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coienlointsg. Seht, es ist kein Trauertag, Den wir heute still begehen. Wenn auch ernst mit -dunklem Schlag Heut durchs Land die Glocken wehen. Nicht hinab in Gradesnacht, Nicht in Welken und Vergehen Führt der Einkehr tiefe Macht Wenn wir an den Grüften stehen. Nein, empor aus Erdenleid, Aus der Mühsal bittrer Tränen Weist zur Sternenewigkeit Lei-derlöst und alles Sehnen. Seht, es trennt und scheidet nicht: Was wir einstmal hier bösesten, Tritt aus ew'gem Himmelslicht Zu uns heute unvergessen! Niemals fühlt das Herz beglückt So, daß unsre Toten leben, Daß sie, nur dem Blick entrückt, Alle Stunden uns umschweben, Wie wenn wir am Totentag Sinnend an den Grüften stehen, Und bei ernstem Glockenschlag Unsre Toten auferstehen. Leise treten sie heran Aus urew'gen Himmelsfernen, Grüßend schauen sie uns an Aus geliebten Augensternen. Alle Liebe, die ihr Herz Je uns gab, flammt hell und licht Lind erlöst aus Leid und Schmerz Klingt ihr Gruß: Wir starben nicht! Seht, es ist kein Trauertag, Den wir heute still begehen, -Wenn auch ernst mit dunklem Schlag Heut durchs Land die Glocken wehen. Eine Brücke ist bereit Heute zwischen Tod und Leben, Auf -der aus der Ewigkeit Unsere Toten zu uns schweben! Felix Leo Göckeritz. Totenfest. Zum 21. November. „Die Liebe höret nimmer auf.' Am Token fest von der Liebe reden — ist das nicht grausam? Tut das nicht doppelt weh, einmal für die, die sehr geliebt haben, weil sie ihre Lieben verloren haben, und dann auch für die, die nicht genug geliebt haben, weil es nun zu spät rst? Mag sein — aber wer die Liebe wahrhaft kennt, dem wacht nichts beim Gedenken an die Verstorbenen das Herz so still und so getrost als die Liebe. Denn sie zeigt uns, daß der Tod nicht der Allbezwinger ist, wie man so ge dankenlos sagt. Fragen wir uns doch heute beim Ge denken an unsere lieben Toten einmal: was hat denn der Tod mit ihnen gemacht? Er hat ihren Körper zerstört. Nun können sie uns nichts mehr sagen und zeigen von ihrer Liebe. Aber wie ist das denn: hat er ihre Liebe selbst auch zerstört? Es ist doch so: was sie an Liebe in unser Leben gegeben haben, das lebt weiter, trotz des Todes, ja, gerade jetzt noch stärker. Und sooft wir an sie denken, Wirkt ihre Liebe lebendig auf uns ein. Und umgekehrt: was hat der Tod fertiggebracht? Er hat es unmöglich gemacht für uns, daß wir unseren lieben Toten noch von unserer Liebe sagen und ihnen in Liebe dienen können. Aber hat er unsere Liebe selbst damit zerstört? Nicht wahr nicht zerstört, sondern vielmehr dw wir ^ geworden. Das ist eine Erfahrung, »ns? Sie sagl des körperlichen Lebens lebt -ine ga z^nde ?^ ganz eigenen Gesetzen, über die der Tod keine Ma^ ^eben völlig unabhängig vom Tode, sie ftt seinem Machtbereich enthoben: das ist die Welt der Seele mit der Liebe. Die Liebe höret nimmer auf — auch nicht mit dem Tode. So können wir getrost an die Gräber unserer liebsten Menschen treten. Er trennt uns dem Leibe nach eine Zeitlairg von ihnen. Aber damit ist seine Macht auch zu Ende. Vor der Liebe mußte er haltmachen, sie ist stärker als er. Sie rst das Leben aus dem ewigen Gott selbst. Und nr ihm leben wir alle — in ihm finden wir uns alle lA^r, wen« der Tod auch uns den Dienst getan hat, das Vergängliche von uns abzustreifcn. Den Dienst 7-'7^°!hs^ "' T°°. w° ist s posttilsde kjunüIGsu - Deutsches Reich. Die große amtliche AktcnpubNkatwn. Wie amtlich mitgeteilt wird, steht nunmehr die Druck- leauna der endgültig letzten Bänderreihe der großen Akten- pi?^ deutschen Reichsregierung Die große Politik der europäischen Kabinette 1871 bis 1011 un mittelbar vor der Beendigung. Sie umfassen das Doku mentenmaterial des deutschen Auswärtigen Amtes über die auswärtige Politik der Jahre 1912 bt^ 1914- Sie schließen sich an das im Mai 1926 erschienene Zweite Drittel der fünften Reihe an und führen den Titel „Europa vorderKatastrophe". Mit der letzten Gruppe wird das große deutsche Aktenwerk unmittelbar die verhängnis volle Periode der internationalen Verwicklungen und weltpolitischen Mißverständnisse, die den Weltkrieg vorbe reiteten, schildern. Anhalt und der Mittellandkanal. ! Der Anhaltische Landtag, der nach halbjähriger Pause "" seiner Wiutersession zusammcntrat, nahm emsümmig die Vorlage des Staatsministeriums Uber den Mttteuanv-* kanal und besonders über den Stichkanal von Staßfurt— Leopoldshall nach Bernburg an. Die auf Anhalt ent fallenden Kosten in Höhe von dreiMillionenMark tvurden bewilligt. Aus Zn» und Ausland Berlin. Der Reichskanzler hat den neuen englischen Bot schafter Lindsay empfangen. Dresden. Der frühere sächsische Ministerpräsident, Kreis- Hauptmann Buck, der als Vertreter der ASPS (Alte Sozial- demokratische Partei Sachsens) in den neuen Landtag ge wählt worden war, Hai jetzt sein Laudtagsmandat nieder-, gelegt. An seine Stelle, tritt der Hauptschriftleiter der Säch-I fischen Staatszeitung, Bethke. Danzig. Der Danziger Beamtenbund hat in seiner letzten- Sitzung einstimmig beschlossen, der Regierung der Freien M G G G G Prof. Max Dessoir. deutung geweiht. Ludwig Ganghofer ft gaben. G G Brust W Friedr. Kanßler. W W ft W W W W G G G M W d W G O G G G M d W W G M W W W G O M M M W Geldettkvänre mm Gedächtnis nnievev Gefallene«. Wir alle, die wir um der Heimat willen verlieren mußten, sei es an teuerem Leben oder an Gut. wir alle wissen, wofür wir es hin- Jhr Namenlosen, Die keiner kennt, Weil kein Auge eure Tas kennt — Seid in Ehrfurcht gegrüßt. Unbekannte, ihr alle: Bewußt oder unbewußt. Tragt ihr ein strahlendes Kreuz in der Seid in Ehrfurcht gegrüßt' Unsere Helden sind keineswegs unnützlich von uns geschieden, erhöhend und veredelnd be gleiten sie als gute Geister ihr Volk in alle Ge schicke hinein,- so sind sie ein Besitz für immer und eine unversiegliche Quelle des Segens für alle kommenden Zeiten. Rudolf Eucken. Heldenmut und Heldentreue, das ist, wie die Ereignisse uns zeigen, das innerste Wesen unseres deutschen Volkes, und niemals, meine ich, ist das Nibelungenlied, das hohe Lied von Heldentum und Heldentreue, unserem Herzen so nahe gewesen, wie in jenen Tagen. Prof. Dr. Franz von Liszt. Am Tag der Toten laßt uns männlich trauer«. Streut Rosen auf ihr Grab und Lorbeer auch. Und laßt das eine euch zutiefst durchschauern: Deutschland zu schirmen bis zum letzten Hauch, Und gilt es Opfer unerhört — Bei unsern Toten: schwört! Gustav Falke ft So schmerzvoll der Gedanke ist, daß ein rascher Parzenschnitt zahllose unserer Liebsten und Besten von den Znkunftsaussichten ihres jungen Lebens abgetrennt hat, so tröstlich wirkt das Bewußtsein, daß ihr Tod einen Sinn ge wonnen hat, der dem zufälligen Hinscheiden des Erkrankten fehlt: sie haben gewußt, und wir werden es nie vergessen, zu welchem edelsten Zweck ihr Blut gestossen ist. Hier und nur hier lichtet sich das Geheimnis des Todes, denn die Abschiedsstunde ward durch eine höhere Be- Die mit ihrem Blute den Boden gedüngt. Knüpfet aufs neue die innigen Bande. Damit eure Sehnsucht die Seelen euch bringt. Ihr müßt es nur fühlen, ihr müßt es nur rinden: Daß lebendig allein die Liebe nur macht. Dann wird sich die Brücke mit Brücke verbinden, Die aus dem Licht hier, und dort aus der Nacht. Max Kretzer. Deutsches Volk, du darfst nicht klagen. Deutsches Volk, du sollst den Kindern und Enkeln sagen: Die da fielen vor dem Feind. Die wir Heitz geliebt, die wir Heitz beweint, Walküren haben die Toten getragen Aus Schlachtengebrüll, aus stöhnendem Sewall, Jauchzend hinüber, hinauf nach Walhall! Karl Vulcks. Munch ein Held, der hin sein Leben gab. Liegt — wer weitz wo? — in der Ferne, Doch auch über unbekanntem Grab Leuchten der Heimat Sterne. Und Sonnenstrahlen, die niederglühn, Lassen wilde Blumen drauf erblühn Iohannes Trojan Gedenkt eurer Toten im feindlichen Lande, Stadt Danzig und den Selbftverwattungsrorpern em Roi - opser anzubieten, durch das die Stadtverwaltung jähr lich 2,86 Millionen Gulden an Gehältern einsparen kann. Innsbruck. Wie die Blätter melden, Hal die Unterprä- sektur von Meran im Auftrage des Präfekten von Trient die Turnvereine des ganzen Burggrasenamtes aufgelöst. London. Wie aus Moskau gemeldet wird, soll Stalin beschlossen haben, die Oppositionsführer wieder in hohe SlaaIsümter e i n z u s e tz c n. Er hofft, ans diese Weise eine endgültige Aussöhnung mit der Opposition hcrbci- zusuhren. Murcia. Der Fluß Segura ist über die Ufer getreten und hat sehr bedeutenden Schaden angerichtet. Zahlreiche Dörfer sind bedroht. Man befürchtet, daß auch Menschen der Überschwemmung zum Opser gefallen sind. Melilla. Hier wurde ein Erdstoß von mittlerer Heftig keit verspürt, der unter der Bevölkerung Unruhe hervorief, und auch einigen Sachschaden anrichtete. Menschenleben sind nicht zu beklagen. j Neue» »u» sller well « Selbstmord eines Rcichswehrmajors. In seiner Wohnung in Charlottenburg wurde der Major der Reichs wehr Alexander Wiedtmann erhängt aufgesunden. Das Motiv zur Tat ist unbekannt. Die Leiche wurde von der Militärbehörde beschlagnahmt. Geplante Jahrtausendfeicr der Ostmark. Der Deutsche Ostbund hatte als Parallele zu der Jahrtausendfeier der Rheinlands eine große Jahrtausendfeier der Ostmark an geregt. Nunmehr hat sich Oberbürgermeister Lohmeyer mit einem neuen Vorschlag au den Reichspräsidenten von Hindenburg gewandt, der diesem Vorschlag auch zuge stimmt hat. Er schlägt vor, eine 700-Jahr-Fcier im Jahre 1930 zu veranstalten, und zwar zur Erinnerung an das Jahr 1230, in welchem dem Deutschen Ritterorden das Recht zur Besitzergreifung des Preußenlandes erteilt wurde und dann der Orden als erste Burg die Ordens burg Thorn anlegte. Ein Kirchturm eingcstürzt. Der vor noch nicht langer Zeit neu errichtete etwa 12 Meter hohe Turm der evan gelischen Kirche in Eiserfeld ist eingestürzt. Da man be reits vorher ein bedenkliches Schwanken des Turmes be merkt hatte, wurde rechtzeitig für eine Absperrung des Gotteshauses Sorge getragen, so daß glücklicherweise bei dem Unfall Menschenleben nicht zu beklagen sind. Die Ursache des Einsturzes konnte noch nicht festgestellt werden. Tragisches Ende einer Hochzeitsreise. Ein tragisches Ende fand ein junges Ehepaar in Köln, das von der Hochzeitsreise zurückgekehrt war. Die beiden hatten ver gessen, den Gashahn am Badeofen zn schließen, und wur den durch die ausströmenden Gase erstickt. Als die Haus hälterin am Abend mit der brennenden Lampe das Bade zimmer betrat, erfolgte eine Explosion, durch die die Decke einstürzte. Die Haushälterin, die mit brennenden Klei; dern auf die Straße stürzte, wurde mit schweren Ver letzungen ins Krankenhaus gebracht. Vereiteltes Eisenüahnattcntat im besetzten Gebiet. Ein Baynbediensteter entdeckte kurz vor der Durchfahrt eines Personenzuges bei dem fernbedienten Wegübergang zwischen Maximiliansau und Wörth am Rhein eine quer über das Gleis gelegte fünf Zentimeter starke Bohle. Das Hindernis wurde beseitigt, bald darauf aber von neuem auf dem Gleis vorgefunden. Als Täter wurden zwei französische Soldaten sestgestellt, die von der französischen Behörde verhaftet wurden und bereits ein Geständnis abgelegt haben. Ungewöhnlich reicher Heringsfang. Die Herings fischerei im nördlichen Kanal und in der Nordsee hat, wie aus Calais gemeldet wird, dieses Jahr einen direkt wunderbaren Ertrag. Täglich werden in Boulogne und Calais viele Millionen Heringe verkauft. Der Groß handelspreis stellt sich auf nicht ganz 20 Centimes, also) etwas über 2 Pfennig für das Stück. Die Heringsbänke sind stellenweise so dicht, daß manche Fischkutter nicht in der Lage sind, ihre vollgefüllten Netze aus eigener Kraft an Bord zu hissen, sondern fremde Hilfe hcrbeirufen müllen. Neun Ehefrauen hinter dem Sarge eines Gatten. Im Gefängnis von Clington starb der wegen Mehr ehe zu längerer Kerkerstrafe verurteilte Jean Lawrence. Der Gefängnisdirektor verständigte zartsühlenderweise alle neun Ehefrauen des Verstorbenen, die auch alle erschienen und dem Sarge folgten. Die Erregung der Opfer des Don Juans war nicht gering. Bernard Shaw lehnt die Nobclpreisspende ab. Bern ard Shaw hat der schwedischen Akademie mitgeteilt, daß er die Nobelpreisspende nicht annehmen könne, da seine Einkünfte groß genug wären. Er bitte daher, seine Werke außer Wettbewerb zu klassifizieren und den Geldpreis zum Nutzen gemeinsamer literarischer Bestrebungen beider Länder zu verwenden. Blinde Passagiere an Bord von Überseedampfern. Im Hasen von Neapel ist der Getreidedampfer „Valle Mare" aus Montreal angekommen. Der Kapitän machte bei der Behörde die Anzeige, daß sich mit Einverständnis einiger Angestellter drei Personen in die Kohlenräume des Schiffes eingeschlichen hatten. Die unbefugten Aus wanderer, die drei Monate auf dem Schiffe geweilt hatten, wurden der Behörde übergeben. Ebenso hat in Neapel der Kapitän eines vor der Abfahrt nach Amerika befind lichen Dampfers fünf unbefugte Auswanderer entdeckt, die sich an Bord verborgen hatten. , ' Königin Maria von Rumänien reist heim. Königin Maria wird ihre Amerikareife in Detroit abbrechen und nach Newyork zurückkehren, wo sie sich am 24. November aus der „Berengaria" nach Europa einschisfen wird. Als - Grund des Abbruchs der Reise wird eine Verschlimmerung j im Befinden des Königs angegeben. Meuterei auf hoher See. Auf telegraphische Bitte - von Singapore aus ist eine Flottenabteilung aus Hong- ö kong ausgelaufen, um den chinesischen Dampfer „Hong- peng" auf hoher See aufzufinden, von dem eine Meuterei an Bord gemeldet ist, die bereits zu zwanzig Todesfällen geführt haben soll. Man nimmt an, daß die Meuterei in Zusammenhang mit den aus Singapore deportierten Chinesen steht. Bunte Tageschronik. Barmen. Beim Transport einer 70 Zentner schweren Presse aus dem Fabnkhos der Firma Bemberg in Barmen stürzte die Maschine vom Auw und traf zwei Arbeiter. Einer war sofort tot, der andere starb im Lauft des Tages. Basel. Vom 27. November bis 5. Dezember findet in Basel in den Räumen der Schweizerischen Mustermesse eine Internationale Radio- und A m a t e u r a u s st e l l u n g statt. Wien. Im Kurort Bad Gastein ist unterhalb der be kannten Schwarzenberganlage ein Felsbruch erfolgt und ha! die Gasteiner Ache v-rlcgt und zurttckgestaut. Es mußten Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden. Paris. In einer Metzer Maschinenfabrik stürzte infolge Kettenbruches ein 5060 Kilogramm schweres Gewicht von einem Transportkran ab und erschlug einen 16 jährigen Arbeiter. Krieg im Frieden. Von unserem ständigen Mitarbeiter. Wien, Mitte November. Wenn man in den letzten Wochen die Lokalnachrichten der Wiener Zeitungen betrachtete, so konnte man sich in die glück- icherweise schon in Vergessenheit geratene Zeit vor einem Jahrzehnt znrückversetzt glauben. Man las Berichte von den Vorpostengesechten am Dmiaunfer. von der Gefechtsbereitschaft