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pollMG» ffuncklchau * 41. Fortsetzung. Die GeheimorMisalion der „Schwarzen Hand-. Italien ist das eigentliche Ursprungsland politische, Eeheimorganisatonen, denn die uns allgemein näher be- kannten Geheimbünde der Mafia und der Kamorra, dü später Verbrechergesellschaften wurden, sind aus politischer Vereinigungen hcroorgegangen. Auch der Faschismus, dm als Eeheimbund schon jahrzehntelang in Italien sein, unterirdische Arbeit verrichtete und erst in den letzter Zähren als öffentlich anerkannte Organisation nicht zuletzi durch Mussolinis Tatkraft zu arbeiten in die Lage kam, muj in diesem Zusammenhangs erwähnt werden. Nach den Weltkriege sind insbesondere in Paris zahlreiche Geheim, bünde an der Arbeik, die jedoch nicht französischen Ur> sprungs sind, sondern von Ausländern dort gegründei wurden, um vom sicheren Port der Lichtstadt aus unbehelligt ihre politischen Jntriguen zu spinnen. Die letzten Enthül lungen über den famosen Garibaldi und seine Mitarbeiter in Paris haben gezeigt, was die Franzosen sich durch ihr« Toleranz im Herzen ihres Landes großziehen, ganz zr schweigen von den vielen bolschewistischen größeren uni kleineren Gesellschaften, die von Genf, dem einstigen Do- rado aller Geheimbündler, ebenfalls nach Paris überge fiedelt sind. Etwas anderes ist es mit cher sogenannten „Schwarzen Hand", wie sie im Volksmunde genannt wird Es bandelt sich hier um die serbische „Vereinigung oder Tod", die, im Jahre 1911 gegründet, nichts Schlimmerer auf dem Gewissen hat als den Keim zum Weltkriege mij allen seinen furchtbaren Blutopfern gelegt zu haben. Dil Süd-Ost-ESe Europas, der Balkan, war schon immer de, Brandherd für politische Bewegungen. Der von dei serbischen Regierung selbst eingeleitete Prozeß von Salo niki im Jahre 1917 brachte zwar einiges Licht in dü dunklen Machenschaften des erwähnten Eeheimbundes ohne jedoch nach Opferung der wirklichen Führer, also del bekannten Obersten Dimitriewitsch und des nicht we niger bekanntgewordenen Kommandanten Tankositsch, je doch ohne die schwerwiegende Schuld der serbischen Regie rung selbst und vor allem des jetzigen Königs von Juga slawien offen klarzulegen. Von großem Interesse sinl die seinerzeit veröffentlichten Statuten der Organisation nicht weniger die Richtlinien über die Befugnisse vor allen des Zentralkomitees in Belgrad. Auch die Aufnahme de> Mitglieder, die noch ganz in mittelalterlicher Art nach Ab leistung eines Bluteides in mystisch aufgemachter Umgebunx vor sich ging, zeigt, wie dieser Eeheimbund auf die Psychl seiner Mitglieder und überhaupt des ganzen Volkes zu wirken verstand. Daß die „Schwarze Hand" auf den Balkan beute noch zu arbeiten verliebt, zeiaen bin unl übernommen hat. Nansen ist in Deutschland kern Unbe kannter mehr und wird in allen Kreisen besonders auch weaen seiner objektiven Stellungnahme hoch geschätzt. rmeoer BorMie auf dem Balkan, Lie an die sattsam be kannten Praktiken der ehemaligen politischen Verschwöre! erinnern und befürchten lassen, daß dort noch einmal ein Brand aufflammen könnte, der bei der heutigen Konstella tion der Weltpolitik nicht weniger verheerend sich aus wirken würde wie der Schuß von Sarajewo, der erwiesener maßen auf die Minierarbeit der „Schwarzen Hand" hin den Weltkrieg einleitete. Elisabeth lachte herzlich — „Etwas, Tantchen? Eine ganze Stunde es hat schon drei geschlagen! Soll ich den Kaffee bringen?" ... ,Ja, Elisabeth, wir könnten trinken! Ich habe Durst! Wie geht es der Frau Oberlehrer?" , Lina war vorhin auf einen Sprung unten — eigentlich immer noch nicht besser; sie schläft noch nicht. Und da die Kinder so laut waren, habe ich gesagt, Lina solle ein Stünd- chcn mit ihnen spazieren gehen! Es ist heute ein so schöner Tag, und die Luft ist so milde — gar nicht wie Märzenluft. Wie die Sonne schön hereinscheint —! Soll ich das Fenster nicht ein wenig öffnen?" Als Elisabeth mit dem Kaffee und einem Teller voll ausgeschnittenem Kuchen hereinkam, saß die alte Dame am offenen Fenster, sich in der Sonne wohlig wärmend. Eli sabeth rückte ein Tischchen zu ihr, und beide tranken mit Behagen Kaffee. „Da hat Werner heute eine schöne Fahrt nach Amers- dorf. Im Herbst hat er den einzigen, beinahe hoffnungs los erkrankten Sohn der Herrschaften gesund gemacht — seit der Zeit sind sie von einer rührenden Aufmerksamkeit. Zu Weihnachten hat ihm der Fürst zwölf Flaschen Rhein wein geschickt " Die Rätin wurde nicht müde, zu erzählen, welches Leid Werner durch seine ärztliche Kunst schon gemildert, und Elisabeth wurde nicht müde, ihr zuzuhören bei beiden drehte sich ja alles um ihn! Elisabeth schloß jetzt das Fenster, als ein kühlerer Luft hauch hereinstrich, und legte fürsorglich eine Decke über die Knie der alten Dame, die immer gern am Fenster saß und die Vorübergehenden beobachtete. „Was denkst du, Kind, was wir morgen abend zu der Zunge geben Blumenkohl oder Erbsen?" „Aß nicht Herr Doktor die Zunge am liebsten in einer pikanten Sauce — — Sardellensauce oder braune Ka pernsauce?" bemerkte Elisabeth, „ich dachte, darum morgen abend die Zunge mit Sardellensauce zu geben! Wir haben dann noch ein paar Mahlzeiten für uns davon — denn die Zunge ist groß " (Fortsetzung folgt.) Vom Treibriemen erschlagen. Bet der Überprüfung einer Maschine in der Zuckerfabrik Hadmersleben durch den Magdeburger Industriellen Dipl.-Ing. Ludwig Fleischhauer löste sich das Verschlußstück des Treib riemens der in Gang befindlichen Maschine. Das schwere Verschlußstück flog dem Ingenieur mir voller Wucht an den Kopf und zertrümmerte ihm die Schädeldecke. Der Verunglückte wurde sofort nach Magdeburg geschafft, wo er nach kurzer Zeit verstarb. Hauseinsturz in Paris. In einer Straße von Paris stürzte ein neunstöckiges Gebäude ein, das in ein Hotel umgebaut werden sollte. Ein Arbeiter wurde schwer ver letzt unter den Trümmern hervorgezogen. Man nimmt an, daß fünf weitere Arbeiter unter den Schuttmassen begraben liegen und getötet worden sind. ' 16 Todesopfer in La Plata. Die Zahl der in La Plata bei dem Einsturz mehrerer Häuser infolge des Sturmes ums Leben Gekommenen beträgt 16, darunter 14 Kinder. 23 Personen wurden verlebt Wieder eme Unterschlagung der der Reichsbahn. Der Beamte der Güterkasse des Bahnhofs Luckenwalde, Eisenbahnsekretär Niendorf, wurde von Beamten des Eisenbahnüberwachungsdienstes der Reichsbahndirektion Halle wegen fortgesetzter Unterschlagungen in Haft ge nommen. Bei einer Revision der Bücher der Güterkasse wurde festgestellt, daß die eingegangeneu Beträge nicht ordnungsmäßig verbucht wurden. Die Höhe der verun treuten Gelder ist noch nicht festgestellt, dürfte aber 5006 Mark übersteigen. Der verhaftete Beamte wird außer dem beschuldigt, aus der Kasse des Beamtenvereinä 600 Mark unterschlagen zu haben. Große Kohlcuverschiebungen ins Ausland. Große Kohlenverschiebungen ins Ausland, die zum Teil seit Monaten auf Grund beim Kohlensyndikat in Essen ge stohlener Ausfuhrgenehmigungen betrieben wurden, sind inDuisburg aufgedeckt worden. In Emmerich konnte noch eine größere Anzahl beladener Schiffe beschlagnahmt werden. Insgesamt sind bisher etwa 50 Personen f e st g e n o m m e n worden, die nach ihrer Vernehmung aber wieder auf freien Fuß gesetzt wurden. Grausiger Mord in Hamburg. In Hamburg wurde eine Frau ermordet aufgefunden. Die Halsschlagader war durchschnitten. Die Personalien der Ermordeten sind noch nicht festgestellt. Der Tat verdächtig ist ein Unter mieter, der in der gleichen Wohnung ein Zimmer inne hatte. Er stellte sich später der Polizei und legte ein Ge ständnis ab. Rattenplage im Londoner Zoo. Die Verwaltung des Londoner Zoos hat beschlossen, eine große Rattenvertil- gungskampagne durchzuführen. Das überhandnehmen der Ratten ist bereits für den Tierbestand des Gartens gefährlich geworden; manchmal fanden sich morgens fünf oder sechs Paradiesvögel vor, die von Ratten totgebissen waren, Schildkröten wurden die Füße abgebissen und die Elefanten wurden durch Angriffe der Nager in äußerste Erregung versetzt. überhandnchmen narkotischer Mittel in Ägypten. Nach einer Reutermeldung aus Kairo geht aus dem Jahresbericht der Städtischen Polizei von Kairo für das Jahr 1925 hervor, daß Ägypten in erschreckender Weise durch die Verbreitung narkotischer Mittel, wie Kokain oder Heroik, bedrobt wird. In dem Polizeibericht wird an- geregt, die Prügelstrafe für die Leute, die mit narkotischen Mitteln handeln, einzuführen. Deutsche Professoren in Amerika. Der Direktor des Institutes für Kohlenforschung in Mülheim, Prof. Franz Fischer, ist in Amerika eingetroffen. Er erläuterte auf der Pittsburger Konferenz, die das Carnegieinstitut für Tech nologie einberief, seine Erfindung der Olgcwinnung aus der Kohle. Prof. Bergius aus Heidelberg ist gleichfalls anwesend. Frithjof Nansen, der greise Polarforscher, der zurzeit in Berlin weilt, wo er den Vorsitz der dort stattfindenden Polarforschertagung (Nachdruck verboten.) „Morgen also ist nun das große Fest beim Fürsten Amersdorf! Ich freue mich doch, daß du eingeladen bist — es ist eine große Ehre für dich — denke, eine Durchlaucht!" lächelte gutmütig und strich über der Mutter ansa^' das vor Befriedigung strahlte, während sie ihn . . me morgen vormittag schon, um nach dir zu sehen. Am Nachmittag wird mir die Zeit reichlich knapp." „Das verlange ich auch nicht, Werner! Dafür kommst du übermorgen zum Abend und erzählst uns, wie es war! Ich bin sehr neugierig Es war Mittag geworden am nächsten Tage, als Werner in aller Eile kam, die Mutter zu begrüßen. Sie stand in der Küche am Herd und buk Kartoffelpuffer, während Eli- ^M^wie da^leckerduftet! Ich komme wohl gerade recht? Kann ich etwas zu essen haben. „Freilich, Wernerchen! Elisabeth, willst du schnell den ^Er wehrte. „Nein, ich esse meinen Puffer gleich hier in der Küche! Ich bin in großer Eile — er sAe trotz des Widerspruchs der Damen vor den Kuchentisch „frisch aus der Pfanne schmecken die Puffer doch am besten weißt du noch, Muttchen, wie ich sie dir als Zunge immer weggegessen habe?" , Beglückt nickte die Rätin und legte ihm mit vor Eifer hochrotem Gesicht einen knusprig gebackenen Puffer auf den Teller. Elisabeth hatte ihm ein Schüsselchen mit Preisel beeren gefüllt, die er gern dazu aß. Beide Damen freuten sich seines Appetits. „Du bekommst heute abend natürlich viel feinere Sachen, mein Junge —" „Ob das alles mir aber heute abend jo gut munden wird wie dieser von Mütterchen höchst eigenhändig ge backene Puffer, bezweifle ich noch!" lachte er. — „Wo ist denn das Mädchen?" „Die haben wir ausgeborgt! Sie ist schon seit sieben Uhr oben bei Oberlehrer Stelling; er bat uns darum. Die Frau Oberlehrer hat ihren bösen Migränetag und kann sich vor Kopfweh nicht rühren — sie liegt fest, die Aermste —" Werner sah nach der Uhr. „Ich habe gar keine Zeit mehr, Mütterchen — ich muß gehen —" Er reichte Elisaebth zum Abschied die Hand; die Rätin ließ es sich nicht nehmen, ihn nach der Vorsaaltür zu be- aleiten Zärtlich streichelte und küßte sie ihn — „Mein lieber Junge! Also viel Vergnügen heute abend — und komme morgen nicht so spät " Nach Tische legte sich die alte Dame, gehorsam Elisa beths Befehl, ein Stündchen nieder, um zu schlafen, während Elisabeth einige kleine Ausbesserarbeiten zur Hand nahm. Sie saß am Fensterplatz der alten Dame vor dem Näh tisch, auf dem Werners Bild neben dem Schlüsselkorb und dem Nadelkissen stand. Mit Muße konnte sie es betrachten. Der liebe, liebe Mann! Nun sie ihn wiedergesehen, war es ihr von neuem zum Bewußtsein gekommen, daß es in ihrem Leben keinen anderen Mann geben konnte als ihn! Nicht ein Tag war ja vergangen, an dem sie nicht seiner gedacht; in unver minderter treuer Liebe schlug ihr Herz für ihn. Es war eben Schicksalsbestimmung, daß sie ihn lieben mußte! In Sinnen verloren, hielt sie sein Bild in der Hand, nicht ahnend, daß die alte Dame längst erwacht war und sie in lächelnder Genugtuung beobachtete. Durch eine Bewegung der Frau Rat erschreckt, stellte sie das Bild schnell, wie auf etwas Verbotenem ertappt, wieder auf seinen Platz zurück, um dann weiter zu stopfen. Nach einigen Minuten rührte sich die Rätin vernehm lich. Sie richtete sich halb auf und gähnte — „Ich glaube, Kind, ich habe etwas geschlafen —" Deutsches Reichs Steuerstundung für die Landwirtschaft. Im Steuerausschuß des Reichstags teilte die Neichs- regierung mit, daß angesichts der schwierigen Lage der Landwirtschaft und der Tatsache, daß alle Vermögens steuerbescheide am 15. November noch nicht zugestellt sein werden, eine Steuerstundung für die Landwirtschaft unter Wegfall jeglicher Verzugszuschläge oder Verzugszinsen bis 1. Januar 1927 auf dem Verordnungswege durch geführt werden soll. Diese Erklärung erfolgte bei der Be ratung deutschnationaler und kommunistischer Anträge, die besonders mit Rücksicht auf die Witterungsverhältnisse und aus die Abdeckung der Wechselverbindlichkeiten steuer liche Schonung der landwirtschaftlichen Betriebe gefordert hatten. Diese Anträge wurden nach der Regierungs erklärung für erledigt erklärt. Bayern und der Finanzausgleich.- In der Aussprache des Bayerischen Landtages über den Landesetat und den Finanzausgleich spielte die Be merkung des Ministerpräsidenten Held eine große Nolle, daß im Kampf um den Finanzausgleich nötigenfalls zur äußersten Konsequenz gegriffen werden müsse. Ministerpräsident Dr. Held erklärte, daß seine Ankündi gung nur einem ungerechten Finanzausgleich, nicht aber der Reichsregierung gegolten habe. Unter den angekün digten Konsequenzen könne man z. B. verstehen, daß das Mitglied der Bayerischen Volkspartei aus der Reichsregierung zurückgezogen werde. Außer- dem könnte Bayern den Staatsgerichtshos anrufen. Der Bayerische Landtag ersucht die Staatsregierung in einet Entschließung, auch weiterhin mit Nachdruck für eine ge rechte und billige Lösung des Finanzausgleichs einzu- iretcn. Aus In- und Ausland. Andernach. Die Räumung der Stadt durch di« Franzosen, die vor etwa acht Tagen eingelcitet worden ist, isl nunmehr vollständig d u r ch g e f li h r t. Die Stadt ,st vom ^e-cmbcr 1918 bis Dezember 1922 von Amerikanern, spatei von Franzosen besetzt gewesen. Prag. Der Prager Polizei ist cs gelungen, eine groß« Spionageaffäre auszudxcken, in die ein Mitglied des russischen Konsulats in Prag verwickelt ist. Ein bei einel Militärbehörde beschäftigter früherer Legionär hat an ein Mitglied der sowjetrussischen Vertretung in Prag wichtige militärische Schriftstücke verkauft. London. Zur Feier des Waffen still st andstages wurde wiederum zwei Minuten lang jede Tätigkeit im ganzen Lande ausgesetzt. Am Grabe des unbekannten Soldaten wurde unter Beteiligung von Tausenden von Offizieren und Mann- schäften der Marine und der Armee eine Gedenkfeier veran- der König, der Prinz von Wales und der Hcrzotz von York Kranze ,liederlegten. Neues »u» siler well I Wilsdruffer Tageblatt I I 2 Blatt Nr.26S. —Freitag, den 12 November 1926 I Herz und Verstand. Was der Verstand auch denkt und sinnt, Sein Licht ist kälter Schein! Es wohnt das Glück, das Himmelskind, 6m Herzen nur allein. Die Zeit verweht des Geistes Licht, Verweht's wie Staub und Rauch, Des Herzens heil'ge Stimme spricht Noch in dem letzten Hauch. O wenn das arme Herz verwaist, Das ist der größte Schme^. Die Welt erobert sich der Gerst, Den Himmel schenkt das Herz. »