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Uuk, Dolobxrikk und 8tsinbsil (Vorveittsrunxsxsbilds), Kätsoldakts In- sodrikt (tjuarx^anx^ in dunklem Kalkstein), Kadslbüokseben («in xe- wulstotsr Kissel) Jahrtausende mußten vergehen, bis die so häufig vorkommenden Ver- steinerungen von Pflanzen oder Tieren als Ueberreste früherer Organismen erkannt wurden. Daß solche Funde die Menschen schon seit alters zum Nachdenken über ihre Herkunft anregten, beweist die Fülle der Versuche, diese eigenartigen Gebilde zu erklären. Der Gedanke an eine allgemeine „Weltflut" — die Sintflut der Bibel — war allen alten Kulturen gemeinsam. Deshalb lag die Erklärung nahe genug, sich das Vorkommen versteinerter Lebewesen, die man in Höhen sand, die über dem Wasserspiegel des Meeres lagen, als von der Flut zurückgelassen zu denken. Aber auch noch eine andere Auffassung war den alten Völkern geläufig, die sich alles durch die Einwirkung der Gestirne entstanden dachten: noch dem griechischen Philosophen Aristoteles galten sie ja als Götter und schöpferische Mächte. Man hielt darum den Einfluß der Planeten und anderer Sterne für fähig, solche Gebilde überall, also auch im Innern der Erde, hervorzurufen, wo man diese Versteinerungen fand. Das Mittelalter aber zehrte in seinen An schauungen über die Natur von den Ueberlieferungen des Altertums, die ihm allerdings in verdorbenen Formen zukamen und verband sie mit religiösen Gedankengängen. Man glaubte, der Weltenschöpser habe sich zuerst am toten Stoss versucht, ehe er die Lebewesen ins Dasein rief. Eine „wissenschaftlichere" Art der Entstehungsgeschichte versteinerter Organismen behauptet dagegen, daß eine vom Meer wehende Samen luft den Anstoß zur Bildung solcher Formen gäbe, wenn nicht der Ein- „dlansokottenknopk" und „8obraubsnstein", avesi aus^suütterts Oips- tinson, darüber eins „ versteinerte dlusvksl", «in 8tüokoben 8traklsnkalk sM A MA Mit Abbildungen von dv.DhAövgns^ Stuttgart Bild links: fluß der Gestirne oder die So 8vbUdkrötsundKap1kuoben (8op- tario und 6eods) er zu sammeln pflegte, ganz eigen- wie er die Aus- in einst feuer- etwa Basalt — Lösungen von ihm zur — Mandel, füllung der Blasen flüssigem Gestein — durch eingedrungene Dinge verdan ken dem Zufall ihren Ursprung als wahr« Spiele der Natur. Kalkspat, Quarz und anderen Stoffen nennt. Durch Verwitterung sind über haupt außerordentliche Dinge zu stande gekommen! So machen Ab- Pflanzen verliehen: diese Kräfte seien sogar imstande, Sonne, Mond und Sterne, ja hier und da sogar Buchstaben und menschliche Gestalten heroorzurusen. Man hielt nämlich auch ausgegrabene Scherben und Töpfe, die Reste längst versunkener Menschenwerke, für Natur gebilde. Diese Ansicht wurde nicht nur von mittelalterlichen Gelehrten vertreten und weitergebildet, sie erhielt sich bis in das siebzehnte Jahrhundert. Unter den der Zeit weit vorausgeeilten Männern erkannte indes schon Leonardo da Vinci, der 1519 hochbetagt starb, die wahren Zusammenhänge, aber seine Gedanken waren für die nächsten Generationen so gut wie nicht vorhanden. Kurz nach seinem Tode erschien ein großes Werk, das, mit unglaublichem Gelehrtenfleiß zufammengetragen, alle Stellen aus alten Schriftstellern enthielt, die dafür zeugten, daß die versteinerten Funde von Pflanzen und Tieren durch den Einfluß der Ge stirne entstanden seien. Noch 1679 wur den „selbstgewachsene Töpfe in der Erde" in Kupfer gestochen. Bei so tief eingewurzeltem Vorurteil ist es nicht zu verwundern, daß der Leib arzt des Fürstbischofs zu Würzburg, Johann Bartholomäus Adam Beringer, bei seiner Vorliebe für die Versteinerungs kunde ein Opfer loser Streiche wurde, denn damals ging die Leichtgläubigkeit in solchen Dingen langsam zu Ende. Homunkulus, „das in dsr Retorte Kunstlied erzeugt.« dlensoblsrn", der Draum mittsl- altorliober Orüblsr, — eins gowinnsüobtig:« KälsobunA würde wohl ein Mann des Volkes, der sich den Blick fürs Originelle noch bewahrt, die eigenartige Bildung der Ab bildung des versteinerten Napfkuchens und einen Schildkrötenpanzer er kennen als die Ueberreste eines schlemmerhaften Mahles vor der Sint flut? Es ist kaum auszudenken, was anno 1700 darüber gefabelt worden wäre! Der Erdkundige unserer Tage erkennt jedoch in dem mit Recht be liebten Suppentier nur einen linsen- oder brotförmigen Kalkeinschluß im Ton, dessen Netzwerk von meist wieder ausgefüllten Trocknungsrissen stammt. Der „Kuchen" aber wird Beringer fand in den Steinbrüchen, wo artige Gebilde, plump geformte Pflanzen, Schmetterlinge, fliegende Käfer, aber auch Dinge die Kometen Sonne, Mond und Sternen glichen. Der darüber begeisterte Gelehrte schrieb mit ungeheurem Aufwand von Scharfsinn in seiner „Enbo8capbm XVncekursensis" vom Jahre 1726 über diese „Werke der Natur", ließ sie in Kupfer stechen und abdrucken. Als er aber zuletzt gar noch seinen eigenen Namen „versteinert" auffand, mußte er wohl oder übel ein sehen, daß es Studenten waren, die ihn zum Narren hatten, wie man längst vorher schon munkelte. Mit großen Opfern suchte Beringer die verkauften Bände zurückzuerwerben, um sie zu vernichten, doch eine Neuausgabe, die 1767 unter anderem Titel austauchte, und die in Würzburg, Bamberg, München, Stuttgart und anderen Orten aufbewahrten „Beringerschen Liigensteine" ver ewigten sein Mißgeschick. Trotz allem fehlte es auch später nicht an Gelehrten, die in den Fossilien „Naturspiele" erblickten. Sie stützten sich daraus, daß sich in der Welt genug seltsame Dinge fänden, ganz dazu geschaffen, die Einbildungs kräfte anzuregen. Nicht wenige dieser Funde waren immer noch merkwürdig genug, um die so zäh festgehaltenc Theorie von den Naturspielen zu stützen. Im Achat fanden sich Bänderungen, die dem Grundriß einer Festung glichen: Risse und Berschiebungsklüfte des sogenannten Bildermarmors erschienen als malerische Felslandschaft oder wie Trümmer einer Stadt. Ja, in wunder süchtigen Zeiten stellte man solchen Ruinenmarmor in phantastischer Ergänzung dar, etwa als Stadt mit Türmen und Bastionen. 'Aber noch viel seltsamere plastisch wir kende, in die Tiefe dringende „Kraft des Lebens" solches schon allein vermöge. Nur darin war man sich über ein Jahrtausend einig, daß besondere schöpferische Kräfte in der Erde mit der lebendigen Natur wetteifern möchten und ihren steinernen Gebilden wenigstens die Forni von Tieren und Vogelnest, darob Karlsbad«! 8prudel inkrustiert Hild reodts: Avesi LsrinAorsobo Tügsnstsins Klorsntinsr Lildsr- oder Kuinsnmarmor bilüungen den Eindruck eines Dolches oder eines Beiles, das so mancher Mensch der Steinzeit gern gehabt hätte. Verwitterung ist überhaupt der wunderbare Meißel, mit dem die gütige Natur so manchen Scherz sich leistet. Stücke aber, die den Zeitgenossen Beringers höchst wunder bar und geheimnisvoll erschienen wären, sind ebenfalls nur Spiele der Natur. Die rätselhafte Inschrift, in der man bei gutem Willen das Wort Initium (gleich Anfang) vermuten könnte, ist ein Heller Quarzgang in dunklem Kalkstein: das an ein feingedrechseltes Büchschen erinnernde Gebilde ein hübsch gewulsteter Kiesel. Versteinerungen lassen sich übrigens auch der Natur ablisten. So ist das Vogelnest mit seinen Eiern durchaus kein Trugbild. Es ist ein wirkliches Nest, das man in das Becken des Karlsbader Sprudels versenkte, der es verhältnismäßig rasch mit dem Absatz seiner heißen Quellen, dem durch Eisen rot gefärbten Kalksinter überzog. Heute macht man solche Experimente nicht mehr, um Gelehrte damit zu täuschen oder die einst so beliebten „Kunst- und Raritätenkammern" damit zu füllen, doch vor Jahrhunderten waren solche Betrügereien nicht selten. Findige Köpfe machten sich die Sucht der Sammler, seltene, auserlesene Sachen zu besitzen, oft genug zunutze, stellten solck)e Dinge künstlich her, um sie dann teuer zu verkaufen. Das kleine „Zwergen skelett" ist beispielsweise durch die überaus geschickte Verbindung eines Riesenfroschkörpers mit dem Köpfchen einer kleinen Affenart entstanden. Die Gelehrten des Mittelalters glaubten nämlich, daß es möglich fein müsse, auf alchimistischem Wege lebendige Wesen zu erschaffen: den Homunkulus, das kleine Menschlein in der Retorte darzustellen, war der Traum einiger Generationen grübelnder Männer. Die Geschichte der Fälschung solcher Homunkulusskelette ist dun:.!. Ihr Auftauchen und die Tatsache, daß solche Zeugen in Raritätenkammern ausbewahrt wurden, ließ jedoch manchen Mann der Wissenschaft nicht ruhen, solche Wesen auf chemischem Wege, durch künstliche „Urzeugung", ins Dasein zu rufen, wie ja auch Goethe diesen Zug einer vergangenen Zeit in seiner Faust dichtung darstellte. 8obrvammsrlinx, I-övkindl, Lrtrsokoek« und seltsamer 6s»teins- sinsodluü. (I-öükindl; pilrkormibes VgrcvitterunASAsdild«; darob Karls bader 8prudel inkrustiert« drtisoboeko; 8ept»ris, brotkörmiAvr ble- stsinssinsobluü init aus^eküllten 8ebrumpkung^iissen)