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D»< Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« BeKanUtmachMige» der Amtshauptmamischast Meitze«, de» Amtsgericht» n»d Stadtrat» zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°ft'd°ün'^'-un^ -— »ehmcn i» jeder Dril Se. ritt«-»-». I» »-ll- h»h-r-r <d-w«Ii, «ttk, oder sonstwer «ctriedrttdrun,ex desteh, »ein Anspruch aus ^ejerun, ^Settn», oder «in--»« >-« »-«»S »preise». — «üchs-ndu», ei»,cs<mdter Schrisiitiche ,rs»l,t nur, n>e»u Pott» °eilie,t. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8geipalteneRaumzeile20Goldpfenuig, die 4gt,paltLKcZeUe der amtlichenBekvnMrnalHungen 40Gow- pfeimig, die 3gefpü!te«e «ek!amezeile im textlichen Teile 100 Goldpfcnnig. Rachweisungrgel ühr 20 Eoldpfenntg. Bor. oelcdriedene Erfcheinunas^ .. — —— — tage und Platzvorfchriftea werde-nach Mo,iichuei, Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. ß ,a-°hm- di. oorm.lvUdr —. -1 d — u Fitt di« N.chNodcit »n durcd Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir Kerne Garantie. Jeder Aabotranfpruch rrltlcht, wenn der Betrag drrrch Klage eingezogen werden M»k »der der Austra ggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle DcrmittlungssteUen entgegen- Nr. 282. — 85 Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" WtlSdkUff- Dresden Postscheck Dresden 2640 Freitag, dkN 3 Dezember 1S26 »MM»! m II «»I I! > Krupp in Nöten. Einen Reichskreüii ->on 30 Millionen Mark hatte die Firma Krupp beantragt, um ihr berühmtes Gußstahlweri Essen in Betrieb halten halten zu können, um nicht gezwun gen zu werden, die dort beschäftigten rund ZO 000 Arbeiter teilweise oder ganz zu entlassen, also das Werk stillzulegen. Das Ersuchen der Firma ist aber bei der Reichsregierung nicht auf Gegenliebe gestoßen, sondern man har es aus grundsätzlichen Erwägungen heraus abgelehnt, den ge wünschten Kredit herzugeben. Die Stadt Essen soll einspringen, um durch Zuschüsse die Weiterführung des Be triebes zu ermöglichen. Die Firma Krupp — sie bedeutet ein großes, geniales Kapitel in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Es klang wie Kanonengebrüll in diesem Namen, im Namen des „Kanonenkönigs", des Verfertigers der Panzerplatten und der riesenhaftesten Geschütze. Und doch beschäftigte Krupp vor dem Kriege nur den zwanzigsten Teil seines Riesenbetriebes mit der Herstellung von Kriegsmaterial, obwohl er nicht etwa nur an Deutschland lieferte. War doch der alte Alfred Krupp vor allem bekanntgeworden durch die Ausstellung seines riesigen 5000 Kilogramm schweren Edelstahlblocks auf der Pariser Weltausstellung. Die Nachkriegszeit schlug nun dieser Firma, deren Ruf über die ganze Welt hin gedrungen war, tiefe Wun den. Auf sie vor allem stützen sich die Kontrollkommis sionen und ließen ihren Zerstörungsabsichten hemmungslos die Zügel schießen. Immer und immer wieder kamen neue Kommissionen mit neuen Forderungen. Auf rund 100 Mil lionen Goldmark beziffert die Firma die Verluste, die sie dadurch erlitten hat. Der Ruhreinbruch der Franzosen legte das Werk für ein halbes Jahr ganz still und noch im vergangenen Jahr erfolgten weitere Zerstörungen auf englisches Verlangen. War doch Krupp die einzige Firma in Europa, die imstande war, nahtlose Kessel für Jndustrie- -wecke in allergrößtem Maßstab Herzustetten, nur die eng lische Firma Armstrong vermochte hierin zu konkur rieren. Dabei hatte sich die Firma Krupp gründlich auf Friedensproduktion umgestellt, sah sie sich doch belauert Von tausend Augen. Aber in der Firma Krupp wollte die Entente mehr zerschmettern als bloß eine, wenn auch große deutsche Fabrik oder einen gefährlichen Wettbewerb. Ein Zeichen früherer deutscher Macht galt es zu zerstören — und das gelang schließlich auch. Während des Krieges beschäftigte das Gußstahlwerk, also der Kern der Firma, nicht weniger als 130 000 Arbeiter; jetzt sind es kaum noch 20 000. Einen großen Teil des Besitzes von Kohlen gruben, Hüttenwerken, Werften und Maschinenfabriken, die stille, zähe Arbeit dem Hauptwerk angegliedert hatte oder die ganz neu aufgebaut wurden, hat man abstoßen sie mit starken Verlusten arbeiteten. Hatte dw" Sorgfalt darüber gewacht, daß Al m ^uz verschwindenden —? Ew Besitz der Familie Krupp blieben, so bat mau schon langst durch Ausgabe neuer Aktien die Unterstützung der Börse und der Banken suchen müssen. Die Kapitals zusammenlegung bei Aufstellung der Goldbilanz ergab, daß von den 150 Millionen der Vorkriegszeit in den Jahren nach dem Zusammenbruch rund zwei Drittel durch die Inflation aufgezehrt wurden, daß der ganze Betrieb ungeheuer an Wert verlor, weil das Geld fehlte, ihn modern umzugestalten. Schwer belastet ist die Firma aber außerdem durch die Kosten des gewaltigen sozialpolitischen Unterstützungswerkes, das sie seit vielen Jahrzehnten auf- und ausbaute; sie beziffert allein die Pensionssummen, die sie an ihre früheren Arbeiter und Angestellten zahlte, auf 10 Millionen. Um ihres Namens willen ist sie nicht in den Rheinmontantrust eingetreten, ein Entschluß, der aber wohl jetzt an der Härte der Widerstände scheitern - übrigens auch verständlicher Entschluß, weil bei einem Aufgehen in den Trust große Teile der Erzeugung tM ^nteresie weitgehender Betriebszusammenlegung auf gegeben werden müßten. Und das wollte man nicht. Höften wir, daß die Firma doch noch einen Weg findet, nicht bloß den Betrieb, sondern auch den Namen Krupp dem deutschen Wirtschaftsleben zu erhalten. Sie Rückgabe -es deutschen Eigentums. Besprechungen im Weißen Hause. „Associated Preß" meldet aus Washington: In eine, Konferenz im Weißen Hause empfahl Senator Borah den Präsidenten Coolidge die sofortige Rückgabe dec deutschen Eigentums. Nach seinem Besuch in Weißen Hause erklärte Borah: Wenn das fremde Eigen tum nicht ohne Einschränkung zuruckgegeben wird, so wir! die Regierung der Vereinigten Staaten das Odium an sich nehinen müssen, Privateigentums» lonfis zieren und den Grundsatz, aus dem erne Regierung be ruht, zu verletzen. , , Einer Funkmeldung aus Washington zufolge stellt! bei einem Besuch im Weißen Hause der Sprecher des Ne Präsentantcnhauses, Longworth, eine schnelle Er ledigung der Vorlage über die Rückgabe des beschlag nahmten deutschen Eigentums in Amerika in Aussicht Aach seinen Äußerungen sieht er die Möglichkeit vorlicgcn baß die Frage Weih nachtenbereitserledigt ist Km Pswes Ergebnis der Pmisw ZeOMiW Vie frage aer Ubberiilmg ürr IWstsiÄonttMoninWon. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 3. Dezember. Die Ankunft des englischen Außen ministers Chamberlain und Zaleski verlegt den Schwerpunkt der internationalen Politik für zwei Tage nach Paris. Es steht fest, daß Briand mit Chamberlain und Zaleski besonders verhandeln wird. Ein Programm für diese Unterhaltungen ist nicht aufge stellt, aber es liegt auf der Hand, daß sic den Auftakt zu der Kon ferenz in Genf bilden und sich auf die Hauptprobleme beziehen, die dort zur Diskussion stehen. Auch die letzten Ereignisse in China werden in der Aussprache der Staatsmänner berührt wer den. Dir Hoffnung, die bis in die letzten Tage hinein in Pariser deutschen Kreisen bestand, daß es doch noch gelingen werde, bis zur Dezrmbertagung in Genf die Frage der Abberufung der Militär- kontrolllommission zu regeln, hat sich nun endgültig zerschlagen. Dagegen glaubt man, daß sich in den noch ausstehenden vier Togen ein Ueberblick gewinnen lassen werde, wie weit man noch von der endgültigen Regelung entfernt sei. Also kein positives Ergebnis der Pariser Verhandlungen, aber immerhin eine Basis, auf der sich in Genf die Diskussion der Staatsmänner fort setzen ließe. Viel beachtet wird in französischen Kreisen das Halb dunkel, das von Berlin aus über die Genfer Reiseabsichten Strese manns gebreitet wird. Man vermutet, daß die Reichsregierung endgültige Beschlüsse über die Vertretung Deutschlands im Völker bund erst dann fassen wird, wenn auch eine Entscheidung von seilen Mussolinis über seine Teilnahme an den Besprechungen zu Vieren vorliegt. Sie deutsche Delegatton für die Ratstagung Tschitscherin bei Stresemann. Die deutsche Delegation für die Genfer Ratstagunj wlrd am Freitag mit Dr. Stresemann an der Spitze Bcr lin verlassen. Der Delegation gehören unter dem Reichs außenminister an: Staatssekretär von Schubert, Ministc rialdirektor Gaus, Legationsrat von Bülow, Gesandt schastsrat Dr. Boltze und als Vertreter der Reichspresse' stelle Legationsrat Dr. von Twardowski. Die Reise er folgt im fahrplanmäßigen D-Zuge, an den zwei Sonder wagen angehängt werden. Zu Ehren des in Berlin anwesenden Volkskommis sars für auswärtige Angelegenheiten, Tschitscherin, Hai bei Dr. Stresemann ein Frühstück stattgefunden, an dem auch Reichskanzler Dr. Marx teilgenommen hat. Voraus gegangen ist eine längere Unterhaltung zwischen dem Relchsaußenminister und dem russischen Volkskommissar, rn der die zwischen Deutschland und Rußland schweben den Fragen behandelt worden sind. In Paris fand ein« Vorbesprechung zwischen Briand und Chamber- la i n statt, die der kommenden Ratstagung galt. Auch der polnische Außenminister Zaleski wird in Paris zu einer Vorbesprechung erwartet. Die Meldungen der Pariser Blätter über den Umfang des bereits erreichten Einver ständnisses zwischen Chamberlain und Briand wider- sprechen einander. Es hat den Anschein, daß jetzt in Paris oder gar erst in Genf die gemeinsame Formel ge funden werden soll für die Verhandlungen mit Deutsch land. Sie Revision der Rhemlandordonnanzen. Bevorstehende Verhandlungen. Die Vorberatungen über die von der Nheinlandkom- mission zugesagte Revision der Rhemlandordonnanzen sind nunmehr beendet. In den nächsten Tagen werden dir offiziellen Verhandlungen zwischen dem Reichskommissa» und der Rheinlandkommission beginnen. In unterrichteten deutschen Kreisen ist man der An sicht, daß der von der Rheinlandkommission aufgestellt« erste Entwurf den berechtigten Erwartungen Deutschlands keineswegs Rechnung trägt. In dem neue« Entwurf sind alle die Bestimmungen der Rheinlandkom mission enthalten, deren Beseitigung oder Milderung im Interesse der Bevölkerung des besetzten rheinischen Ge- bietes deutscherseits immer wieder verlangt worden ist wobei nur äußerlich eine Zusammenziehuug der bis herigen mehr als 30V Ordonnanzen in ungefähr 8 erfolg» ist. Es mutz betont werden, datz nach dem neuen Entwurs sich die Nheinlaiidkommission auch weiterhin das Aus- Weisungsrecht, das Recht der Beschränkung der Presse- und Vereinsfreiheit, das Bestätigungsrecht für dis im besetzten Gebiet wirkenden deutschen Beamten sowis die Gerichtsbarkeit der alliierten Militärgerichte vorbehäft Man wird deutscherseits bei den bevorstehenden Ven Handlungen sehr deutlich unterstreichen müssen, daß auck die Rheinlandkommission sich au die von den alliierte« Regierungen verfolgten Bestrebungen, zu einer durch dn Etappen Locarno und Thoiry eingeleiteten Verständiguns zu gelangen, richten sollte, und daß man vor allem in Interesse der Bevölkerung des besetzten rheinischen Gs bietes die Auswirkungen dieses Verständigungswilleni bei der Neuordnung der Rheinlandordonnanzen fordert müsse. Die Zusammenkunft S resemanu—Musso lini am Lago maggiore Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Rom, 2. Dezember. Wie der Vertreter der Telegraphen- Union erfährt, wird in italienischen politischen Kreisen aus das Be stimmteste damit gerechnet, datz anlätzlich der Genfer Tagung eine Zusammenkunft zwischen dem deutschen Außenminister Dr. Strese- mcnn und dem italienischen Ministerpräsidenten Mussolini an einem, italienischen See, wahrscheinlich am Lago maggiore erfolgen wird. Die Vorbesprechungen über diese Unterredung sollen be reits insoweit zur Klärung geführt haben, als die Zusammenkunft an sich festgesetzt ist, noch nicht aber die näheren Einzelheiten der Besprechung. Wie weiter mitgeteilt wird, ist damit zu rechnen, datz bei dieser Zufcmmenkunft der deutsch-italienische Schiedsge- richtsverlrag soweit gefördert ist, datz auch seine Unterzeichnung ersclgen kann. Bandervelde wünscht Teilnahme an den Vorbesprechungen Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Brüssel, 2. Dezember. Vandervelde wird Samstag nach Genf odreisen. Auf der Durchreise soll in Paris eine Vorbe sprechung mit Briand stattfinden. Vandervelde wünscht an der Zuf.mmenkunst zwischen Chamberlain—Stresemann und Briand > ttilzunehmen. Eine polnische Protestnote. Nachspiel zu den oberschlesischen Wahlen Der polnische Gesandte in Berlin hat eine Note über reicht, die einen Protest der polnischen Regierung gegeri die Erklärung enthält, die am 23. November dieses Jahres in der Angelegenheit der letzten Gemeinderats wahlen auf dem Gebiete der schlesischen Woiwodschaft im Namen der Regierungsparteien im Deutschen Reichs tag vom Abgeordneten Emminger abgegeben worden ist. Die Note stellt fest, datz diese Deklaration von feiten der genannten Parteien eine Kritik der Wahlen sowie des Vorgehens der polnischen Behörden gegenüber Bür gern der Polnischen Republik enthält. Weiterhin stellt die Note fest, datz diese Erklärung sich mit dein Verhält nis der polnischen Regierung zu der deutschen Minderheit in Polen befasst und datz sie eine Wendung enthält, worin die genannten Parteien gegenüber den Wählern, die süt die deutsche Liste gestimmt haben, ihren Dank aussprechen. Die Note weist'darauf hin, datz diese Kundgebung in An wesenheit der Vertreter der Neichsregicrung stattgcfunden hat. Sie betrachtet sie als Einmischung in die inne ren Angelegenheiten eines fremden Staates, was den Internationalen Gepflogenheiten zuwiderläuft und in der öffentlichen Meinung beider Länder unerwünschte Wir ¬ kungen Hervorrufen muß, vie geetgner sinv, ven gegen seitigen Beziehungen Abbruch zu tun. Der Protest der polnischen Regierung ist, so wird von deutscher Seite erklärt, insofern nicht ganz ver ständlich, als es sich um eine Erklärung politischer Parteien handelt, auf deren Form und Inhalt die Re gierung keinen Einfluß hat. Den Parteien als solchen wird man nach der materiellen Seite hin das Recht nicht bestreiten können, zu dem Ergebnis einer Wahl in einem ehemals deutschen Gebietsteil Stellung zu nehinen, das vie Verbundenheitdieses Gebietes milder deutschen Kulturgemeinschaft zum Ausdruck bringt, und in diesen! Sinne die Sicherung der Erhaltung dieser Gemeinschaft zu fordern. * Die letzten Betriebsratswahlen im oberschlesischen Bergbaurevier hatten bereits einen starkenRückgang ver polnischen Stimmen gebracht. Bei den vor einigen Tagen abgehältenen Betriebsratswahlen auf der Hohenzollern-Grube verlor die Polnische Berufsvereini gung nicht weniger als vier Mandate, die sämtlich der Deutsche Äergarbeiterverband gewann. Die Mandate ver teilen sich jetzt wie folgt: Deutscher Äergarbeiterverband 11 Sitze, Polnische Berufsvereinigung 4 Sitze (gegenüber ö Sitzen), Christliche Gewerkschaften 2 Sitze.