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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gespaUcne Raumzette 20 Gvldpfennig, die 4gtjpaltencZette der amtlichen Bekunnkmacyunßen 40Gold- pfennig, die 3 gespaltene Redlamezette im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rachweisungsgekühr 20 Goldpfennig. Bor- ceschriebrne Erscheinung». tage und Plagvorschrifte» werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b derücksichtigt. Anzeige«, annahme dir vorm. 10Uhr ———— — —> - > — Für die Richtigkeit Ker durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch «-lischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeberin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. t.-nch «Lch». s Uhr sür de» «e»> T-,. »e,«v«pielr: Sei Abholung in - Mono., bei Znfte»..« horch hi. Boten s.s» Md., bei Postdes.rNun, -Vf','. P°1>.7Vn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Pdi-bm-dundü,^---«^ nehmen zu feder t Be. ^«Ue höherer Gewalt, ^ieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung ^rr ZettnNg oder Küt^uvg des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wen« Porto oeiliegt. dE« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forftreutamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr 287. — 85. Jahrgang Telegr-Adr .Amtsblatt Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Donnerstag, den 9 Dezember 1826 Französisch-italienische Reibungen. . In der Französischen Kammer erklärte der Kriegsminister Painlevö, die Truppenansamm lungen an der italienischen Grenze seien nicht — gegen China bestimmt. Zwischen den beiden lateinischen Schwestern Frank reich und Italien hat sich allmählich ein Verhältnis entwickelt, das man nicht mehr gerade als ein schwester liches bezeichnen kann. Schon wieder sind aus der italie nischen Grenzstation Ventimiglia Überfälle von Faschisten auf die dort übernachtenden französischen Eisen bahnbeamten erfolgt; zwar sollte angeblich nur eins Leibesvisitation stattfinden, also nach Waffen geforscht werden, aber die Franzosen haben sich offenbar zur Wehr gesetzt und Mißhandlungen durch die Faschisten waren die Folge. Neben derartigen häufig vorkommenden Zwischen fällen wird die zwischen Frankreich und Italien bestehende Spannung aber durch nichts besser beleuchtet als durch die Erklärung, die der französische Kriegsminister soeben in der Deputiertenkammer auf die Frage eines Abgeord neten hin abgegeben hat, was an den.Gerüchten über die französischen Truppenansammlungen an der italienischen Grenze Wahres sei. Diese Gerüchte durchschwirren Frank reich und die benachbarten Länder schon seit Tagen; man glaubte nicht an ihre Nichtigkeit, bis ganz genaue Nach richten über die auffallende Maßnahme in die Öffentlichkeit drangen, die französischerseits übrigens schließlich auch zugegeben werden mußte. Nun erklärte der Kriegsminister, Frankreich habe nicht die Absicht, in Marseille Truppen zusammenzuziehcn, um mit ihnen in die chinesischen Wirren einzugreifen. Grund für die Umgruppierung sei lediglich die Tatsache, daß aus Marokko ganze Truppen teile zurückgekommen seien und daher gewisse Garnisonen in Südsranlreich ihre Standorte gewechselt haben. Noch einmal sagte der Kriegsminister, daß Frankreich i n China nicht eingreifen werde, daß daher weder die öffentliche Meinung Frankreichs noch die des Aus landes in diesen Umgruppierungen den Anlaß zu irgend welcher Beunruhigung sehen dürfe. Sprach's — und ehe sich die Kammer von ihrer Ver blüffung erholt hatte, schloß der Präsident die Sitzung. Es würde dem Minister, der im ausdrücklichen Auftrag Poincarös diese Erklärung abgegeben hat, Wohl recht schwerfallen, nachzuweisen, wer denn von französischen Absichten in China überhaupt gesprochen hat und w o denn deswegen Beunruhigung entstanden sei. In Italien jedenfalls wird man das eine genau beachten, daß die Tatsache der Umgruppierung von der französischen Negierung nicht mehr abzuleugnen ist. Und man wird ^Ateren in Italien diese ganze Erklärung des franzopschen Kricgsministers säst als Hohn auffasscn. - kein Treppenwitz der Weltgeschichte, daß Frank reich im Südosten gegen Italien Truppen zusammenzieht, dort also, wo Italiens Verrat an dem deutschen Bundes genossen den Abtransport der französischen Truppen gleich in den Anfangswochen des Weltkrieges ermöglichte, Truppen, die in der Marneschlacht mit die Entscheidung herbeiführen halfen. Nichts kennzeichnet aber besser als diese Gegenüber stellung, wieweit sich die beiden Schwestern schon ent zweit haben. Noch sind die Zwischenfälle, die sich un mittelbar nach dem Attentat auf Mussolini abgespielt haben, in Frankreich nicht vergessen worden; noch hat es ; Briand abgelehnt, die Unterredung mit Mussolini f herbeizuführen, von der so viel gesprochen wurde, und der Lenker der italienischen Politik hat es auch vermieden, nach Gens zu gehen, wie es seine englischen, fran zösischen, deutschen und belgischen Kollegen taten. Solange aber der innen- und außenpolitische Ansdehnungsdrang des italienischen Faschismus besteht, solange der über hitzte Chauvinismus nicht einer etwas nüchterneren Beur teilung weicht, wird Mussolinis Regiment immer und immer wieder Zusammenstöße herbeiführen, Spannun gen Hervorrufen, die für Europa geradezu eine Gefahr sind. Die innenpolitische Krise. Weitere Besprechungen beim Reichskanzler. Die Aussprache über die parlamentarische Lage, die plötzlich durch die von den Sozialdemokraten erfolgte Aufkündigung der sogenannten „stillen Koalition" eine Verschärfung erhalten hat, ist zwischen den Sozialdemo kraten und dem Reichskanzler fortgesetzt worden. Reichs kanzler Dr. Marx erklärte den sozialdemokratischen Ver tretern, den Abgeordneten Müller und Wels, bei der neuerlichen Unterredung, daß die von ihnen beanstandete Jnsterburger Rede, die die Veranlassung zu dem Vor stoß der Sozialdemokraten bildete, nicht als eine pro grammatische Erklärung der Deutschen Volkspartei an- öusehen sei. Die sozialdemokratischen Unterhändler haben den Reichskanzler um eine völlige Klärung der innenpolitischen Absichten der gegenwär tigen Regierung gebeten und um genaue Auskunft darüber ersucht. was das Neickskabinett künktia unter Zuriltenbelprechungen in Senk ilm die Kontrolle des Völkerbundes Schwierige K o m p r o m i ß v e r a t n n g e n. Die Beratungen des Völkerbundrates, der sich mit der bulgarischen Flüchtlingsfürsorge beschäftigte und die Frage der Übernahme der Kosten für den Völkerbund kommissar in Danzig einer Kommission überwies, nehmen natürlich bei weitem nick» das Interesse der Öffentlichkeit so in Anspruch wie die Konferenzen der Außenminister oder der Dslegatioasmitglicdcr untereinander. Während der letzten Stunden sind in Genf die Besprechungen der juristischen Sachverständigen in den Vordergrund getreten, die sich um ein Kompromiß in der Frage des Jnvestigationsprotokolls bemühen. Es verlautet, daß sich die Kompromistversuche in der Richtung bewegen, an den Jnvestigationsplänen des Völkerbundes aus den Jahren 1924/25 einen Anhang zu machen, in welchem den deutschen Bedenken gegen diesen Kontrollplan Rechnung getragen wird. Und zwar handelt es sich bei diesen deutschen Einwendungen gegen den Jnvestigationsplan darum, daß erstens keine dauernde oder periodisch wiederkehrende Kontrolle unternommen, zweitens keine Kontrollorgane in den entmilitarisierten Zonen unterhalten und daß drittens keine übertriebenen Befugnisse der Jnvestigationskommissiou des Völker bundes eingeräumt werden dürfen. Briand vertritt den Standpunkt, daß die vorzeitige Zurückziehung der Besatzungstruppen in Locarno nicht vereinbart oder auch nur in sichere Aussicht gestellt wor den ist, daß die Besprechungen darüber vielmehr erst im September in Genf und in Thoiry begonnen haben und daß Deutschland an Stelle der durch die Besatzung ge währleisteten Sicherheit in irgendeiner anderen Form Frankreich dasjenige Maß von Sicherheit er setzen müsse, das über den Locarnopakt hinaus in der militärischen Besetzung des Rheinlandes gemäß dem Friedensvertrag für Frankreich gegeben sei. „Eine rheinische Enienie". In diesem Sinne soll sich, wie das „Petit Journal" zu melden weiß, auch Briand Dr. Stresemann gegenüber auf die Frage nach der Räumung der Rheinlande ge äußert haben. Briand führte hierbei nach dem Blatte aus: Die Räumung d»r Rheinlands ist eine sehr ernste Frage, die im Augenblick nicht zur Erörterung steht. Die Sicherheit Frankreichs wird durch die Besetzung garan tiert. Wenn die deutsche Regierung fordert, daß die Be satzungstruppen schon vor der im Versailler Vertrag fest gesetzten Frist zurückgezogen werden, so ist das ein Recht Deutschlands, das im Friedensvertrag sestgelegt, aber an die Bedingung geknüpft ist, daß Deutschland dafür entsprechende Garantien bietet, sei es für die Sicherheit Frankreichs, sei es für die Reparationszahlungen. Nachdem der Dawes-Plan in Kraft ist, ist cs die Frage der Sicherheit, die Frankreich besonders inter essiert. Deutschland möge also Vorschläge machen. Das Blatt beschäftigt sich dann weiter mit dem Plan einer besonderen Militär! ontrolle für die ent- dem Begriff der „stillen Koalition" verstehen wolle. Der Reichskanzler wurde ferner gefragt, ob er eine Ver ständigung mit den Sozialdemokraten über die hart um strittene Ärbeitszeitfrage zu suchen geneigt sei. Reichs kanzler Dr. Marx hat auf diese Frage keinebindende Erklärung äbgeben können, da er vorher mit seinen Ministerkollegen und den Führern der Regierungspar teien sich ins Einvernehmen setzen will. Auch Dr. Scholz ist vom Reichskanzler empfangen worden, wobei er seine Erklärung wiederholte, daß es sich bei seiner Inste.- burger Reds um den Ausoruck sei"-" n-rsönlichen Auf fassung gehandelt habe. Im übrigen ist dcr Abgeordnete Dr. Scholz nochmals gelegentlich einer Veranstaltung der Wirtschaftlichen Ver einigung der Deutschen Volk Partei in Königsberg auf seine Ausführungen in Inster -ng zu sprechen gekommen. Er führte dabei aus, daß das je üge Kabinett als neutrale Regierung der Mitte sachliche 'k zu treiben und sich die Mehrheit zu suchen habe, wo es sie findet. Eine Trübung Hütten die Verhältnisse erfahren durch die Hinneigung des Zentrums und der Demokraten zur Großen Koalition und durch das Verhalten der Deutsch- nationalen, dis die Regierung der Mitte durch Ausnutzung aller parlamentarischen Mittel stürzen wollten. Nach seiner Ansicht sei das Verhalten der Deutschnntionaleni falsch. Sie müßten sich in einer Reihe von Fragen be wußt neben die Regierung stellen, um zu zeigen, daß man auch mit ihnen regieren könne, so, wie sic es bei dem Gesetz gegen Schmutz und Schund getan haben. Sollte das Regieren von Fall zu Fall nicht mehr möglich sein, so sei objektiv mit beiden Seiten verbandeln. Dr. Scholr Wiederholte, er habe in Insterburg mir Zweifel geäußert, ob dis Verhandlungen mit der SvLialdLmokratie mit militarisierte Nyeinlandzone, einer Kon trolle, die, wie er sagt, Deutschland nicht aufgezwungcn werden, sondern die es freiwillig übernehmen und die durch die fünf Signatarmächte des Vertrages von Lo carno einschließlich Deutschlands garantiert werden solle. Er schreibt: Dieser Plan ist die logische und direkte Folge der Abkommen von Locarno. Der Gedanke Briands, der wagemutig und realistisch zu gleicher Zeit ist, basiert darauf, aus den Grundsätzen der Abkommen neue Möglichkeiten für die Abrüstung zu schaffen. Die Besprechungen von Thoiry sind nur eine vorsichtige Vor bereitung für eine weitgehende Politik gewesen, die dar auf abzielt, die Verständigung der früheren Alliierten durch neue Abkommen lokaler Art zu ersetzen. Deutsch land ist aufgefordert, an ihnen teilzunehmen. Es wird so eine weitgehende rheinische Entente ge schaffen. Der Gedanke eröffnet weite Perspektiven. Eine weitere Meldung zu dieser Frage liegt vom Genfer Berichterstatter des „Daily Telegraph" vor, der zu melden weiß: Es ist Briand gleichgültig, an welchem Datum die Interalliierte Militärkontrollkommission ab- iöerufen wird, vorausgesetzt, daß eine Völkerbundkom mission bereit ist, die Fragen weiter zu behandeln, die jene Unerledigt läßt. Ebenso scheint Briand dem Datum der Räumung des Rheinlandes keine große Wichtigkeit bei- zumessen, wenn eine besondere Kommission die Kontrolle des Nheinlandes übernehmen kann. Der entscheidende Faktor ist jetzt, ob Dr. Stresemann von der Neichs- regierung ermächtigt werden wird, einer Abmachung, wie sie von Briand am Montag vorgeschlagen wurde, zuzu- Mmmen. * Jie Frage der Muilmg in Genf noch nicht angeschnitten. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 8. Dezember. In auffallender Uebereinstimmung melden die Genfer Berichterstatter der Pariser Presse, daß in den Verhandlungen hinter den Kulissen in Eens bisher die Frcgr der Räumung der besetzten Gebiete noch nicht angeschnitten wor den sei. * Die Weltwirtschaftskonferenz auf den 4 Mai 1927 nach Genf einberufen. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Genf, 8. Dezember. Der Völkerbundsrat hat heute nach mittag auf Grund eines Berichtes des Generalsekretärs des Völ kerbundes über die bisherigen Erfahrungen bei den internationalen Konferenzen ans Vorschlag Chamberlains beschloßen, die Welt wirtschaftskonferenz zum 4. Mai 1927 nach Genf einzuberufen. Zum Präsidenten der Konferenz wurde der frühere belgische Fi nanzminister Theunis ernannt. Erfolg zu einer dauerhaften Negierung führen könnten. Er habe gesagt, daß bei objektiver Beurteilung die Par teien der Mitte sich mit größerer Aussicht auf dieDauer mit den D e u t s ch n a t i o n a l e n verständigen, können, während die Fragen der Arbeitszeit und ders Reichswehr nie mit den Sozialdemokraten gelöst werden können. Diese Dinge habe er ausgesprochen mit dein vollen Bewußtsein seiner Verantwor tung. s Die Nationalliberale Korrespondenz, die als offi ziöses Sprachrohr der Deutschen Volkspartei gilt, betont, daß seitens der Deutschen Volkspartei bei allen maß gebenden Verhandlungen, insbesondere dem Reichs kanzler gegenüber, darauf hingewiesen worden sei, daß sie eine feste Bindung einzugehen nicht bereit sei, und daß sich die Parteien bei allen zu lösenden Auf gaben das Recht Vorbehalten müßten, nach Lage des einzelnen Falles zu prüfen, ob sie ein vorliegendes Gesetz mit der Rechten oder der Linken zu verabschieden im stande sind. Pensionäre -es Oeuischen Reiches. Aus eiuer Denkschrift. Das Finanzministerium hat auf Ersuchen des Reichs tages eine Denkschrift ausgearbeitet, in der die Belastung des Reichshaushalts durch die Pensionen an Minister, Staatssekretäre, hohe Beamte, Generäle, Admiräle und andere hohe Offiziere dargestellt wird. Aus dieser Denk- l-Nii» reaibt silb. daß das Reich zurzeit 23 Millionen