Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 27.11.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192611272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19261127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19261127
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-11
- Tag 1926-11-27
-
Monat
1926-11
-
Jahr
1926
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 27.11.1926
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Europa sich diese Tatsachen vergegenwärtige, so werde es, meinte der Botschafter, in der Schuldenfrage eine andere Haltung einnehmen. Der Botschafter wandte sich gegen den Gedanken, als sei der Krieg die Ursache der wirtschaftlichen Blüte ge wesen. „Der Krieg," sagte er, „bereichert kein Volk, sondern verarmt es." Die Regierung der Ver einigten Staaten allein habe 50 Milliarden Dollar der- loren, für die Amerika jedoch weder Reparationen noch Gebietserweiterungen gefordert habe. Die wirtschaftliche Blüte Amerikas sei u. a. wesentlich auf die Tatsache zurückzuführen, daß die Amerikaner mit Einschluß der wohlhabenden Kreise angestrengter arbeiteten als irgendein anderes Volk sonst, mit Ausnahme der Chinesen und der Hindus. Ebenso fördere die ausge zeichnete Organisation der Industrie das wirtschaftliche Gedeihen. i Rus unserer Dermal - Wilsdruff, am 27. November 1926. E V. l7^) !! Mondaufgang (3") Monduntergg. N. ( 2- N.s . .,28- N o v e m b e r. der Franzosen bei Kaiserslautern — 1870 Die Loirearmee von den Deutschen bei Beaune la Rolande geschlagen. ^29. N o v e m b e r. 1802 der Dichter Wilhelm Haufs geb. — 1839 der Dichter Ludwig Anzengruber geb. — 1841 Der Novellist Timm Kroger geb. Merkblatt für den 28. und 29. November. Sonnenaufgang 7^' Sonnenuntergang 3°^ Die beginnende Adventzeit. Advent ist abgeleitet vom lateinischen ackventus — die Ankunft, nämlich dü Ankunft Christi, und soll auf den Geburtstag del Heilandes vorbereiten. Als dereinst, im 6. Jahrhundert die Adventzeit eingeführt wurde, mag zu deren Einfüh rung bei den Kirchenoberen die Absicht beigetragen haben das Weihnachtsfest zu erhöhen, es der großen Masse de; Christen näherzubringen. Die Christen sollten vor den Weihnachtsfest schon einige Wochen haben, in denen st sich innerlich auf das hohe Fest vorbereiten konnten. Si ist die ganze Adventzeit zu einem Zeitabschnitt geworden der bereits eine Vorfreude schafft auf die fröhlichen Tage die uns Weihnachten in jedem Jahre bringt. Besonder! die Kinderwelt lebt in diesen Wochen voll Hoffnung uni Erwartung. Zeigen sich doch immer von neuem Merl male, daß nun der Weihmachtsmann schon seine Vorbe reitungen trifft. In den Städten marschieren bald di Weihnachtsbäume in langen Reihen auf, schon werde; die Tage gezählt, an denen Knecht Ruprecht kommen muß Die Adventzeit ist auch die Zeit der Märchen. Mit große Andacht, mit glänzenden Augen und auch oft mit eh wenig Bangigkeit im Herzen hören die Kleinen Zu, wi Großmutter, Mutter oder Tanten allerlei bunte Marche; über den Weihnachtsmann und anderes erzählen. Aue im Hause gehen geheimnisvolle Dinge vor sich. Seit de; allerletzten Tagen ist der Schlüssel zu der Kammer ab gezogen und niemand von den Kindern kann diese; Naum mehr betreten. So trägt die Adventzeit mit Rech ihren Namen als die Zeit der Vorbereitung und der Er Wartung auf das Weihnachtsfest. Das Wetter der Woche. Während die Woche in Oberbayern und in Österreich durch Föhnkatastrophen ein geleitet wurde, die besonders in der Gegend des Kockel- und Walchensees und bei Reichenhall arge Verwüstungen anrichteten, stand das übrige Deutschland zunächst im Zeichen der ungewöhnlich milden Witterung. Die atlan tischen Tiefdruckwirbel batten eine so starke Zukubr warmer Lüftmassen gebracht, daß selbst die Nächte noch ziemlich milde blieben. Im allgemeinen lagen die Tagesdurch- schnittstempcraturen in der ersten Hälfte der Woche immer noch 5—6 Grade über den Normalwerten. Da die Nächte uieist eine Abnahme der Bewölkung brachten, gingen all mählich die Temperaturen stärker zurück. Am Donnerstag lag über weiten Teilen Deutschlands, besonders aber über der Elbmündung, dichter Nebel. Eine vom Mittelmeer über Jugoslawien und Ungarn nordwärts vordringende flache Depression brachte bereits am Donnerstag Schlesien stärkere Niederschläge, die am Freitag bis nach Mittel- und Norddeutschland Übergriffen. Da augenblicklich noch eine starke Wirbeltätigkeit auf dem Ozean vorhanden ist, dürfte sich das Gebiet hohen Luftdrucks in Nordosteuropa nur langsam durchsetzen. In den nächsten Tagen müssen wir jedenfalls noch mit einer Fortdauer des trüben unfreund lichen Wetters rechnen. Helft den Notleidenden! Wir alle wissen, daß die Not unse rer Zeit immer größer wind und immer größere Kreise in ihren Bereich zieht. Und wir wißen auch alle, daß die Mittel und Woge, der Not zu begegnen, immer weniger und immer schwieri ger werden. Es ist darum eine ernste Pflicht für alle, die es noch können, mitzuhelfen, die wachsende Not und das wachsende Elend zu lindern. Aeußere und persönliche Opfer müßen in viel stärkerem Maße als bisher gebracht werden, damit wir den For derungen, die an uns gestellt werden, genügen. Wir müßen helfen! Der Winter steht vor der Tür und mit ihm viel erhöhte Sorge um das: „Womit werden wir uns kleiden?" Wer darum „zwei Röcke hat, gebe dem einen, der keinen hat". Bringet also doch alle entbehrlichen Kleidungsstücke, wie Mäntel, Anzüge, warme Winterkleider ud Schuhe in die Annahmestelle des Fecht vereins (Friseur Magnus Weise) oder zum Wohlfahrtsamt ;m Berwaltungsgebäude. Denkt aber auch daran, daß die Hachen in einem solchen Zustand sein müßen, daß man sie den Not leidenden anbieten kann. Heimatschutzvorträge. Diesen Dienstag den 30. November abends 4L8 Uhr findet im Hotel „Weißer Adler" der Lieder- rchend des Kammersängers Hans Rüdiger-Dresden statt. Herr Rüdiger wird viele fröhliche Weifen zu Gehör bringen. Näheres siehe heutiges Inserat. Das fünfte Städtische Sinfonie-Konzert, ausgeführt von der Städtischen Orchefterschule, findet kommenden Mittwoch abend punkt 8 Uhr im ,Döwen" statt. Es enthält Werke von Grieg, Meyerbeer, Berlioz, Eulenburg und Haydn. Der Eintrittspreis beträgt nur 50 Pfg., so daß auch den Minderbemittelten der Be such möglich ist. Hoffentlich findet Herr Musikdirektor Philipp durch ein volles Haus Anerkennung und Dank für seine Mühe Auf der Suche nach dem Brandstifter. Am vergangenen Dienstag brannte, wie wir kurz gemeldet hatten, in Weitzschen die dem Gutsbesitzer Lehmann gehörige große Getreidefeime mit 100 Schock Weizengarben nieder. In der dritten und vierten Nach mittagsstunde ist ein Unbekannter beobachtet worden, der vermut lich als Täter anzufprechen ist. Er ist 20 bis 22 Jahre alt ge wesen, bekleidet war er mit schwarzen Halbschühen, grauen Wadenstrümpfen, braunem Jackett und grauem Hut. Das in seinem Besitze befindliche Rad hat anfallend nach unten gebogene Lenkstange gehabt. Das Gestell war nach der Lenkstange zu grün gestrichen und grau abgesetzt. Man vermutet in dem Unbekannten den Verbrecher, der auch die letzten Brände in unserer Stadt auf dem Gewissen hat. Sachdienliche Mitteilungen werden an die Gendarmerie erbeten. Aerztlicher Sonntagsdienst (nur dringende Fälle) Sonntag den 20. November: Dr. Bretschneider-Wilsdruff und Dr. Woll burg-Seeligstadt. Das Ergebnis der Zeppelin-Eckener-Spende im Freistaat Sachsen beträgt rund 320 000 Mark und hat damit einen Be trag erreicht, durch den Sachsen im Deutschen Reiche an erster Stelle steht. Die sächsische Bevölkerung wird hiervon mit Be friedigung Kenntnis nehmen, insbesondere alle, die helfend am Werke mitgearbeitet haben. Ein großes Verdienst um die Samm lung hat der Dresdner Arbeitsausschuß mit Stadtrat a. D. Mir kamst du es doch sagen! Von Meta Hohenfels. Die Kunst, schweigen zu können, ist vielleicht die schwerste, aber freilich auch eine der feinsten aller Künste. „Wes dasHerz voll ist, des geht der Mund über," sagt das Sprichwort, es sagt aber auch „Reden ist Silber, Schweigen Ist Gold". Den Frauen redet man nach, daß sie die Kunst des Schweigens nicht recht verständen und noch weniger die der Verschwiegenheit. Damit hat man gar nicht so unrecht. Schnell geht die Zunge der Frau mit ihr durch. Im Guten wie im Bösen ist sie rasch mit Worten zur Hand. Der Mann ist bedachtsamer. Er überlegt: Kann auch nicht irgend etwas entstehen, was dir Unannehmlichkeiten bringt? Ist es nicht gescheiter, den Mund zu halten, nicht vielleicht auch vorteilhafter? Flinkes Frauenwort hat schon viel Unheil angerichtet. Flinkes Frauenwort, das gerechte Empörung gebar, hat aber auch schon ebensooft in verwirrte und dunkle Lagen Klärung und Befreiung gebracht, hat Roheit und Gemeinheit verstummen gemacht. Bedachtsamreit, die immer wägt und überlegt: kannst du dir nicht etwa selber etwas einbrocken, wenn du sprichst, hat dagegen ebensooft und noch öfter Roheit, Gemeinheit und Niedertracht erst emporwuchern und böse Früchte tragen lassen. Reden und Schweigen gehören, am rechten Ort und zur rechten Zeit gebraucht, wirklich zu den feinsten aller Lebenskünste. Aber eigentlich wollte ich heute nicht gerade von dieser Seite der Sache reden, sondern von einer andern. Wie schon bemerkt, sagt man den Frauen auch nach, daß sie nicht verschwiegen wären und Verschwiegenheit auch nicht zu achten wüßten. Nun, man sagt den armen Frauen ja vieles nach, was nicht stimmt, man kann natürlich auch diesen Vorwurf nicht verallgemeinern. Es gibt sehr viele Frauen, die den Wert der Verschwiegenheit in seiner vollen Bedeutung zu schätzen wissen. Es gibt aber auch Frauen, die anders sind. Die schöne Kriemhild aus der Nibelungen sage dachte über das Geheimnis ihres Mannes nach. Sie überlegte: Er verschweigt mir etwas. Wie kommt er dazu? Ich bin doch seine Frau, mir kann er es doch sagen. Um sonst, daß der Held aus Niederland, dessen Wort etwas gilt, seiner Eheliebsten versichert: Kind, das ist eine Sache, die dich gar nicht berührt, ich habe auch Stillschweigen, gelobt. Frau Kriemhild schmollt und weint. Frau Kriem hild bleibt dabei: Mir kannst du es doch sagen. Nun, er hat es ihr denn ja auch gesagt. Unendliches Unglück sproßte daraus, daß sie das Geheimnis nicht verschweigen konnte. Mir kannst du es doch sagen, ich bin doch deine Frau! Hand aufs Herz, das hat jede Frau auch schon mal gesagt, wenn der teure Herr Gemahl ihr irgend etwas zu ver schweigen schien. Und wenn er es doch nicht sagte und vernünftigerweise schweigsamer blieb als Herr Siegfried, dann war sie Wohl gekränkt und beleidigt und grub sich hinein in Mißtrauen und in Zweifel und grollte und schmollte und gab nicht eher Ruh', als bis er endlich vielleicht auch zu redeu begann, um selber Ruhe S« haben. Und hat sie dann selber wirklich Verschwiegenheit ge wahrt« Gegen jeden? Oder hat sie nicht doch ein Wortlem fallen lassen? Vielleicht der Mutter gegenüber, der ein Kind ja bekanntlich auch „alles sagen kann", oder bei der allerbesten Freundin? Hat sie nicht eine ganz kleine An deutung gemacht? Ich wette, so manche hat es getan.. Verschwiegenheit ist wirklich eine Tugend, mit der das schöne Geschlecht nicht so recht auf Du und Du kommen will. Man weiß etwas und man möchte darüber reden. Nicht um zu „klatschen", nein, ,bewahre, nur, weil es so interessant ist, daß man zeigen kann, was man weiß. Weil es sich so nett darüber plaudert. „Und es bleibt ja unter uns, nicht wahr?" setzt man hinzu, „du sagst es nicht weiter? Ich spreche hier ganz im Vertrauen?" Wieviel Unheil, wieviel Familienzerwürfnisse sind nicht schon aus solchem vertraulichen Geplauder entstanden. Die Frauen suchen heute in allem dem männlichen Geschlecht nachzu- »isern, sie sollten es auch hier tun. Es gibt natürlich auch sehr geschwätzige Männer. Im großen Ganzen ist der Mann aber doch verschwiegener als die Frau und hat auch mehr Respekt vor der Verschwiegenheit anderer. Er sucht sich nicht in Geheimnisse zu drängen. Er wahrt zu Ver schweigendes auch seiner Gattin gegenüber. Ich glaube, der Mann, der verlangt, daß seine Frau ihn auch über die Angelegenheiten ihrer Freundinnen unterrichtet, dürfte sehr selten sein. Es heißt ja nun allerdings, Eheleute sollen keine Ge heimnisse voreinander haben, es ist aber doch zu unter scheiden zwischen Heimlichkeit und Hinterhältigkeit in Dingen, die die Ehe, das Haus und Mann und Frau selber betreffen, und zwischen Angelegenheiten Fremder, die dem Mann oder der Frau ganz persönlich und nur in strengstem Vertrauen mitgeteilt wurden. Mann und Frau sollen doch vor allen Dingen Vertrauen zueinander haben. Eine Frau, die ihren Mann kennt, ein Mann, der seiner Frau sicher ist, kommen nicht mit der törichten Redensart: „Aber mir kannst du es doch sagen." Jeder hat Achtung vor der Verschwiegenheit des andern. Gegenseitiges Ver trauen ist für faches Verhältnis natürlich die erste Grund lage. Jeder muß von der Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit des andern überzeugt sein. Kann er das nicht, muß er zlauben, daß nicht Verschwiegenheit, sondern Heimlichkeit sorliegt, daß Untreue und Unlauterkeit dunkle Wege gehen, sann hat er natürlich das Recht, Klarheit und offene Rede nit aller Energie zu fordern. Aber auch hier heißt es, die Ärenzen zu erkennen. Ahlhelm an der Spitze, der von Anfang an mit unerschütterlicher Energie die Arbeiten durchführte und auch im sächsischen Landes ausschuß ein großes Maß von organisatorischer Arbeit geleistet hat. 7. Sächsische Landwirtschaftliche Woche in Dresden. Wie wir von der Pressestelle der Landwirtschaftskammer erfahren, findet vom 24. bis 28. Januar 1927 in Dresden die 7. Land wirtschaftliche Woche statt. Das Interesse für diese Woche ist auch diesmal außerordentlich stark. Der Landwirtschaftskammer ist es inzwischen gelungen, mit einer Reihe von namhaften Vertretern der Wissenschaft zu Fachvorträgen für diese Woche in Verbindung zu treten. Bisher haben von ihnen Wgesagt: Universitätsprofessop Dr. Auhagen (Berlin), der über Deutschlands gegenwärtige Wirtschaftslage sprechen wird, ftniverfitätsprofessor Dr. Craemer (Gießen) mit einem Vortrag „Die geistigen Leistungen der Tiere" (mit Lichtbildern), ferner Iohannes Görbung (Rellmgen) von der Forschungsanstalt für Bodenkunde und Pflanzenernährung (Kalk- -üngungsfragen) und Gutsbesitzer Nägel (Crumbach in Hessen) über Steigerung der Erträge durch Dünnsaat. Daneben werden selbstverständlich auch bei dieser Woche maßgebende Hochschul lehrer und Fachleute aus unserer engeren Heimat fachwisienschaft- liche Vorträge halten. Warnung an auswandelnde Mädchen. Wie die Reichs stelle für das Auswanderungswesen mitteilt, hat der Verein für Freundinnen junger Mädchen in Heidelberg angezeigt, daß junge Mädchen im Hause der in Amsterdam, Stadthouterskade 156, wohnhaften Frau Ploeger großen sittlichen Gefahren ausgesetzt sind. Da die Genannte jetzt wieder zwei deutsche Mädchen sucht, muß vor Vermittlung deutscher Mädchen an dieses Haus dringend gewarnt werden. Es empfiehlt sich überhaupt, Angebote für Hausangestellte, Kindergärtnerinnen und Erzieherinnen nach Holland der Landesberatungsstelle für Auswanderer der der Kreis hauptmannschaft Dresden zunächst zur Prüfung vorzulegen. Die Lutheraner in Amerika. Zehn lutherische Kirchen in St. Joseph, County, Michigan, veranstalten gemeinsam eine Aus stellung, die weiteren Kreisen die Lebensäußerungen des Luther tums in der Welt vor Augen führen sollte. Unter dem statistischen Material dieser Ausstellung findet sich folgende Angabe: „Die lutherische Kirche zählt 81 Millionen Glieder. Sie ist die größte protestantische Kirche der Welt." Bilanz der Uebert ritte. Der Konfessionsaustausch zwischen der evangelischen und katholischen Kirche weist seit einer Reihe von Jahren einen evangelischen lleberschuß auf. Die Gründe dieser merkwürdigen Entwicklung wird man vor allem in der verschärften Mischehenpraxis der katholischen Kirche zu suchen haben. Besonders stark sind feit Jahren die Uebertritte in dem zu 70 Prozent katholischen Bayern. D. Schneider betont, daß statistisch gesagt, die Neigung der Katholiken, evangelisch zu wer den, etwas mehr als dreimal so stark ist, als die Neigung der Evangelischen katholisch zu werden. Winters Einzug im Erzgebirge. Seit Donnerstag abend gegen 6 Uhr wütet im Erzgebirge ein gewaltiger Schneesturm. Bis 400 Meter herab ist alles in eine weiße Schneedecke gehüllt, die durchschnittlich eine Höhe von 20 Zentimeter aufweist. An vielen Stellen sind Schneewehen von Metertiefe entstanden. Der Verkehr stockt allenthalben. Fast alle Eisenbahnzüge treffen mit großen Verspätungen an ihremBestimmungsorte ein. Kraftwagen, die vom Schneesturm überrascht wurden, sind teilweise stecken ge blieben. Das Schneetreiben hält an. Die Vorstellungen im großen Zirkus Barum im Dresdner Sarrasanigebäude finden in den nächsten Tagen ihren Ävschlutz. Für die Schlußvorstellungen ist das Programm wieder mit neuen interessanten Vorführungen versehen worden. Am Sonntag veranstaltet die Direktion noch einmal Mei Vorstellungen und zwar um 3 und um 8 Uhr. Auch nachmittags gelangt das voll ständige Programm restlos zur Durchführung. Nachmittags zah len Kinder halbe Preise. Die sehr interessante Tierschau ist täglich Vormittags von 10—12 Uhr geöffnet. In Verbindung da mit sind die Reit- und Dressurprvben, die dem Zirkusfreund einen „Blick hinter die Kulissen" gewähren. Eintrittspreis für Probe und Tierschau nur 50 Pfg-, für Kinder 26 Pfg. 2um keiebsrentnertsa Dresden, 26. November. Der Deutsche Rentnerbund er läßt anläßlich des Neichsrentnertages am 1. Dezember folgen den Aufruf: Zwei Jahre sind bereits vergangen, seit wir nach ben jam mervollen Jahren der Inflation wieder eine feste Währung haben — zwei lange Jahre warten die Rentner vergebens auf eine gereckte Ausgleichung ihres durch die Inflation völlig zer- schalgenen Vermögens. Viele find in dieser Zeit physisch und seelisch gebrochen — heimgegangen. Nicht wenige haben einen freiwilligen Tod einem bitteren, schuldlos zerbrochenem Leben vorgezogen. Manche werden denen folgen, wenn man ihnen nicht bald ihre bescheidensten Lebensbedingungen erfüllt. Kleinrentner" sind die besten Kreise des deutschen Mittel standes, deren ehemaliges Einkommen sich durchschnittlich zwischen 1500—10 000 Mark bewegte. Sie alle sind existenz- und mittel los geworden! Auf der anderen Seite haben aus den Gewinnen der In flation unendlich viele ihre Existenz aufgebaut und befestigt. Mancher wäre erledigt, wenn er nicht mit den Kapitalien der Rentner sein Hausgrundstück, sein Geschäft hätte erhalten und aushauen können! Sollte das nicht doch zu denken geben? Sollte sich im Gewissen derer nicht endlich doch eine Dankespflicht geltend machen? Wir wissen, daß die Oeffentlichkeit die Not der Rentner nicht kennen will. Sie glaubt zum großen Teil, daß durch die „Fürsorge" alles entgolten sei und ahnt nicht, daß gerade die all gemeine Fürsorge das Drückendste ist, was man den Rentnern nach dem Verlust des Vermögens bieten konnte. Die Oeffent lichkeit ahnt aber weiter nicht, daß die allgemeine Fürsorge (Ar menunterstützung) nur nach Ueberwindung größter Schwierig keiten gezahlt wird und selbst dann nur, wenn sich die Rentner schriftlich oerpflichten, die niedrigen, weit unter dem Existenz minimum liegenden Summen aus ihrem Nachlaß zurückzuzahlen. Viele Rentner erhalten überhaupt nichts, sondern werden auf Gnade oder Ungnade der Unterhaltspflicht von Kindern und Verwandten überantwortet, die Höfsnung, durch die Aufwertung wenigstens so viel zu erhalten, um wieder als freier Bürger im freien Staate leben zu können, ist zum größten Teil zerschlagen. Unendlich viele Rentner wetden von der Aufwertung über haupt nicht betroffen. Sie sind die beklagenswertesten und hilfs bedürftigsten Opfer der Inflation! Dazu find sie durch die allge meine Fürsorge sozial völlig erniedrigt! Diese Behandlung der Rentner ist eines Kulturvolkes un würdig! Wer da noch nicht begreift, denke an das Sprichwort: Was du nicht willst, das man dir tut, das füg' auch keinem andern zu! Darum lernt endlich den Notschrei der Rentner ver stehen, unterstützt sie in ikrem Kampfe um ein Reichsrentnerver sorgungsgesetz, denn nur ein solches wird sie aus ihrer trostlosen und unwürdigen Lage befreien.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)