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Wilsdruffer Tageblatt : 15.12.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192612151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19261215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19261215
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-12
- Tag 1926-12-15
-
Monat
1926-12
-
Jahr
1926
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 15.12.1926
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des Privateigentums, volle Bezahlung der amerikanischen Kriegsansprüchc durch Deutschland, volle Rückgabe des deutschen Privateigentums und Entschädigung für die Wegnahme deutscher Schiffe und Funkstationen sowie für gewisse an die amerikanische Regierung veräußerte oder oon ihr benutzte Patente. Streng festgehaltcn wird an dem Grundsatz, dem amerikanischen Steuerzahler keine Lasten auszubürden und keine Mittel aus dem Schatzamt ;u nehmen. Zur Ausführung des Rückgabeplans wird ein Son derfonds rin Bundesschatzamt gebildet. Da der Rückgabe plan die Zustimmung sowohl der Demokraten wie der Republikaner gefunden hat. kann mit der baldigen glatten Annahme der Vorlage durch das Repräsentantenhaus ge rechnet werden. Eine Voraussage über ihr Schicksal im Senat ist natürlich unmöglich. Mgerer Zucker - teurerer Vramtwein. ZweiGesetzesvorlagenvordemReichsrat. Die beiden Gesetzesvorlagen der Reichsregierung über ine Änderung der Zuckersteuer und die Erhöhung der Branntweinhektolitereinnahme einerseits sowie über die Lrhöhung des Zuckerzolls andererseits sind jetzt dem Sreichsrat zugegangen. Nach der ersten Vorlage soll die Zuckersteuer, die jetzt !1 Reichsmark für 1VV Kilogramm beträgt, auf 14 Reichs mark, also um ein Drittel, ermäßigt werden. Der durch siese Steuersenkung herbeigeführte Einnahmeausfall von rund 75 Millionen Reichsmark soll wieder eingebracht werden durch eine Erhöhung der Hcktolitercinnahmc für Trinkbranntwein um 160 Reichsmark von 280 auf 380 Reichsmark für 1 Hektoliter. Aus dieser Erhöhung der Hektolitercinnahme ergibt sich eine Erhöhung des Monopol - Verkaufspreises für Trink branntwein von 430 auf mindestens 530 Reichsmark. Dagegen wird angenommen — was sich bei stärkerer Er höhung der Hektolitereinnahme schwer hätte vermeiden lassen, daß eine Preissteigerung für technischen Sprit nicht erforderlich fein wird. Im einzelnen enthält die Vorlage im wesentlichen nur noch UbergangsVorschriften, so Bestimmungen über Erstattung der Zuckersteuerdifferenz für die nach dem alten Steuersatz versteuerten Zuckermengen, die sich bei Inkraft treten der ermäßigten Steuer noch in den Fabriken oder beim Großhandel befinden, und die Ermächtigung des Reichsfinanzministers, Branntwein, der sich beim Inkraft treten des Gesetzes im freien Verkehr befindet, mit einer Nachsteuer zu belegen. Nach der zweiten Vorlage sollen die Zollsätze für Zucker von 10 und 8 Reichsmark auf 15 und 13 Reichs mark heraufgesetzt werden. Mißstimmung im franMHen Heere. Materielle Schwierigkeiten. In einem Schreiben an Finanzminister Poincarö, in dem von der Erhöhung der Löhnungen und Bezüge im Heere die Rede war, soll Kriegsminister Painlevö nach dem „Echo de Paris" geschrieben haben, im Heere herrsche zurzeit tiefe Mißstimmung. Die Offiziere und Berufs unteroffiziere des Heeres seien entmutigt und suchten Gelegenheit, den Dienst zu verlassen. Die Elite der Jugend Frankreichs wende sich von den Militärschulen weg und bereite so der Armee ein Ende, die in moralischer und technischer Hinsicht seit 50 Jahren Frankreichs Größe und Macht ausmachte. Einer der Hauptgründe hierfür sei sicher in den materiellen Schwierigkeiten zu suchen, die be sonders in den mittleren und höheren Stellen sich bemerk bar machten. Viele müßten bei Wahl des Berufs von vornherein auf die Möglichkeit verzichten, eine Familie zu gründen, auch hätten sie keine Hoffnung, schließlich zu einer genügend bezahlten Stellung zu gelangen. Dies gelte zwar für alle Beamten, aber im besonderen für die Militärs. Man müsse noch hinzufügen, daß andere Ele mente eingegriffen hätten, die den Kadres die Befürchtung erregt hätten, daß die Nation sich nach dem Kriege von 1914/18 von ihnen abwende und nicht mehr geneigt seh die Voteile zu gewähren, die mit den Opfern, die sie vor ihnen fordere, in richtigem Verhältnis ständen. Rätselhafter Mord in Nizza. Der Mörder mit der Zauberformel. Ein geheimnisvolles Verbrechen ist in Nizza verübt worden. Ein Kolonialwarenhändler im Alter von 72 Jahren ist durch eine Revolverkugel in die Schläfe ge tötet worden, während seine 60jährige Frau schwer ver letzt wurde. Die junge Tochter des Ehepaares, die wäh rend der Tat zugegen war, aber unverletzt blieb, schildert den Vorgang folgendermaßen: Ein Mann, der das Ge schäft ihrer Eltern kaufen wollte, sei mehrere Male ge kommen und hätte immer von Zauberformeln gesprochen, die sich in seinem Besitz befänden. Er habe ihre Mutter und sie selbst überredet, sich die Augen zu verbinden und Arme und Beine an Stühlen festbinden zu lassen. Mit ihrem Vater, der bereits zu Bett gelegen habe, hätte der Fremde das gleiche versuchen wollen, es sei ihm aber nicht gelungen. Plötzlich habe der „Zauberer" befohlen, den Kopf zu senken, und in demselben Augenblick ertönte ein Schuß, dem noch zwei weitere folgten. Sie selbst habe die Augenbinde verloren und festgestellt, daß der Vater tot und ihre Mutter schwerverletzt sei. Der unbekannte Mann habe sich dann an die Kasse gemacht und sei schnell verschwunden. InedenspreiMger vsr Stresemann. Leute von ehedem. Unter den Personen, die vor Stresemann, Briand, Chamberlain und Dawes den Friedenspreis der Nobel stiftung erhielten, ragen nur zwei besonders hervor: Henri Dunant, dessen Arbeit für den Frieden zur Gründung des Roten Kreuzes den Anstoß gab, und Frithjof Nansen, der nicht erst besonders vorge-' stellt zu werden braucht. Warum Woodrow Wilson- den Friedenspreis bekam, wird mit Bestimmtheit nie mand sagen können; ein anderer Präsident der Vereinig ten Staaten, Theodore Roosevelt, wurde als Förde rer der Friedenskonferenz von Portsmouth, die dem russisch-japanischen Krieg ein Ende machte, gekrönt. Friedenspreisträger, die als praktische Staatsmänner sich einen Namen gemacht haben, sind oder waren ferner: i Beernart, der Baron d'Estournelles de Constant, der Ame rikaner Elihu Root, der — es klingt wie Ironie — Kriegsminister war, Loon Bourgeois, einer der meistgenannten französischen Staatsmänner der letzten Jahrzehnte, der Förderer der Haager Friedenskonferenzen und des Völkerbundes, Bratling, der vor nicht langer Zeit verstorbene schwedische Sozialistenführer, und Louis Lange. Zu nennen sind dann zwei Österreicher, die man aber getrost als Deutsche buchen kann: Berta v o n Suttner und Alfred H. Fried, der Gründer der Deutschen Friedensgesellschaft. Und dann eine schwere Menge Mittelgut, Männer, die Friedensvereine gegründet haben oder in Wort und Schrift für den Frieden cingetreten sind: der Holländer Asser, die Schweizer Gobat und Ducommun, der Eng länder Cremer, der Franzose Frödöric Passy, der Ita liener Moneta, seines Zeichens Zeitungsredaktevr, der Franzose Renault, der Schwede Arnoldson, der Däne Bajer, der belgische Völkerrechtslehrer Lafontaine. Zwei mal erhielten Korporationen den Friedenspreis: 1904 oas Institut für Internationales Recht in Brüssel, 1917 aas Internationale Komstee des Noten Kreuzes. Deutscher Neichsiag. (250. Sitzung.) 08. Berlin, 14. Dezember. Debattelos wurde zunächst ein deutschnationaler Amraj über die Verbrauchssteuerbefreiung des zur Bienenfütte rung bestimmten Zuckers dem Steuerausschuß überwiesen Dann wurde die zweite Beratung des Nachtragsetats dein Haushalt des Reichsarbeitsministeriums fortgesetzt. Der Ausschuß ersucht in einer Entschließung du Reichsregierung, 10 Millionen zum Zwecke der Ver billigung des Klcinwohnungsbaues für bau- technische Versuche, insbesondere für die Errichtung von Ver- suchsbauien und Versuchssicdlungen zn verwenden. Reichsarbeitsminister Dr. Brauns betonte die Notwendig keit, bei der Besetzung der sich ans der Beteiligung Deutsch lands an dem Internationalen Arbeitsamt in Gens ergeben den Stellen zunächst Beamte aus dem Arbeitsministerium nacl Genf zu schicken, bis in einem mitten Nachtragsekat die er forderlichen neuen Stellen bewilligt sind. Abg. Frau Schröder (Soz.) bezeichnete die zu einmaliger Notstandsmaßnahmen für langfristige erwerbslose Sozial und Kleinrentner in den Nachtragsetat eingestellten 25 Mil lionen als nicht ausreichend. Rednerin beantragte eine Er höhung der Gesamtsumme auf 60 Millionen Daraus sollet die Erwerbslosen eine einmalige Unterstützung erhalten. Abg. Frau Teusch (Ztr.) erklärte, die Zemrumsfraktior wolle den notleidenden Erwerbslosen und Kleinrentner: schnelle Hilfe bringen. Das sei im Rahmen des sozialdemo kratischen Antrages nicht möglich. Die im Etat vorgesehen«. Hilfe sei dagegen sosorl realisierbar. Abg. KenzLer (Komm.) beantragte eine Erhöhung der fül die Weihnachisunterstützungen bereitgestellten Summe au 40 Millionen. Abg. Ersing (Ztr.) erklärte sich damit einverstanden, das die Regierung deutsche Beamte für die Tätigkeit beim Gensel Arbeitsamt beurlaube und ihnen die wohlerworbenen Recht« sichere. Nicht erwünscht sei aber dabei die Verwendung solche» Herren, die schon während der Inflationszeit ohne Wissen de; Relchsregierung sich um Stellen im Anstande beworben hätten um bessergestellt zu sein als thre Kollegen im Jnlande. Abg. Hoch (Soz.) trat nochmals für den sozialistischen An trag aii. Abg. Putz (Komm.) verlangte eine gründlichere Form bei SiedlungswesenS und kritisierte scharf die Methoden dei mcisieu gemeinnützigen Siedlungsgesellschaften. i letzte Meldungen j Vermischte Drahtnachrichten vom 14. Dezember Rcichsverkehrsminister Dr. Krohne Dr.-Jng. ehrenhalber. Berlin. Dem Reichsverkehrsminister Dr. Krohne ist vor der Technischen Hochschule Braunschweig die Würde eines Dr.-Jng. ehrenhalber verliehen worden. Die VMunMNischenWe in Koblenz. Berlin. Zwei Kleine Anfragen eines deutschnationalev Landlagsabgcordneten beschästiglen sich mit Zwischenfällen, die sich. >m August uud in« September d. I. in Koblenz zwischen Deutschen nnd Angehörigen der Besatzungstruppen abgespielt Haire». Wie der Amtliche Preußische Pressedienst den beiden Antworten des preußischen Ministers vcs ^nnern entnimmt, kam es im Sommer d I. Koblenz mehrfach dadurch zu Mißhelligkeitcn, daß Personen, Vic tu Unkenntnis oder ver sehentlicher Nichtbeachtung eines französischen Verbots zwischen 9 Uhr abends und b Uhr srüh den Bürgersteig vor der sran-, zösischen Kommaudaninr und vor dem Quartier des komman dierenden Generals betreten hatten, von den dort stehen-i den Posten oft unter Anwendung körperlicher Gewalt vom Bürgersteig vertrieben wurden Bei dem in der Kleinen Anfrage erwähnten Einzelsall er hoben die deutschen Behörden sofort wegen des weit über die Grenzen des Notwendigen hinausgehenden gewalttätigen Vorgehens ernste Vorstellungen Die bisher abge- ieynte Aufstellung von Schranken zu beiden Seiten der Posten«, während der nächtlichen Sperrstunden wurde nunmehr an-; geordnet. In der Antwort aus die zweite Kleine Anfrage führt der Innenminister aus, daß die örtlichen Polizei- und Verwaltungsbehörden bei Übermittlung der Vernehmungen an die Militärbehörden der Erwartung Ausdruck gegeben haben, daß nicht nur eine schnelle Ausklärung der Vorkomm nisse und Bestrafung der Schuldigen erfolge, sondern daß auch alle denkbaren Vorkehrungen getroffen würden, um die Wiederholung solcher Ausschreitungen zu verhindern. Verhaftung einer Bande von Güterwagendieben. Berlin. Eine Bande von Dieben, deren Spezialität es war, auf den zu geringen Geschwindigkeiten nötigenden kurven reichen Strecken im Westen Berlins aus fahrende Güterzüge aufzuspringen und die Wagen zu berauben, wobei sie u. a. auch zwei Zentner schwere Säcke während der Fahri beiseite zubringen verstanden, ist von der Polizei verhaftet und ihr Warenlager in einer Laubenkolonie im Westen Berlins auf- gedeckt worden. Für die Fortschafsung der aus den Zügen herausgeworfenen Güter benutzten sie ein Auto, das meistens mit abgeblendeten Lichtern fuhr. Zu den Mitgliedern der Bande gehören ein ehemaliger Gutsinspektor und em Arbeiter, der als Wilderer berüchtigt sind bekannt ist. Die Er mittlungen werden noch fortgesetzt. Die Agrar- und Mehlzölle im Handelspolitischen Ausschuß. Berlin. Im Handelspolitischen Ausschuß des Reichs tages wurden die Verordnungen zwecks Aufrechterhaltung der ermäßigten Agrar- und Mehlzölle bis 31. März 1927 gegen Deutschnationale. Völkische und Kommunisten angenommen. Konflikt in der Dresdener Zigarettenindustrie. Dresden. Die von den Dresdener Zigarettenmaschinen führern neuerdings geforderte Lohnerhöhung war von der Ortsgruppe Dresden des Reichsarbeitgeberverbandes der Zigarettenindustrie abgelehnt worden. Der von den Arbeit gebern daraufhin einberufene Schlichtungsausschutz Dresden fällte einen Schiedsspruch, daß die btsberiaen Löbne bis Ende März 1927 weiter laufen. Daraufhin haben die Aiga- rettenmaschinenführer, ohne die Verbindlichkeftserklärung ab- zuwarten, bei zehn Dresdener Firmen die Arbeit niedergelegt. Die abgehaltcne Mitgliederversammlung ves Arbeitgeberverbandes Hal daraus einstimmig beschlossen, die Maschinenführer aus den Betrieben, die noch nicht be streikt werden, am Mittwoch früh und die gesamte übrige Belegschaft am Freitag früh auszusperren. Das Urteil im Senftenberger Stadtbanlprozetz. Senftenberg. Gelegentlich einer von dem Proknristen der Iirozemralc Berlin Ruppe uud dem Verbandsrevisor Hcspos norgenommenen Revision der Stadlbank Senftenberg im Oktober 1925 wurden Unregelmäßigkeiten und strafbare Hand lungen in größtem Umfange sestgestelll Es sind einmal in großer Anzahl nicht genügend gedeckter Kredite bewilligt worden, wodurch die Bank erhebliche Verluste erlitten hat, und es ist weiter von den Angestellten, vom Direktor herab bis zum jüngsten Lehrling, auf dem Rücken der Bank speku liert worden, wobei Verstöße krimineller Art in erheblichem Umjange sestgestelll wurden. Die Verhandlungen wurden nach achttägiger Dauer durch den llrteilsspruch ves Vorsitzenden, Landgerichtsdirektors Fischer, beendet. Danach erhielten der Hauptangeklagte, Stadtbankdireklor Wilhelm Lobbes, ein Jahr drei Monate Gefängnis, Stadtbankkassierer Willi Bir- lehm ein Jahr sechs Monate Gefängnis, Sparkassenrendant Rudolf Schuller drei Monate Gefängnis, Sparkassensekretär Kurl Stiebner dreihundert Mark Geldstrafe, Kastensekretär Otto Lehmann ein Jahr Gefängnis, Buchhalter Kurt Heim zwei Jahre Gefängnis, Buchhalter Georg Gorsler zwanzig Mark Geldstrafe. Der Angeklagte Richard Lehmann wurde ficigesprochen, während das Verfahren gegen den Angeklagten Frotscher eingestellt wurde. Die Geldstrafen wurden erkannt wegen des Verstoßes gegen die Reichsabgabenordnung. j IZGMmer Lanütsg - Die Mm sterpräsidentenwahl vertagt. Dresden, 14. Dezember 1926. Die heutige Sitzung vor vollbesetzten Tribünen begann mit einem Heikerkeitsausbruch, als -der Schriftführer ein Schreiben der Aufwertungspartei verlas, in dem diese bittet, künftig ,,Volks- rechtspartei" genannt zu werden. Dann begründete Abg. Böttcher (Komm.) feinen Antrag, der proviforifchen Heldt-Regierung das Mißtrauen auszusprechen. -Er bezeichnete diese Regierung -als reaktionäre und wetterte gegen die Linkssozialisten, die im Reiche und im Lande die reaktionären Regierungen unterstütze. Der Linkssozialist Liebmann kan-zelte dafür in der von ihm gewöhnten verbindlichen Wei-se seinen politischen Milchbruder Böttcher ganz gehörig ab. Die Auseinandersetzung erregte große Heiterkeit und brachte ein paar Ordnungsrufe ein. Die Rechtsparteien bezeich neten den kommunistischen Antrag als einen Schlag ins Master, da man einer zurückgetretenen Regierung nicht das Vertrauen aussprechen könne. Mit «knapper Mehrheit wurde der kommu nistische Mißtrauensantrag abgelehnt. Die Nationalsozialisten von Mücke und Tittmann stimmten mit ben Kommunisten, die Alt- sozialisten Bethke und Wirth gegen den Antrag. Dann wurde der kommunistische Antrag auf Haftentlastung des kommunistischen Abgeordneten «Ewert in Beratung genommen. Em Antrag Dr. Blüher, diese Beratung so lange zu vertagen, bis der Prü fungsausschuß über die Rechtmäßigkeit des Mandates entschieden habe, wurde abgelehnt und hierauf der Antrag auf sofortige Haft entlastung angenommen. Dann sollte zum dritten Male die Mahl des Ministerpräsidenten stattsinden. Nach längerer Aussprache entschied die Mehrheit, die Wähl des Ministerpräsidenten erst am 11. Januar 1927 oder später vorzunehmen. Das Haus trat bann in die Beratungen des Antrags der Äbgg. Hofmann (DR.), Dr. Blüher (DBP.), Kaiser (WP.), Dr. «Seyfert (Dem.), Wirth (Ält-Soz.), Dr. v. Fumetti (AufP.) und v. Mücke (NatSoz.) auf Gewährung einer Entschuldigungsbeihilfe an die fächsifchen Be amten und Lchrer ein, in Verbindung mit ben weitergehenden Anträgen ber Kommunisten und Sozialisten. Die Regierung kürzte die Aussprache durch die Erklärung ab, daß sie schon vor Eingang der Anträge in Erwägung darüber eingetreten sei, den sächsischen Beamten, Lehrern und Arbeitern Weihnachtsbeihilfen in derselben Höhe zu gewähren wie das Reich. -Für Sachsen komme dafür ein Betrag von mehr als 3 Millionen Reichsmark in Frage. Nach kurzer Aussprache wurden die Anträge an den Haushaltausschust verwiesen, der sie fo rasch bearbeiten will, büß die Schlußber-atUNg am Donnerstag stattfinden kann und den Beamten die Weihilfe noch vor Weihnachten ausgegahlt werden könne. Dann begann das Haus mit der Beratung der kom munistischen und linkssozialistifchen Anträge über Erwerbslosen fragen. Gegem 7 Uhr -abends wurden die Beratungen abge brochen, sie werden am Donnerstag nachmittags 1 Uhr fort gesetzt. - Kus unlerer steimst - Wilsdruff, am 15. Dezember 1926. Merkblatt für den 16. Dezember. Sonnenaufgang 7^ S, Mondaufgang 2"°N. Sonnennntcrgang 3^ -j Mondnntergang 4^°V. 1742 Gebhard Leberecht Fürst Blücher geb. — 1770 Ludwig van Beethoven geb. — 1915 Zusammenbruch der vierten italie nischen Jsonzo-Offensive. Tierschutz im Winter. Pferde laste man bet kaltem Wetter nie unbedeckt lange im Freien stehen. Das Gefchirr bewahre man im warmen Stalle auf. Wird ein dem Frost ausgesetztes kaltes Gebiß dem Pferde eingesetzt, werden Verletzungen an Lippen und Zunge und große Schmerzen verursacht, was leicht vermieden werden kann, wenn die Eisenteile vor dem Gebrauch in warmes Wasser getaucht oder mit einem warmen Lappen gerieben werden. Die Hufeisen müssen öfters geschärft werden Sämtliche Stalltiere sind zur Winterszeit gegen Kälte und Zugluft zu schützen. Die Luft im Stalle darf nicht schlecht sein. Krippen und Gefäß sind sauber zu halten. Soll das Vieh gut gedeihen, gebe man reichlich Unterttreu und wechsle diese öfters. Für die Zughunde nehme man eine trockene, warme Decke und, je nach der Witterung, eine geeignete Unter lage mit. Der Kettenhund soll in gutgedecktem Häus chen vor Kälte und Regen geschützt werden. Sein Lager sei stets reinlich, durch Stroh und Decken warm gehalten. Den Eingang schließe man mit einem Vorhang gegen Zug luft und Regen ab. Man lasse den Hund täglich einige Stunden frei sich bewegen. Den Vögeln spende man täglich frisches Futter und trachte danach, daß der Futter- Platz vor Katzen und gegen Witterungseinflüsse geschützt ist. Futtertische mit stark vorragendem Dache sind emp fehlenswert.
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