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Bou der Staatsanwaltschaft ist die Untersuchung über )ie Ursache des Unglücks ausgenommen worden. Ein Schüler als erfolgreicher Detektiv. Ein Post- wkretär in Barmen unterschlug regelmäßig Geld, in-^ dem er von dem vorgezählten Betrag Geldstücke unbe merkt auf die Erde fallen ließ und dann vom Publikum Nachzahlung verlangte. Ein elfjähriger Schüler betätigte sich als Detektiv, stellte durch mehrfache Versuche den Trick -es Beamten fest und veranlaßte seine Verhaftung. Selbstmord eines Neichswehrsoldaten. Durch einen Kopfschuß hat ein Kanonier der Artillerieabteilung in Itzehoe seinem Leben ein Ende gemacht. Der Grund zu dieser Tat ist eine Disziplinarstrafe. Ban einer Seilschwebebahn im Nicsengebirge. Auf ver böhmischen Seite des Riesengebirges wird mit Unter stützung des tschechoslowakischen Eisenbahnministeriums 'ine Seilschwebebahn von Johannisbad auf den Schwar zenberg gebaut. Auch auf deutscher Seite wird eine ähnliche Verbindung mit dem Kamm des Riesengebirges vorbereitet. Wegelagerer im Automobil. Seit einer Woche wird die Gegend bei der oberschlesischcn Ortschaft Malapane in der Nähe von Oppeln durch Wegelagerer im Automobil beunruhigt, die nachts die Chausseen abfahren, Fußgänger oder Radfahrer anhalten und ihnen Geld abverlangen. Die Wegelagerer konnten noch nicht gefaßt werden, obwohl die Bevölkerung nachts besondere Wachen ausstellte. Pariser Geldschrankknacker sprengten den Geld schrank einer Bank mit Dynamit und raubten 200 000 Frank. Bei ihrer „Arbeit" rauchten sie zahlreiche Ziga retten und zündeten sie merkwürdigerweise mit Dollar- scheinen an, die man in großer Zahl halb verkohlt am Tat ort land. Schändung eines Gefallenendenkmals in Frankreich. Auf dem Friedhof von Levallois wurde nachts das Ge fallenendenkmal beschädigt und die Figur eines Schmiedes zertrümmert. Vor kurzem hatte die Entente den ehe maligen Frontkämpfervereinigungen einen heftigen Pro test gegen die Aufstellung des Denkmals wegen fernes angeblichen antifranzösischen und antimilitaristischen Charakters übermittelt. Zugzusammenstost im Nebel. In London stießen zwischen Barking und Gale-Street zwei Londoner Vor- ortzüge in dichtem Nebel zusammen. Glücklicherweise fuhren die beiden Züge wegen des Nebels nur sehr lang sam. Beide Züge waren stark besetzt. Über sechzig Per sonen erlitten leichtere Verletzungen. Die Mehrzahl trug Schnittwunden durch Glassplitter davon. Sturm im Golf von Genna. Sturm und schwere See haben die toskanische und die ligurische Küste heimgesucht. Gewaltige Überschwemmungen haben einen großen Teil der Ernte vernichtet und die Stadtbewohner zur Flucht gezwungen. Hilfszüge mit Lebensmitteln usw. sind in die heimgesuchten Distrikte abgegangen. Mehrere Fischer boote sind gesunken und die Besatzungen ertrunken. Zahl reiche Ortschaften melden Überschwemmungen der Straßen und Keller. Ernsthafter Schaden wird aus Genna ge meldet, wo die hochgehende See das Einlaufen der See schiffe verhindert. Bunte Tageschronik Brüssel. Der Lebensmittclindex für Belgien verzeichnet eine Erhöhung von 25 Punkten und steht zurzeit auf 730 Frank. London. Das Kabel durch den Pazifischen Ozcan ist dem öffentlichen Verkehr übergeben worden. Der König richtete an die Generalgouverneure von Kanada, Australien und Neuseeland eine Botschaft, in der er aus die Bedeutung dieses neuen wichtigen Verkehrsmittels hinweist. Venedig. Auf der Insel Murano stürzte aus noch unbe kannten Gründen ein Schuppen aus Eisenbeton ein, wobei fünf Arbeiter getötet, sieben schwer und sieben leicht ver letzt wurden. Aus dem Genchtssaal. Ein salomonisches Urteil. Das Landgericht III in Berlin yat in der Sache Sljewinsky und Wegner, die in der Nacht auf den 25. April v. I. den Wächter Buchholtz erschossen haben, ein salomonisches Urteil gefällt. Da es nicht mit Sicherheit festzustellen war, wer von den Angeklagten den tödlichen Schuß abgefeuert hatte, so wurden beide auf Grund des 8 214 desi Strafgesetzbuches zu je zwölf üabren Kuchtbaus ver ¬ urteilt. Das Gericht hat nur 12 Jahre als angemessene Strafe erkannt. Zu diesen 12 Jahren kamen aber für jeden der An geklagten noch eine Zuchthausstrafe von sechs Jahren wegen dreier schwerer Rückfallsdiebstähle und drei Monate Gefängnis wegen unbefugten Waffenbesitzes hinzu. Alle diese Strafen wurden zu einer Zuchthausstrafe von je 14 Jahren zusammen gezogen. Die Klage gegen das Haus Doorn. In der Klagesach« ver Sprachheilkuudigen Käthe Müller in Dresden gegen das Haus Doorn erging seitens des Landgerichtes Dresden ein längerer Beweisbeschluß aus Vernehmung des Prinzen Ferdinand in Osnabrück, der Majorseheleute Böhm in Dres- den und des Sanitätsrats Dr. Mann in Dresden. Prinz Ferdinand soll zunächst um schriftliche Auskunft ersucht wer- den. Die Eheleute Böhm werden am 10. Dezember vor dem beauftragten Richter im Landgericht vernommen. Außerdem hat Dr. med. Hänel eine Anzahl Eide zu leisten. Der Termin zur Fortsetzung der mündlichen Verhandlung und zur Leistung der Eide wird später bestimmt werden. Beleidigung Hindenburgs. Vor dem Kölner Schöffen gericht hatte sich der Redakteur Stahl der Sozialistischen Repu blik, des Kölner kommunistischen Organs, wegen Beleidigung des Reichspräsidenten zu verantworten. Die Beleidigung er blickte das Gericht in dem Abdruck des Gedichtes „Achtung, Hunde!" Nach längerer Beratung verurteilte das Gericht den Angeklagten zu der hohen Gefängnisstrafe von sieben Monaten. Zuchthaus für einen Eisenbahnattentäter. Am 12. Sep tember dieses Jahres wurde aus dem Bahnhof Königsthal bei Johannisburg in Ostpreußen durch Auflegen eines Hemm schuhes auf das Hauptgleis ein Anschlag gegen einen Eisen bahnzug verübt. Als Täter wurde seinerzeit der polnische Untertan Alex Gutowski festgenommen. Jetzt ist Gutowski wegen Gefährdung eines Eisenbahntransports in Lyck zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Spiel und Gpo^. Tas deutsche Turn- und Sportabzeichen ist bisher m der bronzenen Ausführung rund 48 000 mal, in Silber 3000 mal, in Gold 1050 mal verliehen worden. Die Zahl der Frauenabzeichen beträgt über 4100. Das Neichs- jugendabzeichen ist nach eineinvierteljährigem Bestehen 6000 mal verliehen worden. In, internationalen Schachturnier in Berlin steht nach Erledigung der Hängepartien vor der sechsten Runde Bogoljubow, da er seine Hängepartien gegen List und Spielmann gewann, mit 316 Punkten an zweiter Stelle hinter Rubinstein mit 4 Punkten und vor Grünfeld und List mit je 3 Punkten. Die Verkürzung der Hockeyspielzeit um zehn auf 70 Minuten (zweimal 35 Minuten mit 10 Minuten Pause) tritt bereits am 1. Dezember d. Js. im Deutschen Hockey- bund in Kraft. Einen Rekordversuch im 500-Meter-Freistilschwim men will der mehrfache Rekordinhaber Herbert Heinrich (Poseidon-Leipzig) beiden verbandsoffenen Schwimm wettkämpfen am Sonntag in Halle unternehmen. Die Mitteldeutschen Meisterschaften 1927 des V. M. B. V. werden im Waldlauf am 10. April, in der Herren leichtathletik am 2. und 3. Juli, in den Hsrrenstaffelmeister- schafteu 4X400 Meter und 4X1500 Meter fowie in der Frauenleichtathletik am 9. und 10. Juli, im Zehnkampf am 3. und 4. September entschieden. Die Münchener Berufsboxkämpse am 28. November bringen die Kämpfe: Haymann—Jeff de Paus (Belgien), Herse—Linhuber (München), Noack—Nefzger (München), Harry Stein—Pöllath (München). Der Catalinakanal durchschwommen. Dem deut schen Kanalbezwinger Ernst Vier kotier, der dem nächst nach Amerika reisen und als erster Mensch den etwa 36 Kilometer breiten Catalinakanal zwischen Los Angeles und San Catalina durchschwimmen wollte, ist der Newyorker Schwimmer Walter G. Taber zuvor gekommen, der den Meeresarm in 13 Stunden 27 Minuten durchschwamm. Vermischtes. 50 Jahre Berliner Rohrpost. Am 1. Dezember I87k erhielt die aufstrebende Reichshauptstadt nach dem Vor. bilde anderer Großstädte, wie London, Paris und Wren die sogenannte Stadtrohrpost. Allerding wich man da bei von dem Londoner Vorbild insofern ab. als mar »La, la." „Was hast Du übrigens mit dem Automobil gemacht?" „Erlaube, lieber Bruder, es war mein Automobil." „Jawohl, vielleicht das letzte, was Du noch übrig hattest." „Von meinem Erbe, meinst Du?" „Von Deinem Erbe, ja. Während ich durch vernünftige Geschäfte und Arbeit meinen Anteil des Vermögens verdoppelt habe hast Du wohl bald alles verschwendet?" „Jetzt möchte ich Dich daran erinnern, daß es Zeit ist," sagte der andere -ernst. „Du hast das Automobil also verlaust?" „Vielleicht." „Oder verschenkt an diese diese —" Er hielt plötzlich inne, als sein Blick auf das Gesicht des Bruders siel, und zuckte zusammen. Trotz der Torheit des Jüngeren hielt der Konsul doch außerordentlich viel von seinem Bruder. „Wie siehst Du denn aus?" fuhr der Konsul fort. „Du hast schwarze Schatten unter den Augen und Fieberröte auf der Stirn. Arbeitest Du viel?" „Es läßt sich halten," antwortete Karl, froh, daß das Un wetter vorübergezogen war, „aber ich bin so glücklich, denn ich bin so verliebt." Der Konsul warf seinem Bruder abermals einen forschenden Blick zu und murmelte: „Glücklich! Hm. Du siehst aber aus, als ob Du in einer Welt von Gram lebtest." Karls Gesicht verzog sich. „-Ich bin natürlich nicht so reich wie Du," sagte er. „Komm, laß uns gehen," rief der Bruder. Die beiden Brüder bestiegen den Wagen. Es war ein schöner, Heller Sommerabend, und viele Menschen waren unterwegs. Der elegante Wagen, die prächtigen Pserde und das blitzende Geschirr erregten Aussehen. Karl, der es um jeden Preis vermeiden wollte, daß das Gespräch eine unangenehme Wendung nahm, fragte: „Du hast mir noch nichts von Deinem dänischen Freund erzählt, Einar. Wie heißt er?" „Stiegel. Er ist ein prächtiger Bursche. Riesig tüchtiger Geschäftsmann. Wir haben kürzlich ein glänzendes Geschäft zu sammen gemacht. Und darum aibtst Du das Esten?" „Ja." '^Was war es für ein Geschäft?" „Kafsee." „Aha! Und wie groß war Dein Gewinnanteil?" „Mehrere Tausend. Den Gewinn meines dänischen Freundes werde ich ihm morgen auszahlen. Er kommt um 11 Uhr zu mir." „Dann hast Du das Geld wohl liegen?" fragte Karl gleich gültig. Alles, was das Geschäft betraf, langweilte ihn außer- mit „Wieviel ist es?" „25 000 Mark." Karl fuhr von dem Sitz in die Höhe. Er wandte sich zu seinem Bruder und fragte erregt: „Was sagst Du? Fünsundzwanzigtausenb?" „Ja", antwortete der Bruder etwas erstaunt. Findest Du die Summe so gewaltig?" Marum hat sie Dich denn so aus der Fassung gebracht?" „Die Summe die Zahl erinnerte mich an etwas. Aber das verstehst Du nicht, Linar. Es ist auch gleich gültig Laß uns von etwas anderem reden." Der Konsul firierte seinen Bruder scharf. Eine merkwürdige Unruhe bemächtigt?sich seiner. Was war mit seinem Bruder los? Er sah blaß und unglücklich aus. Im selben Augenblick grüßte Karl. „Wen hast Du eben gegrüßt?" stagte ihn der Konsul. „Den Herrn in dem gelben Frühjahrsüberzieher, der so schnell ausschrit!. Bester, weißt Du nicht, wer das ist?" „Er sah wie ein Boxer aus." Karl lachte. » „Ja ich beneide auch niemanden, der zwischen seine Fauste gerät. Er ist stark wie ein Tiger. Ls war Asbjörn Krag, der Detektiv." „Ach so, einer von der Polizei," sagte der Konsul und gähnte. Der Wagen hielt jetzt vor dem Grand Hotel. Der Portier kam heraus und meldete, daß sich bereits einige der Herren ein gefunden hätten. , < - Konsul Falkenberg eilte ins Hotel. Im Vestibül traf er Mit seinem dänischen Geschäftsfreund, Herrn Stiegel, zusammen und stellte ihm seinen Bruder vor. Es war ein kleiner, dunkler Herr mit eisrigen nervösen Bewegungen. ordentsich^rlich,, der Konsul. „Es liegt in der Kassette dem Buchstabenschloß bereit." diese neue Einrichtung nicht nur (wie in der englischer Hauptstadt noch heute) für den „inneren" Verkehr, d. h. für den Austausch von Telegrammen und für die Be förderung von Eilbriefen innerhalb der Postverwaltnno benutzte, sonder« sie auch öffentlichen Zwecken dienstbar machte durch Nohrpostbriefe und -karten. Anfänglich waren der Berliner Rohrpost 15 Postämter angeschlossen, und die Anlage hatte eine Fahrrohrlänge von 26 Kilometer, Mit dem Wachstum Berlins wurde auch das Netz der Rohrpost immer mehr verdichtet: 1900 war die Zahl der Postämter, die der Rohrpost angeschlossen waren, bereits auf 60 angewachsen, und die Fahrrohrlänge be trug schon 137 Kilometer. Heute haben 82 Postämter Nohrposkbeförderung, während die Rohrlänge 230 Kilo meter übersteigt. Die Rohrpost ist billiger als Tele grammverkehr und man ist daher bestrebt, sie den ge steigerten Anforderungen anzupassen durch die Errich tung sogenannter „Schnellinien". Eine solche Schnell linie ist denn auch bereits im vorigen Jahre vom Haupt telegraphenamt nach Moabit (Länge: 4,5 Kilometer) ge baut worden. Und während sonst die Sendungen die Nohrs mit einer Geschwindigkeit von 40—50 Kilometer vurchgleiten, sausen sie auf der „Eillinie" in einem Stun dentempo von 70 Kilometer dahin. Schließlich sei noch erwähnt, daß außer Berlin noch die Städte Frankfurt am Main, Hamburg, Bremen, ferner Mannheim, Düssel dorf, Dortmund und Görlitz Nohrvoltaulagen für den „inneren" Verkehr besitzen. Ehrenfaschist Kolumbus. Es ist bekanntlich ein Streit entbrannt nm die „Zuständigkeit" jenes Christoph Kolumbus, der Amerika entdeckt hat. Jahrhundertelang galt er als Genueser. In neuerer Zeit aber traten ein paar spanische Gelehrte mit der Behauptung hervor, daß der kühne Seefahrer nicht in Genua, sondern in Ponte- vedra im spanischen Galicien geboren und im übrigen gar nicht Seefahrer, sondern ein simpler Weber, der auf Abenteuer ausging, gewesen sei. Die Madrider Zeitung „ABC" hat diese Behauptung mit großer Begeisterung ausgegriffen und ein Preisausschreiben zur Feststellung der wirllicbev Zugehörigkeit des Kolumbus losgelassen: wer einigermaßen überzeugend nachweist — in welcher Spr he auch immer —, daß Kolumbus tatsächlich Spanier gewesen sei, bekommt rund 50 000 Pesetas. Dis italieni- scheu Blätter haben natürlich sofort die Gefährlichkeit dieses spanischen Unternehmens erkannt, und suchen von Kolumbus zu retteu, was uoch zu rette» ist. Ein Mit glied der Redaktion der römischen „Tribuna" macht den Vorschlag, daß man ihn zum „Ehrenfaschisten" ernenne. Mit ihm zugleich solle» die faschistische Ehrenmitgliedschaft zwei unbestrittene italienische Forscher, Marco Polo und Amerigo Vespucci, nach dem Amerika den Namen be kommen hat, erhalten. Ob Kolumbus sich für den Faschis mus wird -infangen lassen, wird man ja sehen. Auch für seine Frau Gemahlin, die er sich aus Portugal geholt hatte, wird der italienische Ursprung reklamiert. Man kann sich also auf einiges gefaßt machen, denn es werden ganze Tonnen Tinte vergossen werden um diese heilige italienisch spanische Sache! Lie empfindlichen Schweizer. Ein Schweizer kann sein: 1. ein Mann aus dec Schweiz, 2. ein Mitglied der päpstlichen Leib- oder Schweizergarde, 3. ein Kuhmelker. In diesem dritten Sinns beißt er „Stallschweizer". Wegen des Skallschweizers nun har sich die Schweiz — die mit oen „richtigen" Schweizern — auf diplomatischem Wege bei Österreich beschwert und Österreich hat auch sofort, um einen Krieg zu verhüten, die Stallschweizer offiziell abgeschafft. Das heißt: sie sind persönlich noch da, aber sie sollen sortan „Melker" heiße». Man erfuhr das dieser Tage staunend während einer Wiener Gerichtsverhand lung, in der der Vorsitzende einen Rechtsanwalt sanft rügte, weil dieser von Stallschweizern sprach. Der Rechts anwalt, der, wie alle Rechtsanwälte, nicht auf den Kopf -gefallen war, erwiderte sofort, daß nunmehr vielleicht Vie „Melker" beleidigt fein würden. Die Melker — das sind die Leute von Melk, das iu Österreich selbst liegt und schon im Nibelungenlied berühmt war. Wenn übrigens jetzt alle Länder und Völker wegen gewisser Ausdrücke beleidige sei» wollten, könnten wir trotz des Völker bundes sehr bald mit den Engländern wegen der „eng-- lischcn Krankheit", mit den Spaniern wegen der „spani sche» Grippe" und mit den Polen wegen -er „polnischen Wirtschaft" in den schönsten Konflikt geraten Hoffentlich verbietet die Schweiz nicht auch noch den SÄWeizerkäse. WWW—«— Karl begann eine Unterhaltung mit ihm, sie sprachen von Sport, Theater, Tanz. Der Konsul wurde indessen von anderen Gästen in Anspruch genommen, die eingekossen waren. Schließ lich begaben sich die drei Herren zu den Geschäftsräumen ins zweite Stockwerk hinauf. Als sie die mit Teppichen belegte Treppe zum Rokokosaal hinaufstiegen, geschah etwas Merkwürdiges. - Der dänische Herr ging in der Mitte. Rechts von ihm ging der Konsul, links Karl. , Im selben Augenblick kommt ein Paar die Treppe herunter. Ls ist eine junge Dame und ein Herr in Uniform, ein Ritt meister. , Die Dame ist sehr elegant gekleidet und sehr schon. Ein be zauberndes Lächeln strahlt über einer Wolke von weißem Pelz-s werk, das sie lose um die Schulter geschlungen hat. Der Konsul erkennt sie sofort. In scherzendem Tone sagt er: „Da ist sie, Karl." Der Bruder blickt auf und zuckt zusammen. Auch der Dänische Geschäftsfreund hat das Paar bemerkt. Indem sie aus der Treppe grüßend aneinander Vorbeigehen, unterdrückt er einen Ausrus des Erstaunens und packt den Konsul am Arm. . . . - . , Die Dame und der Rittmeister verschwinden im Spiegel saal. Sie sind lachend in ein Gespräch verliest. Das seidene Kleid der Dame rauscht, indem sie über die Schwelle geht. Karl ist erblaßt; er flüstert einige Worte, einen Satz, den keiner von den andern ausjängt. Es klingt wie ein Fluch. Herr Stiegel sieht verdutzt von einem zum andern. „Weiter, meine Herren," ruft der Konsul und lacht gezwungen. Und die drei Herren stiegen weiter die Treppe hinauf. In den drei Eesellschastsräumen, die an den Rokokosaal stoßen, wimmelt es von bestockten Herren. Konsul Falkenberg gibt diesmal eine große Herrengesellschaft. Er hat seinem dänischen Geschäftsfreund ordentlich imponieren wollen und hat alles innerhalb seines Bekanntenkreises einge- laden, was einen Namen hat. Es wimmelt von Titeln. Hier und dort sieht man ein Ordensband. Konsul Falkenberg mustert mit einem hastigen Blick die Gäste. Der joviale humorvolle Regie rungsrat fehlt noch. Ebenfalls sein vornehmster Gast, Kammerherr Toten, der neben dem Ehrengast, dem dänischen Geschäftsfreund sitzen soll. (Fortsetzung folgt.)