Extremitäten schlaff, die Unterkiefer herabgesunken. Der Puls wird klein,! verlangsamt und unregelmäßig, in gleicher Weis« wird dis Atmung gestört, die immer schwächer wird und endlich ganz aufhört. Der Tod stellt sich langsam und unmerklich unter tiefster Uncmpfntdlichkeit ein, gewöhnlich nach Verlauf von 12 bis 13 Stundmr. Manchmal ist der Verlauf so rapid, daß in wenigen Sekunde» die ersten Erscheinungen, in 30 bis 40 Mi nuten schon das letale Ende eintritt. Wichtiger als di« akuten sind di« chronischen Vergiftungen. Morphinismus, die teils aus gewohnheitsmäßigem Genuß des Opiums, teils durch langen medizinalen Gebrauch des Morphiums, der mit der Zeit zur Sucht ausartet, entstehen. Das Opiumrauchen der Orientalen, namentlich in China, ist eine in ihren Folgen noch verheerendere Leidenschaft als die Trünke sucht der Völker des Westens. Die Opiophagcn verfallen diesem Laster, ebenso wie die Morphinisten, aus denselben Ursachen, dem Fehlen der nötigen Willenskraft, dem Mittel zu entsagen^ nachdem sie es zu Heilzwecken öfters benutzt und dabei sein« wohltuende Wirkung erkannt haben, oder, wie dies hauptsäch lich bei den Orientalen der Fall ist, in dem Verlangen, sich in den rauschartigen Zustand zu versetzen, in dein sich eine Steige rung der Gcistcstätigkeit, ein Reiz der Phantasie eiustellt, der die glänzendsten, in glühenden Farben prangenden Bilder vor gaukelt, einen unbeschreiblichen Exaltationszustand erzeugt, dessen Entbehren unmöglich erscheint. Das Beharren in dem Laster, trotz des Bewußtseins seiner gefährlichen Folgen, ist wesentlich darin begründet, daß der Morphiumsüchtige, wenn auch nur für einig« Zeit, doch unausbleiblich in den traurigen Zustand des nicht mehr normalen Funktionierens seines Körpers verfällt, wenn er den Versuch des Entwöhnens vom Morphium macht. Die Folgen der chronischen Intoxikation sind Verlust der Willenskraft und der Arbeitslust, Sinken der moralischen Fähig- leit auf ein tiefes Nivea». Zu diesen geistigen Defekten gesellen sich körperliche, wie Appetitverlust, blasses, verfallenes Aussehen. Zittern der Hände, Schlaflosigkeit, Schmerz in den verschiedensten Nerven, erschwerter Gang, stet« Unruhe, Angstgefühl und selbst Wahnsinn. Zur Heilung der Morphinsüchtigen ist Entziehung de» Morphiums das einzige sichere Mittel, da andere, wie Brom kalium, Atropin usw. ohne wesentlichen Nutzen sind. Die plöt^ liche oder auch allmähliche Entziehung versetzt den Kranken in einen unerträglichen Zustand, er ist von furchtbarer Unruhe gequält, ist nicht imstande, einen bestimmten Gedanken sest- zuhalten, das Verlangen nach Morphium überwiegt alles, cs kann sich in Jammern und Klagen, aber auch in Wutausbrüchen äußern, in denen nicht selten Selbstmordversuche vorkommen. Dieser psychische Zustand kann mit neuralgischen Schmerzen, Frostansällcn, Erbrechen nach Ausnahme von Speisen und be denklicher Herzschwäche begleitet sein. Mit erstaunlicher List und Verschlagenheit suchen die Patienten sich in den Besitz von Morphium zu setzen; zu einer wirklichen dauernde» Entwöhnung kommt es nicht häufig, die meisten verfallen über kurz oder lang dem Laster aufs neue und gehen in demselben elend zu grunde. LI. Das moderne Schulhaus. Von Stadtschulrat Kretschmann. Richt nur Architekten, Hygieniker und Finanzleut« haben ein Interesse am Bau des Schulhauses, sondern mehr als sie alle der erfahrene Schulmann, denn die Schulgebäude müssen die volle Harmonie zwischen der baulichen Idee und den prak tischen Bedürfnissen darstellen, Einklang geben zwischen innerem Leben und äußerer Form. Der Geist der modernen Schule muß in dem äußeren Bilde zum Ausdruck kommen. Das modern« Schulhaus muß ein „Schlllgemeindehaus" sein, denn nicht mir Lehrer und Kinder, sondern auch Eltern und Jugendliche sind Träger des Innen leben» der Schule. Innerhalb der Schulgemeinde soll es der Mittelpunkt des Gemeinschafts« und Kulturlebens sein. Es mutz ein gediegener Bau sein; anmutend bei aller Schlichtheit, vorbildlich in seiner Linienführung, bestimmend in seinem Material und frisch und freudig in der Farbe. Eine Aula und «in Jugendheim dürfen nicht fehlen. Zahl, Gröbe und Innen- «inrichtung der llnterrichtsräume find dem neuen Bildungsideal anzupasfen. Ueber den eigentlichen Klassenräumen müssen Räume für den technischen Unterricht (Zeichensaal, Werkräume «. a.), Räume für körperliche Schulung und Schulhygiene (Turn halle mit Ankleideräumen, Badeeinrichtung, Garderobenräumen usw ), Räume für hauswirtschaftliche und soziale Ausbildung, ESisons neuesie Absicht. Aus seiner Besitzung Fort Algers in Florida feierte Edison seinen einundachtzigsten Geburtstag. Eanz Amerika gratuliert« seinem großen Sohne und Erfinder. Unaufhörlich war der Strom ausländischer Reporter, die den greijen Jubilar mit Fragen über seine neuesten Erfindungen und seine weiteren Absichten bestürmten. Edison scheint demnach noch viel vorzuhaben. Er erklärte allen Gratulanten auf diesbezügliche Fragen, daß er es noch aus die — zweihundert zu bringen gedenke! Und Edison sollte auch das möglich machen können. Lächelnd meinte er: „Was mich persönlich betrifft so kann ich ruhig erklären, daß ich ein doppeltes Leben geführt habe. Ich habe für zwei gearbeitet, und so bin ich heute denn nicht 81 Jahre, sondern 162 Jahre alt geworden. Ich arbeite immer noch im felben Tempo und Hosse in sechs bis acht Jahren mit meinen Versuchen zur Herstellung von Kunstgummt fertig zu sein." Hoffentlich macht Edison seine neueste Absicht, die Zwei- hundert-Jahresgrenze zu erreiche», wahr. Das wäre dann di» erstaunlichst« Erfindung seines arbeitreiche» Lebens, Die Neueinschulungen haben soeben in ganz Deutschland stattgesunden. Gleichzeitig tagt in Berlin gegenwärtig der große Inter nationale Pädagogische Kongreß. Aus diesem doppelten Anlatz dürften die nachfolgenden programmatische» Acutzernngen prominenter Jugendbildner über das für das Volksgauze äußerst wichtige Gebiet neuzeitlicher Volks schularbeit allgemein interessieren. Die Schriftleitung. I. Der Lehrer als Erzieher. Von Dr. Georg Kerschensteiner. In alle« Kulturstaaten der alten und n«uen Welt vollzieht pch ein Wand«! im Begriff Schule. Ihrem Ursprung nach war Pe lediglich ein« Stätte der Belehrung. Erst nur für religiöse Unterweisung bestimmt, nahm sie noch im Mittelalter die Techniken des Lesens, Schreibens und Rechnens auf, denen dann Las 18. Jahrhundert sogenannte „gemeinnützige Kenntnisse" Mnzilfügte. Je mehr sich diefr häuften, desto notwendiger wurde Hm 19. Jahrhundert ihre Ordnung in „Unterrichtsfächer". Aber die Schule blieb, was sie von Anfang war, im wesentlichen eine Stätte der Belehrung. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts setzt der Wandel ein. )vie Notwendigkeit der Erziehung zur Gemeinschaft ftritt in de» Vordergrund. Ueberall tauchen die Versuche auf, wie Elementar- und di« sich anschließende Berufsschule weit nnehr als bisher als Erziehungsstätten zu gestalten, sie in echt geistige Arbeitsgemeinschaften umzuwandeln, denen der Lehrer Äs Mitglied eingeordnet ist. Damit werden an den Lehrer als Erzieher wesentlich er höhte Anforderungen gestellt. Sie sind nicht so einfach zu er- -füllen wie die früheren. Lehrerwerden im alten Sinne kann man „kernen". Wer bloß unterrichtet, muß nur wissen, was .und wie er zu unterrichten hat. Sobald aber der Lehrer Er zieher zum Gemeinsinn und zum sozialen Dienst sein soll, mutz er. selbst ein sozialer Geist sein. Das setzt voraus, daß in seinem Wesen der Keim dazu bereits vorhanden ist, jener Keim, der sich aus Sympathie und Zuneigung zur pädagogischen Liebe entwickeln kann. Pädagogische Liebe ist aber nichts anderes als Liebe zum werdenden „Menschen" im Kinde, d. h. zu dem Wesen- in ihm, das ein Spiegel der geistigen Werte werden soll. Diese Liebe ist von selbst gemeinschaftsbildeud. Denn sie ist zugleich Liebe zu den geistigen Werten, die allein echte Bänder einer Gemeinschaft sind. Ist dieser Geist echter Men schengemeinschaft im Lehrer lebendig, so wird er auch die Schule zu einer echten Gemeinschaft gestalten könne». Die Verfassung dieses Geistes ist aber zugleich eine religiöse Verfassung. Denn sie bedeutet Hingebung an ein Ueberindividuelles, Zeitloses, das alle geistigen Werte kenn- zeichnot. Nur mutz dieses Ucberindividuelle, der Wert der Wahrheit, Gerechtigkeit, Güte, Sittlichkeit, Schönheit, Erlösung usw. usw. in seiner ganzen Tiefe erlebt werden können.. Roulette am Sarge... Die Budapester Polizei hatte von unbekannter Seite die Mitteilung empfangen, daß in einer Wohnung der Esterhazy- saaffe politische Verschwörer zu geheime» Konferenzen zusammen- Mmex. Detektivs konnten tatsächlich eine bestürzte, in aller Heimlichkeit tagende Gesellschaft überraschen. Ls waren aber, L>1« die folgende Untersuchung ergab, durchaus keine Verschwörer -politischer Gruppen, sondern Angehörige der Budapester Gesell- ischaft, die hier zusammenkamen, nm dem Roulettespiel zu ihnldkgen. i Ein Graf Viktor Laoaux batte die Spielzimmer eingerichtet. Die Wohnung selbst gehörte dem Großgrundbesitzer Josef Hor vath, dessen Frau einen Tag vorher — gestorben war. Einige 'Nebenzimmer der herrschaftlichen Wohnung waren abgesperrt. tÄNf Verlangen der Kriminalbeamten mußten sie geöffnet -»erben. Wer beschreibt ihre Ueberraschung, als sic i» einem .Würmer die Leiche einer Frau aufgebahrt fanden? Ls war die Matti« des Mohnungsinhabers, Frau Horvath, die am nächsten Hag« beerdigt werden sollte. ; ch. Man kann den Beteuerungen der beim Rouleitespiel be- trdffmrn Aristokraten und Bankiers glauben, daß sie von dem rqe hinter jener Tür nichts gewicht hatten. Es wäre auch zu rgeheuerltch, an Särgen, in Räumen, die der Tod mit seinem kem erfüllt, das Glück im Spiel versuchen zu wollen. Da rollte Kugel, und das Gold klang, Sekt perlt« in hohen Kelchen, di« Herren im Frack setzten auf Not . . . Hinter der Tür die Tote mit gefalteten Händen auf ihrem weißen S«H wachsbleich, die Augen nach innen gerichtet, als hörte sie » ««er ander«» Welt di« Stimme eines große» Bankhalters, « bmt«r je»«« Tür di« kalten Morte das angsterfüllte ^«oeigen Hochsetzender peitschten: „FZiies volle ieu, messieurs," «Wnoch käftkr, fürchterlicher: „Nie» ne va plus!" Wenn der Tod hinter jener Tür aufgestandcn wäre und den Herren im Frack zugeruscn hätte: „Rien ne va plus!" Niemand muhte, in welcher Gesellschaft er sich befand . . . Der Tod ist »och leiser, als die Gewissensregungen der Menschen beim Roulette . . . Die Kalbshaxe als Streitaxt. Ein kleiner Streit, den kürzlich ein Schlächter im Heil bronner Schlachthaus mit einem Händler hatte, erinnert uns in stiller Heiterkeit an jene sagenhafte Zeit, da die guten Deutsche» zu beide» Seiten des Rheins ans der Bärenhaut lagen und aus großen Humpen tranken. Dieser Schlächtcrgeselle in Heilbronn hat jedenfalls den ver gessenen Zauber altgcrmonischer Kriegsbräuche aufzusrischcn verstanden. Der „furor teutonicns" hat in diesem letzten Sproß eines alten Heldengeschlechts eine würdige Verkörperung er fahren. Jin Verlaus eines Wortwechsels, den dieser Schlächter» geselle mit dem Händler hatte, übermannte ihn der kriegerische Geist seiner Vorfahren, und mit germanischem Elan drang er jauf seinen Gegner ei», furchtbar anzusehen, in der Hand die Streitaxt schwingend, eine — rasch ergriffene Kalbhaxe, die er ! auf d«n Schädel des Feindes nicdcrsausen ließ, wie weiland die i gute» Deutschen ihre Spieße und Keulen ans Nömerhelme und j Hunnenschädel. Solch eine Kalbshaxe in der nervigen Faust eines Schlächteraesellen muß immerhin eine nicht zu verachtende ! Waffe sein —: ächzend sank der Händler zusammen, ein Opfer ' germanischen Angriffsgeistes. I Leider hatte die Sache noch ein nicht vorgesehenes Nachspiel. Der Schlächter mußte sich vor Gericht wegen schwerer Körper verletzung verantworten. Auf dem Tisch des Richters aber lag als „corpus delicti" jene Kalbshaxe, die dem Schlächtrrgesellen als Waffe gedient hatte . . . III. Deutsche Sprache und Dichtung. Von Regierungsdirettor Pretzel. Es handelt sich nicht darum, das Prinzip der künstlerischen Erziehung als ein Wunschbild hinzustellen. Im Gegenteil mutz gezeigt werden, in welcher vielseitigen Weis« bereits heute in vielen deutschen Volksschulen der Gedanke der künstlerischen Er- ziehung. besonders auf dem Gebiete der deutschen Sprache und Dichtung, sich durchgerungen hat. Während man früher von der i eigentlichen Jugendschrift ausging, wurde später der Grundsatz- vertreten, der Jugend auch das Wertvolle zu geben, das aus dem Lesestoff für die Erwachsenen auch für die Jugend geeignet er schien. Maßgebend waren immer di« Grundsätze: Vom Kinde aus und dem Kinde nur das wirklich künstlerisch Wertvolle zu geben.! Die früheren Lesebücher entsprechen nicht diesen Grund sätzen. So entstanden vielfach Bestrebungen, dies« schlechten Lesebücher durch geeignete Etnzellesestosfe und Eanzbücher zu ersetzen. Aber auch das Lesebuch wurde wesentlich ergänzt und verbessert, so daß man heute schon von wirklich wertvollen Lese werken sprechen kann. Der anerkannt guten Dichtung wird besondere Beachtung geschenkt. Hand in Hand damit geht eine immer noch fortschreitendere Form des Leseunterrichts. Anstelle toter Wörtereien der alten Fibeln treten lebensvoll« und inhaltsreiche kindertümliche Lesestoffe. Das Lesen wird zum Vortrag, zum Selbsterlebnis, zum selbstschasfendcn Unterricht. Der gebunden« Aufsatz wird durch den freien Aufsatz mit der freien Themenwahl durch die Kinder ersetzt. Auch im münd lichen Ausdruck wie in jeder schriftlichen Betätigung sollen di« Kinder selbstschöpferisch und darstellend tätig sein. Deshalb muß auch die dramatische Dichtung stärker berück sichtigt werden. IV. Künstlerische Erziehung. Non Prosejo« Jode. Wo immer Menschen beisammen sind, da ist auch das Lied, der Klang, die Musik. Singend kommt das Leben auf das Kind zu und erfüllt den Menschen mit Hellen und dunklen Klängen. Das erste Musikerlebnis ist oft das tiefste Kindes erlebnis. Mit dem Schulanfang tritt neben der Musik vom Kinde her die Musik vom Lehrer her. Die Musik im Kinde wird in der Schule einem Wachstums prozeß unterworfen. Der Lehrer bemüht sich, die Musik als ein Geschenk dem Kinde zu geben, wie man ein gutes Märchen schenkt. Oft wird im Herzen der Kinder jedes musikalische Er leben verwüstet, weil der Erziehungswille stärker ist als das musikalische Miterleben und Mitgehen in Lachen, Freude und Frohsinn. Wer das nicht kann, soll nicht mit dem Kinde fingen. Der Lehrer von heute muß der Freund der Kinder sein, mutz mit ihnen spielen, singen und dabei arbeiten können. Dieser Freund und Lehrer zeigt dem Kinde die Musik von außen und innen. Musik ist nicht an den Naum und an ei» Instrument gebunden. Auch in der Stille und Unruhe der Natur und im Innern des eigenen Körpers lernt das Kind eigene Musik, eigene Töne erkennen und erklingend nachahmen. Ein ähnlicher Kreislauf führt vom Horchen zum Atmen, zum Erkennen dieser Töne, zum Singen, zum Aufhorchen und zur klingenden Melodie. So wird auch die Einführung in die geheimnisvollen Schriftzeichen der Musik ein Singen und Musizieren. Der Lehrer ist der Schlüssel, der dem Kinde die Welt der Musik erschließt. Damit ist es nicht zu vereinbaren, wenn dann für die Musik zwei Stunden in der Woche angesetzt werden, wen» dann die Musik als Nebenzweck für alle möglichen Ding« benützt wird. Mit Beethoven muß der Erzieher denken: Die Musik ist eilte höhere Weisheit als alle Philosophie. , für naturwissenschaftliche» Unterricht (Kochküche, Waschküche,' Physikzimmer) u. a. vorhanden sein. Die Zimmer selbst find als Wohn- und Arbeitsräume freundlich und wohnlich, in frisch-fröhlicher Farbe zu gestalten. Farbe und Wandschmuck müssen mehr als bisher ein wichtiger Erziehungsfaktor im Innenleben der modernen Schul« werden. Im modernen Schulhaus ist jedes Schulzimmer farbig anders zu behandeln, damit sich persönliche Beziehungen zwischen Zimmer und Kind knüpfen. Die Inneneinrichtung muß leicht beweglich sein, damit je nach Arbeits- und Unterrichtsform - eine verschiedene Anordnung möglich ist. Für Turnen. Spiel! und Sport mutz ein lichter Schulhof da sein. Das moderne - Schulhaus mutz eine fröhliche Lebensstätt« der Jugend sein.
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