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ermattend unter der weißen Hülle. Auf Fenstersims ,und Terrafsennrauer legte der Winter sein« schneeig rühre Wang« und lugte in das hohe, getäfelte Speisezimmer, wo im Kamin die Buchonscheite knisterten und drei Menschen schweigend in die Glut starrten. „Es kam ja alles, wie es kommen 'muhte! Ein Ent rinnen gab -es nicht!" Ueber Nacht war der Föhn gekommen! Mit weichen, kosenden Händen strich er über das Gelände. Zm Flusse barst das Eis, aus den Mulden rannen Heine Bächlein den Hang hinunter. Es war ein Auferstehen allüberall. (Im Park nickten die ersten Schneeglocken aus dem ergrünenden Rasen, durchs Herrenhaus zog ein Duft von Veilchen, Hyazinthen und Flieder, die der Gärtner aus dem Treib haus gebracht halt«. Drüben aus dem Gutshof regte sich frisches, frohes Leben. Nun der Winter vorüber war, gab es die Menge zu tun. Kein« Hand war müßig. Der Ferdl stand in hohen Wasser stiefeln neben dem Verwalter, um mit diesem nach den Wiesent zu gehen. Verstohlen lugte die Zenzl von der Haustür« aus nach dem Knecht. Seit jenem Eewitterabend lag ein un ausgesprochenes Etwas zwischen den beiden. Ferdi hatte sich damals nicht weiter ausgesprochen, obwohl die Zenzl Zo voll Sehnsucht darauf gewartet hatte, Tag für Tag. Er hatte si« gern, das wußte sie, aber >iüe sprach er ein Wort darüber. War er im Zwiespalt, ob er sie oder eine andere wählen sollte? Einen Augenblick ballte sich sihre Fauste Wenn «r so schlecht war, dann war er's nicht wert, daß sie so mit jeder Faser an ihm hing. Aber der Gedanke lieh sie -nicht los; zornig bih sie die Zähne aufeinander. Nur ein Wort wenn er gesprochen hätte, nur eine ehrzige Frag«, aber er frug nicht. Er konnte nach Feierabend eine gcmzS Stunde sitzen, die Pfeife im Mund, ohne einen Laut von sich zu geben. ! „Mas spinnetisierst denn alleweil?" fragte sie dann gereizt. „Mei' — alleweil 's gleiche." ' „Wird was E'scheites sein", spottete sie und dabei spürte sie doch, wie ihr Herz angstvoll klopfte. „Möchst eba fort?" fragte sie zwischen Neugier und FurLt. „Na — gelt — na das tust nicht!" sie sah ihn zu Tode erschrocken an. ,Mird nichts anderes übrig bleib'n," sagte er und verlieh die Stube. So ging! -es fast den ganzen Winter. Seit Wochen wech selten sie fast kein Wort mehr. „Gehen Sie voraus, Ferdk," sagte der Verwalter — die Zenzl hörte es ganz deutlich herüber. „Ich möchte nur noch den Herrn Kommerzienrat verständigen, dah ich hernach die Jungwalduna besichtige, da möchte er mitgehen, hat er mir sagen lassen". Ferdl bejahte und ging mit schweren Schritten über den Hof durchs Tor Md bog dann nach den Wiesen ein, die dm Fluh binablagen. Es war sonst nicht seine Art, Selbst gespräche zu führen, aber heute lag ihm das Herz buchstäblich auf der Zunge. „Lang halt ich's nimmer aus — a so — oder a so, A End muh werden. S' Deandl dös harbt sich, ich merks, aber was soll' ich mach'-n? Wenn i red', nachher müssR wir geh'-n alle zwoa. A Liebschaft auf'm Hof, das dult' der Verwalter nöt — Heiraten is ausg'schlossen. — Wohin dann? Also bleibt nichts als aufkünd'n!" Der Ferdl wußte, der Verwalter würde wettern und das nicht wenig! Aber es ging nicht anders. Die Zenzl muhte ihre Ruh' kriegen und er auch. Ueber das Wehr kam raschen Schrittes der ^Verwalter. Der Kommerzienrat war nicht dabei. Gott sei Dank. Mit dem Verwalter allein getraute er sich eher ein Wort zu reden. — Nun gingen sie zusammen. Viele- Reden war nie des Verwalters Sache gewesen. Schimpfen konnte er weidlich! — Aber wenn er Grund zum Zufriedensein hatte, war er schweigsam. Die etwas gedrungene Gestalt steckte in einer Lederjoppe, denn er litt häufig an Muskeliheuma- tismus, dessen mehr oder minder bösartige- Auftreten eine Mrt Wetteranzeiger bedeutete. Wenn der pelzgefütterte Lo deonrock an die Reihe kam, mar es am schlimmsten, dann klappte im Hofe alles am Schnürchen, jedes machte doppelte Führ. Lob gab es deshalb gerade so wenig. Wer seine Pflicht tat, der brauchte nach des Verwalters Ansicht leine Be lohnung. Da muhte schon ganz etwas Außerordentliches ge leistet werden, um ihm eine Anerkennung abzudrücken, lind doch — er wurde von keinem von dem Gesinde gebäht. Das muhte wohl darin liegen, dah jedes durch ihn sein Recht bekani, der Hüterjunge so gut wie Ferdl, der Lrst- knecht. (Fortsetzung folgt.) Mondnacht Es war, al- hätt der Himmel Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimwer Äon ihm nur träumen müßt. Die Luft ging durch die Felder, Die Aehren wogten facht, Es rauschten leit die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Land«, AIS zöge sie nach Haus. Jos. Frh. v. Eichendorfs. Goethe als rabakselad Im Gegensatz zu vielen Dichtern, die den Tabakgenuß nicht glauben entbehren zu können, hat Altmeister Goethe Zeit seines Lebens niemals geraucht. Er hielt das Rauchen für ein Laster, mindestens für eine üble Angewohnheit, der man keinesfalls huldigen dürfe. Genau so dachte er übrigens über die Biertrinker. Nur guten Wein wußte er zu schätzen und trank ihn am liebsten unvermischt. Aber vor dem Tabak- genusse in jeder Form hatte er einen Abscheu, dem er auch seinem langjährigen Freunde Karl Ludwig von Knebel gegen über unverhohlen Ausdruck gab. Dieser, der ein eifriger Raucher vor dem Herrn war, so daß ihm — wie Goethe sagte — „die Tabakspfeife nicht kalt wurde«, und auch eine Prise nicht verschmähte, berichtet in seinen Aufzeichnungen über die Abneigung des größten deutschen Dichters folgende charak teristische Aeußerung: Goethe verwirft Rauchen und Schnupfen. Das Rauchen, sagt er, macht dumm, es macht unfähig zum Denken und Dichten. Es ist auch nur für Müßiggänger, für Menschen, die Langeweile haben, die ein Drittel! des Leben- verschlafen, ein Dritteil mit Essen, Trinken und anderen not wendigen oder überflüssigen Dingen hindudeln, und al-dann nicht wissen, obgleich sie immer vita brevis sagen, was sie mit dem letzten Drittel anfangen sollen. Für solch« faule Türken ist der liebevolle Verkehr mit den Pfeifen und der behagliche Anblick der Dampswolke, die sie in die Luft blasen, eine geistvolle Unterhaltung, weil sie ihnen über die Stunden hinweghilft. Zum Rauchen gehört auch Biertrinken, damit der erhitzte Gaumen auch wieder abgekühlt werden kann. Das Bier macht das Blut dick und verstärkt zugleich die Berauschung durch den narkotischen Tabaksdampf. So werden die Nerven abgestumpft und das Blut bis zur Stockung ver dichtet. Wenn es so fortgehen sollte, wie es den Anschein hat, so wird man nach zwei oder drei Menschenaltern schon sehen, war diese Bierbäuche und Schmauchlümmel au» Deutschland gemacht haben. An der Geistlosigkeit, Ver krüppelung und Armseligkeit unserer Literatur wird man es zuerst bemerken und jene Gesellen werden dennoch diese Misere höchlich bewundern. Und was kostet der Greuel? Schon jetzt gehen 25 Millionen Taler in Deutschland in Tabakrauch ans, die Summe kann auf 40, 50, 60 Millionen steigen. Und kein Hungriger wird gesättigt und kein Nackter bekleidet. Das könnte mit dem Gelbe geschehen! Aber e- liegt auch im Rauchen eine arge Unhöflichkeit, eine imper tinente Ungeselligkeit. Die Raucher verpesten die Lust weit und breit und ersticken jeden honetten Menschen, der nicht zu seiner Verteidigung zu rauchen vermag. Wer ist denn imstande, in das Zimmer eines Rauchers zu treten, ohne Uebelkeit zu empfinden? Wer kann darin verweilen, ohne umzukommen? Und selbst Knebel, der Tobaksreund, muß bekennen: „In allen diesen Klagen hat Goethe recht, aber unrecht hat er wegen — des Schnupfens". Das wahre Glück Ist die Genügsamkeit, Und die Genügsamkeit Hat überall genug. (Goethe)