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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ ,Ml»» »ffer T°s-bl»n- rr,n,-tnl »Sa»q s Uhr für de» «e». T-^ «»-»«»pr-i»: Bei «bholuu, in »« «elchLftsfieUe uv» den «»»»»drftelle» 2MK. i» Mo«-!, bei ZvsteNu», »nrch di« Boten 2,M Md., br, Postdeftelluue Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Poftbo'te-unduns-reRu,. W»«cr und «elchäslrftellen — nehmen zu jede« Zeit «e- HeLimgen «tgege». I» Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteh: kein Anspruch auf Lieferung «r AeilvND oder KLr-»ng des DeHNg»Preises. — Rüchsendung eingesaadter Schriststürkr erfolgt nur, wen» Porto oeiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gespaltene Si«u»zeile 20 Goldpfennig, die ^gcspoltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- Pfennig, die 3 gespaltene Stedlamezeile im textlichen Teile IVO Goldpsennig. Rechweisungsgel ühr 20 E>oldpfennig. P»r°» geschriebene Erscheinung»- mge und Platzvorschriftrn werd«, nach MS,iichkci, Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. ß derLcksichligl. Anzeige«. annohmrbisvorm.10Uhr — 5 — Mr die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Aabuttanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden«nß »derder Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entge-ae. Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshsuptmannschaft Meißen, Les Amtsgerichts and Stadtrats z« Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Noffen. Nr. 272.— 85 Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff« Dresden Postscheck Dresden 2640 Montag, den22 November 192S Oel statt Kohle. Von den Volks-, vor allein aber den weltwirtschaft lichen Folgen der deutschen Erfindung, aus Kohle, und zwar aus Steinkohle, aber besser noch aus Braun kohle, jetzt erstklassige Brenn-, Schmier- und Heizöle herzustellen, kann man sich vorläufig nur in großen Strichen ein Bild machen. Setzt man den Kohlentonnenpreis mit 15 Mark an, so hat das Ll, das aus dieser Tonne Kohle gewonnen werden kann, gerade den dreifachen Wert. Welches Verfahren — es gibt deren zwei — bei der Verflüssigung der Kohle das rentablere sein wird, läßt sich im Augen blick noch nicht sagen. Das eine aber steht fest: bei der reinen Steinkohlenfeuerung war es bisher nur möglich, die Heizkraft dieses Brennkörpers zu etwa einem Viertel nutzbar zu machen; der Rest ging „zum Schornstein hin aus". Das kann jetzt anders werden, der „Brennwert" steigt bei Verflüssigung in Sl und entsprechender Um wandlung der Feuerungsanlage auf das Dreifache. Unterschiede der „Sorten" sind bei der Verflüssigung der Kohle nicht von großer Bedeutung; gerade die billigsten und schlechtesten Sorten, nämlich die Feinkohle und Kohlengrus, eignen sich am besten, weil sie sich am leichtesten vermahlen lassen. Daß die Braunkohle sich so- gar noch besser eignet, hat gleichfalls allererste volkswirt schaftliche Bedeutung, da das Vorkommen dieses Roh stoffes besonders in die Norddeutsche Tiefebene fällt; während z. B. England darin sehr benachteiligt ist. Aus allem ergibt sich eine gewaltige Wertsteigerung der deut schen Gesamtkohlenschätze, wenn die Arbeit, die mit ihnen geleistet wird, auf das Dreifache gesteigert wird. Binnen wirtschaftlich hat aber die neue Ent deckung auch sehr erhebliche Folgewirkungen nach der Transportseite hin. Die Kohle ist ein „sperriger" Rohstoff, d. h. die Transportkosten stehen in keinem guten, also billigen Verhältnis zum Wert der Wagenlaoung. Bekanntlich konnte der deutschen Kohle die englische Kohle eine so erfolgreiche Konkurrenz machen, weil der See transport von England nach Hamburg wert billiger ist als ans dem deutschen Kohlenrevier. Tritt nun das Ol an die Stelle dieses „sperrigen" Transportgutes, so ver schiebt sich die Kostenfrage radikal, weil sie dann überhaupt kaum noch eine Rolle spielt angesichts der Hochwertigkeit des transportierten Gutes; bei geschickter Anlage der neuen Fabriken für Olhersteüung werden sie sich noch weiter herunterdrücken lassen. Außenwirtschaftlich ist daran zu denken, daß die Kohle — neben dem Kali — der einzige Rohstoff ist, den wir in fo nennenswerten Massen besitzen, daß wir ihn ausführen können. Vor dem Kriege haben wir darin ja auch England überholt, dem wir noch jetzt in der betriebstechnischen Ausgestaltung n^^-he^^erung weit überlegen sind. Jetzt ließe sich „sperrigen" Ausfuhrgutes das leicht trans- aus di^' ^r dreifach wertvollere Fertigfabrikat, das meltwirks^rV^M"^ gewonnen wird, ausführen. Welch' ^nma aA ^ Folgen das haben kann, läßt sich nicht einmal andeutungsweise wiedergeben, namentlich, da wir ettien gewaltigen Vorsprung gewonnen haben. Ast' anderen Seite sind wir Großabnehmer für alle Produkte, die aus dem ausländischen Erdöl gewonnen werden, also vor allem Petroleum, Benzin und - Schmieröle. Diese lassen sich nun durch das neue Ver fahren lme - ge nen - ande in gleicher Güte Herstellen; Prof. ^erL"!s behauptet, daß das aus der Verflüssi gung der Ko.ste gewonnene Gasolin besser sei als das bisher "Zeugte, und das Klopfen des Motors verhindert. Und dem Motor, nicht der Dampfmaschine gehört die Zu- !unft. Der „Kampf um Ol" hat ja die Politik der großen Staaten m den letzten Jahrzehnten entscheidend bestimmt, die WAtpolitik spielte sich ab aus diesem welt wirtschaftlichen Hintergrund und wir hatten dabei nichts mitzureden; unsern Vorstoß mit der Bagdadbahn in das persisch-mesopotamlscye Ostgebiet hinein zerschlug der Aus gang des Weltkrieges. Jetzt haben wir mitzureden, sehr gewichtig mitzu reden; freilich Nicht mit Hilfe der Gewalt, sondern durch Geist und deutsches Entdeckergenie. Dr. Ze. Die MÜriarkonirolle. Dr. Stresemann bei Hindenburg. Reichspräsident v. Hindenburg hat den Reichsaußen-. Minister cmvfanaen. Dr. Stresemann hielt dem Reichs- Mäsidc^ über die schwebenden Fragen der künftigen Umgestaltung der MilUärkontrolle mW M einen eingehenden Bericht über den Stand der Pariser und Berliner Besprechungen. Die französische Negierung läßt offiziöserklaren, daß sie die Forderung aus Einrichtung erner standlg-n Mili- türkontrolle durch die Jnvestigationskommlstion oes Völkerbundes niemals erhoben habe und auch nicht er heben werde. Eine solche Forderung würde den Ver trägen nicht entsprechen. Dagegen wünscht die französische Negierung, daß Mittel und Wege gesunden werden, um eine gewisse Stabilität der Militärkon- . olle auch nach ihrem Übergang an den Völkerbund ^währleisten. Was sie unter „Stabilität" versteht, roe auch aus Anfrage nicht mitgeteilt. WtzM MW im WMHmerW. Neue Maßnahmen der Reich'sbahn. i Die Reichsbahn hat die Vorarbeiten für dis Ein- richtkmgen zur Beeinflussung fahrender Züge derart ge - fördert, daß die Lösung des Problems der Übertragung ' der SignalsteLung auf den fahrenden Zug unter auto- j matischer Einwirkung auf die Bremse der Verwirklichung naherückt. Mit den übertragungsmitteln, die den Magne tismus zur Übertragung benutzen, wurden gute Ersah rungen gemacht. Nach eingehenden Vorversuchen, vcr bunden mit Probefahrten zwischen Zehlendorf unk Neubabelsberg, läßt die Reichsbahn längere, be sonders aber nebelrciche Strecken, wie z. B. Hamm- Oberhausen (Emschertalbahn) mit derartigen Ein richtungen ausrüsten. Sollten diese Versuche einen günstigen Verlaus nehmen, fo ist damit zu rechnen, daH Ende nächsten wahres die planmäßige Ausrüstung aller Reichsbahnstreüen mit Vorrichtungen gegen das über fahren der Haltesignale in Angriff genommen wird. Vereinigungen "und Organisationen wieder ins Leben zu rufen frrchen, für deren Theorien weiter Propaganda trei ben und sich damit in einen Widerspruch zu den geltenden Gesetzen setzen. Ebenso wurden gegen die Zusammensetzung der Kriegsgerichte, die bekanntlich nur aus Mitgliedern der nationalen Miliz bestehen sollen, Bedenken erhoben. Justizminister Rocco erklärte, das Gesetz sei und bleibe ein Ausnahmegesetz. Diesen Charakter verdanke es aber der Unvollkommenheit der bestehenden Gesetze. Die Mittel des neuen Gesetzes seien Mittel des Kampfes und der Ver teidigung. Sein Ziel aber sei die Wiederaufrichtung der Ordnung und der Befriedung des Landes. Mussolini sagte dann, das außerordentliche Tribunal solle nur mit Personen besetzt werden, die Vock ihm, Mussolini, persönlich ausgewählt werden würden. Das Tribunal werde über jeden Verdacht erhaben sein. Es werde keine Rache üben, abec strenge Justiz walten lassen. Wallraf über deulfchnationale Politik. Reichsschulgesetz und Wehrhaftigkeit. Auf dem Landesparteitag der Deutschnationalen Volkspartei in Hessen-Nassau sprach der zweite Vor sitzende der Deutschnationalen Volkspartei, Staats- minister a. D. Wallraf. Der Redner ging auf die Verhandlungen wegen einer Erweiterung der Regierung rm und bezweifelte es, daß diese Verhandlungen bej Wiederzusammentritt des Reichstages schon einen Ersolg haben könnten. Er befaßte sich eingehend mit der Frage des konfessionellen Friedens in Deutschland und meinte, daß sich der Wettstreit der Konfessionen auf die Ausbil dung wichtiger Charaktere für das Leben beschränken sollte. Schon das Reichsschulgesetz könne eine Be lastungsprobe für die Konfessionen werden. Doch werde die Deutschnationale Volkspartei so verfahren, daß der Friede der Konfessionen gewahrt werde. Im Mittel punkt der Betrachtungen über dis A u ß e n p o l i t i k stand Thoiry. Weiterhin setzte sich Wallraf mit der Rede Stegerwalds in Osterfeld auseinander. Wenn das Schulgesetz, wie Stegerwald gesagt hat, kein Eckstein der deutschen Politik sein solle, so kündige sich darin auss entscheidenste der Wandel in der Zentrumspartei an. Wallraf kennzeichnete es als das größte Verbrechen, wenn versucht würde, dem deutschen Volke den Gedanken der Wehrhaftigkeit zu rauben. Italiens Ausnahmegesetz angenommen. Mussolini spricht. Der Senat in Nom hat das neue Staatssicherheits- geseß mit 183 gegen 49 Stimmen angenommen. Das Ge setz bestimmt die Wiedereinführung der Todesstrafe für Attentate gegen den König, Mitglieder der königlichen Familie, den Ministerpräsidenten und schwere Zuchthaus strafen für alle Anschläge auf den Staat. Grundsätzliche Bedenken gegen die Wiedereinführung der Todesstrafe sind nicht erhoben worden, auch die Not wendigkeit eines Ausnahmegesetzes wurde in Anbetracht der wiederholten Attentate gegen Mussolini anerkannt. Dagegen wurden schwere Bedenken erhoben gegen den Paragraphen 4, der sür diejenigen Zuchthausstrafen vor- siebt. die in irgendeiner Form die aufgelösten Parteien, Ser deutsche Sieg in Sberschieflen. Das Ergebnis der Gemeindewahlen. Über das Ergebnis der Grmeindcwahlen in Polnisch^ Oberschlesien sind von polnischer und von deutscher Seist! widersprechende Nachrichten vcrbrertet wor den. Nachdem nunmehr aus den Landgemeinden Mel-« düngen vorliegend stellt sich das vorläufige Ge samtergebnis folgendermaßen dar: Unbe stritt ten ist der deutsche Sieg im gesamten Industries revier. In Kattowitz-Stadt beträgt die deutsche Mehrt heil 25 513 gegen 16 090 polnische Stimmen, in Königs; Hütte 21247 gegen 8744, in Bismarckhütte 6660 gegest 4348, in Laurahütte 9932 gegen 5485, in Chorzow 3173 gegen 1321. Im Landkreis Kattowitz stehen 42717! deutsche 38243 polnischen Stimmen, im Kreis Schwienl tochlowitz 41493 deutsche 35 238 polnischen gegen, über. Polnische Mehrheiten sind auf dem platten Lands der Kreise Rybnik und Pleß zustande gekommen. Aller; dinas ist hier zu beachten, daß polnischer Terrot hier nicht nur, wie in, ganzen Abstimmungsgebiet, dir deutsche Wahlagitation aufs äußerste erschwerte, sonderst sogar in vielen Orten di: Aufstellung dcntsche^ Listet? u n kn ög! i ch machte. Der amtliche Wahlzwang ist hier mfolgcd.ssen nur den polnischen Wählern zugut« gekommen. In den ländlichen Kreisen Pleß und Rybnis stehen nach polnischen Quellen 90 000 polnische Stimmest 31 080 dnuschcu gegenüber. Selbst dieses Stimmverhättt Cmglischsr KsUsKßrE im BWau. Nur noch D i si r i k t s v e r h a n d l u n g e n. Die Delegiertenkonferenz der Bergarbeiter hat den Antrag abgelehnt, den Kampf im Bergbau fortzusetzen. Lie Konferenz der Bergarbeiterdelegierten nahm mit 502 000 gegen 286 000 Stimmen eine Entschließung an, worin allen Bezirken anempfohlen wird, unverzüglich mit den Grubenbesitzern in ihren Bezirken die Verhandlungen wegen des Abschlusses neuer Lohnvertrüge zu eröffnen, doch soll kein Bezirk eine endgültige Regelung annehmen, bevor nicht eine nationale Konferenz abgehalten worden ist. Damit ist der Streik als geschlossene natio nale Kampfhandlung wohl zu Ende. Immerhin ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß in dem einen oder anderen Bezirk der Streik noch etwas an- dauern wird. Am nächsten Freitag wird die Delegierten konferenz erneut zusammentreten, um die Berichte der einzelnen Distrikte über die Verhandlungsergebnisse ent gegenzunehmen. Von dem von der Regierung vorgeschla genen Schiedsgericht ist im Augenblick keine Rede mehr. Die Frage wird Anfang nächster Woche vom Kabinett er- örtert stverden. Ein Teil des Kabinetts soll der Auf fassung sein, daß eine Regierungsinterventiou noch immer notwendig sei, damit den Bergarbeitern vernünftige Be dingungen unterbreitet würden. Andere Regierungs mitglieder sind dagegen der Auffassung, daß die Berg arbeiter, nachdem sie beschlossen haben, die Gewerkschaft als Appellationsgerichtshof einzusetzen, nicht erwarten könnten, daß die Negierung noch ein Schiedsgericht bilden werde. Die Exekutive der Bergarbeiter beschloß, dis Ein ladung des Allrussischen Gewersichastsüundes zu dem iw Dezember stattfiud-mden russisi/?n Gewerkschaftskongreß auzunehmen und den Sekretär Cook als Gastdele gierten nach Moskau zu entsende». Die Bergarbeiter und Bsrgwerksbesitzer von Notiing hamshire find zu einem Übereinkommen gelangt, das sür einen Zeitraum von fünf Jahren den 7^-Stunden-Tag und die Errichtung eines Lohnamtes vorsieht, in dem Arbeitnehmer sind Arbeitgeber in gleicher Zahl vertreten sind. Der geringste Tagcslohn soll 7 Schilling und 11 Pence betragen. ms bedeu-ct einen Rückgang der polnischen Mehrheit dieser Gebiete bei der Volksabstimmung von 1921. Attes in allem kann das Gesamtergebnis der Abstiml mung, das in der polnischen Presse Bestürzung hervor« gerufen hat und das Korfanty ein Volksgericht nennst nur als großer deutscher Erfolg bezeichnet wer« den. Es hat in überraschender Weise die Stärke der deut schen Minderheit und den nach wie vor überwiegend deutschen Charakter des Industriegebietes bewiesen Dieses Ergebnis ist doppelt hoch zu veranschlagen, wenri man bedenkt, daß bei der Volksabstimmung im Jahr« 1921 noch die Auswärtigen mitstimmen durften, daß seit her eine starke Verdrängung des deutschen Elements statt gefunden hat und daß die jetzigen Gemeindewahlen untei einem starken polnischen Terror gestandcr haben. Selbständigkeit der britischen Kolonien. Ergebnisse der Reichskonferenz. Die soeben verkündeten Beschlüsse der seit Wocher tagenden Britischen Reichskonfcrenz verleihen jeden selbständigen Glied des Weltreiches volle Autonomie. De, Generalgouverneur hört auf, Vertreter der englischen Ne gierung zu sein und wird der Träger der Personalunion zwischen England und dem beteffendcn Dmnwston nur als